[0001] Die Erfindung betrifft ein Strickschloss einer Flachstrickmaschine mit einem vorlaufenden
und einem nachlaufenden Stricksystem.
[0002] Außerdem betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Filigrangestricks
auf einer Flachstrickmaschine.
[0003] Um die Mustervielfalt bei gestrickten Textilien zu erweitern, wurde bereits vorgeschlagen,
so genannte Durchbruchmuster in Gestricken herzustellen, wobei Maschen oder Maschengruppen
so umgehängt werden, dass Öffnungen in vorbestimmten Bereichen im Gestrick entstehen.
Nachteilig ist hier, dass durch die Umhängeprozesse weniger Maschenkapazität zur Maschenherstellung
genutzt werden kann. Weiterhin verliert der Bereich des Gestricks, in welchem Maschen
umgehängt werden, an Stabilität.
[0004] In der
DE 23 63 161 A1 ist das Prinzip der Maschenbildung in Filigrantechnik beschrieben, wobei ein verzugsfreies
Gestrick hergestellt wurde. Hierzu wird ein Basisgestrick mit einem Bindefaden hergestellt,
der für das menschliche Auge fast nicht sichtbar ist. Das eigentliche Muster wird
mit einem Musterfaden gebildet, wobei an den Stellen, an denen das Muster auftreten
soll, Maschen sowohl mit dem Musterfaden als auch mit dem Bindefaden gebildet werden.
[0005] Bei älteren Schlosssystemen von Flachstrickmaschinen war es möglich, Gestricke in
Filigrantechnik auszubilden, da die im jeweils nachlaufenden Stricksystem nicht ausgewählten
Nadeln trotzdem kuliert wurden. In modernen Strickschlössern von Flachstrickmaschinen
ist es bisher nicht möglich, Gestricke in Filigrantechnik herzustellen, da im jeweils
nachlaufenden Stricksystem nicht ausgewählte Nadeln nicht kuliert werden können.
[0006] In der
FR 756.318 ist beschrieben, wie mit einer Rundstrickmaschine, welche gesteuerte Schlossteile
besitzt, ein Filigrangestrick hergestellt wird. Dies geschieht, indem Nadeln, welche
zusätzlich zum Bindefaden einen Musterfaden erhalten sollen, weiter ausgetrieben werden
als die Nadeln, in welche nur der Bindefaden eingelegt werden soll.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung eines Filigrangestricks
auf einer Flachstrickmaschine mit einem modernen Strickschloss sowie ein entsprechendes
Strickschloss bereitzustellen, mit dem ein Filigrangestrick hergestellt werden kann.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Strickschloss einer Flachstrickmaschine mit einem
vorlaufenden und einem nachlaufenden Stricksystem, wobei das vorlaufende Stricksystem
Austriebsmittel zum Austrieb einer ersten Anzahl ausgewählter Nadeln aufweist und
das nachlaufende Stricksystem erste Auswahlmittel zur Auswahl einer zweiten Anzahl
von Nadeln aus der ersten Anzahl von Nadeln sowie Austriebsmittel zum Austrieb der
zweiten Anzahl von Nadeln und ein Abzugsschlossteil zum Abzug aller am Strickprozess
beteiligten Nadeln auf Kuliertiefe aufweist, wobei das nachlaufende Stricksystem zweite
Auswahlmittel zur Auswahl einer dritten Anzahl von Nadeln aus der ersten Anzahl von
Nadeln, die nicht Bestandteil der zweiten Anzahl von Nadeln sind, aufweist, und wobei
im nachlaufenden Stricksystem für die dritte Anzahl von Nadeln keine Austriebsmittel
oder allenfalls solche Austriebsmittel vorgesehen sind, die die dritte Anzahl von
Nadeln nicht so weit austreiben, dass diese an einem Strickprozess im nachlaufenden
Stricksystem teilnehmen.
[0009] Mit einem solchen Strickschloss ist es möglich, ein Filigrangestrick herzustellen.
Die Nadeln, die keinen Musterfaden erhalten, aber einen Bindefaden erhalten haben,
werden in ihrer Position gehalten oder nur unwesentlich ausgetrieben, solange die
übrigen Nadeln den Musterfaden erhalten. Es wird sichergestellt, dass die dritte Anzahl
von Nadeln im nachlaufenden Stricksystem nicht an einem Strickprozess teilnehmen,
wobei im Sinne der Erfindung bereits das Umhängen von Maschen als Strickprozess betrachtet
wird. Insbesondere wird sichergestellt, dass mit der dritten Anzahl von Nadeln kein
Umhängevorgang durchgeführt wird und keine Masche gebildet wird.
