[0001] Die Erfindung betrifft eine Schaltanlage sowie ein Verfahren zum Betrieb einer Schaltanlage,
insbesondere eine Ringkabelschaltanlage, anhand derer ein Verbraucher oder ein Generator
mit einer Energieleitung eines Energieverteilnetzes verbunden ist.
[0002] Fig. 1 zeigt einen schematischen Ausschnitt eines Energieverteilnetzes mit einer Ringschaltung.
Hierbei wird der elektrische Energiefluss über einen Ring bzw. ein Ringkabel 102 geführt,
an dem bzw. an das Abzweige angeschlossen sind, die der weiteren Versorgung und Verteilung
dienen. Diese Abzweige werden als Schaltanlagen ausgeführt. In der in Fig. 1 gezeigten
Anordnung werden diese Schaltanlagen als Ringkabelschaltanlage 101 bzw. Ringschaltanlage
(engl. Ring Main Unit) bezeichnet. Die Ringkabel 102 sind an Verteileranlagen 105
angeschlossen.
[0003] Derartige Ringkabelschaltanlagen 101 verfügen meist über drei Anschlusspunkte 103,
wobei zwei zu dem Ring gehören und ein Anschlusspunkt mit einem Verbraucher oder einem
Generator verbunden ist. Bekannt sind auch Ausführungen mit nur zwei Anschlusspunkten.
[0004] Als Varianten gibt es auch Ringkabelschaltanlagen 101 mit mehr als einem Abzweig.
Allen Anlagen ist gemein, dass zumindest die Abzweige über eine Einrichtung 104 verfügen,
die geeignet ist den fließenden Strom zu unterbrechen. Diese Unterbrechung wird meist
mit Leistungsschaltern oder Lasttrennschaltern erreicht. Im Bereich der Mittel- und
Hochspannungsanwendung kommen bei derartigen Schaltungen häufig komplexe Aufbauten
mit Leistungs- und Trennschaltern zum Einsatz. Dabei stellt der Leistungsschalter
oft die größte, schwerste und komplexeste Einzelkomponente dar, insbesondere wenn
die Schaltanlage als gasisolierte Schaltanlage ausgeführt ist.
[0005] Hieraus ergeben sich aufwendige Aufbauten die zum Teil in Luft- oder auch SF6-Gas
isolierter Technologie ausgeführt sind.
[0006] Beispielsweise werden Windkraftanlagen häufig über die Ringkabelschaltanlage 101
an das Energieversorgungsnetz angeschlossen. Eine derartige Ringkabelschaltanlage
101 befindet sich beispielsweise im Fuß eines Turms der Windkraftanlage. Je nach Spannungsebene,
Schaltung und Größe der Schaltanlage ist hierfür jedoch ein zusätzliches Gebäude notwendig.
Besonders bei Offshore-Windparks und hohen Spannungen (33kV oder 66kV) ist der Platzbedarf
mit der heutigen Technologie enorm; dies ist auch aufgrund der örtlichen Gegebenheiten
problematisch.
[0007] Aus
WO 2010/072622 A1 ist ein Stufenschalter für Mittel-Niederspannungstransformatoren bekannt, der auf
einem oder mehreren mechanischen Schaltern basiert. Beim Umschalten wird der Strom
über Halbleiterschalter geführt, um die Unterbrechungsfreiheit zu sichern. Auch
WO 2010/072622 A1 zeigt keine effiziente Möglichkeit für einen Trennschalter auf der Primärseite des
Transformators.
[0008] Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, die vorstehend genannten Nachteile zu vermeiden und
insbesondere einen effizienten Ansatz für eine Ringkabelschaltanlage anzugeben.
[0009] Diese Aufgabe wird gemäß den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst. Bevorzugte
Ausführungsformen sind insbesondere den abhängigen Ansprüchen entnehmbar.
[0010] Zur Lösung der Aufgabe wird eine Schaltanlage vorgeschlagen mit einem Thyristorkreis,
der parallel zu einem Trennschalter angeordnet ist, mit einem Transformator, dessen
Primärseite über die Parallelschaltung aus dem Thyristorkreis und dem Trennschalter
mit einer Energieleitung verbunden ist, wobei die Sekundärseite des Transformators
zum Anschluss eines Generators oder eines Verbrauchers vorgesehen ist.
[0011] Hierdurch ist es möglich, eine effiziente elektrische Trennung des Generators bzw.
