[0001] Die Erfindung betrifft ein warmgewalztes Stahlflachprodukt mit einem Produkt aus
Zugfestigkeit Rm und Dehnung A80 von mindestens 18000 MPa*%. Stahlflachprodukte dieser
Art zeichnen sich durch eine sehr hohe Festigkeit in Kombination mit guten Dehnungseigenschaften
aus und sind als solche insbesondere für die Herstellung von Bauteilen für Kraftfahrzeugkarosserien
geeignet.
[0002] Ebenso betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts.
[0003] Unter dem Begriff "Stahlflachprodukt" werden hier durch einen Walzprozess erzeugte
Stahlbleche oder Stahlbänder sowie davon abgeteilte Platinen und desgleichen verstanden.
[0004] Sofern hier Legierungsgehalte lediglich in "%" angegeben sind, ist damit immer "Gew.-%"
gemeint, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist.
[0005] Das Produkt aus Zugfestigkeit Rm und Dehnung A80 wird in der Fachsprache auch als
"Güte" bezeichnet.
[0006] Aus der
EP 1 466 024 B1 (
DE 603 15 129 T2) ist ein Verfahren zur Herstellung eines Stahlflachprodukts bekannt, das Zugfestigkeiten
von deutlich mehr als 1000 MPa aufweisen soll. Um dies zu erreichen, wird eine Stahlschmelze,
die (in Gew.-%) 0,0005 - 1 % C, 0,5 - 10 % Cu, bis zu 2 % Mn, bis zu 5 % Si, bis zu
0,5 % Ti, bis zu 0,5 % Nb, bis zu 5 % Ni, bis zu 2 % Al und als Rest Eisen und herstellungsbedingt
unvermeidbare Verunreinigungen aufweist. Die Schmelze wird zu einem Band gegossen,
dessen Dicke max. 10 mm beträgt und das durch Besprengen mit Wasser oder einem Wasser-Luft-Gemisch
rasch auf eine Temperatur von höchstens 1000 °C abgekühlt wird. Anschließend wird
das gegossene Band mit einer Reduktionsrate von mindestens 10 % warmgewalzt. Das Warmwalzen
wird bei einer Endtemperatur beendet, bei der sich das gesamte Kupfer noch in fester
Lösung in der Ferrit-und/oder Austenitmatrix befindet. Dann wird das Band einem Schritt
einer schnellen Abkühlung unterzogen, um das Kupfer in übersättigter fester Lösung
in der Ferrit- und/oder Austenitlösung zu halten. Das so abgekühlte Band wird abschließend
zu einem Coil gewickelt. Die Kupferausscheidungen bewirken eine Ausscheidungshärtung,
durch die das angestrebte Festigkeitsniveau des Stahls erreicht werden soll. Gleichzeitig
soll der Kupfergehalt die Korrosions- und Versprödungsbeständigkeit des Stahls durch
Bildung einer Schutzoxidschicht erhöhen.
[0007] Ein Warmband mit einer über 1200 MPa liegenden Zugfestigkeit und einer Dehnung von
bis zu 10 % und ein Verfahren zu seiner Herstellung sind aus der
US 2009/0107588 A1 bekannt. Das bekannte Warmband besteht dabei aus einem Stahl, der neben Eisen und
unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%) 0,10 - 0,25 % C, 1 - 3 % Mn, mehr als
0,015 % Al, bis zu 1,985 % Si, bis zu 0,30 % Mo, bis zu 1,5 % Co, bis zu 0,005 % B,
wobei gelten soll 1 % ≤ %Si + %Al ≤ 2 % (%Al = jeweiliger Al-Gehalt, %Si = jeweiliger
Si-Gehalt) und %Cr + (3 x %Mo) ≥ 0,3 % (%Cr = jeweiliger Cr-Gehalt, %Mo = jeweiliger
Mo-Gehalt) enthält. Gleichzeitig soll der Stahl eine Mikrostruktur besitzen, die zu
mindestens 75 % aus Bainit, zu mindestens 5 % aus Restaustenit und zu mindestens 2
% aus Martensit besteht. Für die Herstellung des Warmbands wird eine entsprechend
zusammengesetzte Schmelze zu einem Vorprodukt vergossen, das anschließend auf mehr
als 1150 °C erwärmt und dann mit einer Warmwalzendtemperatur warmgewalzt wird, bei
der der Stahl noch vollständig austenitisch ist. Das erhaltene Warmband wird anschließend
in drei Stufen abgekühlt. In der ersten Stufe erfolgt die Abkühlung ausgehend von
einer Temperatur, die oberhalb der Ar3-Temperatur des Stahls liegt, mit einer Kühlrate
von mindestens 70 °C/s auf eine oberhalb von 650 °C liegende erste Zwischentemperatur.
