[0001] Die Erfindung betrifft eine Maschine mit einem Exzenterantrieb, wobei ein erster
Motor ein Exzenterelement in eine Drehbewegung einer bestimmten Drehrichtung versetzt
und wobei das Exzenterelement ein mechanisch mit dem Exzenterelement gekoppeltes Maschinenelement
antreibt und in eine Bewegung mit periodisch wechselnder Bewegungsrichtung versetzt.
Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Verbesserung der Genauigkeit einer
nicht-linearen Bewegung eines angetriebenen Maschinenelements einer derartigen Maschine.
[0002] Häufig führen bestimmte Maschinenelemente einer Maschine, z.B. Werkzeuge, Bewegungen
mit periodisch wechselnder Bewegungsrichtung aus. Dies können z.B. lineare Bewegungen
(auf und ab, vor und zurück) sein, z.B. bei einem Presszylinder einer Presse, oder
Bewegungen entlang eines Kreisbogens, z.B. bei einem Schneidwerkzeug. Der Antrieb
erfolgt dabei oft mittels eines Exzenterantriebs, bei dem ein von einem Motor angetriebenes
und in einer bestimmten Drehrichtung rotierendes Exzenterelement (Exzenterscheibe,
Exzenterwelle, Exzenterstange, Kurbel usw.) mittels einer geeigneten Mechanik (Schubstange,
Schleppkurbel usw.) die rotierende Bewegung in die gewünschte Bewegung mit periodisch
wechselnder Bewegungsrichtung überträgt.
[0003] Der Vorteil eines derartigen Aufbaus einer Maschine liegt darin, dass sich bei hohen
Drehzahlen des rotierenden Systems mit hohen Beschleunigungen und Geschwindigkeiten
verbundene Bewegungen des Maschinenelements realisieren lassen, ohne dass der Antrieb
die zur jeweiligen Bewegungsumkehr des Maschinenelements benötigte Wechselleistung
aufbringen muss. Stattdessen wird diese Wechselleistung zum Großteil im mechanischen
System gepuffert. Hierfür hat das Exzenterelement vorteilhaft die für die jeweilige
Maschine bzw. den Antrieb der Maschine erforderliche Schwungmasse.
[0004] Bei hohen Drehzahlen des antreibenden Motors und entsprechend häufigen Richtungswechseln
des angetriebenen Maschinenelements leidet jedoch die Genauigkeit der Bewegung des
angetriebenen Maschinenelements. Die innerhalb des mechanischen Systems auftretenden
dynamischen Kräfte führen zu Verformungen und es können Eigenfrequenzen angeregt werden.
Eine Steigerung der Motordrehzahl über eine bestimmte Drehzahl hinaus scheitert bei
praktischen Anwendungen oft daran, dass die geforderte Genauigkeit der Bewegung des
angetriebenen Maschinenelements nicht mehr gewährleistet werden kann. Dies liegt insbesondere
daran, dass die auf das angetriebene Maschinenelement einwirkenden Beschleunigungskräfte
in etwa im Quadrat mit der Drehzahl wachsen.
[0005] Aus der Offenlegungsschrift
EP 2 174 748 A1 sind eine Werkzeugmaschine und ein Verfahren zur Dämpfung von Schwingungen eines
Maschinenelements einer Werkzeugmaschine bekannt, bei denen ein Maschinenelement mittels
eines ersten Motors in einer Verfahrrichtung über ein Getriebe verfahrbar ist, wobei
ein zweiter Motor vorgesehen ist, mittels dessen eine Kraft in Verfahrrichtung des
Maschinenelements auf das Maschinenelement ausübbar ist. Dabei ist der zweite Motor
als Linearmotor ausgebildet, der direkt, d.h. ohne ein zwischen diesem Motor und dem
Maschinenelement zwischengeschaltetes Getriebe, die Kraft auf das Maschinenelement
ausübt.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Genauigkeit der Bewegung eines periodisch
mit wechselnder Bewegungsrichtung bewegten Maschinenelements zu verbessern.
[0007] Diese Aufgabe wird durch eine Maschine mit den im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmalen
gelöst. Ferner wird die Aufgabe mit den im Patentanspruch 8 angegebenen Verfahrensschritten
gelöst.