Verbrauchers von der Energieleitung zu erreichen. Der Trennschalter weist vorzugsweise
eine gewisse Festigkeit im Hinblick auf Überspannungen auf (z.B. gemäß der Norm IEC62271).
Beispielsweise kann der Thyristorkreis für einen Strom bis zu 4000A flexibel angepasst
bzw. ausgelegt werden. Damit kann die Schaltanlage gezielt auf die Leistung angeschlossener
Generatoren, z.B. Windkraftanlagen, angepasst werden. Dies reduziert erheblich den
Aufwand, die Kosten, die benötigten Komponenten sowie den erforderlichen Bauraum.
Gerade zum Anschluss von Windturbinen kann somit gezielt eine Schaltanlage geringer
Abmessungen zusammen mit der Windturbine (für eine oder ggf. mehrere Windturbinen)
installiert werden.
[0012] Insbesondere kann die sekundärseitige Schaltung auch mindestens eine Schaltanlage
umfassen.
[0013] Eine Weiterbildung besteht darin, dass der Thyristorkreis selbstabschaltend ausgeführt
ist.
[0014] Damit wird die Ansteuerung des Thyristorkreises vereinfacht.
[0015] Eine andere Weiterbildung ist es, dass der Thyristorkreis zwei antiparallel geschaltete
Thyristorelemente umfasst.
[0016] Auch ist es eine Weiterbildung, dass jedes Thyristorelement mindestens einen Thyristor
oder mindestens eine Parallel-und/oder Serienschaltung von Thyristoren umfasst.
[0017] Auch andere elektrische Bauelemente können gemeinsam mit den Thyristoren verwendet
werden.
[0018] Alternativ zu den Thyristoren können auch abschaltbare Halbleiterschalter verwendet
werden, insbesondere Transistoren, GTOs (Gate Turn-off Thyristor) oder IGCTs (Integrated
Gate Commutated Transistor).
[0019] Besonders vorteilhaft können auch Thyristoren aus supraleitendem Halbleitermaterial,
z.B. aus Germanium, eingesetzt werden. Der Vorteil liegt hierbei im geringen Widerstand
und der höheren Kurzschlussfestigkeit.
[0020] Eine Weiterbildung ist es, dass zusätzlich zu dem Trennschalter ein weiterer Trennschalter
im Zweig des Thyristorkreises angeordnet ist.
[0021] Eine Weiterbildung ist es, dass die Schaltanlage eine Ringkabelschaltanlage ist und
dass die Energieleitung eine Ringleitung eines Energieverteilnetzes ist.
[0022] Eine andere Weiterbildung ist es, dass der Trennschalter ein gasisolierter Trennschalter,
ein Vakuumtrennschalter oder ein Luft-Trennschalter ist.
[0023] Insbesondere ist es eine Weiterbildung, dass die Ansteuerung des Trennschalters und/oder
des Thyristorkreises mittels einer Steuereinrichtung erfolgt.
[0024] Beispielsweise kann die Steuereinrichtung den Thyristorkreis und/oder den Trennschalter
aktivieren bzw. deaktivieren. Der Thyristorkreis kann z.B. über einen Steuerstrom
oder eine Lichtzündung wie beispielsweise das Licht einer Laserdiode angesteuert werden.
[0025] Beispielsweise kann die Steuereinrichtung eine Kombination aus Schützen, Relais und
Schaltelementen, wie Drehschaltern umfassen oder auch als eine digitale Steuereinheit,
beispielsweise zur Fernsteuerung über eine Leitstelle, ausgeführt sein. Die Steuereinrichtung
kann eingesetzt werden zum automatisierten Abschalten des Stromes beim Auftreten eines
Netzfehlers, z.B. eines Kurzschlusses, oder zum gezielten Schalten, um den Lastfluss
in dem Ringkabel aktiv zu beeinflussen.
[0026] Auch ist es eine Weiterbildung, dass die Schaltanlage mit einem Generator oder mit
einem Verbraucher verbunden ist und dass der Generator oder Verbraucher mittels der
Schaltanlage von der Energieleitung trennbar ist bzw. mit dieser verbindbar ist.
[0027] Ferner ist es eine Weiterbildung, dass die Sekundärseite des Transformators über
einen Umschalter oder einen Mehrfachumschalter mit dem Generator oder dem Verbraucher
verbindbar ist.
[0028] Hinsichtlich weiterer Details betreffend den Mehrfachumschalter sei auf das eingangs
genannte Dokument
WO 2010/072622 A1 verwiesen.
