[0001] Die Erfindung betrifft eine Lackieranlage mit einer Anzahl von zur Ausbringung von
Lack auf einen zu beschichtenden Gegenstand vorgesehenen Zerstäubern, die über ein
gemeinsames Versorgungsleitungssystem, insbesondere eine gemeinsame Hauptversorgungsleitung
oder auch mit separaten Stichleitungen, an eine Lackversorgungseinheit angeschlossen
sind. Sie bezieht sich weiter auf ein Verfahren zum Fördern von Lack zu einer Anzahl
von zur Ausbringung des Lacks auf einen zu beschichtenden Gegenstand vorgesehenen
Zerstäubern.
[0002] Lackieranlagen der oben genannten Art kommen beispielsweise bei der Beschichtung
oder Lackierung von Kraftfahrzeug-Karosserien zum Einsatz. Für die Versorgung von
verschiedenen Zerstäubern, die beispielsweise in der Art einer Lackierstraße hintereinander
angeordnet und zum Aufbringen von Lack in verschiedenen Stufen vorgesehen sein können,
ist dabei üblicherweise eine Hauptversorgungsleitung zur Zuführung des Lacks vorgesehen,
die beispielsweise in der Art einer sogenannten Ringleitung an einer entsprechenden
Lackierkabine entlang oder um diese herum geführt sein kann. Von dieser Hauptversorgungsleitung
oder Ringleitung zweigen sodann unter Zwischenschaltung geeigneter Komponenten wie
beispielsweise Ventilen oder dergleichen Stichleitungen ab, die in die jeweiligen
Zerstäuber münden und den Lack zu diesen befördern können. Gegebenenfalls, insbesondere
bei einer zur Beschichtung mit Lacken verschiedener Farben vorgesehenen Anlage, können
auch mehrere Ringleitungen vorgesehen sein, wobei üblicherweise am Abzweig der jeweiligen
Stichleitungen geeignete Farbwechsler in das System geschaltet sein können. Alternativ,
insbesondere abhängig von den Entfernungen zwischen der Lackversorgungseinheit und
den Zerstäubern oder Farbwechslern, kann anstelle der Ringleitungen auch der Einsatz
einzelner, der Lackversorgungseinheit unmittelbar nachgeschalteter Stichleitungen
zu den Abnahmestellen vorgesehen sein.
[0003] Das Versorgungsleitungssystem, also insbesondere die Ringleitung oder das System
aus einzelnen Stichleitungen, ist üblicherweise eingangsseitig an eine Lackversorgungseinheit
angeschlossen, über die mittels einer Förderpumpe oder eines Förderorgans das Lackmaterial
aus einem Lackbehälter, beispielsweise einem auswechselbaren Farbeimer oder dergleichen,
in die Versorgungsleitungen eingespeist werden kann. Bei der Ausgestaltung der Hauptversorgungsleitung
als sogenannte Ringleitung kann diese endseitig wiederum ebenfalls in der Art einer
kreis- oder ringförmigen Führung an den Lackvorratsbehälter angeschlossen sein, so
dass der in der Ringleitung geführte, umgepumpte Lack ausgangsseitig wieder in den
Lackvorratsbehälter zurückfließen kann. Alternativ kann das Versorgungsleitungssystem
aber auch in der Art einer Anzahl von Stichleitungen ausgeführt sein, die lediglich
eingangsseitig an den Lackvorratsbehälter angeschlossen sind.
[0004] In der Mehrzahl werden derartige Anlagen in der Art einer Großserienfertigung eingesetzt,
wobei vergleichsweise große Stückzahlen von Bauteilen wie beispielsweise Fahrzeugkarosserien
mit gleichbleibenden Standard-Farbtönen lackiert und beschichtet werden. Bei einem
derartigen Betriebsmodus kann somit ein nahezu gleichbleibender Lackdurchfluss im
Gesamtsystem aufrecht erhalten werden, ohne dass auf Grund von Medienwechseln oder
dergleichen das Verwerfen von Restbeständen oder die Rückgewinnung von im System befindlichen
Lackmengen erforderlich wäre.
[0005] Andererseits können derartige Systeme aber auch für die Bearbeitung von Kleinstserien
oder eine Individualanfertigung von einzelnen Bauteilen, beispielsweise bei der Anbringung
einer Sonderlackierung für ein individuell gestaltetes Kraftfahrzeug, zum Einsatz
kommen. Bei der Ausbringung von an derartig gering bemessene Werkstückzahlen oder
dergleichen angepassten Lackmengen kann eine dezentrale Bereitstellung individueller
Lack-Vorratsbehälter im unmittelbaren Ausbringungsbereich, also nahe an den individuellen
Zerstäubern, vorgesehen sein. Ein derartiges System ist jedoch vergleichsweise aufwändig
handhabbar, und eine zentrale Lackversorgung und damit eine Automatisierung der Vorgänge
ist ausgeschlossen.
[0006] Um dem zu begegnen, ist es aus der
EP 1 142 649 B1 bekannt, eine Lackieranlage der oben genannten Art gezielt für eine automatisierbare
und bedarfsgerechte Bearbeitung von Einzelstücken oder auch von Kleinstserien zu ertüchtigen.
Dabei ist vorgesehen, unter Verwendung der Molchtechnik eine bedarfsangepasste und
somit gezielte Einspeisung kleiner, auch an einen geringfügigen Lackbedarf angepasster
Lackmengen in die Ringleitung oder Hauptversorgungsleitung vorzunehmen, so dass die
anfallenden nicht weiter verwertbaren Restlackmengen vergleichsweise gering gehalten
werden können.
[0007] Im Hinblick auf eine zunehmende Individualisierung auch bei der Farbgebung von Fahrzeugteilen
und dergleichen hat sich aber gezeigt, dass in vielen Bearbeitungsszenarien auch mit
einem Bedarf kleinster Lackmengen bei häufigen Farbwechseln gerechnet werden muss.
Beispielsweise kann es auch bei der Herstellung individualisierter Werkstücke oder
dergleichen im Hinblick auf besonders hohe Qualitätsanforderungen zur bedarfsweisen
Nachbearbeitung beim Lackierungsprozess kommen, so dass eine besonders flexible Bereitstellung
kleinster Lackmengen wünschenswert ist. Im Hinblick auf eine nur begrenzte zeitliche
Verarbeitbarkeit "angebrochener" Lackmengen oder -vorräte kann dabei insbesondere
der mit häufigen Farbwechseln und dem damit einhergehenden Spülvorgang der Lackleitungen
verbundene Ausschuss problematisch sein und für unerwünschten Mehraufwand beim Betrieb
des Lackiersystems führen.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Lackieranlage der oben genannten
Art anzugeben, die in besonderem Maße und mit besonders geringgehaltenem Aufwand auch
für eine bedarfsgerechte Bereitstellung besonders gering gehaltener individueller
Lackmengen geeignet ist. Zudem soll ein zur Ausbringung auch geringster Chargen von
Lackmengen bei gering gehaltenem Ausschuss besonders geeignetes Verfahren zum Fördern
von Lack zu einer Anzahl von zur Ausbringung des Lacks auf einen zu beschichtenden
Gegenstand vorgesehenen Zerstäubern angegeben werden.
