[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Messen der Leistungsfähigkeit
eines Straßenmautsystems, das auf einer Vielzahl fahrzeuggestützter, jeweils ihre
Position bestimmender Onboard-Units basiert, die mit geographisch verteilten Funkstationen
funkkommunizieren können, um in einer an diese angeschlossenen Mautzentrale positionsbezogene
Mauttransaktionen anzusammeln.
[0002] Moderne Straßenmautsysteme (electronic fee collection systems, EFC-Systeme) folgen
in ihren Funktionen, Rollenverteilungen und Schnittstellen häufig den im Standard
ISO 17573, "Road Transport and Traffic Telematics - Electronic Fee Collection - System
Architecture for Vehicle Related Transport Services", definierten Prinzipien. Für
den europäischen Raum wurden mit der EU-Richtlinie 2004/52/EG vom 29. April 2004 sowie
der Entscheidung der Europäischen Kommission 2009/750/EG vom 6. Oktober 2009 Anforderungen
für die Interoperabilität solcher EFC-Systeme festgesetzt ("European Electronic Toll
Service", EETS). Danach soll der Benutzer mit einer Onboard-Unit (OBU), die bei einem
einzigen Serviceprovider registriert ist bzw. unter Vertrag steht, in der gesamten
Europäischen Union über unterschiedlichste Infrastrukturen wie länderspezifische GSM-Mobilfunknetze
oder DSRC (dedicated short range communication)-Funkbakennetze bei den jeweiligen
Straßenerhaltern und Behörden, den sog. "Toll Chargers", Mautgebühren zahlen können.
Umgekehrt sollen Toll Charger freie Hand bei der Auswahl von Serviceprovidern und
dem Einsatz von Infrastruktur haben.
[0003] Für Serviceprovider ergibt sich dabei häufig das Problem, dass sie dem Toll Charger
eine bestimmte Leistungsfähigkeit, z.B. einen bestimmten Vermautungsgrad auf einer
Mautstrecke, garantieren müssen, ohne jedoch volle Disposition über die zwischenliegende
Infrastruktur wie Mobilfunk- und DSRC-Bakennetze zu haben. Toll Charger möchten wiederum
ein Instrumentarium haben, mit dem sie die Leistungsfähigkeit eines von verschiedenen
Serviceprovidern und Infrastrukturinhabern betriebenen Straßenmautsystems überprüfen
können, um deren Vertragskonformität zu überwachen.
[0004] Zum Messen der Leistungsfähigkeit von Straßenmautsystemen werden derzeit Flotten
von Testfahrzeugen eingesetzt, die beispielsweise vorgegebene Mautstrecken stichprobenartig
abfahren, um anschließend die in der Zentrale des Toll Chargers anfallenden Mauttransaktionen
mit den Stichprobenfahrten zu vergleichen. Dies bedeutet einen hohen personellen und
organisatorischen Aufwand, insbesondere wenn die Leistungsfähigkeit kontinuierlich
überwacht oder ein Leistungsmaß des Straßenmautsystems periodisch ermittelt werden
soll.
[0005] Die Erfindung setzt sich zum Ziel, ein Verfahren zum Messen der Leistungsfähigkeit
eines Straßenmautsystems zu schaffen, welches die Nachteile des bekannten Standes
der Technik überwindet und eine einfache, rasche und automatisierbare Erstellung eines
Leistungsmaßes für das Straßenmautsystem gestattet.
[0006] Dieses Ziel wird erfindungsgemäß mit einem Verfahren der einleitend genannten Art
erreicht, umfassend:
Senden eines Datensammelauftrags mit einem Start-Ort und einem Stop-Ort von der Mautzentrale
über ein Mobilfunknetz an eine Gruppe von Onboard-Units,
in jeder Onboard-Unit der Gruppe: wenn die eigene Position in vorgegebene Nähe zum
Start-Ort gelangt, Starten eines Aufzeichnens der eigenen Positionen oder davon abgeleiteter
Daten oder von Funkkommunikationen mit DSRC-Funkbaken und, wenn die eigene Position
in vorgegebene Nähe zum Stop-Ort gelangt, Stoppen des Aufzeichnens und Senden der
Aufzeichnung über das Mobilfunknetz an die Mautzentrale,
in der Mautzentrale: Vergleichen der von allen Onboard-Units der Gruppe empfangenen
Aufzeichnungen mit den von diesen Onboard-Units in Bezug auf Positionen, die zwischen
dem Start- und dem Stop-Ort liegen, gesammelten Mauttransaktionen, und
Berechnen eines Leistungsmaßes des Straßenmautsystems auf Basis des Vergleichs.
