[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bearbeiten von Walzgut in einem Walzwerk
mit mindestens einem einen Antrieb aufweisenden Walzgerüst.
[0002] Bei der Bearbeitung von Walzgut, z.B. Stahl oder verschiedenen Metallen in Form von
sogenannten Brammen oder Knüppeln durchläuft das Walzgut eine Walzstraße mit einem
oder mehreren Walzgerüsten. Die einzelnen Walzgerüste weisen jeweils einen Antrieb
für Walzen auf, mit denen das Walzgut zu Platten oder Drähten mit einer gewünschten
Geometrie, wie beispielsweise Dicke oder Querschnitt gewalzt wird.
[0003] Um dies zu erreichen, müssen die Walzen mit Hilfe der Antriebe der einzelnen Walzgerüste
auf eine bestimmte Drehzahl geregelt werden. Dabei ist es auch wichtig, dass während
des gesamten Betriebs der Walzstraße auch das vorbestimmte Verhältnis der Drehzahlen
der Walzen der einzelnen Walzgerüste konstant bleibt, da sonst Zug- und Druckbelastungen
auf das Walzgut auftreten, die wiederum zu einem ungewünschten Walzergebnis oder sogar
zu einem Reißen oder einer Schlingenbildung des Walzguts führen können.
[0004] Um dies insbesondere bei großen Walzgeschwindigkeiten mechanisch zu gewährleisten,
werden beispielsweise einige in einer Langprodukt-Walzstraße befindlichen Walzen in
einem mehrgerüstigen Drahtblock über ein mechanisches Verteilergetriebe starr miteinander
gekoppelt und mit einem gemeinsamen Motor angetrieben. Ein großer Nachteil hierbei
ist jedoch, dass die Teilanlage aufgrund der festen Drehzahlverhältnisse für weitere
Produkte nicht angepasst werden kann und dass beispielsweise bei Verschleiß einzelner
Walzen der komplette Walzensatz nachgeschliffen werden muss, da es sonst zu den oben
genannten Effekten kommen kann.
[0005] Diese Nachteile können dadurch überwunden werden, dass jedes Walzgerüst einen separaten
Antrieb für die Walzen aufweist. Dabei weisen die einzelnen Antriebe jeweils eine
separate Drehzahlregelung auf, so dass diese einzeln geregelt werden können.
[0006] Eine große Herausforderung einer solchen Antriebslösung stellt jedoch die Drehzahlregelung
der Walzen bzw. Antriebe der einzelnen Walzgerüste während der Bearbeitung von Walzgut
dar. Dies gilt insbesondere dann, wenn unterschiedliche Lastmomente auf die einzelnen
Walzgerüste wirken, was beispielsweise beim Anstich, d.h. beim Auftreffen des Walzguts
auf die Walzen der Fall ist. Bei einem derartigen Einwirken eines Lastmoments auf
den Antrieb werden die Walzen abgebremst, was somit zu einem Einbruch der Drehzahl
der Walzen bzw. des Antriebs an dem betreffenden Walzgerüst führt. Die Walzen anderer
Walzgerüste hingegen, auf die zum Anstichzeitpunkt kein oder ein abweichendes, z.
B. ein kleineres Lastmoment wirkt, weisen eine unveränderte bzw. nur leicht veränderte
Drehzahl auf. Dies hat zur Folge, dass die Drehzahlen der einzelnen Antriebe bzw.
Walzen nicht mehr synchron, also nicht mehr in einem vorgegebenen Drehzahlverhältnis
zueinander arbeiten. Dies führt zu Fehlern der Materialdicke und kann bei unzulässiger
Zug- oder Druckbelastung zu einem Reißen des Drahtes oder zur Schlingenbildung des
Walzgutes zwischen den einzelnen Walzgerüsten führen.
[0007] Mit den bisherigen Drehzahlregelungen mit teilweise überlagerten Korrekturaufschaltungen
war zudem auch das Verhalten des Gesamtsystems, also der einzelnen Antriebe bzw. Walzen
der Walzgerüste und somit deren Auswirkungen auf das Walzergebnis nicht immer vorhersehbar,
so dass die Qualität des Walzguts nicht immer den Anforderungen entsprach.