[0008] Der Vorteil der Erfindung liegt darin, dass die Bewegungsaufgabe auf zwei Antriebe
verteilt wird. Ein erster Motor versetzt ein Exzenterelement in Rotation, d.h. in
eine rotierende Drehbewegung einer bestimmten Drehrichtung. Vorteilhaft ist das Exzenterelement
als Exzenterscheibe ausgebildet und weist eine bestimmte Schwungmasse auf. Über eine
geeignete Kinematik, beispielsweise die Ausbildung des Exzenterelements als Exzenterscheibe,
wird die Grundbewegung des angetriebenen Maschinenelements mit periodisch wechselnder
Bewegungsrichtung hergestellt. Dabei lässt sich insbesondere bei hohen Drehzahlen
nicht die gewünschte Genauigkeit der Bewegung erreichen. Gemäß der Erfindung wird
die gewünschte Genauigkeit dadurch erreicht, dass an dem angetriebenen Maschinenelement
ein Linearmotor wirkt. Vorteilhaft erfasst ein Messsystem die Bewegung des angetriebenen
Maschinenelements, vergleicht die Messwerte mit vorgegebenen Sollwerten und steuert
über einen Antriebsregelkreis den Linearmotor derart an, dass dieser die zur Korrektur
der Bewegung erforderliche Kraft erzeugt. Da die Grundbewegung bereits vorhanden ist,
sind Beschleunigungs- bzw. Bremskräfte durch den Linearmotor für die Grundbewegung
nicht aufzubringen. Es müssen nur die Kräfte zur Korrektur der Bewegung erzeugt werden.
[0009] Die Erfindung bietet den Vorteil, dass damit kürzere Zykluszeiten bei der Bewegung
des angetriebenen Maschinenelements erreicht werden und damit die Produktivität der
Maschine gegenüber einer Maschine mit konventionellem Antrieb erhöht wird. Ein weiterer
Vorteil ist die schnelle und einfache Änderbarkeit der Sollkurven in der Steuerung
gegenüber der bislang notwendigen aufwändigen Änderung mechanischer Elemente.
[0010] Liegt die Bewegungsfrequenz des angetriebenen Maschinenelements oberhalb der Eigenfrequenz,
mit der das angetriebene Maschinenelement gegenüber der Kinematik bzw. Gegenüber dem
Exzenterelement schwingt, sind die Kräfte zur Korrektur der Bewegung nur die Trägheitskräfte
des angetriebenen Maschinenelements.
[0011] Vorteilhaft wird bei der erfindungsgemäßen Anordnung bei dem verwendeten Linearmotor
das bekannte Prinzip der Impulsentkopplung eingesetzt.
[0012] Ferner kann es vorteilhaft sein, das Exzenterelement weich zu lagern, so dass der
Linearmotor zur Korrektur das ganze System (einschließlich dem Exzenterelement) bewegen
kann und bei sonst steifer Mechanik nicht gegen die Lagerkräfte ankämpft, insbesondere
wenn die Eigenfrequenz des Gesamtaufbaus unterhalb der Drehzahl des ersten Motors
liegt.
[0013] Darüber hinaus kann es vorteilhaft sein, nur das angetriebene Maschinenelement "weich"
anzubinden, so dass deren Eigenfrequenz unterhalb der Drehzahl liegt. Auch wäre es
denkbar, die Eigenfrequenz des angetriebenen Maschinenelements genau der Drehzahl
anzugleichen, so dass die Kräfte zur Korrektur klein wären, da das System bei dieser
Frequenz mit großen Amplituden bei kleiner Krafteinleitung reagiert.
[0014] Auch für den erfindungsgemäßen Antrieb des angetriebenen Maschinenelementes durch
einen (zusätzlichen) Linearmotor gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei einer Ausführungsform
ist das angetriebene Maschinenelement mechanisch mit einem Linearmotor gekoppelt,
wobei der gesamte Linearmotor als separate Baueinheit ausgebildet ist und ein eigenes
Motorgehäuse umfasst. Bei einer anderen Ausführungsform ist bei dem Linearmotor, der
einen Ständer und einen Läufer umfasst, der Läufer direkt an dem angetriebenen Maschinenelement
befestigt. Das angetriebene Maschinenelement bildet damit sozusagen gleichsam den
Läufer des Linearmotors. Dadurch können mechanische Verbindungselemente entfallen,
wodurch sich die Bewegung des angetriebenen Maschinenelements noch genauer steuern
lässt. Außerdem führt die Doppelfunktion des angetriebenen Maschinenelements zu einer
Reduzierung des Platzbedarfes und zu einer Kostenreduktion.
[0015] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Es zeigen:
- FIG 1
- eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Maschine,
- FIG 2
- eine zweite Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Maschine, und
- FIG 3
- ein Strukturbild zur Regelung einer erfindungsgemä-βen Maschine.
[0016] Bei der erfindungsgemäßen Maschine gemäß Figur 1 versetzt ein Motor 1 eine Exzenterscheibe
2 in eine Drehbewegung einer bestimmten Drehzahl (Drehfrequenz). Eine Schubstange
4 überträgt die Drehbewegung der Exzenterscheibe 2 auf ein Werkzeug 3, das durch seitliche
Führungen 7 geführt wird und daher lediglich eine periodische Auf- und Abbewegung
ausführt. Bei dem Werkzeug 3 handelt es sich z.B. um einen Presszylinder einer Presse.
Um eine geforderte Genauigkeit bei der Auf- und Abbewegung des Werkzeugs 3 einhalten
zu können, ist an dem Werkzeug 3 erfindungsgemäß direkt ein Läufer 5B eines Linearmotors
befestigt, der zusammen mit einem Ständer 5A den Linearmotor 5A, 5B bildet.
[0017] Zur Regelung des Antriebsstroms und damit der Antriebskraft des Linearmotors 5A,
5B, ist eine Steuer- und Regeleinrichtung 10 vorhanden, in die der mittels eines Sensors
8 in Verbindung mit einem Maßstab 9 erfasste Istwert der Position des Werkzeugs 3
eingeht. Die Steuer- und Regeleinrichtung 10 ermittelt aus einem Vergleich des Istwerts
mit einem vorgegebenen Sollwert geeignete Betriebsparameter zur Ansteuerung des Linearmotors
5A, 5B. Ferner steuert die Steuer- und Regeleinrichtung 10 auch die Drehzahl des Motors
1.
[0018] Ein gegenüber Figur 1 leicht abgewandeltes Ausführungsbeispiel der Erfindung zeigt
Figur 2. Auch dabei treibt ein Motor 1' eine Exzenterscheibe 2' an, die in Verbindung
mit weiteren mechanischen Elementen eine Rotationsbewegung mit einer bestimmten Drehzahl
(Drehfrequenz) in eine Bewegung mit periodisch wechselnder Bewegungsrichtung überführt.
Im Unterschied zu Figur 1 führt hier jedoch ein über eine Schubstange 4' angetriebenes
Werkzeug 3', z.B. ein Schneidwerkzeug, eine Hin- und Her- Bewegung (Schwenkbewegung)
entlang einer Kreisbahn aus. Analog zu dem Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1 ist auch
hier das Werkzeug 3' mit einem Läufer 5B' verbunden, der zusammen mit einem Ständer
5A' einen Linearmotor 5A', 5B' bildet. Auch dabei wird die exakte Position des Werkzeugs
3' mittels eines Sensors 8' in Verbindung mit einem Maßstab 9' ermittelt und an eine
Steuer- und Regeleinrichtung 10' übermittelt, die aus einem Vergleich mit einem Sollwert
bezüglich der aktuellen Position Regelparameter zur Ansteuerung des Linearmotors 5A',
5B' erzeugt.
[0019] Die im Prinzip anhand der Ausführungsbeispiele gemäß den Figuren 1 und 2 gezeigten
Ausführungsformen von Maschinen lassen sich bei einer Vielzahl von Produktionsmaschinen,
beispielsweise bei Textil-, Verpackungs- oder Werkzeugmaschinen, anwenden. Insbesondere
verlaufen bei Webmaschinen die Bewegung des Webblattes entlang eines Kreisbogens und
die der Webschäfte linear auf und ab. Bei Wirkmaschinen verläuft die Bewegung der
Nadelbarren mit den Wirknadeln entlang eines Kreisbogens oder linear bzw. die Bewegung
der Lochnadel entlang eines Kreisbogens mit überlagerter seitlicher Auslenkung. Die
Vorteile der Erfindung sind bei diesen Anwendungen eine Erhöhung der Produktivität
und der Flexibilität. Es können damit nämlich einerseits mehr Stoff (Fläche pro Zeiteinheit)
und andererseits, da die entsprechenden Maschinen nicht mechanisch auf ein bestimmtes
Artikelspektrum begrenzt sind, auch Stoffe mit anderen Eigenschaften (Maschengröße,
Anzahl Maschen pro Zentimeter Fadeneinlauf, Schuss pro Zentimeter, Flächengewicht
usw.) auf der gleichen Maschine produziert werden.
[0020] Figur 3 zeigt ein Beispiel zur regelungstechnischen Anpassung der dynamischen Steifigkeit
an eine Störfrequenz. Um Regelungstechnisch eine Anpassung der dynamischen Steifigkeit
an Störfrequenzen zu erreichen, kann vorteilhaft eine Vorgehensweise angelehnt an
das bekannte Regelungsverfahren "Internal Model Control" (IMC) angewendet werden.
[0021] Lässt sich eine Störgröße als homogene Lösung einer Differentialgleichung beschreiben,
kann man vorteilhaft einen Regler, der nach dem IMC-Prinzip arbeitet, anwenden. Die
Differentialgleichung muss dann in den Regelalgorithmus integriert werden. Dabei sind
Stabilität und hinreichende Dämpfung des Regelkreises sicherzustellen. Erreicht wird
letztendlich, dass für die Störfrequenz die Regelabweichung im stationären Zustand
verschwindet. Beispielsweise sei f
0 eine kritische Störfrequenz. Dann lassen sich alle möglichen Signalverläufe einer
harmonischen Schwingung durch den Lösungsraum der homogenen Differentialgleichung

beschreiben. Wird diese Differentialgleichung im Regelalgorithmus berücksichtigt,
so ist die regelungstechnische Steifigkeit bei dieser Frequenz f
0 unendlich. Figur 3 zeigt eine mögliche Struktur. Das Element mit der Übertragungsfunktion

erzeugt bei stabilem Regelkreis eine verschwindende Regeldifferenz bei der Frequenz
f
0. Der Regler R(s) stabilisiert den Regelkreis und setzt weitere Regelziele (z.B. stationäre
Genauigkeit durch einen Integrator) durch. G(s) bezeichnet in Figur 3 die Regelstrecke.
1. Maschine mit einem Exzenterantrieb, wobei ein erster Motor (1; 1') ein Exzenterelement
(2; 2') in eine Drehbewegung einer bestimmten Drehrichtung versetzt und wobei das
Exzenterelement (2; 2') ein mechanisch mit dem Exzenterelement (2; 2') gekoppeltes
Maschinenelement (3; 3') antreibt und in eine Bewegung mit periodisch wechselnder
Bewegungsrichtung versetzt, dadurch gekennzeichnet, dass das angetriebene Maschinenelement (3; 3') zusätzlich mit wenigstens einem Linearmotor
(5A, 5B; 5A', 5B') gekoppelt ist.
2. Maschine nach Anspruch 1, wobei das Exzenterelement (2; 2') als Exzenterscheibe ausgebildet
ist.
3. Maschine nach Anspruch 1, wobei das Exzenterelement (2; 2') als Exzenterstange ausgebildet
ist.
4. Maschine nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Exzenterelement (2; 2') weich gelagert
ist.
5. Maschine nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei der Exzenterantrieb wenigstens
ein elastisches Element enthält.
6. Maschine nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei der Linearmotor (5A, 5B; 5A',
5B') einen Ständer (5A; 5A') und einen Läufer (5B; 5B') umfasst und der Läufer (5B;
5B') direkt an dem angetriebenen Maschinenelement (3; 3') befestigt ist.
7. Maschine nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Maschine wenigstens ein Sensorelement
(8; 8') umfasst, durch das die Position des angetriebenen Maschinenelements (3; 3')
erfassbar ist.
8. Maschine nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Maschine wenigstens eine Steuer-
und Regeleinrichtung (10; 10') umfasst, mittels der der Linearmotor (5; 5') derart
ansteuerbar ist, dass eine Abweichung des angetriebenen Maschinenelements (3; 3')
von einer vorgebbaren Sollposition kleiner als ein vorgebbarer Differenzwert ist.
9. Verfahren zur Verbesserung der Genauigkeit einer nicht-linearen Bewegung eines angetriebenen
Maschinenelements (3; 3'), wobei ein Exzenterelement (2; 2') durch einen ersten Motor
(1; 1') in eine Drehbewegung einer bestimmten Drehrichtung versetzt wird und wobei
ein mechanisch mit dem Exzenterelement (2; 2') gekoppeltes Maschinenelement (3; 3')
durch das Exzenterelement (2; 2') angetrieben und in eine Bewegung mit periodisch
wechselnder Bewegungsrichtung versetzt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass das angetriebene Maschinenelement (3; 3') zusätzlich durch einen Linearmotor (5A,
5B; 5A', 5B') angetrieben wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei der Linearmotor (5A, 5B; 5A', 5B') mittels einer
Regeleinrichtung (10; 10') derart angesteuert wird, dass eine Abweichung der Position
des angetriebenen Maschinenelements (3; 3') von einer vorgegebenen Sollposition kleiner
als ein vorgebbarer Differenzwert ist.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, wobei die Regeleinrichtung (10; 10') einen Regelalgorithmus
ausführt, durch den die Abweichung der Position des angetriebenen Maschinenelements
(3; 3') von einer Sollposition für eine bestimmte Solldrehzahl des ersten Motors (1;
1') minimiert wird.