[0009] Bezüglich der Lackieranlage wird die genannte Aufgabe erfindungsgemäß gelöst, indem
die Lackversorgungseinheit eine zur Aufnahme eines Lackbehälters vorgesehene Überdruckkammer
umfasst, die von einer Bodenplatte und einer mit dem Rand ihrer Öffnung dichtend auf
die Bodenplatte aufsetzbaren Druckglocke gebildet ist.
[0010] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, dass der betriebliche Aufwand gerade
bei der Bereitstellung kleinster individualisierter Lackmengen besonders gering gehalten
werden kann, indem der möglicherweise anfallende, insbesondere in Form von gerade
bei Farbwechseln anfallenden zu verwerfenden Restlackmengen vorliegende Ausschuss
konsequent vermieden oder zumindest gering gehalten wird. Dazu sollte das Lackiersystem
in seiner Gesamtheit konsequent daraufhin ausgelegt sein, die betriebsbedingt im System
erforderliche Lackmenge besonders gering zu halten. Dazu ist insbesondere vorgesehen,
gerade das Förderorgan zur Einspeisung des Lacks aus dem Vorratsbehälter in die Hauptversorgungsleitung
weitgehend derart auszulegen, dass zur Aufrechterhaltung des Betriebs im Förderorgan
möglichst keine oder nur geringe Lackmengen erforderlich sind. Um dem Rechnung zu
tragen, ist eine Abkehr vom eigentlich bei der Ausbringung von Lack üblichen Förderkonzept,
nämlich einer Lackförderung über Förderpumpen, vorgesehen, da prinzipbedingt beim
Betrieb derartiger Förderpumpen gewisse Lackmengen in den Funktionsteilen der jeweiligen
Pumpen notwendig sind, die ohne weitere Maßnahmen für eine Ausbringung nicht verfügbar
sind.
[0011] Stattdessen ist nunmehr vorgesehen, die Lackförderung durch Beaufschlagung des den
auszubringenden Lack enthaltenden Lackbehälters mit Überdruck vorzunehmen. Durch den
Überdruck wird der Lack in ein in den Lackbehälter hineinragendes Lackaustragsrohr
hinein verdrängt, und von diesem aus kann er an die entsprechenden Lackleitungen weitergeleitet
werden. Hierzu ist eine Überdruckkammer vorgesehen, in die der den Lack enthaltende
Lackbehälter, also insbesondere ein Lackkanister oder ein Farb- oder Lackeimer, eingebracht
werden kann.
[0012] Die Überdruckkammer ist dabei vorzugsweise für eine besonders erleichterte Einbringung
auch konventioneller und handelsüblicher Farbeimer oder Gebinde als Lackbehälter ausgelegt,
so dass bei der Verarbeitung des Lacks kein Umfüllen oder ein anderweitiger Gefäßwechsel
erforderlich ist. Im Hinblick auf übliche Gefäß- oder Gebindegrößen und deren Handhabung
ist die Überdruckkammer dabei vorzugsweise als System aus im wesentlichen ebener Bodenplatte
und zugeordneter, sich über die Bodenplatte wölbender Druckglocke ausgeführt. Gerade
durch die im wesentlichen ebene, tellerartige Ausführung der Bodenplatte, die in besonders
vorteilhafter Weiterbildung unter Vermeidung umlaufender Kanten, Ringwülste oder dergleichen
ausgeführt sein kann, ist auch bei vergleichsweise schweren Farb- oder Lackeimern
ein manuelles Aufsetzen oder Aufschieben des Lackbehälters auf die Bodenplatte vergleichsweise
einfach möglich. Anschließend kann dann die Druckglocke auf die Bodenplatte aufgesetzt
und mit dieser dichtend verbunden werden, wobei diese Vorgänge automatisiert und/oder
mechanisch unterstützt vorgenommen werden können.
[0013] Zur Herstellung und Aufrechterhaltung der dichtenden Verbindung zwischen Bodenplatte
und Druckglocke ist in besonders vorteilhafter Weiterbildung eine Einrichtung zum
Festklemmen der Druckglocke gegen die Bodenplatte, beispielsweise ein Klammersystem
oder ein Bajonett-Verschluss, vorgesehen. Zur Gewährleistung einer ausreichenden Dichtheit
der Überdruckkammer sind in weiterer vorteilhafter Ausgestaltung geeignete Dichtmittel
zwischen Druckglocke und Bodenplatte, beispielsweise ein umlaufender Dichtring, vorgesehen.
[0014] Vorteilhafterweise ist zusätzlich dazu das Versorgungsleitungssystem unter Verwendung
von sogenannte molchbaren Leitungen ausgebildet, bei denen unter Rückgriff auf die
beispielsweise aus der
EP 1 142 649 B1 bekannte Molchtechnik eine "paketweise" oder bedarfsgerechte Beschichtung der einzelnen
Lackleitungen mit individualisierten und an den ermittelten Bedarf angepassten Lackmengen
ermöglicht ist. Diese Auslegung kann sowohl für eine Hauptversorgungsleitung in der
Art einer Ringleitung oder dergleichen als auch für eine Anzahl von Stichleitungen
vorteilhaft sein. Bei einem derartigen kombinierten System wird vorteilhafterweise
von der Lackversorgungseinheit unter weitgehender Vermeidung von darin zurückbleibenden
Restlackmengen die individuell und bedarfsgerecht ermittelte Lackmenge in das Versorgungsleitungssystem
eingespeist, wobei nach erfolgter Einspeisung zum medienseitigen Abschluss des solchermaßen
gebildeten Lackpakets ein Molch in die jeweilige Lackleitung eingebracht wird. Dieser
dient als Trennmittel zur zuverlässigen Abgrenzung des Lackpakets von einem anschließend
in die Hauptversorgungsleitung eingespeisten Schiebemedium oder dergleichen, über
das der Molch und damit das vor ihm liegende Lackpaket in Förderrichtung in der jeweiligen
Lackleitung weiter befördert wird. Durch eine derartige kombinierte Ausgestaltung
ist somit sowohl der Betrieb der Lackversorgungseinheit als auch der Betrieb des Lackversorgungsstrangs
weitgehend ohne Rückgriff auf zusätzliche Lackmengen zur Aufrechterhaltung des Betriebs
der jeweiligen Komponenten ermöglicht.
[0015] Um eine zuverlässige Nutzung auch kleinster noch im Lackbehälter befindlicher Restlackmengen
zu ermöglichen, ist durch die Druckglocke vorteilhafterweise ein Lackaustragsrohr
geführt, in dessen freies Ende der auszufördernde Lack einströmen kann. Das Lackaustragsrohr
ist dabei zweckmäßigerweise derart positioniert, dass sich sein freies Ende bei montierter
Überdruckkammer, also bei auf die Bodenplatte aufgesetzter Druckglocke, in unmittelbarer
räumlicher Nähe oberhalb der Bodenplatte, vorzugsweise höchstens 30mm oberhalb der
Bodenplatte, befindet.
