[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Einstellung der Faserorientierung
an Krempelanlagen.
[0002] Auf Krempelanlagen werden Faserflocken bis zur einzelnen Faser aufgelöst. Das daraus
hergestellte Vlies besteht im Allgemeinen aus Fasern, die in einer bestimmten Richtung
ausgerichtet sind, die z.B. durch die Maschinenrichtung (Machine Direction = MD) vorgegeben
sein kann. Diese Vliese haben in Längsrichtung eine hohe Festigkeit, die aber in Querrichtung
(Cross Direction = CD) nur gering ist. Der Längsorientierung der Fasern kann dadurch
entgegen gewirkt werden, indem beispielsweise der Spalt zwischen dem Tambour und den
Arbeiterwalzen beeinflusst wird, oder indem das aus dem Tambour austretende Vlies
gestaucht wird. Ein Stauchprozess erhöht allerdings das Flächengewicht des erzeugten
Vlieses und verringert damit die Produktionsgeschwindigkeit der Anlage, da die Länge
der erzeugten Faserbahn abnimmt.
[0003] Weiterhin ist es bekannt, Wirrfaservliese herzustellen, deren Festigkeit in allen
Richtungen nahezu gleich ist. Hierbei ist die geforderte Wirrlage keine konstante
Größe, sondern hängt stark von den geforderten weiteren Eigenschaften des Produktes
ab, die beispielsweise als Hygieneartikel, Dämmmaterial, Filter oder ähnliches verwendet
werden.
[0004] Um Stoffe mit höherer Festigkeit und höherem Flächengewicht zu erzeugen ist es bekannt,
Faserbahnen um 90° gedreht übereinander zu schichten und diese weiter zu verarbeiten.
Die hierzu erforderlichen Kreuzleger sind allerdings sehr teuer.
[0005] In Abhängigkeit vom Einzelfall wird heute eine exakt auf das Endprodukt abgestimmte
Faserorientierung gefordert. Die Faserorientierung kann im gesamten Faserflor erzeugt
werden, oder nur in ausgewählten Bereichen. Der umorientierte Faserflor hat für das
Endprodukt deutlich bessere mechanische Eigenschaften, was die Festigkeit und Dehnung
betrifft. Dabei ist das Verhältnis der Isotropie in Längs- und Querrichtung von MD/CD
= 1 sehr ausgeglichen. Da aber für bestimmte Produktanforderungen andere Isotropieverhältnisse
gefordert werden, ändert sich mit der Faserorientierung, die im Bereich der Krempel
eingestellt wird, auch das Flächengewicht der Faserbahn. Die Einstellung der Faserorientierung
an der Krempel erfolgt heute durch manuelle Einstellung der relevanten Komponenten,
wie z.B. Abnehmer, Stauchwalzen oder Wirrwalzen, um nur einige zu nennen. Diese Einstellung
erfolgt aber manuell durch den Maschinenbediener, die der subjektiven Beobachtung
unterliegen und somit durch die erforderlichen Iterationsschritte mit zwischenzeitlicher
Laboranalyse sehr zeit- und materialintensiv sind.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Einstellung der
Faserorientierung an Krempelanlagen zu schaffen, mit dem eine schnelle und automatisierte
Einstellung der Anlagenkomponenten realisiert wird.
[0007] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe durch die Lehren nach Anspruch 1 und 7;
weitere vorteilhafte Ausgestaltungsmerkmale der Erfindung sind durch die Unteransprüche
gekennzeichnet.
[0008] Gemäß der technischen Lehre nach Anspruch 1 wird die Faserorientierung des Faserflors
bestimmt und eine erste Regelgröße erzeugt, wobei nachfolgend in Transportrichtung
des Faserflors das Flächengewichtes des Faserflors ermittelt und als eine zweite Regelgröße
erzeugt wird, wobei die erste und zweite Regelgröße mit den zugehörigen Führungsgrößen
verglichen werden, und dass bei Abweichungen der Regelgrößen von den Führungsgrößen
mittels eines Signals mindestens ein Stellglied zur Änderung der Faserorientierung
und/oder mindestens ein Stellglied zur Änderung des Flächengewichtes betätigbar ist.
[0009] Die Faserorientierung wird in Transportrichtung des Faserflors hinter den Übergabewalzen
an mindestens einer Auslaufseite gemessen. Vor diesem Meßpunkt findet damit die Einstellung
zur Faserorientierung an den Stauchwalzen, den Abnehmerwalzen, den Wirrwalzen, oder
am Tambour statt. Da sich durch die Einstellung der Faserorientierung auch das Flächengewicht
des Faserflors ändert, wird in Transportrichtung des Faserflors hinter dem ersten
Meßelement zur Faserorientierung das Flächengewicht gemessen.
[0010] Mit den Merkmalen der Erfindung ist es möglich, nicht nur die Faserorientierung einzustellen,
sondern dabei auch die Produktionsmenge bzw. Produktionsgeschwindigkeit hinsichtlich
Vliesbandlänge und Gewicht an nachfolgende Produktionsanlagen einzustellen. Damit
ist es möglich, bei laufender Produktion die Einstellungen der Kempelanlage schnell
zu ändern, ohne dass nachfolgende Produktionsanlagen beeinträchtigt werden.
[0011] In vorteilhafter Ausgestaltung erfolgt die Betätigung der Stellglieder schrittweise
in vorbestimmten Zeitabständen, damit keine Überregelung stattfindet, bei der die
Faserorientierung und die Produktionsmenge bzw. Produktionsgeschwindigkeit zu großen
Schwankungen unterliegen.
[0012] Der Zeitabstand wird aus einer Messzeit der Meßelemente und einer Totzeit gebildet,
so dass sich die Regelgrößen den Führungsgrößen annähern können.
[0013] In bevorzugter Ausführung des Verfahrens ergibt sich die Totzeit aus dem Abstand
der zu verstellenden Stellglieder und einem Meßelement. Damit wird erst dann nachgeregelt,
wenn die Auswirkungen der geänderten Stellglieder von den Meßelementen erfasst werden
können.
[0014] Ein wesentliches Merkmal der Erfindung ist, dass der Regler einen Kennfeldregler
umfasst, der mittels Fuzzy-Logik die komplexen Wirkzusammenhänge abbilden kann und
auf die möglichen Störgrößen mittels empirischer Werte für verschiedene Faserarten
reagieren kann. Dabei ist der Regler integraler Bestandteil der Steuerung der Krempelanlage.
[0015] Das erste Meßelement umfasst mindestens eine CCD-Kamera, die geeignet ist, die Orientierung
der Fasern über im Wesentlichen der gesamten Breite des Faserflors zu ermitteln. Es
kann sich um eine einzige CCD-Kamera handeln, die mit Abstand zum Faserflor mit großer
Perspektive die gesamte Arbeitsbreite überwacht, oder es kann sich um eine einzige
CCD-Kamera handeln, die in kurzem Abstand zum Faserflor die Arbeitsbreite periodisch
abfährt. Weiterhin können mehrere CCD-Kameras über die Arbeitsbreite den Faserflor
angeordnet sein, deren Meßbereiche sich teilweise überlappen können. Die CCD-Kameras
ermöglichen die Bestimmung des MD/CD-Verhältnisses praktisch in Echtzeit, so dass
eine sehr schnelle Regelung des Produktionsprozesses ohne Produktionsverlust möglich
ist. Alternativ zu den CCD-Kameras können auch hochauflösende Videokameras oder alternative
optische Messelemente mit Bildanalyseprogramm verwendet werden.
[0016] In vorteilhafter Ausführung kann das zweite Meßelement als radiometrische oder optische
Messeinrichtung oder als Bandwaage ausgebildet sein, mit dem eine zuverlässige und
genaue Messung des Flächengewichtes möglich ist.
[0017] Bevorzugt sind die Stellglieder als hochdynamische Servomotoren oder Linearantriebe
ausgebildet, die sehr schnell auf Änderungen der Stellglieder reagieren können.
[0018] Durch die Servomotoren ist die Drehzahl bzw. Umfangsgeschwindigkeit der Abnehmerwalzen
und/oder der Stauchwalzen und/oder der Wirrwalzen einstellbar. Dabei hat es sich als
vorteilhaft herausgestellt, wenn zur Einstellung der Faserorientierung die Stauchung
des Faserflors mehrstufig erfolgt. Das heißt, dass eine nachfolgende Walze, zum Beispiel
die erste Stauchwalze hinter der Abnehmerwalze eine geringere Geschwindigkeit aufweist,
als die Abnehmerwalze. Im Weiteren hat dann die nachfolgende Stauchwalze wieder eine
geringere Geschwindigkeit, als die erste Stauchwalze. Damit lässt sich die Faserorientierung
sehr genau auf einen vorbestimmten MD/CD-Wert einstellen.
[0019] In einer weiteren Ausführung lassen sich mittels der Servomotoren oder der Linearantriebe
die Abstände der Abnehmerwalzen und/oder der Stauchwalzen und/oder der Wirrwalzen
zueinander einstellen. Auch damit kann der Faserflor gestaucht und damit die Faserorientierung
eingestellt werden. Selbstverständlich ist auch die Kombination aus Änderung der Umfangsgeschwindigkeit
und Veränderung der Abstände der Walzen zueinander möglich und sinnvoll.
[0020] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist mittels zumindest eines Servomotors oder Linearantriebes
die Größe des Kardierspaltes am Tambour einstellbar. Damit wird die Faserorientierung
im Faserflor sehr früh eingestellt, was sich positiv auf die Regelzeit auswirken kann.
[0021] Damit die eingestellte Faserorientierung keine Auswirkungen auf den nachfolgenden
Produktionsprozess hat, kann über ein Stellglied Flächengewicht die Menge der Faserflocken
oder die Schichtdicke der Faserflocken auf dem Transportband vor der Krempelanlage
beeinflusst werden. Damit kann eine gleichbleibende Produktionslänge oder Produktionsmenge
an Faserflor gewährleistet werden, so dass die nachfolgenden Produktionsanlagen kontinuierlich
fahren können.
[0022] Eine weitere vorteilhafte Ausführung des Verfahrens sieht vor, dass bei einer Krempelanlage
mit zwei Abzugsaggregaten die Faserorientierung und das Flächengewicht im Bereich
eines jeden Transportbandes gemessen wird, bevor die Faserflore zusammengeführt und
verfestigt werden, da nach der Zusammenführung der Faserflore eine genaue Messung
der Faserorientierung und damit die Regelung erschwert wird. Weiterhin bietet dieser
Verfahrensschritt die Möglichkeit, zwei Faserflore mit unterschiedlicher Faserorientierung
herzustellen und diese nachfolgend zu verfestigen, so dass ein verfestigtes Vlies
entstehen kann, das optimal an gewünschte Produkteigenschaften angepasst werden kann.
[0023] Eine weitere Verbesserung der Erfindung kann dadurch erfolgen, dass die Messelemente
im Bereich des Transportbandes angeordnet werden, in dem die zwei Faserflore zusammengefügt
werden. Dabei sind die Messelemente für den unteren Faserflor unter dem unteren Transportband
angeordnet, während die Messelemente für den oberen Faserflor über dem oberen Transportband
angeordnet. Damit kann auf sehr kurzer Strecke unabhängig von dem nachfolgend verfestigten
Vlies die Faserorientierung individuell für jedes Faserflor eingestellt werden.
[0024] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Einstellung der Faserorientierung an Krempelanlagen
umfasst ein erstes Meßelement, das geeignet ist, die Faserorientierung eines Faserflors
zu bestimmen. Weiterhin umfasst es ein zweites Meßelement, das geeignet ist, das Flächengewichtes
des Faserflors zu ermittelt, und einen Regler, der die Regelgrößen zur Faserorientierung
und zum Flächengewicht aus den Meßelementen mit den jeweiligen Führungsgrößen vergleicht.
Dabei erzeugt der Regler bei Abweichungen der Regelgrößen von den Führungsgrößen ein
Signal, durch das mindestens ein Stellglied zur Faserorientierung und/oder mindestens
ein Stellglied zum Flächengewicht betätigbar ist.
[0025] In vorteilhafter Ausführung ist das erste Meßgerät in Transportrichtung des Faserflors
hinter Übergabewalzen an mindestens einer Auslaufseite angeordnet. Damit kann aufgrund
des vorhergenden Stauchprozesses sehr schnell die Faserorientierung gemessen und eingestellt
werden, ohne dass ein Produktionsverlust aufgrund falscher Werte auftritt.
[0026] Weiterhin ist das zweite Meßgerät in Transportrichtung des Faserflors hinter dem
ersten Meßelement angeordnet ist, so dass mit der Einstellung der Faserorientierung,
mit der sich das Flächengewicht ändern kann, das Flächengewicht gemessen und vor der
Krempelanlage beeinflusst werden kann. Eine nachfolgende kontinuierliche Produktion
ist damit gewährleistet.
[0027] Dadurch, dass das erste Meßelement mit der mindestens einen CCD-Kamera praktisch
in Echtzeit die Faserorientierung bestimmt, ist eine Online-Erfassung von Prozessabweichungen
möglich, wodurch eine kontinuierliche Messbarkeit und eine darauf aufbauende Regelung
für die Vliesqualität gewährleistet ist. Fehler, die durch technische Probleme in
der Krempel entstehen, wie beispielsweise Garniturverschleiß, Verschmutzungen oder
Verstopfungen oder falsche Maschineneinstellungen, können sofort erkannt und beseitigt
werden. Durch die Online-Überwachung der Produktion ist es möglich, die Prozesskosten
zu senken.
[0028] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines möglichen schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles
näher erläutert. Es zeigt:
- Figur 1:
- Eine Krempelanlage;
- Figur 2:
- eine Draufsicht auf ein aus der Krempel auslaufendes Faserband;
- Figur 3:
- eine weitere Krempelanlage mit Wirrwalzen.
[0029] In Figur 1 ist eine bekannte Krempelanlage 1 dargestellt, die eine Einlaufseite 1a
für Faserflocken und eine oder mehrere Auslaufseiten 1b für Faserflor 20 aufweist.
Vor der Einlaufseite 1a der Krempelanlage 1 ist ein nicht dargestellter Speiser angeordnet,
z.B. ein Rüttelschachtspeiser, mit dem die Faserflocken auf ein nicht dargestelltes
Transportband ablegt werden. Das Transportband ist beispielsweise mit einer radiometrischen
oder optischen Messeinrichtung oder einer Bandwaage ausgestattet, die die auf dem
Transportband abgelegte Faserschicht misst und die Daten einer Steuerung zuführt.
Innerhalb der Steuerung werden die Gewichtsdaten mit der Verarbeitungsgeschwindigkeit
der Krempelanlage 1 abgeglichen, so dass die Krempelanlage mit annähernd konstanter
Geschwindigkeit einen gleichmäßigen Faserflor 20 erzeugt. Alternativ zum Rüttelschachtspeiser
kann die Krempelanlage 1 auch mit einem Krempelspeiser mit integrierter Vliesdickenmessung
ausgestattet sein, bei dem über die Vliesdickenmessung das Gewicht ermittelt wird.
[0030] In der Krempelanlage 1 werden die Faserflocken an der Einlaufseite 1 a der Anlage
zugeführt und über Einzugswalzen 2, Vortrommel 3 und Übertragungseinheit 4 bis zum
Tambour 5 geleitet, so dass die Faserflocken bis zur Einzelfaser aufgelöst und ausgerichtet
werden. Während des Transportvorganges der Faserflocken halten Wender- und Arbeiterwalzen
6, 7 die Fasern auf der Vortrommel 3 bzw. auf dem Tambour 5, so dass sich ein Faserflor
20 bildet, der nach dem Tambour 5 von der Abnehmerwalze 8 in Richtung Auslaufseite
1b transportiert wird. In diesem Ausführungsbeispiel dreht sich der Tambour 5 im Uhrzeigersinn
und übergibt den erzeugten Faserflor 20 an eine obere und eine untere sich gegenläufig
drehende Abnehmerwalze 8. Damit der Faserflor 20 von dem Tambour 5 auf die Abnehmerwalzen
8 übergeben werden kann, wird zwischen Tambour 5 und Abnehmerwalzen 8 ein sehr geringer
Spalt eingestellt. Weiterhin ist die Oberfläche der Abnehmerwalzen 8 so gestaltet,
dass zwischen der Walzenoberfläche und den zu übergebenden Fasern ein Formschluss
entstehen kann. An die Abnehmerwalzen 8 schließen sich eine oder mehrere Stauchwalzen
9, 9' an, sowie ein Abzugsaggregat in Form eines umlaufenden Transportbandes 11, das
gegebenenfalls mit einer oder mehreren Übergabewalzen 12 ausgestattet sein kann. Die
in Figur 1 dargestellte Krempelanlage 1 ist mit einem unteren und einem oberen Abzugsaggregat
ausgestattet und kann damit zwei getrennte Lagen Faserflor 20 erzeugen. Es ist natürlich
auch möglich, die Krempelanlage 1 mit nur einem Abzugsaggregat auszustatten.
[0031] In Figur 2 ist eine Draufsicht auf ein aus der Krempel 1 auslaufendes Faserband 20
dargestellt, wobei der Bereich der Krempel 1 ohne weitere Details angedeutet ist.
[0032] Hinter den Übergabewalzen 12 (Figur 1) ist im Bereich eines jeden Transportbandes
11 ein erstes Meßelement 13 angeordnet, das die Faserorientierung des Faserflors 20
misst. Das erste Meßelement 13 kann eine oder mehrere CCD-Kameras umfassen, die über
die Breite des Faserflors 20 die Orientierung der Fasern messen. Das Meßergebnis ist
das MD/CD-Verhältnis der Faserorientierung, das als Istwert oder Regelgröße 13a einem
Regler 15 (Figur 2) zugeführt wird und mit einem Sollwert oder einer Führungsgröße
16 für die Faserorientierung verglichen wird. Die CCD-Kameras bestimmen die Faserorientierung
fast in Echtzeit, in dem eine LED-Lampe den Faserflor mit Licht beleuchtet und die
daraus entstehenden Bilder durch einen speziellen Algorithmus in die Faserorientierung
umrechnet. Alternative Lösungen zu CCD-Kameras sind selbstverständlich möglich, bei
denen optisch, z.B. mittels hochauflösender Videokamera und zugehörigem Bildanalyseprogramm
die Faserorientierung bestimmt werden kann.
[0033] In Richtung der Auslaufseite 1b dem ersten Meßelement 13 nachgeordnet ist ein zweites
Meßelement 14 angeordnet, welches das Flächengewicht des Faserflors 20 misst. Dieses
zweite Meßelement 14 kann als radiometrische oder optische Messeinrichtung oder als
Bandwaage ausgebildet sein, das als zweiten Istwert oder Regelgröße 14a das tatsächliche
Flächengewicht dem Regler 15 zuführt. Als Sollwert oder Führungsgröße 17 wird das
vorgegebene Flächengewicht dem Regler 15 zugeführt und mit der zweiten Regelgröße
14a für das Flächengewicht verglichen.
[0034] Aufgrund der Regelabweichung ermittelt der Regler 15 verschiedene vorgegebene Stellgrößen,
die auf verschiedene Stellglieder 18, 19, 19',19", 19"',... einwirken, die wiederum
die Faserorientierung und/ oder das Flächengewicht beeinflussen.
[0035] Stellglieder für die Faserorientierung 19, 19', 19", 19"',.. können hochdynamische
Servoantriebe oder Linearantriebe der Abnehmerwalze 8, der Stauchwalzen 9, 9', und/oder
der Wirrwalzen 10 (Figur 3) sein, mit denen die Abstände dieser Walzen 8, 9, 9', 10
zueinander und deren Differenzgeschwindigkeiten geregelt werden. Weiterhin kann als
Stellglied 19 ein Servoantrieb oder ein Linearantrieb dienen, mit dem die Größe des
Kardierspaltes am Tambour 5 eingestellt wird.
[0036] Durch beispielsweise eine geringere Umfangsgeschwindigkeit einer Stauchwalze 9 zur
Abnehmerwalze 8 wird das Faserflor 20 gestaucht und dabei die Fasern in Querrichtung
umorientiert. Das Stauchen des Faserflors 20 hat aber zur Folge, dass sich nachfolgend
das gewünschte Flächengewicht des Faserflors 20 erhöht, wodurch der Faserflor 20 dichter
wird und damit eine geringere Produktionslänge erzeugt wird. Dies hat zur Folge, dass
auch die Produktionsgeschwindigkeit der nachfolgenden Anlage sinkt. Um diesen nachteiligen
Effekt zu kompensieren, kann über das Stellglied Flächengewicht 18 vor der Krempelanlage
1 die Menge der eingespeisten Faserflocken verringert werden, wodurch eine dünnere
Schicht Faserflocken auf das Transportband gefördert werden, die aber schneller zur
Krempelanlage 1 geleitet wird, so dass sich die Regelgröße Flächengewicht 14a wieder
der Führungsgröße Flächengewicht 17 annähert.
[0037] Der gleiche Effekt wird erreicht, in dem der Spalt zwischen der Abnehmerwalze 8 und
der Stauchwalze 9 verringert wird. Auch dies führt zu einer verstärkten Umorientierung
der Fasern in Querrichtung, wodurch sich das Flächengewicht des Faserflors 20 erhöht
und damit die Produktionslänge verringert wird. In beiden Fällen wird das MD/CD-Verhältnis
größer. Eine mehrstufige Stauchung des Faserflors 20 hat den Vorteil, dass das MD/CD-Verhältnis
sehr genau eingestellt werden kann, wobei der größte Einfluss auf die Faserorientierung
durch die Differenzgeschwindigkeit zwischen der Abnehmerwalze 8 und der ersten Stauchwalze
9 entsteht. Die Differenzgeschwindigkeit zwischen der ersten und der zweiten Stauchwalze
9, 9' verfeinert das gewünschte Ergebnis.
[0038] Beispielsweise können über die Stellglieder Servomotoren 19, 19'und 19" die Umfangsgeschwindigkeiten
von der Abnehmerwalze 8 mit 290 m/min, der ersten Stauchwalze 9 mit 170 m/min und
der zweiten Stauchwalze 9' mit 140 m/min einregeln, wodurch ein gesamtes Stauchverhältnis
von ca. 2 erzielt wird, so dass sich eine Faserorientierung mit einem MD/CD-Wert von
1,1 ergibt. Während des Prozesses wird beispielsweise das Stellglied Flächengewicht
18 erhöht, so dass sich die Regelgröße Flächengewicht 14a der Führungsgröße Flächengewicht
17 wieder anpasst.
[0039] Bei einem gewünschten MD/CD-Wert von 3,1 können über die Stellglieder Servomotoren
19, 19'und 19" die Umfangsgeschwindigkeiten von der Abnehmerwalze 8 mit 280 m/min,
der ersten Stauchwalze 9 mit 210 m/min und der zweiten Stauchwalze 9' mit 180 m/min
einregeln, wodurch ein gesamtes Stauchverhältnis von ca. 1,6 erzielt wird, so dass
sich eine Faserorientierung mit einem MD/CD-Wert von 3,1 ergibt. Auch hier wird während
des Prozesses beispielsweise das Stellglied Flächengewicht 18 erhöht, so dass sich
die Regelgröße Flächengewicht 14a der Führungsgröße Flächengewicht 17 wieder anpasst.
[0040] Entsprechend dem Ausführungsbeispiel der Figur 1 mit einem oberen und einem unteren
Abzugsaggregat hat die Anordnung mit jeweils einem ersten Messelement 13 hinter den
Stauchwalzen 9, 9' im Bereich der Transportbänder 11 den Vorteil, dass der Faserflor
20 noch nicht verfestigt ist und bis zur Einzelfaser aufgelöst vorliegt. Werden die
beiden Faserflore 20 zusammengefasst und dann erst die Faserorientierung gemessen,
können sich aufgrund unterschiedlicher Florstrukturen Probleme ergeben, die das Gesamtregelkonzept
deutlich komplexer machen. Dies wirkt sich insbesondere dann gravierend aus, wenn
aufgrund der Randabsaugung in der Krempelanlage abgesaugte vorgeöffnete Fasern im
Prozess zurückgeführt werden, wodurch die Faserorientierung nicht mehr einheitlich
ist und/oder Massenschwankungen über die Bandbreite auftreten können.
[0041] Eine alternative Anordnung hierzu wäre, wenn die Messelemente im Bereich der Zusammenführung
des oberen und des unteren Faserflors angeordnet werden, wobei die Messelemente 13,
14 unterhalb des unteren Transportbandes angeordnet werden können und damit das untere
Faserflor 20 von unten messen. Im Bereich des oberen Transportbandes wird das obere
Faserflor 20 wie gewohnt von oben gemessen. Diese Anordnung ist sehr platzsparend
und kann aufgrund der veränderten Totzeit vorteilhaft sein.
