[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines dekorierten
Wand - oder Bodenpaneels, sowie ein gemäß einem solchen Verfahren hergestelltes Paneel.
[0002] Solche dekorierten Platten sind an sich bekannt, wobei unter dem Begriff Wandpaneel
auch Paneele zu verstehen sind, die zur Deckenbekleidung geeignet sind. Sie bestehen
üblicherweise aus einem Träger oder Kern aus einem festen Material, z.B. einem Holzwerkstoff,
der auf mindestens einer Seite mit einer Dekorschicht und einer Deckschicht sowie
gegebenenfalls mit weiteren Schichten, beispielsweise einer zwischen Dekor- und Deckschicht
angeordneten Verschleißschicht, versehen ist. Die Dekorschicht ist üblicherweise ein
gedrucktes Papier, das mit einem Aminoplastharz imprägniert ist. Auch die Deckschicht
und die übrigen Schichten werden meist aus Aminoplastharz hergestellt.
[0003] In bestimmten Anwendungsbereichen ist die Verwendung von üblichen Laminat-Paneelen
auf Basis von Faserwerkstoffen jedoch schwierig, z.B. in Bereichen die einem ständigen
Feuchtigkeits- oder Witterungseinfluss ausgesetzt sind. Dies ins beispielsweise im
Außenbereich, in Feuchträumen oder aber auch in speziellen Anwendungsfeldern wie beispielsweise
dem Schiffsbau der Fall. Hier kann der Feuchtigkeitseinfluss zu einem Quelle des Faserwerkstoffes
führen, sowohl des faserbasierten Trägermaterials, als auch der verwendeten Dekorpapiere.
Daher ist es für die Anwendung in diesen Bereichen notwendig, entsprechende feuchtigkeits-
und witterungsbeständige Paneele, zum Beispiel aus Kunststoff, bereitzustellen.
[0004] Bisher bekannte Kunststoffpannele zeigen jedoch eine nicht zufriedenstellene Dekorierung,
insbesondere wenn die Imitierung eines natürlichen Werkstoffes wie beispielsweise
Holz oder Naturstein gewünscht ist.
[0005] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein verbessertes Verfahren zur
Herstellung von dekorierten Wand- oder Bodenpaneelen bereitzustellen.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1. Hinsichtlich des
Wand - oder Bodenpaneels wird die Aufgabe durch ein Paneel gemäß Anspruch 14 gelöst.
[0007] Mit der Erfindung wird somit ein Verfahren zur Herstellung eines dekorierten Wand-
oder Bodenpaneels vorgeschlagen, aufweisend die Verfahrensschritte:
- a) Bereitstellen eines plattenförmigen Trägers,
- b) Aufbringen eines Primer zumindest auf eine zu bedruckend Oberfläche des plattenförmigen
Trägers,
- c) Aufbringen eines Dekors durch bedrucken zumindest eines Teils der mit dem Primer
behandelten Oberfläche, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass als Primer eine flüssige
strahlungshärtbare Mischung auf Basis eines Urethanacrylates eingesetzt wird.
[0008] Überraschender Weise hat sich gezeigt, dass bei der Verwendung eines Primers auf
Basis eines Urethanacrylates die aus dem Stand der Technik bekannten Nachteile hinsichtlich
der Haftfestigkeit der aufgebrachten Dekorschicht überwunden werden können.
[0009] Dabei kann das Urethanacrylat in Form von reaktiven Oligomeren bzw. Prepolymeren
in der Primer-Zusammensetzung enthalten sein. Unter dem Begriff "reaktives Oligomer"
bzw. "Prepolymer" ist dabei im Sinne der Erfindung eine Urethanacrylat-Einheiten aufweisende
Verbindung zu verstehen, welche strahlungsinduziert, ggf. unter Zusatz eines reaktiven
Bindemittels oder eines Reaktivverdünners zu Urethanacrylat-Polymer reagieren kann.
Urethanacrylate im Sinne der Erfindung sind dabei Verbindungen, welche im Wesentlichen
aus einem oder mehreren aliphatischen Strukturelementen und Urethangruppen aufgebaut
sind. Aliphatische Strukturelemente umfassen sowohl Alkylengruppen, vorzugsweise mit
4 bis 10 C-Atomen, als auch Cycloalkylengruppen mit vorzugsweise 6 bis 20 C-Atomen.