[0016] Eine besonders zuverlässige und dosierte Abgabe auch kleinster Lackmengen in die
Hauptversorgungsleitung ist erreichbar, indem in vorteilhafter Weiterbildung die als
Dosiersystem ausgelegte Lackversorgungseinheit geeignet mit einem Sensorsystem zur
vergleichsweise hoch genauen Ermittlung der abgegebenen und in das Versorgungsleitungssystem
eingespeisten Lackmenge kombiniert ist. Um dies zu ermöglichen, ist in besonders vorteilhafter
Weiterbildung das Lackaustragsrohr mit einem Durchflusssensor versehen, so dass über
diesen die ausgeförderte Lackmenge zuverlässig bestimmbar ist.
[0017] Eine noch weiter gehende Anpassung des Lackiersystems an die Erfordernisse einer
zuverlässigen Bereitstellung auch kleinster Lackmengen ist erreichbar, indem die Überdruckkammer
vorteilhafterweise für einen als Förderdruck besonders geeigneten Kammerdruck von
mindestens 5 bar, vorteilhafterweise von etwa 6 bar bis 8 bar, ausgelegt ist. Bei
der Vorgabe eines derart ausgewählten, vergleichsweise hohen Kammerdrucks ist insbesondere
berücksichtigt, dass auch bei kleinsten Lackmengen eine zielgerichtete Zuführung des
jeweiligen Lackpakets zu individuellen Entnahmestationen, also insbesondere den jeweiligen
Abzweigpunkten der den einzelnen Zerstäubern zugeordneten Stichleitungen, ermöglicht
sein sollte. Um dem Rechnung zu tragen, sollte die Länge des jeweiligen Lackpakets
im Leitungssystem ausreichend hoch bemessen sein, um eine zuverlässige Positionierung
des Lackpakets entlang des Versorgungstrangs zu gewährleisten. Gerade bei vergleichsweise
gering gehaltenen Lackmengen und dem dadurch bedingten geringen Volumen des jeweiligen
Lackpakets wird dies vorteilhafterweise berücksichtigt, indem die jeweilige Lackleitung
mit einem vergleichsweise niedrig gehaltenen Leitungsquerschnitt dimensioniert ist,
so dass auch ein kleinvolumiges Lackpaket eine gewisse Länge im Leitungsstrang aufweist.
Um auch im Hinblick auf den dadurch bedingten erhöhten Strömungswiderstand in der
jeweiligen Leitung eine zuverlässige Beförderung der Lackpakete gewährleisten zu können,
sollte der Kammerdruck entsprechend geeignet gewählt sein. In weiterer vorteilhafter
Ausgestaltung ist die Lackieranlage dabei derart ausgelegt, dass das Produkt aus Innenvolumen
der Überdruckkammer (in Liter) und Auslegungsdruck (in bar) höchstens 200 beträgt.
[0018] Die Lackieranlage ist grundsätzlich für die Lackförderung mithilfe des Kammerdrucks
in der Überdruckkammer ausgelegt. Um dabei bedarfsgerecht und im Hinblick auf die
Betriebsprozesse geeignet angepasst die ausgetragene Lackmenge einstellen und ggf.
auch variieren zu können, ist die Überdruckkammer zweckmäßigerweise an ein Überdrucksystem
angeschlossen, das eine Stelleinrichtung zur Einstellung eines vorgebbaren Kammerdrucks
in der Überdruckkammer aufweist. In besonders vorteilhafter Weiterbildung ist das
Steuersystem dabei als Regelsystem ausgeführt, über das mittels geeigneter Ansteuerung
des Drucks in der Überdruckkammer die ausgetragene Lackmenge und/oder die Ausströmrate
des Lacks als Führungsgröße eingestellt werden kann. Dazu umfasst die Lackieranlage
vorteilhafterweise eine Regeleinheit, über die der Kammerdruck in der Überdruckkammer
derart steuerbar ist, dass aus dem Lackbehälter in einer vorgegebenen Zeit, vorzugsweise
in im Hinblick auf die sonstigen System- und Umgebungsbedingungen kürzest möglicher
Zeit, eine vorgegebene Lackmenge an das Versorgungsleitungssystem gefördert wird.
Die Regeleinheit ist dabei in besonders vorteilhafter Ausgestaltung signaleingangsseitig
mit dem dem Lackaustragsrohr zugeordneten Durchflusssensor und signalausgangsseitig
mit der Stelleinrichtung zur Einstellung des Kammerdrucks in der Überdruckkammer verbunden.
Dadurch kann insbesondere eine Regelschleife bereitgestellt sein, in der der Kammerdruck
abhängig vom Ist-Wert und vom Soll-Wert für die ausgetragene Lackmenge nachgeführt
wird.
[0019] In alternativer vorteilhafter Ausgestaltung kann dabei aber auch ein fest vorgegebener
Überdruck im Innenraum der Überdruckkammer eingestellt werden, wobei die Menge des
ausgetragenen Lacks durch die geeignete Ansteuerung eines dem Lackaustragsrohr zugeordneten
Freigabeventils gesteuert wird.
[0020] Eine besonders kompakte und damit auch materialsparende Bauweise der Lackieranlage
ist erreichbar, indem in vorteilhafter Weiterbildung wesentliche Komponenten der Lackversorgungseinheit
in der Art einer integrierten Einheit ausgeführt sind. Dazu ist vorteilhafterweise
die Druckglocke der Überdruckkammer mit einem Verteilerblock versehen, in den das
Lackaustragsrohr mündet und sich dort in eine Mehrzahl von Anschlussleitungen für
die Zerstäuber verzweigt. Auf diese Weise kann insbesondere ein System realisiert
werden, bei dem einzelne Stichleitungen für die Zerstäuber unmittelbar vom Verteilerblock
aus und damit direkt von der Druckglocke aus abgehen, so dass sämtliche Verteilerkomponenten
und dergleichen räumlich direkt zueinander positioniert sein können. Eine derartige
kompakte Bauweise begünstigt zudem auch eventuell erforderliche Wartungs- oder Spülvorgänge,
da in jedem Fall keine großen Strecken zu überwinden sind. Die kompakte und integrierte
Bauweise ist dabei noch weitergehend erreichbar, in dem in weiterer vorteilhafter
Ausgestaltung die oder einige Sensoren und gegebenenfalls eine Umschalteinheit für
die Abzweigstelle einer Entlüftungsleitung ebenfalls in den Verteilerblock integriert
sind.
[0021] Um den Ausschuss und die bei der Verarbeitung der Lackmengen anfallenden, im Endeffekt
zu verwerfenden Restlackmengen besonders gering zu halten, ist in weiterer vorteilhafter
Ausgestaltung die Lackieranlage in besonderem Maße für eine möglichst weitgehende
und nahezu rückstandsfreie Entleerung der Lackbehälter, mit denen der zu verarbeitende
Lack angeliefert wird, vorgesehen. Um dies zu ermöglichen, ist vorteilhafterweise
das Lackaustragsrohr, das zur Lackaufnahme in den Lackbehälter eingebracht wird, an
seinem freien Ende mit einer Rücklaufsperre versehen. Diese kann beispielsweise als
geeignete Rückschlagklappe, als Kugelrückschlagventil oder dergleichen ausgebildet
sein und ist vorteilhafterweise im unmittelbaren Endbereich des Lackaustragsrohrs
angeordnet.