Ausgehend von dieser ersten Zwischentemperatur erfolgt dann eine Abkühlung auf eine
zweite Zwischentemperatur, die zwischen der Bainitstarttemperatur, d. h., an der sich
Bainit im Stahl zu bilden beginnt, und einer unter Grenztemperatur liegt, die 50 °C
höher ist als die Martensitstarttemperatur, also der Temperatur, ab der sich im Stahl
Martensit bildet. Die Abkühlrate bei dieser zweiten Stufe der Abkühlung beträgt 20
- 90 °C/s. Anschließend folgt eine dritte Abkühlstufe, bei der das Warmband auf Raumtemperatur
gekühlt wird. Die Temperatur, von der diese dritte Stufe der Abkühlung ausgeht, wird
dabei in Abhängigkeit von der jeweiligen Abkühlrate bestimmt.
[0008] Ein anderes ebenfalls auf der festigkeitssteigernden Wirkung von Cu-Ausscheidungen
basierendes Verfahren zur Herstellung eines hochfesten und gut verformbaren Warmbands
ist in der
US 6,190,469 B1 beschrieben. Bei diesem Verfahren wird ein Stahl zu Brammen vergossen, der (in Gew.-%)
0,15 - 0,3 % C, 1,5 - 2,5 % Si, 0,6 - 1,8 % Mn, 0,02 - 0,10 % Al, 0,6 - 2,0 % Cu,
0,6 - 2,0 % Ni und als Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen aufweist. Die
Brammen werden zu Warmband gewalzt, wobei die Warmwalzendtemperatur 750 - 880° C beträgt.
Das erhaltene Warmband wird dann ausgehend von einer 680 - 740 °C betragenden Starttemperatur
mittels Wasser auf eine Haspeltemperatur gekühlt, die mindestens gleich der nach der
Formel 240 x (%Mn + %Ni) - 140 berechneten Temperatur (mit %Mn = jeweiliger Mn-Gehalt,
%Ni = jeweiliger Ni-Gehalt) und nicht höher als 540 °C ist. Anschließend wird das
auf die Haspeltemperatur abgekühlte Warmband zu einem Coil gewickelt. Das erhaltene
Warmband weist eine Mikrostruktur auf, die neben Ferrit 5 - 20 % Restaustenit und
20 - 50 % Bainit enthält, wobei in dem Gefüge Kupferausscheidungen vorhanden sind,
die durch Ausscheidungshärtung zur Festigkeit des erhaltenen Warmbands beitragen.
Das so erzeugte und beschaffene Warmband weist bei Festigkeiten, die im Bereich von
1000 MPa liegen, eine Dehnung von bis zu 23 % auf, so dass insgesamt hohe Gütewerte
von mehr als 20000 MPa*% erreicht werden.
[0009] Vor dem Hintergrund des voranstehend erläuterten Standes der Technik bestand die
Aufgabe der Erfindung darin, ein warmgewalztes Stahlflachprodukt zu schaffen, dass
auf einfache und betriebssichere Weise hergestellt werden kann und eine optimierte
Kombination aus besonders hoher Festigkeit und guter Verformbarkeit aufweist. Darüber
hinaus sollte ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Stahlflachprodukts genannt
werden.
[0010] In Bezug auf das Warmband ist diese Aufgabe erfindungsgemäß durch das in Anspruch
1 angegebene warmgewalzte Stahlflachprodukt gelöst worden.
[0011] In Bezug auf das Verfahren besteht die erfindungsgemäße Lösung der voranstehend genannten
Aufgabe darin, dass zur Herstellung eines erfindungsgemäßen warmgewalzten Stahlflachprodukts
mindestens die in Anspruch 8 angegebenen Arbeitsschritte durchlaufen werden.
[0012] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden nachfolgend wie der allgemeine Erfindungsgedanke im Einzelnen erläutert.
