[0001] Die Erfindung betrifft ein Verrohrungsmodul für wenigstens einen Hauptwärmetauscher
einer Luftzerlegungsanlage, eine Luftzerlegungsanlage mit einem derartigen Verrohrungsmodul
sowie ein Verfahren zur Erstellung einer Luftzerlegungsanlage.
Stand der Technik
[0002] Bei atmosphärischer Luft handelt es sich um ein Gasgemisch, das sich im Wesentlichen
aus Stickstoff (78%), Sauerstoff (21 %) und Argon (0,9%) zusammensetzt. Die verbleibenden
0, 1 % umfassen hauptsächlich Kohlendioxid sowie als weitere Komponenten die Edelgase
Neon, Helium, Krypton und Xenon.
[0003] Anlagen zur rektifikatorischen Luftzerlegung (nachfolgend kurz "Luftzerlegungsanlagen")
sind bekannt. Sie werden zur Herstellung von gasförmigem Sauerstoff und Stickstoff
sowie ggf. von Flüssigsauerstoff, Flüssigstickstoff und der genannten Edelgase eingesetzt.
Die Luftzerlegung umfasst als wesentliche Schritte die Verdichtung, Vorkühlung, Aufreinigung,
Abkühlung und Rektifikation.
[0004] Die Verdichtung erfolgt beispielsweise in mehrstufigen Turbokompressoren mit Zwischen-
und Nachkühlung auf einen Druck von ca. 6 bar oder mehr. Vor der Verdichtung können
Staubpartikel in sogenannten Intensivfiltern entfernt werden.
[0005] Zur anschließenden Vorkühlung können mit Wasser betriebene Direktkontaktkühler eingesetzt
werden, in denen zudem eine teilweise Auswaschung wasserlöslicher Verunreinigungen
erfolgen kann. Das verwendete Wasser kann beispielsweise in Rieselverdunstungskühlern
gegen Stickstoffrestgas aus der Rektifikation (nachfolgend auch als "Kühlstickstoff"
bezeichnet) rückgekühlt werden.
[0006] Die Aufreinigung der vorgekühlten Luft erfolgt i.d.R. in Molekularsiebadsorbern.
In diesen werden Feuchtigkeit, Kohlendioxid und Kohlenwasserstoffe entfernt.
[0007] Zur Verflüssigung wird die derart aufgereinigte Luft in einem oder mehreren Hauptwärmetauschern
auf ca. -175 °C abgekühlt. Die Abkühlung erfolgt durch internen Wärmeaustausch im
Gegenstrom zu in der Anlage erzeugten kalten Gasströmen. Auch hier wird i.d.R. zumindest
Stickstoffrestgas aus der Rektifikation verwendet. Bei einer anschließenden Expansion
kühlt sich die Luft durch den Joule-Thomson-Effekt weiter ab und verflüssigt sich.
[0008] Die eigentliche Zerlegung (Rektifikation) der Luft erfolgt in Trennsäulen (Rektifikationskolonnen)
eines Trennsäulensystems, wobei zunächst eine sauerstoffreiche Sumpffraktion und eine
stickstoffreiche Kopffraktion erzeugt werden. Je nach der erforderlichen Reinheit
der Endprodukte und/oder den zu erzeugenden Gasen können für das Trennsäulensystem
unterschiedliche Säulenkonfigurationen verwendet werden. Beispielsweise können zwei
Trennsäulen in Form sogenannter Mitteldruck- und Niederdrucksäulen als Doppelsäulen
zum Einsatz kommen. Edelgase wie Argon und/oder Neon können durch nachgeschaltete
Trennsäulen und Verfahrensschritte erzeugt werden. Die Rektifikation kann auch beispielsweise
die Verflüssigung von Reinstickstoff gegen verdampfenden Sauerstoff und dessen Rückführung
in das Trennsäulensystem umfassen. Entsprechende Anlagen können auch weitere Vorrichtungen
wie z.B. Zusatz- bzw. Nachverdichter, Expansionsturbinen, Hochdruckwärmetauscher,
Innenverdichtungspumpen und/oder Flüssigkeitsabscheider aufweisen.
[0009] Luftzerlegungsanlagen setzen sich damit aus einem sogenannten warmen Teil, der die
Komponenten für die Verdichtung, die Vorkühlung und die Aufreinigung enthält, sowie
einem sogenannten kalten Teil mit dem oder den Hauptwärmetauschern und ggf. weiteren
Wärmetauschern, beispielsweise einem Unterkühlungsgegenströmer, und dem Trennsäulensystem
zusammen. Die Komponenten im kalten Teil können in einer oder in mehreren sogenannten
Coldboxen angeordnet sein. Hierbei handelt es sich um verkleidete Stahlrahmen, die
mit Isoliermaterial wie Perlit gefüllt sind, um einen Wärmeeintrag aus der Umgebung
zu reduzieren. Idealerweise ist das Innere einer Coldbox wartungsfrei. Wartungsbedürftige
Komponenten können zu diesem Zweck vom Isoliermaterial abgeschottet und von außen
zugänglich angeordnet werden. Ventile können nach außen geführt werden, damit beispielsweise
deren Antriebe zugänglich sind. Ein Eindringen von Feuchtigkeit kann durch eine Spülung
mit Stickstoff verhindert werden.
[0010] Je nach Größe der Anlage können mehrere Komponenten in einer gemeinsamen Coldbox
integriert sein. Bei kleineren Anlagen werden dabei beispielsweise der oder die Hauptwärmetauscher
und das Trennsäulensystem in einer Coldbox zusammengefasst, in größeren Anlagen werden
diese auf mehrere Coldboxen verteilt. Große Anlagen können auch mehrere Hauptwärmetauscher,
die in separaten Coldboxen untergebracht sind, umfassen. Auch weitere Coldboxen, beispielsweise
mehrere Säulenboxen und/oder sogenannte Argonboxen (in Anlagen zur Argongewinnung)
können vorgesehen sein.
[0011] In einer Luftzerlegungsanlage gewonnener gasförmiger Sauerstoff und Stickstoff kann
in ein Rohrleitungsnetz eingespeist und direkt zum Verbraucher geleitet werden. Sauerstoff,
Stickstoff und Argon in flüssiger Form werden beispielsweise in Speichertanks zwischengelagert
und in Tankwagen zum Einsatzort transportiert.