[0008] Es ist daher Aufgabe der Erfindung ein Verfahren zum Bearbeiten von Walzgut in einem
Walzwerk anzugeben, bei dem die oben genannten Nachteile vermieden werden.
[0009] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Bearbeiten von Walzgut in einem Walzwerk
mit den Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst. Dabei weist ein Walzwerk mindestens
ein einen Antrieb aufweisendes Walzgerüst auf, bei dem zur Reduzierung eines durch
ein auf den Antrieb wirkendes vorhersehbares Lastmoment verursachten Drehzahleinbruches
des Antriebs eine Walzmoment-Vorsteuerung des Antriebs durch den dem Antrieb zugeführten
momentenbildenden Strom erfolgt.
[0010] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird also bei Auftreten eines vorhersehbaren
Lastmoments, wie es beispielsweise beim Anstich der Fall ist, der dadurch bedingte
Drehzahleinbruch, durch eine Walzmoment-Vorsteuerung des dem Antrieb zugeführten momentenbildenden
Stromes reduziert. Zur Vorhersehbarkeit des Lastmoments werden geeignete Parameter
wie beispielsweise Walzspaltgeometrie, Lage und Charakteristik von Materialsensoren,
Abstand der einzelnen Walzgerüste oder Walzen- und Materialgeschwindigkeiten verwendet,
anhand derer ermittelt werden kann, wann das Lastmoment und in welcher Höhe es auf
den betreffenden Antrieb wirkt. Die entsprechenden Werte inklusive Höhe des vorhersehbaren
Lastmomentes können beispielsweise mittels eines Modells des Walzwerkes ermittelt
werden. In Abhängigkeit dieser Vorhersage kann dann der dem Antrieb zugeführte Strom
derart gezielt vorgesteuert werden, dass ein mit dem Auftreten des Lastmoments verbundener
Drehzahleinbruch des Antriebs reduziert wird. Somit wird ein kontrollierter Betrieb
der Antriebe bzw. der Walzen der einzelnen Walzgerüste und somit auch der gesamten
Anlage gewährleistet. Es kommt damit nicht mehr zu einzelnen Zug- oder Druckbelastungen
auf Grund starker Drehzahlschwankungen der einzelnen Antriebe bzw. Walzen unterschiedlicher
Walzgerüste. Somit werden Abweichungen in der Dicke reduziert und ein Reißen des Walzguts
bzw. eine Schlingenbildung weitestgehend vermieden. Dies trifft insbesondere dann
zu, wenn das Walzwerk mehrere Walzgerüste mit separaten Antrieben aufweist und jeder
Antrieb einzeln vorgesteuert wird.
[0011] Das vorhersehbare Lastmoment wird durch Auswertung der Istwerte, im besonderen, Drehmoment-,
Drehzahl-, und daraus abgeleiteter Beschleunigungsistwerte korrigiert. Damit erfolgt
eine dynamische Korrektur bei der Position des Bandkopfes. Durch Beobachtermodelle
kann zusätzlich die Höhe des Lastmoments dynamisch korrigiert werden. Bei sich wiederholenden
Vorgängen mit gleichem Material erfolgt durch Auswertung der Abweichung zwischen Vorsteuerwerten
für das vorhersehbare Lastmoment und tatsächlichem Lastmoment eine iterative Optimierung
zur Korrektur des Aufschaltzeitpunktes sowie eine iterative Korrektur der Höhe des
vorhersehbaren Lastmoments.
[0012] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die Vorsteuerung materialbasiert.
Dies bedeutet dass auch Materialparameter wie beispielsweise die Härte oder deren
beeinflussende Faktoren wie Temperatur und Materialart zunächst dabei berücksichtigt
werden, wie hoch das vorhersehbare Lastmoment auf den betreffenden Antrieb wirkt,
so dass in dessen Abhängigkeit der Antrieb entsprechend vorgesteuert und somit der
zugeführte Strom verändert wird.
[0013] Wenn zur Vorsteuerung des Antriebs der Strom bei einem auftretenden Lastmoment sprungartig
erhöht wird, reagiert das System kurzzeitig auf das Auftreten des Lastmoments. Nachteilig
hierbei ist jedoch, dass bei derartigen sprunghaften Änderungen des zugeführten momentenbildenden
Stromes neben den Eigenschaften der Mechanik auch das Verhalten des Stromrichters
im jeweiligen Betriebspunkt Einfluss auf das Antwortverhalten des Gesamtsystems hat.
