[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum schallemissionsarmen Beschleunigen eines
propellergetriebenen Wasserfahrzeugs, insbesondere eines Unterseebootes.
[0002] Insbesondere bei militärischen Unterseebooten ist man bemüht, die Geräuschemission
des Bootes so gering wie möglich zu halten, um dessen Ortbarkeit, die unter Wasser
nahezu ausschließlich anhand der Schallemissionen erfolgen kann, negativ zu beeinflussen.
Deshalb sind insbesondere Schallemissionen vom Propellerantrieb zu vermeiden, da der
Propeller außen liegt und somit etwaige Schallemissionen ungedämpft in das umgebende
Medium übertragen werden. Dabei sind insbesondere beim Propellerantrieb kavitationsbedingte
Emissionen kritisch, bei welchen typischerweise schlagartig das Geräuschniveau erhöht
wird. Aber auch bei Überwasserschiffen ist es erstrebenswert, Geräuschemissionen gering
zu halten, um Mensch und Natur hierdurch möglichst wenig zu belasten. Schließlich
bewirkt Kavitation im Propellerbereich nicht nur Geräuschemissionen sondern regelmäßig
auch mechanischen Verschleiß, den es ebenfalls zu vermeiden gilt.
[0003] Bei Propellern, wie Sie in militärischen Unterseebooten eingesetzt werden, zählt
es zum Stand der Technik, diese vor ihrem Einsatz schalltechnisch zu untersuchen.
Dabei werden sogenannte Kavitationseinsatzdiagramme erstellt, in welchen die dimensionslose
Kavitationszahl σ
n über dem Schubbeiwert K
T des jeweiligen Betriebszustandes in Relation zur Kavitationseinsatzgrenze dargestellt
sind. Diese Diagramme geben eine qualitative Aussage über die kavitationsbedingte
Schallemission eines Propellers, sind jedoch zum einen nur für stationäre Zustände
ausgelegt und zum anderen an Board regelmäßig nicht verfügbar, da sie für die Steuerung
des Fahrzeugs nicht verwertbar sind. Die schallemissionsarme, d. h. kavitationsfreie
Beschleunigung erfolgt also in der Praxis ohne technische Grundlage, also ausschließlich
erfahrungsbedingt, wobei im Einsatzfall auch nur ein kurzzeitiges Überschreiten dieser
Kavitationsgrenze fatale Folgen haben kann. In der Praxis wird daher sicherheitshalber
ein recht großer Abstand eingehalten, was allerdings dazu führt, dass die erreichbaren
Beschleunigungen des Fahrzeugs sowohl in positiver als auch in negativer Richtung
(Abbremsen) deutlich unter dem technisch Möglichen liegen.
[0004] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu
schaffen, welches einerseits sicherstellt, dass vorbestimmte Schallemissionen durch
den Propeller im normalen Fahrbetrieb nicht überschritten werden, andererseits jedoch
das technisch mögliche Beschleunigungsvermögen des Fahrzeugs besser ausnutzt, als
dies bisher der Fall ist.
[0005] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch ein Verfahren mit den in Anspruch 1
angegebenen Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen sowie in der nachfolgenden Beschreibung angegeben.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren zum schallemissionsarmen Beschleunigen eines propellergetrieben
Wasserfahrzeugs, insbesondere eines Unterseebootes, ist
dadurch gekennzeichnet, dass in einer ersten Phase Beschleunigungszustände ermittelt werden, bei denen eine vorbestimmte
Schallemission gerade überschritten wird, wonach dann in einer zweiten Phase Beschleunigungszustände
festgelegt werden, bei denen die vorbestimmte Schallemission nicht überschritten wird,
und schließlich im normalen Fahrbetrieb der oder die Propeller so angesteuert werden,
dass die in der zweiten Phase ermittelten Beschleunigungszustände nicht überschritten
werden. Das erfindungsgemäße Verfahren ist sowohl für positive Beschleunigung, also
für eine Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit, als auch für negative Beschleunigung, also
das Abbremsen einsetzbar.
[0007] Grundgedanke der vorliegenden Erfindung ist es, zunächst einmal in der ersten Phase
die Beschleunigungszustände zu ermitteln, bei denen eine vorbestimmte Schallemission
gerade überschritten wird. Diese vorbestimmte Schallemission ist typischerweise die,
die sich durch die Kavitationsgrenze ergibt, d. h. die vorbestimmte Schallemission
liegt typischerweise unter der Kavitationsgrenze, sodass mit Überschreiten der vorbestimmten
Schallemission, die Kavitationsgrenze ebenfalls überschritten wird und typischerweise
die Schallemission stark ansteigt. Diese Grenze ist technisch, insbesondere wenn diese,
was bevorzugt der Fall ist, kavitationsbedingt gegeben ist, gut zu ermitteln, sei
es durch Schallmessung, sei es durch Beobachtung der Propellerflügel, an denen sich
kavitationsbedingt Blasen bilden oder sei es auch durch elektrische Messung. Es kann
also gegebenenfalls die vorbestimmte Schallemission auch indirekt ermittelt werden,
indem Kavitationszustände detektiert werden.
