[0001] Die Erfindung betrifft einen Greifer zum Manipulieren von, insbesondere röhrchenförmigen,
Probengefäßen mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1.
[0002] Es ist bekannt, in der automatisierten Analyse von in Probengefäßen enthaltenen Proben,
diese Probengefäße einzeln und maschinell zu ergreifen und zu versetzen, wozu entsprechende
Greifer an Manipulationseinrichtungen, wie z.B. Manipulationsrobotern, zum Einsatz
kommen. Als Beispiel hierzu ist insbesondere auf die moderne Labormedizin zu verweisen,
wo röhrchenförmige Probengefäße mit darin enthaltenden Blutproben, Urinproben oder
auch gelösten oder in fester Form vorliegenden Gewebeproben mit hohem Automatisierungsgrad
verarbeitet, insbesondere den jeweils spezifischen Analysegeräten zugeführt und später
in eine Archivierung übergeben werden.
[0003] Dabei ist es insbesondere üblich, in Bereichen, in denen eine Vielzahl von in Probengefäßen
angeordneten Proben durchzusetzen sind, diese für eine Lagerung und/oder einen Transport
dicht gepackt auf Probengefäßhaltern anzuordnen, beispielsweise auf Probentabletts
oder sogenannten Probenracks, auf denen z.B. reagenzglasartige, röhrchenförmige Probengefäße
mit sehr geringem Abstand zueinander nebeneinander in aufgerichteter Stellung, mit
im Wesentlichen vertikal ausgerichteter Röhrchenlängsachse, angeordnet sind. Im Zuge
einer automatisierten Weiterverarbeitung gilt es aus dieser Probengefäßanordnung mit
einem Greifer gezielt ein einzelnes Probengefäß zu ergreifen und z.B. für eine Analyse
an ein entsprechendes Analysegerät zu übergeben bzw. in ein Transportsystem für den
Transport vereinzelter Probengefäße zu übergeben.
[0004] Dabei stellt sich nun die Problematik, dass aufgrund der dicht gepackten Anordnung
einzelner Probengefäße für den Greifer nur geringer Raum zwischen den Probengefäßen
zur Verfügung steht, in welchen die Greiferfinger zum Ergreifen des Probengefäßes
eingebracht und in welchem sich diese bewegen können. Zudem ist in entsprechenden
Manipulatorvorrichtungen der Raum insgesamt gering bemessen, weshalb der Greifer an
sich typischerweise geringe Abmessungen aufweisen muss.
[0005] Bekannte Greifer weisen entweder Linearantriebe für die Greiferfinger auf, welche
Linearantriebe vergleichsweise großen Bauraum beanspruchen und somit große und einer
weitgehend kompakten und minierten Bauweise entsprechender Manipulatorvorrichtungen
entgegenstehende Greifer bedingen.
[0006] Alternativ arbeiten andere bekannte Greifertypen mit Kipp- oder Schwenkbewegungen
der Greiferfinger bzw. ihrer Halteabschnitte. Ein solches Beispiel eines bekannten
Greifers ist in der
DD 242589 A1 offenbart. Dort sind einzelne Greiferfinger mit ihren rückwärtigen Enden in einer
rotierbaren Greiferlagerung gelagert und in einem mittleren Abschnitt der Greiferfinger
durch Öffnungen an der Greiferbasis hindurchgeführt. An ihren freistehenden Enden
weisen die Greiferfinger Halteabschnitte auf. Durch eine Rotation der Greiferlagerung
erfolgt ein Verkippen der Greiferfinger um ihre in der Durchführung durch die Greiferbasis
befindlichen mittleren Abschnitte. Diese Kippbewegung kann gemäß einem Ausführungsbeispiel
nach den dort gezeigten Figuren 3 und 4 durch eine entsprechende Langlochführung in
einer Zustellbewegung linearisiert werden. Allerdings bleibt auch dort nach wie vor
eine einen Kreisbogen in einer die Fingerlängsachse schneidenden Ebene geführte Anstellbewegung
der Greiferfinger, die dazu führt, dass ergriffene Gegenstände nicht allein mit einer
radial wirkenden Andruckkraft, sondern auch mit einer quer dazu gerichteten Scherkraft
beaufschlagt werden, wenn die Greiferfinger auf der Oberfläche des zu ergreifenden
Gegenstandes anliegen. Eine solche Scherkraft verringert nicht nur die Haltekraft,
die sich allein aus der senkrecht zur Oberfläche des zu ergreifenden Gegenstandes
wirkenden Kraftkomponente ergibt, sondern führt auch zu einem Risiko des Abgleitens
der Greiferfinger von einem ergriffenen Objekt sowie zu dem Risiko einer Beschädigung
aufgrund eines Abscherens.