[0014] Um dies zu vermeiden, wird zur Vorsteuerung des Antriebs der Strom nicht sprunghaft,
sondern ansteigend, innerhalb eines Zeitfensters kontinuierlich, insbesondere rampenförmig
erhöht. Somit wird auch das entsprechende Drehmoment des Antriebs nur relativ langsam,
also rampenförmig geändert. Abweichend kann die Rampe auch treppenförmig vorgegeben
werden.
[0015] Die Steilheit der Rampe für das Drehmoment ist dabei derart bemessen, dass der Antriebsstrang
in einem definierten und jederzeit reproduzierbaren Zustand bleibt. Damit wird das
Gesamtsystem besser kontrolliert und es zeigt sich ein stark verbessertes Zeitverhalten
der einzelnen Antriebe und insbesondere des Gesamtsystems. Somit ist eine Reproduzierbarkeit
des Verhaltens des Gesamtsystems sichergestellt. Die Begrenzung des Anstiegs des Stromes
erfolgt mit einer entsprechenden rampenförmigen Erhöhung des Strom-Sollwertes und
kann indirekt über eine Drehmoment- oder auch Drehzahlvorsteuerung erfolgen.
[0016] Die Steilheit der Rampe hängt von der Dynamik des Stromrichters ab. Dabei spielen
Stromrichtertyp, Betriebspunkt und die Auslegung des Stromrichters, insbesondere die
Höhe des einzuprägenden Stromes, die Drehzahl und die Spannungsreserve eine Rolle.
Bei einer hohen Reproduzierbarkeit entspricht die Steilheit einem durchschnittlichen
Wert, der bei den spezifizierten Betriebspunkten erzielt werden kann. Für eine vollständige
Reproduzierbarkeit muss die Steilheit der Rampe oder Treppe dabei kleiner als die
mögliche maximale Steilheit sein, die der Stromrichter über alle spezifizierten Betriebspunkte
zur Verfügung stellen kann. Der Sollwertanstieg übersteigt dann nicht die erzielbare
Dynamik des Stromrichters an der Spannungsgrenze bei Motornennspannung und maximaler
Leistung. Dies eliminiert Abweichungen des Stromrichterverhaltens in unterschiedlichen
Betriebspunkten. Dadurch ist eine äußerst akkurate und vorhersehbare Vorsteuerung
bei hohen Geschwindigkeiten möglich. Der reproduzierbare Betrieb ermöglicht durch
Interpolation eine sehr genaue Analyse der Trägheiten zusätzlich eine dynamische Aussage
über das auftretende Lastmoment zur dynamischen Korrektur der Materialposition und
der Lasthöhe.
[0017] Um eine Vorsteuerung ohne Drehzahlabweichung vor und nach der Aufschaltung zu erhalten,
ist die Rampe derart gestaltet, dass die durch die Stromerhöhung erzielte Drehmomenterhöhung
des Antriebs eine symmetrisch wirkende Abweichung verursacht, damit sich die Geschwindigkeitsüberhöhung
bis zum Auftreten der Last und die Verzögerung nach Auftreten der Last bis zum vollständigen
Aufbau des Drehmomentes aufheben. Bei sprungförmiger Last und konstanter Rampe wird
die Drehmomentaufschaltung somit zur einen Hälfte vor und zur anderen Hälfte nach
Auftreten des Lastmoments realisiert.
[0018] Eine Vorsteuerung ist vor Eintritt des Materials in das Folgegerüst abgeschlossen,
wenn die Anstiegszeit zwischen Auftreten der Last bis zum kompletten Aufschalten des
Drehmoments den Wert von Gerüstabstand geteilt durch Materialgeschwindigkeit nicht
übersteigt. Bei einer symmetrisch wirkenden Abweichung entspricht das der doppelten
Zeit, die das Material beim Durchlauf zwischen zwei Gerüsten benötigt.
[0019] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden.
