[0001] Die offenbarte und beanspruchte Erfindung betrifft allgemein ein Fenster oder eine
Fenstertür, die mindestens einen Flügel, der mittels einer Betätigungseinrichtung
so geöffnet werden kann, dass sich ein Öffnungsspalt zwischen dem Flügel und einem
Rahmen des Fensters oder der Fenstertür ergibt, enthält. Dies als Verfahren und als
Vorrichtung.
[0002] Aufgrund gestiegener Anforderungen für Türen und Fenster, insbesondere im Hinblick
auf eine ausgeprägte Dämmwirkung zur Reduzierung des Wärmeaustauschs und zur Verbesserung
des Schallschutzes, werden zunehmend komplexe Konstruktionen für Türen und Fenster
verwendet. Aus diesen Gründen weisen derartige hochwertige Bauelemente eine zunehmend
größere Tiefe des Rahmenprofils und des Flügelprofils auf, so dass typischerweise
auch das Gewicht insbesondere der Flügel aufgrund der zuvor genannten verbesserten
Dämmeigenschaften und aufgrund der größeren Menge an Glasvolumen, etwa bei einem Drei-Scheiben-Glas,
ansteigt.
[0003] In Verbindung mit einem weit außen liegenden Flügelschwerpunkt steigen daher auch
die Bedienkräfte an, die zum Öffnen des Flügels an der Betätigungseinrichtung aufzubringen
sind. Diese erhöhten Bedienkräfte können weiterhin zu einer erhöhten Belastung der
vorhandenen Beschlagbauteile und gegebenenfalls auch zu einer Überlastung führen,
da häufig die Beschlagbauteile aus Platzgründen nicht verstärkt ausgeführt werden
können. Bei tiefen Profilen neigen insbesondere die Flügel zum selbsttätigen Zurückfallen
in die geschlossene Position, so dass eine stabile Lage, etwa beim Lüften und dergleichen,
typischerweise nur durch zusätzliche Maßnahmen erreicht werden kann.
[0004] Eine Aufgabe der Erfindung ist es, den Bedienkomfort für ein Fenster und/oder eine Tür mit Blick auf das Öffnen eines
Flügels und die Beibehaltung einer Offenstellung des Flügels zu verbessern.
[0005] Gemäß der beanspruchten Erfindung wird ein Vorspannbauteil bereitgestellt. Das Vorspannbauteil
umfasst eine erste, mit einem Flügel des Fensters und/oder der Tür in Kontakt bringbare
Kraftübertragungskomponente. Das Vorspannbauteil umfasst ferner eine zweite, mit einem
Rahmen des Fensters und/oder der Tür in Kontakt bringbare Kraftübertragungskomponente
(Anspruch 1).
[0006] Ferner ist das Vorspannbauteil mit einer mechanisch betriebenen Vorspanneinrichtung
versehen, die mit der ersten Kraftübertragungskomponente und der zweiten Kraftübertragungskomponente
gekoppelt und ausgebildet ist, eine in Richtung einer Vergrößerung eines Öffnungsspaltes
zwischen dem Flügel und dem Rahmen wirkende Kraft hervorzurufen. Dies zumindest bis
zu einer vorbestimmten Breite des Öffnungsspaltes, die von Scheren des Beschlags vorgegeben
wird (Anspruch 19).
[0007] Das erfindungsgemäße Vorspannbauteil ist also so ausgebildet, dass aufgrund der mechanisch
betriebenen Vorspanneinrichtung eine Kraft ausgeübt wird, die beim Öffnen des Flügels
tendenziell unterstützend wirkt. Insbesondere beim Öffnungsvorgang kann ein wesentlicher
Anteil der dazu erforderlichen Kraft von der mechanisch betriebenen Vorspanneinrichtung
bereitgestellt werden, so dass sich ein deutlich geringerer Kraftaufwand für den Bediener
oder auch ein automatisches Öffnungssystem ergibt.
[0008] Die mechanisch betriebene Vorspanneinrichtung ist dabei eine Einrichtung, in der
Energie, die bei einem Öffnungsvorgang aufgrund der wirkenden Kraft freigesetzt wird,
durch mechanische Einwirkung auf die Vorspanneinrichtung beim Schließen gespeichert
wurde. Es sind also insbesondere keine elektrischen Antriebskomponenten erforderlich,
um die beim Öffnen eines Flügels des Fensters bzw. der Tür gewünschte Vorspannkraft
bereitzustellen.