[0012] Entsprechende Luftzerlegungsanlagen sollten vorzugsweise am Verwendungsort für die
jeweiligen Gase vorhanden sein, also z.B. in der Nähe von Raffinerien oder Erdöllagerstätten,
um die Transportwege für die genannten Fluide möglichst kurz zu halten.
[0013] Die Montage von Luftzerlegungsanlagen erfolgt dabei i.d.R. aus vorgefertigten Bauteilen.
Dies ist jedoch häufig problematisch, da ausreichend qualifiziertes Personal zur Montage
entweder nicht verfügbar oder teuer ist. Insbesondere betrifft dies die Anbindung
der Hauptwärmetauscher. Daher besteht der Bedarf nach Verbesserungen, die eine zuverlässigere
und einfachere Erstellung von Luftzerlegungsanlagen ermöglichen.
Offenbarung der Erfindung
[0014] Vor diesem Hintergrund schlägt die vorliegende Erfindung ein Verrohrungsmodul für
wenigstens einen Hauptwärmetauscher einer Luftzerlegungsanlage, eine Luftzerlegungsanlage
mit einem derartigen Verrohrungsmodul sowie ein Verfahren zur Erstellung einer Luftzerlegungsanlage
mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vor. Bevorzugte Ausgestaltungen
sind jeweils Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
Vorteile der Erfindung
[0015] Die Erfindung schlägt ein Verrohrungsmodul vor, mittels dessen wenigstens zwei Fluidanschlüsse
wenigstens eines zur Verwendung in einer Luftzerlegungsanlage ausgebildeten Hauptwärmetauschers
an wenigstens zwei Fluidleitungen in einem warmen Teil der Luftzerlegungsanlage anbindbar
sind. Das Verrohrungsmodul weist wenigstens zwei hauptverdichterseitige Anschlüsse,
die mit den wenigstens zwei Fluidleitungen in dem warmen Teil der Luftzerlegungsanlage
koppelbar sind, und wenigstens zwei hauptwärmetauscherseitige Anschlüsse, die mit
den wenigstens zwei Fluidanschlüssen des wenigstens einen Hauptwärmetauschers koppelbar
sind, und wenigstens zwei die wenigstens zwei hauptverdichterseitigen Anschlüsse und
die wenigstens zwei hauptwärmetauscherseitigen Anschlüsse verbindende Fluidleitungen
auf.
[0016] Das erfindungsgemäß vorgeschlagene Verrohrungsmodul ermöglicht den Ersatz der üblicherweise
für die Hauptwärmetauscher in Luftzerlegungsanlagen erforderlichen sogenannten Headerverrohrung.
Die Headerverrohrung dient üblicherweise zur Anbindung des oder der Hauptwärmetauscher
an den erläuterten warmen Teil der Anlage und ist auf der Oberseite des oder der Hauptwärmetauscher
angeordnet.
[0017] Der oder die Hauptwärmetauscher einer Luftzerlegungsanlage dienen zumindest zur Abkühlung
der zur Zerlegung in den Trennsäulen der Luftzerlegungsanlage vorgesehenen Einsatzluft
im Gegenstrom zu zumindest einem aus der Einsatzluft hergestellten Luftprodukt. Der
oder die Hauptwärmetauscher sind also zur Abkühlung von Luft im indirekten Wärmetausch
mit Rückströmen aus dem Trennsäulensystem eingerichtet und verfügen über entsprechend
eingerichtete Mittel, die beispielsweise geeignet ausgebildete Leitungen umfassen.
[0018] Luftzerlegungsanlagen können auch zur sogenannten Innenverdichtung eingerichtet sein,
bei der einer oder mehreren Trennsäulen ein flüssiger Strom entnommen, flüssig auf
Druck gebracht, und in dem oder den Hauptwärmetauschern gegen einen Wärmeträger, i.d.R.
einen verdichteten Luftstrom, zu einem gasförmigen Druckprodukt verdampft wird. Liegt
ein entsprechender flüssiger Strom bei überkritischem Druck vor, erfolgt keine Verdampfung
sondern eine Pseudoverdampfung. Der für die Verdampfung bzw. Pseudoverdampfung verwendete
Wärmeträger, also beispielsweise ein entsprechender verdichteter Luftstrom, wird aus
thermodynamischen Gründen auf einen Druck verdichtet, der i.d.R. deutlich oberhalb
eines Drucks liegt, der in dem Trennsäulensystem als Betriebsdruck verwendet wird.
Er wird in dem oder den Hauptwärmetauschern verflüssigt (oder ggf. pseudoverflüssigt,
falls ein überkritischer Druck herrscht). Hauptwärmetauscher werden also auch zur
Bereitstellung eines entsprechenden gasförmigen Druckprodukts verwendet.
[0019] Mehrere Hauptwärmetauscher werden insbesondere aus Platzgründen oder aufgrund konstruktiver
Erwägungen verwendet, beispielsweise dann, wenn der für eine Luftzerlegungsanlage
erforderliche Hauptwärmetauscher nicht in einer einzelnen Coldbox angeordnet werden
kann und/oder eine Fertigung und/oder ein Transport anderenfalls einen unüberwindlichen
Aufwand darstellen.
[0020] Der oder die Hauptwärmetauscher einer Luftzerlegungsanlage können jeweils aus einem
oder mehreren parallel und/oder seriell verbundenen Hauptwärmetauscherblöcken bzw.
Hauptwärmetauscherabschnitten gebildet sein, beispielsweise aus einem oder mehreren
Plattenwärmetauscherblöcken.
[0021] Ist nachfolgend davon die Rede, dass mehrere Hauptwärmetauscher vorgesehen sind,
seien darunter mehrere getrennte Einheiten verstanden, die jedoch jeweils grundsätzlich
dieselben Funktionen erfüllen. Alle Hauptwärmetauscher werden beispielsweise von derselben
Anzahl an Fluidleitungen durchzogen und kühlen bzw. erwärmen diese im Wesentlichen
auf dieselben Temperaturen. Es handelt sich also um mehrere Einheiten, die parallel
geschaltet werden können und dadurch die Funktion eines größeren Hauptwärmetauschers
erfüllen können.
[0022] Ist nachfolgend hingegen von mehreren Hauptwärmetauscherblöcken die Rede, seien hierunter
mehrere getrennte Einheiten verstanden, die jedoch unterschiedliche Funktionen erfüllen.