[0013] Das erfindungsgemäße warmgewalzte Stahlflachprodukt zeichnet sich dadurch aus, dass
es neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%)
C: 0,10 - 0,60 %,
Si: 0,4 - 2,0 %,
Al: bis zu 2,0 %,
Mn: 0,4 - 2,5 %,
Ni: bis zu 1 %,
Cu: bis zu 2,0 %,
Mo: bis zu 0,4 %,
Cr: bis zu 2 %,
Ti: bis zu 0,2 %,
Nb: bis zu 0,2 %,
V: bis zu 0,5 %,
enthält. Dabei besteht das Gefüge des Stahlflachprodukts neben optional vorhandenen
Anteilen von bis zu 5 Vol.-% Ferrit und bis zu 10 Vol.-% Martensit zu mindestens 60
Vol.-% aus Bainit und als Rest aus Restaustenit, wobei zumindest ein Teil des Restaustenits
in blockiger Form und die Blöcke des in blockiger Form vorliegenden Restaustenits
zu mindestens 98 % einen mittleren Durchmesser von weniger als 5 µm aufweisen.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Herstellen eines erfindungsgemäß beschaffenen
Stahlflachprodukts umfasst folgende Arbeitsschritte:
- Bereitstellen eines Vorprodukts in Form einer Bramme, Dünnbramme oder eines gegossenen
Bands, das neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%): 0,10 - 0,60
% C, 0,4 - 2,0 % Si, bis zu 2,0 % Al, 0,4 - 2,5 % Mn, bis zu 1 % Ni, bis zu 2,0 %
Cu, bis zu 0,4 % Mo, bis zu 2 % Cr, bis zu 0,2 % Ti, bis zu 0,2 % Nb und bis zu 0,5
% V enthält;
- Warmwalzen des Vorprodukts zu einem Warmband in einem oder mehreren Walzstichen, wobei
das erhaltene Warmband beim Verlassen des letzten Walzstichs eine Warmwalzendtemperatur
von mindestens 880 °C aufweist;
- beschleunigtes Abkühlen des erhaltenen Warmbands mit einer Abkühlrate von mindestens
5 °C/s auf eine Haspeltemperatur, die zwischen der Martensitstarttemperatur MS und
600 °C liegt;
- Haspeln des Warmbands zu einem Coil;
- Abkühlen des Coils, wobei die Temperatur des Coils während der Abkühlung zur Bildung
von Bainit solange in einem Temperaturbereich gehalten wird, dessen Obergrenze gleich
der Bainitstarttemperatur BS, ab der Bainit im Gefüge des Warmbands entsteht, und
dessen Untergrenze gleich der Martensitstarttemperatur MS ist, ab der Martensit im
Gefüge des Warmbands entsteht, bis mindestens 60 Vol.-% des Gefüges des Warmbands
aus Bainit bestehen.
[0015] Ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt weist ein von zwei Phase dominiertes Gefüge
auf, dessen einer dominierender Bestandteil Bainit und dessen zweiter dominierender
Bestandteil Restaustenit ist. Neben diesen beiden Hauptkomponenten können geringe
Anteile an Martensit und Ferrit vorhanden sein, deren Gehalte jedoch zu gering sind,
um einen Einfluss auf die Eigenschaften des warmgewalzten Stahlflachprodukts zu haben.
[0016] Die Erfindung geht hierbei von der Erkenntnis aus, dass es für die geforderten Eigenschaften
des warmgewalzten Stahlflachprodukts günstig ist, wenn der Restaustenit in blockiger
Form vorliegt, solange der Durchmesser der Restaustenitblöcke 5 µm nicht überschreitet.
Im Stand der Technik ist bisher davon ausgegangen worden, dass blockartig vorliegender
Restaustenit grundsätzlich zu vermeiden ist, da blockförmiger Restaustenit als Verursacher
von Instabilitäten des Gefüges und einer damit einhergehenden Neigung zur Bildung
von unerwünschtem Martensit gedeutet worden ist. Dementsprechend sind im Stand der
Technik bisher stets möglichst hohe Anteile an filmartigem Restaustenit im Gefüge
eines Stahls der hier in Rede stehenden Art angestrebt worden (s.
H.K.D.H. Bhadeshia and D.V. Edmonds "Bainite in silicon steels: new composition-property
approach" erschienen in Metal Science Vol. 17, September 1983, S. 411 - 419 ("Part 1") und
S. 420 - 425 ("Part 2")).
[0017] Von "blockartigem" Restaustenit spricht man in diesem Zusammenhang dann, wenn bei
den im Gefüge vorhandenen Gefüge-Bestandteilen an Restaustenit das Verhältnis aus
Länge/Breite, d. h. längste Ausdehnung/Dicke, 1 bis 5 beträgt. Dagegen wird Restaustenit
als "filmartig" bezeichnet, wenn bei den im Gefüge vorhandenen Restaustenitansammlungen
das Verhältnis Länge/Breite größer als 5 ist und die Breite der jeweiligen GefügeBestandteile
an Restaustenit kleiner als 1 µm ist. Filmartiger Restaustenit liegt dementsprechend
typischerweise als fein verteilte Lamelle vor.
[0018] Der gemäß dem Stand der Technik zur Vermeidung von blockartig vorliegendem Restaustenit
noch erforderliche Aufwand kann somit bei der Herstellung eines erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts umgangen werden, indem die im Gefüge des erhaltenen erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts vorhandenen Restaustenitblöcke klein gehalten werden, d. h. in
ihrer durch ihren mittleren Durchmesser ausgedrückten Ausdehnung auf weniger als 5
µm beschränkt sind. Überraschend hat sich dabei herausgestellt, dass blockförmig vorliegender
Restaustenit mit einem Durchmesser, der kleiner als 5 µm ist, sich positiv auf die
Dehnungseigenschaften eines Stahls der erfindungsgemäß beschaffenen Art auswirkt.
