[0001] Die Erfindung betrifft eine Wirkmasse für ein beim Abbrand der Wirkmasse spektral
strahlendes Scheinziel mit einer beim Abbrand emittierten Strahlung im Wellenlängenbereich
von 3,7 bis 5,1 µm (B-Band), die mindestens um einen Faktor 15 stärker ist als eine
beim Abbrand emittierten Strahlung im Wellenlängenbereich von 1,9 bis 2,3 µm (A-Band).
Unter Stärke der Strahlung wird deren Intensität, d. h. deren Leistung pro Raumwinkelelement,
gemessen in J/sr, verstanden.
[0002] Aus
Koch, E. C., Propellants Explos. Pyrotech. 2009, 34, Seiten 6 bis 12, ist eine Scheinzielwirkmasse mit Nitrocellulose und Kaliumperchlorat bekannt. Es
hat sich jedoch gezeigt, dass die beim Abbrand dieser Wirkmasse emittierte Strahlung
im B-Band nur etwa um den Faktor 5 stärker ist als die beim Abbrand emittierte Strahlung
im A-Band.
[0003] Aus der
WO 2007/004871 ist eine pyrotechnische Zusammensetzung für ein Infrarotscheinziel bekannt, welches
einen extrudierbaren und energetischen Nitrocellulose enthaltenden Binder, ein Oxidationsmittel,
einen pyrotechnischen Brennstoff und eine Kohlenstoffquelle enthält. Bei dem Oxidationsmittel
kann es sich um KClO
4, KClO
3 oder NH
4ClO
4 und bei der Kohlenstoffquelle um Lampenruß, Ruß, Grafit, Holzkohle, Kohle oder ein
funktionell gleiches Material handeln. Mit der Wirkmasse ist beim Abbrand keine beim
Abbrand emittierte Strahlung im Wellenlängenbereich von 3,7 bis 5,1 µm zu erreichen,
die mindestens um den Faktor 15 stärker ist als eine beim Abbrand emittierte Strahlung
im Wellenlängenbereich von 1,9 bis 2,3 µm. Um einem Zweifarbensuchkopf mit einem pyrotechnischen
Scheinziel effektiv ein Flugzeug von vorderen Sichtwinkeln vortäuschen zu können,
ist aber beim Abbrand der Scheinzielwirkmasse ein möglichst hohes Spektralverhältnis,
d. h. das Verhältnis der Strahlungsstärke im B-Band zum Verhältnis der Strahlungsstärke
im A-Band, günstig. Um gebräuchliche Scheinzielkaliber zum Vortäuschen großer Flugzeuge
verwenden zu können, muss die Wirkmasse beim Abbrand, insbesondere bei hoher Luftgeschwindigkeit,
darüber hinaus sehr leistungsfähig sein.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Scheinzielwirkmasse bereitzustellen,
welche beim Abbrand eine Strahlung im Wellenlängenbereich von 3,7 bis 5,1 µm emittiert,
die mindestens um einen Faktor 15 stärker ist als eine beim Abbrand emittierte Strahlung
im Wellenlängenbereich von 1,9 bis 2,3 µm und die gleichzeitig sehr leistungsstark
ist. Die Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen
ergeben sich aus den Merkmalen der Ansprüche 2 bis 11.
[0005] Erfindungsgemäß ist eine Wirkmasse für ein beim Abbrand der Wirkmasse spektral strahlendes
Scheinziel mit einer beim Abbrand der Wirkmasse emittierten Strahlung im Wellenlängenbereich
von 3,7 bis 5,1 µm, die mindestens um einen Faktor 15 stärker ist als eine beim Abbrand
der Wirkmasse emittierte Strahlung im Wellenlängenbereich von 1,9 bis 2,3 µm vorgesehen.
Die Wirkmasse umfasst als Kohlenstoffatome und Wasserstoffatome enthaltenden Brennstoff
mindestens einen Nitratester und/oder ein Nitrosamin und als Oxidationsmittel Ammoniumperchlorat,
wobei die Menge des Ammoniumperchlorats so bemessen ist, dass sie nicht für eine vollständige
Oxidation des Brennstoffs ausreicht, wobei die Wirkmasse entweder den Nitratester
in Form eines polymeren Feststoffs oder ein Bindemittel umfasst. In dem Brennstoff
sind maximal 5 Kohlenstoffatome durch direkte Bindung miteinander verbunden. Mindestens
jedes sechste Atom ist also ein Heteroatom, wie z. B. Sauerstoff, Stickstoff oder
Schwefel. Dadurch wird das Entstehen von Ruß, der beim Glühen ein sehr effizienter
Schwarzkörperstrahler ist, zumindest weitgehend verhindert. Sobald 6 Kohlenstoffatome
durch direkte Bindung miteinander verbunden sind, kann es bei einer Pyrolyse zu einem
Ringschluss und damit zur Bildung einer aromatischen Struktur kommen. Dies führt dann
zur Bildung von Ruß als polyaromatischem Stoff, der das Spektrum der emittierten Strahlung
in Richtung des A-Bandes verschiebt. Bei höchstens 5 durch direkte Bindung miteinander
verbundenen C-Atomen ist die Entstehung aromatischer Strukturen sehr unwahrscheinlich
und die Rußbildung stark unterdrückt.
[0006] Weiterhin enthält die Wirkmasse im Wesentlichen keine elementaren Kohlenstoff enthaltende
Kohlenstoffquelle. Bei einer Ausgestaltung enthält die Wirkmasse zumindest im Wesentlichen
auch keinen beim Abbrand elementaren Kohlenstoff, beispielsweise in Form von Ruß,
erzeugende Substanz. "Im Wesentlichen" bedeutet dabei, dass keine der gewählten Bestandteile
der erfindungsgemäßen Wirkmasse eine solche Kohlenstoffquelle oder Substanz enthält
oder die Wirkmasse zumindest nicht mehr als 0,2 Gew.-% einer solchen Kohlenstoffquelle
oder Substanz enthält. Ein unbeabsichtigtes Vorhandensein von Spuren einer solchen
Kohlenstoffquelle oder Substanz kann naturgemäß nicht ganz ausgeschlossen werden.