Beispielsweise kann es sich hierbei um mehrere voneinander getrennte Plattenwärmetauscherblöcke
handeln, die jeweils von unterschiedlichen Fluiden durchströmt werden können. Beispielsweise
können für die erläuterte Innenverdichtung der zu verflüssigende (bzw. pseudozuverflüssigende)
Wärmeträger und der zu verdampfende (bzw. pseudozuverdampfende) innenverdichtete Strom
(oder mehrere Ströme) in einem separaten Plattenwärmetauscherblock im indirekten Wärmetausch
gegeneinander geführt werden. Für die verbleibenden abzukühlenden und zu erwärmenden
Ströme können separate Plattenwärmetauscherblöcke verwendet werden, die für geringere
Drücke ausgelegt werden müssen. Mehrere Hauptwärmetauscherblöcke zusammen erfüllen
die Funktion eines Hauptwärmetauschers. Mehrere Hauptwärmetauscher können jeweils
einen identischen Satz an Hauptwärmetauscherblöcken aufweisen. Auch die einzelnen
Hauptwärmetauscherblöcke können in unterschiedlichen Coldboxen angeordnet sein.
[0023] Der oder die Hauptwärmetauscher sind (ggf. mit ihren separaten Hauptwärmetauscherblöcken)
selbst Teil des eingangs erläuterten sogenannten kalten Teils einer Luftzerlegungsanlage,
jedoch zur Anbindung an ihren warmen Teil ausgebildet. Der oder die Hauptwärmetauscher
unterscheiden sich jedenfalls dadurch von den im warmen Teil der Luftzerlegungsanlage
angeordneten Wärmetauschern bzw. Kühlern (z.B. einem Nachkühler eines oder mehrerer
Verdichter) grundlegend dadurch, dass ihnen wenigstens ein auf kryogene Temperaturen
abgekühltes Fluid zugeführt und/oder entnommen wird. Eine kryogene Temperatur liegt
beispielsweise unterhalb von -50 °C, insbesondere unterhalb von -100 °C vor. Der oder
die Hauptwärmetauscher sind daher zum Betrieb bei entsprechenden niedrigen Temperaturen
eingerichtet, indem sie beispielsweise Materialien aufweisen, die bei den kryogenen
Temperaturen beständig sind, bzw. aus diesen hergestellt sind. Sie sind damit baulich,
fertigungstechnisch und funktionell zumindest zur Abkühlung der zur Zerlegung in den
Trennsäulen der Luftzerlegungsanlage vorgesehenen Einsatzluft im Gegenstrom zu zumindest
einem aus der Einsatzluft hergestellten Luftprodukt eingerichtet.
[0024] Stromauf des oder der Hauptwärmetauscher, d.h. im warmen Teil der Anlage, werden
hingegen i.d.R. ausschließlich Wärmetauscher bzw. Kühler verwendet, denen höher temperierte
Fluide zugeführt bzw. entnommen werden. Diese weisen i.d.R. eine Temperatur von wenigstens
0 °C auf. So wird die in einem Hauptverdichter verdichtete Luft üblicherweise mittels
wenigstens eines Kühlers, beispielsweise eines Wasserkühlers, abgekühlt, um die Kompressionswärme
abzuführen. Die Abkühlung erfolgt jedoch hierbei vollständig bei Temperaturen oberhalb
von 0° C, also nicht bei kryogenen Temperaturen und/oder nicht im Gegenstrom zu zumindest
einem aus der Einsatzluft hergestellten Luftprodukt.
[0025] Als Hauptverdichter wird im Rahmen der vorliegenden Anmeldung der Verdichter oder
die Verdichteranordnung bezeichnet, die als einzige Maschine mit externer Energie
angetrieben wird und beispielsweise als ein einstufiger oder mehrstufiger Verdichter,
dessen Stufen alle mit dem gleichen Antrieb verbunden sind ausgebildet ist. Alle Stufen
können in einem Gehäuse untergebracht oder mit einem Getriebe verbunden sein. Nachverdichter
zählen häufig nicht zu den mit externer Energie angetriebenen Maschinen da sie durch
ihnen jeweils zugeordnete Entspannungsmaschinen angetrieben werden. Der "warme Teil"
der Luftzerlegungsanlage, zu dessen Anbindung an den oder die Hauptwärmetauscher das
erfindungsgemäße Verrohrungsmodul eingesetzt wird, umfasst als zentrale Komponente
diesen Hauptwärmetauscher, kann jedoch weitere Einrichtungen wie Nachverdichter und/oder
Aufreinigungseinrichtungen und/oder Produktverdichter (zur externen Verdichtung von
Luftprodukten) umfassen.
[0026] Die Erstellung der Headerverrohrung erweist sich insbesondere dann als aufwendig,
wenn für eine Luftzerlegungsanlage mehrere Hauptwärmetauscher und/oder ein Hauptwärmetauscher
mit mehreren Hauptwärmetauscherblöcken vorgesehen sind, wie oben erläutert. In diesem
Fall müssen die Rohrleitungen auf entsprechenden Hauptwärmetauschern und/oder Hauptwärmetauscherblöcken
bzw. der sie einschließenden Coldboxen am Erstellungsort der Luftzerlegungsanlage
zusammengeführt werden, um jeweils eine Anbindung an gemeinsame Fluidleitungen herzustellen.
Eine Vorfertigung der Headerverrohrung an sich ist nur schwer möglich, da die Toleranzen
in der Praxis häufig zu groß sind. Mit anderen Worten kann beispielsweise ein Hauptwärmetauscher
und/oder Hauptwärmetauscherblock kaum in der Präzision erstellt werden, die eine direkte
Anpassung einer oder mehrerer vorgefertigter Headerleitungen erlaubt. Die direkt in
die Hauptwärmetauscher und/oder Hauptwärmetauscherblöcke mündenden Rohrleitungen,
entsprechende Sammler sowie die Übergabeleitungen zur Anbindung weiterer Komponenten,
beispielsweise der vorgeschalteten Komprimierungs- und Reinigungseinrichtungen wie
oben erläutert, müssen daher sehr aufwendig auf der Baustelle gefertigt werden.
[0027] Im Gegensatz dazu schlägt die Erfindung vor, die genannten Rohrleitungen vom Dach
des oder der Hauptwärmetauscher und/oder Hauptwärmetauscherblöcke bzw. der entsprechenden
Coldboxen in das Verrohrungsmodul in Form eines sogenannten Piping Skids zu verlegen.