[0042] Bei dem Regler 15 handelt es sich vorteilhafterweise um einen integrierten Kennfeldregler,
der mittels Fuzzy-Logik die komplexen Wirkzusammenhänge abbilden kann. Dieser Regler
15 ist gleichzeitig integraler Bestandteil der Steuerung der Krempelanlage 1, die
damit die im Prozess entstehenden Störgrößen wie beispielsweise Massenschwankungen
oder unterschiedliche Faseranteile kompensieren kann. Der Regler 15 stellt die Stellglieder
19, 19', 19", 19"', immer nur schrittweise nach, wobei die Verstellung in berechneten
Zeitabständen erfolgt, die aus der Messzeit und der Totzeit gebildet wird. Als Messzeit
kann beispielsweise eine Zeit von einer Sekunde festgelegt werden. Die Totzeit errechnet
sich aus dem Abstand der zu verstellenden Stellglieder beispielsweise zum ersten oder
zweiten Meßelement 13, 14, also beispielsweise der Abstand der Servomotoren der Abnehmerwalze
8, oder der Stauchwalzen 9, 9' zum ersten Meßelement 13 bezugnehmend auf die Produktionsgeschwindigkeit
des Faserflors 20. Der Wert der Verstellung für die Stellglieder 18, 19, 19', 19",
19"', ist ein empirischer Wert, der für verschiedene Faserarten unterschiedlich sein
kann und in den Regler 15 eingegeben wurde. Ebenso basiert das Kennfeld des Reglers
auf empirische Werte, die sich am Material des Faserflors, dem MD/CD-Verhältnis, der
Dicke und damit dem Flächengewicht des Faserflors orientieren. Diese Werte sind im
Kennfeld des Reglers 15 hinterlegt und steuern damit bei Abweichungen der Regelgrößen
(13a, 14a) von den Führungsgrößen (16, 17) die Größe der Änderung in den Drehzahlen
oder den Walzenspalten. Insbesondere bei der Änderung der Walzenspalte, bei denen
sich direkt das Flächengewicht ändert, kann direkt ein Signal zum Stellglied Flächengewicht
(18) erfolgen, mit dem vor der Krempelanlage die Zuführgeschwindigkeit oder die zugeführte
Menge an Faserflocken beeinflusst wird.
[0043] Das Ausführungsbeispiel der Figur 3 unterscheidet sich von Figur 1 nur durch die
Anordnung der Wirrwalzen 10 zwischen dem Tambour 5 und den Abnehmerwalzen 8. Durch
ihre Umfangsgeschwindigkeit, Drehrichtung und Zahnstellung erzeugen die Wirrwalzen
10 eine spezielle Wirrlage im Faserflor 20, die durch die nachfolgenden Abnehmer-
und Stauchwalzen 8, 9, 9' komprimiert und umorientiert wird. Im Hinblick auf ein gewünschtes
MD/CD-Verhältnis stellen die Servoantriebe der Wirrwalzen 10 ein weiteres Stellglied
19"' dar.
Bezugszeichen
[0044]
1 |
Krempelanlage |
1a |
Einlaufseite |
1b |
Auslaufseite |
2 |
Einzugwalze |
3 |
Vortrommel |
4 |
Übertragungseinheit |
5 |
Tambour |
6 |
Wenderwalze |
7 |
Arbeiterwalze |
8 |
Abnehmerwalze |
9, 9' |
Stauchwalze |
10 |
Wirrwalze |
11 |
Transportband |
12 |
Übergabewalze |
13 |
erstes Meßelement |
13a |
erste Regelgröße |
14 |
zweites Meßelement |
14a |
zweite Regelgröße |
15 |
Regler |
16 |
Führungsgröße Faserorientierung |
17 |
Führungsgröße Flächengewicht |
18 |
Stellglied Flächengewicht |
19, 19', 19", 19"'... |
Stellglieder Faserorientierung |
20 |
Faserflor |
1. Verfahren zur Einstellung der Faserorientierung eines Faserflors an Krempelanlagen,
wobei die Faserorientierung des Faserflors (20) bestimmt und eine erste Regelgröße
(13a) erzeugt wird, wobei nachfolgend in Transportrichtung des Faserflors (20) das
Flächengewichtes des Faserflors (20) ermittelt und als eine zweite Regelgröße (14a)
erzeugt wird, wobei die erste und zweite Regelgröße (13a, 14a) mit den zugehörigen
Führungsgrößen (16, 17) verglichen werden, und dass bei Abweichungen der Regelgrößen
(13a, 14a) von den Führungsgrößen (16, 17) mittels eines Signals mindestens ein Stellglied
zur Änderung der Faserorientierung (19, 19', 19", 19"') und/oder mindestens ein Stellglied
zur Änderung des Flächengewichtes (18) betätigbar ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigung der Stellglieder (18, 19, 19', 19", 19"') schrittweise in vorbestimmten
Zeitabständen erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Zeitabstand aus einer Messzeit von Messelementen (13, 14) und einer Totzeit gebildet
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Totzeit sich aus dem Abstand der zu verstellenden Stellglieder (18, 19, 19',
19", 19"') und einem Meßelement (13, 14) ergibt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Stellglieder (19, 19', 19", 19"', ...) die Drehzahl bzw. Umfangsgeschwindigkeit
von Walzen und/oder die Abstände zwischen Walzen einstellen.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Stellglied Flächengewicht (18) die Menge der Faserflocken oder die Schichtdicke
der Faserflocken auf einem Transportband oder die Geschwindigkeit des Transportbandes
vor der Krempelanlage beeinflusst.
7. Vorrichtung zur Einstellung der Faserorientierung an Krempelanlagen, umfassend ein
erstes Meßelement (13), das zur Bestimmung der Faserorientierung eines Faserflors
(20) eine erste Regelgröße (13a) erzeugt, weiterhin umfassend ein zweites Meßelement
(14), das zur Bestimmung des Flächengewichtes des Faserflors (20) eine zweite Regelgröße
(14a) erzeugt, und einen Regler (15), der die ersten und zweiten Regelgrößen (13a,
14a) zur Bestimmung der aktuellen Faserorientierung und zum Flächengewicht mit den
jeweiligen Führungsgrößen (16, 17) vergleicht, wobei der Regler (15) bei Abweichungen
der Regelgrößen (13a, 14a) von den Führungsgrößen (16, 17) ein Signal erzeugt, durch
das mindestens ein Stellglied zur Faserorientierung (19, 19', 19", 19"') und/oder
mindestens ein Stellglied zum Flächengewicht (18) betätigbar ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Krempelanlage (1) mindestens einen Tambour (5), mindestens eine Abnehmerwalze
(8), mindestens eine Stauchwalze (9), mindestens eine Übergabewalze (12) und gegebenenfalls
eine Wirrwalze (10) umfasst.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Regler (15) einen Kennfeldregler umfasst.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Meßgerät (13) in Transportrichtung des Faserflors (20) hinter Übergabewalzen
(12) an mindestens einer Auslaufseite (1 b) angeordnet ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Meßgerät (14) in Transportrichtung des Faserflors (20) hinter dem ersten
Meßelement (13) angeordnet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Meßelement (13) geeignet ist, die Orientierung der Fasern über im Wesentlichen
der gesamten Breite des Faserflors (29) zu ermitteln.
13. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Meßelement (14) als radiometrisches oder optisches Messsystem oder als
Bandwaage ausgebildet ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Stellglieder (19, 19', 19", 19"', ...) als Servomotoren oder Linearantriebe ausgebildet
sind.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Servomotoren die Drehzahl bzw. Umfangsgeschwindigkeit der Abnehmerwalzen
(8) und/oder der Stauchwalzen (9) und/oder der Stauchwalzen (9') und/oder der Wirrwalzen
(10) einstellbar sind.
16. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Servomotoren oder Linearantriebe der oder die Abstände der Abnehmerwalzen
(8) und/oder der Stauchwalzen (9) und/oder der Stauchwalzen (9') und/oder der Wirrwalzen
(10) zueinander einstellbar sind.
17. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass mittels zumindest eines Servomotors oder Linearantriebes die Größe des Kardierspaltes
am Tambour (5) einstellbar ist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass durch das Stellglied Flächengewicht (18) die Menge der Faserflocken oder die Schichtdicke
der Faserflocken auf dem Transportband oder die Geschwindigkeit des Transportbandes
vor der Krempelanlage beeinflussbar ist.
19. Vorrichtung nach Anspruch 7 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass die Krempelanlage (1) zwei Abzugsaggregate aufweist, wobei die Faserorientierung
und das Flächengewicht im Bereich eines jeden Transportbandes (11) gemessen werden,
bevor die Faserflore (20) zusammengeführt und verfestigt sind.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass die Krempelanlage (1) durch ein Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6 betreibbar
ist.