[0020] Für eine weitere Beschreibung der Erfindung wird auf die Ausführungsbeispiele der
Zeichnungen verwiesen. Es zeigen in einer schematischen Prinzipskizze:
- FIG 1
- einen Ausschnitt einer Walzstraße mit aufeinanderfolgenden Walzgerüsten und mit einem
separaten Antrieb für jedes Walzgerüst,
- FIG 2
- eine Diagramm, bei dem jeweils auf Antriebe von Walzgerüsten wirkende Lastmomente
sowie der diesen Antrieben zugeführte Strom im zeitlichen Verlauf dargestellt ist,
- FIG 3
- ein Diagramm, bei dem der entsprechende Drehzahlverlauf der Antriebe bei Einwirkung
der in FIG 2 dargestellten Größen im zeitlichen Verlauf dargestellt ist
[0021] FIG 1 zeigt einen Ausschnitt einer Walzstraße 2 mit aufeinanderfolgenden Walzgerüsten
4 zur Bearbeitung eines Walzgutes 6. In FIG 1 sind beispielhaft acht aufeinanderfolgende
Walzgerüste 4 dargestellt, die das Walzgut 6, z.B. ein Knüppel der zu Draht gewalzt
wird, durchläuft.
[0022] Jedem Walzgerüst 4 ist ein separater Antrieb 8, umfassend einen Motor 10 und ein
Getriebe 12 zugeordnet, wobei in der Figur zur besseren Übersichtlichkeit nur ein
Antrieb 8 angedeutet ist. Dem Antrieb wird mittels eines Stromrichters 14 mit einer
Steuereinheit 16 ein gewünschter Strom I zugeführt. Jedes Walzgerüst 4 umfasst weiterhin
mindestens eine Walze 13, die von dem jeweiligen Antrieb 8 mit einer vorgegebenen
Drehzahl n angetrieben wird, welche beispielsweise aus einem Stichplan entnommen wird.
[0023] Trifft nun Walzgut 6 auf die Walze 4 eines Walzgerüstes 13, so wird auf den Antrieb
8 des entsprechenden Walzgerüstes 13 ein Lastmoment M
L ausgeübt. Dieses Lastmoment M
L führt nun dazu, dass die Drehzahl n des betreffenden Antriebs 8 einbricht. In Walzwerken
2 gemäß dem Stand der Technik erfolgt dann eine entsprechende Korrektur der Drehzahl
n nach oben, so dass nach einer bestimmten Verzögerungszeit der Antrieb 8 des betreffenden
Walzgerüstes 4 wieder die gewünschte Drehzahl n aufweist. Jedoch ist das Verhalten
des Antriebs 8 insbesondere unmittelbar nach dem Auftreten des Lastmoments M
L nicht immer reproduzierbar. Aufgrund der daraus entstehenden Drehzahlabweichungen
mit verbundenen Zugschwankungen entspricht die Qualität des Walzergebnisses nicht
immer den Anforderungen. Mit anderen Worten: Das dynamische Verhalten der Antriebe
hängt von dem auftretenden Lastmoment M
L und dem Verhalten des Reglers ab. Dieses Verhalten ist jedoch nicht immer exakt genug
vorhersehbar und aufgrund der Abhängigkeit vom Betriebspunkt nur bedingt reproduzierbar.
[0024] Gemäß der vorliegenden Erfindung wird der durch ein auf den Antrieb 8 wirkendes Lastmoment
M
L verursachte Drehzahleinbruche reduziert, indem der Antrieb 8 mit Hilfe der Steuereinrichtung
16 und dem Stromrichter 14 hinsichtlich seines zugeführten Stromes I vorgesteuert
wird.
[0025] Um dieses Ziel zu erreichen ist es zunächst erforderlich, dass das Lastmoment M
L bekannt bzw. abgeschätzt werden kann, also eine vorhersehbare Größe ist. Beispielsweise
anhand von Modellen des Walzwerkes 2 sowie von bekannten Größen des zu walzenden Walzguts
6 kann ein entsprechender Erwartungswert des auf einen Antrieb 8 eines Walzgerüsts
4 wirkenden Lastmoments M
L ermittelt werden. Dieser Erwartungswert wird dabei über der Zeit ermittelt, so dass
das Lastmoment M
L für einen bestimmten Antrieb 8 eines Walzgerüsts 4 im zeitlichen Verlauf vorhergesehen
wird. In Abhängigkeit des vorhersehbaren Lastmoments M
L erfolgt dann die Walzmoment-Vorsteuerung des Antriebs 8 durch den dem Antrieb zugeführten
momentenbildenden Strom I derart, dass ein Drehzahleinbruch des Antriebs 8 kompensiert
wird. Für Antriebe, die abweichend von der Vorzugslösung mehr als ein Walzgerüst 4
antreiben, spiegelt das über die Zeit ermittelte motorbezogene Lastmoment M
L die Summe der einzelnen motorbezogenen Walzmomente dar.