Die erfindungsgemäße Wirkmasse sollte beim Abbrand nicht mehr als 1 Gew.-% der Wirkmasse
an festen Partikeln in der Flamme erzeugen. Solche Partikel und elementarer Kohlenstoff
bzw. Ruß erzeugen beim Glühen in der Flamme Schwarzkörperstrahlung und erzeugen dadurch
Strahlung im A-Band. Auch das in der Wirkmasse als Oxidationsmittel enthaltene Ammoniumperchlorat
hinterlässt beim Abbrand ausschließlich gasförmige Rückstände und trägt somit nicht
zur Entstehung von Schwarzkörperstrahlung bei.
[0007] Der polymere Feststoff übernimmt in der Wirkmasse auch die Funktion eines Bindemittels.
Es ist daher kein weiteres Bindemittel erforderlich. Der Feststoff kann dabei auch
ein viskoelastisches Material sein. Die Viskoelastizität kann durch weitere Komponenten
der Wirkmasse, wie z. B. eine ionische Flüssigkeit, bewirkt oder moduliert werden.
[0008] Die Besonderheit der Erfindung besteht darin, dass der Nitratester und/oder das Nitrosamin
nicht nur als Brennstoff und im Falle des Nitratesters gegebenenfalls als Bindemittel
dienen, sondern auch dazu, die beim Abbrand entstehende Primärflamme zu verbreitern.
Unter einer Primärflamme wird eine Flamme verstanden, die durch Reaktion von aus dem
Brennstoff entstandenem Gas mit aus dem Oxidationsmittel entstandenem Gas entsteht.
Die Verbreiterung der Primärflamme erfolgt dadurch, dass der Nitratester und das Nitrosamin
bei der Verbrennung bereits bei einer Temperatur zwischen 150°C und 250°C exotherm
zerfallen und dabei brennbare Gase erzeugen. Die Temperatur der Primärflamme ist dadurch
verhältnismäßig gering. Da die Menge des Oxidationsmittels in der Wirkmasse für eine
vollständige Oxidation nicht ausreichend ist, verbleiben brennbare Gase, die mit Luftsauerstoff
reagieren können. Da jedoch die Primärflamme eine verhältnismäßig niedrige Temperatur
aufweist, beginnt die Umsetzung mit dem Luftsauerstoff verhältnismäßig langsam, so
dass die Flamme dadurch eine größere Fläche einnimmt. Die entstandenen Gase verbrennen
am äußeren Flammenrand mit dem dort zur Verfügung stehenden Luftsauerstoff. Dadurch
wird ein Großteil der Strahlung emittiert und nicht in der Flamme absorbiert. Die
heißeste Fläche der Flamme wird dabei im Bereich der Verbrennung mit dem Luftsauerstoff
erzeugt. Dadurch bleiben Wasser und gegebenenfalls enthaltene feste Teilchen bis zu
dieser Zone verhältnismäßig kalt, wobei nur geringfügige Strahlung im A-Band entsteht.
Entstehendes oder entstandenes Kohlendioxid wird dagegen in der äußersten Zone der
Flamme sehr heiß und emittiert viel Strahlung im B-Band. Gegebenenfalls entstandene
Rußpartikel brennen an der Luft schnell ab oder kühlen rasch ab, so dass sie kaum
Strahlung im A-Band emittieren. Durch die Unterstützung der Verbrennung durch Luft
bleibt die Temperatur in der Flamme relativ lange erhalten und die für die Emission
der Strahlung wesentliche Oberfläche der Flamme wird verhältnismäßig groß. Gleichzeitig
wird die Feststoffreaktion an der brennenden Oberfläche durch die Flamme bei verhältnismäßig
niedriger Temperatur in Gang gehalten. Es entsteht insgesamt eine Flamme mit verhältnismäßig
niedriger Temperatur, hoher Leistung und zum B-Band hin verschobenem Strahlungsspektrum.
[0009] Die Wirkmasse ist durch den Mangel an Oxidationsmittel sauerstoffunterbilanziert.
Beim Abbrand dient daher der Luftsauerstoff als weiteres Oxidationsmittel. Im Vergleich
zu einer Wirkmasse mit ausgeglichener Sauerstoffbilanz kann mehr Brennstoff im Verhältnis
zum Oxidationsmittel in einer vorgegebenen Menge der Wirkmasse enthalten sein.
[0010] Ein weiterer wichtiger Aspekt des hier verwendeten Oxidationsmittels Ammoniumperchlorat
besteht darin, dass Ammoniumperchlorat beim Abbrand eine heterogene Flammenstruktur
erzeugt und dadurch gewährleistet, dass die Flamme auch bei hoher Windgeschwindigkeit,
wie sie bei einem fliegenden Scheinziel im Einsatz vorliegt, nicht erlischt.
[0011] Weiterhin erfolgt der Abbrand der Wirkmasse durch die durch die Ammoniumperchlorat
erzeugte heterogene Flammenstruktur auch bei niedrigem Luftdruck, wie er bei einem
in großer Höhe fliegenden Scheinziel herrscht. Weder bei reduziertem Druck noch bei
starkem Wind sind zur Verhinderung eines Erlöschens der Flamme weitere Maßnahmen erforderlich,
wie dies teilweise bei bekannten Nitrocellulose enthaltenden Scheinzielwirkmassen
der Fall ist.