[0010] Besondere Vorteile ergeben sich, wenn das Strickschloss bezüglich einer Mittenebene
symmetrisch aufgebaut ist. Dies bedeutet, dass eine Maschenbildung in beiden Schlittenrichtungen
durchgeführt werden kann.
[0011] Die zweite Anzahl von Nadeln kann geringer sein als die erste Anzahl von Nadeln.
Weiterhin ist es denkbar, dass mit allen ausgewählten Nadeln auch der Musterfaden
gestrickt wird. Dies bedeutet, dass die zweite Anzahl von Nadeln der ersten Anzahl
von Nadeln entsprechen kann. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann vorgesehen
sein, dass zwischen den Stricksystemen ein Brückenteil angeordnet ist, welches die
erste Anzahl von Nadeln nach der Einlage eines Bindefadens zunächst auf einer Fadeneinlageposition
hält und dann auf eine Position oberhalb der Kammgleiche abzieht. Insbesondere werden
die Nadeln im Bereich kurz vor der Schlossmitte auf eine Position oberhalb der Kammgleiche
abgezogen. So wird erreicht, dass der Bindefaden in die Nadelhaken eingelegt wird,
die Nadeln aber nur so weit abgezogen werden, dass die "alte" Masche, welche sich
auf dem Nadelschaft befindet, zwar die Zunge schließt, aber nicht abgeschlagen wird
(Fang auf der Nadel). Im nachlaufenden Stricksystem werden die Nadeln, welche mustergemäß
zusätzlich zum Bindefaden einen Musterfaden erhalten sollen, ausgewählt und mittels
eines Austriebsmittels auf eine Höhe zur Fadeneinlage (Fang oder Stricken) ausgetrieben,
wodurch eine erneute Fadeneinlage (des Musterfadens) erfolgen kann. Der Austrieb der
zweiten Anzahl von Nadeln im nachlaufenden Stricksystem erfolgt vorzugsweise durch
ein Austriebsschlossteil. Das Austriebsmittel des vorlaufenden Stricksystems kann
beispielsweise ein Austriebsschlossteil sein.
[0012] Gemäß einer Ausführungsform kann eine Führung zur Führung der Füße der dritten Anzahl
von Nadeln vorgesehen sein. Die Führung ist vorzugsweise im Austriebsschlossteil des
nachlaufenden Stricksystems ausgebildet. Insbesondere kann die Führung als Nut ausgebildet
sein.
[0013] Durch die zweiten Auswahlmittel zur Auswahl der Nadeln, die nicht Bestandteil der
zweiten Nadeln sind, kann sichergestellt werden, dass die Füße dieser Nadeln in die
Führung gelangen und nicht so weit ausgetrieben werden wie die zweite Anzahl von Nadeln.
Es können auch zweite Austriebsmittel vorgesehen sein, die die Nadeln, die nicht zur
zweiten Anzahl der Nadeln gehören, ein Stück weit (nicht so weit wie die zweite Anzahl
von Nadeln) austreiben. Allerdings werden diese Nadeln allenfalls so weit ausgetrieben,
dass sie nicht an einem Strickprozess im nachlaufenden Stricksystem teilnehmen.
[0014] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass
das nachlaufende Stricksystem ein Drückerteil zum Unterdrücken der Füße der Nadeln
der ersten Anzahl von Nadeln, die nicht Bestandteil der zweiten Anzahl von Nadeln
sind, oder von zugeordneten Kupplungsteilen für die Strickauswahl aufweist. Das Drückerteil
sorgt dafür, dass die Füße dieser Nadeln in die Führung des nachlaufenden Stricksystems
gelangen. Insbesondere können Füße von Kupplungsteilen beim Einlaufen in das nachlaufende
Stricksystem unterdrückt werden und erst wieder freigegeben werden, wenn sich die
Nadelfüße der im nachlaufenden Stricksystem nicht für eine Maschenbildung mit dem
Musterfaden ausgetriebenen Nadeln der ersten Anzahl von Nadeln in der Führung befinden.