Das Verrohrungsmodul kann senkrecht neben dem oder den Hauptwärmetauschern und/oder
Hauptwärmetauscherblöcken angeordnet werden. Am Erstellungsort der Luftzerlegungsanlage
müssen dann nur noch Anschlussverbindungen zwischen dem oder den Hauptwärmetauschern
und/oder Hauptwärmetauscherblöcken und dem Verrohrungsmodul gefertigt werden, um eine
Verbindung mit den jeweiligen Fluidleitungen herzustellen. Dies erweist sich i.d.R.
als unkritisch im Vergleich zu der zuvor erläuterten Individualfertigung.
[0028] Das erfindungsgemäß vorgesehene Verrohrungsmodul zeichnet sich dadurch aus, dass
es vornehmlich, insbesondere ausschließlich, zur Weiterleitung von Fluiden ausgebildete
Leitungen (Fluidleitungen) aufweist. Ein Verrohrungsmodul ist mit hauptverdichterseitigen
Anschlüssen zur Anbindung an einen warmen Teil der Luftzerlegungsanlage und mit hauptwärmetauscherseitigen
Anschlüssen zur Anbindung an deren kalten Teil, genauer an den oder die Hauptwärmetauscher
und/oder Hauptwärmetauscherblöcke bzw. deren Anschlüsse ausgebildet.
[0029] Ein Verrohrungsmodul weist hierzu beispielsweise n hauptverdichterseitige Anschlüsse
und n x m hauptwärmetauscherseitige Anschlüsse auf, wobei m die Anzahl der jeweils
an das Verrohrungsmodul anbindbaren Hauptwärmetauscher darstellt und beispielsweise
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 beträgt. Die hauptverdichterseitigen Anschlüsse
und die hauptwärmetauscherseitigen Anschlüsse sind über die genannten Fluidleitungen
miteinander verbunden. Ist n > 1, können jeweils mehrere hauptwärmetauscherseitige
Anschlüsse über einen Fluidverteiler mit einem hauptverdichterseitigen Anschluss verbunden
sein. Ein Verrohrungsmodul umfasst ggf. Absperrmittel zum Absperren einzelner Fluidleitungen
und/oder Einstellmittel zum Einstellen eines Fluidstroms, insbesondere zur gleichmäßigen
Aufteilung von Fluid eines hauptverdichterseitigen Anschlusses auf m hauptwärmetauscherseitige
Anschlüsse, jedoch keine aktiv druck- und/oder temperaturbeeinflussenden Mittel, also
Verdichter, Entspannungsventile bzw. Entspannungsmaschinen, Heizeinrichtungen, Kühler,
Wärmetauscher und dergleichen.
[0030] Ein erfindungsgemäßes Verrohrungsmodul ist also baulich derart ausgebildet, däss
ein, insbesondere ein jeder, durch das Verrohrungsmodul geführte Fluidstrom bei einem
Austrittsdruck und/oder einer Austrittstemperatur verlässt, der bzw. die im Wesentlichen
dem Eintrittsdruck bzw. der Eintrittstemperatur entspricht.
[0031] Ein Fluidstrom, der dem Verrohrungsmodul entweder über einen hauptverdichterseitigen
Anschluss eingespeist und über einen hauptwärmetauscherseitigen Anschluss (oder m
hauptwärmetauscherseitige Anschlüsse) entnommen wird oder umgekehrt, weist bei der
Entnahme den im Wesentlichen gleichen Druck und die im Wesentlichen gleiche Temperatur
auf wie bei der Einspeisung. Ein "im Wesentlichen" gleicher Druck und eine "im Wesentlichen"
gleiche Temperatur kann beispielsweise geringfügige Drucksteigerungen oder Druckverluste
und/oder geringfügige Temperaturzunahmen oder Temperaturabnahmen umfassen, die beispielsweise
weniger als 1 bar, 0,5 bar oder 0,1 bar bzw. weniger als 10 °C, 5 °C oder 1 °C betragen
können und beispielsweise durch Leitungsverluste und/oder Wärmeeintrag aus der bzw.
Wärmeabfuhr in die Umgebung entstehen können.
[0032] Die "hauptverdichterseitigen" Anschlüsse zeichnen sich dadurch aus, sie zur Anbindung
an einen warmen Teil der Luftzerlegungsanlage eingerichtet sind. Hingegen sind die
"hauptwärmetauscherseitigen" Anschlüsse zur Anbindung an den oder die Hauptwärmetauscher
und/oder Hauptwärmetauscherblöcke bzw. deren Anschlüsse eingerichtet. Sind, wie erläutert,
m Hauptwärmetauscher vorgesehen, unterscheidet sich die Anzahl der hauptverdichterseitigen
Anschlüsse und der hauptwärmetauscherseitigen Anschlüsse. Zur Anbindung an den oder
die Hauptwärmetauscher und/oder Hauptwärmetauscherblöcke sind die Anschlüsse insbesondere
dadurch eingerichtet, dass sie eine jeweils geeignete räumliche Anordnung und/oder
Lage aufweisen. Wie erläutert, wird das erfindungsgemäße Verrohrungsmodul insbesondere
für eine Headerverrohrung (bzw. deren teilweisen Ersatz) verwendet. Die hauptwärmetauscherseitigen
Anschlüsse sind daher vorzugsweise oberhalb des Verrohrungsmoduls angeordnet. Die
Anordnung "oberhalb" bzw. "unterhalb" definiert sich beispielsweise über eine Haltestruktur,
die das Verrohrungsmodul trägt und entsprechende Standfüße bzw. -strukturen an ihrer
Unterseite aufweist.
[0033] Im Gegensatz zu einer wie oben erwähnten vorgefertigten Headerverrohrung erlaubt
das Verrohrungsmodul, die verbindenden Rohrleitungen zwischen den jeweiligen Anschlüssen
(Anschlussstutzen) des oder der Hauptwärmetauscher und/oder Hauptwärmetauscherblöcke
und dem Verrohrungsmodul dreidimensional anzupassen. Vorteilhafterweise weist das
Verrohrungsmodul dabei mit Anschlüssen des wenigstens einen des oder der Hauptwärmetauscher
und/oder Hauptwärmetauscherblöcke korrespondierende und mit diesen koppelbare Anschlüsse
an seiner Oberseite, nämlich die erwähnten hauptwärmetauscherseitigen Anschlüsse,
auf.