[0007] Ein wie in den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruches 1 gebildeter Greifer
ist in der
DE 10 2010 019 348 A1 offenbart. Dort wird über einen in einem Zylinder bewegbaren Druckkolben mit darin
ausgebildeten Gewindeführungen eine synchronisierte Rotationsbewegung von einzelnen
Greiferfingern mit azentrisch zu der jeweiligen Rotationsachse angeordneten Halteabschnitten
bewirkt, die eine rotatorische Zustellbewegung der Halteabschnitte der Greiferfinger
zu einem zu ergreifenden Gegenstand bewirken. Der Nachteil einer solchen rotatorischen
Zustellbewegung ist aber insbesondere dann gegeben, wenn der Raum, der zum Ergreifen
eines Probengefäßes zur Verfügung steht, eng bemessen ist. Denn die rotatorische Anstellbewegung
der Greiferfinger mit ihren Halteabschnitten ist eine weit ausladende, bei der beispielsweise
zwischen in einem Probenrack dicht an dicht aufgestellten Probengefäßen eingebrachte
Haltefinger mit zu dem zu ergreifenden Probengefäß benachbarten Probengefäßen kollidieren
können. Ferner bewirkt die rein rotatorische Anstellung der Greiferfinger mit ihren
Halteabschnitten wiederum eine quer zu der erwünschten radialen Haltekraft wirkende
Scherkraft, die auf den zu ergreifenden Gegenstand, also das Probengefäß, aufgebracht
wird, und weist somit die oben erläuterten Nachteile auf.
[0008] Hier soll mit der Erfindung Abhilfe geschaffen und ein Greifer der eingangs genannten
Art angegeben werden, der mit geringem konstruktiv benötigten Bauraum das Ergreifen
von Probengefäßen auch unter eng bemessenen räumlichen Bedingungen ermöglicht und
der zudem ein sicheres Ergreifen der Probengefäße mit radial ausgerichteter Klemmkraft
und ohne das Aufbringen von Scherkräften ermöglicht.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch einen Greifer zum Manipulieren von, insbesondere
röhrchenförmigen, Probengefäßen mit den Merkmalen des Anspruches 1. Vorteilhafte Weiterbildungen
eines solchen erfindungsgemäßen Greifers sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis 10
angegeben.
[0010] Erfindungsgemäß wird also ein Greifer der übereinstimmend mit dem bekannten Stand
der Technik, insbesondere denjenigen nach der
DE 10 2010 019 348 A1 folgendes aufweist:
- eine Greiferbasis;
- wenigstens zwei Greiferfinger, die jeweils einen Halteabschnitt zum Erfassen eines
Probengefäßes aufweisen und jeweils um eine Fingerrotationsachse relativ zu der Greiferbasis
verdrehbar an letztgenannter angeordnet sind und bei welchen die Halteabschnitt der
Greiferfinger jeweils in Bezug auf die zugeordnete Fingerrotationsachse azentrisch
angeordnet sind;
- einen ersten Antrieb zum Verdrehen der Greiferfinger, wobei die Greiferfinger derart
miteinander gekoppelt sind, dass sie von dem Antrieb gleichzeitig und mit jeweils
gleicher Rotationsgeschwindigkeit und -richtung angetrieben werden;
durch folgende Merkmale weitergebildet:
- die Greiferbasis ist an einem Grundkörper und relativ zu diesem um eine von den Fingerrotationsachsen
verschiedene Basisrotationsachse drehbar angeordnet;
- der Greifer weist einen zweiten Antrieb zum Verdrehen der Greiferbasis relativ zu
dem Grundkörper auf;
- es ist eine Steuereinrichtung vorgesehen zum Steuern der Antriebe, also des ersten
und des zweiten Antriebes, derart, dass durch eine Bewegungskombination aus Verdrehen
der Greiferfinger relativ zu der Greiferbasis und Verdrehen der Greiferbasis relativ
zu dem Grundkörper für jeden der Halteabschnitte der Greiferfinger jeweils eine im
Wesentlichen lineare Bewegung relativ zu dem Grundkörper resultiert.