Die in dieser Größe vorliegenden Restaustenitblöcke erweisen sich stabiler als gröber
vorliegender blockförmiger Restaustenit. Gleichzeitig sind sie nicht so stabil wie
filmartig vorliegender Restaustenit und ermöglichen so den TRIP-Effekt. Besonders
sicher lässt sich der positive Einfluss von in Blockform vorliegendem Restaustenit
dann nutzen, wenn der blockige Restaustenit in der Ausdehnung höchstens 4 µm, insbesondere
höchstens 3 µm, misst. Dabei hat sich in der Praxis gezeigt, dass bei erfindungsgemäß
zusammengesetzten und erzeugten Stahlflachprodukten die maximale Ausdehnung des in
Blockform vorliegenden Restaustenits regelmäßig im Bereich von 1 - 3 µm liegt, wobei
die maximale Ausdehnung der Restaustenitblöcke im Mittel typischerweise auf 2 µm begrenzt
ist. Einer aufwändigen, vielstufigen Temperaturführung während der Herstellung des
Stahlflachprodukts bedarf es dazu überraschender Weise nicht.
[0019] Dementsprechend lässt sich bei Einhaltung der für das Herstellverfahren erfindungsgemäß
vorgegebenen Parameter ein erfindungsgemäßes warmgewalztes Stahlflachprodukt ohne
besonderen Aufwand herstellen. Insbesondere sind keine komplexen oder eine hohe Abkühlleistung
erfordernden Abkühlstrategien mehr erforderlich, wie sie im Stand der Technik noch
für unumgänglich gehalten worden sind.
[0020] Erfindungsgemäß erzeugte warmgewalzte Stahlflachprodukte erreichen regelmäßig Zugfestigkeiten
Rm von mehr als 1000 MPa, insbesondere mindestens 1200 MPa, bei Dehnungen A80, die
ebenso regelmäßig oberhalb von 17 %, insbesondere oberhalb von 19 %, liegen. Dementsprechend
liegt die Güte Rm*A80 von erfindungsgemäßen Warmbändern regelmäßig im Bereich von
von 18000 - 30000 MPa*%. Insbesondere beträgt sie regelmäßig mindestens 20000 MPa*%.
Ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt verfügt als solches über eine optimale Kombination
aus extremer Festigkeit und guter Umformbarkeit.
[0021] Auch in einem erfindungsgemäßen warmgewalzten Stahlflachprodukt kann die festigkeitssteigernde
Wirkung von Kupfer genutzt werden. Hierzu kann im erfindungsgemäßen warmgewalzten
Stahlflachprodukt ein Mindestgehalt von 0,15 Gew.-% Cu vorhanden sein.
[0022] Kohlenstoff verzögert im erfindungsgemäßen Stahl die Umwandlung zu Ferrit/Perlit,
senkt die Martensitstarttemperatur MS ab und trägt zur Erhöhung der Härte bei. Um
diese positiven Effekte zu nutzen, kann der C-Gehalt des erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts
auf mindestens 0,3 Gew.-% gesetzt werden.
[0023] Mn in Gehalten von bis zu 2,5 Gew.-%, insbesondere bis zu 2,0 Gew.-%, fördert im
erfindungsgemäß verarbeiteten Stahl die Bainitbildung, wobei die optional zusätzlich
vorhandenen Gehalte an Cu, Cr und Ni ebenfalls zur Bildung von Bainit beitragen. Abhängig
von den jeweils anderen Bestandteilen des erfindungsgemäß verarbeiteten Stahls kann
es dabei zweckmäßig sein, den Mn-Gehalt auf maximal 1,6 Gew.-% zu beschränken.
[0024] Darüber hinaus kann durch die optionale Zugabe von Cr auch die Martensitstarttemperatur
abgesenkt und die Neigung des Bainits zur Umwandlung in Perlit oder Zementit unterdrückt
werden. Des Weiteren fördert Cr in Gehalten bis zu der erfindungsgemäß vorgegebenen
Obergrenze von maximal 2 Gew.-% die ferritische Umwandlung, wobei sich optimale Wirkungen
der Anwesenheit von Cr in einem erfindungsgemäßen Stahlflachprodukt dann ergeben,
wenn der Cr-Gehalt auf 1,5 Gew.-% beschränkt ist.
[0025] Durch die optionale Zugabe von Ti, V oder Nb kann die Entstehung von feinkörnigerem
Gefüge unterstützt und die ferritische Umwandlung gefördert werden. Darüber hinaus
tragen diese Mikrolegierungselemente durch die Bildung von Ausscheidungen zur Steigerung
der Härte bei. Besonders effektiv lassen sich die positiven Wirkungen von Ti, V und
Nb im erfindungsgemäßen Stahlflachprodukt dann nutzen, wenn ihr Gehalt jeweils im
Bereich von 0,002 - 0,15 Gew.-% liegt, insbesondere 0,14 Gew.-% nicht überschreitet.
[0026] Durch die Anwesenheit von Si und Al kann die Karbidbildung im Bainit unterdrückt
und damit einhergehend der Restaustenit durch gelösten Kohlenstoff stabilisiert werden.