[0015] Vorteilhafterweise weist das vorlaufende Stricksystem ein innen liegendes Abzugsschlossteil
auf, welches außer Funktion gesetzt ist. Dadurch wird sichergestellt, dass die erste
Anzahl von Nadeln lediglich bis auf eine Position oberhalb der Kammgleiche und nicht
weiter abgezogen wird.
[0016] In den Rahmen der Erfindung fällt außerdem eine Flachstrickmaschine mit einem erfindungsgemäßen
Strickschloss.
[0017] In den Rahmen der Erfindung fällt außerdem ein Verfahren zur Herstellung eines Filigrangestricks
auf einer Flachstrickmaschine mit den folgenden Verfahrensschritten:
- a) Auswahl einer ersten Anzahl von Nadeln;
- b) Austreiben der ausgewählten Nadeln mit einem vorlaufenden Stricksystem eines Strickschlosses;
- c) Einlegen eines Bindefadens in die Nadelhaken der ausgetriebenen Nadeln;
- d) Auswahl einer zweiten Anzahl von Nadeln aus der ersten Anzahl von Nadeln;
- e) Auswahl einer dritten Anzahl von Nadeln der ersten Anzahl von Nadeln, die nicht
auch Bestandteil der zweiten Anzahl von Nadeln sind, wobei die dritte Anzahl von Nadeln
weniger weit ausgetrieben wird als die zweite Anzahl von Nadeln, so dass die dritte
Anzahl von Nadeln nicht am Strickprozess im nachlaufenden Stricksystem beteiligt wird;
- f) Austreiben der ausgewählten zweiten Anzahl von Nadeln mit einem nachlaufenden Stricksystem;
- g) Einlegen eines Musterfadens in die Nadelhaken der zweiten Anzahl ausgetriebener
Nadeln;
- h) Abziehen aller Nadeln, die am Strickprozess im vorlaufenden und nachlaufenden Stricksystem
beteiligt waren, auf Kuliertiefe.
[0018] Zur Herstellung eines Gestrickstücks in Filigrantechnik gemäß dem erfindungsgemäßen
Verfahren wird zunächst im jeweils vorlaufenden Stricksystem ein relativ dünner Bindefaden
eingelegt (Fang). Der vorhandene Faden (Masche) wird aber nicht abgeschlagen. Er bleibt
auf der Zunge liegen (aufgelegter Fang). Im jeweils nachlaufenden Stricksystem wird
der Musterfaden in ausgewählte und ausgetriebene Nadeln eingelegt. Anschließend werden
die Nadeln kuliert, wodurch die Nadeln, in welche einer der Fäden oder beide Fäden
eingelegt sind, Maschen ausbilden. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können Filigrangestrick
und Plüsch einzeln oder in Kombination hergestellt werden. Es können ein- oder zweibettige
Flachstrickmaschinen mit Zungen- oder Schiebernadeln verwendet werden. Das Basisgestrick,
welches mit dem Bindefaden gebildet wird, kann mit allen Nadeln oder unter teilweiser
Verwendung der Nadeln (multigauge, flexible gauge) gebildet werden. Die erste Anzahl
von Nadeln, die einen Faden erhalten, kann also allen Nadeln der Flachstrickmaschine
oder nur einem Teil davon entsprechen. Die zweite Anzahl von Nadeln, die einen Faden
erhalten, kann der ersten Anzahl von Nadeln oder einem Teil davon entsprechen.
[0019] Diejenigen Nadeln, die einen Bindefaden erhalten haben, jedoch nicht auch einen Musterfaden
erhalten sollen, werden vorzugsweise zumindest im Wesentlichen in ihrer Position,
insbesondere oberhalb der Kammgleiche, gehalten, während bei den übrigen Nadeln (zweite
Anzahl der Nadeln) der Musterfaden eingelegt wird. Anschließend können dann alle Nadeln,
die am Strickprozess beteiligt waren, d. h. die erste Anzahl von Nadeln, kuliert werden.
