[0001] Die Erfindung betrifft eine Turbinenanlage, insbesondere eine Dampfturbinenanlage,
sowie ein Verfahren zum Kühlen einer Turbinenanlage, insbesondere einer Dampfturbinenanlage.
[0002] Dampfkraftwerke bzw. thermische Kraftwerke sind weithin bekannt, beispielsweise aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Dampfkraftwerk (erhältlich am 24.04.2012).
[0003] Ein Dampfkraftwerk ist eine Bauart eines Kraftwerks zur Stromerzeugung aus fossilen
Brennstoffen, bei der eine thermische Energie von Wasserdampf in einer meist mehrteiligen
Dampfturbine (
http://de.wikipedia.org/wiki/Dampfturbine, erhältlich am 24.04.2012) in Bewegungsenergie umgesetzt und weiter in einem Generator
in elektrische Energie umgewandelt wird.
[0004] Bei einem solchen Dampfkraftwerk wird ein Brennstoff, beispielsweise Kohle, in einem
Brennerraum verbrannt, wodurch Wärme frei wird.
[0005] Die dadurch frei werdende Wärme wird von einem Wasserrohrkessel, kurz Dampferzeuger,
aufgenommen und wandelt dort eingespeistes, zuvor gereinigtes und aufbereitetes (Speise-)Wasser
in Wasserdampf/Hochdruckdampf um. Durch weiteres Erwärmen des Wasserdampfes/Hochdruckdampfes
in einem Überhitzer nehmen Temperatur und spezifisches Volumen des Dampfes zu.
[0006] Der erzeugte Hochdruckdampf tritt weiter - über eine Einströmseite, d.h. eine sogenannte
Frischdampfseite, kurz FD-Seite, bzw. einer dortigen Zuleitung (FD-Zuleitung) - in
einen Hochdruckteil der Dampfturbine (Hochdruckteilturbine) ein und verrichtet dort
unter Entspannung und Abkühlung mechanische Arbeit.
[0007] Zum Erreichen eines hohen Gesamtwirkungsgrades wird der Dampf nach dem Verlassen
des Hochdruckteils - über dessen Abdampfseite bzw. einer dortigen Abdampfableitung
- wieder in den Dampferzeuger geführt und zwischenüberhitzt.
[0008] Der (zwischen-)überhitzte Dampf wird - über eine Einströmseite, d.h. hier eine sogenannte
heiße Zwischenüberhitzungsseite, kurz HZÜ-Seite, bzw. einer dortigen Zuleitung (HZÜ-Zuleitung)
- einem Mitteldruckteil der Dampfturbine (Mitteldruckteilturbine) nochmals zugeführt
und verrichtet weitere mechanische Arbeit unter weiterer Entspannung und Abkühlung.
[0009] Nach dem Verlassen des Mitteldruckteils über dessen Abdampfseite bzw. einer dortigen
Abdampfableitung strömt der Dampf - über eine Überströmleitung - in einen Niederdruckteil
der Dampfturbine (Niederdruckteilturbine), wo weitere mechanische Arbeit unter Entspannung
und Abkühlung auf Abdampfdruck-Niveau geleistet wird.
[0010] Durch den an die Dampfturbine gekoppelten Generator wird die mechanische Leistung
dann in elektrische Leistung umgewandelt, welche in Form von elektrischem Strom in
ein Stromnetz eingespeist wird.
[0011] Der Abdampf aus der Dampfturbine bzw. aus der Niederdruckteilturbine strömt über
deren Abdampfseite bzw. einer dortigen Abdampfableitung in einen Kondensator, wo er
durch Wärmeübertragung an die Umgebung kondensiert und sich als flüssiges Wasser sammelt.
[0012] Über eine Kondensatpumpe und einen Vorwärmer hindurch wird das Wasser in einen Speisewasserbehälter
zwischengespeichert und dann über eine Speisepumpe erneut dem Dampfkessel zugeführt,
womit ein (Wasser-Dampf-)Kreislauf des Dampfkraftwerks geschlossen wird.
[0013] Man unterscheidet verschiedene Dampfkraftwerksarten, wie beispielsweise Kohlekraftwerke,
Ölkraftwerke oder auch Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke (GuD-Kraftwerke), nach ihren
unterschiedlichen Arten der Dampferzeugung bzw. des Brennstoffs für die Dampferzeugung.
[0014] Ein Kohlekraftwerk ist beispielsweise eine spezielle Form des Dampfkraftwerkes, bei
welchem Kohle als hauptsächlicher Brennstoff zur Dampferzeugung verwendet wird. Man
kennt solche kohlebefeuerten Kraftwerke für Braunkohle wie auch für Steinkohle.
[0015] Neben den Dampfkraftwerken sind auch Gaskraftwerke bzw. Gasturbinenkraftwerke bekannt
(http://de.wikipedia.org/wiki/Gasturbinenkraftwerk, erhältlich am 24.04.2012).
[0016] Ein solches Gasturbinenkraftwerk ist ein Kraftwerk, das mit Erdölprodukten oder mit
brennbaren Gasen, wie beispielsweise Erdgas, betrieben wird. Diese Gase sind in diesem
Fall der Brennstoff für eine Gasturbine (http://de.wikipedia.org/wiki/Gasturbine,
erhältlich am 24.04.2012)), die ihrerseits den angekoppelten Generator antreibt.
[0017] Ein GuD-Kraftwerk ist in
http://de.wikipedia.org/wiki/Gas- und-Dampf-Kombikraftwerk (erhältlich am 24.04.2012) beschrieben.
[0018] Ein solches GuD-Kraftwerk ist ein Kraftwerk, in dem die Prinzipien des Gaskraftwerks
und des Dampfkraftwerks kombiniert werden. Die Gasturbine dient dabei als Wärmequelle
für einen nachgeschalteten Abhitzekessel, der wiederum als Dampferzeuger für die Dampfturbine
wirkt.
[0019] Arbeiten, wie Wartungs- oder Revisionsarbeiten, an einer Turbine eines Kraftwerks,
wie an einer Dampfturbine eines Dampfkraftwerks, können erst nach einem Abschalten
eines Drehbetriebs der Turbine durchgeführt werden. Dazu muss ein Wellenstrang der
Turbine von Temperaturen von ca. 600 °C auf unter 100 °C heruntergekühlt sein.