[0029] Im Rahmen einer zusätzlichen Weiterbildung ist ein weiterer Thyristorkreis vorgesehen,
anhand dessen der Umschalter oder ein Mehrfachumschalter zumindest zeitweise überbrückbar
ist.
[0030] Die eingangs genannte Aufgabe wird auch gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb einer
Schaltanlage mit einem Thyristorkreis, der parallel zu einem Trennschalter angeordnet
ist, wobei der Thyristorkreis und der Trennschalter über eine Energieleitung mit der
Primärseite eines Transformators verbunden sind, bei dem vor dem Schaltvorgang des
Trennschalters der Thyristorkreis leitend geschaltet wird, bei dem der Trennschalter
geöffnet wird, bei dem der Thyristorkreis isolierend geschaltet wird.
[0031] Insbesondere wird der Thyristorkreis eingeschaltet, um den Laststrom während des
Umschaltens des Trennschalters zu übernehmen.
[0032] Eine Weiterbildung besteht darin, dass beim Öffnen des Trennschalters der Strom vollständig
über den durchgeschalteten Thyristorkreis geführt wird.
[0033] Eine Ausgestaltung ist es, dass der Strom durch den Trennschalter und/oder durch
den Thyristorkreis gemessen wird.
[0034] Basierend auf dieser Messung kann der Trennschalter und/oder der Thyristorkreis entsprechend
angesteuert werden.
[0035] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden schematischen Beschreibung von Ausführungsbeispielen,
die im Zusammenhang mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Dabei können zur Übersichtlichkeit
gleiche oder gleichwirkende Elemente mit gleichen Bezugszeichen versehen sein.
[0036] Es zeigen:
Fig.2 eine schematische Ringschaltung, die zusätzlich zu der Darstellung von Fig.1
noch eine Ringkabelschaltanlage 106 aufweist, die gegenüber der Ringkabelschaltanlage
101 vorteilhaft ausgestaltet ist;
Fig.3 zeigt in Ergänzung zu Fig.2 einen detaillierteren Aufbau der Ringkabelschaltanlage
106;
Fig.4 zeigt in Ergänzung zu Fig.2 und Fig.3 einen Aufbau der Ringkabelschaltanlage
mit einem zusätzlichen Trennschalter im Zweig des Thyristorkreises.
[0037] Fig.2 zeigt eine schematische Ringschaltung, die zusätzlich zu der Darstellung von Fig.1
noch eine Ringkabelschaltanlage 106 aufweist. Die Ringkabelschaltanlage 106 kann hierbei
alternativ zu der Ringkabelschaltanlage 101 ausgeführt sein. Wie nachfolgend näher
erläutert wird, weist die Ringkabelschaltanlage 106 einige Vorteile gegenüber der
Ringkabelschaltanlage 101 auf.
[0038] So wird die Unterbrechung 104 (z.B. der Leistungsschalter) vereinfacht, was einen
deutlich effizienteren Aufbau und Einsatz der Ringkabelschaltanlage 106 ermöglicht.
[0039] Fig.3 zeigt in Ergänzung zu Fig.2 einen detaillierteren Aufbau der Ringkabelschaltanlage
106.
[0040] So wird eine Schalteinheit 107 vorgeschlagen, die einen Trennschalter 109, der eine
sichere Isolation ermöglicht, in Kombination mit einem Thyristorkreis 111 aufweist.
Der Trennschalter ist vorzugsweise parallel zu dem Thyristorkreis 111 angeordnet.
Die Schalteinheit 107 ermöglicht eine effektive Trennung der Sekundärseite von dem
Ringkabel 102.
[0041] Der Trennschalter 109 kann als ein einfacher Schalter ausgeführt sein oder - wie
in Fig.3 gezeigt - mit einer zusätzlicher Erdungsfunktion 112 ausgestattet sein. In
der Kombination mit der Erdungsfunktion 112 bietet der Trennschalter 109 die Schaltzustände:
Ein, aus und geerdet. Vorzugsweise ist der Trennschalter 109 als ein mechanischer
Schalter ausgeführt.
[0042] Auf der Sekundärseite 108 des Transformators 113 ist ein Mehrfachumschalter 110 vorgesehen,
der parallel zu einem Thyristorkreis 114 angeordnet ist.
[0043] Kurz vor dem Schaltvorgang des Trennschalters 109 bzw. kurz vor dem Schaltvorgang
des Mehrfachumschalters 110 wird der Thyristorkreis 111 zumindest für die Dauer des
Schaltvorganges des Trennschalters 109 gezündet und damit leitend. Nach Abschluss
des Schaltvorganges des Trennschalters 109 wird der Thyristorkreis 111 wieder isolierend.