[0012] Ein weiterer wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Wirkmasse besteht darin,
dass diese sehr kostengünstig hergestellt werden kann. Darüber hinaus hat sich gezeigt,
dass das Volumen der Wirkmasse beim Erhitzen derselben abnimmt. Dadurch erhöht sich
die Sicherheit der Wirkmasse im Falle eines Brandes und einer damit einhergehenden
schnellen starken Erwärmung oder beim langsamen Erhitzen, beispielsweise bei einer
Lagerung in der Sonne. In dem Scheinziel entsteht durch die Volumenabnahme der Wirkmasse
ein Leerraum und falls es zu einer unbeabsichtigten Anzündung kommen sollte steigt
der Druck in dem Scheinziel nicht so schlagartig an wie bei Wirkmassen, bei denen
mit einer Erwärmung keine Volumenabnahme erfolgt. Die Reaktion bei diesen Situationen
ist daher weniger heftig als bei bekannten Wirkmassen. Weiterhin hat es sich gezeigt,
dass sich die erfindungsgemäße Wirkmasse nach einem Pressen im Gegensatz zu bekannten
Scheinzielwirkmassen nicht um 0,2 bis 2% ausdehnt. Ein Presswerkzeug kann daher so
hergestellt werden, dass es genau das gewünschte Nennmaß vorgibt. Die Herstellung
einer Wirkmasse mit einem gewünschten Nennmaß wird dadurch wesentlich vereinfacht.
[0013] Bei einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Wirkmasse umfasst das Bindemittel Stärke,
ein Polybutadien, ein beim Abbrand der Wirkmasse nur gasförmige Zerfallsprodukte erzeugendes
Polymer, wie beispielsweise Polyvinylpyrrolidon (PVP), Polyvinylbutyral, Polyvinylalkohol
oder Polyvinylacetat, oder ein Polymer mit Nitratestergruppen, insbesondere Nitrocellulose,
Polyvinylnitrat, Polyglycidylnitrat oder GAP (Glycidylazidpolymer).
[0014] Der Nitratester kann flüssig sein. Er kann Glyceryltrinitrat, Ethylenglykoldinitrat,
Diethylenglykoldinitrat, Triethylenglykoldinitrat oder Methrioltrinitrat umfassen.
In diesem Fall kann der flüssige Nitratester auch als Weichmacher für das Bindemittel
dienen und die Wirkmasse dadurch phlegmatisieren und somit schlag- und reibunempfindlicher
machen. Weiterhin wird die Wirkmasse dadurch selbstschmierend, so dass die Reibung
reduziert, ein Pressen der Wirkmasse erleichtert und die Empfindlichkeit der Wirkmasse
reduziert wird. Der Nitratester kann auch als polymerer Feststoff Nitrocellulose,
Polyvinylnitrat oder Polyglycidylnitrat umfassen. Das Nitrosamin kann 1,3,5-trinitroso-1,3,5-hexahydrotriazin
umfassen. Alle genannten Nitratester und das genannte Nitrosamin haben sich als sehr
effiziente Primärflammenverbreiterungsmittel erwiesen. Die erfindungsgemäße Wirkmasse
ist wesentlich einfacher zu mischen und zu bearbeiten als härtende Harze oder härtende
Polymere enthaltende Wirkmassen. Sie können einfach gemischt und direkt danach gepresst
werden. Ein Lösemittel ist nicht erforderlich. Dennoch haben sich die Wirkmassen als
mechanisch stabiler als herkömmliche Spektralwirkmassen erwiesen. Gesteigert werden
kann eine mechanische Beständigkeit noch durch ein nachträgliches sintern der erfindungsgemäßen
Wirkmasse.
[0015] Die flüssigen Nitratester können für Nitrocellulose besonders gut als Weichmacher
fungieren. Sie quellen die Nitrocellulose und wandeln sie zu einem Elastomer um. Die
Wirkmasse kann dadurch ohne weiteres Lösungsmittel gemischt und gepresst werden.
[0016] Auch die Bindemittel können beim Abbrand zunächst endotherm unter Entstehung ausschließlich
gasförmiger Zerfallsprodukte vergast werden. Die Zerfallsprodukte können dann eine
außerhalb der verbreiterten Primärflamme mit dem Luftsauerstoff brennende Sekundärflamme
erzeugen und dadurch die Flamme weiter verbreitern.
[0017] Darüber hinaus kann die erfindungsgemäße Wirkmasse mindestens einen bei einer höheren
Temperatur als einer Zerfallstemperatur des Nitratesters und/oder des Nitrosamins
unter Entstehung mindestens eines brennbaren Gases endotherm zerfallenden weiteren
Brennstoff umfassen. "Endotherm Zerfallen" bedeutet, dass es bei zunehmender Temperatur
zumindest anfänglich einen Temperaturbereich gibt, in welchem der Zerfall endotherm
erfolgt. Die Temperatur der Flamme wird dadurch im Bereich des endothermen Zerfalls
effektiv begrenzt. Unter "Zerfallen" wird hier auch ein Sieden bzw. Vergasen verstanden.
Die Oberfläche der abbrennenden Wirkmasse sollte durch den weiteren Brennstoff jedoch
möglichst wenig oder gar nicht abgekühlt werden. Der Siedepunkt oder die Zerfallstemperatur
des weiteren Brennstoffs sollte daher möglichst hoch sein. Weiterhin sollte der weitere
Brennstoff nach Möglichkeit eine negative Sauerstoffbilanz aufweisen, beim Abbrand
aber dennoch keinen Ruß bilden. Beim Verbrennen sollte der weitere Brennstoff dagegen
eine möglichst hohe Verbrennungswärme erzeugen, d. h. der weitere Brennstoff sollte
möglichst energiehaltig sein.
[0018] Der weitere Brennstoff sollte nicht mit dem Nitratester und/oder dem Nitrosamin reagieren
können. Durch die damit einhergehende Verträglichkeit wird eine lange Lagerfähigkeit
erreicht. Der weitere Brennstoff dient als Flammenverbreiterungsmittel, indem durch
die höhere Zerfallstemperatur erreicht wird, dass eine weitere Flammenzone beim Abbrand
gebildet wird, weil innerhalb der Primärflamme keine Anzündung des vergasten weiteren
Brennstoffs erfolgt.