Sowohl die Alkylen- als auch die Cycloalkylengruppen können mit C
1-C
4-Alkyl, insbesondere mit Methyl, ein- oder mehrfach substituiert sein sowie ein oder
mehrere nicht benachbarte Sauerstoffatome enthalten. Die aliphatischen Strukturelemente
sind gegebenenfalls überquartäre oder tertiäre Kohlenstoffatome, über Harnstoffgruppen,
Biureth-, Urethdion-, Allophanat-, Cyanurat-, Urethan-, Ester- oder Amidgruppen oder
über Ethersauerstoff oder Aminstickstoff miteinander verbunden. Ferner können Urethanacrylate
im Sinne der Erfindung auch ethylenisch ungesättigte Strukturelemente aufweisen. Hierbei
handelt es sich vorzugsweise um Vinyl- oder Allylgruppen, die auch mit C
1-C
4-Alkyl, insbesondere Methyl substituiert sein können und welche sich insbesondere
von α,β-ethylenisch ungesättigten Carbonsäuren bzw. deren Amiden ableiten. Besonders
bevorzugte ethylenisch ungesättigte Struktureinheiten sind Acryloyl- und Methacryloylgruppen
wie Acrylamido und Methacrylamido und insbesondere Acryloxy und Methacryloxy.
[0010] Strahlungshärtbar im Sinne der Erfindung bedeutet, dass die Primerzusammensetzung
induziert durch elektromagnetische Strahlung geeigneter Wellenlänge, wie z.B. UV-Strahlung,
oder Elektronenstrahlung zumindest teilpolymerisiert werden kann.
[0011] Darüber hinaus kann der erfindungsgemäß eingesetzte strahlungshärtbare Primer einen
Photoinitiator aufweisen. Dabei dient der Photoinitiator zur Initiierung einer radikalischen
Polymerisation des Urethanacrylates bzw. der Urethanacrylat-Oligomere oder Prepolymere
zum entsprechenden Polymer. Geeignete Photoinitiatoren sind beispielsweise Benzophenon
und Benzophenonderivate, wie 4-Phenylbenzophenon und 4-Chlorobenzo-phenon, 4,4'-Bis(dimethylamino)benzophenon,
Anthron, Acetophenonderivate, wie 1-Benzoylcyclohexan-1-ol, 2-Hydroxy-2,2-dime-thylacetophenon
und 2,2-Dimethoxy-2-phenylacetophenon, Benzoin und Benzoinether, wie Methyl-, Ethyl-
und Butylbenzoinether, Benzilketale, wie Benzildimethylketal, 2-Methyl-1-[4-(methylthio)phenyl]-2-morpholino-propan-1-on,
Anthrachinon und seine Derivate wie b-Methylanthrachinon und tert.-Butylanthrachinon,
Acylphosphinoxide, wie 2,4,6-Trimethylbenzoyldiphenylphosphinoxid, Ethyl-2,4,6-trimethylbenzoylphenylphosphinat
und Bisacylphosphinoxide. Der Photoinitiator kann bevorzugt in einer Konzentration
zwischen ≥ 0 Gew.-% und ≤ 15 Gew.-%, besonders bevorzugt zwischen ≥ 1 Gew.-% und ≤
10 Gew.-% in der Primerzusammensetzung enthalten sein.
[0012] Desweiteren kann die erfindungsgemäß einsetzbare Primerzusammensetzung, wie bereits
zuvor erwähnt, einen Reaktivverdünner aufweisen. Geeignete Reaktivverdünner sind beispielsweise
mono- oder polyfunktionale Acrylate wie beispielsweise 2-Hydroxyethylmethylacrylat
(HEMA), Hydroxypropylmethylacrylat (HEPA), Hydroxyethylacrylat (HEA), Hydroxypropylacrylat
(HPA), Tripropylenglykoldiacrylat (TPGDA), 1,6-Hexandioldiacrylat (HDDA), propoxyliertes
Glyceroltriacrylat (G3POTA), oder Pentaerythritoltriacrylat (PETIA), Trimethylolpropantriacylat
(TMPTA), Pentaerythrittetraacrylat (PETA). Dabei kann der Reaktivverdünner in der
Primer-Zusammensetzung bevorzugt in einer Konzentration zwischen ≥ 1 Gew.-% und ≤
40 Gew.-%, weiterer bevorzugt zwischen ≥ 10 Gew.-% und ≤ 30 Gew.-% enthalten sein.
[0013] Darüber hinaus kann die erfindungsgemäß einsetzbare Primerzusammensetzung weitere
Bestandteile wie beispielsweise UV-Stabilisatoren, Rheologiemittel wie Verdicker,
Radikalfänger, Verlaufshilfsmittel, Entschäumer oder Konservierungsmittel enthalten.