[0026] In FIG 2 ist nun exemplarisch für zwei Walzgerüste 4 mit jeweils einem diesen zugeordneten
Antrieb 8 der zeitliche Verlauf von auf sie auftreffenden Lastmomenten M
L sowie der diesen Antrieben 8 zugeführte Strom I mit der entsprechenden Steuergröße,
nämlich dem Stromsollwert im zeitlichen Verlauf dargestellt. Kurve 18 stellt eine
sprungartige Änderung des Lastmoments M
L auf den Antrieb 8 des ersten Walzgerüsts 4 zum Zeitpunkt t
2 dar, während Kurve 20 einen Sprung des Lastmoments M
L auf den Antrieb 8 des zweiten Walzgerüsts 4 zum Zeitpunkt t7 repräsentiert.
[0027] Um den Drehzahleinbruch des Antriebs 8, welcher durch das auf den Antrieb 8 wirkende
Lastmoment M
L hervorgerufen wird zu reduzieren, erfolgt eine gezielte Vorsteuerung des Antriebs
8 durch den dem Antrieb zugeführten Strom I mittels der Steuereinheit 16 und dem Stromrichter
14. Dazu wird bereits zum Zeitpunkt t
0, also vor dem Auftreten des Lastmoments M
L der Sollwert für den Strom I rampenförmig erhöht, wie dies in Kurve 22 dargestellt
ist. Der Strom I folgt dann mit leichter zeitlicher Verzögerung ab dem Zeitpunkt t
1, welcher aber auch noch vor dem Zeitpunkt t
2 des Auftretens des Lastmoments M
L liegt, wie es in Kurve 24 dargestellt ist. Die Rampe für den Stromsollwert sowie
für den Strom I ist dabei derart bemessen, dass der Antrieb 8 in einem stabilen Zustand
bleibt, welcher auch reproduzierbar ist, das heißt, dass der Anstieg des Stromsollwertes
und des Stromes I so langsam erfolgt, dass der Antrieb 8 ein definiertes Betriebsverhalten
aufweist. Insbesondere ist die Rampe des Stromes I derart gestaltet, dass die durch
die Stromerhöhung erzielte Drehmomenterhöhung des Antriebs 8 zur einen Hälfte vor
und zur anderen Hälfte nach Auftreten des Lastmoments M
L realisiert wird. Dies bedeutet also, dass die Zeitspanne von t
1 bis t
2 gleich der Zeitspanne von t
3 bis t
4 entspricht. Beim Erreichen des Zeitpunktes t
4 entspricht dann der Betrag des Lastmoments M
L dem Betrag des Drehmoments M des Antriebs 8.
[0028] Nach einer gewissen Zeitdauer trifft beispielsweise beim einfädeln des Walzguts 6
dieses auf das zweite Walzgerüst 4 auf und verursacht dort einen Sprung des Lastmoments
M
L in einer unterschiedlichen Höhe, wie es in Kurve 20 dargestellt ist. Das entsprechende
Lastmoment M
L ist wiederum durch bekannte Größen vorhersehbar. Auch hier erfolgt zur Reduzierung
eines durch das Lastmoment M
L verursachten Drehzahleinbruches des Antriebs 8 eine Vorsteuerung des Antriebs 8 mittels
des Stromsollwerts, welcher zwischen den Zeitpunkten t
5 und t
8 rampenförmig erhöht wird, wie es in Kurve 26 dargestellt ist. Auch hier wird nach
entsprechender Verzögerungszeit der Strom I gemäß Kurve 28 im Intervall zwischen t
6 und t
9 derart rampenförmig erhöht, dass der Antrieb 8 in einem stabilen Zustand bleibt und
die durch die Stromerhöhung erzielte Drehmomenterhöhung des Antriebs 8 zur einen Hälfte
vor und zur anderen Hälfte nach Auftreten des Lastmoments M
L realisiert wird.