[0011] Der Kerngedanke der Erfindung liegt mithin darin, durch eine Überlagerung von rotatorischen
Bewegungen, nämlich zum einen einer Drehung der Greiferfinger mit exzentrisch zur
Drehachse angeordneten Halteabschnitten relativ zu der Greiferbasis und zum anderen
einer Rotation der Greiferbasis in einer gezielt gegenwirkenden Weise, eine resultierende
Bewegung der Halteabschnitte der Greiferfinger erreicht wird, die relativ zu dem Grundkörper
des Greifers eine lineare ist. Da typischerweise beim Manipulieren der röhrchenförmigen
Probengefäße der Grundkörper des Greifers ortsfest zu einem zu ergreifenden Probengefäß
positioniert bleibt, ergibt sich mithin eine lineare Zustellbewegung der Halteabschnitte
der Greiferfinger an das Probengefäß bzw. eine entsprechende Linearbewegung in umgekehrter
Richtung zum Freigaben eines ergriffenen Probengefäßes. Auf diese Weise wird durch
die Kombination zweier mit einfachen und räumlich kompakt unterzubringenden Mitteln
realisierbaren Rotationsantriebe eine Linearbewegung der Halteabschnitte der Greiferfinger
erreicht, die mit entsprechenden Linearantrieben nur in deutlich mehr Raum einnehmender
Bauweise zu verwirklichen wäre. Insbesondere wären bei mehr als zwei Greiferfingern
entweder pro Greiferfinger ein eigener Linearantrieb vorzusehen, was die Anzahl der
erforderlichen Antriebe und die Komplexität der hierfür vorzusehenden Steuerung erhöhen
würde, oder es wäre eine entsprechend komplexe Kinematik durch eine beispielsweise
über entsprechende Getriebe auf die entsprechenden Linearstellantriebe zu übertragende
Antriebskraft zu schaffen. Im Gegensatz zu solch einer Lösung kann mit der Erfindung
also mit einfachen und vergleichsweise kostengünstig aufzubauenden Einrichtungen ein
Greifer mit in einer resultierenden linearen Zustellbewegungen der Halteabschnitte
der Greiferfinger geschaffen werden, dessen jeweiligen Antriebe rein rotatorisch wirken.
Durch die Realisierung der resultierenden Bewegung der Halteabschnitte der Greiferfinger
als Linearbewegungen sind diese Bewegungen im Vergleich zu der rein rotatorischen
Zustellbewegung beim Stand der Technik gemäß der
DE 10 2010 019 348 A1 weit weniger raumgreifend, können also zielgerichtet und ohne eine etwaige Kollisionsgefahr
mit benachbarten Probengefäßen auch im Bereich von eng gestellten Probengefäßen, wie
beispielsweise einer engen Anordnung von Probenröhrchen auf einem Probenrack vorgenommen
werden. Auch kann das Anstellen der Halteabschnitte der Greiferfinger rein radial,
also senkrecht zu einer Oberfläche des zu ergreifenden Gegenstandes, wie insbesondere
eines Probengefäßes, erfolgen, ohne Kipp-oder Schwenkbewegungen und damit verbundene
quer wirkende Momente. Somit ergibt sich ein sicheres Greifen mit guten und definiert
nur für das Halten wirkenden Haltekräften.
[0012] Die Antriebe für die beiden Drehbewegungen - Verdrehen der Greiferfinger und Verdrehen
der Greiferbasis - können grundsätzlich auch mit einem Antriebsmotor und einer entsprechenden
Aufteilung der von diesem erzeugten Antriebskraft auf die beiden Antriebe (in diesem
Fall dann auch als Antriebsstränge aufzufassen) über z.B. eine entsprechende Getriebeanordnung
realisiert werden. Bevorzugt, da in der Mechanik einfacher zu gestalten, werden jedoch
getrennte Antriebsmotoren eingesetzt.