[0022] Zusätzlich oder alternativ ist in vorteilhafter Weiterbildung vorgesehen, im Lackbehälter
eventuell noch vorhandene Restlackmengen gezielt in einem ausgewählten Bodenbereich
des Lackbehälters, vorzugsweise in unmittelbarer Umgebung des freien Endes des Lackaustragsrohrs,
zu sammeln, so dass auch für diese Restlackmengen noch eine Ausförderung möglich ist.
Um dies zu ermöglichen, ist in vorteilhafter Ausgestaltung die Überdruckkammer verschwenkbar
ausgebildet, insbesondere aus der Vertikalen. Durch diese Ausgestaltung kann der Lackbehälter
bedarfsweise verkippt werden, so dass sich der darin noch verbliebene Restlack in
einem begrenzten Raumbereich am Behälterboden sammelt. Alternativ oder zusätzlich
kann, beispielsweise durch ausreichend lange Dimensionierung des Lackaustragsrohrs,
noch vorgesehen sein, dass beim Einschieben des Lackaustragsrohrs in den Lackbehälter
in dessen Bodenbereich durch mechanischen Kontakt mit dem Lackaustragsrohr eine Verformung
erzeugt wird, die als Sammelstelle für Restlackmengen dienen kann. Um dies zu ermöglichen,
ist das Lackaustragsrohr vorteilhafterweise ausreichend lang dimensioniert und weist
insbesondere eine Länge auf, die, von oben gesehen, über den Boden des zur Bereitstellung
des Lacks vorgesehenen Lackbehälters um mindestens einige mm nach unten hinausragt.
[0023] Zur Be- und Entladung der Überdruckkammer mit dem jeweiligen Lackbehälter ist vorgesehen,
dass Bodenplatte und Druckglocke geeignet voneinander getrennt werden, so dass sich
eine entsprechende Zugriffsöffnung in das Innere der Überdruckkammer ergibt. Dies
und das nach Einbringung eines neuen Lackbehälters in das Kammerinnere vorgesehene
Verschließen der Überdruckkammer erfolgt, indem die Bodenplatte einerseits und die
Druckglocke andererseits geeignet relativ zueinander bewegt werden. Dabei könnte beispielsweise
vorgesehen sein, dass die Bodenplatte ortsfest gehalten wird, wobei die Druckglocke
vorübergehend angehoben und nach z. B. einem Behälterwechsel wieder auf die Bodenplatte
aufgesetzt wird. Zur Erleichterung der Handhabung ist aber vorteilhafterweise vorgesehen,
dass die Druckglocke ortsfest gehalten wird und stattdessen die Bodenplatte relativ
zur Druckglocke bewegt und zunächst abgesenkt und nach Austausch des Lackbehälters
wieder angehoben wird. Dazu ist die Bodenplatte vorteilhafterweise höhenverstellbar
gelagert.
[0024] In besonders vorteilhafter Ausgestaltung ist das System dabei derart ausgelegt, dass
ein automatisiertes Zusammenführen und auch Verriegeln von Druckglocke und Bodenplatte
erfolgen kann. Beim automatisierten Zusammenführen der Druckglocke und der Bodenplatte
überwacht vorzugsweise ein Sensor deren für eine automatisierte Verriegelung erforderliche
korrekte Positionierung zueinander. Sobald diese Positionierung erreicht ist, werden
eine oder mehrere Befestigungseinrichtungen, vorzugsweise Riegelhaken, aktiviert,
die Druckglocke und Bodenplatte fest und vorzugsweise formschlüssig miteinander verbinden.
Die Befestigungseinrichtungen können dabei beispielsweise als pneumatisch oder motorisch
betätigte Hebel, als Keilverbindung oder als Bajonettverschluss ausgeführt sein. Die
korrekte Funktion der Befestigungseinrichtung und insbesondere die ordnungsgemäße
Arretierung von Druckglocke und Bodenplatte wird dabei bevorzugt ebenfalls von einem
Sensor, insbesondere einem Näherungsschalter oder einem Drucksensor, überwacht.
[0025] In zusätzlicher oder alternativer vorteilhafter Ausgestaltung ist in der Überdruckkammer
eine Anzahl von Reinigungseinrichtungen angeordnet, über die die Reinigung des Innenbereichs
der Druckglocke und ggf. von darin angeordneten Hilfseinrichtungen erfolgen kann.
[0026] Bezüglich des Verfahrens wird die genannte Aufgabe gelöst, indem ein den Lack enthaltender
Lackbehälter unter Überdruck gesetzt und dadurch zumindest eine Teilmenge des im Lackbehälter
befindlichen Lacks über ein in den Lackbehälter hineinragendes Lackaustragsrohr einem
den Zerstäubern zugeordneten gemeinsamen Versorgungsleitungssystem zugeführt wird.
Der Lackbehälter wird dabei vorteilhafterweise in Abhängigkeit von der gewünschten
Lackmenge mit Überdruck beaufschlagt.
[0027] Vorzugsweise wird der Lackbehälter dabei auf eine annähernd flache Bodenplatte aufgesetzt,
die mit einer den Lackbehälter überwölbenden Druckglocke druckdicht verbunden wird.
[0028] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch
die Ausgestaltung der zur Lackeinspeisung in das Versorgungseinleitungssystem vorgesehenen
Lackversorgungseinheit als Überdrucksystem, also insbesondere unter Abkehr von den
eigentlich eingesetzten, auf Pumpensystemen basierenden Förderkonzepten, eine besonders
weitgehende Minimierung der sogenannten "toten", also zur Erhaltung der betrieblichen
Abläufe notwendigen, Volumina in der Lackieranlage ermöglicht ist. Damit kann die
zusätzlich zur auszubringenden Lackmenge für die Aufrechterhaltung der betrieblichen
Abläufe notwendige Restlackmenge besonders gering gehalten werden, so dass die Lackeinspeisung
besonders bedarfsgerecht vorgenommen werden kann. Damit kann auch bei äußerst geringen
im Einzelfall benötigten Lackmengen und häufig erforderlichen Farbwechseln der Lackverbrauch
des Systems insgesamt und die Produktion von Ausschuss oder nicht mehr brauchbarem
Restlack besonders gering gehalten werden.
[0029] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Darin zeigen:
- Fig. 1
- schematisch eine Lackieranlage Im Längsschnitt in einer Betriebsposition, und
- Fig. 2,
- die Lackieranlage gemäß Fig. 1 in einer Be-/Entladeposition.
[0030] Gleiche Teile sind in beiden Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0031] Die Lackieranlage 1 gemäß Fig. 1 ist im Ausführungsbeispiel für die Bearbeitung insbesondere
von Kleinstserien von Kraftfahrzeugen oder eine Individualanfertigung von einzelnen
Bauteilen, beispielsweise bei der Anbringung einer Sonderlackierung für ein individuell
gestaltetes Kraftfahrzeug, ausgelegt. Dazu umfasst die Lackieranlage 1 eine Anzahl
von Stichleitungen oder Lackiersträngen 2, 4, von denen im Ausführungsbeispiel lediglich
zwei dargestellt sind; selbstverständlich kann aber auch leidglich ein Lackierstrang
oder auch eine größere Anzahl von Lackiersträngen vorgesehen sein. Jede Stichleitung
oder jeder Lackierstrang 2,4 weist jeweils mehrere, hintereinander angeordnete und
zur Ausbringung von Lack auf den zu beschichtenden Gegenstand vorgesehene Zerstäuber
6 auf, die unter Bildung des jeweiligen Lackierstrangs 2, 4 über die jeweilige, innerhalb
des jeweiligen Lackierstrangs 2, 4 den Zerstäubern 6 gemeinsam als Versorgungsleitung
8 bzw. 10 zugeordnete Stichleitung an eine beiden Lackiersträngen 2, 4 gemeinsame
Lackversorgungseinheit 12 angeschlossen sind. Die Stichleitungen oder Versorgungsleitungen
8, 10 bilden somit ein den Zerstäubern 6 gemeinsames Versorgungsleitungssystem 8,
10. Alternativ könnte das Versorgungsleitungssystem 8, 10 auch als Anzahl von Ringleitungen
oder dergleichen ausgeführt sein, die von einem gemeinsamen Verzweigungspunkt aus
zu den einzelnen Zerstäubern 6 hin und von diesen aus unter Bildung einer in sich
geschlossenen Leitungsführung wieder zurück zur Lackversorgungseinheit 12 führen,
um im Bedarfsfall Restmengen an Lack aus den Versorgungsleitungen 8, 10 wieder in
die Lackversorgungseinheit 12 zurückzuführen.
[0032] Die Stichleitungen oder Versorgungsleitungen 8, 10 der Lackierstränge 2, 4 sind in
ihrer Länge frei wählbar und führen bei einer nicht dargestellten Lackierkabine zu
den jeweiligen Zerstäubern 6. Alternativ oder zusätzlich können an geeigneter Position
auch noch Farbwechsler vorgesehen sein, mit denen eine Umschaltung zwischen einzelnen
Lackfarben möglich ist. Die Versorgungsleitung 8, 10 ist jeweils molchbar ausgeführt.
Die jeweilige Versorgungsleitung 8, 10 weist dabei an ihrem Anfang bzw. an ihrem förderseitigen
Ende jeweils ein Freigabeventil 14 auf, dem eine erste Parkstation 16 für einen Molch
folgt. Hinter der letzten Abnahmestelle ist eine zweite Parkstation 18 für den Molch
vorgesehen, in der der Molch das betriebsmäßig an ihm vorbeiströmende Fluid passieren
lassen kann. An die erste Parkstation 16 schließt eine Ventilkombination 20 an, die
mindestens ein Ventil 22 zur Freigabe in eine Auffangleitung bzw. in einen Auffangbehälter
sowie ein Ventil 24 für Spülmittel und ein Ventil 26 für ein Schiebemedium, vorzugsweise
Druckluft, umfasst. Im übrigen ist die jeweilige Versorgungsleitung 8, 10 geeignet
unter Rückgriff auf die Molchtechnik ausgestaltet, wie sie beispielsweise in der
EP 1 142 649 B1 beschrieben ist, deren Offenbarung bezüglich der eingesetzten Molchtechnik in vollem
Umfang ausdrücklich mit einbezogen wird ("incorporation by reference").
[0033] Die Lackieranlage 1 ist gezielt dafür ausgelegt, bei besonders geringem Materialverbrauch
unter besonders gering gehaltenen betrieblichen Kosten auch eine Ausbringung von Lack-Kleinstmengen
und damit auch die bedarfsgerechte Beschichtung von Kleinstserien oder Einzelteilen
zu ermöglichen. Dazu ist einerseits grundsätzlich die Einspeisung von bedarfsgerecht
bemessenen Farb- oder Lackpaketen unter Verwendung der Molchtechnik in die jeweiligen
Versorgungsleitungen 8, 10 vorgesehen, so dass Lack-Restmengen in den darin anschließenden
Systemen besonders gering gehalten werden können. Um die damit erzielbare Reduktion
des betrieblichen und Materialaufwandes noch weiter zu verbessern, ist in der Lackieranlange
1 aber auch die Lackversorgungseinheit 12 in besonderem Maße auf die Verarbeitung
von Kleinstmengen unter weitgehender Verringerung des dabei entstehenden Ausschusses
auch bei häufigen Farbwechseln ausgelegt.
[0034] Dazu ist die Lackversorgungseinheit 12 einerseits dafür ausgelegt, die zur Aufrechterhaltung
der betrieblichen Vorgänge in der Art eines Betriebsmittels benötigte Lackmenge besonders
gering zu halten, wobei andererseits die entsprechenden Leitungsvolumina und dergleichen
vergleichsweise gering gehalten sind. Um dies zu ermöglichen, ist die Lackversorgungseinheit
12 unter bewusster Abkehr von der eigentlich üblichen Nutzung von Pumpsystemen zur
Lackförderung durch Beaufschlagung eines den auszubringenden Lack enthaltenden Lackbehälters
28 mit Überdruck ausgelegt.
[0035] Dazu umfasst die Lackversorgungseinheit 12 eine Überdruckkammer 30, in die der den
auszubringenden Lack enthaltende Lackbehälter 28, beispielsweise ein herkömmlicher
Lackkanister, ein Lackhobbock, ein Farb- oder Lackeimer oder ein sonstiges handelsübliches
Gebinde oder Gefäß für den Lack, eingebracht werden kann. Um dabei auch bei der Verwendung
üblicher Gebindegrößen von beispielsweise 20 oder 30 I eine erleichterte Handhabung
bei der Be- und Entladung gerade auch im Hinblick auf das Gewicht voller Lackeimer
zu ermöglichen, wird die Überdruckkammer 30 dabei von einer Bodenplatte 34 und einer
zugeordneten Druckglocke 36 gebildet. Die Druckglocke 36 kann dabei zur Bildung der
Überdruckkammer 30 mit dem Rand 38 ihrer Öffnung dichtend auf die Bodenplatte 34 aufgesetzt
werden. Zur Abdichtung ist dabei im Kontaktbereich von Druckglocke 36 und Bodenplatte
34 eine umlaufende Dichtung 40, im Ausführungsbeispiel in Form eines O-Rings aus geeignet
gewähltem Dichtungsmaterial, vorgesehen.
