[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Gasturbinenverdichterschaufel, insbesondere auf
eine Fluggasturbine oder eine stationäre Turbine, welche ein Schaufelblatt aufweist,
welches an einem Schaufelfuß befestigt ist. Die Verdichterschaufel weist eine Eintrittskante
oder Anströmkante auf, welche auch als Schaufelvorderkante bezeichnet wird.
[0002] Bei Fluggasturbinen besteht stets die Problematik, dass die Verdichterschaufeln starker
Erosion durch angesaugte Partikel unterworfen sind. Hierbei handelt es sich beispielsweise
um Sandkörnchen oder Ähnliches, welche mit hoher Geschwindigkeit auf die Verdichterschaufeln
auftreffen.
[0003] Als Folge der auftretenden Erosion ist es erforderlich, die Verdichterschaufeln auszutauschen
oder zu reparieren. Letzteres ist insbesondere bei Blisks technisch sehr aufwändig
und kostenintensiv.
[0004] Die aus dem Stand der Technik bekannten erosionsfesten Werkstoffe sind als Werkstoffe
für Verdichterschaufeln ungeeignet. Auch erosionsfeste Beschichtungen erweisen sich
in der Praxis als nicht geeignet, da diese nur bei sehr kleinen Partikelgrößen wirksam
sind.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Fluggasturbinenverdichterschaufel
zu schaffen, welche bei einfachem Aufbau und einfacher, kostengünstiger Herstellbarkeit
eine hohe Erosionsbeständigkeit aufweist.
[0006] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Merkmalskombination des Anspruchs 1 gelöst,
die Unteransprüche zeigen weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
[0007] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass zumindest der Bereich der Eintrittskante der
Verdichterschaufel aus einem Werkstoff gefertigt ist, welcher einen sehr geringen
E-Modul aufweist. Ein geeigneter, geringer E-Modul liegt in der Größenordnung von
50 GPa.
[0008] Die erfindungsgemäße Verdichterschaufel weist somit im Bereich der Eintrittskante,
bedingt durch den geringen E-Modul, eine relativ große Elastizität auf, so dass ein
Aufprall eines Fremdkörpers, beispielsweise eines Sandpartikels oder Steins, durch
die Elastizität des Materials im Bereich der Eintrittskante nicht zu Beschädigungen
führt. Insbesondere tritt damit keine oder nur eine sehr geringe Erosion auf, verglichen
mit dem aus dem Stand der Technik bekannten Verdichterschaufeln.
[0009] Erfindungsgemäß ist es besonders vorteilhaft, wenn zumindest der Bereich der Eintrittskante
aus einer Titanlegierung der Typen Ti 28Nb 1 Fe 0,5Si, Ti-36Nb-2Ta-3Zr-0.30 oder Ti-24Nb-4Zr-8Sn
gefertigt sind. Mittels einer derartigen Legierung kann beispielsweise der Erosionsverschleiß
um ca. 50 % verringert werden als bei Verdichterschaufeln, die aus gebräuchlichen
Legierungen, beispielsweise Ti64 gefertigt sind. Gegenüber aus dem Stand der Technik
bekannten Verdichterschaufeln aus Nickel-Basislegierungen, beispielsweise IN718, kann
der Erosionsverschleiß um 30 % gesenkt werden.
[0010] Erfindungsgemäß ist es möglich, entweder die gesamte Verdichterschaufel aus der o.g.
Titanlegierung mit dem geringen E-Modul zu fertigen oder lediglich Teile der Verdichterschaufel
aus diesem Werkstoff herzustellen.
[0011] In einer besonders günstigen Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die
Eintrittskante in Form eines Eintrittskantenelements ausgebildet ist, welches mit
dem Schaufelblatt der Verdichterschaufel mittels eines Schweißverfahrens verbunden
ist. Besonders vorteilhaft ist die Verwendung eines Laserschweißverfahrens.
[0012] Das Schaufelblatt selbst kann erfindungsgemäß aus einer der übliche Titanlegierungen
hergestellt werden, beispielsweise Ti64, Ti6246 oder Ti6242.
[0013] Bei Ausbildung eines separaten Eintrittskantenelements erstreckt sich dieses bevorzugterweise
bis kurz vor den Schaufelfuß, im direkten Übergang des Schaufelfußes ist es nicht
erforderlich, die erfindungsgemäße Legierung aufzubringen oder einzusetzen.