[0019] Der weitere Brennstoff kann ein Amin, Amid, Nitril, Cyanat, Isocyanat, Urethan, Imin,
Ketimin, Imid, Azid, Nitramin, Nitrosamin, Hydroxylamin, Hydrazin, Hydrazon, Oxim,
Furoxan, Furazan, tertiäres Ammoniumsalz, Harnstoff, Methylharnstoff, Dimethylharnstoff,
Trimethylharnstoff, Tetramethylharnstoff, Guanidinsalz, Monoaminoguanidinsalz, Diaminoguanidinsalz,
Triaminoguanidinsalz oder
[0020] Azoverbindung, einen Nitratester, Nitritester oder Stickstoffheterocyclus, eine Nitroverbindung,
Nitrosoverbindung oder quartäre Ammoniumverbindung umfassen. Dabei umfasst jede der
vorgenannten Verbindungen mindestens ein C-N-, eine C-N-O- oder eine C-O-N-Gruppe
und optional eine C-O-Gruppe. Die genannten Gruppen können dabei in geraden oder ringförmigen
Ketten und mit Einzel-, Doppel- oder Dreifachbindungen vorliegen. Durch diese Strukturmerkmale
kann in der Flamme angeregter Stickstoff seine Energie mit hoher Ausbeute an Kohlenstoffmonoxid
oder Kohlenstoffdioxid übermitteln und dieses dadurch anregen. Das Kohlenmonoxid oder
Kohlendioxid gibt die dadurch aufgenommene Energie dann als Infrarotstrahlung im B-Band
ab. Durch eine Bindung von Stickstoff an Kohlenstoff ist die Energieübertragung besonders
effektiv und die Strahlungsausbeute erhöht. Eine Sauerstoffbrücke zwischen Stickstoff-
und Kohlenstoffatomen steht dem nicht entgegen, weil die Energie auch über das Sauerstoffatom
an das Kohlenstoffatom übertragen werden kann.
[0021] Bei einer Ausgestaltung umfasst die Wirkmasse Dicyandiamid, Azodicarbonamid, Dinitrosopentamethylentetramin
(DNPT), Glyoxim, Oxamid, Acetamid, Carbazid, Semicarbazid, Diethylenglykoldinitrat,
Triethylenglykoldinitrat oder Methrioltrinitrat als weiteren Brennstoff.
[0022] Bei einer weiteren Ausgestaltung umfasst die Wirkmasse eine Mehrzahl an weiteren
Brennstoffen mit unterschiedlichen Zersetzungstemperaturen. Dadurch kann eine Mehrzahl
an Temperaturzonen in der Flamme erzeugt und dadurch eine sehr hohe Strahlungsleistung
realisiert werden. Für eine Erzeugung einer äußeren Flammenzone kann der weitere Brennstoff
oder die Mehrzahl an weiteren Brennstoffen einen staubförmigen weiteren Brennstoff,
insbesondere eine Cyanverbindung, insbesondere Paracyan, oder einen bei einem Abbrand
der Wirkmasse durch Zerstäuben einen Nebel bildenden weiteren Brennstoff, insbesondere
eine ionische Flüssigkeit, insbesondere eine eine Imidazol-, Pyridin-, Diazin- oder
sonstige Heterocyclusstruktur umfassende ionische Flüssigkeit, insbesondere 1-Butyl-3-methylimidazoliumperchlorat
(BMIM-ClO
4), umfassen. Ein mit der ionischen Flüssigkeit einhergehender Vorteil besteht darin,
dass die Wirkmasse dadurch elektrisch leitfähig und dadurch unempfindlich gegenüber
einer elektrostatischen Entladung wird. Weiterhin weisen ionische Flüssigkeiten eine
phlegmatisierende Wirkung in der Wirkmasse auf, so dass sich die Empfindlichkeit der
Wirkmasse gegen Reibung, Schlag und Stoß verringert.
[0023] Weiterhin kann die erfindungsgemäße Wirkmasse einen Stabilisator aus der Gruppe der
Akardite oder Centralite, insbesondere N,N-Diphenylharnstoff (Arkadit I), N-Methyl-N,N-diphenylharnstoff
(Akardit II), 1,3-Diethyl,1',3'-Diphenylharnstoff (Centralit I), 1,3-Dimethyl-1'3'-Diphenylharnstoff
(Centralit II) oder N-Methyl-N'-ethyl-N,N'-diphenylharnstoff (Centralit III), umfassen.
[0024] In der Wirkmasse kann ein Kupfer- oder Eisenatome enthaltender Katalysator, insbesondere
Eisenoxid, Ferrocen, Eisenacetonylacetat oder Kupferphtalocyanin, enthalten sein.
Der Katalysator erleichtert die Umsetzung von Ammoniumperchlorat bei verhältnismäßig
niedriger Temperatur und stabilisiert dadurch den Abbrand.
[0025] Bei einer Ausgestaltung sind in der Wirkmasse im Wesentlichen (außer den Katalysatoren)
keine Stoffe enthalten, die andere Atome als Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff,
Sauerstoff, Schwefel, Chlor und Brom enthalten. Dadurch wird die Entstehung von Abbrandprodukten,
die das Spektrum in Richtung des A-Bandes verschieben, vermieden. "Im Wesentlichen"
bedeutet dabei, dass keine der gewählten Bestandteile der erfindungsgemäßen Wirkmasse
diese Stoffe enthält. Ein Vorhandensein von Spuren von Stoffen, die solche Atome enthalten,
kann jedoch naturgemäß nicht ganz ausgeschlossen werden.
[0026] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels und der Figuren
näher erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung des Funktionsprinzips einer herkömmlichen Wirkmasse
und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung des Funktionsprinzips einer erfindungsgemäßen Wirkmasse.
[0027] Fig. 1 zeigt links eine schematische Darstellung des Abbrands einer herkömmlichen
Wirkmasse und rechts davon ein Profil der Temperatur T der bei deren Abbrand entstehenden
Flamme in Abhängigkeit vom Abstand d von der brennenden Oberfläche 1 der Wirkmasse.
Die Temperatur der brennenden Oberfläche 1 der Wirkmasse liegt bei der Zersetzungstemperatur
derjenigen Komponente der Wirkmasse, die sich bei der niedrigsten Temperatur zersetzt.
Dabei treten heiße Gase aus der Oberfläche aus und bilden eine Diffusionszone 2. In
der Diffusionszone mischen sich oxidierende Gase aus einem in der Wirkmasse enthaltenem
Oxidationsmittel und brennbare Gase aus einem in der Wirkmasse enthaltenen Brennstoff
und beginnen miteinander in einer Flamme zu reagieren. Die Temperatur steigt dabei
rasch bis zu einem Maximalwert in der Reaktionszone 3. Die Gase reagieren schnell
bei hoher Temperatur, die in einem Bereich 4 außerhalb der Flamme rasch wieder auf
Umgebungstemperatur abkühlt. Die Flamme ist innen sehr heiß, kühlt aber an den Rändern
rasch ab. Die Strahlungsausbeute ist gering und alle festen Teilchen sowie Wasserdampf
strahlen in der sehr heißen Flamme im A-Band. Das Spektralverhältnis, d. h. das Verhältnis
der Intensität der Strahlung im B-Band zum Verhältnis der Strahlung im A-Band, beträgt
dadurch im Allgemeinen maximal 10.
[0028] Fig. 2 zeigt links eine schematische Darstellung des heterogenen Abbrands einer erfindungsgemäßen
Wirkmasse mit einer Mehrzahl von weiteren Brennstoffen zur Flammenverbreiterung und
rechts daneben ein Profil der Temperatur T der bei deren Abbrand entstehenden Flamme
in Abhängigkeit vom Abstand d von der brennenden Oberfläche 1 der Wirkmasse. Im Gegensatz
zu dem Abbrand der in Fig. 1 dargestellten Wirkmasse ist die Diffusionszone hier durch
Ammoniumperchlorat als Oxidationsmittel heterogen, außerdem stark sauerstoffunterbilanziert
und kalt. Der gleichzeitig als Flammenverbreiterungsmittel für die Primärflamme wirkende
Brennstoff wird bei verhältnismäßig niedriger Temperatur zersetzt, wodurch die Temperatur
an der Oberfläche der Wirkmasse auf diese Zersetzungstemperatur begrenzt wird. In
der Flamme 3 reagieren die sich in der Diffusionszone 2 gemischten Gase aus dem Oxidationsmittel
und dem Brennstoff. In der Zone 3 können weitere Brennstoffe aus der Wirkmasse noch
nicht reagieren, weil die Temperatur in der Primärflamme 3 dafür noch zu niedrig ist.
Die Temperatur der Zone 4 wird begrenzt durch die Zersetzungstemperatur eines der
weiteren Brennstoffe. In der Zone 5 kommt es zur Bildung einer Sekundärflamme durch
Abbrand des in der Zone 4 zersetzten weiteren Brennstoffs und zur Zersetzung eines
weiteren der weiteren Brennstoffe, vorzugsweise zu einem Nebel. Dabei kommt es zu
einem weiteren Temperaturanstieg, der jedoch nicht ausreicht, den weiteren der weiteren
Brennstoffe zur Reaktion zu bringen. Die Temperatur in der Zone 5 wird durch die Zersetzungstemperatur
des weiteren der weiteren Brennstoffe begrenzt. Dieser weitere Brennstoff beginnt
erst bei der Temperatur in der Zone 5 die thermische Energie effizient zu absorbieren.
In der Zone 6 reagiert der zersetzte weitere Brennstoff mit dem Luftsauerstoff. Die
Temperatur kann dabei bis zum adiabatischen Maximum steigen. Durch die Unterstützung
der Verbrennung durch Luft fällt die Temperatur oberhalb der Flamme in dem aeroben
Bereich 7 nicht so rasch ab wie bei der Wirkmasse gemäß Fig. 1. Die Flamme wird sehr
groß und ist nur auf der äußeren Fläche der Zone 6 sehr heiß, wobei ein Großteil der
Strahlung nach außen fließen kann, ohne in der Flamme absorbiert zu werden. Wasser
und feste Teilchen bleiben bis zum aeroben Bereich 7 verhältnismäßig kalt, so dass
nur geringe Mengen an Strahlung im A-Band entstehen, während Kohlendioxid im äußeren
Bereich der Zone 6 stark im B-Band strahlt. In der aeroben Zone 7 an der Luft abbrennende
Partikel sind im heißen und damit strahlenden Zustand sehr kurzlebig und verschieben
dadurch das Spektrum der emittierten Strahlung nur unwesentlich in Richtung des A-Bandes.
[0029] Von jeder der nachfolgenden Wirkmassen wurden jeweils 5 Tabletten à 10 g Wirkmasse
gepresst. Die Tabletten wurden abgebrannt und deren Strahlungsleistung mit einem Zweikanalradiometer
bestimmt. Die als Beispiel 1 aufgeführte Wirkmasse MTV diente dabei als Standard.
Die Strahlungsleistung beim Abbrand der Tabletten wird als Prozentsatz der Strahlungsleistung
von MTV angegeben.
[0030] 200 g der in einigen der nachfolgend angegebenen Wirkmassen verwendeten ionischen
Flüssigkeit BMIM-ClO
4 wurden wie folgt synthetisiert:
[0031] 150 g BMIM-Cl wurden in ca. 600 ml trockenem Methanol bei 25°C in einem 2 Liter Einhalskolben
aufgelöst. Eine stöchiometrische Menge trockenes Natriumperchlorat wurde ebenfalls
in 600 ml trockenem Methanol in einem 2 Liter Einhalskolben getrennt aufgelöst. Dann
wurde die gesamte Perchloratlösung auf einmal in die BMIM-Chloridlösung gegeben. Die
Flasche, in der die Perchloratlösung war, wurde noch 3 x mit 50 ml trockenem Methanol
gewaschen und das Methanol auch noch zu der BMIM-Chloridlösung gegeben. Die resultierende
Lösung wurde nach einigen Minuten trüb und gelb, als das entstandene Natriumchlorid
begann auszufallen.
[0032] Die gesamte Lösung wurde anschließend eine Stunde unter Rückfluss gekocht. Die heiße
Lösung wurde danach mittels einer Fritte in einen 2 Liter Einhalskolben filtriert
und der Niederschlag noch 3 x mit 50 ml trockenem Methanol gewaschen. Der praktisch
ausschließlich aus Kochsalz bestehende Filterkuchen wurde entsorgt.
[0033] Der Einhalskolben wurde anschließend an einen Rotationsverdampfer angeschlossen und
das Methanol unter ca. 500 mbar Druck abdestilliert, wobei das Wasserbad im Verdampfer
auf 90°C erhitzt wurde. Als das Methanol abdestilliert war, wurde das warme rohe BMIM-ClO
4 aus dem Kolben nochmals durch die Fritte in einen 250 ml Scheidetrichter filtriert,
weil beim Verdampfen des Methanols noch weiteres Kochsalz ausgefallen ist.
[0034] Das fertige BMIM-ClO
4 (ein gelbliches, zähflüssiges Öl) wurde aus dem Scheidetrichter in eine Laborflasche
gefüllt und gewogen. Die Ausbeute war nahezu quantitativ.
Beispiel 1:
[0035] Standard-MTV (Magnesium-Teflon-Viton).
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Magnesiumpulver |
Ecka LNR 61 |
60,0 |
|
Teflonpulver |
Hoechst TF 9202 |
25,0 |
|
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
10,0 |
TMD = 1893 |
Grafit |
Merck |
5,0 |
Gleitmittel |
TMD = Theoretische maximale Dichte (in kg/m3) |
Beispiel 2:
[0036] Bekannte spektral angepasste Wirkmasse auf Basis von Ammoniumperchlorat. Diese Wirkmasse
weist ein relativ hohes Spektralverhältnis aber verhältnismäßig wenig Energie auf.
Unter dem Spektralverhältnis wird das Verhältnis der Strahlungsleistung im B-Band
zur Strahlungsleistung im A-Band verstanden.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Ammoniumperchlorat |
|
85,50 |
|
HTPB |
R45HT-M M = 2800 |
13,47 |
|
IPDI |
|
1,01 |
TMD = 1678 |
Eisenacetonylacetat |
|
0,02 |
|
HTPB = Hydroxyl-terminiertes Polybutadien
IPDI = Isophorondiisocyanat |
Beispiel 3:
[0037] Spektral angepasste Wirkmasse auf Basis von Ammoniumperchlorat. Diese Wirkmasse weist
ein relativ hohes Spektralverhältnis aber verhältnismäßig wenig Energie auf. Diese
Wirkmasse zeigt die Wirkung des weiteren Brennstoffs Hexamethylentetramin: Bei gleicher
Sauerstoffbilanz wie die Wirkmasse gemäß Beispiel 2 wird eine höhere Strahlungsenergie
erreicht, jedoch bleibt das Spektralverhältnis unverändert.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Ammoniumperchlorat |
D50 = 25 µm |
77,8 |
|
HTPB |
R45HT-M M = 2800 |
10,32 |
|
IPDI |
|
0,78 |
TMD = 1678 |
Hexamethylentetramin |
kristallin |
11,0 |
|
Eisenacetonylacetat |
|
0,10 |
|
Beispiel 4:
[0038] Bekanntes Treibladungspulver mit höherer Energie und höherem Spektralverhältnis als
die Wirkmasse gemäß der Beispiele 2 und 3. Die Wirkmasse brennt ohne aufwändige Vorrichtungen
nicht bei hoher Windgeschwindigkeit, da die Flamme homogen ist.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Nitrocellulose |
13,0 % N |
100, 0 |
|
Beispiel 5:
[0039] Erfindungsgemäße Wirkmasse mit Nitrocellulose als Bindemittel und Flammenverbreiterungsmittel
und Dioctyladipat als Weichmacher. Diese Wirkmasse hat dieselbe Sauerstoffbilanz wie
die Wirkmasse gemäß der Beispiele 2 und 3, aber etwa die doppelte Energie und das
doppelte Spektralverhältnis und zeigt dadurch die Wirkung des Nitratesters Nitrocellulose
als Flammenverbreiterungsmittel.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Ammoniumperchlorat |
gemahlen d50 = 25 µm |
41,00 |
|
Nitrocellulose |
Hagedorn H24 |
50,25 |
T = 2130 K |
Dioctyladipat |
BASF |
8,85 |
TMD = 1575 |
Beispiel 6:
[0040] Erfindungsgemäße Wirkmasse mit Nitrocellulose als Bindemittel und Brennstoff, Diethylenglykoldinitrat
(DEGDN) als Brennstoff und Weichmacher und Oxamid als weiterem Brennstoff und Flammenverbreiterungsmittel
sowie Akardit II als Stabilisator und Flammenverbreiterungsmittel. Die Wirkmasse ist
wesentlich leistungsfähiger als die Wirkmasse gemäß Beispiel 4. Diese Wirkmasse zeigt
die Gesamtwirkung des Nitratesters Nitrocellulose, des weiteren Brennstoffs und der
negativeren Sauerstoffbilanz ohne Rußbildung. Auch das Spektralverhältnis ist verbessert,
da dieser Satz ca. 700 K kälter abbrennt als die Wirkmasse gemäß Beispiel 4.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Ammoniumperchlorat |
gemahlen d50= 25 µm |
18,10 |
|
Nitrocellulose |
Hagedorn H24 |
31,70 |
T = 1430 K |
DEGDN |
selbst synthetisiert |
21,10 |
TMD = 1641 |
Oxamid |
Pulver |
28,90 |
|
Akardit II |
|
0,10 |
|
Beispiel 7:
[0041] Erfindungsgemäße Wirkmasse mit Flüssigsalz (ionischer Flüssigkeit) als zusätzlichem
weiteren Brennstoff, Flammenverbreiterungsmittel und Weichmacher, wobei eine zusätzliche
Flammenzone entsteht und die Flamme noch größer wird. Dieses ist durch die spezifische
Leistung und das Spektralverhältnis zu erkennen. Beide sind höher als mit der Wirkmasse
gemäß Beispiel 5, obwohl der Satz etwas heißer brennt.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Ammoniumperchlorat |
gemahlen d50 = 25 µm |
19, 90 |
|
Nitrocellulose |
Hagedorn H24 |
41,50 |
T = 1500 K |
DEGDN |
selbst synthetisiert |
11,80 |
TMD = 1645 |
BMIM-ClO4 |
selbst synthetisiert |
5,90 |
|
Oxamid |
Pulver |
20,80 |
|
Akardit II |
|
0,10 |
|
BMIM-ClO4 = 1-Butyl-3-methylimidazoliumperchlorat, ein Flüssigsalz. |
Beispiel 8:
[0042] Erfindungsgemäße Wirkmasse mit Nitrocellulose als Brennstoff, Diethylenglykoldinitrat
als Brennstoff und Weichmacher, BMIM-ClO
4 als weiterem Brennstoff und Flammenverbreiterungsmittel und zusätzlichem Weichmacher
sowie Paracyan als weiterem weiteren Brennstoff und Flammenverbreiterungsmittel in
Staubform. Diese Wirkmasse weist eine extrem hohe spezifische Energie sowie ein extrem
hohes Spektralverhältnis auf.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Ammoniumperchlorat |
gemahlen d50 = 25 µm |
20,30 |
|
Nitrocellulose |
Hagedorn H24 |
41,70 |
T = 1830 K |
DEGDN |
selbst synthetisiert |
11,80 |
TMD = 1702 |
BMIM-ClO4 |
selbst synthetisiert |
5,9 |
|
Paracyan |
Pulver |
20,20 |
|
Akardit II |
|
0,10 |
|
Beispiel 9:
[0043] Erfindungsgemäße Wirkmasse mit Nitrocellulose als Brennstoff, Diethylenglykoldinitrat
als Brennstoff und Weichmacher, Dicyandiamid als weiterem Brennstoff und Flammenverbreiterungsmittel
und BMIM-ClO
4 als weiterem weiteren Brennstoff, Flammenverbreiterungsmittel in Nebelform und zusätzlichem
Weichmacher. Diese Wirkmasse weist ebenfalls eine extrem hohe spezifische Energie
sowie ein extrem hohes Spektralverhältnis auf.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Ammoniumperchlorat |
gemahlen d50 = 25 µm |
21,90 |
|
Nitrocellulose |
Hagedorn H24 |
37,90 |
T = 1470 K |
DEGDN |
selbst synthetisiert |
10,80 |
TMD = 1583 |
BMIM-ClO4 |
selbst synthetisiert |
5,40 |
|
Dicyandiamid |
kristallin |
24,00 |
|
Akardit II |
|
0,10 |
|
Beispiel 10:
[0044] Erfindungsgemäße Wirkmasse mit Nitrocellulose als Brennstoff, Diethylenglykoldinitrat
als Brennstoff und Weichmacher, Azodicarbonamid als weiterem Brennstoff und Flammenverbreiterungsmittel
und BMIM-ClO
4 als weiterem weiteren Brennstoff, Flammenverbreiterungsmittel in Nebelform und zusätzlichem
Weichmacher. Diese Wirkmasse weist eine sehr hohe spezifische Energie sowie ein extrem
hohes Spektralverhältnis auf.
Stoff |
Typ |
Gew.-% |
Sonstiges |
Ammoniumperchlorat |
gemahlen d50= 25 µm |
19, 90 |
|
Nitrocellulose |
Hagedorn H24 |
39,40 |
T = 1790 K |
DEGDN |
selbst synthetisiert |
11,00 |
TMD = 1645 |
BMIM-ClO4 |
selbst synthetisiert |
5,60 |
|
Azodicarbonamid |
kristallin |
24,00 |
|
Akardit II |
|
0,10 |
|
Tabelle 1: Messergebnisse von Strahlungsmessungen im Labor ohne Wind. Alle Ergebnisse
sind Durchschnittswerte von 5 Parallelversuchen. Der Pressdruck bei allen Sätzen betrug
1000 bar, 17 mm Werkzeugdurchmesser, Ansatz 10,0 g.
Satz |
Ea[J/ (g sr)] |
Eb[J/ (g sr)] |
(Ea + Eb) [J/(g sr)] |
Eb/Ea |
% MTV (MW-Kanal) |
Beispiel 1 |
152 |
84 |
236 |
0,553 |
100 |
Beispiel 2 |
2,7 |
19,8 |
22,5 |
8,7 |
24 |
Beispiel 3 |
3,7 |
31,3 |
35,0 |
8,7 |
37,2 |
Beispiel 4 |
4,1 |
78,8 |
82,9 |
19,2 |
94 |
Beispiel 5 |
3,4 |
76,5 |
80,0 |
22,2 |
91 |
Beispiel 6 |
3,7 |
90,9 |
94,6 |
24,6 |
108 |
Beispiel 7 |
3,7 |
100,9 |
104,6 |
27,3 |
120 |
Beispiel 8 |
5,1 |
148,8 |
153,9 |
29,2 |
177 |
Beispiel 9 |
7,1 |
124,0 |
131,2 |
17,3 |
148 |
Beispiel 10 |
3,5 |
100,4 |
103,9 |
28,7 |
120 |
Ea = spezifische Leistung im KW-Kanal (ca. 1,9 bis 2,3 µm) in J/(g sr); Eb = spezifische Leistung im MW-Kanal (ca. 3,7 bis 5,1 µm) in J/(g sr); (Ea + Eb) in J/(g sr) = die Summe von KW- und MW-Kanälen; Eb/Ea = das Verhältnis von MW zu KW-Kanal; % MTV = Leistung als Prozent der Leistung von
Standard-MTV; KW = Kurzwellig; MW = Mittelwellig. |
1. Wirkmasse für ein beim Abbrand der Wirkmasse spektral strahlendes Scheinziel mit einer
beim Abbrand der Wirkmasse emittierten Strahlung im Wellenlängenbereich von 3,7 bis
5,1 µm, die mindestens um einen Faktor 15 stärker ist als eine beim Abbrand der Wirkmasse
emittierte Strahlung im Wellenlängenbereich von 1,9 bis 2,3 µm,
wobei die Wirkmasse als Kohlenstoffatome und Wasserstoffatome enthaltenden Brennstoff
mindestens einen Nitratester und/oder ein Nitrosamin und als Oxidationsmittel Ammoniumperchlorat
umfasst, wobei die Menge des Ammoniumperchlorats so bemessen ist, dass sie nicht für
eine vollständige Oxidation des Brennstoffs ausreicht, wobei die Wirkmasse entweder
den Nitratester in Form eines polymeren Feststoffs oder ein Bindemittel umfasst, wobei
in dem Brennstoff maximal 5 Kohlenstoffatome durch direkte Bindung miteinander verbunden
sind, wobei im Wesentlichen keine elementaren Kohlenstoff enthaltende Kohlenstoffquelle
in der Wirkmasse enthalten ist.
2. Wirkmasse nach Anspruch 1,
wobei das Bindemittel Stärke, ein Polybutadien, ein beim Abbrand der Wirkmasse nur
gasförmige Zerfallsprodukte erzeugendes Polymer, insbesondere Polyvinylpyrrolidon
(PVP), Polyvinylbutyral, Polyvinylalkohol oder Polyvinylacetat, oder ein Polymer mit
Nitratestergruppen, insbesondere Nitrocellulose, Polyvinylnitrat oder Polyglycidylnitrat,
umfasst.
3. Wirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der Nitratester flüssig ist und Glyceryltrinitrat, Ethylenglykoldinitrat, Diethylenglykoldinitrat,
Triethylenglykoldinitrat oder Methrioltrinitrat oder als polymeren Feststoff Nitrocellulose,
Methylnitraminocellulose, Polyvinylnitrat oder Polyglycidylnitrat umfasst und wobei
das Nitrosamin 1,3,5-trinitroso-1,3,5-hexahydrotriazin oder Dinitrosopentamethylentetramin
umfasst.
4. Wirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die Wirkmasse mindestens einen bei einer höheren Temperatur als einer Zerfallstemperatur
des Nitratesters und/oder des Nitrosamins unter Entstehung mindestens eines brennbaren
Gases endotherm zerfallenden weiteren Brennstoff umfasst.
5. Wirkmasse nach Anspruch 4,
wobei der weitere Brennstoff ein Amin, Amid, Nitril, Cyanat, Isocyanat, Urethan, Imin,
Ketimin, Imid, Azid, Nitramin, Nitrosamin, Hydroxylamin, Hydrazin, Hydrazon, Oxim,
Furoxan, Furazan, tertiäres Ammoniumsalz, Harnstoff, Methylharnstoff, Dimethylharnstoff,
Trimethylharnstoff, Tetramethylharnstoff, Guanidinsalz, Monoaminoguanidinsalz, Diaminoguanidinsalz,
Triaminoguanidinsalz oder Azoverbindung, einen Nitratester, Nitritester oder Stickstoffheterocyclus,
eine Nitroverbindung, Nitrosoverbindung oder quartäre Ammoniumverbindung umfasst,
wobei jede der vorgenannten Verbindungen mindestens eine C-N-, eine C-N-O- oder eine
C-O-N-Gruppe und optional mindestens eine C-O-Gruppe umfasst.
6. Wirkmasse nach Anspruch 5,
wobei die Wirkmasse Dicyandiamid, Azodicarbonamid, Dinitrosopentamethylentetramin
(DNPT), Glyoxim, Oxamid, Acetamid, Carbazid, Semicarbazid, Diethylenglykoldinitrat,
Triethylenglykoldinitrat oder Methrioltrinitrat als weiteren Brennstoff umfasst.
7. Wirkmasse nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
wobei die Wirkmasse eine Mehrzahl an weiteren Brennstoffen mit unterschiedlichen Zersetzungstemperaturen
umfasst.
8. Wirkmasse nach einem der Ansprüche 4 bis 7,
wobei der weitere Brennstoff oder die Mehrzahl an weiteren Brennstoffen einen staubförmigen
weiteren Brennstoff, insbesondere eine Cyanverbindung, insbesondere Paracyan, oder
einen bei einem Abbrand der Wirkmasse durch Zerstäuben einen Nebel bildenden weiteren
Brennstoff, insbesondere eine ionische Flüssigkeit, insbesondere eine eine Imidazol-,
Pyridin-, Diazin- oder sonstige Heterocyclusstruktur umfassende ionische Flüssigkeit,
insbesondere 1-Butyl-3-methylimidazoliumperchlorat (BMIM-ClO4), umfasst.
9. Wirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die Wirkmasse einen Stabilisator aus der Gruppe der Akardite oder Centralite,
insbesondere N,N-Diphenylharnstoff (Arkadit I), N-Methyl-N,N-diphenylharnstoff (Arkadit
II), 1,3-Diethyl,1',3'-Diphenylharnstoff (Centralit I), 1,3-Dimethyl-1'3'-Diphenylharnstoff
(Centralit II) oder N-Methyl-N'-ethyl-N,N'-diphenylharnstoff (Centralit III), umfasst.
10. Wirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei darin ein Kupfer- oder Eisenatome enthaltender Katalysator, insbesondere Eisenoxid,
Ferrocen, Eisenacetonylacetat oder Kupferphtalocyanin, enthalten ist.
11. Wirkmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei darin im Wesentlichen keine Stoffe enthalten sind, die andere Atome als Kohlenstoff,
Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Schwefel, Chlor und Brom enthalten.