Zudem trägt vor allem Si zur Mischkristallverfestigung bei. Al kann dabei im erfindungsgemäß
verarbeiteten Stahl den Si-Gehalt zu einem Teil ersetzen. Hierzu kann ein Mindestgehalt
von 0,4 Gew.-% Al vorgesehen sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn durch die Zugabe
von Al die Härte oder Zugfestigkeit des Stahls zu Gunsten einer verbesserten Verformbarkeit
auf einen niedrigeren Wert eingestellt werden soll.
[0027] Die positiven Einflüsse der gleichzeitigen Anwesenheit von Al und Si können dann
besonders effektiv genutzt werden, wenn die Gehalte an Si und Al innerhalb der erfindungsgemäß
vorgegebenen Grenzen die Bedingung %Si + 0,8%Al > 1,2 Gew.-% oder sogar die Bedingung
%Si + 0,8%Al > 1,5 Gew.-% (mit %Si: jeweiliger Si-Gehalt in Gew.-%, %Al: jeweiliger
Al-Gehalt in Gew.-%) erfüllen.
[0028] Die Bildung des erfindungsgemäßen Gefüges lässt sich insbesondere dadurch gewährleisten,
dass die Gehalte des erfindungsgemäß verarbeiteten Stahls und dementsprechend die
Gehalte des erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts an Mn, Cr, Ni, Cu und C die folgende
Bedingung
1 < 0,5%Mn + 0,167%Cr + 0,125%Ni + 0,125%Cu + 1,334%C < 2
erfüllen, wobei mit %Mn der jeweilige Mn-Gehalt in Gew.-%, mit %Cr der jeweilige Cr-Gehalt
in Gew.-%, mit %Ni der jeweilige Ni-Gehalt in Gew.-%, mit %Cu der jeweilige Cu-Gehalt
in Gew.-% und mit %C der jeweilige C-Gehalt in Gew.-% bezeichnet sind.
[0029] Zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts wird das aus einem erfindungsgemäß
zusammengesetzten Stahl gegossene Vorprodukt zunächst auf eine Temperatur gebracht
oder auf einer Temperatur gehalten, die ausreicht, um das ausgehend von dieser Temperatur
durchgeführte Warmwalzen bei einer Warmwalzendtemperatur zu beenden, bei dem das erhaltene
Warmband ein vollständig rekristallisiertes, austenitisches Gefüge besitzt, das optimale
Voraussetzungen für die Bainitbildung bietet. Dies ist dann der Fall, wenn das erhaltene
Warmband beim Verlassen des letzten Walzstichs eine Warmwalzendtemperatur von mindestens
880 °C aufweist, wobei sich das erfindungsgemäße Verfahren besonders betriebssicher
ausführen lässt, wenn die Warmwalzendtemperatur auf mindestens 900 °C gesetzt wird
und 1100 °C, insbesondere 1050 °C, nicht überschreitet. Typischerweise wird dazu das
Vorprodukt vor dem Warmwalzen auf eine im Bereich von 1100 - 1300 °C liegende Temperatur
erwärmt. Falls die Warmwalzendtemperatur 900 °C unterschreitet, kann eine weitestgehende
Entfestigung des Austenits dadurch erreicht werden, dass die Hauptumformung des Warmbands
in den letzten Stichen des Warmwalzens stattfindet. Das so erhaltene Warmband weist
ebenfalls ein Gefüge mit Restaustenitanteilen auf, die die erfindungsgemäßen Vorgaben
erfüllen.
[0030] Im Anschluss an das Warmwalzen wird das Warmband mit einer Abkühlrate von mindestens
5 °C/s beschleunigt auf eine Haspeltemperatur abgekühlt, die im Bereich von 350 -
600 °C liegt. Die Abkühlung wird dabei optimalerweise gestartet, wenn 50 - 60 % des
Austenits entfestigt sind. In der Praxis wird hierzu eine Pause von etwa bis zu 2
s zwischen dem Ende des Warmwalzens und dem Beginn der Abkühlung vorgesehen. Die minimale
Pausenzeit tp kann mittels folgender empirischer Formel berechnet werden:

wobei tp die Pausenzeit nach der letzten Umformung in Sekunden und T die Temperatur
in °C sind. Die Formel gibt die Mindestzeit an, nach der 50 - 60 % entfestigter Austenit
vorliegt. Daraus berechnete Pausenzeiten sind:
T [°C] |
t [s] |
850 |
1,21 |
900 |
0,59 |
950 |
0,30 |
1000 |
0,16 |
[0031] Die Abkühlung auf die Haspeltemperatur erfolgt dabei derart, dass es bis zum Haspeln
zu keiner Umwandlung des Austenits kommt. Im Ergebnis wird so erreicht, dass die Bainitbildung
über eine ausreichend lange Zeit ausschließlich im Coil stattfindet. Nachdem das in
der voranstehend beschriebenen Weise abgekühlte Warmband zu einem Coil gewickelt worden
ist, wird hierzu dieses Coil in einem Temperaturbereich abgekühlt, dessen Obergrenze
gleich der Temperatur ist, ab der sich Bainit aus dem Austenit bildet, und dessen
Untergrenze oberhalb der Temperatur liegt, ab der Martensit im Gefüge des Warmbands
entsteht. Die Dauer, über die das Coil in diesem Temperaturbereich gehalten wird,
wird dabei so gewählt, dass der erfindungsgemäß angestrebte Bainitanteil von mindestens
60 Vol.-% erreicht wird. In der Praxis ist hierzu regelmäßig eine Dauer von mindestens
0,5 h ausreichend, wobei sich bei längerer Dauer höhere Bainitgehalte einstellen.