[0036] Die Überdruckkammer 30 und die sie bildenden Komponenten sind für einen Kammerdruck
von 4 bis 8 bar, im Ausführungsbeispiel von etwa 6 bar, ausgelegt, so dass eine zuverlässige
Lackförderung auf Überdruckbasis gewährleistet ist. Demzufolge ist auch die Dichtung
40 entsprechend gewählt. Im Bedarfsfall, beispielsweise bei vergleichsweise kleiner
Dimensionierung der Überdruckkammer 30 und/oder kleineren Durchmessern der angeschlossenen
Lackaustragsleitungen, kann der Kammerdruck und entsprechend auch die genannten Komponenten
auch auf einen Zielwert von beispielsweise mehr als 10 bar ausgelegt sein. Zur Beaufschlagung
der Überdruckkammer 30 mit dem gewünschten Kammerdruck ist diese weiterhin an ein
geeignet ausgelegtes Überdrucksystem 42 angeschlossen.
[0037] Zur Ausbringung des Lacks aus der Überdruckkammer 30 ist durch die Druckglocke 36
ein Lackaustragsrohr 44 durchgeführt, das bei auf die Bodenplatte 34 aufgesetzter
Druckglocke 36 in den Innenraum des Lackbehälters 28 hineinragt, und dessen freies
Ende 46 in diesem Zustand in unmittelbarer Bodennähe des Lackbehälters 28 positioniert
ist. Damit soll erreicht werden, dass auch bei nur noch geringem Füllstand des Lacks
im Lackbehälter 28 ein zuverlässiges Einströmen des Lacks in das Lackaustragsrohr
44 gewährleistet ist. Im Ausführungsbeispiel sind die Komponenten dabei derart dimensioniert
und konfiguriert, dass das freie Ende 46 des Lackaustragsrohrs 44 bei auf die Bodenplatte
34 aufgesetzter Druckglocke 36 etwa 5 bis 10 mm oberhalb der Bodenplatte 34 und damit
weniger als 30 mm oberhalb der Bodenplatte 34 positioniert ist. Um das Einströmen
von Lack in das freie Ende 46 des Lackaustragsrohrs 44 auch bei besonders bodennaher
Positionierung des freien Endes 46 zu begünstigen oder überhaupt erst zu ermöglichen,
ist das freie Ende 46 zudem abgeschrägt ausgeführt.
[0038] Durch die Ausgestaltung des Förderprinzips der Lackversorgungseinheit 12 als Überdrucksystem
42 ist gewährleistet, dass die durch den aufgebrachten Überdruck in das Lackaustragsrohr
44 verbrachten Lackmengen nahezu restlos und rückstandsfrei in die Versorgungsleitungen
8, 10 eingespeist werden können. Dabei ist ein vergleichsweise hochpräzises Ausbringen
genau dosierter Lackmengen und eine Einstellung besonders geeigneter Austragsraten
durch den Einsatz von Durchflusssensoren oder auch über eine entsprechend präzise
Einstellung des Überdrucks innerhalb der Überdruckkammer 30 und eine geeignete Prozessführung
ermöglicht. Um dabei die Genauigkeit bei der gezielten und bedarfsgerechten Lackeinspeisung
noch weiter zu verbessern, ist die Lackversorgungseinheit 12 zudem mit einer Anzahl
von Sensoren zur genauen Ermittlung der abgegebenen Lackmenge versehen.
[0039] Dazu ist einerseits das Lackaustragsrohr 44 mit einem Durchflusssensor 50 versehen.
Weitere derartige, im Ausführungsbeispiel nicht näher dargestellte Durchflusssensoren
könnten insbesondere auch den einzelnen Stichleitungen oder Versorgungsleitungen 8,
10 zugeordnet sein. Weiterhin ist innerhalb der Überdruckkammer 30 eine Anzahl von
Drucksensoren 52 zur Ermittlung und Überwachung des Kammerdrucks angeordnet. Benachbart
zum Lackaustragssrohr 44 ragt zudem ein Füllstandssensor 54 in den Innenraum der Überdruckkammer
30 und in den Innenraum des Lackbehälters 28 hinein. Zudem kann auch noch ein ebenfalls
in den Innenraum der Überdruckkammer 30 und in den Innenraum des Lackbehälters 28
hineinragendes Rührwerk 56 zum Umrühren des Lacks im Lackbehälter 28 vorgesehen sein.
[0040] Zur Prozessführung und -steuerung ist der Lackieranlage 1 im Ausführungsbeispiel
ein Automatisierungssystem 60 zugeordnet; alternativ könnte auch ein zentrale Leitstelle
für die Lackieranlage 1 und ggf. noch weitere Lackieranlagen vorgesehen sein. Das
Automatisierungssystem 60 umfasst eine Regeleinheit 62, die über eine Signalleitung
63 oder bevorzugt auch über ein Bussystem oder dergleichen mit einer dem Überdrucksystem
42 zugeordneten Stelleinrichtung 64 zur Einstellung eines vorgebbaren Kammerdrucks
in der Überdruckkammer 30 verbunden ist. Im Ausführungsbeispiel ist als Stelleinrichtung
64 ein von der Regeleinheit 62 mit einem Stellsignal beaufschlagbares Drosselventil
vorgesehen.
[0041] Das Automatisierungssystem 60 ist für eine Regelung der Lackabgabe durch bedarfsgerechte
Ansteuerung und Einstellung des Kammerdrucks in der Überdruckkammer 30 ausgelegt.
Dazu ist die Regeleinheit 62 signaleingangsseitig über Signalleitungen 66 oder bevorzugt
ebenfalls über ein Bussystem oder dergleichen mit dem dem Lackaustragsrohr 44 zugeordneten
Durchflusssensor 50, den Drucksensoren 52 und dem Füllstandssensor 54 und signalausgangsseitig
mit der Stelleinrichtung 64 und einem in das Lackaustragsrohr 44 geschalteten Freigabeventil
68 verbunden. Damit ist ein Regelsystem bereitgestellt, mit dem auch der Kammerdruck
als Stellparameter für die Regelung der Lackausbringung mit der geförderten Lackmenge
als Führungsgröße nutzbar gemacht ist. Zudem ist die Regeleinheit 62 signalseitig
mit einer Antriebseinheit 69 für das Rührwerk 56 verbunden, so dass auch dieses über
die Regeleinheit 62 ansteuerbar ist, z. B. in Abhängigkeit vom Füllstand im Lackbehälter
28.
[0042] Die Lackversorgungseinheit 12 ist zudem für eine integrierte und somit besonders
kompakt gehaltene Bauweise ausgelegt. Dazu ist die Druckglocke 36 mit einem Verteilerblock
70 versehen, in den das Lackaustragsrohr 44 über das zwischengeschaltete Freigabeventil
68 mündet, und in dem sich dieses in eine Anzahl von Anschlussleitungen 72, 74 für
die Versorgungsleitungen 8, 10 einerseits und gegebenenfalls eine Entlüftungsleitung
andererseits verzweigt. Der Verteilerblock 70 ist dabei für die integrierte und kompakte
Bauweise unmittelbar an der Druckglocke 36 montiert. In den Verteilerblock 70 können
je nach Bedarf noch weitere Ventile für Spülmittel, Druckluft und/oder Freigabe diverser
Spül- oder Entlüftungswege, insbesondere also auch die Ventile 22, 24, 26, integriert
sein.