[0013] Die Steuereinrichtung zur entsprechenden Koordination der beiden Antriebe für die
Drehbewegungen der Greiferfinger einerseits und für die korrelierte Rotationsbewegung
der Greiferbasis andererseits kann grundsätzlich eine durch eine mechanische Getriebekopplung
realisierte Steuereinrichtung sein. Da eine solche jedoch einen erheblichen konstruktiven
Aufwand und nicht unerheblichen Bauraum erfordert, wird hier eine elektronische Steuerung
von zwei getrennten Antriebsmotoren bevorzugt. Eine solche elektronische Steuerung
ermöglicht im Übrigen deutlich mehr Freiheitsgrade bei der jeweils auszuführenden
kombinierten Bewegung und einer einzustellenden resultierenden Bewegung der Greiferfinger
bzw. ihrer Halteabschnitte. So kann durch eine solche Steuerung insbesondere dann,
wenn die Mechanik der Rotation der Greiferfinger gekoppelt ist mit der Greiferbasis
und bei einer entsprechenden Rotation der Greiferbasis in einer Drehbewegung der Greiferfinger
resultiert, wie dies beispielsweise bei einer Umsetzung mit Hilfe eines Planetengetriebes
der Fall sein kann, durch entsprechend gekoppelte Bewegungen auch eine resultierende
Bewegung erreicht werden, bei der die Greiferbasis relativ zu dem Grundkörper rotiert
wird mit einer entsprechend gesteuerten Gegenbewegung der Greiferfinger bzw. der Halteabschnitte
relativ zu der Greiferbasis, so dass diese eine Griffposition an einem Probengefäß
beibehalten und damit ein Probengefäß mit der Greiferbasis mit rotiert werden kann,
ohne dass sein Griff gelöst wird (vgl. Anspruch 10). Dies ist z.B. dann von Vorteil,
wenn ein mit einer entsprechenden Identifizierungskennung versehenes Probengefäß,
z.B. ein solches mit einem aufgebrachten Barcode, vor einem Lesekopf eines Identifizierungsgerätes
rotiert werden muss, um den entsprechenden Identifizierungscode auszulesen. So kann
beispielsweise ein mit einem Barcode versehenes Probenröhrchen vor einem Barcodescanner
mit dem erfindungsgemäßen Greifer um seine Längsachse rotiert werden, um den auf dem
Probenröhrchen angeordneten Barcode durch den Barcodescanner auslesen zu können.
[0014] Der erfindungsgemäße Greifer bietet zudem mit der linear einzustellenden Zustell-
bzw. "Loslass"-Bewegung den Vorteil, dass ein Probengefäß mit einer senkrecht zur
Oberfläche (insbesondere radial, bei röhrchenförmigen Probengefäßen) wirkenden Haltekraft
erfasst werden kann, die keinerlei quergerichteten Scherkraftanteile enthält. Solche
rein senkrecht zur Oberflächenebene des Probengefäßes im Angriffpunkt gerichteten
Greiferkräfte bedingen ein sicheres und positionsgetreues Ergreifen des Probengefäßes
ohne die Gefahr, dass dieses durch ein Abrutschen aufgrund der Scherkräfte aus dem
sicheren Griff gerät oder aber aufgrund des in einer Greifkraft ansonsten enthaltenen
Scherkraftanteils ggf. Schaden nimmt.
[0015] Mit Vorteil sind die Fingerrotationsachsen und die Basisrotationsachse jeweils paarweise
parallel zueinander angeordnet. Diese Anordnung ermöglicht eine besonders einfache
Umsetzung der Erfindung.
[0016] Für einen symmetrischen Aufbau des Greifers mit symmetrisch bewegten Greiferfingern
ist es von Vorteil, wenn die Basisrotationsachse zwischen den Halteabschnitten der
Greiferfinger in gleichem Abstand zu diesen angeordnet ist. Dabei ist ferner von Vorteil,
wenn die Greiferfinger mit ihren Halteabschnitten jeweils das gleiche Maß an Exzentrizität
zu der jeweiligen Fingerrotationsachse aufweisen. Ferner ergibt sich ein besonders
symmetrischer und insoweit zu bevorzugender Aufbau des Greifers dann, wenn in einer
Ausgangsstellung die Halteabschnitte der Greiferfinger in einer Projektion auf eine
senkrecht zu den Rotationsachsen liegenden Ebene einen gleichen Abstand zu der Basisrotationsachse
aufweisen, die im Zentrum der Anordnung liegt.
[0017] Einen sicheren "Griff" übt der erfindungsgemäße Greifer insbesondere dann aus, wenn
er wenigstens drei Greiferfinger aufweist. Derzeit wird dabei ein Greifer mit vier
Greiferfingern bevorzugt. Die Greiferfinger liegen dabei mit Vorteil mit ihren Halteabschnitten
in gleichmäßigen Winkelabständen um einen Mittelpunkt, der der gedachte Ursprung der
im Wesentlichen linearen Bewegungen der Halteabschnitte ist, und in gleichem Abstand
zu diesem Mittelpunkt angeordnet. Damit ergibt sich eine symmetrische Aufteilung der
Greiferkräfte auf den Umfang des Probengefäßes und somit ein besonders sicherer Griff.
[0018] Wie bereits vorstehend erwähnt, ist eine besonders einfache konstruktive Lösung und
Gestaltung des erfindungsgemäßen Greifers dann gegeben, wenn der erste Antrieb mit
einer Antriebswelle gekoppelt ist, die über ein Planetengetriebe die Greiferfinger
zum Verdrehen um die Fingerrotationsachse antreibt, wobei auf der Antriebswelle ein
umfangsverzahntes Sonnenrad angeordnet ist, welches mit mit den Greiferfingern verbundenen
umfangsverzahnten Planetenrädern kämmt. Wenn, wie dies mit Vorteil vorgesehen sein
kann, die Planetenräder mit gleichen Durchmessern und gleicher Umfangsverzahnung gebildet
sind, so ergibt sich eine gleichartige Kopplung und gleich gestaltete Bewegung der
einzelnen Greiferfinger, mithin ein weiteres Maß an Symmetrie des Greifers in seiner
Funktionalität.
[0019] Um bei einem erfindungsgemäßen Greifer einerseits die Positionierung der Halteabschnitte
richtig bestimmen und voreinstellen zu können, andererseits die erforderliche Steuerung
der für eine erwünschte resultierende Bewegung der Halteabschnitte der Greiferfinger
miteinander zu korrelierenden Bewegungen ausreichend genau vornehmen zu können, ist
es von Vorteil, wenn die Antriebe jeweils einen Motor mit Positions- und Drehzahlregelung
aufweisen. Für eine weitere Steuerung eines erfindungsgemäßen Greifers können für
die Motoren beispielsweise Stromaufnahmesensoren vorgesehen sein, die einen Anstieg
des zum Betrieb der Antriebe aufgenommenen Stroms feststellen und daraus z.B. auf
einen Kontakt der Halteabschnitte mit der zu ergreifenden Probe schließen. Durch diese
Art der Sensorik kann der erfindungsgemäße Greifer mit einem automatischen Stoppmechanismus
ausgestattet werden, der eine weitere Zustellbewegung der Greiferfinger bzw. Halteabschnitte
in Richtung des zu ergreifenden Probengefäßes anhält, wenn ein Anstieg der Stromaufnahme
der Motoren eine Anlage bzw. einen Kontakt der Halteabschnitte mit dem zu ergreifenden
Objekt signalisiert. Selbstverständlich können auch über andere Sensoren entsprechende
Steuerungsmechanismen vorgesehen sein, beispielsweise durch in den Halteabschnitten
der Greiferfinger integrierte Kraftsensoren oder dgl.
[0020] Mit Vorteil sind die für das Verdrehen von Greiferfingern und Greiferbasis vorgesehenen
Wellen kugelgelagert. Eine entsprechende Lagerung gestattet, dass diese hohe Kräfte
aufnehmen kann bei gleichbleibend vernachlässigbar geringen Reibwiderständen. Dies
ist wichtig, da für einen zuverlässigen Griff entsprechende Haltekräfte auf die mit
den Greiferfingern zu ergreifenden Probengefäße aufzubringen sind. Die entsprechenden
Kräfte müssen mit den Antrieben erzeugt werden. Dabei ermöglicht hier die kompakte
Bauweise aufgrund der kurzen Hebel der bevorzugt zu verwendenden Zahnradpaarungen
des Planetengetriebes die Übertragung der hohen Kräfte, die durch die Kugellagerungen
gut abgefangen werden. Darüber hinaus bieten die Kugellagerungen wegen ihrer exakten
Lagerung eine fein einstellbare Positionierung der gesamten Mechanik, was für die
durch die Kombination der beiden rotatorischen Antriebe bedingte, über die Steuereinrichtung
eingestellte Kombinationsbewegung von hoher Wichtigkeit ist. Auch erlaubt die reibungsarme
Lagerung eine sehr sensible Weiterleitung eines Anstieges von Widerständen bzw. Gegenkräften
in dem System, so dass mit einer sehr feinen Toleranzschwelle beispielsweise das Anliegen
der Halteabschnitte an einem zu ergreifenden Probengefäß erkannt werden kann, wie
dies oben z.B. anhand einer vergrößerten Stromaufnahme der Antriebsmotoren beschrieben
ist.
[0021] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels anhand der beigefügten Figuren. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- in einer schematischen Seitenansicht ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen
Greifers;
- Fig. 2
- eine Ansicht des Greifers von unten; und
- Fig. 3
- in drei verschiedenen Darstellungen a bis c Ansichten des Greifers von unten zur Erläuterung
der kombinierten Kinematik zur Erzeugung der linearen Zustellbewegungen der Greiferfinger
bzw. ihrer Halteabschnitte.
[0022] In den Figuren ist schematisch und ohne Darstellung sämtlicher Details ein Ausführungsbeispiel
eines erfindungsgemäßen Greifers dargestellt und wird nachstehend unter Bezugnahme
auf die Figuren erläutert.
[0023] Zunächst wird unter Bezugnahme auf die Darstellungen der Figuren 1 und 2 der strukturelle
Aufbau des erfindungsgemäßen Greifers dargelegt. Dort ist ein Greifer 1 der erfindungsgemäßen
Machart dargestellt. Dieser Greifer 1 hat einen Grundkörper 2, an welchem um eine
Basisrotationsachse 3 relativ zu dem Grundkörper 2 verdrehbar eine Greiferbasis 4
angeordnet ist. An der Greiferbasis 4 wiederum sind um Fingerrotationsachsen 5 verdrehbar
Greiferfinger 6, in diesem Ausführungsbeispiel insgesamt vier Greiferfinger 6, angeordnet.
Die Greiferfinger 6 erstrecken sich längs einer Richtung parallel zu den Fingerrotationsachsen
5, die ihrerseits parallel zueinander und parallel zu der Basisrotationsachse 3 liegen.
Mit Bezug zu den Fingerrotationsachsen 5 sind die Greiferfinger 6 azentrisch auf jeweiligen
Fingerbasen 7 angeordnet. An ihren freien Enden weisen die Greiferfinger 6 Halteabschnitte
8 mit radialen Verdickungen auf, mit denen die Greiferfinger 6 an einem zu erfassenden
Probengefäß im Betrieb angreifen.
[0024] Auf der der Greiferbasis 4 gegenüberliegenden Seite des Grundkörpers 2 sind an diesem
fest angeordnet zwei Antriebsmotoren 9 und 10. Der erste Antriebsmotor 9 treibt eine
entlang der Basisrotationsachse 3 geführte, hier nicht näher dargestellte Welle an,
wohingegen der zweite Antriebsmotor 10 eine parallel zu der Welle des ersten Antriebsmotors
gelegene zweite Welle, die sich entlang einer Antriebsachse 11 erstreckt und ebenfalls
nicht näher dargestellt ist, antreibt. Am Ende der mit dem ersten Antriebsmotor 9
verbundenen Welle sitzt ein wie in Fig. 2 zu erkennendes Sonnenrad 12 eines Planetengetriebes,
welches mit seiner Umfangsverzahnung mit Planetenrädern 13 kämmt, die an der Fingerbasis
7 eines jeden Greiferfingers 6 ausgebildet sind.
[0025] So wird durch eine Rotation des Sonnenrades 12, angetrieben durch den Antriebsmotor
9, in eine erste Umlaufrichtung ein Umlauf sämtlicher Fingerbasen 7 in entgegengesetzter
Richtung bewirkt. Dabei sind die Planetenräder 13 der Fingerbasen 7 mit gleichem Durchmesser
und identischer Umfangsverzahnung gebildet, so dass sie in einem Verhältnis 1:1 im
Vergleich zueinander durch das Sonnenrad 12 angetrieben werden. Dabei ist in den Figuren
1 und 2 eine Situation mit am weitesten geöffneten Greiferfingern 6 dargestellt, die
also in dieser Position am äußersten möglichen Rand der Greiferbasis 4 angeordnet
sind und jeweils mit gleichem Abstand zu der Basisrotationsachse 3, die im Zentrum
des Sonnenrades 12 verläuft.
[0026] Eine Rotation der Greiferbasis 4 um die Basisrotationsachse 3 kann durch den zweiten
Antriebsmotor 10 hervorgerufen werden. So ist an der mit diesem Antriebsmotor verbundenen
Antriebswelle ein hier nicht näher dargestelltes Antriebsritzel angeordnet, welches
mit einer Umfangsverzahnung an der Greiferbasis 4 kämmt, welche Umfangsverzahnung
ebenfalls nicht näher dargestellt ist. Durch diese Gestaltung kann also betrieben
durch den Antriebsmotor 10 die Greiferbasis 4 je nach Laufrichtung des Antriebsmotors
in die eine oder andere Richtung um die Basisrotationsachse 3 verdreht werden, in
der Blickrichtung gemäß Fig. 2 im oder gegen den Uhrzeigersinn.
[0027] Nun soll die Funktionsweise und Antriebskinematik des erfindungsgemäßen Greifers
1 unter Bezugnahme auf die Darstellungen in Fig. 3 erläutert werden. Fig. 3 zeigt
in unterschiedlichen Darstellungen a bis c die Greiferbasis bzw. die Fingerbasen und
die daran angeordneten Greiferfinger in unterschiedlichen Positionen. Diese Figur
dient der Erläuterung der Funktionsweise der über die zum Greifer 1 gehörige, hier
nicht näher dargestellte Steuereinrichtung korrelierten Rotationsbewegungen der Greiferbasis
sowie der Fingerbasen zum Erhalt einer resultierenden Linearbewegung der Greiferfinger
bzw. ihre Halteabschnitte relativ zu dem Basiskörper. Zur Vereinfachung der Erläuterung
ist im Bereich Abbildung 3a ein zweidimensionales Koordinatensystem mit x- und y-Achsen
eingetragen.