[0032] Praktische Untersuchungen haben ergeben, dass sich eine Gefügeumwandlung zwischen
dem Ende des Warmwalzens und dem Aufhaspeln dann besonders sicher vermeiden lässt,
wenn die Abkühlgeschwindigkeit mindestens 10 °C/s beträgt, wobei praxisgerechte Abkühlgeschwindigkeiten
im Bereich von bis zu 150 °C/s liegen, insbesondere 10 - 50 °C/s betragen.
[0033] Die Bildung von unerwünschtem Martensit kann dadurch besonders sicher vermieden werden,
dass die Untergrenze der Haspeltemperatur um mindestens 10 °C, insbesondere mindestens
20 °C, höher ist als die Martensitstarttemperatur.
[0034] Gleichzeitig kann der gewünschte Verlauf der Bainitbildung in der Praxis dadurch
gesichert werden, dass die Obergrenze der Haspeltemperatur auf 550 °C gesetzt wird.
[0035] Ein optimaler Verlauf der erfindungsgemäß im Coil ablaufenden Bainitbildung ergibt
sich dann, wenn die Haspeltemperatur mindestens der gemäß folgender Formel bestimmten
Temperatur HTopt entspricht:

[0036] Dabei ist es selbstverständlich, dass unter den betrieblichen Bedingungen die Einhaltung
dieser Temperatur stets einer gewissen Toleranz unterliegt, also in der Regel nicht
exakt getroffen, sondern mit einer Toleranz von typischerweise +/- 20 °C eingehalten
wird. Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0037] Es sind sieben Stähle S1 - S7 erschmolzen worden, deren Zusammensetzung in Tabelle
1 angegeben ist.
[0038] Die entsprechend zusammengesetzten Stahlschmelzen sind auf konventionelle Weise zu
Brammen vergossen und anschließend auf ebenso konventionelle Weise auf eine Wiedererwärmungstemperatur
OT erwärmt worden.
[0039] Die erwärmten Brammen sind in einer ebenfalls konventionellen Warmwalzstaffel zu
Warmbändern W1 - W10 mit einer Dicke von 2,0 mm warmgewalzt worden.
[0040] Die aus der Warmwalzstaffel austretenden Warmbänder W1 - W10 wiesen jeweils eine
Warmwalzendtemperatur ET auf, von der ausgehend sie mit einer Abkühlrate KR auf eine
Haspeltemperatur HT beschleunigt abgekühlt worden sind. Bei dieser Haspeltemperatur
HT sind die Warmbänder W1 - W10 zu Coils gewickelt worden.
[0042] Die Dauer, über die das Coil in dem in der voranstehend beschriebenen Weise definierten
Temperaturbereich abgekühlt worden ist, war so bemessen, dass die so erhaltenen Warmbänder
jeweils ein aus Bainit und Restaustenit bestehendes Gefüge aufwiesen, in dem die Anteile
anderer Gefügebestandteile allenfalls in unwirksamen, gegen "0" gehende Mengen vorhanden
waren.
[0043] Die jeweiligen Betriebsparameter Wiedererwärmungstemperatur OT, Warmwalzendtemperatur
ET, Abkühlrate KR, Haspeltemperatur HT und Martensitstarttemperatur MS sind in Tabelle
2 angegeben.
[0044] In Tabelle 3 sind darüber hinaus die für die einzelnen Warmbänder ermittelten mechanischen
Eigenschaften Zugfestigkeit Rm, Streckgrenze Rp, Dehnung A80, Güte Rm*A80 sowie der
jeweilige Restaustenitgehalt RA angegeben.
[0045] Es zeigte sich, dass beim aus dem Stahl S3 erzeugten Warmband W3, der einen vergleichbar
geringen Si-Gehalt aufwies, die hier angestrebte Zugfestigkeit von mindestens 1200
MPa nicht erreicht worden ist.
[0046] Beim wegen der zu niedrigen Warmwalzendtemperatur ET nicht erfindungsgemäß erzeugten,
aus dem Stahl S4 bestehenden Warmband W5 waren im Gefüge bis zu 12 Vol.-% blockförmiger,
grober Restaustenit sowie grober Martensit vorhanden, was zu einer deutlich verschlechterten
Dehnung A80 führte.
