[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überwachung der Kransicherheit eines Krans
sowie einen Kran mit einer variablen Abstützbasis.
[0002] Es ist bekannt, die Kransicherheit mittels einer Kransteuerung während des Kranbetriebes
zu überwachen. Die Gewährleistung der Kransicherheit basiert auf der Einhaltung diverser
Sicherheitskriterien. Als mögliche Sicherheitskriterien werden beispielhaft die Bauteilfestigkeit
von Auslegersystemen, Hubseilen, Lasthaken, Drehkranz, Wippzylinder, mechanischen
Verbindungen etc. einerseits und die Standsicherheit des Krans andererseits genannt.
Die Standsicherheit des Krans betreffende Kriterien sind beispielsweise das Kippen
des Krans in Lastrichtung, Kippen des Krans in Gegenlastrichtung, Windgeschwindigkeit,
der geplante Oberwagendrehwinkel etc. Zu jedem dieser Kriterien sind zulässige Grenzwerte
bestimmbar, die für die Gewährleistung der Kransicherheit während des Kranbetriebs
gesondert auf Einhaltung überwacht werden müssen.
[0003] Der Überwachungsprozess wird durch eine implementierte Kransteuerung, insbesondere
der Lastmomentbegrenzung des Krans, automatisiert ausgeführt. Überwachungsereignisse
können anzeigt und gegebenenfalls zum Eingriff in die Kranbewegung führen.
[0004] Bei der Herstellung und Prüfung des Krans werden vorab für alle genannten Kriterien
sogenannte Traglasttabellen errechnet, deren Tabelleneinträge für konkrete Krankonfigurationen
maximal zulässige Traglasten definieren.
[0005] In der Regel wird ein Kran abgestützt betrieben, wobei die Größe der Abstützbasis
abhängig von dem Ausschiebezustand bzw. Ausklappzustand der Schiebe- bzw. Klappholme
der Abstützvorrichtung ist. Falls eine symmetrische Abstützung aufstellortbedingt
unmöglich ist, schlägt die
EP 0 779 238 B1 vor, die gesamte Abstützbasis auf den kleinsten vorhandenen Ausschiebezustand bzw.
Ausklappzustand zu reduzieren. Nachteilig geht bei dieser Vorgehensweise in weiten
Teilen des Oberwagendrehwinkels tatsächlich vorhandene Traglast verloren. Zudem ist
in dieser Ausführungsform die Position der Schiebe- bzw. Klappholme auf vorgegebene
konkrete Stellungen begrenzt, da der Kranbetrieb nur für eine begrenzte Anzahl von
Abstützstellungen zulässig ist.
[0006] Eine alternative Lösung schlägt die
EP 0 779 238 B1 vor. Diese legt einzelne Drehwinkelbereiche für den Oberwagen fest und gibt für jeden
Bereich eine einheitliche maximale Traglast vor. Diese bestimmte maximale Traglast
entspricht jeweils der kleinsten in den einzelnen Bereichen zulässigen Traglast. Auch
bei dieser Lösung geht aufgrund des Sprunges zwischen den Drehwinkelbereichen tatsächlich
vorhandene Traglast verloren.
[0007] Aus der
DE 20 2006 017 730 U1 ist ein alternativer Ansatz bekannt. Die vorgenannten Sicherheitskriterien werden
nicht mehr ausschließlich anhand von vorgerechneten und abgespeicherten Traglasttabellen
überwacht, sondern ein Teil dieser Kriterien wird auch einzeln gegenüber der aktuell
auf dem Kran vorliegenden Werte überwacht. Hierdurch wird eine gewisse Diversität
in der Kranüberwachung erzielt, jedoch kann aufgrund des Rückgriffs auf einzelne Traglasttabellen
die maximal mögliche Traglast nicht ausgeschöpft werden.
[0008] Die
DE 10 2005 035 460 A1 schlägt vor, aus den vorhandenen Traglasttabellen für bestimmte Kranzustände einzelne
Stützstellen herauszunehmen und basierend auf diesen Stützwerten mittels Interpolation
die aktuell vorliegende maximale Traglast zu ermitteln. Auch hier unterliegt die bestimmte
zulässige Traglast einer gewissen Ungenauigkeit, was gegebenenfalls zu einem spürbaren
Verlust von maximaler Traglast führt.
[0009] Den aus dem Stand der Technik bekannten Ausführungsvarianten ist es gemein, dass
stets auf vorberechnete Traglasttabellen zurückgegriffen wird. Eine variable Krankonfiguration,
insbesondere eine variable Abstützbasis, führt jedoch zu einer unendlichen Anzahl
von möglichen Krankonfigurationen und entsprechenden Traglasttabellen. Es ist wünschenswert,
die Krankonfiguration insbesondere am Einsatzort möglichst flexibel gestalten zu können.
[0010] Bekannte Krane werden derart betrieben, dass die Parameter soweit verändert werden
dürfen, bis die zulässige Traglast der tatsächlichen Traglast entspricht oder diese
überschreitet. Die Kransteuerung soll das Hineinfahren des Krans in einen unzulässigen
Bereich vermeiden und unterbindet weitere Kranbewegungen, die zur Grenzüberschreitung
führen würden. Die zulässige Traglast wird jeweils anhand der hinterlegten Traglasttabellen
bestimmt. Weicht man jedoch von der üblichen Praxis mit vorberechneten Traglasttabellen
ab, fehlen diese notwendigen festen Grenzwerte und es lassen sich auch keine festen
Eingriffsgrenzen und Warngrenzen definieren.
[0011] Wird diese Grenze nun doch während des Kranbetriebes überschritten, möglicherweise
aufgrund umschlagender Wetterbedingungen, so befindet sich der Kran im unzulässigen
Arbeitsbereich. Zur Reduzierung der davon ausgehenden Gefahren erfolgt ein Eingriff
der Lastmomentbegrenzung in die Kransteuerung, der bis zur vollständigen Blockade
sämtlicher Kranbewegungen führen kann.
[0012] Bisher war ein sogenannter Schlüsselschalter vorgesehen, welcher das Ausführen von
Kranbewegungen ohne oder nur mit teilweise aktiver Lastmomentbegrenzung ermöglichte.
Nützlich war diese Funktion zum Herstellen der Arbeitsbereitschaft des Krans oder
auch zum Herausfahren aus einem nicht zulässigen Arbeitsbereich, wenn beispielsweise
die Lastmomentbegrenzung eine Kranbewegung gestoppt hat.
[0013] Wird nun ein Schlüsselschalter nicht mehr eingebaut, können Kranbewegungen nur dann
ausgeführt werden, wenn diese im zulässigen Traglastbereich erfolgen. Ist der Kran
aber in einen nicht zulässigen Bereich gefahren worden, so unterbricht die Lastmomentbegrenzung
die aktuelle Kranbewegung und blockiert alle weiteren Kranbewegungen.
[0014] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein aus dem Stand der Technik
bekanntes Verfahren zur Überlastsicherung an Kranen weiterzuentwickeln.
[0015] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß dem Merkmal des Anspruchs 1 gelöst.
Weitere vorteilhafte Ausführungen des Verfahrens sind Gegenstand der nachfolgenden
abhängigen Ansprüche.
[0016] Gemäß Anspruch 1 wird ein Verfahren zur Überwachung der Kransicherheit eines Krans
mit einer variablen Abstützbasis sowie einer Überwachungseinheit vorgeschlagen. Die
Abstützbasis bestimmt sich aus dem Ausfahr- bzw. Ausklappzustand der Abstützvorrichtung.
Die Überwachungseinheit überwacht mehrere Sicherheitskriterien während des Kranbetriebs
zur Gewährleistung der Kransicherheit.
[0017] Die einzelnen Sicherheitskriterien können beispielsweise die Bauteilfestigkeit, Bauteilbelastung
sowie die Standsicherheit des Krans betreffen. Insbesondere fallen hierunter das Kippen
des Krans in Lastrichtung, Kippen des Krans in Gegenlastrichtung, Reißen des Hubseils,
Bauteilfestigkeit des Auslegersystems, Windgeschwindigkeit, Lastgrenzen des Unterwagens,
Festigkeit des Lasthakens, Drehkranzbelastung, Wippzylinderfestigkeit, Festigkeit
der mechanischen Verbindungen sowie der beabsichtigte zu verwendende Drehwinkel des
Oberwagens mit Ausleger während des Kraneinsatzes.
[0018] Konkretisierte Berechnungsbeispiele für die Überwachung einzelne Kriterien sind beispielsweise
die kleine Prüflast, die große Prüflast, Lastabriss, Kippwinkel, Kippen nach hinten
ohne Last sowie insgesamt weit mehr als 30 Kriterien. Einzelne Kriterien können beispielsweise
in entsprechender DIN-Norm spezifiziert sein.
[0019] Erfindungsgemäß ist nun vorgesehen, dass die Überwachungseinheit für jedes Kriterium,
das von wenigstens einem die Krankonfiguration und/oder Kranbewegung während des Kranbetriebs
betreffenden Parameter abhängig ist, ein zulässiger spezifischer Grenzwert während
des Kranbetriebs berechnet wird. Es wird demnach vollständig auf die Berücksichtigung
einer Traglasttabelle für entsprechende Kriterien verzichtet.
[0020] Ein Kriterium ist von wenigstens einem die Krankonfiguration und/oder Kranbewegung
während des Kranbetriebs betreffenden Parameter abhängig, sobald die tatsächliche
Krankonfiguration am Einsatzort bzw. während des Kranbetriebs Einfluss auf die Einhaltung
des Kriteriums hat. Hierunter fällt neben der Rüstkonfiguration auch jede Kranbewegung,
die Einfluss auf ein entsprechendes Kriterium hat. Beispielsweise die aktuelle Auslegerstellungen,
die Abstützbasis, der Oberwagendrehwinkel etc..
[0021] Wenigstens ein spezifischer Grenzwert stellt die zulässige spezifische Traglast dar,
bis zu der ein entsprechendes Kriterium eingehalten und die Kransicherheit nicht gefährdet
wird.
[0022] Die einzelnen spezifischen Grenzwerte bzw. zulässigen spezifischen Traglasten können
getrennt während des Kranbetriebs überwacht werden und mit den tatsächlich vorliegenden
Kranzustandswerten verglichen werden. Alternativ oder zusätzlich kann es vorteilhaft
sein, aus den einzelnen zulässigen spezifischen Grenzwerten bzw. Traglasten eine gemeinsame
zulässige Traglast zu ermitteln. In diesem Fall wird für jeden Kranzustand bzw. Krankonfiguration
eine gemeinsame maximal zulässige Traglast bestimmt.
[0023] Durch das Rechnen der Kriterien auf dem Kran ergibt sich in jeder Situation die maximal
mögliche Traglast, die sich aus den Kriterien für die aktuelle Situation ergeben.
Dies ist der herausragende Vorteil gegenüber vorgerechneten Tabellen, die immer ein
Minimum über bestimmte Dimensionen darstellen und die mögliche Traglast des Krans
niemals vollständig ausschöpfen können. Die nicht mehr vorgerechneten Kriterien werden
erfindungsgemäß zur Laufzeit, also während des Kranbetriebes, auf dem Kran gerechnet.
Die erfindungsgemäße Ausführung des Verfahrens führt nunmehr zu einem Verfahren bzw.
einer Überwachungseinrichtung, die eine beliebige Abstützbasis, d. h. eine beliebige
Stellung der Abstützholme zulässt und gleichzeitig überwacht. Bisher war zwar eine
beliebige Stellung mechanisch möglich, jedoch wurde diese nicht für jeden Fall von
der Überwachungseinrichtung abgesichert.
[0024] Es kann zweckmäßig sein, dass für die Berechnung der gemeinsamen zulässigen Traglast
die einzelnen Kriterien in wenigstens zwei unterschiedliche Kriterienarten aufgeteilt
werden. Beispielsweise werden die einzelnen Kriterien in linear abhängige sowie linear
unabhängige Kriterienarten aufgeteilt. Linear abhängig bedeutet vorzugsweise, dass
ein derartiges Kriterium von wenigstens einem weiteren Kriterium abhängt. Insbesondere
kann wenigstens ein linear abhängiges Kriterium von wenigstens einem berechneten spezifischen
Grenzwert/Traglast wenigstens eines weiteren linear abhängigen und/oder linear unabhängigen
Kriteriums abhängig sein.
[0025] Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform des Verfahrens ergibt sich dadurch, dass
in einem ersten Schritt für jedes linear unabhängige Kriterium die zulässige spezifische
Traglast berechnet wird. Aus der Menge der spezifischen Traglasten für die linear
unabhängigen Kriterien wird im Anschluss das Minimum dieser Traglasten bestimmt. Die
zulässige Traglast der linear abhängigen Kriterien wird mittels Iteration ermittelt.
Denkbar ist es, dass die Iteration mit dem Minimum der zulässigen Traglasten der linear
unabhängigen Kriterien beginnt und ein Minimum der Traglasten der linear abhängigen
Kriterien ermittelt, was zugleich der gemeinsamen zulässigen Traglast für den Kran
entspricht.
[0026] Zur Beschleunigung des Verfahrens für die Ermittlung der zulässigen Traglast kann
beispielsweise auf die Sektion, insbesondere fortgesetzte Bisektion, gesetzt werden.
Hierdurch lässt sich die Berechnungszeit für die Ermittlung der zulässigen Traglast
verringern.
[0027] Es besteht die Möglichkeit, zusätzlich zum erfindungsgemäßen Verfahren ein oder mehrere
Traglasttabellen in einer Speichereinheit des Krans zu hinterlegen und für die Überwachung
des Krans zu berücksichtigen. Bei den gespeicherten Traglasttabellen handelt es sich
jedoch ausschließlich um solche, die nicht von einem die Krankonfiguration und/oder
Kranbewegung während des Kranbetriebes betreffenden Parameter abhängig sind. Bei der
Erstellung der Traglasttabellen werden alle Kriterien, die von wenigstens einem die
Krankonfiguration während des Kranbetriebs betreffenden Parameter abhängig sind, ausgeschlossen.
Folglich werden hauptsächlich festigkeitsrelevante Traglastbeschränkungen auf dem
Kran als vorgerechnete Traglasttabellen hinterlegt. Diese beinhalten Grenzwerte, deren
Einhaltung eine nachhaltige Schädigung des Krans durch mechanisches Überlasten, beispielsweise
durch Lastaufnahme, vermeidet.
[0028] Gemäß Anspruch 9 wird ein Verfahren zum Betreiben eines Krans mit einer Überwachungseinheit
vorgeschlagen, wobei die Überwachungseinheit eine von einem oder mehreren veränderbaren
Parametern abhängige zulässige Traglast während des Kranbetriebs berechnet. Das erfindungsgemäße
Verfahren setzt keine oder keine vollständige Traglasttabelle voraus. Die Berechnung
erfolgt während des Kranbetriebs auf dem Kran. Besonders bevorzugt erfolgt die Berechnung
der zulässigen Traglast gemäß dem vorangehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren,
d.h. gemäß dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8. Dieses Verfahren kann jedoch
auch unabhängig von dem Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 8 implementiert sein.
[0029] Der oder die aktuellen veränderbaren Parameter sind beliebig. Ein oder mehrere Parameter
charakterisieren beispielsweise die aktuelle Krankonfiguration oder ausgeführte Kranbewegungen
bzw. -aktivitäten. Bei dem Parameter kann es sich um einen die Position des Krans
oder eines Kranbauteils betreffenden Parameter handeln.
[0030] Bei wenigstens einem Parameter kann es sich um die Auslegerlänge, den Auslegerwinkel,
den Direktballastradius und bzw. oder den Drehwinkel der Drehbühne handeln. Es handelt
sich, wie ausgeführt, hierbei um Beispiele, selbstverständlich sind auch andere Parameter
denkbar.
[0031] Zudem ist eine Sensorik vorgesehen, die die aktuellen veränderbaren Parameter während
des Kranbetriebs erfasst und der Überwachungseinheit zur Verfügung stellt. Erfindungsgemäß
ist es vorgesehen, dass ein oder mehrere Sensorwerte vor der Berechnung der zulässigen
Traglast modifiziert werden. Auf diese Weise ist es möglich, die zulässige Traglast
für ein oder mehrere zukünftige Parameter zu bestimmen.
[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt folglich eine vorausschauende Berechnung der
möglichen zulässigen Traglast für zukünftige Kranbewegungen. Die Überwachungseinheit
des Krans berechnet also in Echtzeit auf dem Kran und zu jeder Zeit, welche zulässigen
Traglasten bei Fortführung der aktuell ausgeführten Kranbewegungen in naher Zukunft
auftreten werden. Weitergehend lassen sich umfangreiche Prognosen für die Entwicklung
der zukünftigen zulässigen Traglast in Abhängigkeit aktueller und zukünftiger Kranaktivitäten
anstellen. Diese Vorgehensweise kann insbesondere dann notwendig sein, wenn keine
festen Grenzwerte, d.h. Traglasttabellen, für die Kranüberwachung existieren. Vorzugsweise
rechnet der Kran stets parallel zum Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8 eine
Vorausschau, wie sich die zulässige Traglast verändert, wenn die aktuelle Ist-Bewegung
bzw. aktuell mögliche Kranbewegung weiter ausgeführt wird.
[0033] Das erfindungsgemäße Verfahren erfordert keine umfassende Erweiterung eines bestehenden
Krans bzw. einer Überwachungseinheit. Vielmehr sind geringfügige Modifikationen ausreichend,
um bestehende Systeme für die Ausführung des Verfahrens anzupassen. Es sind lediglich
Mittel zur Manipulation der erfassten Sensorwerte vorzusehen.
[0034] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Überwachungseinheit in Abhängigkeit der berechneten
zulässigen Traglast wenigstens einen Parameter während des Kranbetriebs verändert,
um die zulässige Traglast zu kontrollieren. Beispielsweise lässt sich die Geschwindigkeit
der Parameterveränderung kontinuierlich oder stufenweise verringern bzw. stoppen,
bevor ein Parameterwert erreicht wird, bei dem die zulässige Traglast der tatsächlichen
Traglast entspricht. Damit reagiert die Überwachungseinheit, sobald sich die Traglast
in Richtung null verändert. Eine anhängige Kranbewegung kann rechtzeitig verlangsamt
bzw. gestoppt werden, um ein Überschreiten der zulässigen Traglast zu vermeiden. Alternativ
oder zusätzlich kann eine Ausgabe bzw. Anzeige einer möglichen Überschreitung bzw.
einer Annäherung an eine mögliche Überschreitung an den Kranbediener erfolgen.
[0035] Je nach Ergebnis der Vorausschau wird die gewünschte Sollbewegung des Krans zugelassen,
eingeschränkt oder vollständig blockiert. Ein wesentliches Merkmal hierbei ist die
Steilheit der Veränderung der zulässigen Traglast. Diese Berechnung erfolgt über alle
relevanten Sensoren.
[0036] Die Verringerung kann kontinuierlich erfolgen oder auch stufenweise. Die Verringerung
der Geschwindigkeit kann zum Beispiel derart erfolgen, dass diese beim oder vor dem
Erreichen der Übereinstimmung zwischen zulässiger und tatsächlicher Traglast von einem
gegenüber der sonstigen Veränderungsgeschwindigkeit verringerten Wert gestuft auf
null verringert wird oder dass der Wert null durch kontinuierliche Verringerung der
Geschwindigkeit erreicht wird.
[0037] Es kann vorgesehen sein, dass die Geschwindigkeit der Parameterveränderung ab einer
Differenz zwischen tatsächlicher und zulässiger Traglast, d. h. über einen bestimmten
Restweg kontinuierlich oder stufenweise verringert wird.
[0038] Diese Differenz kann einen konstanten Wert annehmen oder einen Wert, der von der
tatsächlichen und bzw. oder zulässigen Traglast oder deren Differenz oder dem Verhältnis
dieser Differenz zu der tatsächlichen und bzw. oder zulässigen Traglast abhängt.
[0039] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Veränderung des oder der Parameter derart
vorgenommen wird, dass die tatsächliche Traglast die zulässige Traglast nicht über-steigen
kann.
[0040] In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein,
dass durch gezielte Modifikation wenigstens eines Sensorwertes geprüft wird, welche
Parameteränderung bzw. Parameteränderungen zu einer Abnahme der tatsächlichen Traglast
und bzw. oder zu einer Zunahme der zulässigen Traglast führen. Diese vorteilhafte
Ausgestaltung des Verfahrens ist insbesondere dann zweckmäßig, wenn der Kran sich
bereits in einem unzulässigen Betriebsbereich befindet, d. h. die aktuelle Traglast
eine zulässige Traglast überschreitet bzw. dieser entspricht. In diesem Fall zeigt
das Verfahren bevorzugte Kranbewegungen auf, die ein besonders schnelles und sicheres
Herausfahren aus dem nicht zulässigen Bereich ermöglichen.
[0041] Vorzugsweise wird jegliche Kranbewegung gestoppt, sobald die aktuelle Traglast die
zulässige Traglast übersteigt bzw. dieser entspricht. Nachfolgend werden dem Kranbediener
ein oder mehrere mögliche Parameteränderungen, d. h. Kranbewegungen zur Auswahl gestellt,
um den Kran sicher und zuverlässig aus dem nicht zulässigen Bereich herausfahren zu
können.
[0042] Es kann ausreichend sein, dem Kranbediener eine mögliche Parameteränderung anzuzeigen.
Besser ist es jedoch, dem Bediener eine Auswahl an möglichen Parameteränderungen zur
Verfügung zu stellen.
[0043] Zudem ist es zweckmäßig, nur die Parameteränderungen durch die Kransteuerung freizugeben,
die ein möglichst sicheres und schnelles Herausfahren aus dem nicht zulässigen Betriebsbereich
ermöglichen. Übrige Kranbewegungen bzw. Parameteränderungen werden begrenzt oder vollständig
blockiert.
[0044] Zusätzlich zu wenigstens einem der vorgenannten Verfahren kann vorgesehen sein, dass
ein integrierter Kraneinsatzplaner für die diversitäre Kranüberwachung während des
Kranbetriebes genutzt wird. Der Kranplaner verwendet vorzugsweise hinterlegte Grenzkurven
bzw. Hüllkurven für zumindest einen Teil der Kranparameter. Es existieren demnach
zwei unabhängige Kranüberwachungsverfahren, um einerseits die Redundanz der Überwachung
zu gewährleisten und zum anderen jeweils die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems
zu überprüfen, indem die beiden unabhängig voneinander vorgesehenen Überwachungsverfahren
die Funktionsfähigkeit des anderen Überwachungsverfahrens überprüfen. In diesem Zusammenhang
wird vollumfänglich auf die
DE 10 2008 021 627 genommen.
[0045] Die Erfindung betrifft des Weiteren einen Kran mit einer Überwachungseinrichtung.
Erfindungsgemäß führt die Überwachungseinrichtung wenigstens eines der voranstehend
beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren bzw. eine vorteilhafte Ausgestaltung der
erfindungsgemäßen Verfahren aus. Die Vorteile und Eigenschaften des Krans entsprechen
offensichtlich denen der erfindungsgemäßen Verfahren, weshalb an dieser Stelle auf
eine erneute Beschreibung verzichtet werden soll. Besonders bevorzugt werden beide
Verfahren als Kombination ausgeführt.
[0046] Weiterhin betrifft die Erfindung eine Kranüberwachungseinrichtung, insbesondere eine
Lastmomentbegrenzung, zur Durchführung wenigstens eines der erfindungsgemäßen Verfahren
bzw. einer vorteilhaften Ausgestaltung der Verfahren.
[0047] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft einen Datenträger mit einer gespeicherten
Software zur Ausführung wenigstens eines der erfindungsgemäßen Verfahren bzw. einer
vorteilhaften Ausgestaltung wenigstens eines der Verfahren auf einer Kranüberwachungseinrichtung.
Die Vorteile und Eigenschaften der Kranüberwachungseinrichtung bzw. des Datenträgers
entsprechen offensichtlich denen der erfindungsgemäßen Verfahren, weshalb auch hier
auf eine wiederholende Beschreibung verzichtet wird.
[0048] Weitere Vorteile und Eigenschaften der Erfindung werden anhand von Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigen:
- Figuren 1 bis 4:
- eine graphische Darstellung der Traglastverteilung in Abhängigkeit des Oberwagendrehwinkels
bzw. der maximalen Ausladung, berechnet nach einem Verfahren gemäß Stand der Technik,
- Figuren 5 bis 8:
- eine graphische Darstellung der Traglastverteilung in Abhängigkeit des Oberwagendrehwinkels
sowie der maximalen Ausladung, berechnet nach dem erfindungsgemäßen Verfahren,
- Figur 9:
- eine schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Überwachungseinheit und
- Figur 10:
- ein Flussdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrensablaufs.
[0049] Die Figuren 1 bis 8 zeigen die Verteilung der zulässigen Traglast eines Krans in
Abhängigkeit seiner Ausladung bzw. des Oberwagendrehwinkels. Der zentral skizzierte
Kran umfasst einen Unterwagen, einen auf den Unterwagen drehbar aufgesetzten Oberwagen
und eine variable Abstützung. Die variable Abstützung umfasst insgesamt vier Schiebeholme,
die in unterschiedliche Stützstellungen ausfahrbar sind. Zudem ist am Oberwagen ein
wippbarer Kranausleger angeordnet, der teleskopierbar ausgestaltet sein kann. Während
des Kranbetriebs hängt die aktuelle Traglast vom Drehwinkel des Oberwagens sowie der
Lastausladung, d. h. dem Wippwinkel des Auslegers, ab.
[0050] Eine Überwachungseinrichtung des Krans überwacht die Einhaltung der zulässigen Traglast
während des Kranbetriebs. Insbesondere wird durch das erfindungsgemäße Verfahren eine
beliebige Stellung der Abstützholme nicht nur zugelassen sondern gleichzeitig durch
die Überwachungseinrichtung überwacht.
[0051] Der Kran bzw. die Überwachungseinrichtung greift auf wenige Traglasttabellen zurück,
die festigkeitsrelevante Traglastbeschränkungen des Krans beinhalten. Diese sollen
beispielsweise eine nachhaltige Schädigung des Krans durch mechanisches Überlasten
verhindern. Für Sicherheitskriterien, die von ein oder mehreren Betriebsparametern
des Krans abhängen, erfolgt die Berechnung der zulässigen Traglast zur Laufzeit auf
dem Kran durch die Überwachungseinrichtung, d. h. also während des Kranbetriebes.
Unter anderem werden folgende Kriterien gerechnet:
- Kleine Prüflast gemäß DIN 15019 Teil 2
- Große Prüflast gemäß DIN 15019 Teil 2
- Lastabriss gemäß DIN 15019 Teil 2
- Kippwinkel gemäß DE 13000 Anhang F
- Kippen nach hinten ohne Last gemäß BS 1757 und ISO 43053.3.2
[0052] Zusätzlich können insgesamt mehr als 30 Kriterien gerechnet werden. Das Rechnen der
Kriterien auf dem Kran erlaubt es, in jeder Situation die maximal mögliche Traglast
auszuschöpfen und nicht auf interpolations bzw. schätzungsbedingte Ungenauigkeiten
Rücksicht nehmen zu müssen, die aus Sicherheitsgründen stets eine konservativ bestimmte
zulässige Traglast erfordern.
[0053] Zur Berechnung der zulässigen Traglast werden die Kriterien in verschiedene, d. h.
in mindestens zwei unterschiedliche Berechnungsarten aufgeteilt. Beispielsweise gilt
für die Berechnung der großen Prüflast eine linear unabhängige Berechnungsart. Die
große Prüflast berechnet sich mittels der folgenden Formel

wobei die Kipplast die Last bei der der Kran kippt darstellt und das Auslegerkopfgewicht
durch einen definierten Gewichtsanteil am Ausleger definiert ist. Für die linear abhängige
Berechnungsart kann beispielsweise das Kriterium der kleinen Prüflast herangezogen
werden, die sich nach der Formel:

berechnet. Auch hier stellt die Kipplast die Last bei der der Kran kippt dar. Hdyn
charakterisiert den dynamischen Hublastbeiwert. W führt den Windeinfluss in die Berechnung
ein, der unter Berücksichtigung der Traglast berechnet wird. Die kleine Prüflast ist
demnach von der berechneten Traglast wenigstens eines Kriteriums abhängig, was als
linear abhängig bezeichnet wird. Denkbar ist es ebenfalls, dass die Berechnung rekursiv
ist. Für die Berechnung des Windeinflusses werden beispielsweise 1,2 m
2 Windangriffsfläche pro 1 t Traglast angenommen.
[0054] Der Algorithmus zur Berechnung teilt die Kriterien in linear abhängige und linear
unabhängige Kriterien ein. Im ersten Schritt wird für jedes linear unabhängige Kriterium
die zulässige Traglast ermittelt. Anschließend wird das Minimum dieser TL
KriterienA dieser Traglasten bestimmt und festgehalten.
[0055] In einem zweiten Verfahrensschritt wird eine Iteration der zulässigen Traglast mit
dem zuvor bestimmten Minimum TL
KriterienA als Startwert durchgeführt. In der Iteration wird in jedem Schritt das linear abhängige
Kriterium auf dessen Zulässigkeit geprüft. Ist das Kriterium zulässig, so wird zum
nächsten Kriterium übergegangen. Sobald ein Kriterium nicht mehr zulässig ist, wird
zum nächsten Iterationsschritt in dem betreffenden Kriterium gesprungen ohne dabei
eine weitere Prüfung der übrigen Kriterien auszuführen.
[0056] Mit dieser neuen Traglast TL wird der zweite Schritt erneut gestartet. Dies erfolgt
solange, bis der zweite Schritt für alle Kriterien eine zulässige Traglast TL
KriterienB liefert. Diese wird zur zulässigen maximalen Traglast TL. Nach Ausführung der n-Iterationsschritte
soll das erfindungsgemäße Verfahren einen möglichst großen Wert für die zulässige
Traglast TL liefern. Die Ermittlung der Traglast TL kann auch mit Hilfe der fortgesetzten
Bisektion ausgeführt werden.
[0057] Die Vorteile der Erfindung sollen anhand der Darstellungen der Figuren 5 bis 8 sowie
der Traglastdarstellungen gemäß dem Stand der Technik (Figuren 1 bis 4) erläutert
werden.
[0058] Die Skala am rechten Bildrand ordnet den Grauwerten entsprechende Traglastwerte zu.
Die Krankonfigurationen der Figuren 1 und 5, 2 und 6, 3 und 7 sowie 4 und 8 sind jeweils
identisch und werden für den Vergleich herangezogen.
[0059] In allen Figuren sind drei Teleskopschüsse des Auslegersystems zu 46% ausgefahren.
Die Schiebeholme der Abstützung sind in der Krankonfiguration gemäß den Figuren 1
und 5 vollständig ausgefahren und ermöglichen eine maximale Abstützbasis. Die Konfiguration
der Figuren 2 und 6 sieht demgegenüber vor, den Kran ohne Abstützung zu betreiben
und die Schiebeholme vollständig eingefahren zu belassen. Der Kran gemäß den Figuren
3 und 7 arbeitet mit einer eingeschränkten Abstützung, wobei zwei auf einer Kranseite
liegende Schiebeholme vollständig ausgefahren und die gegenüberliegenden Holme vollständig
eingefahren sind. Die Krankonfiguration der Figuren 4 und 8 sieht einen Kranbetrieb
mit drei vollständig ausgefahren und einem eingefahrenem Schiebeholm vor.
[0060] Die Darstellung der zulässigen Traglast in den Figuren 5 bis 8 basiert auf einer
Berechnung während des Kranbetriebes auf Basis des erfindungsgemäßen Verfahrens, wohingegen
die Darstellung der Figuren 1 bis 4 auf den Einsatz von Traglasttabellen setzt, die
vor dem Kranbetrieb mit Hilfe eines Einsatzplaners erstellt wurden.
[0061] Besonders der Vergleich der Figuren 2 und 6 zeigt den wesentlichen Gewinn an Traglast,
der mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens erreichbar ist. Das Verfahren aus dem
Stand der Technik nimmt eine minimale Abstützbasis für den Gesamtumfang des Drehwinkels
an, wohingegen das erfindungsgemäße Verfahren diese exakt während des Kranbetriebs
berechnet und damit zu unterschiedlichen zulässigen Traglasten über den Drehwinkelbereich
gelangt. Insbesondere wird an der Vorder- und Rückseite des Krans keine zulässige
Traglast verschenkt, da in diesem Drehwinkelbereich die fehlende Abstützvorrichtung
durch die Kranlängsabmessung kompensiert wird und damit höher als im Seitenbereich
des Krans ist.
[0062] Interessant ist nicht nur die Außenkontur des Traglastverlaufs, sondern auch die
Innenkontur, d. h. das weiße Feld um die Drehachse des Oberwagens. Dieser Bereich
zeigt den nicht zulässigen Bereich, da hier ein Kippen nach hinten aufgrund des Kranballastes
erfolgen kann. Auch in diesem Fall kann gemäß Figur 6 dieser unzulässige Bereich deutlich
gegenüber dem Bereich aus Figur 2 reduziert werden.
[0063] Der Gewinn an zulässiger Traglast aufgrund der optimierten Berechnung wird auch in
den übrigen Figuren 5, 7 und 8 deutlich. Die Außenkontur zeigt auch hier ganz klar
den Gewinn an Traglast. Im Bereich in dem sich der Ausleger über einem der Schiebeholme,
d.h. auf der Krandiagonale befindet, kann auch ein wesentlicher Traglastzuwachs verzeichnet
werden.
[0064] In Figur 5 formt der dunklere Bereich mit größerer Traglast beinahe ein Quadrat mit
konkaven Seiten. Die zulässige Traglast wird insbesondere entlang der Diagonalen gegenüber
der Variante aus Figur 1 erhöht.
[0065] Auch sehr starke Verbesserungen zeigen die Vergleiche der Figuren 3 und 7 sowie 4
und 8. Hier kann die Veränderung dadurch erklärt werden, dass bei einer Rechnung gemäß
des Standes der Technik, das Minimum im Bereich um 360°-Drehbereich des Oberwagens
für den gesamten Drehbereich des Oberwagens als maximale Traglast angenommen wird.
Von dieser Denkweise löst sich die Erfindung und kann für jede Drehwinkelstellung
des Oberwagens die Traglast individuell ermitteln.
[0066] Das dargestellte System der Figur 9 zeigt eine Lastmomentbegrenzung 20, die während
des Kranbetriebs sämtliche Kranbewegungen hinsichtlich ihrer Sicherheit überwacht
und gegebenenfalls eine Sicherheitsabschaltung bzw. Beschränkung der zulässigen Kranbewegung
auslöst. Dieses System kann gemäß der voranstehend beschriebenen Ausgestaltung der
Figuren 5 bis 8 ausgeführt sein und das vorgestellte erfindungsgemäße Verfahren ausführen.
Das nachfolgende Verfahren stellt eine Erweiterung dieses Verfahrens dar. Dies ist
jedoch keine zwingende Voraussetzung für die Ausführung der folgenden Verfahrensschritte,
die unabhängig von dem Verfahren gemäß den Figuren 5 bis 8 ausführbar sind.
[0067] Die Lastmomentbegrenzung 20 erhält während des Kranbetriebs von einer Vielzahl an
Sensoren 10 Messwerte, die einzelne Parameter während des Kranbetriebs charakterisieren.
Es sei darauf hingewiesen, dass Figur 9 lediglich beispielhaft eine Anzahl von drei
Sensoren zeigt. In einer realistischen Umgebung basiert das System jedoch auf einer
Vielzahl von Sensoren, wobei deren Anzahl nicht beschränkt ist.
[0068] Die einzelnen Messwerte der Sensoren 10 kennzeichnen zum Beispiel den Drehwinkel,
Wippwinkel oder auch Zylinderdruck des Wippzylinders des Krans. Auf Grundlage der
bereitgestellten Sensordaten berechnet die Lastmomentbegrenzung die zulässige Traglast
für den aktuellen Kranzustand.
[0069] Um die Sicherheit während des Kranbetriebs gewährleisten zu können, soll dieser ausschließlich
im zulässigen Arbeitsbereich betrieben werden. Der zulässige Bereich kennzeichnet
sich dadurch, dass die aktuelle Traglast des Krans geringer als die zulässige Traglast
im aktuellen Betriebszustand ist. Übersteigt die aktuelle Traglast den zulässigen
Wert, so arbeitet der Kran im nicht zulässigen Bereich.
[0070] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren soll erreicht werden, dass die Lastmomentbegrenzung
ein frühzeitiges Abbremsen der Kranbewegung vor dem Eintreten in einen nicht zulässigen
Arbeitsbereich auslöst. Darüber hinaus soll auch eine eingeschränkte Kranbewegung
im nicht zulässigen Bereich unter bestimmten Umständen ermöglicht werden und dennoch
eine Überwachung der Sicherheit des Krans durch die Lastmomentbegrenzung erfolgen.
[0071] Hierzu werden die Sensorwerte 11, 12, 13 für die Berechnung der Vorausschau der zulässigen
Traglast gezielt in geeignet gewählten Schritten verändert. Im dargestellten Ausführungsbeispiel
der Figur 9 wird der Sensorwert 11 des Sensors 1 manipuliert, um die zulässige Traglast
für diesen zukünftigen Parameter, d. h. zukünftigen IST-Wert des Sensors 1, berechnen
zu können. Die Lastmomentbegrenzung 20 berechnet für die veränderten Sensorwerte die
Zulässigkeit der Kranbewegung und kann daher abschätzen, wann der Kran unter Beibehaltung
der aktuellen Kranbewegung in einen nicht zulässigen Bereich gesteuert wird.
[0072] Jedes bestehende System aus Sensoren 10 und Lastmomentbegrenzung 20 kann durch Integration
der Mittel 50 erweitert werden, um eine gezielte Manipulation wenigstens eines Sensorwertes
11 ausführen zu können.
[0073] Die Lastmomentbegrenzung 20 berechnet also in Realzeit auf dem Kran und zu jeder
Zeit, welche zulässigen Traglasten bei Fortführung der aktuell ausgeführten Kranbewegung
in naher Zukunft auftreten werden. Mit Hilfe der prognostizierten Entwicklung der
Traglast kann die Lastmomentbegrenzung frühzeitig erkennen, ob die zulässige Traglast
gegen den Wert null konvergiert. In diesem Fall kann die Kranbewegung rechtzeitig
abgebremst bzw. vollständig angehalten werden. Ebenso ist eine Ausgabe eines entsprechenden
Warnhinweises an den Kranbediener möglich.
[0074] Zusätzlich kann durch das erfindungsgemäße Verfahren eine eingeschränkte Kranbewegung
im nicht zulässigen Bereich ermöglicht werden, welche gleichzeitig von der Lastmomentbegrenzung
20 überwacht wird. Hierbei ist zu beachten, dass die Lastmomentbegrenzung 20 die Aufgabe
hat, eine Kranbewegung wesentlich bevor dem Auftreten tatsächlicher Störungen bzw.
eines Unfalls zu stoppen. Der Betrieb im nicht zulässigen Bereich bedeutet also keine
akute Gefahrensituation, sondern lediglich das Überschreiten eines speziell definierten
Grenzwertes.
[0075] Das Ablaufdiagramm der Figur 10 zeigt das erfindungsgemäße Verfahren zum Überprüfen
zulässiger Kranbewegungen im nicht zulässigen Bereich. Der Zustand 200 kennzeichnet
den regulären Kranbetrieb, die Kranbewegung wird im Verfahrensschritt 110 ungehindert
ausgeführt und kontinuierlich durch die Lastmomentbegrenzung 20 im Block 120 auf Einhaltung
der zulässigen Traglast überwacht.
[0076] Durch die erfindungsgemäße vorausschauende Berechnung der zulässigen Traglast kann
die Kranbewegung rechtzeitig verlangsamt bzw. vollständig gestoppt werden. Ist ein
derartiger Notstopp erfolgt, geht die Lastmomentbegrenzung 20 zum Verfahrensschritt
200 über. Hier wird aus der berechneten Vorausschau ermittelt, mit welcher oder welchen
Kranbewegungen der Kran auf sichere Art und Weise wieder aus dem nicht zulässigen
Bereich gefahren werden kann. Dem Bediener wird zudem eine mögliche Auswahl angezeigt.
Der Kranbediener kann folglich die situationsabhängig günstigste Variante wählen.
Im Schritt 300 wird die Freigabe der ausgewählten Kranbewegung geprüft. Hierdurch
wird sichergestellt, dass nur die von der Lastmomentbegrenzung freigegebenen und im
Schritt 200 angezeigten Kranbewegungen ausgeführt und übrige Kranbewegungen blockiert
werden.
[0077] Wählt der Bediener eine freigegebene Bewegung aus, so wird diese ausgeführt 400 und
kontinuierlich durch die Lastmomentbegrenzung überwacht 500. Führt die Kranbewegung
nicht zum erwünschten Ergebnis, d.h. zum Verlassen des nicht zulässigen Bereichs,
so wird erneut ein Sicherheitsstopp durch die Lastmomentbegrenzung ausgelöst. Erst
nach Verlassen des unzulässigen Arbeitsbereichs tritt die Lastmomentbegrenzung in
den regulären Zustand 100 und schaltet sämtliche Kranbewegungen frei.
1. Verfahren zur Überwachung der Kransicherheit eines Krans mit einer variablen Abstützbasis
und einer Überwachungseinheit, wobei mehrere Sicherheitskriterien während des Kranbetriebes
überwacht werden, indem für jedes Kriterium, das von wenigstens einem die Krankonfiguration
und/oder Kranbewegung während des Kranbetriebs betreffenden Parameter abhängig ist,
ein zulässiger spezifischer Grenzwert während des Kranbetriebs berechnet und auf Einhaltung
überwacht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der wenigstens eine die Krankonfiguration und/oder Kranbewegung während des Kranbetriebs
betreffende Parameter die variable Abstützbasis und/oder den Oberwagendrehwinkel betrifft.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein spezifischer Grenzwert die zulässige spezifische Traglast ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zulässige Gesamttraglast aus den einzelnen spezifischen Grenzwerten bzw. zulässigen
spezifischen Traglasten der einzelnen Kriterien berechnet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass für die Berechnung der zulässigen Gesamttraglast die Kriterien in wenigstens zwei
unterschiedliche Berechnungsarten aufgeteilt werden, insbesondere in linear abhängige
und linear unabhängige Berechnungsarten.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Schritt für jedes linear unabhängige Kriterium die zulässige Traglast
berechnet und im Anschluss das Minimum dieser Traglasten bestimmt wird und in einem
zweiten Schritt mittels Iteration eine zulässige Traglast für die linear abhängigen
Kriterien ermittelt, wobei die Iteration vorzugsweise mit dem Minimum der Traglast
der linear unabhängigen Kriterien beginnt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Ermittlung der Traglast mittels fortgesetzter Bisektion erfolgt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein oder mehrere vorgerechnete Traglasttabellen abrufbar auf dem Kran gespeichert
sind, wobei die Tabellen festigkeitsrelevante Grenzwerte beinhalten.
9. Verfahren zum Betreiben eines Krans mit einer Überwachungseinheit, die eine von einem
oder mehreren veränderbaren Parametern abhängende zulässige Traglast während des Kranbetriebs
berechnet, und einer Sensorik, die die aktuellen veränderbaren Parameter während des
Kranbetriebs erfasst und der Überwachungseinheit zur Verfügung stellt, wobei ein oder
mehrere Sensorwerte vor der Berechnung der zulässigen Traglast modifiziert werden,
um die zulässige Traglast für ein oder mehrere zukünftige Parameter zu bestimmen.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Überwachungseinheit den oder die Parameter verändert, so dass die tatsächliche
Traglast die berechnete zulässige Traglast nicht übersteigen kann, wobei die Veränderung
wenigstens eines der Parameter vorzugsweise derart vorgenommen wird, so dass die Geschwindigkeit
der Parameterveränderung kontinuierlich oder stufenweise verringert oder gestoppt
wird, bevor ein Parameterwert erreicht wird, bei dem die zulässige Traglast der tatsächlichen
Traglast entspricht.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei wenigstens einem Parameter um ein die Position des Krans oder eines Kranbauteils
betreffenden Parameter handelt und/oder bei wenigstens einem weiteren Parameter um
einen die Auslegerlänge, den Auslegerwinkel, den Derrickballastradius und/oder den
Drehwinkel der Drehbühne betreffenden Parameter handelt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Geschwindigkeit der Parameterveränderung ab Unterschreiten einer Differenz zwischen
tatsächlicher und zulässiger Traglast kontinuierlich oder stufenweise verringert wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass durch gezielte Modifikation wenigstens eines Sensorwertes geprüft wird, welche Parameteränderung
oder Parameteränderungen zu einer Abnahme der tatsächlichen Traglast und/oder zu einer
Zunahme der zulässigen Traglast führen und wenigstens eine dieser Parameteränderungen
bzw. Kranbewegungen angezeigt und/oder freigegeben werden.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Überprüfung erfolgt, sobald die tatsächliche Traglast der zulässigen Traglast
entspricht oder diese übersteigt und die Überwachungseinheit die Kranbewegung gestoppt
bzw. begrenzt hat.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass es mit dem Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 8 kombiniert wird.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein integrierter Kraneinsatzplaner für eine diversitäre Kranüberwachung verwendet
wird.
17. Kran mit einer Überwachungseinrichtung und vorzugsweise einer variablen Abstützbasis
zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8 und/oder des Verfahrens
nach einem der Ansprüche 9 bis 17.
18. Kranüberwachungseinheit für einen Kran, insbesondere Lastmomentbegrenzung, zur Durchführung
des Verfahrens gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8 und/oder des Verfahrens gemäß einem
der Ansprüche 9 bis 17.
19. Datenträger mit einer gespeicherten Software für eine Kranüberwachungseinheit zur
Durchführung des Verfahrens gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 und/oder des Verfahrens
nach einem der Ansprüche 9 bis 17.