[0020] Gemäß einer bevorzugten Verfahrensvariante kann vorgesehen sein, dass die erste Anzahl
von Nadeln vor der Auswahl der zweiten Anzahl von Nadeln auf eine Position oberhalb
der Kammgleiche abgezogen wird. Die mit dem vorlaufenden Stricksystem ausgewählten
Nadeln (erste Anzahl von Nadeln) werden ausgetrieben und der dünne Bindefaden wird
in die Nadelhaken der ausgewählten Nadeln eingelegt. Anschließend werden die Nadeln
aber nicht auf Kuliertiefe abgezogen. Hierfür können innen liegende, eventuell im
Strickschloss vorhandene Abzugsschlossteile außer Funktion gesetzt werden. Somit bleibt
die Möglichkeit erhalten, in die ausgewählten Nadeln nochmals einen Faden, insbesondere
einen Musterfaden, einzulegen.
[0021] Gemäß einer Verfahrensvariante können die Füße der dritten Anzahl von Nadeln in einer
Führung des nachlaufenden Stricksystems geführt werden, während die zweite Anzahl
von Nadeln zur Maschenbildung mit dem Musterfaden ausgetrieben ist.
[0022] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden detaillierten
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels der Erfindung, anhand der Figuren der Zeichnung,
die erfindungswesentliche Einzelheiten zeigen, sowie aus den Ansprüchen. Die dort
gezeigten Merkmale sind nicht notwendig maßstäblich zu verstehen und derart dargestellt,
dass die erfindungsgemäßen Besonderheiten deutlich sichtbar gemacht werden. Die verschiedenen
Merkmale können je einzeln für sich oder zu mehreren in beliebigen Kombinationen bei
Varianten der Erfindung verwirklicht sein.
[0023] In der schematischen Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt
und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert.
[0024] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Maschenreihe eines Gestrickstücks, welches in Filigrantechnik hergestellt werden
soll;
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf ein erfindungsgemäßes Strickschloss.
[0025] Fig. 1 zeigt im Anschluss an eine Reihe eines Grundgestricks G eine Maschenreihe
eines Gestrickstücks, welches in Filigrantechnik hergestellt werden soll, von der
linken Warenseite aus gesehen. Das Grundgestrick G kann in Form eines Rippgestricks,
Glattgestricks oder sonstigen Gestricks bestehen, je nachdem, in welchem Bereich des
Gestricks die Filigrantechnik zum Einsatz kommen soll. Zur besseren Darstellung wird
hier nur eine einzige Maschenreihe in Filigrantechnik gezeigt.
[0026] Die dargestellte Maschenreihe in Filigrantechnik wird ebenso wie die darauf folgenden
Maschenreihen in dieser Technik mittels eines Bindefadens B sowie eines Musterfadens
M hergestellt. Der gezeigte Ausschnitt der Maschenreihe weist die Maschen 1 bis 7
auf. Es ist zu erkennen, dass die Maschen 1 und 2 sowohl aus dem Bindefaden B als
auch aus dem Musterfaden M hergestellt sind. Die Masche 3 weist nur den Bindefaden
B auf. Der Musterfaden M verläuft als Flottfaden über deren Schenkel. Die Masche 4
wurde wiederum sowohl aus dem Bindefaden B als auch aus dem Musterfaden M gebildet.
Die Masche 5 besteht wiederum nur aus dem Bindefaden B. Der Musterfaden M verläuft
wieder als Flottfaden über deren Schenkel. Die beiden Maschen 6 und 7 sind sowohl
aus dem Bindefaden B als auch aus dem Musterfaden M gebildet. Durch die Kombination
der beschriebenen Möglichkeiten zur Fadeneinlage in der Gestrickbreite als auch in
der Höhe des Gestricks lassen sich Muster in Filigrantechnik erzeugen. Durch die Verwendung
sowohl eines Bindefadens B als auch eines Musterfadens M lässt sich ein gleichmäßiges,
verzugfreies Gestrick herstellen, wobei der dünne Bindefaden B das Gerüst, d. h. ein
Basisgestrick, bildet, welches dem Gestrick die gewünschte Stabilität gibt. Der Musterfaden
M, welcher dicker, dünner, andersfarbig usw. als der Bindefaden B sein kann, bildet
die sichtbare Struktur des Gestrickmusters aus.
[0027] Die Fig. 2 zeigt ein modernes zweisystemiges Strickschloss 100, welches für die Herstellung
von Gestrickstücken in Filigrantechnik geeignet ist. Die Bewegung des Strickschlosses
100 erfolgt im gezeigten Beispiel in Richtung des Pfeils SL. Auf diese Bewegungsrichtung
beziehen sich auch die Bezeichnungen "vorfaufendes und nachlaufendes Stricksystem",
da das Strickschloss 100 symmetrisch aufgebaut ist und die Maschenbildung in beiden
Schlittenrichtungen durchgeführt werden kann.