[0007] Die Erfindung erübrigt den Einsatz einer Referenzflotte, indem jederzeit stichprobenartig
auf Anforderung der Mautzentrale eines Toll Chargers alle eine bestimmte Strecke zwischen
einem Start-Ort und einem Stop-Ort benutzenden Fahrzeuge bzw. OBUs zur direkten Aufzeichnung
der ursächlichen, mauttransaktionskausalen Daten verwendet werden können. Die solcherart
vor Ort, "im Feld", erhobenen OBU-Aufzeichnungen werden in der Mautzentrale mit den
vom gesamten Straßenmautsystem, d.h. der gesamten Kette aus Onboard-Unit, Infrastruktur
und Toll Charger erzeugten Mauttransaktionen verglichen. Aus dem Vergleich der vor
Ort aufgezeichneten, mauttransaktionskausalen Daten mit den final erzeugten Mauttransaktionen
wird anschließend ein Leistungsmaß erzeugt, welches die Leistungsfähigkeit des Straßenmautsystems,
z.B. seinen Vermautungsgrad, widerspiegelt.
[0008] Das Leistungsmaß kann dabei auf verschiedene Arten berechnet werden. Bevorzugte Varianten
des erfindungsgemäßen Verfahrens bestehen darin,
- dass die Mauttransaktionen von der Mautzentrale vermauteten Weglängen entsprechen
und die Aufzeichnungen von den Onboard-Units zurückgelegte Weglängen angeben und das
Leistungsmaß auf Basis zumindest eines Verhältnisses von vermauteten Weglängen zu
zurückgelegten Weglängen berechnet wird;
- dass die Mauttransaktionen von der Mautzentrale vermauteten Wegzeiten entsprechen
und die Aufzeichnungen von den Onboard-Units verbrachte Wegzeiten angeben und das
Leistungsmaß auf Basis zumindest eines Verhältnisses von vermauteten Wegzeiten zu
verbrachten Wegzeiten berechnet wird;
- dass die Mauttransaktionen von der Mautzentrale verrechneten Ist-Mautgebühren entsprechen
und die Aufzeichnungen von den Onboard-Units aufgezeichnete Soll-Mautgebühren angeben
und das Leistungsmaß auf Basis zumindest eines Verhältnisses von verrechneten Ist-Mautgebühren
zu aufgezeichneten Soll-Mautgebühren berechnet wird;
- dass die Mauttransaktionen von der Mautzentrale vermauteten Straßenabschnitten entsprechen
und die Aufzeichnungen von den Onboard-Units befahrene Straßenabschnitte angeben und
das Leistungsmaß auf Basis zumindest eines Verhältnisses von vermauteten Straßenabschnitten
zu befahrenen Straßenabschnitten berechnet wird; oder
- dass die Mauttransaktionen von der Mautzentrale vermauteten DSRC-Funkbaken-Passagen
entsprechen und die Aufzeichnungen von den Onboard-Units aufgezeichnete DSRC-Funkbaken-Passagen
angeben und das Leistungsmaß auf Basis zumindest eines Verhältnisses von vermauteten
Bakenpassagen zu aufgezeichneten Bakenpassagen berechnet wird.
[0009] In jeder Ausführungsform der Erfindung ist es besonders günstig, wenn der Datensammelauftrag
auch eine Angabe über einen Gültigkeitszeitraum enthält, wobei das Aufzeichnen in
einer Onboard-Unit nur innerhalb dieses Gültigkeitszeitraums durchgeführt wird. Dadurch
kann das Leistungsmaß für ganz bestimmte Zeiträume ermittelt werden.