[0044] Durch die vorgeschlagene Schalteinheit 107 kann auf den Leistungs- bzw. Lasttrennschalter
(vgl. Einrichtung 104 in Fig.1) verzichtet werden. Es kann auch ein entsprechender
Thyristorkreis 111 funktionsgleich als Teil des Mehrfachumschalters der Sekundärseite
108 verwendet werden.
[0045] Fig.4 zeigt in Ergänzung zu Fig.2 und Fig.3 einen Aufbau der Ringkabelschaltanlage 106,
wobei die Schalteinheit 107 in diesem Fall einen zusätzlichen Trennschalter 115 in
dem Zweig des Thyristorkreises 111 aufweist.
[0046] Durch die vorgeschlagene Lösung werden die Komplexität und die Anzahl der benötigten
Komponenten reduziert.
[0047] Die Erfindung kann beispielsweise auch bei der Anbindung von Photovoltaikanlagen
an das Versorgungsnetz vorteilhaft verwendet werden. Weiterhin bietet die Erfindung
einen Kostenvorteil bei den zu erwartenden hohen Anzahlen an Komponenten künftiger
SMART-Grids.
[0048] Obwohl die Erfindung im Detail durch das mindestens eine gezeigte Ausführungsbeispiel
näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht darauf eingeschränkt
und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
1. Schaltanlage (106)
mit einem Thyristorkreis (111), der parallel zu einem Trennschalter (109) angeordnet
ist, mit einem Transformator (113), dessen Primärseite über die Parallelschaltung
aus dem Thyristorkreis (111) und dem Trennschalter (109) mit einer Energieleitung
(102) verbunden ist, wobei die Sekundärseite des Transformators (113) zum Anschluss
eines Generators oder eines Verbrauchers vorgesehen ist.
2. Schaltanlage nach Anspruch 1, bei der der Thyristorkreis (111) selbstabschaltend ausgeführt
ist.
3. Schaltanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der der Thyristorkreis (111)
mit einem weiteren Trennschalter (109) in Reihe geschaltet ist.
4. Schaltanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der der Thyristorkreis (111)
zwei antiparallel geschaltete Thyristorelemente umfasst.
5. Schaltanlage nach Anspruch 4, bei der jedes Thyristorelement mindestens einen Thyristor
oder mindestens eine Parallel- und/oder Serienschaltung von Thyristoren umfasst.
6. Schaltanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der die Schaltanlage eine
Ringkabelschaltanlage ist und bei der die Energieleitung eine Ringleitung eines Energieverteilnetzes
ist.
7. Schaltanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der der Trennschalter ein
gasisolierter Trennschalter, ein Vakuumtrennschalter oder ein Luft-Trennschalter ist.
8. Schaltanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der die Ansteuerung des
Trennschalters und/oder des Thyristorkreises mittels einer Steuereinrichtung erfolgt.
9. Schaltanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der die Schaltanlage mit
einem Generator oder mit einem Verbraucher verbunden ist und wobei der Generator oder
Verbraucher mittels der Schaltanlage von der Energieleitung trennbar ist bzw. mit
dieser verbindbar ist.
10. Schaltanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der die Sekundärseite des
Transformators über einen Umschalter oder einen Mehrfachumschalter mit dem Generator
oder dem Verbraucher verbindbar ist.
11. Schaltanlage nach Anspruch 10, bei der ein weiterer Thyristorkreis vorgesehen ist,
anhand dessen der Umschalter oder einen Mehrfachumschalter zumindest zeitweise überbrückbar
ist.
12. Verfahren zum Betrieb einer Schaltanlage (106),
mit einem Thyristorkreis (111), der parallel zu einem Trennschalter (109) angeordnet
ist, wobei der Thyristorkreis (111) und der Trennschalter (109) über eine Energieleitung
(102) mit der Primärseite eines Transformators (113) verbunden sind, bei dem vor dem
Schaltvorgang des Trennschalters (109) der Thyristorkreis (111) leitend geschaltet
wird, bei dem der Trennschalter (109) geöffnet wird, bei dem der Thyristorkreis (111)
isolierend geschaltet wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, bei dem der Thyristorkreis (111) eingeschaltet wird, um
den Laststrom während des Umschaltens des Trennschalters zu übernehmen.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 oder 13, bei dem der Strom durch den Trennschalter
(109) und/oder durch den Thyristorkreis (111) gemessen wird.