[0001] Die Erfindung betrifft einen Splitterkörper aus Kunststoff.
[0002] Handgranaten beispielsweise dienen der Bekämpfung relativ nah liegender Ziele. Sie
müssen einerseits relativ leicht sein, um hinreichend weit geworfen werden zu können,
andererseits müssen sie aber auch in der Lage sein, eine hinreichende Leistung zu
erzeugen, mithin also ausreichend hohe Splitterwirkung zu erzielen. Zu diesem Zweck
ist beispielsweise aus
EP 0 831 291 A1 eine Handgranate bekannt, bestehend aus einem Handgranatenkörper aus Kunststoff,
der, ein Gehäuse bildend, zweiteilig ausgeführt ist. Im Inneren des Handgranatenkörpers
sind eine Vielzahl einzelner, in einer Kunststoffmatrix gehalterter Stahlkugeln aufgenommen,
die als Splitter fungieren. Im Inneren dieser Kugelkonfiguration befindet sich wiederum
die Sprengladung, die bei Zündung detoniert und die Zersplitterung der Granate verursacht.
Die Splitterwirkung wird im Wesentlichen durch die Stahlkugeln erzielt, da der aus
Kunststoff gefertigte Handgranatenkörper selbst zu weich respektive duktil ist, um
hinreichend Energie während der Detonation aufzunehmen und folglich in Splitter mit
hinreichend hoher Geschwindigkeit zu zerbersten.
[0003] Diese mehrteilige Ausgestaltung unter Verwendung der Kugelhülle bestehend aus der
Vielzahl der einzelnen Metallkugeln, die in der Kunststoffmatrix fixiert sind, ist
jedoch nachteilig. Denn einerseits ist es erforderlich, diese Kugel- oder Splitterhülle
separat herzustellen, wozu die Kugeln zunächst entsprechend positioniert und anschließend
in die Kunststoffmatrix eingebettet werden müssen. Sodann ist diese Splitterhülle
in dem Kunststoffkörper anzuordnen, respektive dieser um die Kunststoffhülle herum
zu formen.
[0004] Splitterkörper kommen aber auch bei anderen detonierenden Systemen wie z. B. bei
Splittergefechtsköpfen, Dual-Mode-Gefechtsköpfen oder Kalibermunition zum Einsatz,
wo ebenfalls eine hohe Splitterwirkung und Leistung gewünscht wird.
[0005] Der Erfindung liegt damit das Problem zugrunde, einen Splitterkörper anzugeben, der
bei einfacher Herstellung als Kunststoffbauteil eine hinreichende hohe Splitterwirkung
und damit Leistung erzielt.
[0006] Zur Lösung dieses Problems ist erfindungsgemäß ein Splitterkörper aus Kunststoff
vorgesehen, wobei in dem Kunststoff ein Füllstoff in Form von Metallpartikeln eingebracht
ist.
[0007] Der erfindungsgemäße Kunststoff-Splitterkörper umfasst einerseits die eigentliche
Kunststoffmatrix, andererseits einen in der Kunststoffmatrix homogen verteilten Füllstoff
aus Metallpartikeln. Diese Metallpartikel erhöhen die Dichte des Kunststoffs selbst,
sodass sich bei einer Detonation des Kunststoffkörpers folglich Splitter ergeben,
die hinreichend dicht respektive schwer sind und genügend Energie aus der Detonation
aufnehmen können, sodass sie mit hinreichend hoher Geschwindigkeit zersplittern. Der
Kunststoffkörper selbst dient also der Splittererzeugung. Separate Splitter, nämlich
die aus dem Stand der Technik bekannten Metallkugeln, sind in Folge der erfindungsgemäßen
Ausgestaltung des Splitterkörpers selbst als mit Metallpartikeln gefülltem Kunststoff-
und damit Splitterbauteil nicht mehr erforderlich. Dies vereinfacht die Herstellung
und Montage z. B. der Handgranate umfassend einen solchen als Handgranatenkörper ausgeführten
Splitterkörper beachtlich.
[0008] Die Metallpartikel sind bevorzugt in Pulverform (Teilchengröße < 1 mm) eingebracht,
um einen hohen Füllgrad erzielen zu können, wobei sich natürlich in Abhängigkeit der
eingebrachten Füllmenge folglich die Dichte des versetzten Kunststoffmaterials und
folglich die Splitterwirkung respektive Leistung variieren lässt. Sie können aber
auch in Form feinen Granulats (Teilchengröße ≥ 1 mm) eingebracht sein, wobei die Granulatgröße
möglichst klein sein sollte, um einen hohen Füllgrad zu erreichen.