[0047] Dagegen wies das ebenfalls aus dem Stahl S4, jedoch unter Einhaltung der erfindungsgemäßen
Vorgaben hergestellte Warmband W4 lediglich bis zu 1 Vol.-% groben blockigen Restaustenit
mit einer mittleren Ausdehnung von mehr als 5 µm auf. Der übrige Restaustenit lag
in filmartiger und in feiner blockiger Form vor mit dem Ergebnis, dass eine hohe Dehnung
A80 erzielt wurde.
[0048] Beim aus dem Stahl S5 erzeugten Warmband W7 und beim aus dem Stahl S7 erzeugten Warmband
W10 ist die hier angestrebte Mindestzugfestigkeit von 1200 MPa ebenfalls nicht erreicht
worden. Der Grund bestand in diesen Fällen in der jeweils zu hohen Haspeltemperatur
HT.
[0049] In der beigefügten Abbildung ist als Beispiel für die diskutierten RA-Ausscheidungen
der Querschnitt eines Kaltbands dargestellt. Dabei sind beispielhaft Restaustenitblöcke
RA-b markiert und eine Stelle durch eine Umkreisung hervorgehoben, an der filmartiger
Restaustenit RA-f in einer lamellenartigen Schichtung vorliegt.
Tabelle 1
Stahl |
C |
Si |
Al |
Mn |
Ni |
Cu |
Cr |
Sonstige |
S1 |
0,48 |
1,5 |
0,02 |
1,48 |
0,034 |
1,51 |
0,9 |
|
|
S2 |
0,51 |
1,5 |
0,02 |
1,58 |
0,015 |
1,53 |
0, 9 |
Ti: |
0,013 |
|
|
|
|
|
|
|
|
V: |
0,099 |
S3 |
0,52 |
0, 4 |
1,40 |
1,48 |
0,030 |
1,51 |
0,9 |
V: |
0,09 |
S4 |
0,30 |
1, 4 |
0,02 |
1,46 |
0,021 |
1,47 |
0, 9 |
Ti: |
0,014 |
|
|
|
|
|
|
|
|
V: |
0,09 |
S5 |
0,51 |
1,5 |
0,01 |
0,40 |
0, 63 |
0,60 |
1,3 |
Ti: |
0,011 |
|
|
|
|
|
|
|
|
V: |
0,098 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Mo: |
0,3 |
S6 |
0,49 |
1,5 |
0,01 |
0,41 |
0, 60 |
0, 61 |
1,5 |
Ti: |
0,014 |
|
|
|
|
|
|
|
|
V: |
0,1 |
S7 |
0,38 |
2,0 |
0,02 |
0,41 |
0,59 |
0,57 |
1, 4 |
Mo: |
0,30 |
Angaben in Gew.-%,
Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen |
Tabelle 2
Warmband |
Stahl |
OT [°C] |
ET [°C] |
KR [°C/s] |
HT [°C] |
MS [°C] |
Erfindungsgemäß? |
W1 |
S1 |
1150 |
970 |
20 |
350 |
245 |
JA |
W2 |
S2 |
1150 |
1000 |
20 |
500 |
230 |
JA |
W3 |
S3 |
1150 |
1000 |
10 |
450 |
275 |
JA |
W4 |
S4 |
1150 |
900 |
10 |
400 |
320 |
JA |
W5 |
S4 |
1150 |
850 |
10 |
400 |
320 |
NEIN |
W6 |
S5 |
1200 |
1000 |
10 |
400 |
270 |
JA |
W7 |
S5 |
1200 |
1000 |
10 |
500 |
270 |
JA |
W8 |
S6 |
1200 |
1000 |
20 |
450 |
270 |
JA |
W9 |
S7 |
1200 |
1000 |
10 |
400 |
315 |
JA |
W10 |
S7 |
1200 |
1000 |
10 |
500 |
315 |
JA |
Tabelle 3
Warmband |
Stahl |
Rm [MPa] |
Rp [MPa] |
A80 [%] |
RM*A80 [MPa*%] |
RA [Vol.-%] |
W1 |
S1 |
1357 |
807 |
22,2 |
27387 |
36 |
W2 |
S2 |
1345 |
889 |
21,0 |
25677 |
30 |
W3 |
S3 |
1137 |
807 |
23,7 |
24497 |
32 |
W4 |
S4 |
1346 |
878 |
16,5 |
20190 |
20 |
W5 |
S4 |
1593 |
887 |
6,4 |
9268 |
17 |
W6 |
S5 |
1291 |
778 |
22,7 |
26642 |
29 |
W7 |
S5 |
1166 |
830 |
29,1 |
30846 |
30 |
W8 |
S6 |
1217 |
821 |
25,8 |
28544 |
32 |
W9 |
S7 |
1318 |
751 |
17,8 |
21328 |
17 |
W10 |
S7 |
1164 |
812 |
23,4 |
24761 |
17 |
1. Warmgewalztes Stahlflachprodukt, mit einem Produkt aus Zugfestigkeit Rm und Dehnung
A80 von mindestens 18000 MPa*%, enthaltend neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
(in Gew.-%):
C: 0,10 - 0,60 %,
Si: 0,4 - 2,0 %,
Al: bis zu 2,0 %
Mn: 0,4 - 2,5 %,
Ni: bis zu 1 %,
Cu: bis zu 2,0 %,
Mo: bis zu 0,4 %,
Cr: bis zu 2 %,
Ti: bis zu 0,2 %,
Nb: bis zu 0,2 %,
V: bis zu 0,5 %,
wobei das Gefüge des Stahlflachprodukts neben optional vorhandenen Anteilen von bis
zu 5 Vol.-% Ferrit und bis zu 10 Vol.-% Martensit zu mindestens 60 Vol.-% aus Bainit
und als Rest aus Restaustenit besteht, wobei zumindest ein Teil des Restaustenits
in blockiger Form und die Blöcke des in blockiger Form vorliegenden Restaustenits
zu mindestens 98 % einen mittleren Durchmesser von weniger als 5 µm aufweisen.