Beispielse für UV-Stabilisatoren sind Oxanilide, Triazine, Benzophenone oder Benzotriazol,
welche auch in Kombination mit Radikalfängern wie beispielsweise sterisch gehinderten
Aminen, wie z.B. 2,2,6,6-Tetramethylpiperidin, 2,6-Di-tert.-butylpiperidin oder deren
Derivate, z. B. Bis-(2,2,6,6-tetramethyl-4-pi-peridyl)sebacinat.
[0014] Auch kann es in einer Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen sein, dass als Primer
eine Zusammensetzung eingesetzt wird, welche Pigmente oder Farbstoffe aufweist.
[0015] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
eine Primerzusammensetzung eingesetzt, welche im Wesentlichen frei von nicht-polymerisierbaren
Lösungsmitteln ist. Hierdurch wird vermieden, dass etwaig ausgasende Lösungsmittel
zu einer Beeinträchtigung des nachfolgen auszubringenden Dekors, beispielsweise durch
ein Verlaufen von Farbpunkten, führen. Durch die weitgehende Freiheit von nicht-polymerisierbaren
Lösungsmitteln wird eine Emission von Lösungsmittel sowohl während des Fertigungsprozesses,
als auch aus der fertigen Wand- oder Bodenpaneel deutlich reduziert.
[0016] Die Verwendung von strahlungshärtbaren Primern auf Basis von Urethanacrylaten ermöglicht
eine sich umgehend an den Auftrag und die strahlungsinduzierte Härtung der Primerschicht
anschließende Aufbringung eines Dekor, beispielsweise mittel Digitaldrucktechnik.
Dabei sorgt die Primerschicht für eine gute Haftung des aufgebrachten Dekors auf der
mit dem Primer beschichteten Trägeroberfläche. Dabei besitzen Urethanacrylate den
Vorteil einer guten Haftung sowohl gegenüber dem Trägermaterial, als auch gegenüber
der Dekorschicht, also der Dekorfarbe oder -tinte. Dies ist unter anderem durch die
bei dieser Art der Polymere auftretenden Polymerisationsreaktionen zu begründen, bei
welcher zum einen eine strahlungsinduzierte radikalische Polymerisation der OH-Gruppen
auftritt, zum anderen eine Nachhärtung des Polymers über die NCO-Gruppen. Dies führt
dazu, dass nach der strahlungsinduzierten Härtung umgehend eine klebfreie und weiterbearbeitbare
Oberfläche erhalten wird, während die Endgültigen Eigenschaften der Primerschicht
auch durch die NCO-Gruppen basierte Nachhärtung beeinflusst werden und für eine sichere
Bindung zum Trägermaterial sorgen. Darüber hinaus stellt die auftretende Nachhärtung
sicher, dass eine hinreichende Schichtstabilität auch in weniger oder nicht belichteten
Bereichen des Trägers erreicht wird. Hierdurch lassen sich mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren insbesondere auch vorstrukturierte Träger, also Träger, deren Oberfläche
bereits eine dreidimensionale Strukturierung aufweisen, sicher mit Primerschicht versehen,
wodurch sichergestellt ist, dass das anschließend aufgebrachte Dekor haftfest mit
dem Träger verbunden ist.
[0017] Der Primer kann im erfindungsgemäßen Verfahren bevorzugt mittels Gummiwalzen auf
die Trägerplatte aufgebracht werden. Alternativ kann ein Auftrag mittels einer Gießmaschine
erfolgen. Ebenso kann es vorgesehen sein, dass der Primer auf die Trägerplatte aufgesprüht
wird. In Abhängigkeit der Auftragungstechnik kann die Viskosität der Primerzusammensetzung
durch Variation des Reaktivverdünneranteils in der Zusammensetzung eingestellt werden.
[0018] Bevorzugt wird der Primer in einer Menge zwischen ≥1 g/m
2 und ≤100 g/m
2, vorzugsweise zwischen ≥10 g/m
2 und ≤50 g/m
2, insbesondere zwischen ≥20 g/m
2 und ≤40 g/m
2 aufgetragen. Im Anschluss an den Auftrag des Primers auf die Trägeroberfläche erfolgt
eine Bestrahlung mit einer Strahlungsquelle geeigneter Wellenlänge.
[0019] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens erfolgt die strahlungsindizierte
Härtung des Primers mittels Bestrahlung mit einer Wellenlänge zwischen 100 nm bis
380 nm, vorzugsweise zwischen 250 nm und 380 nm, beispielsweise mittels einer Hg-,
Ga-, oder Fe-Metalldampflampe. Die Strahlungsleistung wird dabei in Abhängigkeit der
Produktionsgeschwindigkeit und der dadurch bedingten Belichtungszeit in einem Bereich
zwischen ≥50 mW/cm
2 und ≤30W/cm
2, vorzugsweise zwischen ≥0,5 W/cm
2 und ≤15W/cm
2. Alternativ zu Metalldampflampen können im erfindungsgemäßen Verfahren auch LED-UV-Strahler
mit geeigneter Abstrahlungswellenlänge eingesetzt werden. Die Belichtungszeit kann
in Abhängigkeit der Strahlungsleistung in einem Bereich zwischen 0,1s und 180s, vorzugsweise
zwischen 0,5s und 60s betragen.
[0020] In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Dekor mittels Drucktechnik
direkt auf die strahlungsinduziert zumindest teilweise gehärtete Primerschicht aufgebracht.
Dabei kann es vorgesehen sein, dass der Druck mittels Hochdruck-Verfahren, wie beispielsweise
Flexodruck, Offset-Druck, Tiefdruck, oder Durchdruckverfahren, wie beispielsweise
Siebdruck auf die Primerschicht aufgetragen wird. Insbesondere kann es vorgesehen
sein, dass der Druck des Dekors mittel Digitaldruckverfahren, wie beispielsweise Inkjet-Verfahren,
aufgebracht wird. Dabei ist es unabhängig vom eingesetzten Druckverfahren bevorzugt,
dass das Dekor mittel strahlungshärtbarer Farben oder Tinten aufgebracht wird.
[0021] Unter dem Begriff strahlungshärtbare Farbe ist dabei im Sinne der Erfindung eine
binde - und/oder füllmittelmittelhaltige sowie Farbpigmente aufweisende Zusammensetzung
zu verstehen, welche induziert durch elektromagnetische Strahlung geeigneter Wellenlänge,
wie z.B. UV-Strahlung, oder Elektronenstrahlung zumindest teilpolymerisiert werden
kann. Unter dem Begriff strahlungshärtbare Tinte ist dabei im Sinne der Erfindung
eine im Wesentlichen Füllmittel freie, Farbpigmente aufweisende Zusammensetzung zu
verstehen, welche induziert durch elektromagnetische Strahlung geeigneter Wellenlänge,
wie z.B. UV-Strahlung, oder Elektronenstrahlung zumindest teilpolymerisiert werden
kann.
[0022] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung kann es vorgesehen sein, dass
auf die Dekorschicht eine Verschleiß- und/oder Deckschicht aufgebracht wird. Dabei
ist es insbesondere bevorzugt, dass zur Ausbildung der Verschleiß- und/oder Deckschicht
ebenfalls eine strahlungshärtbare Zusammensetzung, wie beispielsweise ein strahlungshärtbarer
Lack aufgebracht wird. Bei kann es vorgesehen sein, dass die Verschleißschicht Hartstoffe
wie beispielsweise Titannitrid, Titancarbid, Siliciumnitrid, Siliciumcarbid, Borcarbid,
Wolframcarbid, Tantalcarbid, Aluminiumoxid (Korund), Zirconiumoxid oder Mischungen
dieser aufweist, um die Verschleißfestigkeit der Schicht zu erhöhen. Dabei kann es
vorgesehen sein, dass der Hartstoff in einer Menge zwischen 5 Gew.-% und 40 Gew.-%,
vorzugsweise zwischen 15 Gew.-% und 25 Gew.-% in der Verschleißschichtzusammensetzung
enthalten ist. Vorzugsweise weist der Hartstoff dabei einen mittleren Korndurchmesser
zwischen 10 µm und 250 µm, weiter vorzugsweise zwischen 10µm und 100µm auf. Hierdurch
wird vorteilhafter Weise erreicht, dass die Verschleißschichtzusammensetzung eine
stabile Dispersion ausbildet und eine Entmischung bzw. ein Absetzten des Hartstoffes
in der Verschleißschichtzusammensetzung vermieden werden kann.