[0010] Das Verfahren der Erfindung ist für alle Arten von Straßenmautsystemen geeignet,
und zwar sowohl für GNSS-Straßenmautsysteme, bei denen die Onboard-Units ihre Positionen
autark in einem globalen Satellitennavigationssystem (global navigation satellite
system, GNSS) bestimmen und über ein Mobilfunknetz an eine Mautzentrale zur Verarbeitung
senden (oder selbst zu Mautdaten verarbeiten, welche sie an die Mautzentrale senden),
als auch für DSRC-Straßenmautsysteme, bei welchen geographisch verteilte DSRC-Funkbaken
passierende Onboard-Units mittels DSRC-Funkkommunikationen (dedicated short range
communications) auf ihr jeweiliges Funkabdeckungsgebiet lokalisieren, um daraus Mauttransaktionen
zu erzeugen. Während Onboard-Units für GNSS-Straßenmautsysteme, z.B. EETS-OBUs, bereits
über die für die Erfindung geforderte Kommunikationsfähigkeit in Mobilfunknetzen verfügen,
erfordert der Einsatz der Erfindung in DSRC-Straßenmautsystemen sog. "Hybrid"-OBUs,
welche zusätzlich zu ihrer DSRC-Kommunikationsfähigkeit über einen Sendeempfänger
für Mobilfunknetze verfügen.
[0011] In einer ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens speziell für GNSS-Straßenmautsysteme
sind demnach die Funkstationen Basisstationen von Funkzellen des Mobilfunknetzes und
die Onboard-Units senden die von ihnen bestimmten Positionen in der Art sog. "thin
clients" über das Mobilfunknetz an die Mautzentrale, welche daraus Mauttransaktionen
erzeugt. In einer zweiten Ausführungsform der Erfindung für GNSS-Straßenmautsysteme
sind die Funkstationen Basisstationen von Funkzellen des Mobilfunknetzes und die Onboard-Units
erzeugen aus den von ihnen bestimmten Positionen in der Art sog. "thick clients" Mauttransaktionen,
welche sie über das Mobilfunknetz an die Mautzentrale senden.
[0012] In einer dritten Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung, welches speziell für
DSRC-Straßenmautsysteme geeignet ist, sind die Funkstationen DSRC-Funkbaken, welche
die Positionen der Onboards-Units aus den Passagen der jeweiligen DSRC-Funkbake bestimmen,
um daraus Mauttransaktionen zu erzeugen.
[0013] Die genannte Gruppe von Onboard-Units, denen die Datensammelaufträge erteilt werden,
kann alle Onboard-Units des Straßenmautsystems umfassen. Bevorzugt ist die Gruppe
nur ein Teil aller Onboard-Units, um den Datenverkehr in Straßenmautsystemen zu minimieren.
Bevorzugt umfasst die Gruppe alle sich in einem vorgegebenen Bereich um den Start-Ort
befindlichen Onboard-Units. Beispielsweise können die sich im genannten Bereich befindlichen
Onboard-Units anhand ihrer letzten positionsbezogenen Mauttransaktionen bestimmt werden.
[0014] Alternativ könnte die Gruppe von Onboard-Units z.B. anhand einer Fahrzeugklasse ausgewählt
werden, beispielsweise um nicht-mautpflichtige Fahrzeuge als Bezugsgröße für das Leistungsmaß
auszuschließen oder um ein Leistungsmaß nur für eine bestimmte Klasse von Fahrzeugen
zu erzeugen.
[0015] Besonders günstig ist es, wenn die Aufzeichnungen der Onboard-Units anonymisiert
an die Mautzentrale gesandt werden, um jegliche Datenschutzbedenken hinsichtlich der
Nachverfolgbarkeit von Fahrzeugen zu entkräften. Bevorzugt kann das Anonymisieren
mit Hilfe eines an das Mobilfunknetz angeschlossenen Proxy-Rechners durchgeführt werden,
wie in der Technik bekannt.
[0016] Die Onboard-Units können ihre Positionen auf verschiedenste in der Technik bekannte
Arten bestimmen, beispielsweise durch optische Erkennung bestimmter Landmarken in
Kamerabildern ihrer Umgebung, Funktriangulation in terrestrischen Funknetzen, durch
Zellkennungsdetektion in Mobilfunknetzen, usw. usf. Bevorzugt bestimmen die Onboard-Units
ihre Positionen mittels Satellitennavigation in GNSS-Systemen wie GPS, GLONASS, Galileo
od.dgl.
[0017] Die Erfindung wird nachstehend anhand von in den beigeschlossenen Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispielen näher erläutert. In den Zeichnungen zeigt:
Fig. 1 eine erste Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung zur Messung der Leistungsfähigkeit
eines GNSS-Straßenmautsystems auf Basis von "thin client"-GNSS-OBUs;
Fig. 2 ein Blockschaltbild einer OBU für das Verfahren von Fig. 1:
Fig. 3 eine zweite Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung für ein GNSS-Straßenmautsystem
auf Basis von "thick client"-GNSS-OBUs;
Fig. 4 ein Blockschaltbild einer OBU für das Verfahren von Fig. 3;
Fig. 5 eine dritte Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung für ein DSRC-Straßenmautsystem
auf Basis von Hybrid-OBUs; und
Fig. 6 ein Blockschaltbild einer OBU für das Verfahren von Fig. 5.
[0018] Fig. 1 zeigt ein GNSS-Straßenmautsystem 1, das auf einer Vielzahl von Onboard-Units
(OBUs) 2 basiert, welche von Fahrzeugen (nicht dargestellt) mitgeführt werden, um
deren Ortsnutzungen in einem Straßennetz aus Straßensegmenten S
1, S
2, ..., allgemein S
j, zu vermauten bzw. vergebühren. Die Ortsnutzungen können beispielsweise das Befahren
eines bestimmten Straßensegments S
j, das Überschreiten einer Grenze, der Aufenthalt in einem bestimmten geographischen
Gebiet od.dgl. sein und auf beliebige Weise, z.B. pro Straßensegment, pro gefahrener
Strecke bzw. Weglänge, pro verbrachter Zeit (z.B. Parkgebühr), pro Grenzübertritt
usw. abgerechnet werden.
[0019] Zu diesem Zweck verfügen die OBUs 2 gemäß Fig. 2 neben einem Prozessor 3 und einem
Speicher 4 über einen Satellitennavigationsempfänger 5, mit welchem sie fortlaufend
ihre Positionen ("position fixes") p
1, p
2, ..., allgemein p
1, in einem globalen Satellitennavigationssystem 6 (global navigation satellite system,
GNSS) bestimmen. Ferner sind die OBUs 2 mit einem Sendeempfänger 7 ausgestattet, über
welchen sie die ermittelten Positionen p
i an Funkstationen 8, hier Basisstationen eines zellularen Mobilfunknetzes 9, zur Weiterleitung
an eine Mautzentrale 10 eines Toll Service Provides (TSP) und/oder eines Toll Chargers
(TC) senden, siehe Pfade 11, 12 für eine stellvertretende OBU 2 mit der OBU-Kennung
O
n. In der Mautzentrale 10 kann aus den so erhaltenen Positionsdaten p
i,n einer OBU O
n z.B. durch einen Kartenabgleich ("map matching") mit einer digitalen Straßenkarte
von mautpflichtigen Straßenkarten S
j eine Mauttransaktion ta
j,n für die OBU O
n und das Straßensegment S
j erzeugt werden. Der Mautkartenabgleich (map matching) kann auch in einem der Mautzentrale
10 vorgeordneten, gesonderten Kartenabgleichsserver (map matching proxy) durchgeführt
werden, falls gewünscht.
[0020] Zur Messung der Leistungsfähigkeit des Straßenmautsystems 1, beispielsweise zur Ermittlung
eines "Vermautungsgrades" als Verhältnis von korrekt vermauteten OBUs 2 zu allen OBUs
2 oder von korrekt vermauteten Straßensegmenten S
j zu allen Straßensegmenten S
j, wird das folgende Verfahren eingesetzt.
[0021] In einer ersten Phase 13 des Verfahrens wird an eine Gruppe von K OBUs 2, hier stellvertretend
dargestellt durch eine OBU 2 mit der Kennung O
k, eine Auftragsnachricht bzw. ein Datensammelauftrag m über das Mobilfunknetz 9 gesandt.
Der Datensammelauftrag m enthält (zumindest) die Angabe eines Start-Orts A und eines
Stop-Orts B. Die Datensammelaufträge m können zusätzlich auch die Angabe eines Gültigkeitszeitraums
T enthalten, innerhalb dessen eine OBU 2 Daten sammeln bzw. aufzeichnen soll.
[0022] Die Anzahl K von OBUs O
k kann kleiner oder gleich der Anzahl N aller OBUs O
n des Straßenmautsystems 1 sein (k ≤ N). Bevorzugt wird die Datensammelnachricht m
nur an solche Onboard-Units 2 gesandt, die sich in einem vorgegebenen Bereich rund
um den Start-Ort A befinden, was beispielsweise aus den letzten Positionsmeldungen
p
i,n oder Mauttransaktionen ta
j,n der OBUs 2 in der Mautzentrale 10 ermittelt werden kann.
[0023] Die Gruppe von OBUs O
k, an welche die Datensammelaufträge m im Schritt 13 gesendet werden, kann beispielsweise
auch anhand von Eigenschaften der OBUs 2 oder ihrer Fahrzeuge ausgewählt werden, z.B.
nach in den OBUs 2 gespeicherten Berechtigungen (z.B. "Kein-Freifahrer", "Kein-Einsatzfahrzeug",
usw.) oder einer bestimmten Fahrzeugklasse (z.B. "LKW", "LKW mit drei Achsen", "LKW
mit Anhänger", usw.), welche in den OBUS gespeichert ist.
[0024] Sobald eine OBU 2 bzw. O
k, welche einen Datensammelauftrag m erhalten hat, das Erreichen des Start-Orts A detektiert,
d.h. wenn ihre fortlaufend ermittelte Position p
i,k in eine vorgegebene Nähe (Toleranzbereich) des Start-Orts A gelangt, beginnt sie
mit einem Aufzeichnen aller in der Folge ermittelten Positionen p
i,k, wie durch die grau hinterlegten Kreuze in Fig. 1 veranschaulicht. Das Aufzeichnen
wird beendet, wenn die OBU 2 das Erreichen des Stop-Orts B detektiert, d.h. wenn ihre
Position p
i,k in eine vorgegebene Nähe (Toleranzbereich) des Stop-Orts B gelangt. Die OBU 2 speichert
die aufgezeichneten Daten dabei in ihrem Speicher 4.
[0025] Nach Beenden der Aufzeichnung am Stop-Ort B sendet die OBU 2 ihre Aufzeichnung ("record")
rc über das Mobilfunknetz 9 an die Mautzentrale 10, siehe Pfade 14 und 12. In dem
in Fig. 1 gezeigten Beispiel ist die Aufzeichnung rc der OBU O
k zwischen den Punkten A und B mit rc
AB,k bezeichnet und umfasst zumindest jene Folge von Positionen p
i,k, welche zwischen den Punkten A und B ermittelt wurde. Die Aufzeichnung rc
AB,k kann auch zusätzliche Daten enthalten, z.B. Messdaten von Umgebungssensoren der OBU
O
k oder ihres Fahrzeugs, Kenndaten der OBU O
k oder ihres Fahrzeugs, usw. Es versteht sich, dass anstelle von einzelnen Positionen
auch Folgen von Positionen ("position fix tracks") tr
i,n, tr
i,k von den OBUs 2 gemeldet (Pfeile 11, 12) bzw. aufgezeichnet (Pfeile 14, 12) werden
können.
[0026] In der Mautzentrale 10 werden anschließend die Aufzeichnungen rc
AB,k aller K OBUs O
k der Gruppe mit den von allen K OBUs O
k hinsichtlich des Streckenabschnitts A-B erzeugten Transaktionen ta
AB,k verglichen, um ein Leistungsmaß P
X des Straßenmautsystems 1 zu berechnen. Dazu werden in einem Filterschritt 15 zunächst
die in der Mautzentrale 10 aus den Positionsmeldungen p
i,n bzw. p
i,k erzeugten Mauttransaktionen ta
j,n bzw. ta
j,k in Bezug auf jene OBUs O
k und Positionen p
i,k gefiltert, welche zwischen den Start- und Stop-Orten A, B liegen, um ausschließlich
die in den Abschnitt A-B fallenden Transaktionen {ta
AB}
k der O-BUs O
k zu erhalten.
[0027] Aus den derart gefilterten Transaktionen {ta
AB}
k einerseits und OBU-Aufzeichnungen rC
AB,k andererseits kann nun das Leistungsmaß P
X hinsichtlich jeglicher aus den Transaktionen {ta
AB}
k und Aufzeichnungen rC
AB,k ableitbarer Kenngrößen berechnet werden, siehe Schritt 16. Diese Kenngrößen können
sein:
- in den Transaktionen {taAB}k vermautete und laut den Aufzeichnungen rcAB,k gefahrene Weglängen L (aus Kartenmaterial oder real gemessen);
- in den Transaktionen {taAB}k vermautete und in den Aufzeichnungen rcAB,k aufgezeichnete Wegzeiten T;
- anhand der Transaktionen {taAB}k verrechnete Ist- und laut den Aufzeichnungen rcAB,k zu entrichtende Soll-Mautgebühren F;
- laut den Transaktionen {taAB}k vermautete und laut den Aufzeichnungen rcAB,k befahrene Arten oder Anzahlen ("segment counts", SC) von Straßensegmenten Sj;
- laut den Transaktionen {taAB}k vermautete und laut den Aufzeichnungen rcAB,k erfahrene Anzahlen von Bakenpassagen ("beacon passage counts", BC), wie später anhand
von Fig. 3 noch ausführlicher erläutert; usw. usf.
[0028] Beispielsweise berechnet sich das Leistungsmaß auf Basis von vermauteten Weglängen
L zu aufgezeichneten Weglängen L zu

wobei L({ta
AB}
k) die aus der
Folge von auf den Abschnitt AB bezogenen Transaktionen ta der OBU O
n berechneten Weglängen und L(rc
AB,k) die aus der Aufzeichnung rc der OBU O
k hinsichtlich des Abschnitts A-B benutzte Weglängen sind. Wenn beispielsweise alle
in den Mauttransaktionen ta abgerechneten Weglängen L für einen Abschnitt A-B gleich
den von allen OBUs 2 im Abschnitt A-B aufgezeichneten Weglängen L sind, ist das Leistungsmaß
P
L gleich 100%. Wenn nur ein Teil der von den OBUs 2 aufgezeichneten Weglängen L in
Mauttransaktionen abgerechnet wurde, ist das Leistungsmaß P
L entsprechend geringer.
[0029] In derselben Art können Leistungsmaße auf Grundlage von Wegzeiten, Gebühren, Straßensegmenten,
Bakenpassagen od.dgl. Kenngrößen berechnet werden. Allgemein berechnet sich das Leistungsmaß
P
X zu

mit

wie oben erläutert.
[0030] Es versteht sich, dass anstelle eines Verhältnisses (Division) auch jede andere Art
von Vergleichsmaß zwischen einerseits aus {ta
AB}
k und andererseits aus rc
AB,k ermittelten Kenngrößen berechnet werden könnte, z.B. eine Differenz oder andere Norm
für eine Vergleichsabweichung.
[0031] Die Fig. 3 und 4 zeigen eine alternative Ausführungsform des Straßenmautsystems 1
auf Grundlage von "thick client"-OBUs 2', welche zusätzlich über einen Map Matcher
17 verfügen, der den Mautkartenabgleich der Positionen p
i,n bzw. p
i,k mit z.B. mautpflichtigen Straßensegmenten S
j durch führt, um daraus "fertige" Mauttransaktionen ta
j,n bzw. ta
j,k zu erstellen und über das Mobilfunknetz 9 an die Mautzentrale 10 zu senden (Pfade
11, 12). Die OBUs 2 bzw. O
k zeichnen im vorliegenden Beispiel in den Aufzeichnungen rc
AB,k nicht mehr einzelne Positionen p
i,k auf, sondern z.B. die Tatsache des Befahrens ganzer Straßensegmente S
j, beispielsweise als Liste oder einfach als Anzahl (segment count) SC von zwischen
den Start- und Stop-Orten A, B befahrenen Straßensegmenten S
j . Das Leistungsmaß P
X kann in diesem Fall z.B. ein auf Straßensegmente gebührenbezogenes Leistungsmaß P
F oder ein segmentbezogenes Leistungsmaß P
SC sein.
[0032] Die Fig. 5 und 6 zeigen die Anwendung des geschilderten Verfahrens im Rahmen eines
DSRC-Straßenmautsystems 1', das auf Hybrid-OBUs 2" basiert. Das DSRC-Straßenmautsystem
1' umfasst ein Netz geographisch verteilter, insbesondere straßenseitig aufgestellter
DSRC-Funkbaken 18 bzw. R
1, R
2, ..., allgemein R
j, welche beispielsweise jeweils zur Vermautung eines Straßensegments S
j dienen. Die Funkbaken 18 haben jeweils einen lokal begrenzten Funkabdeckungsbereich
19, in dem sie Kurzreichweiten-Funkkommunikationen (dedicated short range communications)
mit DSRC-Sendeempfängern 20 der OBUs 2" errichten können, um diese auf den jeweiligen
Funkabdeckungsbereich 19 zu verorten. Jede OBU 2", die eine DSRC-Funkbake 18 passiert,
stößt damit in der Funkbake 18 eine Mauttransaktion ta
j,n bzw. ta
j,k an, welche über ein Datennetz 21 an die Mautzentrale 10 gesandt (oder erst dort erzeugt)
wird.
[0033] Um die Leistungsfähigkeit des DSRC-Straßenmautsystems 1' zu messen, werden den Hybrid-OBUs
2" von der Mautzentrale 10 über das Mobilfunknetz 9 und Mobilfunk-Sendeempfänger 7
in den OBUs 2" Datensammelaufträge m aufgegeben, siehe Pfeil 13. Die OBUs 2" detektieren
daraufhin mit Hilfe ihrer Satellitennavigationsempfänger 5 das Erreichen des Start-Orts
A, um z.B. eine Aufzeichnung der Funkkommunikationen mit den Funkbaken 18 bzw. R
j (der "Bakenpassagen") auszulösen. Die Aufzeichnungen rc
AB,k der OBUs 2" können hier beispielsweise eine Liste der passierten Funkbaken R
j, eine Summe der dort bezahlten Maut oder einfach nur die Anzahl (beacon count) BC
an passierten Funkbaken R
j sein. Bei Detektion des Stop-Orts B wird das Aufzeichnen wieder beendet.
[0034] Die Mautzentrale 10 sammelt nun einerseits die von den Funkbaken R
j für eine OBU O
k erzeugten oder angestoßenen Mauttransaktionen ta
j,k und andererseits die von den OBUs O
k über das Mobilfunknetz 9 nach Abschluss der Aufzeichnung gesendeten (Pfeil 14) Aufzeichnungen
rc
AB,k, filtert die Mauttransaktionen wieder in Schritt 15 und vergleicht sie in Schritt
16 wie zuvor beschrieben, um das Leistungsmaß P
X zu erstellen, hier z.B. das Leistungsmaß P
BC, P
SC oder P
F.
[0035] Die von den OBUs 2, 2', 2" über das Mobilfunknetz 9 an die Mautzentrale 10 gesandten
Aufzeichnungen rc werden bevorzugt anonymisiert gesendet, um eine Nachverfolgung ("tracking")
von Fahrzeugen zu erschweren. Dazu kann beispielsweise ein (nicht dargestellter) Proxy-Rechner
der Mautzentrale 10 vorgeschaltet werden, welcher die Aufzeichnungen rc anonymisiert,
beispielsweise OBU-Kennungen O
k daraus entfernt oder durch zufällige ("anonyme") Kennungen ersetzt.
[0036] Die Erfindung ist nicht auf die dargestellten Ausführungsformen beschränkt, sondern
umfasst alle Varianten und Modifikationen, die in den Rahmen der angeschlossenen Ansprüche
fallen.
1. Verfahren zum Messen der Leistungsfähigkeit (P
X) eines Straßenmautsystems (1, 1'), das auf einer Vielzahl fahrzeuggestützter, jeweils
ihre Position (p) bestimmender Onboard-Units (2, 2', 2") basiert, die mit geographisch
verteilten Funkstationen (8, 18) funkkommunizieren können, um in einer an diese angeschlossenen
Mautzentrale (10) positionsbezogene Mauttransaktionen (ta) anzusammeln, umfassend:
Senden (13) eines Datensammelauftrags (m) mit einem Start-Ort (A) und einem Stop-Ort
(B) von der Mautzentrale (10) über ein Mobilfunknetz (9) an eine Gruppe von Onboard-Units
(2, 2', 2"),
in jeder Onboard-Unit (2, 2', 2") der Gruppe: wenn die eigene Position (p) in vorgegebene
Nähe zum Start-Ort (A) gelangt, Starten eines Aufzeichnens der eigenen Positionen
(p) oder davon abgeleiteter Daten (S) oder von Funkkommunikationen mit DSRC-Funkbaken
(R) und, wenn die eigene Position (p) in vorgegebene Nähe zum Stop-Ort (B) gelangt,
Stoppen des Aufzeichnens und Senden (14) der Aufzeichnung (rc) über das Mobilfunknetz
(9) an die Mautzentrale (10),
in der Mautzentrale (10): Vergleichen (16) der von allen Onboard-Units (2, 2', 2")
der Gruppe empfangenen Aufzeichnungen (rc) mit den von diesen Onboard-Units in Bezug
auf Positionen (p), die zwischen dem Start- und dem Stop-Ort (A, B) liegen, gesammelten
Mauttransaktionen (ta), und
Berechnen eines Leistungsmaßes (PX) des Straßenmautsystems (1, 1') auf Basis des Vergleichs (16).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mauttransaktionen (ta) von der Mautzentrale (10) vermauteten Weglängen (L) entsprechen
und die Aufzeichnungen (rc) von den Onboard-Units (2, 2') zurückgelegte Weglängen
(L) angeben, und dass das Leistungsmaß (PL) auf Basis zumindest eines Verhältnisses (16) von vermauteten Weglängen zu zurückgelegten
Weglängen berechnet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mauttransaktionen (ta) von der Mautzentrale (10) vermauteten Wegzeiten (T) entsprechen
und die Aufzeichnungen (rc) von den Onboard-Units (2, 2') verbrachte Wegzeiten (T)
angeben, und dass das Leistungsmaß (PT) auf Basis zumindest eines Verhältnisses (16) von vermauteten Wegzeiten zu verbrachten
Wegzeiten berechnet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mauttransaktionen (ta) von der Mautzentrale (10) verrechneten Ist-Mautgebühren
(F) entsprechen und die Aufzeichnungen (rc) von den Onboard-Units (2, 2', 2") aufgezeichnete
Soll-Mautgebühren (F) angeben, und dass das Leistungsmaß (PF) auf Basis zumindest eines Verhältnisses (16) von verrechneten Ist-Mautgebühren zu
aufgezeichneten Soll-Mautgebühren berechnet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mauttransaktionen (ta) von der Mautzentrale (10) vermauteten Straßenabschnitten
(SC) entsprechen und die Aufzeichnungen (rc) von den Onboard-Units (2, 2', 2") befahrene
Straßenabschnitte (SC) angeben, und dass das Leistungsmaß (PSC) auf Basis zumindest eines Verhältnisses (16) von vermauteten Straßenabschnitten
zu befahrenen Straßenabschnitten berechnet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mauttransaktionen (ta) von der Mautzentrale (10) vermauteten DSRC-Funkbaken-Passagen
(BC) entsprechen und die Aufzeichnungen (rc) von den Onboard-Units (2") aufgezeichnete
DSRC-Funkbaken-Passagen (BC) angeben, und dass das Leistungsmaß (PBC) auf Basis zumindest eines Verhältnisses (16) von vermauteten Bakenpassagen zu aufgezeichneten
Bakenpassagen berechnet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Datensammelauftrag (m) auch eine Angabe über einen Gültigkeitszeitraum (T) enthält,
wobei das Aufzeichnen in einer Onboard-Unit (2, 2', 2") nur innerhalb dieses Gültigkeitszeitraums
(T) durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Funkstationen (8) Basisstationen von Funkzellen des Mobilfunknetzes (9) sind
und dass die Onboard-Units (2) die von ihnen bestimmten Positionen (p) über das Mobilfunknetz
(9) an die Mautzentrale (10) senden, welche daraus Mauttransaktionen (ta) erzeugt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Funkstationen (8) Basisstationen von Funkzellen des Mobilfunknetzes (9) sind
und dass die Onboard-Units (2') aus den von ihnen bestimmten Positionen (p) Mauttransaktionen
(ta) erzeugen, welche sie über das Mobilfunknetz (9) an die Mautzentrale (10) senden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Funkstationen (18) DSRC-Funkbaken sind, welche die Positionen (p) der Onboards-Units
(2") aus den Passagen der jeweiligen DSRC-Funkbake (18) bestimmen, um daraus Mauttransaktionen
(ta) zu erzeugen.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Gruppe von Onboard-Units (2, 2', 2"), an die der Datensammelauftrag (m) gesendet
wird, alle sich in einem vorgegebenen Bereich um den Start-Ort (A) befindlichen Onboard-Units
(2, 2', 2") umfasst.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die sich im genannten Bereich befindlichen Onboard-Units (2, 2', 2") anhand ihrer
letzten positionsbezogenen Mauttransaktionen (ta) bestimmt werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Gruppe von Onboard-Units (2, 2', 2"), an die der Datensammelauftrag (m) gesendet
wird, anhand einer Fahrzeugklasse ausgewählt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufzeichnungen (rc) von den Onboard-Units (2, 2', 2") anonymisiert an die Mautzentrale
gesandt (14) werden.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Anonymisieren mit Hilfe eines an das Mobilfunknetz (9) angeschlossenen Proxy-Rechners,
über den die Aufzeichnungen (rc) geleitet werden, durchgeführt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Onboard-Units (2, 2', 2") ihre Positionen (p) mittels Satellitennavigation (5,
6) bestimmen.