[0028] Eine erste Anzahl Nadeln N
1 werden mittels eines Auswahlmittels ausgewählt und mittels eines Austriebsmittels
in Form eines Austriebsschlossteils 10a oder in Form eines Abzugsschlossteils 12a
ausgetrieben. Der Bindefaden B wird in die Nadelhaken der ausgewählten Nadeln N
1 eingelegt. Die Nadeln N
1 werden anschließend durch die Kurve 50 nicht auf Kuliertiefe abgezogen. Um ein Abziehen
auf Kuliertiefe zu verhindern, wurden innenliegende Abzugsschlossteile außer Funktion
gesetzt bzw. entfernt.
[0029] Zwischen den beiden Stricksystemen S1, S2 ist ein Brückenteil 30 eingesetzt, welches
über die Führung 51 die Nadeln N
1 zunächst auf einer Fadeneinlageposition hält und im Bereich kurz vor der Schlossmitte
SM durch die Kurve 52 auf eine Position 53 oberhalb der Kammgleiche abzieht. So wird
erreicht, dass zwar der Bindefaden B in die Nadelhaken eingelegt wird, die Nadeln
N
1 aber nur so weit abgezogen werden, dass die alte Masche, welche sich auf dem Nadelschaft
befindet, zwar die Zunge schließt, aber nicht abgeschlagen wird.
[0030] Im nachlaufenden System S2 werden die Nadeln N
2, welche mustermäßig zusätzlich zum Bindefaden einen Musterfaden M erhalten sollen,
als eine zweite Anzahl von Nadeln N
2, mittels eines ersten Auswahlmittels ausgewählt und mittels des Austriebsschlossteils
10b auf eine Höhe zur Fadeneinlage ausgetrieben, wodurch eine erneute Fadeneinlage
mit dem Musterfaden M erfolgt.
[0031] Die Nadeln der ersten Anzahl von Nadeln N
1, die nicht auch Bestandteil der zweiten Anzahl von Nadeln N
2 sind, also diejenigen Nadeln N
3, die lediglich einen Bindefaden B erhalten, nicht jedoch den Musterfaden M, werden
durch ein zweites Auswahlmittel ausgewählt und in ihrer vorhergehenden Austriebshöhe
belassen. Sie durchlaufen mit ihren Füßen eine Führung 11b im Austriebsschlossteil
10b. Das Drückerteil 13b unterdrückt die hier nicht dargestellten Füße von Kupplungsteilen
(Strickauswahl) beim Einlaufen in das nachlaufende Stricksystem S2. Die Füße werden
erst freigegeben, wenn sich die Nadelfüße der im zweiten Stricksystem S2 nicht für
die Fadeneinlage ausgewählten Nadeln N
3 der ersten Anzahl von Nadeln N
1 in der Führung 11b befinden. Daran anschließend werden alle Nadeln, d. h. die erste
Anzahl von Nadeln N
1, durch das nachlaufende Abzugsschlossteil 12b in Kuliertiefe abgezogen, wodurch alle
Nadeln N
1 ihre Maschen ausbilden.
[0032] Der Fig. 2 ist zu entnehmen, dass bei einer Bewegungsrichtung entgegen des Pfeils
SL der Nadelsenker 12a als Abzugsschlossteil zum Kulieren aller Nadeln wirkt. Entsprechend
kommen bei einer Bewegungsrichtung entgegen der Pfeilrichtung SL das innere Drückerteil
13a und die Führung 11a zum Einsatz, da dann das Stricksystem S1 das nachlaufende
Stricksystem ist.
[0033] Das Brückenteil 30 ist symmetrisch zur Schlossmitte SM angeordnet und ragt in beide
Stricksysteme S1, S2. Die Schlossmitte SM stellt eine Symmetrieebene dar.