[0009] Es besteht die Möglichkeit, Metallpartikel aus nur einem Metall einzubringen, wobei
unter dem Begriff "Metall" selbstverständlich auch entsprechend Metalllegierungen
zu verstehen sind. Denkbar ist es aber auch, als Füllstoff ein Gemisch aus Metallpartikeln
unterschiedlicher metallischer Materialien einzubringen.
[0010] Als Metallpartikel können Partikel oder Pulver/Granulate aus Eisen, Aluminium, Wolfram
oder Messing verwendet werden, wie selbstverständlich wie beschrieben auch Mischungen
hieraus eingebracht werden können.
[0011] Der Füllgrad kann letztlich beliebig variiert werden, solange im Hinblick auf die
eingebrachte Füllstoffmenge noch sichergestellt ist, dass sich der mit dem Füllstoff
versetzte Kunststoff noch hinreichend einfach zur Herstellung des Handgranatenkörpers
vorzugsweise als Spritzgussteil verarbeiten lässt. Der Füllgrad sollte zwischen 10
% - 70 %, insbesondere zwischen 50 % - 60 % betragen. Der Füllstoff oder das Füllstoffgemisch
wird dem Kunststoff vor seiner eigentlichen Formgebung zugemischt, was es ermöglicht,
den Füllstoff homogen in dem Kunststoffmaterial zu verteilen. Sodann wird der beladene
Kunststoff zur Herstellung des Körpers verarbeitet, was vornehmlich über ein einfaches
Spritzgussverfahren, im Rahmen dessen also der beladene Kunststoff in eine Spritzgussform
gespritzt wird, erfolgt.
[0012] Eine zweckmäßige Weiterbildung der Erfindung sieht vor, die Innenseite des Splitterkörpers
zur Erzeugung von Sollbruchstellen zu strukturieren. Diese Strukturierung ermöglicht
es, bei der Detonation letztlich eine definierte Zersplitterung zu erzielen, nachdem
der Splitterkörper bei der Detonation natürlich bevorzugt entlang der Sollbruchstellen
zerreißt. Je nach Art der Strukturierung können folglich entsprechend kleine oder
große Splitter relativ definiert erzeugt werden. Eine solche Strukturierung kann bevorzug
mittels entsprechend geführter Nuten, vorzugsweise geradlinig verlaufend, erzeugt
werden, wobei die Nuten dabei sowohl längs laufend als auch quer laufend (ringförmig)
angeordnet sein können (sich also unter Bildung eines Rechteck-Rasters kreuzen). Denkbar
ist es aber zusätzlich auch, dass der Splitterkörper innenseitig über ringförmig umlaufende
Stufen strukturiert ist, wobei die Nuten die Stufen vertikal durchlaufen.
[0013] Eine Strukturierung ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Ohne Strukturierung kommt
es gleichermaßen zur Zersplitterung, jedoch findet diese dann quasi undefiniert statt,
sodass sich keine zumindest näherungsweise einheitliche Splittergröße ergibt.
[0014] Als Kunststoffmaterial wird beispielsweise PP, PA, PA6, PA12, PBT, EVA, SEBS, ABS
oder PC/ABS gewählt. Verwendet werden kann letztlich jeder Kunststoff, der eine hinreichende
Festigkeit besitzt, wenn er zur Körperform ausgeformt ist und der vorzugsweise möglichst
spröde ist, was der Zersplitterung dienlich ist. Bevorzugt weist der Kunststoff von
Haus aus eine möglichst hohe Dichte auf, die sodann durch das Einbringen der Metallpartikel
noch weiter erhöht wird.
[0015] Der Splitterkörper selbst kann einteilig sein, sofern dies der Aufbau der aus ihm
hergestellten Handgranate zulässt. Bevorzugt jedoch ist er, insbesondere wenn er als
Handgranatenkörper ausgebildet ist, ein zweiteiliges Bauteil, bestehend aus einem
Ober- und einem Unterteil, die einen Hohlraum umschließen, der sodann mit der Sprengladung
gefüllt wird.
[0016] Wie beschrieben ist die Ausführung des Splitterkörpers als Handgranatenkörper jedoch
nicht die einzige Anwendungsmöglichkeit. Denkbar ist es, den Splitterkörper auch in
anderen Einsatzbereichen zu integrieren, beispielsweise bei Splittergefechtsköpfen,
bei Dual-Mode-Gefechtsköpfen, oder bei Kalibermunition.