[0009] Demzufolge ist in einer vorteilhaften Ausführungsform die Vorspanneinrichtung ferner
ausgebildet, bei Verringerung des Öffnungsspaltes dieser Verringerung entgegenzuwirken.
Auf diese Weise wird auch eine stabilere Lage des Flügels bei Vorhandensein eines
Öffnungsspaltes gewährleistet. Andererseits ergibt sich jedoch kein unerwünscht hoher
Widerstand beim Schließen des Flügels, da typischerweise die am Ende eines Schließvorgangs
auftretende größte Kraft des Vorspannbauteils im Wesentlichen durch den zuvor aufgenommenen
Impuls des häufig schweren Flügels im Wesentlichen kompensiert wird.
[0010] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfasst die erste Kraftübertragungs-Komponente
einen ersten Arm und die zweite Kraftübertragungskomponente einen zweiten Arm einer
Scherenanordnung. Durch die Verwendung einer Scherenanordnung ergibt sich ein sehr
kompakter Aufbau für das Vorspannbauteil, da die einzelnen Arme der Scherenanordnung
als längliche Komponenten mit geringer Dicke vorgesehen werden können, so dass ohne
größere konstruktive Zusatzmaßnahmen eine Anbringung am Flügel oder am Rahmen in konventionellen
Konstruktionen möglich ist.
[0011] Die Arme der Scherenanordnung können dabei von gleicher oder unterschiedlicher Länge
sein, so dass sich ohne großen Aufwand eine Anpassung an die bestehenden Verhältnisse
in der Grundkonstruktion von Fenstern und Türen erreichen lässt.
[0012] Der Öffnungsspalt zwischen dem Flügel und dem Rahmen lässt sich somit durch Erzeugen
und Einstellen eines Öffnungswinkels der Scherenanordnung variieren, wobei die beiden
Arme effizient zur Kraftübertragung dienen. Die Arme können somit zumindest als Bestandteil
der ersten und zweiten Komponente zur Kraftübertragung fungieren, wobei bei Bedarf
noch weitere mechanische Komponenten vorgesehen werden können, um den Flügel und/oder
den Rahmen tatsächlich zu kontaktieren.
[0013] In einer vorteilhaften Ausführungsform weisen der erste Arm und der zweite Arm jeweils
einen ersten Endbereich mit einer darin ausgebildeten gemeinsamen Drehachse auf. Somit
kann in dieser Variante praktisch die gesamte Länge des ersten und des zweiten Arms
zur Erzeugung eines möglichst großen Öffnungsspalts bei einem vorgegebenen Öffnungswinkel
zwischen dem ersten Arm und dem zweiten Arm genutzt werden. In anderen Varianten kann
die entsprechende Drehachse aber auch in einem Mittelbereich der Arme vorgesehen sein.
[0014] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform sind der erste Arm und/oder der zweite
Arm mit einer Haltevorrichtung versehen, die einen permanenten Kontakt zu dem Flügel
oder dem Rahmen gewährleistet. Dabei ist die Haltevorrichtung vorteilhafter Weise
so gestaltet, dass eine Montage an einer geeigneten Position am Rahmen bzw. am Flügel
möglich ist. Beispielsweise sind geeignete Befestigungsmittel vorgesehen, die eine
Montage an bereits vorhandenen Beschlagbauteilen ermöglichen. Eine Haltevorrichtung
als Winkel-Schiene kann das Vorspannbauteil (von unten gesehen) abdecken (Anspruch
20).
[0015] In einer vorteilhaften Ausführungsform ist der zweite Endbereich des ersten oder
des zweiten Arms mit einer Aufnahme zur Anbringung an einer Bewegungsschiene, insbesondere
als Gleitschiene versehen. Auf diese Weise kann das Vorspannbauteil der Erfindung
in einem Schiebefenster oder einer Fenstertür mit Parallelverschiebung des Flügels
nach Erzeugung des Öffnungsspaltes (Abstellbewegung) vorgesehen werden (Anspruch 18).
[0016] In einer weiteren Variante ist das Vorspannbauteil in Form eines Beschlagbauteils
des Flügels des Fensters und/oder der Tür ausgebildet und ermöglicht somit eine Platz
sparende Montage an einer geeigneten Position des Flügels bzw. des Rahmens. Dabei
kann der Aufbau des erfindungsgemäßen Vorspannbauteils in Form eines Beschlagbauteils
so erfolgen, dass eine Integration in bestehende Beschlagbauteile möglich ist, wobei
keine oder nur sehr geringfügige konstruktive Änderungen im Aufbau bereits vorhandener
Konstruktionsarten von Fenstern und Türen vorzunehmen sind.
[0017] In einer vorteilhaften Ausführungsform weist die Vorspanneinrichtung ein Federelement
auf. Es können geeignete Komponenten, etwa in Form einer Schenkelfeder, einer Zugfeder,
eine Druckfeder und dergleichen verwendet werden, so dass eine effiziente Anpassung
der krafterzeugenden Komponente in der Vorspanneinrichtung in Abhängigkeit der baulichen
Erfordernisse vorgenommen werden kann.
[0018] In einer weiteren Variante weist die Vorspanneinrichtung ein komprimiertes Gasvolumen
auf, das beispielsweise in Form eines Stoßdämpfers und dergleichen bereitgestellt
wird. Auch auf diese Weise lässt sich eine gewünschte Anpassung an die baulichen Erfordernisse
effizient erreichen, da eine Vielzahl entsprechender Gasdruckfedern verfügbar ist.
[0019] In einer vorteilhaften Ausführungsform ist ein Federelement vorgesehen und dieses
ist in Richtung der Drehachse der Scherenanordnung in einem Bauraum montiert, der
zwischen dem ersten Arm und dem zweiten Arm ausgebildet ist. Auf diese Weise lässt
sich in Richtung der Drehachse ein sehr flacher Aufbau erreichen, wenn beispielsweise
das Federelement in Form einer Schenkelfeder bereitgestellt wird, die mit geeigneten
Befestigungsmitteln an dem ersten und dem zweiten Arm befestigt ist. Die Drahtführung
der Schenkelfeder erfolgt dabei in vorteilhaften Ausführungsformen so, dass sich bei
einem Öffnungswinkel von Null die maximale Vorspannkraft ergibt, so dass insbesondere
beim ansonsten kräfteerfordernden Öffnungsvorgang in der Anfangsphase eine ausgeprägte
unterstützende Kraftwirkung durch das Vorspannbauteil bereitgestellt wird.
[0020] In vorteilhaften Ausführungsformen ist eine Bauhöhe des Vorspannbauteils nicht größer
als die Höhe eines Bauraums zwischen einem Flügelfalz und einem Rahmenfalz oder aber
die Bauhöhe zwischen einer aufliegenden rahmenseitigen Führungsschiene (oder Aufnahme)
und einer Flügelhalteschiene (oder Aufnahme) nimmt das Vorspannbauteil auf (Anspruch
11). Auf diese Weise lässt sich das Vorspannbauteil ohne weitere zusätzliche konstruktive
Maßnahmen in Fenster und Türen mit ansonsten bekannten Eigenschaften und Maßen integrieren
(und abdecken).
[0021] In einem weiteren Aspekt der Erfindung werden eine Fenster- und/oder Türvorrichtung
bereitgestellt, die einen Rahmen und einen Flügel mit einer zum Öffnen des Flügels
vorgesehenen Betätigungseinrichtung aufweisen. Des Weiteren ist in der erfindungsgemäßen
Fenster- und/oder Türvorrichtung ein Vorspannbauteil vorgesehen, wie es zuvor oder
auch im Weiteren beschrieben ist, das zwischen dem Rahmen und dem Flügel eine Kraftwirkung
entfaltet. Das Vorspannbauteil ist dabei in einer Ausführungsvariante an einem oberen
Bereich des Rahmens oder des Flügels montiert.
[0022] In einer weiteren Ausführungsform ist das Vorspannbauteil an einem vertikalen Bereich
des Rahmens oder des Flügels montiert. D. h., das erfindungsgemäße Vorspannbauteil
lässt sich an einer geeigneten Position an den vertikalen oder horizontalen Bereichen
anordnen, um damit eine effiziente Kraftentfaltung zu erreichen, ohne dass Änderungen
im grundlegenden Aufbau der Fenster- und/oder Türvorrichtung erforderlich sind.
[0023] Vorteilhaft ist dabei das Vorspannbauteil in einem Bauraum zwischen Flügel und Rahmen
montiert.
[0024] Erfindungsgemäß ist es gelungen, ein Vorspannbauteil, vorteilhafterweise in Form
eines Beschlagbauteils, zu entwickeln, das eine zusätzliche Kraft zur Unterstützung
der Flügelöffnungsbewegung abgibt und im geöffneten Zustand des Flügels diese Position
durch eine noch vorhandene Vorspannung unterstützt. Die Schließkräfte am Flügel, am
Beschlag oder am Betätigungsorgan erhöhen sich dabei nicht oder nur geringfügig.
[0025] In vorteilhaften Ausführungsformen erfolgt die Montage dieses Bauteiles in Form einer
zusätzlichen Komponente, so dass der jeweilige Standardbeschlag für die unterschiedlichen
Fenster-Öffnungsarten weiter verwendet wird.
[0026] Bei Verwendung einer Scherenanordnung, wie dies zuvor dargestellt ist, kann dabei
die Ausbildung der Scherenarme so gestaltet werden, dass unterschiedlichste Anbindungen
an den Flügel/Blendrahmen möglich sind. Insbesondere die Möglichkeit des Einschiebens
eines Scherenarmes in eine Flügelhalteschiene und durch die Gestaltung des zweiten
Scherenarmes, in der Art, dass ein bewegliches Stück, insbesondere als Gleitstück
gekoppelt aufgesteckt werden kann, wird die Möglichkeit eröffnet, dass die Scherenanordnung
mit dem Flügel seitlich verschoben werden kann. Auf diese Weise lässt sich eine bekannte
und übliche Bedienung der Parallel-Abstell-(Kipp-)Schiebetür wesentlich erleichtern.
[0027] Weitere Ausführungsformen sind den abhängigen Patentansprüchen zu entnehmen.
[0028] Zur detaillierten Beschreibung ist auf die folgenden Zeichnungen Bezug genommen,
in denen
Beispiele dargestellt sind, auch wenn sie nicht immer als Beispiele bezeichnet sind.
- Figur 1
- ist eine perspektivische Ansicht einer Fenstervorrichtung 1, 2 mit einem Vorspannbauteil
10 gemäß einer anschaulichen Ausführungsform und zwei oberen Lenkern 6b zum Abstellen
des Flügels 2.
- Figur 2
- ist eine Draufsicht auf das Vorspannbauteil 10 in Form einer Scherenanordnung.
- Figur 3
- ist eine Seitenansicht des Vorspannbauteils 10 mit der Höhe H.
- Figur 4
- ist eine Ansicht der Scherenanordnung 10 von unten.
- Figur 5
- und
- Figur 6
- sind Schnittansichten einer Fenstervorrichtung in geschlossenem (Figur 5) und geöffnetem
Zustand (Figur 6).
- Figur 7
- ist eine Aufrissansicht einer Fenstervorrichtung mit Beschlagbauteilen 6, wobei an
einer geeigneten Position das Vorspannbauteil 10 integriert ist.
[0029] Figur 1 zeigt eine perspektivische Ansicht einer Fenstervorrichtung 100, die einen Rahmen
1 sowie mindestens einen Flügel 2, der in Bezug auf den Rahmen 1 bewegbar ist, aufweist.
[0030] Die Vorrichtung 100 weist eine Betätigungsvorrichtung 3 (als Hebel) auf, mit der
durch Krafteinwirkung eine Verriegelung oder Entriegelung des Flügels 2 in geschlossener
Stellung erfolgen kann und anschließend durch Krafteinwirkung der Flügel 2 von einer
geschlossenen Stellung in eine geöffnete Stellung gebracht werden kann, wobei sich
ein Öffnungsspalt 2a zwischen dem Rahmen 1 und dem Flügel 2 ergibt.
[0031] In der dargestellten Ausführungsform ist die Fenstervorrichtung 100 ein Ausstellfenster
mit parallel verschiebbarem Flügel 2, während in anderen Ausführungsvarianten auch
Kippfenster, Klappfenster und dergleichen Verwendung finden. In anderen Ausführungsformen
ist die Vorrichtung 100 auch als eine Türvorrichtung oder als eine Fenstertür vorgesehen,
da das Vorspannbauteil 10 auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Arten von Fenstervorrichtungen
und Türvorrichtungen angewendet werden kann.
[0032] In Figur 1 ist der Flügel 2 in einer geöffneten Position gezeigt, in der durch bekannte
Beschlagbauteile 6 eine mechanische Führung des Flügels in Bezug auf den Rahmen 1
erfolgt. Zusätzlich zu diesen an sich bekannten Komponenten 6 (mit 6b) ist ein Vorspannbauteil
10 vorgesehen, das so ausgebildet ist, dass eine zum Erreichen des in Figur 1 gezeigten
Öffnungsspaltes 2a eine Kraft F beim Öffnungsvorgang ausgeübt wird. Ferner übt das
Vorspannbauteil 10 weiterhin eine der Verkleinerung des Öffnungsspaltes 2a entgegenwirkende
Kraft, ebenfalls als F bezeichnet, aus. Damit ergibt sich eine stabilere Festlegung
des Öffnungsspaltes 2a und es wird eine ungewünschte Änderung des Öffnungsspaltes
2a in Richtung der geschlossenen Position bei fehlender Einwirkung eines Bedieners
im Wesentlichen vermieden.
[0033] In der dargestellten Ausführungsform ist das Vorspannbauteil 10 in Form einer Scherenanordnung
vorgesehen, in welchem eine Vorspanneinrichtung, die nachfolgend detailliert beschrieben
ist, etwa in Form einer Feder oder auch als eine pneumatisch-hydraulische Komponente
oder dergleichen vorgesehen ist, die die für den Öffnungsvorgang gewünschte Kraftunterstützung
F bereitstellt.
[0034] Figur 2 zeigt eine Aufsicht auf das Vorspannbauteil 10, das als Scherenanordnung einen ersten
Arm 15 und einen zweiten Arm 16 aufweist, die jeweils an entsprechenden Endbereichen
15a, 16a miteinander durch eine gemeinsame Drehachse 14 verbunden sind. Das Vorspannbauteil
10 umfasst ferner eine Vorspanneinrichtung 18, die in der dargestellten Ausführungsform
als Schenkelfeder vorgesehen ist. Die Vorspanneinrichtung 18 ist dabei so ausgebildet,
dass zumindest bis zu einem gewissen Öffnungswinkel α die Kraft F zwischen den beiden
Armen 16 und 15 wirkt, die zu einer Vergrößerung des Öffnungswinkels führt. Bei Bereitstellung
einer Feder für die Vorspanneinrichtung 18 ergibt sich somit eine Kraft, die von der
Größe des Öffnungswinkels α abhängig ist und in der dargestellten Ausführungsform
bei einem Öffnungswinkel von Null am größten ist. Damit wird zu Beginn eines Öffnungsvorgangs
die größtmögliche Vorspannkraft bereitgestellt, um den Öffnungsvorgang zu unterstützen.
In der dargestellten Ausführungsform sind die Arme 15, 16 mit unterschiedlicher Länge
vorgesehen, während in anderen Ausführungsformen diese mit gleicher Länge bereitgestellt
werden können. Die Arme 15, 16 haben vorzugsweise die Abmessungen von allgemein verwendetem
Deckschienenmaterial, ähnlich zu Bandstahl, wobei auch andere Gestaltungsvarianten
in Abhängigkeit von dem zur Verfügung stehenden Bauraum möglich sind.
[0035] Figur 3 ist eine Seitenansicht des Vorspannbauteils 10 und Figur 4 eine Ansicht von unten.
[0036] Wie aus Figur 3 zu entnehmen ist, sind die Arme 15 und 16 in vertikaler Richtung,
also in Richtung der Drehachse 14, so angeordnet, dass sich ein Zwischenraum Z ergibt,
in welchem die Vorspanneinrichtung 18 angeordnet ist.
[0037] Auf diese Weise ergibt sich eine Bauhöhe H, die wiederum so gewählt ist, dass sich
das Vorspannbauteil 10 in gewünschter Weise in eine Fenstervorrichtung oder Türvorrichtung
integrieren lässt, ohne dass dabei unerwünschte konstruktive Zusatzmaßnahmen an einem
bestehenden Aufbau erforderlich sind.
[0038] Die Scherenarme sind also voneinander beabstandet, um in diesen Zwischenraum der
Höhe Z die Vorspanneinrichtung in Form eines Federelements aufzunehmen, das in diesem
Ausführungsbeispiel als Schenkelfeder um die Drehachse 14 ausgebildet ist.
[0039] Ein Federschenkel 18a ist dem Arm 15 zugeordnet und mit diesem formschlüssig verbunden,
während ein zweiter Federschenkel 18b dem Arm 16 zugeordnet und mit diesem verbunden
ist, wobei dies mit geeigneten Befestigungsmitteln erfolgt. Beispielhaft ist dazu
in Figur 4 ein Befestigungsmittel 19a auf dem Arm 16 gezeigt. Beide Anbindungen ergeben
ein Scherenpaket mit innen liegender Schenkelfeder.
[0040] Durch die konstruktive Ausbildung der Schenkelfeder ist der Öffnungswinkel α nur
so groß, wie es der max. Öffnungswinkel der entspannten Feder zulässt. In diesem Zustand
hat das Vorspannbauteil 10 keinerlei Vorspannung.
[0041] Alle Öffnungswinkel α, die kleiner sind, erzeugen eine Vorspannung. Die maximale
Ausstellkraft wird durch weiteres Verkleinern des Öffnungswinkels bis zur parallelen
Orientierung der beiden Arme 15, 16 in gleicher Längserstreckung, d. h., übereinander
liegend, erreicht, was einem Öffnungswinkel α von 0° entspricht.
[0042] Diese Verkleinerung des Öffnungswinkels α wird beim Schließvorgang eines Fensters
erzeugt. Eine Erhöhung der Bedienkraft ergibt sich nicht oder nur in sehr geringer
Weise, da der Flügel durch seine Schwerpunktlage selbsttätig gegen die Federkraft
wirkt und sich die Kräfte nahezu neutralisieren.
[0043] An dem Endbereich 15a des ersten Arms 15 ist die Drehachsseite 14 und an einem dazu
gegenüberliegenden Endbereich 15b befindet sich eine Haltevorrichtung als Befestigungsmittel
17 (Figur 3), z. B. in Form einer abstehenden Aufnahme, beispielsweise als angenieteter
Bolzen, der in ein Gleitstück oder Flügelbock eingesteckt werden kann.
[0044] Der zweite Arm 16 ist mit seinem einen Drehachsen-Ende 16a und mit einen anderen
Endbereich 16b so ausgebildet, dass Aufnahmebohrungen 16c für Befestigungsmittel 19b,
etwa also Klemmbolzen, Schrauben, vorgesehen sind, die als Klemmvorrichtung wirken,
wenn der Arm 16 so bemessen ist, dass er in eine vorhandene Flügelhalteschiene eingeschoben
werden und gegen Verschieben gesichert werden kann.
[0045] Figur 5 zeigt eine Seitenquerschnittsansicht, in der sich der Rahmen 1 und der Flügel 2 in
einer geschlossenen Position befinden. Der Arm 16 ist dabei mittels des Befestigungsmittels
19b in einer Halteschiene 2b des Flügels 2 befestigt und ist somit in permanentem
Kontakt mit dem Flügel 2. Der Arm 15 des Vorspannbauteils 10 ist über die Haltevorrichtung
17 mit einem Bewegungselement als beispielsweise Gleitstück 20 verbunden, das wiederum
in eine Schiene 1a am Rahmen 1 geführt ist. In dem dargestellten geschlossenen Zustand
ruft die Vorspanneinrichtung 18 eine maximale Kraft zwischen Flügel 2 und Rahmen 1
hervor, um damit einen nach Entriegelung stattfindenden Öffnungsvorgang zu unterstützen
oder auszulösen.
[0046] Figur 6 zeigt den Rahmen 1 und den Flügel 2 in einer geöffneten Position, in der somit der
Arm 15 und der Arm 16 einen von Null verschiedenen Öffnungswinkel miteinander einschließen,
wie dies beispielsweise in den Figuren 2 und 4 gezeigt ist. Wie bereits erläutert
ist, wirkt während des Übergangs vom geschlossenen Zustand in den geöffneten Zustand
eine von der Vorspanneinrichtung 18 hervorgerufene Kraft F, die tendenziell den Öffnungswinkel
α weiter vergrößern will, sofern nicht der maximale Öffnungswinkel 2a erreicht ist,
in welchem die Vorspanneinrichtung 18 keine weitere Vorspannkraft ausübt (und die
Scheren 6b diese Öffnungsweite 2a begrenzen).
[0047] Wie ferner in den Figuren 5 und 6 gezeigt ist, ist die Bauhöhe H des Vorspannbauteils
10 - die hier im Wesentlichen durch die beiden Arme 15 und 16 sowie die dazwischen
liegende Vorspanneinrichtung 18 festgelegt ist - so bemessen, dass diese nicht größer
ist als der Bauraum BR (seine Höhe) zwischen Flügel 2 (Oberkante) und Rahmen 1 (Unterkante
Gleitschiene 1a); der Bauraum unter einer aufliegenden rahmenseitigen Führungsschiene
(oder Aufnahme 1a) und der Flügelhalteschiene 2b (seine Montagestelle oder sein horizontaler
Abschnitt des Winkels 2b). Das ist meist die Oberkante des Flügels, an dem die winklige
Halteschiene 2b montiert wird.
[0048] Figur 7 zeigt eine perspektivische Explosionsdarstellung, in der konventionelle Standardbeschlagbauteile,
die kollektiv mit 6 bezeichnet sind, dargestellt sind, während das Vorspannbauteil
10 an einer oberen Position im Zusammenwirken mit den standardmäßigen Beschlagbauteilen
6 so integriert ist, dass keine zusätzlichen konstruktiven Maßnahmen im Hinblick auf
den ansonsten vorgegebenen Aufbau des Fensters bzw. der Tür erforderlich sind.
[0049] Beispielsweise sind Gleitelemente 6c der standardmäßigen Beschlagbauteile 6 zusammen
mit entsprechenden standardmäßigen Ausstellscheren 6b gezeigt, die das Erzeugen eines
Öffnungsspaltes 2a und einer Verschiebung des Flügels ermöglichen, wobei aber hohe
Kräfte des Bedieners erforderlich wären.
[0050] Daher ist zwischen den beiden Ausstellscheren 6b das Vorspannbauteil 10 angeordnet.
[0051] In dem gezeigten Ausführungsbeispiel ist eine Scherenanordnung 10 zusätzlich vorgesehen,
die die gewünschte, vorspannende Kraft F beim Öffnungsvorgang bereitstellt und auch
eine Vorspannkraft bei geöffneter Position aufrecht erhält.
[0052] Zu beachten ist, dass die in den Figuren dargestellte Vorspanneinrichtung 18 als
Feder des Vorspannbauteils 10 nur eine vorteilhafte Variante ist. Andere Formen und
Wirkungsrichtungen, z. B. Zug/Druckfeder oder Gasdruckfeder, sind möglich.
[0053] Obwohl das Vorspannbauteil 10 in einer bevorzugten Ausführungsform am oberen Ende
des Rahmens/Flügels außen platziert ist, ist auch eine andere Positionierung, z. B.
an der Seite an/auf den senkrechten Profilen möglich.
[0054] Ein weiterer möglicher Montageraum kann auch der Abstand br1 zwischen dem Blendrahmen
und Flügelrahmen sein (im Falzraum), dargestellt in Figur 5, aber ohne dort eingefügte
Vorspannschere 10.
1. Vorspannbauteil für eine Fenster- oder Türvorrichtung (100) mit einer ersten, mit einem Flügel (2)
der Vorrichtung (100) in Kontakt bringbaren Kraftübertragungskomponente (15), und
mit
- einer zweiten, mit einem Rahmen (1) der Vorrichtung (100) in Kontakt bringbaren
Kraftübertragungs-Komponente (16);
- einer mechanisch betriebenen Vorspanneinrichtung (18), die mit der ersten Kraftübertragungskomponente
(15) und der zweiten Kraftübertragungskomponente (16) gekoppelt und
ausgebildet ist, eine in Richtung einer Vergrößerung eines Öffnungsspaltes (2a) zwischen
dem Flügel (2) und dem Rahmen (1) wirkende Kraft (F) zumindest bis zu einer gegebenen
Breite des Öffnungsspaltes (2a) hervorzurufen.
2. Vorspannbauteil nach Anspruch 1, wobei die Vorspanneinrichtung (18) ferner ausgebildet
ist, bei Verkleinerung des Öffnungsspaltes (2a) dieser Verkleinerung entgegenzuwirken.
3. Vorspannbauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die erste Kraftübertragungskomponente
(15) ein erster Arm und die zweite Kraftübertragungskomponente (16) ein zweiter Arm
einer Scherenanordnung sind.
4. Vorspannbauteil nach Anspruch 3, wobei der erste Arm (15) und der zweite Arm (16)
jeweils einen ersten Endbereich (15a, 16a) mit einer darin ausgebildeten gemeinsamen
Drehachse (14) aufweisen.
5. Vorspannbauteil nach Anspruch 4, wobei der erste Arm (15) und/oder der zweite Arm
(16) mit einer Haltevorrichtung (17, 19b) versehen sind, die einen permanenten Kontakt
mit dem Flügel (2) oder dem Rahmen (1) gewährleistet.
6. Vorspannbauteil nach Anspruch 5, wobei die Haltevorrichtung (17) mit einer Aufnahme
zur Anbringung an einer Gleitschiene (20) versehen ist.
7. Vorspannbauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Vorspannbauteil
(10) in Form eines Beschlagbauteils des Flügels (2) der Fenster- und/oder Türvorrichtung
(100) ausgebildet ist.
8. Vorspannbauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Vorspanneinrichtung
(18) ein mechanisches Federelement aufweist.
9. Vorspannbauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Vorspanneinrichtung
(18) ein komprimiertes Gasvolumen aufweist.
10. Vorspannbauteil nach Anspruch 1 oder 3 in Verbindung mit Anspruch 8, wobei die Vorspanneinrichtung
(18), insbesondere als Federelement (18) in Richtung der Drehachse (14) in einem Zwischenraum
(Z) montiert ist, der zwischen dem ersten Arm (15) und dem zweiten Arm (16) ausgebildet
ist.
11. Vorspannbauteil nach Anspruch 1 oder 10, wobei eine Bauhöhe (H) des Vorspannbauteils
(10) nicht größer ist als die Höhe (BR) eines Bauraums zwischen einer aufliegenden
rahmenseitigen Führungsschiene oder Aufnahme (1a) und einer Flügelhalteschiene oder
Aufnahme (2b).
12. Fenster- oder Türvorrichtung mit einem Rahmen (1), einem Flügel (2) mit einer zum Verriegeln und Entriegeln des
Flügels (2) vorgesehenen Betätigungseinrichtung (3) und mit einem zwischen Rahmen
(1) und Flügel (2) wirkenden Vorspannbauteil (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 11.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, wobei das Vorspannbauteil (10) an einem oberen Teil
des Rahmens (1) oder des Flügels (2) montiert ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12, wobei das Vorspannbauteil (10) an einem vertikalen Bereich
des Rahmens (1) oder des Flügels (2) montiert ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 14, wobei das Vorspannbauteil (10) in
einem Bauraum (br1) zwischen Flügel (2) und Rahmen (1) montiert ist oder einen Bauraum
zwischen zwei Halteschienen (la,2b) am Flügel (2) bzw. Rahmen (1) einnimmt.
16. Verfahren zum Betreiben einer Fenster- oder Türvorrichtung (100) mit einem Flügel (2), wobei eine Kraftübertragungs-Komponente
(15) mit dem Flügel in Kontakt steht und mit
- einer zweiten, mit einem Rahmen (1) der Vorrichtung (100) in Kontakt bringbaren
Kraftübertragungs-Komponente (16);
- einer mechanisch betriebenen Vorspanneinrichtung (18), die mit der ersten Kraftübertragungs-Komponente
(15) und der zweiten Kraftübertragungs-Komponente (16) gekoppelt ist und eine in Richtung
einer Vergrößerung eines
Öffnungsspaltes (2a) zwischen dem Flügel (2) und dem Rahmen (1) wirkende Kraft (F)
zumindest bis zu einer gegebenen Breite des Öffnungsspaltes (2a) hervorruft.
17. Verfahren nach Anspruch 16, mit einem Vorspannbauteil der Ansprüche 1 bis 11 oder
bei einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15.
18. Vorrichtung nach Anspruch 12, wobei der Flügel (2) ein paralleler Abstellflügel zum
Verschieben ist.
19. Vorspannbauteil nach Anspruch 1, wobei die gegebene Breite des Öffnungsspalts (2a)
von oben liegenden Ausstellscheren (6b) definiert wird, insbesondere beidseits des
Vorspannbauteils (10) eine solche Ausstellschere (6b) angeordnet ist.
20. Vorspannbauteil nach einem der Ansprüche 1 bis 19, wobei eine winkelförmige Halteschiene
(2b) für den Flügel (2) den Blick von unten auf das Bauteil (10) verdeckt.