[0023] Zur Ausbildung einer entsprechenden Verschleißschicht ist es in einer Ausgestaltung
der Erfindung vorgesehen, dass die Hartstoff enthaltende und strahlungshärtbare Zusammensetzung
in einer Konzentration zwischen 10 g/m
2 und 250 g/m
2, vorzugsweise zwischen 25 g/m
2 und 100g/m
2 aufgetragen wird. Dabei kann die Auftragung beispielsweise mittels Walzen, wie Gummiwalzen
oder mittels Gießvorrichtungen aufgetragen werden.
[0024] In einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann es vorgesehen
sein, dass der Hartstoff zum Zeitpunkt des Auftrages der Verschleißschichtzusammensetzung
nicht in der Zusammensetzung enthalten ist, sondern als Partikel auf die aufgetragenen
Verschleißschichtzusammensetzung aufgestreut wird und diese im Anschluss strahlungsinduziert
gehärtet wird.
[0025] Gemäß einer Ausgestaltung des Verfahrens besteht die Trägerplatte aus einem Kunststoff,
insbesondere einem thermoplastischen, elastomeren oder duroplastischen Kunststoff,
Papier oder Pappe. Auch Platten aus Mineralien wie natürliche und künstliche Steinplatten,
Betonplatten, Gipsfaserplatten, so genannte WPC-Platten (aus einem Gemisch von Kunststoff
und Holz), sowie Platten aus natürlichen Rohstoffen wie Kork und Holz können erfindungsgemäß
als Träger eingesetzt werden. Auch Platten aus Biomasse wie Stroh, Maisstroh, Bambus,
Laub, Algenextrakte, Hanf, Ölpalmenfasern, können erfindungsgemäß verwendet werden.
Des Weiteren sind Recyclingwerkstoffe aus den genannten Materialien im Rahmen des
erfindungsgemäßen Verfahrens einsetzbar.
[0026] Das Trägerplattenmaterial kann - je nach den gewünschten physikalischen Eigenschaften
der fertigen Platte - massiv dicht sein oder mehr oder weniger große Hohlräume aufweisen,
z.B. aufgeschäumt sein oder Hohlräume aufweisen, deren Größe in der Größenordnung
der Plattenabmessungen liegt. Auch Schichtstrukturen aus mehreren der genannten Materialien
können verwendet werden, beispielsweise Gipskarton- oder Holz-Kunststoff-Schichtplatten.
[0027] Bevorzugt als Plattenmaterial sind thermoplastische Kunststoffe, wie Polyvinylchlorid,
Polyolefine (beispielsweise Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamide (PA), Polyurethane
(PU), Polystyrol (PS), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacrylat (PMMA),
Polycarbonat (PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyetheretherketon (PEEK) oder
Mischungen oder Co-Polymerisate dieser. Die Kunststoffe können übliche Füllstoffe
enthalten, beispielsweise Kalziumcarbonat (Kreide), Aluminiumoxid, Kieselgel, Quarzmehl,
Holzmehl, Gips. Auch können sie in bekannter Weise eingefärbt sein. Insbesondere kann
es vorgesehen sein, dass das Plattenmaterial ein Flammschutzmittel aufweist.
[0028] Insbesondere thermoplastische Kunststoffe bieten auch den Vorteil, dass die aus ihnen
hergestellten Produkte sehr leicht rezykliert werden können. Es können auch Recycling-Materialien
aus anderen Quellen verwendet werden. Hierdurch ergibt sich eine weitere Möglichkeit
zur Senkung der Herstellungskosten.
[0029] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens werden strukturierte Trägerplatten
eingesetzt. Dabei weisen die Trägerplatten auf zumindest einer mit einem Dekor zu
versehenden Teiloberfläche eine dreidimensionale Strukturierung auf, welche beispielsweise
der Oberflächenstruktur eines natürlichen Werkstoffes, wie beispielsweise Holz, nachempfunden
ist. Die Strukturierung kann dabei bereits unmittelbar bei der Herstellung der Trägerplatte
eingebracht werden, in dem das Plattenmaterial beispielsweise direkt strukturiert
Extrudiert wird oder die Trägerplatten werden in einem nachfolgenden Arbeitsschritt
durch geeignete Mittel, wir beispielsweise Strukturwalzen oder -stempel, strukturiert,
wobei dieser Strukturierung auch unmittelbar nach dem Extrudieren erfolgen kann.
[0030] Insbesondere ist es bevorzugt, dass die Aufbringung des Dekors in Übereinstimmung
mit der Strukturierung der Trägerplatte erfolgt, um eine möglichst originalgetreue
Nachbildung eines natürlichen Werkstoffes zu erhalten. Dabei kann es kann es vorgesehen
sein, dass die Strukturierung der Trägerplatte mittel geeigneter optischer Verfahren
erfolgt und eine Ausrichtung des Druckwerkzeuges und der Trägerplatte zueinander in
Abhängigkeit der erfassten Strukturierung erfolgt. Zur Ausrichtung des Druckwerkzeuges
und der Trägerplatte zueinander kann es dabei vorgesehen sein, dass eine zur Ausrichtung
notwendige Relativbewegung zwischen Druckwerkzeug und Trägerplatte zueinander durch
eine Verschiebung der Trägerplatte oder durch eine Verschiebung des Druckwerkzeugs
erfolgt. Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass
eine Strukturierung der Wand- oder Bodenplatte nach dem Auftrag der Deck- und/oder
Verschleißschicht erfolgt. Hierzu kann es bevorzugt vorgesehen sein, dass als Deck-
und/oder Verschleißschicht eine strahlungshärtbare Zusammensetzung aufgetragen wird
und eine Bestrahlung mit einer den Aushärtungsprozess induzierenden Strahlung nur
in dem Maße erfolgt, dass lediglich eine Teilhärtung der Deck- und/oder Verschleißschicht
erfolgt. In die so teilgehärtete Schicht wird mittels geeigneter Werkzeuge, wie beispielsweise
einer Hartmetall-Strukturwalz oder eines Stempels, eine gewünschte Oberflächenstruktur
eingeprägt. Dabei erfolgt die Prägung vorzugsweise in Übereinstimmung mit dem auf
die Primerschicht aufgebrachten Dekor. Zur Gewährleistung einer hinreichenden Übereinstimmung
der einzubringenden Struktur mit dem Dekor kann es vorgesehen sein, dass die Trägerplatte
und das Prägewerkzeug durch entsprechende Relativbewegungen zueinander ausgerichtet
werden. Im Anschluss an die Einbringung der gewünschten Struktur in die teilgehärtete
Deck und/oder Verschleißschicht erfolgt eine weitere Härtung der nun strukturierten
Deck- und/oder Verschleißschicht insbesondere durch eine weitere Bestrahlung der Schicht
mit elektromagnetischer Strahlung oder Elektronenstrahlung.
[0031] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens kann es vorgesehen sein, dass zumindest
Teilschritte des Verfahrens unter einer Inertgas-Atmosphäre ausgeführt werden. Insbesondere
kann es dabei vorgesehen sein, dass der Verfahrensschritt des Aufbringens des Dekors
unter einer Inertgas-Atmosphäre durchgeführt wird. Geeignete Inertgase sind dabei
beispielsweise Stickstoff, Kohlendioxid, Edelgase oder Mischungen dieser.
[0032] Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein Wand- oder Bodenpaneel, aufweisend einen
plattenförmigen Träger, eine Primerschicht und eine Dekorschicht, welches
dadurch gekennzeichnet, dass die Primerschicht ein Polyurethanacrylat aufweist.
[0033] In einer Ausgestaltung eines erfindungsgemäßen Wand- oder Bodenpaneel weist die Primerschicht
eine Schichtdicke zwischen ≥50µm und ≤1mm, vorzugsweise zwischen ≥100µm und ≥800µm
auf.