[0008] In einer zweiten Phase werden dann Beschleunigungszustände festgelegt, bei denen
die vorstimmte Schallemission nicht überschritten wird. Es wird also anhand der in
der ersten Phase ermittelten Beschleunigungszustände ein kleiner, jedoch sicher ausreichender
Abstand gewählt, um die Beschleunigungszustände festzulegen, bei denen die vorbestimmte
Schallemission nicht überschritten wird. Schließlich wird dann im normalen Fahrbetrieb
der Propeller so angesteuert, dass die in der zweiten Phase ermittelten Beschleunigungszustände
nicht überschritten werden. Das erfindungsgemäße Verfahren kann grundsätzlich in einfachster
Form manuell ausgeführt werden, indem entsprechende Tabellen, Kurven bereit gestellt
werden, anhand derer der Fahrzeugführer ermitteln kann, wie weit er in der jeweiligen
Betriebssituation beschleunigen darf oder nicht. Vorteilhaft erfolgt das Verfahren
jedoch implementiert in eine elektronische Steuerung, welche zum einen wesentliche
mehr Größen zueinander erfassen kann, welche die Beschleunigungszustände bestimmen,
zum anderen entsprechend begrenzend oder korrigierend in die Antriebssteuerung des
Propellers eingreifen kann.
[0009] Vorteilhaft ist jeder der Beschleunigungszustände durch mehrere Größen bestimmt.
Je mehr relevante Größen zur Bestimmung des Beschleunigungszustandes herangezogen
werden, um so mehr kann an die kritische Kavitationsgrenze angenähert werden. So ist
die Kavitationsgrenze beim Beschleunigen am Propeller eines Unterseebootes nicht nur
von der Geschwindigkeit des Bootes abhängig, sondern von einer Vielzahl weiterer Größen.
Je weiter sich die Propellerdrehzahl an die dieser entsprechenden Schiffsgeschwindigkeit
angepasst hat, umso größer kann die nachfolgende Beschleunigung sein. Auch ist die
mögliche Beschleunigung unterhalb der Kavitationsgrenze in großer Tauchtiefe größer
als in oberflächennahem Wasser. Es sind daher gemäß der Erfindung mehrere Größen zur
Bestimmung eines Beschleunigungszustandes heranzuziehen. Dies können vorteilhaft
- a) die Geschwindigkeit des Fahrzeugs,
- b) die Tauchtiefe des Fahrzeugs,
- c) die Wasserqualität des umgebenden Wassers,
- d) die Ruderstellung des Fahrzeugs,
- e) Trimm- und Gierwinkel des Fahrzeugs,
- f) die Propellerdrehzahl,
- g) der Propellerschub,
- h) das Propellermoment,
- i) das Trägheitsmoment des Antriebsstrangs und/oder
- j) die Motorleistung des Antriebs sein.
[0010] Die vorgenannten Größen sind insbesondere im Zusammenhang mit einem Unterseeboot
von Belang, es handelt sich hierbei nicht jedoch um eine abschließende, sondern nur
um eine beispielhafte Aufzählung. So können hinsichtlich der Wasserqualität die Dichte,
die Temperatur, die Viskosität, der Luftgehalt, die Salinität und andere geeignete
Größen herangezogen werden.
[0011] Vorteilhaft werden durch Variation der vorgenannten Größen entsprechende Beschleunigungszustände
ermittelt, die dann in einem mehrdimensionalen Diagramm abgelegt werden und zwar in
Form der in der zweiten Phase festgelegten Beschleunigungszustände in Abhängigkeit
der jeweiligen Größen, so, dass eine unzulässig hohe Schallemission gerade nicht auftritt.
[0012] Es versteht sich, dass ein solches mehrdimensionales Diagramm durch Fahrversuche
nur bedingt erfasst werden kann, da mit zunehmender Anzahl der verwendeten Größen
die Komplexität des Diagramms und damit auch die Zahl der Kombinationen wächst. Es
sind also zum einen die ermittelten Werte in geeigneter Weise zu interpolieren bzw.
in mathematische Zusammenhänge zu fassen, zum anderen die Abhängigkeiten der Größen
zueinander zu erfassen, um dann geeignete Rechenregeln oder Tabellen aufzustellen,
welche ein Beschleunigungsverfahren ermöglichen, das schallemissionstechnisch optimiert
ist, insbesondere im Hinblick auf Kavitationserscheinungen.