[0014] Bei einer separaten Fertigung des erfindungsgemäßen Eintrittskantenelements und der
Verbindung mittels eines Laserschweißverfahrens ergibt sich der Vorteil, dass sich
durch die thermische Beeinflussung während des Laserschweißvorgangs ein weicher Übergang
zwischen dem niedrigen E-Modul des Eintrittskantenelements und dem höheren E-Modul
des Materials des restlichen Schaufelblattes ergibt. Es ergibt sich somit ein gradierter
Übergang der elastischen Eigenschaften, welcher sich vorteilhaft auf das gesamte Bauteilverhalten
der Verdichterschaufel auswirkt. Dieser Effekt beruht auf der Tatsache, dass bei Erwärmung
der niedermoduligen Titanlegierung in Temperaturbereiche oberhalb ca. 500°C der E-
Modul wieder auf Werte herkömmlicher Titanlegierungen ansteigt, und somit der unmittelbare
Schweißnahtbereich homogen verläuft.
[0015] Die erfindungsgemäße Verdichterschaufel, welche als einzelne Kompressorschaufel,
als Blisk-Schaufel oder als Fan-Schaufel ausgebildet sein kann, ist somit in hohem
Maße beständig gegen Erosion und Beschädigungen durch Fremdkörper.
[0016] Die Erfindung bezieht sich somit auch auf ein Verfahren zur Herstellung einer Verdichterschaufel,
bei welchem ein Eintrittskantenelement separat gefertigt und mit dem Schaufelblatt
mittels eines Schweißverfahrens, insbesondere eines Laserschweißverfahrens verbunden
wird, wobei das Eintrittskantenelement aus einer niedermoduligen (bezüglich des E-Moduls)
Titanlegierung, beispielsweise aus Ti 28Nb 1 Fe 0,5Si oder aus oder Ti-36Nb-2Ta-3Zr-0.30
oder aus Ti-24Nb-4Zr-8Sn, und/oder einer Legierung mit einem E-Modul von im Wesentlichen
50 bis 70 GPa gefertigt ist und wobei das Schaufelblatt aus einer nach dem Stand der
Technik bekannten Legierung gefertigt ist.
[0017] Die Erfindung bezieht sich auch auf die Verwendung einer niedermoduligen (E-Modul)
Titanlegierung, beispielsweise Ti 28Nb 1 Fe 0,5Si oder Ti-36Nb-2Ta-3Zr-0.30 oder Ti-24Nb-4Zr-8Sn,
insbesondere für den Eintrittskantenbereich einer Verdichterschaufel.
[0018] Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels in Verbindung mit
der Zeichnung beschrieben. Dabei zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Gasturbinentriebwerks gemäß der vorliegenden Erfindung,
- Fig. 2
- eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Verdichterschaufel, und
- Fig. 3
- eine Darstellung des Verlaufs des E-Moduls über die Schaufellänge.
[0019] Das Gasturbinentriebwerk 10 gemäß Fig. 1 ist ein Beispiel einer Turbomaschine, bei
der die Erfindung Anwendung finden kann. Aus dem Folgenden wird jedoch klar, dass
die Erfindung auch bei anderen Turbomaschinen verwendet werden kann. Das Triebwerk
10 ist in herkömmlicher Weise ausgebildet und umfasst in Strömungsrichtung hintereinander
einen Lufteinlass 11, einen in einem Gehäuse umlaufenden Fan 12, einen Zwischendruckkompressor
13, einen Hochdruckkompressor 14, Brennkammern 15, eine Hochdruckturbine 16, eine
Zwischendruckturbine 17 und eine Niederdruckturbine 18 sowie eine Abgasdüse 19, die
sämtlich um eine zentrale Triebwerksachse 1 angeordnet sind.
[0020] Der Zwischendruckkompressor 13 und der Hochdruckkompressor 14 umfassen jeweils mehrere
Stufen, von denen jede eine in Umfangsrichtung verlaufende Anordnung fester stationärer
Leitschaufeln 20 aufweist, die allgemein als Statorschaufeln bezeichnet werden und
die radial nach innen vom Triebwerksgehäuse 21 in einem ringförmigen Strömungskanal
durch die Kompressoren 13, 14 vorstehen. Die Kompressoren weisen weiter eine Anordnung
von Kompressorlaufschaufeln 22 auf, die radial nach außen von einer drehbaren Trommel
oder Scheibe 26 vorstehen, die mit Naben 27 der Hochdruckturbine 16 bzw. der Zwischendruckturbine
17 gekoppelt sind.