[0017] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus dem im
Folgenden beschriebenen Ausführungsbeispiel sowie anhand der Zeichnungen. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- eine Perspektivansicht mit Blick auf die Innenseite des Oberteils eines erfindungsgemäßen
Splitterkörpers in Form eines Handgranatenkörpers,
- Fig. 2
- eine entsprechende Ansicht des Unterteils des Splitterkörpers,
- Fig. 3
- eine Prinzipdarstellung einer Schnittansicht durch einen Abschnitt des Splitterkörpers,
und
- Fig. 4
- eine Schnittansicht durch eine unter Verwendung des Splitterkörpers hergestellte Handgranate
ohne Zünder.
[0018] Fig. 1 zeigt das Oberteil 1, Fig. 2 das Unterteil 2 eines erfindungsgemäßen Splitterkörpers
3 (siehe Fig. 4), der durch Zusammenfügen des Oberteils 1 und des Unterteils 2, die
über jeweils entsprechende Rast- oder Verbindungsgeometrien 4, 5 an den in der Montagestellung
(siehe Fig. 4) einander gegenüberliegenden Rändern verfügen, gebildet ist. Das Oberteil
1 und das Unterteil 2, mithin also der Handgranatenkörper 3 besteht komplett aus Kunststoff
6, beispielsweise PP, PA, PA6, PA 12 oder PBT, wobei in den quasi Matrix bildenden
Kunststoff ein Füllstoff 7 in Form von Metallpartikeln 8, vorzugsweise in Pulverform,
eingebracht sind. Die Metallpartikel 8 sind in dem Matrix bildenden Kunststoff 6 homogen
verteilt, was dadurch erreicht wird, dass sie bereits vor dem eigentlichen Formgebungsprozess
des Kunststoffs eingebracht werden, wobei das Oberteil 1 und das Unterteil 2 vorzugsweise
in einem Kunststoffspritzverfahren hergestellt sind. Die Metallpartikel bestehen bevorzugt
aus Eisen, Wolfram, Aluminium oder Messing, wobei auch ein Gemisch aus unterschiedlichen
Metallpartikeln verwendet werden kann. Der Füllgrad, also der Anteil an Metallpartikeln
bezogen auf das Gesamtvolumen, sollte zwischen 10 % - 70 % betragen, vorzugsweise
zwischen 50 % - 60 %. Je nach Menge an zugegebenen Füllstoff kann die Dichte des beladenen
Kunststoffmaterials eingestellt werden, je mehr Metallpartikel eingebracht werden,
umso dichter respektive schwerer wird der Splitterkörper und umso höher kann seine
Leistung eingestellt werden.
[0019] Wird Eisenpulver als Füllstoff verwendet, so kann das Eisenpulver mit einer möglichst
kleinen Korngröße bis ca. 4 g/cm
3 eingebracht werden. Wird Wolfram als Füllstoff verwendet, so kann Wolframpulver bis
ca. 13 g/cm
3 eingebracht werden. Im Fall der Verwendung von Messing als Füllstoff kann Messingpulver
bis ca. 4,3 g/cm
3 in den Kunststoff eingebracht werden.
[0020] Um ausgehend von einem aus einem solchen "schweren" Kunststoff hergestellten Splitterkörper
eine möglichst definierte Zersplitterung zu erzielen, ist die Innenseite 9 des Splitterkörpers
3, respektive die jeweiligen Innenseiten des Oberteils 1 und des Unterteils 2, mit
einer Strukturierung 10 versehen, siehe insbesondere die perspektivischen Innenseitenansichten
gemäß der Fig. 1 und 2. Diese Strukturierung umfasst zum einen längslaufende Nuten
11, die - bezogen auf die eiförmige Grundform des Handgranatenkörpers 3 aus Fig. 4
- entlang der Längsachse verlaufen. Ferner umfasst die Strukturierung eine Mehrzahl
einzelner Stufen 12, die ringförmig umlaufen, wie sich aus Fig. 1 - 3 ergibt. Ersichtlich
verlaufen also die Nuten 11 und die Stufen 12 vertikal zueinander, sodass sich eine
entsprechende rastermäßige Strukturierung ergibt, die im Falle der Detonation zu einem
definierten Zerreißen respektive einer definierten Zersplitterung führt. D. h., dass
der Handgranatenkörper folglich vorfragmentiert ist, wobei über diese Vorfragmentierung
die Splittergröße eingestellt werden kann. Die erfindungsgemäße Kombination aus der
Einbringung der Metallpartikel und der Vorfragmentierung ermöglicht es, eine bessere
Anpassung zwischen gewünschter Leistung auf der einen Seite und Einhaltung eines Gefahrenbereichs
auf der anderen Seite zu erzielen.