[0034] Ein erfindungsgemäßes Verrohrungsmodul kann vollständig vorgefertigt, also z.B. gestrichen,
druckgetestet, isoliert, instrumentiert und verkabelt werden. Am Fertigungsort stehen
auch i.d.R. entsprechende Prüf- und Überwachungseinrichtungen zur Verfügung, die eine
Sicherheitsabnahme am Fertigungsort erlauben. Hierdurch kann vermieden werden, dass
beispielsweise Schäden oder Fertigungsfehler erst am Erstellungsort der Luftzerlegungsanlage
entdeckt werden, was aufwendige Reparaturen oder, im Extremfall, Rücktransporte erforderlich
macht.
[0035] Durch die Verwendung eines erfindungsgemäßen Verrohrungsmoduls kann auch die Planung
und Konzeption einer Luftzerlegungsanlage signifikant verbessert werden. Das erfindungsgemäße
Verrohrungsmodul strukturiert das Layout einer entsprechenden Anlage und gibt ein
eindeutiges Konzept vor. Dies ermöglicht eine weitgehende Erstellung aus standardisierten
Modulen mit entsprechend zueinander passenden Anschlüssen im Sinne eines beliebig
erweiterbaren Baukastenprinzips.
[0036] Insbesondere für Raffinerien, die Erdöltertiärförderung (Enhanced Oil Recovery) und
Stahlwerke werden beträchtliche Mengen von Reingasen benötigt. Der Luftdurchsatz der
größten Anlagen zur Erzeugung von Stickstoff für die Enhanced Oil Recovery beträgt
ca. 500.000 Normkubikmeter Luft pro Stunde, für Raffinerien sind Anlagen mit Produktionsvolumina
von ca. 860.000 Normkubikmetern Sauerstoff pro Stunde im Bau. Für Anlagen mit einem
Luftdurchsatz von zumindest 200.000 Normkubikmetern Luft pro Stunde sind erfindungsgemäße
Verrohrungsmodule problemlos transportierbar.
[0037] Die Hauptwärmetauscher für Anlagen derartiger Größe bzw. entsprechende Hauptwärmetauscherblöcke
können in der erforderlichen Leistungsfähigkeit nur an wenigen spezialisierten Fertigungsorten
hergestellt werden. Dies ist auch durch die Herstellungstechnik für derartige Vorrichtungen
bedingt. Besonders vorteilhaft für die genannten Anlagen sind insbesondere vakuumgelötete
Aluminiumplatten-Wärmetauscher. Die Herstellung derartiger Wärmetauscher erfolgt in
Vakuumöfen ohne den Einsatz von Flussmitteln. Diese Technik erfordert einen hohen
Grad an Fertigungsqualität, da das Lot, das hierbei zum Fügen verwendet wird, in seinem
Schmelzpunkt nur gering von jenem der zu fügenden Materialien abweicht.
[0038] Um eine maximale Leistungsfähigkeit zu erzielen, sind jedoch auch bei der Verrohrung
entsprechend hohe Anforderungen an die Montagequalität einzuhalten. Insbesondere eine
unsachgemäße Verschweißung kann die Leistungsfähigkeit der Hauptwärmetauscher, und
damit der gesamten Luftzerlegungsanlage, signifikant beeinträchtigen. Insbesondere
die erforderliche spannungsfreie Montage der Rohre bereitet Schwierigkeiten. Im Extremfall
können beträchtliche Schäden auftreten.
[0039] Das erfindungsgemäße Verrohrungsmodul vereinfacht die Verrohrung derartiger Hauptwärmetauscher
signifikant, so dass das eingesetzte Personal nicht in dem Umfang qualifiziert sein
muss, wie dies herkömmlicherweise erforderlich ist, oder aber hochqualifiziertes Personal
nur für einen kürzeren Zeitraum eingesetzt werden muss.
[0040] Wie bereits teilweise angesprochen, ist ein erfindungsgemäßes Verrohrungsmodul vorteilhafterweise
zur Anbindung wenigstens zweier Hauptwärmetauscher und/oder Hauptwärmetauscherblöcke
ausgebildet. Dies ermöglicht eine besonders flexible Erstellung von Luftzerlegungsanlagen,
die an die jeweils bestehenden Leistungsanforderungen angepasst werden können.
[0041] Für jede Gasanwendung existiert eine optimale Wirtschaftlichkeit der Gasversorgung,
die von zahlreichen Randbedingungen abhängig ist. Die rektifikatorische Luftzerlegung
ist i.d.R. bereits ab einem Bedarf von 200 Normkubikmetern Stickstoff bzw. 1.000 Normkubikmetern
Sauerstoff pro Stunde sinnvoll. Von diesen Werten bis hin zu den zuvor erwähnten Maximalleistungen
ergibt sich eine sehr große Bandbreite an Produktionsvolumina, die von Luftzerlegungsanlagen
abgedeckt werden muss. Insbesondere die verwendeten Hauptwärmetauscher können jedoch
bisher nicht in beliebiger Größe erstellt werden. Auch unterhalb der durch mechanische
Grenzen definierten Maximalgröße erweist sich die Herstellung sehr großer Hauptwärmetauscher
häufig als wirtschaftlich nicht sinnvoll. In diesen Fällen ist es, wie erwähnt, erforderlich,
mehrere Hauptwärmetauscher oder Hauptwärmetauscherblöcke (z.B. angeordnet in entsprechenden
Coldboxen) zu verwenden und gemeinsam mit Luft aus dem warmen Bereich der Anlage zu
versorgen. Gerade in derartigen Fällen ist ein Verrohrungsmodul mit einer entsprechenden
Anschlussmöglichkeit für mehrere Hauptwärmetauscher und/oder Hauptwärmetauscherblöcke
sinnvoll.
[0042] Vorteilhafterweise sind hierzu die erfindungsgemäßen Verrohrungsmodule, wie erläutert,
mit wenigstens einem Fluidverteiler ausgestattet. Unter einem "Fluidverteiler" sei
dabei eine Rohranordnung verstanden, die die Anbindung von Anschlüssen mehrerer Hauptwärmetauscher
und/oder Hauptwärmetauscherblöcke oder mehrerer Anschlüsse eines Hauptwärmetauschers
an eine gemeinsame Leitung erlaubt. Ein Fluidverteiler trägt dabei dazu bei, mehrere
Sätze von Anschlüssen entsprechend den jeweils anzubindenden Hauptwärmetauschern bereitzustellen,
wobei, wie erläutert, beispielsweise n hauptverdichterseitige Anschlüsse und n × m
hauptwärmetauscherseitige Anschlüsse vorgesehen sind.