[0021] Die Turbinenabschnitte 16, 17, 18 weisen ähnliche Stufen auf, umfassend eine Anordnung
von festen Leitschaufeln 23, die radial nach innen vom Gehäuse 21 in den ringförmigen
Strömungskanal durch die Turbinen 16, 17, 18 vorstehen, und eine nachfolgende Anordnung
von Turbinenschaufeln 24, die nach außen von einer drehbaren Nabe 27 vorstehen. Die
Kompressortrommel oder Kompressorscheibe 26 und die darauf angeordneten Schaufeln
22 sowie die Turbinenrotornabe 27 und die darauf angeordneten Turbinenlaufschaufeln
24 drehen sich im Betrieb um die Triebwerksachse 1.
[0022] Die Fig. 2 zeigt eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Verdichterschaufel,
welche eine übliche Kompressorschaufel, eine Fan-Schaufel oder eine Blisk-Schaufel
sein kann. Die Schaufel weist beispielsweise einen Schaufelfuß 31 auf, mit welchem
ein in üblicher Weise ausgebildetes Schaufelblatt 29 verbunden ist. Im Bereich einer
Eintrittskante oder Anströmkante ist ein Eintrittskantenelement 30 mittels einer Laser-Schweißnaht
32 verbunden. Das Eintrittskantenelement 30 erstreckt sich bis kurz vor den Schaufelfuß
31, es braucht nicht direkt mit dem Schaufelfuß 31 verbunden werden.
[0023] Die Fig. 3 zeigt eine Darstellung des Verlaufs des E-Moduls in schematischer Weise.
Daraus ist ersichtlich, dass der E-Modul des Eintrittskantenelements 30 geringer ist
als der E-Modul des Schaufelblatts 29, wobei sich im Bereich der Schweißnaht 32 ein
weicher Übergang zwischen dem niedrigeren und dem höheren E-Modul ergibt.
Bezugszeichenliste:
[0024]
- 1
- Triebwerksachse
- 10
- Gasturbinentriebwerk / Kerntriebwerk
- 11
- Lufteinlass
- 12
- Fan
- 13
- Mitteldruckkompressor (Verdichter)
- 14
- Hochdruckkompressor
- 15
- Brennkammern
- 16
- Hochdruckturbine
- 17
- Mitteldruckturbine
- 18
- Niederdruckturbine
- 19
- Abgasdüse
- 20
- Leitschaufeln
- 21
- Triebwerksgehäuse
- 22
- Kompressorlaufschaufeln
- 23
- Leitschaufeln
- 24
- Turbinenschaufeln
- 26
- Kompressortrommel oder -scheibe
- 27
- Turbinenrotornabe
- 28
- Auslasskonus
- 29
- Schaufelblatt
- 30
- Eintrittskantenelement
- 31
- Schaufelfuß
- 32
- Schweißnaht
- 33
- Eintrittskante
1. Gasturbinenverdichterschaufel mit einem Schaufelblatt (29) mit einer Eintrittskante
(33), wobei zumindest der Bereich der Eintrittskante (33) aus einer niedermoduligen
Titanlegierung gefertigt ist.
2. Verdichterschaufel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest der Bereich der Eintrittskante aus Ti 28Nb 1 Fe 0,5Si oder Ti-36Nb-2Ta-3Zr-0.30
oder Ti-24Nb-4Zr-8Sn gefertigt ist.
3. Verdichterschaufel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Eintrittskante in Form eines Eintrittskantenelements (30) ausgebildet ist, welches
mittels eines Schweißverfahrens mit dem Schaufelblatt (29) verbunden ist.
4. Verdichterschaufel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Eintrittskantenelement (30) mittels eines Laserschweißverfahrens mit dem Schaufelblatt
verbunden ist.
5. Verdichterschaufel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Bereich der Eintrittskante (33) einen E-Modul von im Wesentlichen 50 bis 70 GPa
aufweist.
6. Verdichterschaufel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Schaufelblatt aus Ti64 oder Ti6246 oder Ti6242 oder IN718 gefertigt ist.
7. Verdichterschaufel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verdichterschaufel in Form einer Kompressorschaufel ausgebildet ist.
8. Verdichterschaufel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verdichterschaufel in Form einer Fan-Schaufel ausgebildet ist.
9. Verdichterschaufel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass diese in Form einer Blisk-Schaufel ausgebildet ist.