1. Strickschloss (100) einer Flachstrickmaschine mit einem vorlaufenden und einem nachlaufenden
Stricksystem (S1, S2), wobei das vorlaufende Stricksystem (S1) Austriebsmittel zum
Austrieb einer ersten Anzahl ausgewählter Nadeln (N1) aufweist und das nachlaufende Stricksystem (S2) erste Auswahlmittel zur Auswahl
einer zweiten Anzahl von Nadeln (N2) aus der ersten Anzahl von Nadeln (N1) sowie ein Austriebsmittel zum Austrieb der zweiten Anzahl von Nadeln (N2) und ein
Abzugsschlossteil (12b) zum Abzug aller am Strickprozess beteiligten Nadeln (N1) auf Kuliertiefe aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass das nachlaufende Stricksystem (S2) zweite Auswahlmittel zur Auswahl einer dritten
Anzahl von Nadeln (N3) aus der ersten Anzahl von Nadeln (N1), die nicht Bestandteil der zweiten Anzahl
von Nadeln (N2) sind, aufweist, wobei im nachlaufenden Stricksystem (S2) für die dritte
Anzahl von Nadeln (N3) keine Austriebsmittel oder allenfalls solche Austriebsmittel
vorgesehen sind, die die dritte Anzahl von Nadeln (N3) nicht so weit austreiben, dass
diese an einem Strickprozess im nachlaufenden Stricksystem (S2) teilnehmen.
2. Strickschloss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Strickschloss (101) bezüglich einer Mittenebene (SM) symmetrisch aufgebaut ist.
3. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den Stricksystemen (S1, S2) ein Brückenteil (30) angeordnet ist, welches
die erste Anzahl von Nadeln (N1) nach der Einlage eines Bindefadens (B) zunächst auf einer Fadeneinlageposition hält
und dann auf eine Position oberhalb der Kammgleiche abzieht.
4. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es eine Führung (11b) zur Führung der Füße der dritten Anzahl von Nadeln (N3) aufweist.
5. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das nachlaufende Stricksystem (S2) ein Drückerteil (13b) zum Unterdrücken der Füße
der Nadeln (N3) der ersten Anzahl von Nadeln (N1), die nicht Bestandteil der zweiten Anzahl von Nadeln (N2) sind, oder von zugeordneten Kupplungsteilen für die Strickauswahl aufweist.
6. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das vorlaufende Stricksystem (S1) ein innenliegendes Abzugsschlossteil aufweist,
welches außer Funktion gesetzt ist.
7. Flachstrickmaschine mit einem Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche
1 bis 6.
8. Verfahren zur Herstellung eines Filigrangestricks auf einer Flachstrickmaschine mit
den folgenden Verfahrensschritten:
a) Auswahl einer ersten Anzahl von Nadeln (N1);
b) Austreiben der ausgewählten Nadeln (N1) mit einem vorlaufenden Stricksystem (S1) eines Strickschlosses (100);
c) Einlegen eines Bindefadens (B) in die Nadelhaken der ausgetriebenen Nadeln (N1);
d) Auswahl einer zweiten Anzahl von Nadeln (N2) aus der ersten Anzahl von Nadeln (N1);
e) Auswahl einer dritten Anzahl von Nadeln (N3) der ersten Anzahl von Nadeln (N1), die nicht auch Bestandteil der zweiten Anzahl von Nadeln (N2) sind, wobei die dritte Anzahl von Nadeln (N3) weniger weit ausgetrieben wird als die zweite Anzahl von Nadeln (N2), so dass die dritte Anzahl von Nadeln (N3) nicht am Strickprozess im nachlaufenden
Stricksystem (S2) beteiligt wird;
f) Austreiben der ausgewählten zweiten Anzahl von Nadeln (N2) mit einem nachlaufenden Stricksystem (S2);
g) Einlegen eines Musterfadens (M) in die Nadelhaken der zweiten Anzahl ausgetriebener
Nadeln (N2);
h) Abziehen aller Nadeln (N1) die am Strickprozess beteiligt waren, auf Kuliertiefe.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Anzahl von Nadeln (N1) vor der Auswahl der zweiten Anzahl von Nadeln (N2) auf eine Position oberhalb der Kammgleiche abgezogen wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Füße der dritten Anzahl von Nadeln (N3) in einer Führung des nachlaufenden Stricksystems geführt werden, während die zweite
Anzahl von Nadeln (N2) zur Maschenbildung mit dem Musterfaden (M) ausgetrieben ist.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
1. Strickschloss (100) einer Flachstrickmaschine mit einem vorlaufenden und einem nachlaufenden
Stricksystem (S1, S2), wobei das vorlaufende Stricksystem (S1) Austriebsmittel zum
Austrieb einer ersten Anzahl ausgewählter Nadeln (N1) aufweist und das nachlaufende Stricksystem (S2) erste Auswahlmittel zur Auswahl
einer zweiten Anzahl von Nadeln (N2) aus der ersten Anzahl von ausgetriebenen Nadeln (N1) sowie ein Austriebsmittel zum Austrieb der zweiten Anzahl von Nadeln (N2) und ein Abzugsschlossteil (12b) zum Abzug aller am Strickprozess beteiligten Nadeln
(N1) auf Kuliertiefe aufweist, wobei das nachlaufende Stricksystem (S2) zweite Auswahlmittel
zur Auswahl einer dritten Anzahl von Nadeln (N3) aus der ersten Anzahl von ausgetriebenen Nadeln (N1), die nicht Bestandteil der
zweiten Anzahl von Nadeln (N2) sind, aufweist, wobei im nachlaufenden Stricksystem
(S2) für die dritte Anzahl von Nadeln (N3) keine Austriebsmittel oder allenfalls solche
Austriebsmittel vorgesehen sind, die die dritte Anzahl von Nadeln (N3) nicht so weit
austreiben, dass diese an einem Strickprozess im nachlaufenden Stricksystem (S2) teilnehmen.