[0013] Dabei können gemäß der Erfindung ein oder mehrere Beschleunigungszustände kennzeichnende
Größen durch praktische Fahrversuche ermittelt werden. Ein Teil der Größen wird jedoch
rechnerisch ermittelt werden müssen, da ersichtlich in einem vorgegebenen Zeitabschnitt
nicht alle erdenklichen Größenkombinationen abgefahren werden können. Auch werden
ein oder mehrere Beschleunigungszustände kennzeichnende Größen gemäß der Erfindung
durch Modellversuche ermittelt werden. Modellversuche können dabei entweder Versuche
sein, bei denen Dimensionsänderungen erfolgen, wie beispielsweise bei Schleppkanalversuchen,
aber auch Versuche, bei denen beispielsweise ein Antriebspropeller unabhängig vom
Fahrzeug in einem Strömungskanal untersucht wird.
[0014] Vorteilhaft, werden gemäß einer Weiterbildung des erfindungsmäßen Verfahrens die
bestimmenden Größen für die in der zweiten Phase festgelegten Beschleunigungszustände
in einem digitalen Speicher einer elektronischen Steuerung abgelegt, welche die möglichen
Steuereingriffe entsprechend den in der zweiten Phase festgelegten Beschleunigungszuständen
begrenzt. Eine solche Steuerung kann ohne weiteres in die elektronische Motorsteuerung
integriert werden, sodass eine automatische Begrenzung der Beschleunigung entsprechend
den bestimmenden Größen erfolgt.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren kann grundsätzlich für beliebige propellergetrieben
Wasserfahrzeuge einsetzt werden, besonders vorteilhaft wird es beim Betrieb eines
militärischen Unterseeboots eingesetzt, um die vom Propeller ausgehende Signatur des
Bootes im Hinblick auf eine maximal mögliche Beschleunigung zu minimieren. Mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren können Kavitationsgrenzen für unterschiedliche Betriebszustände
ermittelt und hinsichtlich der Beschleunigung berücksichtigt werden, sodass im Vergleich
zum Stand der Technik eine wesentlich höhere Beschleunigung des Fahrzeugs möglich
ist, ohne dadurch die Schallemission merklich zu erhöhen, insbesondere ohne in den
schallemissionsintensiven Kavitationsbereich zu gelangen.
1. Verfahren zum schallemissionsarmen Beschleunigen eines propellergetriebenen Wasserfahrzeugs,
insbesondere eines Unterseebootes, bei dem in einer ersten Phase Beschleunigungszustände
ermittelt werden, bei denen eine vorbestimmte Schallemission gerade überschritten
wird, wonach in einer zweiten Phase Beschleunigungszustände festgelegt werden, bei
denen die vorbestimmte Schallemission nicht überschritten wird und danach der oder
die Propeller so angesteuert werden, dass die in der zweiten Phase ermittelten Beschleunigungszustände
nicht überschritten werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem jeder Beschleunigungszustand durch mehrere Größen
bestimmt ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem ein Beschleunigungszustand durch eine oder
mehrere der folgenden Größen bestimmt ist:
a) Geschwindigkeit des Fahrzeugs,
b) Tauchtiefe des Fahrzeugs,
c) Wasserqualität des umgebenden Wassers,
d) Ruderstellung des Fahrzeugs,
e) Trimm- und Gierwinkel des Fahrzeugs,
f) Propellerdrehzahl,
g) Propellerschub,
h) Propellermoment,
i) Trägheitsmoment des Antriebsstrangs,
j) Motorleistung des Antriebs.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem mittels der die Beschleunigungszustände
kennzeichnenden Größen ein mehrdimensionales Diagramm gebildet wird, in welchem die
in der zweiten Phase festgelegten Beschleunigungszustände angegeben sind.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem ein oder mehrere Beschleunigungszustände
kennzeichnende Größen durch Fahrversuche ermittelt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem ein oder mehrere Beschleunigungszustände
kennzeichnende Größen rechnerisch ermittelt werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem ein oder mehrere Beschleunigungszustände
kennzeichnende Größen durch Modellversuche ermittelt werden.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem die vorbestimmte Schallemission
durch die Kavitationsgrenze bestimmt ist.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem die bestimmenden Größen
für die in der zweiten Phase festgelegten Beschleunigungszustände in einem digitalen
Speicher einer elektronischen Steuerung abgelegt sind, welche die möglichen Steuereingriffe
entsprechend den in der zweiten Phase festgelegten Beschleunigungszuständen begrenzt.