[0021] Anstelle der beschriebenen gestuften Ausgestaltung wäre es grundsätzlich auch denkbar,
eine Strukturierung auch hier über ringförmig umlaufende Nuten zu erwirken, wobei
dann die Innenseite eine entsprechende eiförmige, ungestufte jedoch über ein Rechteck-Nutenmuster
vorfragmentierte Kontur besäße.
[0022] Fig. 4 zeigt eine Schnittansicht durch eine erfindungsgemäße Handgranate umfassend
einen erfindungsgemäßen Splitterkörper 3. Im Inneren des Splitterkörpers 3 ist ein
Hohlraum realisiert, in dem eine Sprengladung 13 angeordnet ist, die eingepresst,
eingegossen oder als Pressling eingesetzt werden kann. Ferner ist am Oberteil ein
hohlzylindrischer Aufnahmeraum 14 für einen hier nicht näher gezeigten Zündmechanismus
vorgesehen.
[0023] Wenngleich das Ausführungsbeispiel gemäß der Fig. 1 - 4 einen Splitterkörper in Form
eines Handgranatenkörpers respektive einer Handgranate zeigt, kann der Splitterkörper
aber auch anders ausgeführt respektive für andere Einsatzbereiche konfiguriert sein.
Er kann Teil eines Splittergefechtskopfs sein, d. h., dass auch dort ein Kunststoff-Splitterkörper,
der jedoch auf die erfindungsgemäße Weise durch Einbringen der Metallpartikel "schwerer"
gemacht ist, vorgesehen wird. Ein anderer Einsatzbereich ist bei einem Dual-Mode-Gefechtskopf
oder bei Kalibermunition. Das bedeutet, dass sich folglich je nach Einsatz grundsätzlich
die Außen- und/oder Innenkontur des Splitterkörpers ändert, nicht aber sein grundsätzlicher
Aufbau bestehend aus einem Kunststoff mit eingebrachtem Füllstoff in Form von Metallpartikeln,
vorzugsweise in Pulverform und gegebenenfalls der vorgesehenen Vorfragmentierung,
insbesondere in Form durch Nuten, die bereits beim Spritzen erzeugt werden können.
1. Splitterkörper, insbesondere Handgranatenkörper, aus Kunststoff,
wobei in den Kunststoff (6) ein Füllstoff (7) in Form von Metallpartikeln (8) eingebracht
ist.
2. Splitterkörper nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Metallpartikel (8) homogen im Kunststoff (6) verteilt sind.
3. Splitterkörper nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Metallpartikel (8) in Pulverform eingebracht sind.
4. Splitterkörper nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass Metallpartikel (8) aus unterschiedlichen Metallen oder Metalllegierungen eingebracht
sind.
5. Splitterkörper nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Metallpartikel (8) Eisen, Aluminium, Wolfram oder Messing sind.
6. Splitterkörper nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Füllgrad zwischen 10 % - 70 %, insbesondere zwischen 50 % - 60 % beträgt.
7. Handgranatenkörper nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass seine Innenseite (9) zur Erzeugung von Sollbruchstellen strukturiert ist.
8. Splitterkörper nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Strukturierung (10), vorzugsweise geradlinig verlaufende, Nuten (11) vorgesehen
sind.
9. Splitterkörper nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass er, insbesondere bei einer eiförmigen Außenkontur, innenseitig über ringförmig umlaufende
Stufen (12) strukturiert ist, wobei die Nuten (11) die Stufen (12) vertikal durchlaufen.
10. Splitterkörper nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass er aus PP, PA, PA6, PA12, PBT, EVA, SEBS, ABS oder PC/ABS ist.
11. Splitterkörper nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass er zweiteilig ist.
12. Splitterkörper nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass er ein Handgranatenkörper ist.
13. Handgranate, umfassend einen Splitterkörper (3) nach einem der vorangehenden Ansprüche
mit in seinem Inneren aufgenommener Sprengladung (13).