2. Stahlflachprodukt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sein Cu-Gehalt mindestens 0,15 Gew.-% beträgt.
3. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein C-Gehalt mindestens 0,3 Gew.-% beträgt.
4. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Mn-Gehalt höchstens 2,0 Gew.-% beträgt.
5. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass seine Gehalte an Mn, Cr, Ni, Cu und C die folgende Bedingung erfüllen:
1 < 0,5%Mn+0,167%Cr+0,125%Ni+0,125%Cu+1,334%C < 2
mit %Mn: jeweiliger Mn-Gehalt in Gew.-%,
%Cr: jeweiliger Cr-Gehalt in Gew.-%,
%Ni: jeweiliger Ni-Gehalt in Gew.-%,
%Cu: jeweiliger Cu-Gehalt in Gew.-%,
%C: jeweiliger C-Gehalt in Gew.-%.
6. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass seine Gehalte an Si und Al folgende Bedingung erfüllen:
%Si + 0,8%Al > 1,2 Gew.-%
mit %Si: jeweiliger Si-Gehalt in Gew.-%,
%Al: jeweiliger Al-Gehalt in Gew.-%.
7. Stahlflachprodukt nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchmesser des blockigen Restaustenits 1 - 3 µm beträgt.
8. Verfahren zum Herstellen eines gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7 beschaffenen Stahlflachprodukts
umfassend folgende Arbeitsschritte:
- Bereitstellen eines Vorprodukts in Form einer Bramme, Dünnbramme oder eines gegossenen
Bands, das neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%): 0,10 - 0,60
% C, 0,4 - 2,0 % Si, bis zu 2,0 % Al, 0,4 - 2,5 % Mn, bis zu 1 % Ni, bis zu 2,0 %
Cu, bis zu 0,4 % Mo, bis zu 2 % Cr, bis zu 0,2 % Ti, bis zu 0,2 % Nb und bis zu 0,5
% V enthält;
- Warmwalzen des Vorprodukts zu einem Warmband in einem oder mehreren Walzstichen,
wobei das erhaltene Warmband beim Verlassen des letzten Walzstichs eine Warmwalzendtemperatur
von mindestens 880 °C aufweist;
- beschleunigtes Abkühlen des erhaltenen Warmbands mit einer Abkühlrate von mindestens
5 °C/s auf eine Haspeltemperatur, die im Bereich zwischen der Martensitstarttemperatur
MS und 600 °C liegt;
- Haspeln des Warmbands zu einem Coil;
- Abkühlen des Coils, wobei die Temperatur des Coils während der Abkühlung zur Bildung
von Bainit solange in einem Temperaturbereich gehalten wird, dessen Obergrenze gleich
der Bainitstarttemperatur BS, ab der Bainit im Gefüge des Warmbands entsteht, und
dessen Untergrenze gleich der Martensitstarttemperatur MS ist, ab der Martensit im
Gefüge des Warmbands entsteht, bis mindestens 60 Vol.-% des Gefüges des Warmbands
aus Bainit bestehen.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Endtemperatur des Warmwalzens mindestens 900 °C beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abkühlgeschwindigkeit mindestens 10 °C/s beträgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abkühlgeschwindigkeit höchstens 150 °C/s beträgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 - 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abkühlgeschwindigkeit höchstens 50 °C/s beträgt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 - 12,
dadurch gekennzeichnet, dass die Untergrenze der Haspeltemperatur, bei der die Abkühlung im Coil beginnt, um 20
°C höher ist als die Martensitstarttemperatur MS.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 - 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die Obergrenze der Haspeltemperatur, bei der die Abkühlung im Coil beginnt, 550 °C
beträgt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 - 12,
dadurch gekennzeichnet, dass die Haspeltemperatur mindestens der gemäß folgender Formel bestimmten Temperatur
HTopt entspricht: