[0001] Die Erfindung betrifft einen Wagenkastenaufbau für Fahrzeuge mit einer Boden-, Seiten
und Dachwandung bildenden Integralröhre, die aus Strangpressprofilen besteht.
[0002] Ein solcher Wagenkastenaufbau ist aus der
DE 195 37 770 A1 bereits bekannt. Der dort gezeigte Wagenkastenaufbau weist eine Integralröhre auf,
die aus Strangpressprofilen zusammengesetzt ist. Die Integralröhre ist ferner mit
eingeformten Versteifungsrippen ausgerüstet, an denen Isolierungen und Innenausstattung
befestigbar sind. Dabei weisen die Wandungen der Integralröhre jeweils die minimale
Bauteildicke auf. Die minimale Bauteildicke wird jedoch von der Stelle der Integralröhre
bestimmt, an der die größte Belastung auftritt.
[0003] Ein Wagenkasten in dieser klassischen Aluminiumintegralbauweise erreicht trotz des
geringen spezifischen Gewichts des Aluminiums gegenüber der Stahldifferenzialbauweise,
nur einen kleinen Gewichtsvorteil. Dies ist dadurch zu erklären, dass ein in Aluminiumintegralbauweise
hergestellter Wagenaufbau nahezu vollständig aus Profilen besteht, welche sich jeweils
über große Bereiche und/oder sogar die gesamte Länge, Breite oder Höhe des Wagenkastens
erstrecken. Der Querschnitt der Strangpressprofile kann sich herstellungsbedingt nicht
ändern und richtet sich bei seiner Dimensionierung stets nach einem sehr kleinen Längenbereich
des Profils, der die höchste Beanspruchung zu tragen hat. Damit ist der konstante
Querschnitt des Strangpressprofils festgelegt und für den größten Teil der Profillänge
zwangsläufig überdimensioniert. Diese Überdimensionierung mit Masseanhäufung an niedrig
beanspruchten Stellen leistet also nahezu keinen Beitrag zur Steifigkeit, sondern
nur einen großen Beitrag zum Gewicht.
[0004] Als Alternative zur Aluminiumintegralbauweise bietet sich grundsätzlich auch die
Differenzialbauweise mit dem Werkstoff Aluminium an. Dem stehen jedoch Nachteile hinsichtlich
der Oberflächenqualität, der Schallisolierung, der Druckdichtigkeit, dem Widerstand
gegenüber aerodynamischen Lasten und der Anordnung der Schweißnähte in Bereichen niedriger
Beanspruchung gegenüber. Schließlich ist die Aluminiumdifferenzialbauweise auch kostenintensiv.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Wagenkastenaufbau der eingangs genannten Art
bereitzustellen, der leicht und kostengünstig ist.
[0006] Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, dass die Integralröhre auf Grundlage ihrer
niedrigsten Belastung dimensioniert und konfiguriert ist, wobei differenzielle Verstärkungen
an Stellen vorgesehen sind, an denen während des vorgesehenen Betriebs höhere Belastungen
auftreten.
[0007] Erfindungsgemäß wird die Integralröhre hinsichtlich der Materialdicke ihrer Hohlprofile
aber auch gleichzeitig hinsichtlich ihrer geometrischen Ausgestaltung so dimensioniert,
dass nur die Stelle mit der geringsten Belastung den Festigkeitsanforderungen gerecht
wird. An Stellen mit höheren Belastungen sind erfindungsgemäß differenzielle Verstärkungen
an der Integralröhre angeordnet. Gegenüber dem Stand der Technik ist der erfindungsgemäße
Wagenkastenaufbau daher wesentlich leichter. Aufgrund der nur stellenweise angebrachten
Verstärkung bleiben die damit verbundenen Herstellungskosten gering, so dass erfindungsgemäß
sowohl ein leichter als auch vergleichsweise kostengünstiger Wagenkastenaufbau bereitgestellt
ist.
[0008] Zweckmäßigerweise ist die Integralröhre aus Hohlprofilen zusammengesetzt, die Öffnungen
für Türen und Fenster aufweisen. Bevorzugt sind die Verstärkungen an solchen durchgehenden
Öffnungen, und zwar in deren Randbereich, vorgesehen, so dass der notwendige Strukturhalt
bereitgestellt ist.
[0009] Die Hohlprofile der Integralröhre sind im Rahmen der Erfindung offene Profile oder
mit geschlossene Hohlkammern ausgerüstet. Diese geometrische Ausgestaltung der Hohlprofile
beeinflusst selbstverständlich die Festigkeit des Hohlprofils und somit der Integralröhre.
[0010] Zweckmäßigerweise sind die Verstärkungselemente in Inneren der Integralröhre oder
außen unterhalb der Bodenwandung angeordnet. Aufgrund der Anordnung im Inneren werden
die aerodynamischen Eigenschaften des Wagenkastens, seine Oberflächenqualität, Schallisolierung
und seine Druckdichtigkeit nicht beeinflusst.
[0011] Zweckmäßigerweise sind die Verstärkungen mittels stoffschlüssiger Verbindungen an
der Integralröhre angebracht. Stoffschlüssige Verbindungen sind beispielsweise Schweißverbindungen,
wie FSW-Schweißen (Friction Stir Welding, Rührreibschweißen), Strahlschweißen, Punktschweißen
oder dergleichen.
[0012] Abweichend davon werden zum Anbringen der Verstärkungen Kaltfügetechniken, beispielsweise
Vernieten, Verschrauben, Clinchen oder Stanzen, eingesetzt.
[0013] Auch ist es möglich, die Verstärkungen mittels zweckmäßigem Kleber mit einer Wandung
der Integralröhre zu verkleben.
[0014] Vorteilhafterweise bestehen die Verstärkungen aus Stahl oder einem karbonfaserverstärktem
Material. Stahl ist besonders widerstandsfähig und kostengünstig. Karbonfaserverstärkte
Materialien weisen den Vorteil auf, dass die neben ihrer hohen Steifigkeit und Festigkeit
auch sehr leicht sind.
[0015] Zweckmäßigerweise sind die differenziellen Verstärkungen im Bereich von Türen und
Fensterrahmen angeordnet, die in der Integralröhre vorgesehen sind.
[0016] Weitere zweckmäßige Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung sind Gegenstand der
nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung unter Bezug auf
die Figuren der Zeichnung, wobei gleiche Bezugszeichen auf gleich wirkende Bauteile
verweisen und wobei
- Figur 1
- eine Seitenansicht eines Wagenkastenaufbaus mit einer Integralröhre ohne Verstärkungen,
- Figuren 2 - 7
- quergeschnittene Ansichten des Wagenkastenaufbaus gemäß Figur 1,
- Figuren 8 - 11
- weitere Ausführungsbeispiele eines Wagenkastenaufbaus ohne Verstärkungen,
- Figuren 12 - 17
- Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Wagenkastenaufbaus in einer vergrößerten
Querschnittsansicht und die
- Figuren 18 - 31
- weitere Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Wagenkastenaufbaus zeigen.
[0017] Figur 1 zeigt einen beispielhaften Wagenkastenaufbau ohne Verstärkungen in einer
Seitenansicht, wobei die Figuren 2, 3, 4, 5 und 6 in Figur 1 angedeutete Querschnittsansichten
des Wagenkastenaufbaus zeigen. In Zusammenschau der Figuren 1 bis 6 ist erkennbar,
dass der Wagenkastenaufbau 1 eine Integralröhre 2 umfasst, die aus zwei Seitenwandungen
3, eine Dachwandung 4, eine Bodenwandung 5 sowie zwei Stirnwandungen 6 und 7 ausbildet.
In den Seitenwandungen 3 sind jeweils Fenster 8 und Türen 9 vorgesehen. Auch in der
Dachwandung 4 ist eine nach außen führende Durchgangsöffnung 10 erkennbar, die zum
Abführen von Zu- und Abluft an die Außenatmosphäre bzw. eine Klimaanlage dient.
[0018] Figur 7 zeigt einen vergrößerten Teilausschnitt der Seitenwandung 3 der Integralröhre
2. Es ist erkennbar, dass die Integralröhre 2 aus Strangpressprofilen zusammengesetzt
ist, die dort als Hohlprofile realisiert sind. Das in Figur 7 im Querschnitt gezeigte
Hohlprofil begrenzt geschlossene Hohlräume. Die Strangpressprofile des Wagenkastenaufbaus
1 der Figuren 1 bis 7 sind so dimensioniert und konfiguriert, dass die Anforderungen
an die Festigkeit des Wagenkastenaufbaus nur an der am wenigsten stark beanspruchten
Stelle erfüllt sind. Die Intergralröhre 2 ist folglich an anderen Stellen nicht stabil
genug. Die Anforderungen, die an die Festigkeit der Integralröhre gemäß der Figuren
1 bis 6 gestellt werden, sind daher nicht überall erfüllt.
[0019] Dies gilt im Übrigen auch für die Integralröhre 2, die in den Figuren 9, 10 und 11
gezeigt ist. Die Integralröhre 2 gemäß der Figuren 8 und 9 unterscheidet sich von
der Integralröhre 2 gemäß der Figuren 6 und 7 lediglich dadurch, dass die Strangpressprofile
der Seitenwandung 3 nicht mit durchgehend geschlossenen Hohlkammern ausgestaltet sind,
sondern lokale Öffnungen 11 aufweisen. Bei den in Figuren 10 und 11 gezeigten Ausführungsbeispielen
der Integralröhre 2 ist das Strangpressprofil aus offenen Profilen gebildet.
[0020] Figur 12 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Wagenkastenaufbaus.
Es ist erkennbar, dass die Seitenwand 3 der Integralröhre 2 innen mit einer Verstärkung
12 bestückt ist. Die Verstärkung 12 wurde durch FSW-Schweißen mit der Integralröhre
verbunden. Das FSW-Schweißen ist an der Stelle 13 angedeutet. Bei dem in Figur 13
dargestellten Ausführungsbeispiel wurde die Verstärkung 12 durch Strahlschweißen an
der Integralröhre angebracht. Gemäß dem in Figur 14 dargestellten Ausführungsbeispiel
ist die Verstärkung 12 durch Punktschweißen mit den Strangpressprofilen der Integralröhre
2 verbunden. Die Figuren 15, 16 und 17 setzen Kaltfügetechniken zur Verbindung zwischen
Integralröhre 2 und Verstärkungen 12 ein. So ist in Figur 15 eine Verbindung durch
Nieten 5 gezeigt. In dem Ausführungsbeispiel gemäß Figur 16 wurden Stanznieten 16
zum Anbringen der Verstärkungen 12 an der Seitenwand 3 eingesetzt. In dem Ausführungsbeispiel
gemäß Figur 17 wurde die Verstärkung 12 auf das Hohlprofil der Seitenwandung aufgeklebt.
[0021] Die Figuren 18 bis 29 zeigen verschiedene Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen
Wagenkastenaufbaus 1, wobei die Verstärkungen 12 durch fette Linien dargestellt sind
und wobei die jeweilige Schnittansicht Bezug nimmt auf die in Figur 1 eingezeichneten
Schnittlinien. Im Hinblick auf Figur 18 ist erkennbar, dass die Verstärkungen 12 im
Randbereich der Türen 9 und Fenster 8 an den Seitenwandungen 3 der Integralrohre 2
vorgesehen sind. Hier wurden Verstärkungen aus Stahl mittels Kaltfügetechnik, wie
z. B. Kleben oder Vernieten, mit der aus Aluminium bestehenden Integralröhre verbunden.
Die Verstärkungen können in dem in Figur 8 gezeigten Ausführungsbeispiel und aus karbonfaserverstärktem
Kunststoff bestehen.
[0022] Figur 19 zeigt den Wagenkastenaufbau 1 von unten. Es ist erkennbar, dass die Verstärkungen
außerhalb des Wagenkastenaufbaus unter dem Boden 5 angeordnet sind. Aus den Figuren
20, 21 und 22 ist erkennbar, dass die Verstärkungen 12 im Übrigen im Inneren der Integralröhre
2 angeordnet sind. Die Figuren 23, 24, 25 und 26 beziehen sich auf ein weiteres Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Wagenkastenaufbaus 1, bei dem die Verstärkungen 12 aus differenziellen
Verstärkungsbauteilen, für strukturdynamische Performance ausgelegt sind. Wie bereits
ausgeführt, bestehen die Verstärkungen beispielsweise aus Halbzeug mit einem hohen
E-Modul, beispielsweise aus Stahl, karbonfaserverstärkten Faserverbundwerkstoffen
mit hohem Leichtbaupotenzial, beispielsweise aus Aluminium, Titan, Magnesium und dergleichen.
Die differenziellen Verstärkungen 12 werden beispielsweise gegossen, geschmiedet,
gefräst oder durch Tiefziehen oder dergleichen hergestellt.
[0023] Der erfindungsgemäße Wagenkastenaufbau gemäß den Figuren 27, 28 und 29, 30 und 31
ist für erhöhte Schubsteifigkeiten ausgelegt. Es ist aus Figur 7 erkennbar, dass die
Bodenwandung 5 umfänglich mit Verstärkungen ausgestattet ist, wobei sich Diagonalen
in Längsrichtung unterhalb der Bodenwandung erstrecken. Figur 28 zeigt, dass auch
der gesamte Innenbereich der Integralröhre mit Verstärkungen 12 ausgelegt ist. Dabei
erstrecken sich die Verstärkungen 12 an den Seitenwänden wieder in einem Diagonal-Muster.
[0024] Figuren 30 und 31 zeigen differenzielle Verstärkungen 12 mit Funktionsintegration
für Tür- oder Fensterrahmen. Aus Figur 31 ist erkennbar, dass die Verstärkung 12 an
das Strangpressprofil der Seitenwandung 3 der Integralröhre 2 aufgeschweißt ist. Dabei
weist die Verstärkung 12 einen im Querschnitt "L-förmigen"-Abschnitt 17 auf, der zur
Aufnahme einer elastischen Dichtungsmasse 18 und zum gleichzeitigen Halten eines Fensters
19 dient. Weiterhin ist es möglich, Befestigungsmöglichkeiten an den Verstärkungen
12 vorzusehen.
1. Wagenkastenaufbau (1) für Fahrzeuge mit einer Boden- (5), Seiten- (3) und Dachwandung
(4) bildenden Integralröhre (2), die aus Strangpressprofilen besteht,
dadurch gekennzeichnet, dass die Integralröhre (2) auf Grundlage ihrer niedrigsten Belastung dimensioniert und
konfiguriert ist, wobei differenzielle Verstärkungen (12) an Stellen vorgesehen sind,
an denen während des vorgesehenen Betriebs höhere Belastungen auftreten.
2. Wagenkastenaufbau (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Integralröhre aus Hohlprofilen zusammengesetzt ist, die einseitige Öffnungen
nach innen und/oder durchgehende Öffnungen für Türen und Fenster aufweisen.
3. Wagenkastenaufbau (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Verstärkungselemente im Inneren der Integralröhre oder außen unterhalb der Bodenwandung
angeordnet sind.
4. Wagenkastenaufbau (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Verstärkungen mittels stoffschlüssiger Verbindung an der Integralröhre angebracht
sind.
5. Wagenkastenaufbau (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Verstärkungen durch Kaltfügetechniken an der Integralröhre befestigt sind.
6. Wagenkastenaufbau (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Verstärkungen aus Stahl oder einem karbonfaserverstärkten Material bestehen.
7. Wagenkastenaufbau (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die differenziellen Verstärkungen (12) im Bereich von Türen (9) und Fensterrahmen
(8) angeordnet sind, die in der Integralröhre (2) vorgesehen sind.