[0020] Die Dampfturbine kühlt beispeisweise - ohne äußere Eingriffe - in ungefähr 8 Tagen
bzw. ca. 200 Std. auf unter 100 °C bzw. in ungefähr 6 Tagen bzw. ca. 150 Std. auf
unter 150 °C ab. Letzterer Zeitpunkt stellt die früheste Möglichkeit dar, den Wellenstrang
bzw. die Welle der Dampfturbine stillzusetzen, wobei diese dann aber von Hand weitergedreht
werden muss, um thermische, den Drehbetrieb einschränkende Verformungen an rotierenden
Teilen des Wellenstrangs zu vermeiden.
[0021] Wenn auch Gasturbinen aufgrund ihres - im Vergleich zu Dampfturbinen - geringeren
Materials - schneller als Dampfturbinen abkühlen, so sind dortige Abkühldauern ohne
äußere Eingriffe auch noch hoch.
[0022] Um Revisionszeiten zu verkürzen, ist es wünschenswert, die Abkühlzeiten einer Turbine,
wie einer Dampfturbine aber auch einer Gasturbine bzw. deren Teilturbinen, unter Einhaltung
von zulässigen Abkühlraten zu minimieren.
[0023] Zur Minimierung dieser doch erheblichen Abkühlzeiten, insbesondere bei Dampfturbinen,
ist ein bei diesen eingesetztes, sogenanntes Forced Cooling bekannt (Forced Cooling
of Steam Turbines, Performance Enhancement - Steam Turbine, Answers for energy. Siemens
AG, 2009).
[0024] Bei diesem Forced Cooling wird bei einer Dampfturbine - anstelle des (Hochdruck-)Dampfes
- in dessen betrieblicher Strömungsrichtung Umgebungsluft als Kühlmedium durch die
Dampfturbine bzw. durch deren Teilturbinen gesogen bzw. geblasen.
[0025] Als - die Saugströmung durch die Dampfturbine initiierende - Drucksenke wird bei
dem Forced Cooling der der Dampfturbine nachgeschaltete Kondensator benutzt, in dessen
Innerem mittels Vakuumpumpen, beispielsweise durch Elmo-Pumpen, ein Unterdruck gegenüber
der Umgebungsluft erzeugt wird (Evakuierung des Kondensators).
[0026] Um eine Abkühlung möglichst aller heißen Dampfturbinenbauteile sicherzustellen, muss
die Umgebungsluft alle dampfführenden Bauteile der Dampfturbine beaufschlagen können.
[0027] Dazu lässt man die Umgebungsluft - angesaugt über den im evakuierten Kondensator
herrschenden Unterdruck - über (Fön-) Stutzen zwischen Schnellschluss- und Stellventilen
jeweils auf der FD-Seite und HZÜ-Seite bzw. der dortigen FD- bzw. HZÜ-Zuleitung -
einströmen, wodurch das Kühlmedium - dann angesaugt vom Unterdruck im Kondensator
- in der betrieblichen Strömungsrichtung des Dampfes die Dampfturbine bzw. deren Teilturbinen
durchströmt.
[0028] Durch die Kühlwirkung der Umgebungsluft wird die Dampfturbine bzw. deren Bauteile
gekühlt und dadurch ein schnelleres Abkühlen der Dampfturbinenbauteile erreicht.
[0029] Da zulässige Abkühlgradienten bei den Dampfturbinenbauteilen dabei nicht überschritten
werden dürfen, was sonst zu Bauteilschäden führen könnte, muss die Menge der über
die Drucksenke im evakuierten Kondensator angesaugten Umgebungsluft geregelt werden.
Als Regelorgane dienen hierzu die Stellventile an den Zuleitungen.
[0030] Nachteilig an dem bekannten Forced Cooling ist das obligatorische Vorhandensein des
Kondensators zur Erzeugung der Drucksenke bzw. der Saugströmung des Kühlmediums.
[0031] Inzwischen werden jedoch vermehrt Dampfturbinenanlagen mit Dampfturbinen ohne eine
Niederdruckteilturbine und dann auch ohne einen Kondensator realisiert, wobei die
Dampfturbinen in einem Gegendruckbetrieb arbeiten. Bei solchen Gegendruckdampfturbinenanlagen
ohne Kondensator, beispielsweise in Gegendruckdampfkraftwerken für Meerwasserentsalzungsanlagen,
ist das bekannte Forced Cooling nicht anwendbar bzw. sind auch keine anderen Lösungen
für ein Forced Cooling bekannt.
[0032] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nachteile und Einschränkungen im Stand
der Technik bei einer Wartung oder Revision eines Kraftwerks bzw. einer Turbine, insbesondere
eines Dampfkraftwerks bzw. einer Dampfturbine, im Speziellen insbesondere eines Gegendruckdampfkraftwerks
bzw. einer Gegendruckdampfturbinenanlage ohne Kondensator, zu überwinden.
[0033] Auch liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, Nachteile und Einschränkungen im Stand
der Technik bei einer Kühlung des Kraftwerks bzw. der Turbine, insbesondere eines
Gegendruckdampfkraftwerks bzw. einer Gegendruckdampfturbinenanlage ohne Kondensator,
insbesondere im Falle des Abschaltens des Drehbetriebs der Turbine zu überwinden.
[0034] Die Aufgabe wird durch eine Turbinenanlage, insbesondere eine Dampfturbinenanlage,
sowie durch das Verfahren zu einer Kühlung einer Turbinenanlage, insbesondere einer
Dampfturbinenanlage, mit den Merkmalen gemäß dem jeweiligen unabhängigen Patentanspruch
gelöst.
[0035] Die die Erfindung betreffende Turbinenanlage weist eine von einem Prozessgas im Betrieb
der Turbinenanlage in einer Strömungsrichtung von einem Turbineneintritt zu einem
Turbinenaustritt durchströmbare Turbine auf.
[0036] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass mit dem Turbineneintritt oder mit dem Turbinenaustritt
der Turbine ein Sauggebläse gekoppelt ist.
[0037] Unter Verwendung dieses erfindungsgemäß vorgesehenen, mit der Turbine gekoppelten
Sauggebläses ist ein mittels des - mit dem Turbinenaustritt gekoppelten - Sauggebläses
über den Turbineneintritt in die Turbine eingesaugtes Kühlmedium in der betrieblichen
Prozessgasströmungsrichtung durch die Turbine blasbar bzw. ist ein mittels des - mit
dem Turbineneintritt gekoppelten - Sauggebläses über den Turbinenaustritt in die Turbine
eingesaugtes Kühlmedium entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung durch
die Turbine blasbar.
[0038] Nach dem Verfahren zu einer Kühlung einer Turbinenanlage mit einer Turbine, welche
von einem Prozessgas im Betrieb in einer Strömungsrichtung von einem Turbineneintritt
zu einem Turbinenaustritt durchströmt wird, wird ein Kühlmedium unter Verwendung eines
mit dem Turbineneintritt oder mit dem Turbinenaustritt gekoppelten Sauggebläses in
die Turbine eingesogen und in oder entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung
durch die Turbine gesogen, wodurch die Turbine durch das Kühlmedium gekühlt wird.
[0039] Anders bzw. vereinfacht ausgedrückt, die Erfindung realisiert - bei einer Turbine
- mittels eines - mit dem Turbineneintritt oder mit dem Turbinenaustritt gekoppelten
- Sauggebläses eine Drucksenke am Turbineneintritt oder am Turbinenaustritt.
[0040] Durch die Drucksenke initiiert entsteht eine Saugströmung in oder entgegen der Prozessgasströmungsrichtung
durch die Turbine, durch welche ein Kühlmedium - eingesaugt am - in Bezug auf die
Kopplungsseite des Sauggebläses - jeweiligen anderen Ende der Turbine - in oder entgegen
der Prozessgasströmungsrichtung durch die Turbine gesogen wird. Durch das durch die
Turbine gesogene Kühlmedium wird die Turbine gekühlt.
[0041] Die Erfindung erweist sich dadurch in zahlreicher Hinsicht als erheblich vorteilhaft.
[0042] Durch das durch die Saugströmung - in oder entgegen der Prozessgasströmungsrichtung
- durch die Turbine gesogene Kühlmedium werden alle dampfführenden Bauteile der Turbine
beaufschlagt - und damit eine Abkühlung aller heißen Bauteile der Turbine gewährleistet.
Dadurch wird eine effiziente, effektive sowie schnelle Abkühlung der Turbine erreicht.
[0043] So lassen sich durch die Erfindung die Abkühlzeiten einer Turbine, wie einer Dampfturbine
aber auch einer Gasturbine bzw. deren Teilturbinen, minimieren. Revisionszeiten bzw.
Stillstandszeiten von Turbinen bzw. Turbinenanlagen können dadurch verkürzt - und
dadurch Kosten gespart - werden.
[0044] Insbesondere lässt sich durch die Erfindung - bei erfindungsgemäßer Verwendung des
Sauggebläses zur Realisierung einer Drucksenke am Ein- bzw. Austritt der Turbine -
das Forced Cooling dadurch auch bei Turbinen bzw. Turbinenanlagen ohne Kondensator
bzw. ohne Niederdruckteilturbine und ohne Kondensator realisieren.
[0045] So wird es durch die Erfindung möglich, das Forced Cooling auch bei bekannten Gegendruckdampfturbinenanlagen,
welche ohne Kondensator bzw. welche ohne Niederdruckteilturbine und ohne Kondensator
arbeiten, anzuwenden, wodurch auch diese Anlagen schneller abgekühlt sowie dortige
Revisionszeiten und Stillstandszeiten verkürzt werden können.
[0046] Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich auch aus den abhängigen Ansprüchen.
Die beschriebenen Weiterbildungen beziehen sich sowohl auf die Turbinenanlage als
auch auf das Verfahren zur Kühlung einer Turbinenanlage.
[0047] Nach einer bevorzugten Weiterbildung ist das Sauggebläse mit dem Turbinenaustritt,
insbesondere mit einem Abdampfkanal an dem Turbinenaustritt, gekoppelt. Hierbei ist
das - dann - über den Turbineneintritt in die Turbine eingesogene Kühlmedium in der
betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung durch die Turbine saugbar. Insbesondere
die Koppelung des Sauggebläses an dem Abdampfkanal ist konstruktiv einfach realisierbar.
[0048] Nach einer weiteren bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das Sauggebläse
mit dem Turbineneintritt, insbesondere mit einer Frischdampf-/HZÜ-/Überströmzuleitung
an dem Turbineneintritt, gekoppelt ist. Beispielsweise kann das Sauggebläse an einem
dortigen Fönstutzen angeschlossen sein.
[0049] In diesem Fall ist - dann - das über den Turbinenaustritt in die Turbine eingesogene
Kühlmedium entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung durch die Turbine
saugbar.
[0050] Eine Saugströmung des Kühlmediums durch die Turbine entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung
erweist sich insbesondere deshalb von Vorteil, weil das Kühlmedium auf der "Kaltseite"
in die Turbine eintritt. Hierdurch treten geringere - und weniger Bauteil belastende
- Abkühlgradienten bei den Turbinenbauteilen auf, als bei Eintritt des Kühlmediums
auf der "Heißseite" der Turbine.
[0051] Weiterhin kann - im Falle mehrteiliger Turbinen, welche dann in der Regel eine (oder
jeweils mehrere) Hochdruck- und Mitteldruck- und/oder Niederdruckteilturbine aufweisen,
- auch vorgesehen sein, dass das Sauggebläse mit der Hochdruckteilturbine, Mitteldruckteilturbine
und/oder Niederdruckteilturbine der Turbine gekoppelt ist. Auch mehrere Sauggebläse
für mehrere solcher Teilturbinen können vorgesehen werden.
[0052] So kann hier auch weiter vorgesehen sein, dass - je nach Realisierung der Drucksenke
(durch das Sauggebläse) auf einer Abdampf- (Turbinenaustritt) oder Zu- bzw. Frischdampfseite
(Turbineneintritt) einer solchen Teilturbine - das Sauggebläse mit einem Abdampfkanal
oder einer Frischdampf-/HZÜ-/Überströmzuleitung der Hochdruckteilturbine, der Mitteldruckteilturbine
und/oder der Niederdruckteilturbine, gekoppelt ist.
[0053] Nach einer weiteren bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das Kühlmedium
Umgebungsluft ist. Diese ist einfach verfügbar und steht in ausreichendem Maße und
bei anwendbaren Temperaturen zur Verfügung.
[0054] Das Kühlmedium, insbesondere die Umgebungsluft, kann dabei über einen an die Turbine
angeschlossenen Stutzen, beispielsweise einen Fönstutzen auf der Frischdampfseite
bzw. HZÜ-Seite der Turbine bzw. Teilturbine, in die Turbine bzw. Teilturbine einströmen.
[0055] Im Besonderen bevorzugt ist die Einströmung des Kühlmediums in die Turbine unter
Verwendung eines Ventils kontrollier-, regel- und/oder steuerbar. Dadurch, d.h. durch
die Regelung einer Menge an in die Turbine bzw. Teilturbine eintretendem Kühlmedium
kann gewährleistet werden, dass zulässige Abkühlgradienten nicht überschritten werden.
Als ein Regelorgan kann ein Stellventil verwendet werden.
[0056] Hierbei, d.h. zur Regelung der Menge des Kühlmediums, kann das Ventil, beispielsweise
das Stell- bzw. Regelventil, an beliebiger Stelle in der Kühlmediumsstrecke angeordnet
sein, beispielsweise auch am Sauggebläseeintritt.
[0057] Nach einer besonders bevorzugten Weiterbildung erfolgt die Einströmung des Kühlmediums
in die Turbine bzw. Teilturbine über einen - auf der Frischdampf oder HZÜ-Seite der
Turbine bzw. Teilturbine - zwischen Ventilen, beispielsweise zwischen einem Schnellschluss-
und einem Stellventil, angeordneten Fönstutzen. Über das Stellventil kann die Menge
des einströmenden Kühlmediums kontrolliert, geregelt und/oder gesteuert werden, um
so zulässige Abkühlgradienten bei den Turbinenbauteilen nicht zu überschreiten.
[0058] Nach einer anderen bevorzugten Weiterbildung ist das Prozessgas Wasserdampf. D.h.,
die Turbine ist eine Dampfturbine bzw. die Anlage ist eine Dampfturbinenanlage.
[0059] Weiterhin kann hier die Turbine bzw. Dampfturbine eine mehrteilige Turbine bzw. Dampfturbine
sein. Diese kann - eine oder auch mehrere - Teilturbinen, wie Hochdruck-, Mitteldruck-
und/oder Niederdruckteilturbinen aufweisen. Besonderes bevorzugt ist die Turbinenanlage
eine Dampfturbinenanlage ohne Kondensator, beispielsweise eine Gegendruckdampfturbinenanlage
ohne Niederdruckteilturbine und ohne Kondensator. Durch den Einsatz der Erfindung
wird hier - durch das erfindungsgemäß eingesetzte Sauggebläse - eine - sonst nicht
vorhandene - Drucksenke zur Verfügung gestellt, wodurch auch bei einer solchen Dampfturbinenanlage
ohne Kondensator das Forced Cooling möglich wird. Eine Verkürzung von Stillstandszeiten
auch bei einer solchen Dampfturbinenanlage ohne Kondensator wird damit durch die Erfindung
erst möglich.
[0060] Das erfindungsgemäße Forced Cooling - mittels der über das Sauggebläse realisierten
Drucksenke und der dadurch initiierten Kühlmedium-Durchströmung der Turbine bzw. Teilturbine
- kann für eine oder jeweils mehrere Teilturbinen - durch jeweils mehrere, getrennte
Kühlmediumsdurchströmungen und entsprechend mehrere Sauggebläse - separat realisiert
sein - oder auch für mehrere aufeinanderfolgende Teilturbinen - bei einer gemeinsamen
Kühlmediumsdurchströmung - gemeinsam mittels eines einzigen Sauggebläses.
[0061] Bei einer weiteren bevorzugten Weiterbildung ist ein thermischer Schutz bzw. ein
Überhitzungsschutz für das Sauggebläse vorgesehen.
[0062] Ein Sauggebläse, wie erfindungsgemäß eingesetzt, ist in seiner Austrittstemperatur,
d.h. in der Temperatur des durch das Sauggebläse ausgeblasenen Mediums, limitiert,
beispielsweise auf 150 °C. Damit ist - respektive - auch die Eintrittstemperatur des
durch das Sauggebläse eingesaugten Mediums beschränkt, beispielsweise - bei unterstellter
Aufwärmung des das Sauggebläse durchströmenden Mediums um 30 °C - auf 120 °C.
[0063] Zur Realisierung des thermischen Schutzes des Sauggebläses kann vorgesehen werden,
dass am oder im Bereich des Eintritts des Sauggebläses eine weitere Kühlmediumszuführung,
beispielsweise ein Bypass bzw. Bypasstutzen, angebracht ist, über welchen weiteres
Kühlmedium, beispielsweise auch Umgebungsluft, dem aus der Turbine austretenden und
in das Sauggebläse eingesogenen Kühlmedium beimischbar ist. Auch ein Temperatursensor
kann am Gebläseaustritt angeordnet sein, mittels welchem die Temperatur des aus dem
Sauggebläse austretenden Mediums gemessen wird.
[0064] Ist dieser Bypass weiter auch mit einem Stellventil versehen, kann die Beimischung
des weiteren Kühlmediums zu dem aus der Turbine austretenden und in das Sauggebläse
eingesogenen Kühlmediums, insbesondere unter Berücksichtung der gemessenen Gebläseaustrittstemperatur,
kontrollier-, steuer- und/oder regelbar beigemischt - und so eine Überhitzung des
Sauggebläses verhindert werden.
[0065] Auch kann die Kontrolle, Steuerung und/oder Regelung der Beimischung und/oder die
Menge des weiteren Kühlmediums mittels eines Dreiwegemischers an der Zusammenführung
von dem weiteren Kühlmedium und dem aus der Turbine austretenden und in das Sauggebläse
eingesogenen Kühlmedium erfolgen.
[0066] Auch kann die Beimischung des weiteren Kühlmediums von einer Turbinentemperatur und/oder
von der Temperatur des vom Sauggebläse angesaugten Kühlmediums und/oder von der Temperatur
des beigemischten, weiteren Kühlmediums kontrolliert, geregelt und/oder gesteuert
werden.
[0067] Bei Beginn des Forced Cooling ist nur eine kleine durch die Turbine geführte Kühlmediumsmenge
erforderlich, um die max. zulässige Abkühlrate bzw. um die zulässigen Abkühlgradienten
der Turbinenbauteile zu erreichen. Diese geringe Kühlmediumsmenge wird durch die zu
diesem Zeitpunkt noch hocherhitzte Turbine - durch Wärmeaustausch mit den sehr heißen
Turbinenbauteilen - ebenfalls stark erhitzt.
[0068] Um das zu diesem Zeitpunkt dann sehr heiße, aus der Turbine ausströmende Kühlmedium
zu kühlen und auf eine für das Sauggebläse zulässige Eintrittstemperatur bzw. Austrittstemperatur
zu bringen, wird über den Bypass das weitere Kühlmedium, beispielsweise auch wieder
Umgebungsluft, beigemischt.
[0069] Mit abnehmender Turbinentemperatur wird die Kühlmediumsmenge durch die Turbine erhöht,
wobei gleichzeitig die beigemischte weitere Kühlmediumsmenge reduziert wird.
[0070] Somit kann ein Überhitzen des Sauggebläses - bei gleichzeitiger "Ausschöpfung der
maximalen Abkühlraten der Turbinenbauteile" - wirkungsvoll verhindert werden.
[0071] Das aus dem Sauggebläse austretende Medium, d.h. die Sauggebläseabluft, kann - auf
minimiertem Strömungsweg zur Vermeidung von Druckverlusten - in eine Umgebung abgeleitet
werden. Dadurch kann auch eine Aufheizung von einer die Turbine aufnehmenden Maschinenhalle
vermieden werden.
[0072] Weiterhin kann auch vorgesehen sein, vor dem erfindungsgemäßen Forced Cooling eine
Dampf-Vorkühlung des Prozessgases, beispielsweise eine Dampfeinspritzkühlung bei dem
Prozessgas, durchzuführen.
[0073] Die bisher gegebene Beschreibung vorteilhafter Ausgestaltungen der Erfindung enthält
zahlreiche Merkmale, die in den einzelnen Unteransprüchen teilweise zu mehreren zusammengefasst
wiedergegeben sind. Diese Merkmale wird der Fachmann jedoch zweckmäßigerweise auch
einzeln betrachten und zu sinnvollen weiteren Kombinationen zusammenfassen.
[0074] In den Figuren sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt, welche im Weiteren
näher erläutert werden. Gleiche Bezugszeichen in den Figuren bezeichnen technisch
gleiche Elemente.
[0075] Es zeigen:
- FIG 1
- einen Ausschnitt aus einem Wasser-Dampf-Kreislauf bei einem Dampfkraftwerk mit einer
Dampfturbinenanlage für ein Forced Cooling gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
- FIG 2
- einen Ausschnitt aus einem Wasser-Dampf-Kreislauf bei einem Dampfkraftwerk mit einer
Dampfturbinenanlage für ein Forced Cooling gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel
der Erfindung,
- FIG 3
- eine Konzept-Darstellung eines thermischen Schutzes eines Sauggebläses einer Dampfturbinenanlage
für ein Forced Cooling gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
- FIG 4
- eine Darstellung von Massenströmen eines Kühlmediums durch die Turbine und eines weiteren
Kühlmediums durch einen Bypass bei einem Forced Cooling bei einer Dampfturbinenanlage
gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
- FIG 5
- eine Darstellung eines Forced Cooling bzw. einer Kühlung einer Turbine bei einer Dampfturbinenanlage
gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung.
[0076] Ausführungsbeispiele: Forced Cooling bei Dampfturbinenanlagen ohne Kondensatoren
bzw. bei Dampfkraftwerken mit Dampfturbinenanlagen ohne Kondensatoren (FIGen 1 bis
5)
[0077] FIG 1 zeigt einen Ausschnitt aus einem Wasser-Dampf-Kreislauf 2 bei einem Dampfkraftwerk
1 mit einer Dampfturbinenanlage 3 ohne Kondensator.
[0078] Über eine Zuleitung 30 strömt - im Betrieb des Dampfkraftwerks 1 - heißer, von einem
Dampferzeuger erhitzter und einem Überhitzer weiter erhitzter Wasserdampf/Hochdruckdampf
15, im Folgenden nur als Prozessgas 15 bezeichnet, über einen Turbineneintritt 4 auf
einer Frischdampfseite 13 der Dampfturbine 29 in diese ein, durchströmt die Dampfturbine
29 in Prozessgasströmungsrichtung 27 und verrichtet dort bzw. dabei unter Entspannung
und Abkühlung mechanische Arbeit.
[0079] Durch einen an die Dampfturbine 29 gekoppelten Generator (nicht dargestellt) wird
die mechanische Leistung dann in elektrische Leistung umgewandelt, welche in Form
von elektrischem Strom in ein Stromnetz eingespeist wird.
[0080] Das entspannte Prozessgas 15 tritt auf der Abdampfseite 31 der Dampfturbine 29 über
einen dortigen Turbinenaustritt 5 - in Form eines Abdampfstutzens 9 - aus der Dampfturbine
29 aus und strömt über eine Abdampfleitung 9 wieder dem Dampferzeuger zu, womit der
Wasser-Dampf-Kreislauf 2 geschlossen ist.
[0081] Die Kontrolle bzw. Steuerung der Zuströmung bzw. Abströmung des Prozessgases 15 in
bzw. weg von der Dampfturbine 29 erfolgt mittels in der Zuleitung angeordneten Ventilen
12, 11, d.h. einem Schnellschlussventil 12 sowie einem Regelventil 11, sowie einer
in der Abdampfleitung 9 angeordneten Klappe 33.
[0082] Arbeiten, wie Wartungs- oder Revisionsarbeiten, an der Dampfturbine 29 können erst
nach einem Abschalten eines Drehbetriebs der Dampfturbine 29 durchgeführt werden.
Dazu muss ein Wellenstrang (nicht dargestellt) der Dampfturbine 3 von Betriebstemperaturen
von ca. 600 °C auf unter 100 °C heruntergekühlt sein.
[0083] Dieses Herunterkühlen würde - ohne äußeren Eingriff - mehrere Tage, d.h. ca. 8 Tage,
dauern und die gesamte Stillstandszeit des Dampfkraftwerks 1 um diesen Zeitraum verlängern.
[0084] Um diese Stillstandszeiten zu verringern bzw. die Herunterkühlphase zu verkürzen,
wird bei der Dampfturbinenanlage 3 bzw. bei der Dampfturbine 29 ein Forced Cooling
eingesetzt.
[0085] Bei diesem Forced Cooling (FIG 5, 100) wird bei der Dampfturbine 29 - anstelle des
Prozessgases 15 - Umgebungsluft 7 als Kühlmedium 7 aus der Umgebung 14 in die Dampfturbine
eingesaugt (FIG 5, 110) und die Umgebungsluft 7 in der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung
27 (in diesem Fall auch Kühlmediumsströmungsrichtung 28) durch die Dampfturbine 29
gesogen bzw. geblasen (FIG 5, 120), um so eine Abkühlung (FIG 5, 130) möglichst aller
heißen Dampfturbinenbauteile sicherzustellen.
[0086] Zur Erzeugung eines notwendigen, die Saugströmung des Kühlmediums 7 in die Dampfturbine
29 bzw. in betrieblicher Prozessgasströmungsrichtung 27 (in diesem Fall auch Kühlmediumsströmungsrichtung
28) durch die Dampfturbine 29 initiierenden Unterdrucks (Drucksenke) ist, wie FIG
1 zeigt, ein Sauggebläse 6 an der Dampfturbinen-Abdampfseite 31 an einer Saugleitung
(beim Forced Cooling geöffnet) zwischen dem Turbinenaustritt 5 und einer Klappe 33
(beim Forced Cooling geschlossen) angeschlossen.
[0087] Der Eintritt des Kühlmediums 7 bzw. der Umgebungsluft 7 in die Dampfturbine 29 erfolgt
dabei über einen Fönstutzen 10 zwischen dem Schnellschlussventil 12 (beim Forced Cooling
geschlossen) und dem Regelventil 11 (beim Forced Cooling teilgeöffnet) auf der Frischdampfseite
13 der Dampfturbine 3.
[0088] Durch die Kühlwirkung der Umgebungsluft 7 - bei Durchströmung der Dampfturbine 29
in der Kühlmediumsströmungsrichtung 28 (in diesem Fall auch betriebliche Prozessgasströmungsrichtung
27) - wird die Dampfturbine 29 bzw. deren Bauteile gekühlt und dadurch ein schnelleres
Abkühlen der Dampfturbinenbauteile erreicht.
[0089] Die von dem Sauggebläse 6 - in der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung 27 bzw.
Kühlmediumsströmungsrichtung 28 durch die Dampfturbine 29 - angesaugte Umgebungsluft
7 wird als Sauggebläseabluft 20 wieder in die Umgebung 14 entlassen.
[0090] Da zulässige Abkühlgradienten bei den Dampfturbinenbauteilen dabei nicht überschritten
werden dürfen, was sonst zu Bauteilschäden führen könnte, wird die Menge der angesaugten
Umgebungsluft 7 geregelt. Als Regelorgan dient hierzu das Regelventil 11 am Turbineneintritt
4 (auf der Frischdampfseite 13).
[0091] FIG 2 zeigt ebenfalls einen Ausschnitt aus einem Wasser-Dampf-Kreislauf 2 bei einem
Dampfkraftwerk 1 mit einer Dampfturbinenanlage 3 ohne Kondensator.
[0092] Auch hier strömt über eine Zuleitung 30 - im Betrieb des Dampfkraftwerks 1 - heißer,
von einem Dampferzeuger erhitzter und einem Überhitzer weiter erhitzter Wasserdampf/Hochdruckdampf
15 bzw. Prozessgas 15 über einen Turbineneintritt 4 auf einer Frischdampfseite 13
der Dampfturbine 29 in diese ein, durchströmt die Dampfturbine 29 in Prozessgasströmungsrichtung
27 und verrichtet dort bzw. dabei unter Entspannung und Abkühlung mechanische Arbeit.
[0093] Das entspannte Prozessgas 15 tritt auf der Abdampfseite 31 der Dampfturbine 29 über
einen dortigen Turbinenaustritt 5 - in Form eines Abdampfstutzens 9 - aus der Dampfturbine
29 aus und strömt über eine Abdampfleitung 9 wieder dem Dampferzeuger zu, womit der
Wasser-Dampf-Kreislauf 2 geschlossen ist.
[0094] Die Kontrolle bzw. Steuerung der Zuströmung bzw. Abströmung des Prozessgases 15 in
bzw. weg von der Dampfturbine 29 erfolgt auch hier mittels in der Zuleitung angeordneten
Ventilen 12, 11, d.h. einem Schnellschlussventil 12 sowie einem Regelventil 11, sowie
einer in der Abdampfleitung 9 angeordneten Klappe 33.
[0095] Um auch hier die Stillstandszeiten zu verringern bzw. die Herunterkühlphase zu verkürzen,
wird bei der Dampfturbinenanlage 3 bzw. bei der Dampfturbine 29 ein Forced Cooling
eingesetzt.
[0096] Bei diesem Forced Cooling (FIG 5, 100) wird bei der Dampfturbine 29 - anstelle des
Prozessgases 15 - Umgebungsluft 7 als Kühlmedium 7 aus der Umgebung 14 in die Dampfturbine
eingesaugt (FIG 5, 110) und die Umgebungsluft 7 entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung
27 in Kühlmediumsströmungsrichtung 28 durch die Dampfturbine 29 gesogen bzw. geblasen
(FIG 5, 120), um so - ebenfalls - eine Abkühlung (FIG 5, 130) möglichst aller heißen
Dampfturbinenbauteile sicherzustellen.
[0097] Zur Erzeugung eines notwendigen, die Saugströmung des Kühlmediums 7 in die Dampfturbine
29 bzw. entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung 27 bzw. der Kühlmediumsströmungsrichtung
28 durch die Dampfturbine 29 initiierenden Unterdrucks (Drucksenke) ist, wie FIG 2
zeigt, ein Sauggebläse 6 - in diesem Fall - an der Dampfturbinen-Frischdampfseite
13 an einem Fönstutzen 10 zwischen dem Schnellschlussventil 12 (beim Forced Cooling
geschlossen) und dem Regelventil 11 (beim Forced Cooling geöffnet) angeschlossen.
[0098] Der Eintritt des Kühlmediums 7 bzw. der Umgebungsluft 7 - aus der Umgebung 14 - in
die Dampfturbine 29 erfolgt dabei über eine ein Regelventil 35 (beim Forced Cooling
teilgeöffnet) aufweisende Saugleitung 34 (beim Forced Cooling geöffnet) zwischen dem
Turbinenaustritt 5 und einem Schnellschlussventil 33 (beim Forced Cooling geschlossen).
[0099] Durch die Kühlwirkung der Umgebungsluft 7 - bei Durchströmung der Dampfturbine 29
in der Kühlmediumsströmungsrichtung 28 bzw. entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung
27) - wird die Dampfturbine 29 bzw. deren Bauteile gekühlt und dadurch ein schnelleres
Abkühlen der Dampfturbinenbauteile erreicht.
[0100] Die von dem Sauggebläse 6 - entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung
27 bzw. in Kühlmediumsströmungsrichtung 28 durch die Dampfturbine 29 - angesaugte
Umgebungsluft 7 wird als Sauggebläseabluft 20 wieder in die Umgebung 14 entlassen.
[0101] Da zulässige Abkühlgradienten bei den Dampfturbinenbauteilen auch hier nicht überschritten
werden dürfen, was sonst zu Bauteilschäden führen könnte, wird die Menge der angesaugten
Umgebungsluft 7 geregelt. Als Regelorgan dient hierzu das Regelventil 35 in der Saugleitung
34 am Turbinenaustritt 5 (auf der Abdampfseite 31).
[0102] Alternativ hierzu kann die Regelung - bei Verzicht auf das Regelventil 35 in der
Saugleitung 34 - über das Regelventil 11 auf der Dampfturbinen-Frischdampfseite 13
erfolgen.
[0103] Weiter hierzu, d.h. zur Regelung der angesaugten Umgebungsluft 7 bei dem Forced Cooling
nach FIG 2, wie auch bei dem Forced Cooling nach FIG 1, kann die Regelung der Umgebungsluft
7 auch mittels eines separaten, in der Saugleitung 34 (bei FIG 1) bzw. in der Leitung
30 (FIG 2) am Sauggebläseeintritt 16 angeordneten Regelventils erfolgen. Hier ist
dann bei der Regelung der Umgebungsluft 7 mittels des separaten Regelventils das Regelventil
11 (bei FIG 1) bzw. das Regelventil 35 (bei FIG 2) immer geöffnet.
[0104] FIG 3 zeigt eine Konzept-Darstellung eines thermischen Schutzes des Sauggebläses
6 der Dampfturbinenanlage 3 nach den FIG 1 oder FIG 2.
[0105] Das Sauggebläse 6 ist in der Temperatur seiner Sauggebläseabluft 20 limitiert, beispielsweise
auf 150 °C. Damit ist - respektive - auch die (Sauggebläse-)Eintrittstemperatur des
durch das Sauggebläse 6 eingesaugten Mediums 36 beschränkt, beispielsweise - bei unterstellter
Aufwärmung des das Sauggebläse durchströmenden Mediums um 30 °C - auf 120 °C.
[0106] Um diese maximal zulässige Sauggebläseablufttemperatur bzw. Sauggebläseeintrittstemperatur
nicht zu überschreiten, ist - bei dem thermischen Schutz - die Zuleitung 30 des Sauggebläses
6 - im Bereich des Sauggebläseseintritts 16 - mit einem Bypass 17, d.h. einer weiteren
Kühlmediumszuführung 17, versehen.
[0107] Über diesen Bypass 17 wird - mittels des Sauggebläses 6 und (mengen-)regelbar über
ein im Bypass 17 angeordnetes Regelventil 18 - über eine Zuleitung 30 aus der Umgebung
14 weitere Umgebungsluft 8 - als weiteres Kühlmedium 8 - angesaugt und die - über
den Turbinenaustritt 4 (vgl. FIG 1) bzw. den Turbineneintritt 5 (vgl. FIG 2) - aus
der Dampfturbine 29 in Kühlmediumsströmungsrichtung 28 austretende Umgebungsluft 7
- zu deren Kühlung - beigemischt 140.
[0108] Alternativ kann die Regelung der Menge des weiteren Kühlmediums 8 sowie der Mischung
bzw. der Beimischung 140 von dem weiteren Kühlmedium 8 und bzw. zu der Umgebungsluft
7 auch mittels eines Dreiwegemischers an der Zusammenführung von dem weiteren Kühlmedium
8 und der Umgebungsluft 7 erfolgen.
[0109] Dieses Umgebungsluftgemisch 36 wird über den Sauggebläseeintritt 16 in das Sauggebläse
6 eingesogen - und verlässt das Sauggebläse 6 - als Sauggebläseabluft 20 - über eine
Ableitung 30 auf dessen Abluftseite 37 in die Umgebung 14.
[0110] Mittels eines Temperatursensors 19, welcher im Bereich der Ableitung 30 der Sauggebläseabluft
20 angeordnet ist, wird die Temperatur der Sauggebläseabluft 20 gemessen.
[0111] Eine Steuereinheit 22 regelt in Abhängigkeit der gemessenen Sauggebläseablufttemperatur
das Regelventil 17 sowie einen das Sauggebläse 6 antreibenden Sauggebläsemotor 21.
[0112] FIG 4 zeigt in einer Koordinaten-Darstellung (Abszisse 23 [Zeit t], Ordinate 24 [Massenströme
ms]) den Verlauf der Massenströme ms 25, 26 der Umgebungsluft 7 durch die Dampfturbine
29 sowie der beigemischten Umgebungsluft 8 durch den Bypass 17 bei dem Forced Cooling
zum thermischem Schutz des Sauggebläses 6.
[0113] Bei Beginn des Forced Cooling ist nur eine kleine, minimale durch die Dampfturbine
29 geführte Menge an (kühler) Umgebungsluft 7 erforderlich bzw. zulässig, um die max.
zulässige Abkühlrate bzw. um die zulässigen Abkühlgradienten der Turbinenbauteile
zu erreichen.
[0114] Diese geringe Menge an Umgebungsluft 7 wird durch die zu diesem Zeitpunkt noch hocherhitzte
Dampfturbine 29 - durch Wärmeaustausch mit den sehr heißen Turbinenbauteilen - ebenfalls
stark erhitzt.
[0115] Um die zu diesem Zeitpunkt dann sehr heiße, aus der Dampfturbine 29 ausströmende
Umgebungsluft 7 auf die für das Sauggebläse 6 zulässige Sauggebläseablufttemperatur
zu kühlen, wird über den Bypass 17 und geregelt über das Regelventil 18 die weitere
Umgebungsluft 8 in maximaler Menge beigemischt.
[0116] Mit - über die Zeit t - abnehmender Dampfturbinentemperatur wird kontinuierlich die
Menge an Umgebungsluft 7 durch die Dampfturbine 29 erhöht (vgl. FIG 4, Kurve 26),
wobei gleichzeitig die beigemischte Menge an weiterer Umgebungsluft 8 kontinuierlich
reduziert wird (vgl. FIG 4, Kurve 25), bis am Ende des Forced Cooling die beigemischte
Menge an weiterer Umgebungsluft 8 auf ihre minimale Menge reduziert bzw. die Menge
an Umgebungsluft 7 durch die Dampfturbine 29 auf ihre maximale Menge erhöht ist.
[0117] Das Gemisch 36 - aus Umgebungsluft 7 durch die Dampfturbine 29 sowie aus Umgebungsluft
8 durch den Bypass 17 - hat so zu jeder Zeit während des Forced Cooling bei Eintritt
in das Sauggebläse 6 eine zulässige Sauggebläseeintrittstemperatur bzw. respektive
zulässige Sauggebläseablufttemperatur.
[0118] Somit kann ein Überhitzen des Sauggebläses 6 - bei gleichzeitiger "Ausschöpfung der
maximalen Abkühlraten der Turbinenbauteile" - wirkungsvoll verhindert werden.
[0119] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch das offenbarte Beispiel eingeschränkt
und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
1. Turbinenanlage (3) mit einer von einem Prozessgas (15) im Betrieb in einer Strömungsrichtung
(27) von einem Turbineneintritt (4) zu einem Turbinenaustritt (5) durchströmbare Turbine
(29)
dadurch gekennzeichnet, dass
mit dem Turbinenaustritt (5) ein Sauggebläse (6) gekoppelt ist, unter Verwendung dessen
ein durch das Sauggebläse (6) über den Turbineneintritt (4) in die Turbine (29) eingesogenes
Kühlmedium (7) in der Prozessgasströmungsrichtung (27) durch die Turbine (29) saugbar
ist, oder dass mit dem Turbineneintritt (4) ein Sauggebläse (6) gekoppelt ist, unter
Verwendung dessen ein über den Turbinenaustritt (5) in die Turbine (29) eingesogenes
Kühlmedium (7) entgegen der Prozessgasströmungsrichtung (27) durch die Turbine (29)
saugbar ist.
2. Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Sauggebläse (6) mit dem Turbinenaustritt (5), insbesondere mit einem Abdampfkanal
(9) an dem Turbinenaustritt (5), gekoppelt ist, wobei das über den Turbineneintritt
(4) in die Turbine (29) eingesogene Kühlmedium (7) in der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung
(27) durch die Turbine (29) saugbar ist.
3. Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Sauggebläse (6) mit dem Turbineneintritt (4), insbesondere mit einer Frischdampf-/HZÜ-/Überströmzuleitung
(13) an dem Turbineneintritt (4), gekoppelt ist, wobei das über den Turbinenaustritt
(5) in die Turbine (29) eingesogene Kühlmedium (7) entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung
(27) durch die Turbine (29) saugbar ist.
4. Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Sauggebläse (6) mit einer Hochdruckteilturbine, Mitteldruckteilturbine und/oder
Niederdruckteilturbine (29) der Turbine (29), insbesondere mit einem Abdampfkanal
(9) oder einer Frischdampf-/HZÜ-/Überströmzuleitung (13) der Hochdruckteilturbine,
der Mitteldruckteilturbine und/oder der Niederdruckteilturbine (29), gekoppelt ist.
5. Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Kühlmedium (7) Umgebungsluft ist, insbesondere deren Einströmung in die Turbine
(29) unter Verwendung eines Ventils (12, 11) kontrollier-, regel- und/oder steuerbar
ist.
6. Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Prozessgas (15) ein Wasserdampf ist.
7. Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Turbine (29) einen, insbesondere zwischen Ventilen (12, 11) angeordneten, Fönstutzen
(10), insbesondere angeordnet an dem Turbineneintritt (4), aufweist, über welches
das Kühlmedium (7), insbesondere kontrolliert, geregelt und/oder gesteuert mittels
mindestens eines der Ventile (12, 11), unter Verwendung des Sauggebläses (6) in die
Turbine (29) einsaugbar ist.
8. Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, gekennzeichnet
mit einer weiteren, an einem Eintritt (16) des Sauggebläses (6) angeordneten Kühlmediumzuführung
(17), insbesondere einem Bypass (17), über welchen ein weiteres Kühlmedium (8) dem
aus der Turbine (29) austretenden und in das Sauggebläse (6) eingesogenen Kühlmedium
(7) beimischbar ist.
9. Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Turbine (29) eine Dampfturbine, insbesondere eine mehrteilige Dampfturbine ohne
eine Niederdruckteilturbine, oder eine Teilturbine einer Dampfturbine, insbesondere
einer mehrteilige Dampfturbine ohne eine Niederdruckteilturbine, ist.
10. Verfahren (100) zu einer Kühlung einer Turbinenanlage (3) mit einer Turbine (29),
welche von einem Prozessgas (15) im Betrieb in einer Strömungsrichtung (27) von einem
Turbineneintritt (4) zu einem Turbinenaustritt (5) durchströmt wird, bei dem ein Kühlmedium
(7) unter Verwendung eines mit dem Turbineneintritt (4) oder mit dem Turbinenaustritt
(5) gekoppelten Sauggebläses (6) in die Turbine (29) eingesogen (110) und in oder
entgegen der betrieblichen Prozessgasströmungsrichtung (27) durch die Turbine (29)
gesogen wird (120), wodurch die Turbine (29) durch das Kühlmedium (7) gekühlt wird
(130).
11. Verfahren (100) zu einer Kühlung einer Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der
voranstehenden Verfahrensansprüche, bei dem das Kühlmedium (7) über einen, insbesondere
zwischen Ventilen (12, 11) angeordneten, Fönstutzen (10) in einer Zuleitung (13) der
Turbine (29), insbesondere in einer Zuleitung (13) auf einer Frischdampf-Seite (FD-Seite)
einer Hochdruckteilturbine der Turbine oder in einer Zuleitung einer heißen Zwischenüberhitzungs-Seite
(HZÜ-Seite) einer Mitteldruckteilturbine der Turbine, in die Turbine eingesogenen
wird (110).
12. Verfahren (100) zu einer Kühlung einer Turbinenanlage (3) nach mindestens dem voranstehenden
Verfahrensanspruch, bei dem unter Verwendung mindestens eines der Ventile (12, 11),
insbesondere eines Schnellschluss- (11) und/oder Stellventils (12), das Einsaugen
(110) des Kühlmediums (7) in die Turbine (29) kontrolliert, gesteuert und/oder geregelt
wird.
13. Verfahren (100) zu einer Kühlung einer Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der
voranstehenden Verfahrensansprüche, bei dem dem in das Sauggebläse (6) eingesogenen
Kühlmedium (7) vor Eintritt in das Sauggebläse (6) ein weiteres Kühlmedium (8), insbesondere
Umgebungsluft, beigemischt wird (140).
14. Verfahren (100) zu einer Kühlung einer Turbinenanlage (3) nach mindestens dem voranstehenden
Verfahrensanspruch, bei dem die Beimischung (140) des weiteren Kühlmediums (8) kontrolliert,
geregelt und/oder gesteuert, insbesondere unter Verwendung von einem Stellventil(18),
erfolgt, insbesondere dass die Beimischung (140) abhängig von einer Turbinentemperatur
und/oder von der Temperatur des vom Sauggebläse (6) angesaugten Kühlmediums (7) und/oder
von der Temperatur des beigemischten, weiteren Kühlmediums (8) und/oder der Temperatur
des vom Sauggebläse (8) ausgeblasenen Kühlmediumsgemisches (20) erfolgt.
15. Verfahren (100) zu einer Kühlung einer Turbinenanlage (3) nach mindestens einem der
voranstehenden Ansprüche, eingesetzt in einer Turbinenanlage (3) ohne Kondensator,
insbesondere in einer Gegendruckturbinenanlage (3).