[0043] Um die in Kauf zu nehmenden Restlackmengen noch weiter zu vermindern, ist das Lackaustragsrohr
44 an seinem freien Ende 46 mit einer Rücklaufsperre, insbesondere in Form eines Rückschlagventils,
vorzugsweise eines Kugelrückschlagventils, versehen. Zudem kann das Lackaustragsrohr
44 noch zur Ausbringung einer verbliebenen Restlackmenge bei Leerlaufen des Lackbehälters
28 ausgebildet sein, beispielsweise durch einen im Lackaustragsrohr 44 geführten Kolben
oder eine darin aufschwimmende Kugel, die die verbliebene Restlackmenge innerhalb
des Lackaustragsrohrs 44 in den Verteilerblock 70 überführt.
[0044] Das Lackaustragsrohr 44 ist zudem hinsichtlich seiner Materialwahl ausreichend starr
ausgeführt und in seiner Länge derart bemessen, dass es die Bauhöhe des Lackbehälters
28 derart übersteigt, dass beim Eindringen des Lackaustragsrohrs 44 in den Lackbehälter
28 eine lokale Verformung des Behälterbodens durch das freie Ende 46 des Lackaustragsrohrs
44 ermöglicht ist. Korrespondierend dazu ist die Bodenplatte 34 an ihrer den Lackbehälter
28 tragenden Oberseite 80 derart konturiert ausgeführt, dass sie im Positionierungsbereich
82 für den Lackbehälter 28 eine Vertiefung 84 aufweist. Damit kann beim Eindringen
des Lackaustragsrohrs 44 in den Lackbehälter 28 eine korrespondierende lokale Vertiefung
im Behälterboden erzeugt werden, wobei sich der Behälterboden an die Kontur in der
Oberseite 80 der Bodenplatte 34 anschmiegt. In der entstehenden Vertiefung im Behälterboden
können sich Restlackmengen sammeln und für das Lackaustragsrohr 44 bereitgestellt
werden, so dass eine gezielte Ausförderung auch kleinster Restlackmengen begünstigt
ist. Im Bereich der Vertiefung 84 weist die Bodenplatte 34 zudem eine mit einem Ventil
86 verschließbare Ablassöffnung 88 auf, über die Farbreste, Spülmittel oder dergleichen
an einen Abfallbehälter 90 abgegeben werden können.
[0045] In die Druckglocke 36 können weiterhin verschiedene Sprühdüsen 92 integriert sein,
mit denen die lackführenden Komponenten und der Innenraum der Überdruckkammer 30 gespült
werden kann. Dazu sind die Sprühdüsen 92 jeweils an mit jeweils einem Ventil 93 absperrbare
Zuführleitungen für ein Spül-oder Reinigungsmittel angeschlossen; sie dienen somit
als Reinigungseinrichtungen zur Reinigung des Innenbereichs der Druckglocke und ggf.
der darin angeordneten Hilfseinrichtungen. In einer entsprechenden Ventileinheit sind
zumindest Ventile zur Zuführung von Spülmittel und Druckluft enthalten, sowie bei
Bedarf Freigabeventile zur Auswahl von Spülwegen und/oder zugehörige Pumpventile,
die das verschmutzte Spülmittel in Entsorgungsleitungen leiten.
[0046] Um das Be- und Entladen, also insbesondere das Einbringen des Lackbehälters 28 in
den Innenraum der Überdruckkammer 30, besonders zu erleichtern, ist die Bodenplatte
34 höhenverstellbar an einem Traggerüst 94 gelagert, wohingegen die Druckglocke 36
innerhalb des Rahmensystems ortsfest gelagert ist. Zum Behälterwechsel wird dabei
die Bodenplatte 34, wie dies insbesondere in der Darstellung der Lackieranlage 1 in
Be-/Entladeposition in Fig. 2 erkennbar ist, nach unten hin von der Druckglocke 36
weg gefahren, so dass sich ein ringförmiger Spalt 96 zwischen Bodenplatte 34 und Druckglocke
36 öffnet. Sobald dieser ausreichend groß ist, kann der Behälterwechsel oder -austausch
vorgenommen werden, wobei aufgrund der an sich flachen Ausgestaltung der Bodenplatte
34 die Handhabung der Lackbehälter 28 nicht durch seitliche Komponenten wie Ränder
oder dergleichen behindert wird. Nach dem Aufsetzen des neuen Lackbehälters 28 auf
die Bodenplatte 34 kann diese wieder automatisiert angehoben werden, bis sie wieder
mit der darüber liegenden Druckglocke 36 in Kontakt kommt. Nach geeigneter Verriegelung
von Bodenplatte 34 und Druckglocke 36 ist die Überdruckkammer 30 mit dem neuen Lackbehälter
28 dann wieder betriebsbereit. Zur Verriegelung von Bodenplatte 34 und Druckglocke
36 miteinander sind im Ausführungsbeispiel Klammer- oder Riegelhaken 98 vorgesehen.
Es kann aber auch ein anderer Verriegelungsmechanismus wie beispielsweise ein Bajonettverschluss
vorgesehen sein.
[0047] Die Riegelhaken 98 sind dabei über einen Stellmotor 100, der seinerseits ebenfalls
signalseitig mit der Regeleinheit 62 verbunden ist, anstellbar. Damit kann über die
Regeleinheit 62 die Position der Riegelhaken 98 zwischen den Stellungen "offen" (für
den Be- und Entlademodus, wie in Fig. 2 gezeigt) und "geschlossen" (für den Betriebsmodus,
wie in Fig. 1 gezeigt) umgeschaltet werden. Nach einem Wechsel des Lackbehälters 28
kann somit durch Verfahren der Bodenplatte 34 in die Kontaktposition mit der Druckglocke
36 durch Ansteuerung der Riegelhaken 98 eine automatisierte Verriegelung der Überdruckkammer
30 bewirkt werden. Beim automatisierten Zusammenführen der Druckglocke 36 und der
Bodenplatte 34 überwacht ein Sensor deren für eine automatisierte Verriegelung erforderliche
korrekte Positionierung zueinander. Sobald diese Positionierung erreicht ist, werden
die als Befestigungseinrichtungen vorgesehenen Riegelhaken 98 aktiviert. Die Befestigungseinrichtungen
können dabei alternativ auch als pneumatisch betätigte Hebel, als Keilverbindung oder
als Bajonettverschluss ausgeführt sein. Die korrekte Funktion der Riegelhaken 98 und
insbesondere die ordnungsgemäße Arretierung von Druckglocke 36 und Bodenplatte 34
wird dabei ebenfalls von einem Sensor, insbesondere einem Näherungsschalter oder einem
Drucksensor, überwacht.