[0028] Die Fig. 3a zeigt eine Ansicht entsprechend der Fig. 2 mit den vier Greiferfingern
6 in weitest möglich gespreizter und mithin voneinander entfernter Position.
[0029] Die Figuren 3b und 3c erläutern nun in nacheinander folgend dargestellten Schritten
die Bewegungen, die zum Schließen des Greifers, d.h. aufeinander zu Bewegen der Greiferfinger
6 entlang einer linearen Bewegungsrichtung, gekoppelt werden über die Steuereinrichtung.
Zunächst ist hierbei eine Rotation der Greiferbasis 4 in der durch den Pfeil angedeuteten
Richtung im Uhrzeigersinn angedeutet. Durch diese Rotation bewegen sich die Greiferfinger
sowohl in x- als auch in y-Richtung, sie beschreiben einen Kreisbogen als Bewegungslinie.
[0030] Um nun eine Linearbewegung zu erhalten wird entsprechend durch die Steuereinrichtung
initiiert und simultan zusätzlich zu der durch den Antriebsmotor 10 ausgelösten Rotationsbewegung
der Greiferbasis 4 im Uhrzeigersinn eine durch den durch den Antriebsmotor 9 angetriebene
Gegenbewegung der Fingerbasen gegen den Uhrzeigersinn vorgenommen, wie dies in Fig.
3c als hier künstlich vereinzelt dargestellter separater Schritt gezeigt und durch
die Bewegungspfeile veranschaulicht ist. Wie gut zu erkennen ist, kann diese Gegenbewegung
so gesteuert werden, dass die Greiferfinger 6 auf den in den Figuren fadenkreuzartig
gezeigten, im Mittelpunkt der Anordnung der Greiferfinger 6, übereinstimmend mit der
Lage der Basisrotationsachse sich kreuzenden Linien bleiben. Ein Vergleich der Figuren
3a und 3c zeigt dabei, dass sich die Greiferfinger 6 in linearer Richtung in Richtung
dieses Zentrums bewegt haben, dass der Greifer also mit linear bewegten Greiferfingern
6 schließt. Eine weitere Bewegung der Greiferbasis im Uhrzeigersinn mit Nachführung
der Fingerbasen entgegen dem Uhrzeigersinn mit korrelierten Antriebsgeschwindigkeiten
und Stellwegen führt dann zu einer weiteren linearen Schließbewegung der Greiferfinger
6. Auf diese Weise werden die Greiferfinger 6 aufeinander zu geführt, bis sie ein
Probengefäß erfassen. Bei einer Bewegung in umgekehrter Richtung, erneut korreliert
zwischen dem Antrieb der Greiferbasis 4 und dem Antrieb der Fingerbasen erfolgt dann
ein lineares voneinander weg Bewegen der Greiferfinger 6 zum Öffnen des Greifers.
Durch die Anordnung des Planetengetriebes zum Antrieb der Greiferbasen ist sichergestellt,
dass die sich Greiferfinger gleichmäßig auf das Zentrum, in dem hier die Basisrotationsachse
liegt, zu bzw. von dieser weg bewegen, mithin ein symmetrischer Schließ- bzw. Öffnungsweg
der Greiferfinger bzw. ihre Halteabschnitte sich ergibt.
[0031] Auf ähnliche Weise kann durch eine korrelierte Bewegung der Greiferbasis 4 und der
Fingerbasen 7 und damit der Greiferfinger 6 erreicht werden, dass die Greiferfinger
mit gleichem Abstand zu dem gedachten Zentrum relativ zu dem Grundkörper drehen, mithin
eine Rotation eines ergriffenen Probengefäßes vorgenommen werden kann, ohne dieses
aus dem Griff des Greifers zu lösen.
[0032] Aus der vorstehenden Beschreibung ist noch einmal deutlich geworden, welchen Vorteil
und Nutzen der erfindungsgemäße Greifer mit sich bringt. Insbesondere wird deutlich,
dass der Greifer kompakt gestaltet werden kann mit vollständig linear geführten und
ohne jedwede Kipp- oder Schwenkbewegung greifenden Greifern, was insbesondere die
bei Greifern der bekannten Bauart der eingangs zitierten Art stets auftretenden Scherkräfte
bzw. Schermomente beim Angreifen an einem Probengefäß vermeidet und hier zu einem
sicheren Griff ohne eine mögliche Beschädigung des ergriffenen Probengefäßes führt.
