[0001] Die Erfindung betrifft eine Wärmedämmplatte für ein Wärmedämmsystem, insbesondere
ein Wärmedämmverbundsystem, mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1. Ferner
betrifft die Erfindung ein Wärmedämmsystem, insbesondere ein Wärmedämmverbundsystem,
mit wenigstens einer solchen Wärmedämmplatte.
Stand der Technik
[0002] Ein Wärmedämmverbundsystem umfasst eine ein- oder mehrlagig aus mehreren Wärmedämmplatten
gebildete Wärmedämmschicht sowie ein Putzsystem, das als außenliegende Deckschicht
auf die Wärmedämmschicht aufgebracht wird. In der Regel finden dabei Hartschaumplatten,
insbesondere Polystyrol-Hartschaumplatten, als Wärmedämmplatten Einsatz. Denn diese
weisen gute Wärmedämmeigenschaften auf und bilden zugleich einen optimalen Putzuntergrund
aus. Darüber hinaus sind sie relativ kostengünstig.
[0003] Als nachteilig erweist sich jedoch das Brandverhalten derartiger Wärmedämmstoffe,
welche gemäß DIN 4102-1 regelmäßig der Baustoffklasse B (brennbare Baustoffe) zuzuordnen
sind. Da die Anforderungen an den Brandschutz stetig steigen, besteht ein allgemeiner
Bedarf an Wärmedämmplatten, die ein verbessertes Brandverhalten aufweisen. Gleichwohl
bereits eine Vielzahl an Vorschlägen gemacht worden sind, gibt es immer noch Verbesserungsbedarf.
[0004] Bereits aus der Gebrauchsmusterschrift
DE 84 26 763 U1 geht ein Fassaden-Vollwärmeschutz-Verbundsystem hervor, das eine als Brandbarriere
wirksame, Dämmplatte aus Polystyrol-Hartschaum umfasst. Die Dämmplatte aus Polystyrol-Hartschaum
weist hierzu einen in voller Dicke der Dämmplatte ausgebildeten, eingelassenen oder
angesetzten Streifen aus einem in der Hitze nicht schmelzenden, vorzugsweise nicht
brennbaren oder schwer entflammbaren Dämmstoff auf. Bei diesem Dämmstoff kann es sich
beispielsweise um einen Mineralfaser-oder Glasfaser-Dämmstoff handeln. Wird anschließend
eine ein- oder mehrlagige Putzschicht appliziert, kann jedoch die Verwendung derartiger
Dämmstoffe innerhalb einer aus Polystyrol-Hartschaum bestehenden Dämmschicht zu unerwünschten
farblichen Abweichungen bzw. Abzeichnungen auf der Fassade führen.
[0005] Zur Vermeidung derartiger Abzeichnungen wird in der
DE 196 43 618 C5 ein Wärmedämmverbundsystem mit Kunststoffdämmplatten aus Hartschaum, insbesondere
Polystyrol-Hartschaum, vorgeschlagen, welches ein mit einem Flammschutzmittel versehenes
und zwischen benachbarten Dämmplatten angeordnetes Gewebe zur Ausbildung einer Trennschicht
umfasst. Im Brandfall bewirkt die Hitze ein Aufschäumen und Aushärten des Flammschutzmittels,
so dass eine Stabilisierung der Trennschicht erfolgt.
[0006] Ausgehend von dem vorstehend genannten Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung
die Aufgabe zugrunde, eine Wärmedämmplatte für ein Wärmedämmsystem, insbesondere ein
Wärmedämmverbundsystem, anzugeben, welche im Brandfall eine Brandausbreitung unterbindet
oder zumindest deutlich erschwert. Die Wärmedämmplatte selbst soll einfach aufgebaut
und kostengünstig herstellbar sein. Ferner soll die Ausbildung eines Wärmedämmsystems,
insbesondere eines Wärmedämmverbundsystems, bei Einsatz einer solchen Wärmedämmplatte
nicht erschwert werden.
[0007] Zur Lösung der Aufgabe werden eine Wärmedämmplatte mit den Merkmalen des Anspruchs
1 sowie ein Wärmedämmsystem mit den Merkmalen des Anspruchs 11 vorgeschlagen. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind den jeweiligen Unteransprüchen zu entnehmen.
Offenbarung der Erfindung
[0008] Die vorgeschlagene Wärmedämmplatte besitzt zwei über Seitenflächen verbundene, parallele
Oberflächen, die im verbauten Zustand der Wärmedämmplatte im Wesentlichen parallel
zu einem bauseitigen Untergrund zu liegen kommen. Erfindungsgemäß ist wenigstens eine
Seitenfläche der Wärmedämmplatte mit einer Flammschutzmittel enthaltenden Beschichtung
versehen, die unmittelbar und vollflächig auf der Seitenfläche aufgebracht ist. Wird
eine solche Platte mit weiteren gleichartigen Platten verbaut, liegen sich bevorzugt
jeweils zwei mit einer Flammschutzmittel enthaltenden Beschichtung versehenen Seitenflächen
gegenüber bzw. aneinander an und bilden auf diese Weise eine Art Brandbarriere aus.
Eine Brandausbreitung innerhalb der Dämmschichtebene wird demnach wirksam unterbunden.
[0009] Die Anordnung der Flammschutzmittel enthaltenden Beschichtung ist weiterhin bevorzugt
auf eine oder mehrere Seitenflächen beschränkt, d.h. die über die Seitenflächen verbundenen
Oberflächen bleiben vorzugsweise frei von einer solchen Beschichtung. Dies gilt insbesondere
für die außen liegende Oberfläche, welche der Aufnahme einer Putzschicht dient. Dadurch
ist gewährleistet, dass die Haftung der Putzes oder einer vermittelnden Zwischenschicht
auf der Wärmedämmplatte nicht beeinträchtigt wird. Ferner ist dadurch sichergestellt,
dass es nicht zu Abzeichnungen und/oder Verfärbungen auf der sichtbaren Oberfläche
der Putzschicht kommt. Handelt es sich bei dem Flammschutzmittel um ein intumeszierendes
Mittel, das bei starker Hitzeeinwirkung aufschäumt und eine isolierende Schutzschicht
ausbildet, beseitigt die erfindungsgemäß vorgesehene Anordnung der Flammschutzmittel
enthaltenden Beschichtung auf einer oder mehreren Seitenflächen der Wärmedämmplatte
ferner die Gefahr, dass das Flammschutzmittel vorzeitig aufgrund starker Sonneneinstrahlung
reagiert oder seine Wirkung verliert. Ferner ist die Beschichtung vor weiteren äußeren
Einflüssen, insbesondere Beschädigungen geschützt, da die Wärmedämmplatten im Bereich
der beschichteten Seitenflächen gestoßen werden.
[0010] Die beschränkte Anordnung der Flammschutzmittel enthaltenden Beschichtung führt ferner
zu einer Material- und Kostenersparnis. Dies gilt insbesondere, da die Seitenflächen
in der Regel deutlich kleiner als die Oberflächen derartiger Wärmedämmplatten sind.
[0011] Zu einer weiteren Kostenersparnis führt, dass die Beschichtung erfindungsgemäß unmittelbar
auf die Seitenfläche aufgebracht wird. D.h., dass keine Zwischen- oder Trägerschicht
eingebaut wird. Insbesondere sind Trägermaterialien, wie beispielsweise Gewebe, Gitter,
Matten und dergleichen entbehrlich.
[0012] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die erfindungsgemäße Wärmedämmplatte
Seitenflächen auf, die im Wesentlichen senkrecht zu den Oberflächen verlaufen. Ferner
bevorzugt umschließen wenigstens zwei Seitenflächen einen rechten Winkel. In der einfachsten
Form bildet die Wärmedämmplatte einen Quader mit rechteckigem Querschnitt aus. Auf
entsprechend ausgebildeten ebenen Seitenflächen lässt sich die Flammschutzmittel enthaltende
Beschichtung besonders einfach aufbringen. Zur Ausbildung einer Wärmedämmschicht wird
eine solche Platte in der Regel stumpf an eine benachbarte gleichartige Platte gestoßen,
so dass die jeweils beschichteten Seitenflächen einander gegenüber bzw. unmittelbar
aneinander zu liegen kommen.
[0013] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung weist wenigstens eine Seitenfläche ein Profil,
insbesondere in Form einer Nut, einer Feder oder eines Stufenfalzes, auf. Eine hieran
angesetzte Wärmedämmplatte mit einer gegengleich ausgebildeten Seitenfläche ermöglicht
somit eine formschlüssige Verbindung beider Dämmplatten, welche einem Schüsseln und/oder
einem Abheben der Dämmplatten vom bauseitigen Untergrund entgegen wirkt. Bei einer
profilierten Ausbildung einer Seitenfläche ist bevorzugt vorgesehen, dass sich die
Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung über das gesamte Profil der Seitenfläche
erstreckt. Auf diese Weise ist die Wirksamkeit der Brandbarriere weiterhin gewährleistet.
[0014] Ferner wird vorgeschlagen, dass die Wärmedämmplatte ein Wärmedämmmaterial auf Basis
eines Mineralschaums, insbesondere Schaumglas, auf Basis eines organischen Schaums,
insbesondere Polystyrol, Polyurethan, Polyisocyanurat oder Phenolharz, auf Basis mineralischer
Fasern, insbesondere Mineralwolle, Steinwolle oder Glaswolle, oder auf Basis organischer
Fasern, insbesondere Holzfasern, Holzwolle oder Fasern aus Zellulose, Hanf oder Flachs,
umfasst. Mineralische Dämmmaterialien neigen zwar weniger zur Entzündung als solche
aus einem künstlichen und/oder organischen Material, doch auch diese können brennbare
Zusatzstoffe enthalten. Vorzugsweise umfasst die Wärmedämmplatte jedoch ein Wärmedämmmaterial
auf Basis eines Kunstschaumstoffs, wie beispielsweise Polystyrol, da hier die Erfindung
besonders zum Tragen kommt.
[0015] Weiterhin bevorzugt weist die Wärmedämmplatte einen homogenen Aufbau auf, d.h., dass
sich ein Wärmedämmmaterial über den gesamten Querschnitt erstreckt. Dadurch ist sichergestellt,
dass innerhalb einer Seitenfläche kein Materialwechsel erfolgt, der ein gleichmäßiges
Aufbringen und/oder Haftung der Beschichtung erschweren könnte.
[0016] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst die Flammschutzmittel
enthaltende Beschichtung ein organisches und/oder anorganisches Bindemittel. Ein solches
vereinfacht das Aufbringen der Beschichtung auf eine Seitenfläche einer Wärmedämmplatte.
[0017] Besonders bevorzugt ist die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung eine Farbe,
insbesondere eine Farbe auf Silikatbasis oder organischer Basis. Eine solche ist in
einer besonders dünnen Schicht aufbringbar, so dass die Wärmedämmplatte ihre ursprünglichen
Abmessungen beibehält. Ferner kann durch Aufbringen der Farbe eine einheitliche Oberflächenerscheinung
der Seitenfläche bewirkt werden.
[0018] Des Weiteren bevorzugt wird vorgeschlagen, dass die Beschichtung zumindest Aluminiumhydroxid
und/oder Blähgraphit als Flammschutzmittel enthält. D.h., dass auch weitere Flammschutzmittel
enthalten sein können, wie beispielsweise andere Metallhydroxide, Alkalimetallsilikate
und Hydrate von Metallsalzen oder -oxiden, die chemisch oder physikalisch gebundenes
Wasser bei erhöhten Temperaturen abgeben können, sowie Flammschutzmittel, die ein
ausgeprägtes Intumeszenzverhalten aufweisen. Aluminiumhydroxid besitzt jedoch den
Vorteil, dass es aufgrund seiner nur leicht weißlichen Färbung relativ farbneutral
ist.
[0019] Vorzugsweise ist die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung mittels Streichen,
Rollen, Sprühen, Spritzen, Tauchen oder Tunken auf eine Seitenfläche aufgebracht worden.
Es kommen demnach zum einen bevorzugt Roll-, Sprüh-, Spritz- oder Tauchverfahren zum
Einsatz, die einen sehr gleichmäßigen Flächenauftrag gewährleisten. Das Sprühen oder
Spritzen erfolgt vorzugsweise unter Verwendung geeigneter Werkzeuge, wie beispielsweise
einer Sprüh- oder Spritzpistole. Zum anderen kann das Aufbringen manuell mittels Streichen
oder Rollen erfolgen, so dass die Beschichtung bei Bedarf auch vor Ort auf der Baustelle,
beispielsweise zum Schutz einer Schnittfläche, auf die Wärmedämmplatte aufgebracht
werden kann.
[0020] Die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung besitzt bevorzugt eine Schichtstärke
≤1,0 mm, vorzugsweise ≤0,5 mm, weiterhin vorzugsweise ≤0,3 mm, d.h. sie ist relativ
dünnschichtig. Die Vorteile eines dünnschichtigen Auftrages liegen zum einen in der
Materialersparnis, zum anderen in der Vermeidung der Ausbildung von Wärmebrücken.
[0021] Weiterhin bevorzugt besitzt die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung in einer
Schichtstärke von 0,3 mm (als Referenzwert, die Schichtstärke kann natürlich auch
anders gewählt werden) einen LOI-Wert > 25, vorzugsweise > 40, weiterhin vorzugsweise
> 60. Da mit steigendem LOI-Wert die Brandbeständigkeit steigt, wirkt sich dies günstig
auf das Brandverhalten der beanspruchten Wärmedämmplatte aus. LOI (Limiting Oxygen
Index)-Wert ist eine Kenngröße zur Beschreibung des Brandverhaltens von Kunststoffen.
Er gibt die minimale Sauerstoffkonzentration eines Sauerstoff-Stickstoff-Gemisches
an, bei der die Verbrennung eines vertikal angeordneten Prüfkörpers unter den Prüfbedingungen
anhält. Der maximale LOI-Wert beträgt demnach 100.
[0022] Bevorzugt besitzt die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung einen sd-Wert nach
EN ISO 7783-2 > 0,01 m, vorzugsweise > 0,02 m, weiterhin vorzugsweise > 0,03 m. Der
sd-Wert bezeichnet die wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke und stellt
ein gebräuchliches Maß für den Diffusionswiderstand einer Bauteilschicht dar. Ein
hoher sd-Wert, d.h. eine geringe Wasserdampfdurchlässigkeit, bedeutet, dass die Gasdurchlässigkeit
gemindert ist, so dass der Sauerstofftransport durch die Beschichtung unterbunden
wird. Einer Brandausbreitung wird dadurch entgegen gewirkt. Da eine Bauteilschicht
bei einem sd-Wert von > 1500 m als diffusionsdicht gilt, kann der obere Grenzwert
des sd-Wertes vorliegend mit 2000 m angegeben werden.
[0023] Das ferner vorgeschlagene Wärmedämmsystem, insbesondere Wärmedämmverbundsystem, umfasst
wenigstens eine erfindungsgemäße Wärmedämmplatte zur Ausbildung einer Wärmedämmschicht.
Von herkömmlichen Wärmedämmsystemen unterscheidet sich demnach das vorliegende System
dadurch, dass wenigstens eine Seitenfläche einer Wärmedämmplatte eine Flammschutzmittel
enthaltende Beschichtung aufweist und somit innerhalb der Dämmschichtebene des Wärmedämmsystems
eine Art Brandbarriere ausbildet. Vorteilhafterweise sind mehrere, insbesondere alle
Seitenflächen der Wärmedämmplatte mit einer Flammschutzmittel enthaltenden Beschichtung
versehen, so dass die Brandbarriere umlaufend ausgebildet wird.
[0024] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Wärmedämmsystems umfasst
dieses mehrere erfindungsgemäße Wärmedämmplatten, die zu Ausbildung einer Wärmedämmschicht
jeweils im Bereich einer Seitenfläche, die mit einer Flammschutzmittel enthaltenden
Beschichtung versehen ist, unmittelbar gestoßen sind. D.h., dass die Wärmedämmplatten
über ihre beschichteten Seitenflächen unmittelbar aneinander anliegen. Über die beschichteten
Seitenflächen der Dämmplatten, d.h. über die Dämmplatten selbst, wird auf diese Weise
eine Art Brandbarriere ausgebildet. Im Unterschied zu Wärmedämmsystemen, die einen
nicht brennbaren oder zumindest schwer entflammbaren Trennkörper als Brandbarriere
zwischen den Dämmplatten aufweisen, ist das erfindungsgemäße Wärmedämmverbundsystem
somit deutlich einfacher ausgebildet bzw. auszubilden. Die Ausbildung bzw. Ausführung
eines erfindungsgemäßen Wärmedämmsystems entspricht der eines herkömmlichen Wärmedämmsystems,
so dass es keiner zusätzlichen Schulung der vor Ort ausführenden Unternehmen bedarf.
[0025] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung umfasst das Wärmedämmsystem zur Ausbildung
eines Wärmedämmverbundsystems ferner eine ein- oder mehrlagige Putzschicht, die auf
einer Oberfläche wenigstens einer Wärmedämmplatte aufgebracht ist. Von herkömmlichen
Wärmedämmverbundsystemen unterscheidet sich demnach das vorliegende System dadurch,
dass wenigstens eine Seitenfläche eine Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung
aufweist und somit innerhalb der Dämmschichtebene des Wärmedämmverbundsystems eine
Art Brandbarriere ausbildet. Vorteilhafterweise sind mehrere, insbesondere alle Seitenflächen
der Wärmedämmplatte mit einer Flammschutzmittel enthaltenden Beschichtung versehen,
so dass die Brandbarriere umlaufend ausgebildet wird.
[0026] Die Vorteile der Erfindung werden nachfolgend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele
einer erfindungsgemäßen Wärmedämmplatte sowie hieran durchgeführter Brandversuche
näher beschrieben. Die Erläuterung der Brandversuche erfolgt anhand der beigefügten
Zeichnungen. Diese zeigen:
Fig. 1 einen schematische Querschnitt durch einen Versuchsaufbau und
Fig. 2 eine schematische Draufsicht auf den Versuchsaufbau.
[0027] Wie aus der Fig. 1 ersichtlich, wurden zur Durchführung der Brandversuche jeweils
vier Blöcke 1 der Abmessung 20 cm x 10 cm x 6cm aus herkömmlichem Polystyrol-Hartschaum
(HBCD als Flammschutzmittel enthaltend) mittels eines handelsüblichen Klebers (hier:
StoLevell Uni) übereinander liegend an einer Faserzementplatte als Untergrund 2 fixiert.
Anschließend wurde in Anlehnung an ein herkömmliches Wärmedämmverbundsystem auf die
freie Oberfläche des Plattenstapels eine mineralische Armierungsschicht 3 mit eingelegtem
Gewebe aufgetragen. Dieser Versuchsaufbau wurde insgesamt sechsmal errichtet, fünfmal
mit verschiedenen erfindungsgemäßen Wärmedämmplatten 4, die sich lediglich im Hinblick
auf die aufgetragene Beschichtung 5 unterschieden, sowie einmal ohne erfindungsgemäße
Beschichtung 5 auf den Seitenflächen, wobei dieses Beispiel als Referenzbeispiel diente.
[0028] Die Brandversuche wurden in der Weise durchgeführt, dass jeder Versuchsaufbau 40
Sekunden lang mit rauschender Flamme 6 eines Bunsenbrenners (Propangas-Bunsenbrenner
660 W) beflammt wurde, wobei die Flamme 6 jeweils an der untersten Wärmedämmplatte
4 eines Plattenstapels angesetzt wurde, und zwar an der jeweils nach unten weisenden
Seitenfläche, die stets ohne Beschichtung 5 geblieben ist.
[0029] Die Beflammung der verschiedenen Versuchsaufbauten hat zu deutlich Ergebnissen geführt,
die nachfolgend in Form einer Tabelle zusammengefasst sind. Wichtigstes Ergebnis ist,
dass die Brandausbreitung bei Versuchsaufbauten mit einer erfindungsgemäßen Wärmedämmplatte
deutlich eingedämmt werden konnte (siehe auch Fig. 2, in welcher schematisch die Brandausbreitung
bei den Versuchsanordnungen I bis III, V und VI angedeutet ist). Je nach dem welche
Zusammensetzung zur Beschichtung 5 der Seitenflächen der Wärmedämmplatten 4 verwendet
wurde, fiel das Ergebnis mehr oder weniger deutlich aus.
[0030] Zur Beschichtung der Seitenflächen wurden vier verschiedene Flammschutzformulierungen
eingesetzt, die nachfolgende Zusammensetzung aufwiesen:
Flammschutzformulierung 1:
[0031]
33, 0 Gew.-% |
Wasser |
12,5 Gew.-% |
Polyester-Polyurethan Polymerdispersion |
41,5 Gew.-% |
Aluminiumhydroxid |
12,0 Gew.-% |
Füllstoffe (CaCO3, TiO2) |
1,0 Gew.-% |
Additive (Entschäumer, Verdicker, Netzmittel und dergl.) |
Flammschutzformulierung 2:
[0032]
9 Teile |
Flammschutzformulierung 1 |
1 Teil |
Blähgraphit |
Flammschutzformulierung 3:
[0033]
20,0 Gew.-% |
Wasser |
20,0 Gew.-% |
Wasserglas (Feststoffgehalt 30%) |
10,0 Gew.-% |
Styrol-Acrylat-Polymerdispersion (Feststoffgehalt 50%) |
6,5 Gew.-% |
Aluminiumhydroxid |
40,0 Gew.-% |
Füllstoffe (CaCO3, TiO2, Talkum) |
3,5 Gew.-% |
Additive (Entschäumer, Verdicker, Netzmittel und dergl.) |
Flammschutzformulierung 4:
[0034]
20,0 Gew.-% |
Wasser |
26,5 Gew.-% |
Reinacrylat-Polymerdispersion (Feststoffgehalt 50%) |
1,5 Gew.-% |
Filmbildehilfsmittel |
4,0 Gew.-% |
Aluminiumhydroxid |
44,0 Gew.-% |
Füllstoffe (CaCO3, TiO2) |
4,0 Gew.-% |
Additive (Entschäumer, Verdicker, Netzmittel und dergl.) |
Versuchsaufbau |
Flammschutz-formulierung |
LOI-Wert* |
Zahl der Anstriche |
Brand-Eindringtiefe |
I |
keine |
|
|
ca. 22 cm |
II |
Formulierung 1 |
100 |
einfach |
ca. 12 cm |
III |
Formulierung 2 |
100 |
einfach |
ca. 8 cm |
IV |
Formulierung 2 |
|
dreifach |
ca. 6 cm |
V |
Formulierung 3 |
38 |
einfach |
ca. 12 cm |
VI |
Formulierung 4 |
27 |
einfach |
ca. 14 cm |
* Die Messung der LOI-Werte der Beschichtungen erfolgte an freien Filmen mit einer
Schichtstärke von 0,3 mm an einem FTT LOI-Testgerät nach ASTM D2863. |
[0035] Wie die Zusammenstellung der Versuchsergebnisse zeigt, ließen sich die besten Ergebnisse
mit der Flammschutzformulierung 2 bei dreifachem Auftrag erzielen. Dennoch tragen
auch die anderen Flammschutzformulierungen bei einfachem Auftrag bereits zu einer
deutlichen Verbesserung des Brandschutzes bei.
1. Wärmedämmplatte für ein Wärmedämmsystem, insbesondere ein Wärmedämmverbundsystem,
mit zwei über Seitenflächen verbundenen, parallelen Oberflächen, die im verbauten
Zustand der Wärmedämmplatte (4) im Wesentlichen parallel zu einem bauseitigen Untergrund
(2) zu liegen kommen,
dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine Seitenfläche der Wärmedämmplatte (4) mit einer Flammschutzmittel
enthaltenden Beschichtung (5) versehen ist, die unmittelbar und vollflächig auf der
Seitenfläche aufgebracht ist.
2. Wärmedämmplatte nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächen verbindenden Seitenflächen im Wesentlichen senkrecht zu den Oberflächen
verlaufen und/oder wenigstens zwei Oberflächen verbindende Seitenflächen einen rechten
Winkel umschließen.
3. Wärmedämmplatte nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine Seitenfläche ein Profil, insbesondere in Form einer Nut, einer Feder
oder eines Stufenfalzes, aufweist und sich die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung
(5) über das gesamte Profil erstreckt.
4. Wärmedämmplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmedämmplatte (4) ein Wärmedämmmaterial auf Basis eines Mineralschaums, insbesondere
Schaumglas, auf Basis eines organischen Schaums, insbesondere Polystyrol, Polyurethan,
Polyisocyanurat oder Phenolharz, auf Basis mineralischer Fasern, insbesondere Mineralwolle,
Steinwolle oder Glaswolle, oder auf Basis organischer Fasern, insbesondere Holzfasern,
Holzwolle oder Fasern aus Zellulose, Hanf oder Flachs, umfasst.
5. Wärmedämmplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung (5) ein organisches und/oder anorganisches
Bindemittel umfasst.
6. Wärmedämmplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung (5) eine Farbe, vorzugsweise eine
Farbe auf Silikatbasis oder organischer Basis, ist.
7. Wärmedämmplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (5) zumindest Aluminiumhydroxid und/oder Blähgraphit und/oder weitere
Flammschutzmittel, wie beispielsweise andere Metallhydroxide, Alkalimetallsilikate
und Hydrate von Metallsalzen oder -oxiden, enthält.
8. Wärmedämmplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung (5) mittels Streichen, Rollen, Sprühen,
Spritzen, Tauchen oder Tunken auf eine Seitenfläche aufgebracht worden ist und/oder
eine Schichtstärke ≤1,0 mm, vorzugsweise ≤0,5 mm, weiterhin vorzugsweise ≤ 0,3 mm,
besitzt.
9. Wärmedämmplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung (5) in einer Schichtstärke von 0,3
mm einen LOI-Wert > 25, vorzugsweise > 40, weiterhin vorzugsweise > 60 besitzt.
10. Wärmedämmplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flammschutzmittel enthaltende Beschichtung (5) einen sd-Wert nach EN ISO 7783-2
> 0,01 m, vorzugsweise > 0,02 m, weiterhin vorzugsweise > 0,03 m, besitzt.
11. Wärmedämmsystem, insbesondere Wärmedämmverbundsystem, umfassend wenigstens eine Wärmedämmplatte
(4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur Ausbildung einer Wärmedämmschicht.
12. Wärmedämmsystem nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Wärmedämmplatten (4) nach einem der Ansprüche 1 bis 10 jeweils im Bereich
einer Seitenfläche, die mit einer Flammschutzmittel enthaltenden Beschichtung (5)
versehen ist, unmittelbar gestoßen sind.
13. Wärmedämmsystem nach Anspruch 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Ausbildung eines Wärmedämmverbundsystems eine ein- oder mehrlagige Putzschicht
(3) auf einer Oberfläche wenigstens einer Wärmedämmplatte (4) aufgebracht ist.