[0048] Die Lackversorgungseinheit 12 und mit dieser auch die Überdruckkammer 30 ist zudem
in der Längsachse verschwenkbar ausgestaltet, wie dies durch den Doppelpfeil 102 in
Fig. 1 symbolisiert ist. Damit ist ausgehend von einer geraden Ausgangsstellung, wie
in Figur 1 und 2 gezeigt, durch Verschwenken des Gesamtsystems im Bedarfsfall eine
verkippte Stellung einstellbar. Durch diese Verkippung ist gewährleistet, dass sich
geringe verbleibende Restlackmengen im Lackbehälter 28 im Bodenbereich in unmittelbarer
Umgebung des freien Endes 46 des Lackaustragsrohrs 44 ansammeln, so dass durch die
Verkippung eine gezielte Ausförderung auch kleinster Restlackmengen begünstigt ist.
Bezugszeichenliste
[0049]
- 1
- Lackieranlage
- 2,4
- Lackierstrang
- 6
- Zerstäuber
- 8, 10
- Versorgungsleitung
- 12
- Lackversorgungseinheit
- 14
- Freigabeventil
- 16, 18
- Parkstation
- 20
- Ventilkombination
- 22, 24, 26
- Ventil
- 28
- Lackbehälter
- 30
- Überdruckkammer
- 34
- Bodenplatte
- 36
- Druckglocke
- 38
- Rand
- 40
- Dichtung
- 42
- Überdrucksystem
- 44
- Lackaustragsrohr
- 46
- freies Ende
- 50
- Durchflusssensor
- 52
- Drucksensor
- 54
- Füllstandssensor
- 56
- Rührwerk
- 60
- Automatisierungssystem
- 62
- Regeleinheit
- 64
- Stelleinrichtung
- 66
- Signalleitung
- 68
- Freigabeventil
- 69
- Antriebseinheit
- 70
- Verteilerblock
- 72, 74
- Anschlussleitung
- 80
- Oberseite
- 82
- Positionierungsbereich
- 84
- Vertiefung
- 86
- Ventil
- 88
- Ablassöffnung
- 90
- Abfallbehälter
- 92
- Sprühdüse
- 93
- Ventil
- 94
- Traggerüst
- 96
- Spalt
- 98
- Riegelhaken
- 100
- Stellmotor
- 102
- Doppelpfeil
1. Lackieranlage (1) mit einer Anzahl von zur Ausbringung von Lack auf einen zu beschichtenden
Gegenstand vorgesehenen Zerstäubern (6), die über ein gemeinsames Versorgungsleitungssystem
(8, 10) an eine Lackversorgungseinheit (12) angeschlossen sind, wobei die Lackversorgungseinheit
(12) eine zur Aufnahme eines Lackbehälters (28) vorgesehene Überdruckkammer (30) umfasst,
die von einer Bodenplatte (34) und einer mit dem Rand (38) ihrer Öffnung dichtend
auf die Bodenplatte (34) aufsetzbaren Druckglocke (36) gebildet ist.
2. Lackieranlage (1) nach Anspruch 1, durch deren Druckglocke (36) ein Lackaustragsrohr
(44) geführt ist, dessen freies Ende (46) bei auf die Bodenplatte (34) aufgesetzter
Druckglocke (36) höchstens 30 mm oberhalb der Bodenplatte (34) positioniert ist.
3. Lackieranlage (1) nach Anspruch 2, deren Lackaustragsrohr (44) mit einem Durchflusssensor
(50) versehen ist.
4. Lackieranlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, deren Überdruckkammer (30) für
einen Kammerdruck von mindestens 5 bar, vorzugsweise von etwa 6 bis 8 bar, ausgelegt
ist.
5. Lackieranlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, deren Überdruckkammer (30) für
einen Kammerdruck derart ausgelegt ist, dass das Produkt aus Innenvolumen der Überdruckkammer
(30) (in Liter) und Auslegungsdruck (in bar) höchstens 200 beträgt.
6. Lackieranlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, deren Überdruckkammer (30) an
ein Überdrucksystem (42) angeschlossen ist, das eine Stelleinrichtung (64) zur Einstellung
eines vorgebbaren Kammerdrucks in der Überdruckkammer (30) aufweist.
7. Lackieranlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, mit einer Regeleinheit (62), über
die der Kammerdruck in der Überdruckkammer (30) derart steuerbar ist, dass aus dem
Lackbehälter (28) in einer vorgegebenen Zeit eine vorgegebene Lackmenge an das Versorgungsleitungssystem
(8, 10) gefördert wird.
8. Lackieranlage (1) nach Anspruch 7 in Verbindung mit den Ansprüchen 3 und 6, deren
Regeleinheit (62) signaleingangsseitig mit dem dem Lackaustragsrohr (44) zugeordneten
Durchflusssensor (50) und signalausgangsseitig mit der Stelleinrichtung (64) zur Einstellung
des Kammerdrucks in der Überdruckkammer (30) und/oder mit einem dem Lackaustragsrohr
(44) zugeordneten Freigabeventil (68) verbunden ist.
9. Lackieranlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, deren Druckglocke (36) mit einem
Verteilerblock (70) versehen ist, in den das Lackaustragsrohr (44) mündet und sich
dort in eine Mehrzahl von Anschlussleitungen (36, 38) für die Zerstäuber (6) verzweigt.
10. Lackieranlage (1) nach Anspruch 9, bei der über den Verteilerblock (70) eine absperrbare
Entlüftungsleitung (76) an das Lackaustragsrohr (44) angeschlossen ist.
11. Lackieranlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, deren Überdruckkammer (30) verschwenkbar
gelagert ist.
12. Lackieranlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 11, deren Bodenplatte (34) und/oder
deren Druckglocke (36) höhenverstellbar gelagert ist.
13. Lackieranlage (1) nach Anspruch 12, bei der die Zusammenführung von Druckglocke (36)
und Bodenplatte (34) automatisiert und von Sensoren überwacht erfolgt.
14. Lackieranlage (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 13, in deren Überdruckkammer (30)
eine Anzahl von Reinigungseinrichtungen zur Reinigung des Innenbereichs der Druckglocke
(36) und ggf. von darin angeordneten Hilfseinrichtungen angeordnet ist.
15. Verfahren zum Fördern von Lack zu einer Anzahl von zur Ausbringung des Lacks auf einen
zu beschichtenden Gegenstand vorgesehenen Zerstäubern (6), bei dem ein Lack enthaltender
Lackbehälter (28) unter Überdruck gesetzt und dadurch zumindest eine Teilmenge des
im Lackbehälter (28) befindlichen Lacks über ein in den Lackbehälter (28) hineinragendes
Lackaustragsrohr (44) einem den Zerstäubern (6) zugeordneten gemeinsamen Versorgungsleitungssystem
(8, 10) zugeführt wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, bei dem der Lackbehälter (28) in Abhängigkeit von einer
vorgegebenen Lackfördermenge mit Überdruck beaufschlagt wird.
17. Verfahren nach Anspruch 15 oder 16, bei dem die auszugebende Lackfördermenge in einer
Regeleinheit (62) vorgegeben und mit einem Durchflusssensor (50) überwacht wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 17, bei dem der Lackbehälter (28) auf eine
annähernd flache Bodenplatte (34) aufgesetzt wird, die mit einer den Lackbehälter
(28) überwölbenden Druckglocke (36) druckdicht verbunden wird.