[0029] In FIG 3 ist nun der Drehzahlverlauf der beiden Antriebe 8 an den entsprechenden
Walzgerüsten 4 dargestellt. Die untere Kurve 30 zeigt den zeitlichen Verlauf der Drehzahl
n des Antriebs 8 des ersten Walzgerüsts 4. Durch die Vorsteuerung des dem Antriebs
8 zugeführten Strom I wird zunächst das Drehmoment M ab dem Zeitpunkt t
1 wie oben beschrieben erhöht und somit auch die Drehzahl n gesteigert. Dies geschieht
bis zu dem Zeitpunkt t
2, an dem das Lastmoment M
L auf den Antrieb 8 wirkt, welcher nun einen Drehzahleinbruch unter die gewünschte
Drehzahl n zur Folge hat. Durch ein weiteres Erhöhen des Stromes I und somit des Drehmoments
M zwischen den Zeitpunkten t
2 und t
4 wird dann die Drehzahl n auf den gewünschten Wert gebracht.
[0030] Ein entsprechender Verlauf ist in Kurve 32 für den Antrieb 8 des zweiten Walzgerüsts
4 gezeigt.
[0031] Anhand der Kurvenverläufe der Drehzahlen n ist also zu erkennen, dass ein Drehzahleinbruch
der Antriebe 8 durch die entsprechende Vorsteuerung kompensiert wird. Überlagerte
abklingende Torsionsschwingungen sind zur Vereinfachung nicht dargestellt. Durch die
Vorsteuerung des Stromes I und des damit verbundenen vordefinierten Anstieg des Stromes
I, hier in Rampenform, wird auch während des dynamischen Betriebs des Antriebs dafür
gesorgt, dass dieser stets in einem definierten und reproduzierbaren Zustand betrieben
wird, so dass eine Schlingenbildung oder gar ein Reißen des Walzguts während des Walzvorganges
verhindert wird. Somit ist auch das Systemverhalten durch die Vorsteuerung besser
beeinflussbar, um ein auftretendes Lastmoment M
L zu kompensieren.
[0032] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
1. Verfahren zum Bearbeiten von Walzgut (6) in einem Walzwerk (2) mit mindestens einem
einen Antrieb (8) aufweisenden Walzgerüst (4), bei dem zur Reduzierung eines durch
ein auf den Antrieb (8) wirkendes vorhersehbares Lastmoment (ML) verursachten Drehzahleinbruches des Antriebs (8) eine Walzmoment-Vorsteuerung des
Antriebs (8) durch den dem Antrieb (8) zugeführten momentenbildenden Strom (I) erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem das Walzwerk (2) ein Langprodukt- Walzwerk ist
und mehrere Walzgerüste (4) mit jeweils einem separaten Antrieb (8) für hohe Walzgeschwindigkeiten
aufweist und das durch den Walzprozess bedingte Lastmoment (ML) bei jedem Antrieb (8) einzeln vorgesteuert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die Vorsteuerung materialbasiert erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem zur Vorsteuerung des Antriebs
(8) der Strom (I) sprungartig erhöht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem zur Vorsteuerung des Antriebs
(8) der Strom (I) rampenförmig oder treppenförmig erhöht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem die Steilheit im Verlauf der Rampe durch Reduktion
der Dynamik in Abhängigkeit von Stromrichtereigenschaften derart bemessen ist, dass
der Antrieb (8) ein hohes oder vollständig reproduzierbares Verhalten bietet.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, bei dem die Rampe zur Elimination einer verbleibenden
Drehzahldifferenz zeitlich derart gestaltet ist, dass die Abweichung zwischen Lastmoment
(ML) und der durch die Vorsteuerung erzielten Drehmomenterhöhung des Abtriebs (8) nach
dem Auftreten der Last bis zum vollständigen Aufbau des Lastmoments (ML) die Drehzahldifferenz bis zum Auftreten des Lastmoments (ML) ausgleicht.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, bei dem durch Auswertung der auf die Form der Vorsteuerung
resultierenden Drehzahl- oder Drehmomentistwerte das vorhersehbare Lastmoment (ML) korrigiert wird.