Bezugszeichenliste
[0033]
- 1
- Greifer
- 2
- Grundkörper
- 3
- Basisrotationsachse
- 4
- Greiferbasis
- 5
- Fingerrotationsachse
- 6
- Greiferfinger
- 7
- Fingerbasis
- 8
- Halteabschnitt
- 9
- Antriebsmotor
- 10
- Antriebsmotor
- 11
- Antriebsachse
- 12
- Sonnenrad
- 13
- Planetenrad
1. Greifer zum Manipulieren von, insbesondere röhrchenförmigen, Probengefäßen mit einer
Greiferbasis (4), wenigstens zwei je einen Halteabschnitt (8) zum Erfassen eines Probengefäßes
aufweisenden, jeweils um eine Fingerrotationsachse (5) relativ zu der Greiferbasis
(4) verdrehbar an der Greiferbasis (4) angeordneten Greiferfingern (6), wobei die
Halteabschnitte (8) der Greiferfinger (6) jeweils in Bezug auf die zugeordnete Fingerrotationsachse
(5) azentrisch angeordnet sind, und mit einem ersten Antrieb (9) zum Verdrehen der
Greiferfinger (6), wobei die Greiferfinger (6) derart miteinander gekoppelt sind,
dass sie von dem Antrieb (9) gleichzeitig und mit jeweils gleicher Rotationsgeschwindigkeit
und -richtung angetrieben werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Greiferbasis (4) an einem Grundkörper (2) und relativ zu diesem um eine von den
Fingerrotationsachsen (5) verschiedene Basisrotationsachse (3) drehbar angeordnet
ist, dass ein zweiter Antrieb (10) zum Verdrehen der Greiferbasis (4) relativ zu dem
Grundkörper (2) vorgesehen ist und dass eine Steuereinrichtung vorgesehen ist zum
Steuern der Antriebe (9, 10) derart, dass durch eine Bewegungskombination aus Verdrehen
der Greiferfinger (6) relativ zu der Greiferbasis (4) und Verdrehen der Greiferbasis
(4) relativ zu dem Grundkörper (2) für jeden der Halteabschnitte (8) der Greiferfinger
(6) jeweils eine im Wesentlichen lineare Bewegung relativ zu dem Grundkörper (2) resultiert.
2. Greifer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fingerrotationsachsen (5) und die Basisrotationsachse (3) jeweils paarweise parallel
zueinander liegen.
3. Greifer nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Basisrotationsachse (3) zwischen den Halteabschnitten (8) der Greiferfinger (6)
in gleichem Abstand zu diesen angeordnet ist.
4. Greifer nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass er wenigstens drei, insbesondere vier, Greiferfinger (6) aufweist.
5. Greifer nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Greiferfinger (6) mit ihren Halteabschnitten (8) in gleichmäßigen Winkelabständen
um einen Mittelpunkt, der gedachter Ursprung der im Wesentlichen linearen Bewegungen
der Halteabschnitte (8) ist, und in gleichem Abstand zu diesem Mittelpunkt angeordnet
sind.
6. Greifer nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Antrieb (9) mit einer Antriebswelle gekoppelt ist, die über ein Planetengetriebe
die Greiferfinger (6) zum Verdrehen um die Fingerrotationsachsen (5) antreibt, wobei
auf der Antriebswelle ein umfangverzahntes Sonnenrad (12) angeordnet ist, welches
mit mit den Greiferfingern (6) verbundenen umfangsverzahnten Planetenrädern (13) kämmt.
7. Greifer nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Planetenräder (13) mit gleichen Durchmessern und gleicher Umfangsverzahnung gebildet
sind.
8. Greifer nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebe (9, 10) jeweils einen Motor mit Positions- und Drehzahlregelung aufweisen.
9. Greifer nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass für das Verdrehen von Greiferfingern (6) und Greiferbasis (4) vorgesehenen Wellen
kugelgelagert sind.
10. Greifer nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung weiterhin zu einem derartigen Steuern des ersten (9) und des
zweiten Antriebes (10) eingerichtet ist, dass diese zu einem Verdrehen der Greiferbasis
(4) relativ zu dem Grundkörper (2) bei gleichzeitiger Beibehaltung der Stellung der
Halteabschnitte (8) entlang eines gedachten linearen Bewegungsweges zusammenwirken.