2. Strickschloss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Strickschloss (101) bezüglich einer Mittenebene (SM) symmetrisch aufgebaut ist.
3. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den Stricksystemen (S1, S2) ein Brückenteil (30) angeordnet ist, welches
die erste Anzahl von Nadeln (N1) nach der Einlage eines Bindefadens (B) zunächst auf einer Fadeneinlageposition hält
und dann auf eine Position oberhalb der Kammgleiche abzieht.
4. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es eine Führung (11b) zur Führung der Füße der dritten Anzahl von Nadeln (N3) aufweist.
5. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das nachlaufende Stricksystem (S2) ein Drückerteil (13b) zum Unterdrücken der Füße
der Nadeln (N3) der ersten Anzahl von Nadeln (N1), die nicht Bestandteil der zweiten Anzahl von Nadeln (N2) sind, oder von zugeordneten Kupplungsteilen für die Strickauswahl aufweist.
6. Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das vorlaufende Stricksystem (S1) ein innenliegendes Abzugsschlossteil aufweist,
welches außer Funktion gesetzt werden kann.
7. Flachstrickmaschine mit einem Strickschloss nach einem der vorhergehenden Ansprüche
1 bis 6.
8. Verfahren zur Herstellung eines Filigrangestricks auf einer Flachstrickmaschine mit
den folgenden Verfahrensschritten:
a) Auswahl einer ersten Anzahl von Nadeln (N1);
b) Austreiben der ausgewählten Nadeln (N1) mit einem vorlaufenden Stricksystem (S1) eines Strickschlosses (100);
c) Einlegen eines Bindefadens (B) in die Nadelhaken der ausgetriebenen Nadeln (N1);
d) Auswahl einer zweiten Anzahl von Nadeln (N2) aus der ersten Anzahl von ausgetriebenen Nadeln (N1);
e) Auswahl einer dritten Anzahl von Nadeln (N3) der ersten Anzahl von ausgetriebenen Nadeln (N1), die nicht auch Bestandteil der zweiten Anzahl von Nadeln (N2) sind, wobei die dritte Anzahl von Nadeln (N3) weniger weit ausgetrieben wird als die zweite Anzahl von Nadeln (N2), so dass die dritte Anzahl von Nadeln (N3) nicht am Strickprozess im nachlaufenden
Stricksystem (S2) beteiligt wird;
f) Austreiben der ausgewählten zweiten Anzahl von Nadeln (N2) mit einem nachlaufenden Stricksystem (S2);
g) Einlegen eines Musterfadens (M) in die Nadelhaken der zweiten Anzahl ausgetriebener
Nadeln (N2);
h) Abziehen aller Nadeln (N1) die am Strickprozess beteiligt waren, auf Kuliertiefe.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Anzahl von Nadeln (N1) vor der Auswahl der zweiten Anzahl von Nadeln (N2) auf eine Position oberhalb der Kammgleiche abgezogen wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Füße der dritten Anzahl von Nadeln (N3) in einer Führung des nachlaufenden Stricksystems geführt werden, während die zweite
Anzahl von Nadeln (N2) zur Maschenbildung mit dem Musterfaden (M) ausgetrieben ist.