[0043] Auch ein derartiger Fluidverteiler kann vorteilhafterweise als Modul ausgebildet
sein. Ein Verrohrungsmodul kann daher beispielsweise am Fertigungsort aus einem Grundmodul
und einem entsprechenden Fluidverteilermodul zusammengesetzt werden. Das Grundmodul
beinhaltet sinnvollerweise auch noch Bauteile, die herkömmlicherweise im Feld auf
der Baustelle montiert werden. Dies ermöglicht eine weitgehende Serien- und Vorfertigung
entsprechender Module, die dann lediglich noch nach Bedarf montiert werden müssen.
Hierdurch wird eine effiziente und zeitnahe Erstellung von Verrohrungsmodulen ermöglicht.
[0044] Vorteilhafterweise ist für jeden Hauptwärmetauscher und/oder Hauptwärmetauscherblock
ein separater hauptwärmetauscherseitiger Anschlusssatz vorgesehen, der zumindest eine
Zuleitung für komprimierte, vorgereinigte und vorgekühlte Luft und eine Abführleitung
für Kühlstickstoff umfasst. Die in den erläuterten Luftzerlegungsanlagen verwendeten
Hauptwärmetauscher bzw. Hauptwärmetauscherblöcke weisen eine Reihe von Leitungen auf,
die Fluidströme in beiden Richtungen durch die Hauptwärmetauscher bzw. Hauptwärmetauscherblöcke
führen. Die Leitungen enden an der Oberseite der Hauptwärmetauscher bzw. Hauptwärmetauscherblöcke
in einem oder in mehreren Anschlussstutzen. Mehrere Anschlussstutzen werden in dem
erläuterten Fluidverteiler, der erfindungsgemäß einen Teil des Verrohrungsmoduls darstellt,
zusammengefasst. Hierzu sind die genannten Zu- und Abführleitungen vorgesehen.
[0045] Den Hauptwärmetauscher durchlaufen in Luftzerlegungsanlagen der eingangs erläuterten
Art üblicherweise auch entsprechende Produktströme, die im Gegenstrom zu der aus dem
warmen Teil der Anlage eingespeisten Luft durch den Hauptwärmetauscher geführt werden.
Somit kann ein hauptwärmetauscherseitiger Anschlusssatz auch weitere Abführleitungen,
beispielsweise für Sauerstoff, Produktstickstoff und/oder Edelgase umfassen. Ist in
der Luftzerlegungsanlage ein zusätzlicher Hochdruckwärmetauscher vorgesehen (der an
einen entsprechenden Nach- bzw. Kreislaufverdichter anzubinden ist), können auch hierfür
entsprechende Leitungen in einem Leitungssatz vorgesehen sein.
[0046] In entsprechenden Anschlusssätzen sind vorteilhafterweise die entsprechenden Anschlüsse
räumlich so angeordnet, dass eine möglichst einfache und direkte Anbindung des oder
der Hauptwärmetauscher gewährleistet ist. Eine derartige gleichartige räumliche Anordnung
kann dabei derart normiert werden, dass eine Vielzahl von unterschiedlichen Modulen
- im Sinne des oben erwähnten Baukastenprinzips - ohne aufwendige Anpassungen miteinander
verbunden werden kann. Die räumliche Anordnung erlaubt jedoch eine dreidimensionale
Anpassung entsprechender Verbindungsleitungen zumindest in gewissem Umfang, um z.B.
Toleranzen von Modulen und Fundamenten ausgleichen zu können.
[0047] Zur Verbindung des Verrohrungsmoduls mit dem oder den Hauptwärmetauscher(n) können
daher ihrerseits vorgefertigte Anschlussrohre, ggf. mit entsprechend normierten Flanschen,
verwendet werden. Dies reduziert die erforderlichen Montageschritte. Auch diese sind
jedoch noch zumindest in gewissem Umfang anpassbar.
[0048] Ein erfindungsgemäßes Verrohrungsmodul umfasst vorteilhafterweise auch brandgeschützte
Sauerstoffübergabeventile. Entsprechend erforderliche Brandabschottungseinrichtungen
können ebenfalls zusammen mit den übrigen Komponenten des Verrohrungsmoduls vorgefertigt
und damit in vorgefertigter und ggf. entsprechend geprüfter Form an den Erstellungsort
der Luftzerlegungsanlage verbracht werden. Die übliche Abschottung mit einer Betonmauer
entfällt.
[0049] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung ist ein erläutertes Verrohrungsmodul,
ggf. mit einem zuvor erläuterten integrierten und/oder modular ausgebildeten Fluidverteiler,
zur senkrechten Anordnung neben dem wenigstens einen Hauptwärmetauscher bzw. einem
entsprechenden Hauptwärmetauscherblock ausgebildet. Dies ermöglicht einerseits eine
platzsparende Verrohrung eines oder mehrerer Hauptwärmetauscher und andererseits eine
einfache Vorfertigung und einen unproblematischen Transport. Senkrecht anordenbare
Verrohrungsmodule können in einer Horizontalrichtung flach ausgebildet und daher liegend
vorgefertigt werden. Der erforderliche Montageraum ist daher gegenüber herkömmlichen
Anordnungen beträchtlich reduziert.
[0050] Die erfindungsgemäß ebenfalls vorgesehene Luftzerlegungsanlage profitiert von den
zuvor erläuterten Vorteilen, auf die daher ausdrücklich verwiesen werden kann.
[0051] Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Erstellung einer Luftzerlegungsanlage umfasst
eine Bereitstellung wenigstens eines Hauptwärmetauschers und eines erfindungsgemäßen
Verrohrungsmoduls sowie die Anbindung des wenigstens einen Hauptwärmetauschers an
das Verrohrungsmodul. Vorzugsweise sind die genannten Komponenten vorgefertigt. Hieraus
ergeben sich ebenfalls die erwähnten Vorteile.
[0052] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0053] Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der beigefügten Zeichnung
schematisch dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich
beschrieben.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0054]
- Figur 1
- zeigt eine Luftzerlegungsanlage gemäß dem Stand der Technik in stark vereinfachter,
schematischer Darstellung.
- Figur 2
- zeigt ein Verrohrungsmodul mit zwei Hauptwärmetauschern gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung in schematischer Darstellung.
Ausführungsform(en) der Erfindung
[0055] In den Figuren tragen gleiche oder gleichwirkende Elemente ggf. identische Bezugszeichen
und werden der Übersichtlichkeit halber nicht wiederholt erläutert.
[0056] Figur 1 zeigt eine Luftzerlegungsanlage gemäß dem Stand der Technik in stark vereinfachter,
schematischer Darstellung. Diese ist insgesamt mit 100 bezeichnet. Die vorliegende
Erfindung betrifft insbesondere die Anbindung eines Hauptwärmetauschers in einer derartigen
Luftzerlegungsanlage 100. Der Hauptwärmetauscher ist in Form eines Hauptwärmetauschermoduls
1 bereitgestellt.
[0057] Dem Hauptwärmetauscher in dem Hauptwärmetauschermodul 1, der einen oder mehrere Hauptwärmetauscherblöcke
in einer entsprechenden Coldbox umfassen kann, wird ein gestrichelt dargestellter
Luftstrom zugeführt, der zuvor in einem Verdichter 2 verdichtet und in einem Adsorber
3 aufgereinigt wurde. Zusätzliche Einrichtungen wie Filter und dergleichen sind nicht
dargestellt. Wenngleich in Figur 1 nur ein Adsorber 3 dargestellt ist, umfasst eine
Luftzerlegungsanlage 100 üblicherweise mehrere Adsorber 3, die im Wechsel betrieb
gefahren und entsprechend regeneriert werden können.
[0058] In dem Hauptwärmetauscher in dem Hauptwärmetauschermodul 1 wird die zugeführte, komprimierte
und aufgereinigte Luft im Gegenstrom mit kaltem, gasförmigem Stickstoff GAN vom Kopf
einer nachfolgend erläuterten Trennsäule 5 gekühlt.
[0059] Der bis nahe Verflüssigungstemperatur abgekühlte Luftstrom wird nachfolgend in einem
Expansionsventil 4 entspannt und in teilweise flüssiger Form in einen mittleren Bereich
der Trennsäule 5 eingespeist. Eine entsprechende Anlage kann zusätzlich eine Nachverdichtung
eines (Teil-)Luftstroms und eine Abkühlung in einem Hochdruckwärmetauscher umfassen.
Auch dies ist der Übersicht halber nicht dargestellt. Wie bereits erläutert, können
anstatt einer einzigen Trennsäule 5, wie in Figur 1 dargestellt, auch mehrere hintereinandergeschaltete
Trennsäulen, Doppelsäulen und dergleichen als Trennsäulensystem eingesetzt werden.
[0060] Für die Zerlegung der verflüssigten Luft werden die unterschiedlichen Siedepunkte
ihrer Bestandteile genutzt. In der Trennsäule 5 rieselt die flüssige Luft hierzu über
eine Anzahl von stark vereinfacht dargestellten Siebböden im Gegenstrom zu nicht verflüssigter,
aufsteigender Luft nach unten. Die Flüssigkeit wird hierbei auf den Böden gestaut
und von aufsteigenden Dampfblasen durchströmt. Aus dem Gasstrom verflüssigt sich dabei
vor allem der höher siedende Sauerstoff, während aus den Flüssigkeitstropfen bevorzugt
der tiefer siedende Stickstoff verdampft. Am kalten Kopf der Trennsäule 5 sammelt
sich aus diesem Grund gasförmiger Stickstoff GAN und am wärmeren Boden flüssiger Sauerstoff
LOX.
[0061] Zur weiteren Aufreinigung der Fraktionen wird der flüssige Sauerstoff LOX vom Boden
der Trennsäule 5 in einem Verdampfer 6 verdampft, der gasförmige Stickstoff wird in
einem sogenannten Kopfkondensator 7 verflüssigt. Der verdampfte, gasförmige Sauerstoff
GOX und der verflüssigte Stickstoff LIN werden wieder der Trennsäule 5 zugeführt,
wo die Rektifikation wiederholt wird, bis die gewünschte Reinheit erreicht ist.
[0062] Entsprechend reine Fluide können vom Boden bzw. Kopf der Trennsäule 5 entnommen und
zur Weiterverwendung in Flüssigtanks 8, 9 gelagert werden.
[0063] Der Trennsäule 5 kann ferner beispielsweise eine Sauerstoff-Argon-Mischung O/Ar entnommen
werden, aus der in einem separaten Verfahren in einer weiteren Säule hochreines Argon
gewonnen werden kann. Auch für die Gewinnung der Edelgase Xenon, Krypton, Helium und/oder
Neon werden separate Säulen benötigt.
[0064] Zur Kühlung von neu angesaugter Luft (siehe oben) wird ein Teil des gewonnenen Stickstoffs
GAN entnommen und zum Hauptwärmetauscher in dem Hauptwärmetauschermodul 1 zurückgeführt.
[0065] Figur 2 zeigt ein Verrohrungsmodul mit zwei Hauptwärmetauschern 1 a und 1 b gemäß
einer Ausführungsform der Erfindung in schematischer Darstellung. Das Verrohrungsmodul
ist insgesamt mit 10 bezeichnet, ein Hauptwärmetauschermodul, das die zwei Hauptwärmetauscher
1a und 1 b enthält, ist mit 1 bezeichnet. Wenngleich in der Figur 2 nur zwei Hauptwärmetauscher
1 a und 1 b dargestellt sind, kann die Erfindung auch mit mehr als zwei oder nur einem
Hauptwärmetauscher realisiert werden. Das Hauptwärmetauschermodul 1 kann beispielsweise
in Form einer Coldbox ausgebildet sein, wie eingangs erläutert.
[0066] Das Verrohrungsmodul 10 kann aus einem Grundmodul 11 und einem Fluidverteilermodul
12 aufgebaut sein, die über eine geeignete Verbindung 13 miteinander verbunden sind.
In dem Grundmodul 11 können zentrale Komponenten wie entsprechende Ventile 14 angeordnet
sein. In der Figur 2 ist hierbei nur eine Leitung in dem Grundmodul 11 dargestellt,
die sich in dem Fluidverteilermodul 12 in zwei Leitungen aufteilt. Wie erläutert,
werden ein Hauptwärmetauschermodul 1 bzw. die darin angeordneten Hauptwärmetauscher
1 a bzw. 1 b in der Praxis jedoch von mehreren unterschiedlichen Fluidströmen im Gegenstrom
zueinander durchströmt, so dass auch die genannten Leitungen in Mehrzahl vorhanden
sind. Wie erläutert, ist dabei pro anzuschließendem Hauptwärmetauscher 1 a bzw. 1
b ein Satz Anschlüsse in dem Fluidverteilermodul 12 vorgesehen.
[0067] Das Verrohrungsmodul 10 kann ferner - in dem Hauptmodul 11 und/oder dem Fluidverteilermodul
12 - wenigstens einen Druck-, Temperatur- und/oder Druchflussregler 15 aufweisen.
Nicht dargestellt sind beispielsweise brandgeschützte Sauerstoffventile.
[0068] Das Fluidverteilermodul 12 weist, wie erwähnt, einen Satz Anschlüsse 12a bzw. 12b
für die anzuschließenden Hauptwärmetauscher 1 a bzw. 1 b auf. Diese können sehr einfach
mit korrespondierenden Anschlüssen 12a' bzw. 12b' an den anzuschließenden Hauptwärmetauscher
1 a bzw. 1 b verbunden werden.
1. Verrohrungsmodul (10), mittels dessen wenigstens zwei Fluidanschlüsse (10a', 10b')
wenigstens eines zur Verwendung in einer Luftzerlegungsanlage (100) ausgebildeten
Hauptwärmetauschers (1a, 1 b) an wenigstens zwei Fluidleitungen in einem warmen Teil
der Luftzerlegungsanlage (100) anbindbar sind, wobei das Verrohrungsmodul (10) wenigstens
zwei hauptverdichterseitige Anschlüsse, die mit den wenigstens zwei Fluidleitungen
in dem warmen Teil der Luftzerlegungsanlage (100) koppelbar sind, und wenigstens zwei
hauptwärmetauscherseitige Anschlüsse (10a, 10b), die mit den wenigstens zwei Fluidanschlüssen
(10a', 10b') des wenigstens einen Hauptwärmetauschers (1a, 1 b) koppelbar sind, und
wenigstens zwei die wenigstens zwei hauptverdichterseitigen Anschlüsse und die wenigstens
zwei hauptwärmetauscherseitigen Anschlüsse (10a, 10b) verbindende Fluidleitungen aufweist.
2. Verrohrungsmodul (10) nach Anspruch 1, das zur senkrechten Anordnung seitlich neben
dem wenigstens einen Hauptwärmetauscher (1 a, 1 b) ausgebildet ist, wobei die hauptwärmetauscherseitigen
Anschlüsse (10a, 10b) an einer Oberseite des Verrohrungsmoduls (10) angeordnet sind.
3. Verrohrungsmodul (10) nach Anspruch 1 oder 2, das zur Anbindung zumindest zweier Fluidanschlüsse
(10a', 10b') des wenigstens einen Hauptwärmetauschers (1 a, 1 b) an eine gemeinsame
Fluidleitung in dem warmen Teil der Luftzerlegungsanlage (100) eingerichtet ist.
4. Verrohrungsmodul (10) nach Anspruch 3, das wenigstens einen Fluidverteiler (12) aufweist,
der zur Anbindung der zumindest zwei Fluidanschlüsse (10a', 10b') des wenigstens einen
Hauptwärmetauschers (1 a, 1 b) an die gemeinsame Fluidleitung in dem warmen Teil der
Luftzerlegungsanlage (100) eingerichtet ist und jeweils zumindest zwei hauptwärmetauscherseitige
Anschlüsse (10a, 10b) mit einem hauptverdichterseitigen Anschluss koppelt.
5. Verrohrungsmodul (10) nach Anspruch 4, bei dem der wenigstens eine Fluidverteiler
als Fluidverteilermodul (12) ausgebildet ist, das an ein Grundmodul (11) anbindbar
ist, das die wenigstens zwei hauptverdichterseitigen Anschlüsse aufweist.
6. Verrohrungsmodul (10) nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem zur Anbindung
von m Hauptwärmetauschern (1 a, 1 b) mit jeweils einer Anzahl von n Fluidanschlüssen
(10a', 10b') m hauptwärmetauscherseitige Anschlusssätze mit jeweils n hauptwärmetauscherseitigen
Anschlüssen (10a, 10b) vorgesehen sind.
7. Verrohrungsmodul (10) nach Anspruch 6, bei dem die m hauptwärmetauscherseitigen Anschlusssätze
jeweils die n hauptwärmetauscherseitigen Anschlüsse (10a, 10b) in gleichartiger räumlicher
Anordnung aufweisen.
8. Verrohrungsmodul (10) nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die die wenigstens
zwei hauptverdichterseitigen Anschlüsse und die wenigstens zwei hauptwärmetauscherseitigen
Anschlüsse (10a, 10b) verbindenden Fluidleitungen zumindest eine Zuleitung für komprimierte,
vorgereinigte und/oder vorgekühlte Luft und eine Abführleitung für Kühlstickstoff
(GAN) umfassen.
9. Verrohrungsmodul (10) nach einem der vorstehenden Ansprüche, in dem wenigstens ein
brandgeschütztes Sauerstoffübergabeventil angeordnet ist.
10. Luftzerlegungsanlage (100), die wenigstens ein Verrohrungsmodul (10) nach einem der
vorstehenden Ansprüche, wenigstens einen hieran angeschlossenen Hauptwärmetauscher
(1 a, 1 b) und einen warmen Teil mit einem Hauptverdichter aufweist, wobei wenigstens
zwei Fluidanschlüsse (10a', 10b') des wenigstens einen Hauptwärmetauschers (1a, 1
b) mit wenigstens zwei Fluidleitungen in dem warmen Teil mittels des Verrohrungsmoduls
(10) miteinander verbunden sind.
11. Verfahren zur Erstellung einer Luftzerlegungsanlage (100) nach Anspruch 10, das umfasst,
wenigstens einen Hauptwärmetauscher (1 a, 1 b) und wenigstens ein Verrohrungsmodul
(10) nach einem der Ansprüche 1 bis 9 bereitzustellen und den wenigstens einen Hauptwärmetauscher
(1 a, 1 b) mit dem wenigstens einen Verrohrungsmodul (10) fluidisch zu verbinden,
wobei wenigstens zwei Fluidanschlüsse (10a', 10b') des wenigstens einen Hauptwärmetauschers
(1a, 1b) mit wenigstens zwei Fluidleitungen in dem warmen Teil mittels des Verrohrungsmoduls
(10) miteinander verbunden werden.