[0034] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Wand- oder Bodenpaneels
ist die Dekorschicht in Wesentlichen aus einer strahlungshärtbaren Farb- oder Tintenschicht
gebildet. Dabei kann die Dekorschicht beispielsweise eine Schichtdicke zwischen ≤50µm
und ≤1mm, vorzugsweise zwischen ≥100µm und ≤800µm aufweisen.
[0035] Auf die Dekorschicht kann eine Deck- oder Verschleißschicht aufgebracht sein. Dabei
kann es insbesondere vorgesehen sein, dass die Deck- oder Verschleißschicht aus strahlungsgehärteten
Lack gebildet ist. Die Deck- oder Verschleißschicht kann beispielsweise eine Schichtdicke
zwischen ≥100µm und ≤5mm, vorzugsweise zwischen ≥0,5mm und ≤2,5µm aufweisen.
[0036] Die Erfindung ist nachfolgend anhand einer Figur sowie eines Ausführungsbeispiels
weiter erläutert.
Fig. 1 zeigt schematisch einen Aufbau eines erfindungsgemäßen Wand- oder Bodenpaneels.
[0037] Fig. 1 zeigt einen schematischen Aufbau einer Ausführung eines erfindungsgemäßen
Wand - oder Bodenpaneels (100). Das Paneel besteht aus einem plattenförmigen Träger
(110). Der Träger (110) besteht aus einem extrudierten Kunststoffmaterial, wie beispielsweise
Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamide (PA), Polyurethane (PU), Polystyrol
(PS), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polycarbonat
(PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyetheretherketon (PEEK) oder Mischungen oder
Co-Polymerisate dieser. In den Träger (110) sind mittels geeigneter Werkzeuge einem
natürlichen Holzwerkstoff nachempfundene Oberflächenstrukturen (111) eingebracht.
Auf den plattenförmigen Träger (110) ist eine Primerschicht (120) aufgebracht, welche
ein strahlungsgehärtetes Polyurethanacrylat aufweist. Auf die Primerschicht (120)
ist eine Dekorschicht (130) mittels geeigneter Druckverfahren, wie beispielsweise
Digitaldruck, Flexodruck oder Offsetdruck, aufgebracht. Zur Erhöhung der Verschleißfestigkeit
ist auf die Dekorschicht (130) eine Deckschicht (140) und/oder hartstoffhaltige Verschleißschicht
(150) aufgebracht, wobei die Deck- und/oder Verschleißschicht (140,150) insbesondere
durch eine strahlungsgehärtete Lackschicht gebildet sind.
Beispiel 1
[0038] Auf einen plattenförmigen oberflächenstrukturierten Träger aus einem Polyurethanmaterial
wird eine ein aliphatisches Urethanacrylat-Prepolymer aufweisende Primerzusammensetzung
in einer Menge von 20-35 g/m
2 aufgebracht und mittels Bestrahlung mit einer Quecksilberdampflampe bei einer Leistung
von ca. 3W/cm
2 und einer Belichtungszeit von ca. 10s gehärtet. Auf die so erstellte Primerschicht
wird in Übereinstimmung mit der Struktur der Trägerplatte eine Dekorschicht mittels
eines Inkjet-Verfahrens unter Verwendung einer UV-härtbaren Tinte aufgebracht. Unmittelbar
nach dem Farbauftrag der UV-härtbaren Tinte erfolgt eine Bestrahlung der Dekorschicht
mit einer UV-Lichtquelle geeigneter Wellenlänge. Nach erfolgt Bestrahlung der Dekorschicht
und hinreichender Aushärtung derselben, um ein Verlaufen oder Verschmieren des aufgebrachten
Dekors zu vermeiden, erfolgt eine Abstapelung der der Platten vor einer weiteren Verarbeitung.
Anschließend wird eine Deck und/oder Verschleißschicht auf die dekorierte Trägerplatte
aufgebracht, wobei diese aus einer strahlungsgehärteten Lackschicht, in welche Korund-Partikel
eingebracht sind, gebildet ist.
1. Verfahren zur Herstellung eines dekorierten Wand- oder Bodenpaneels, aufweisend die
Verfahrensschritte
a) Bereitstellen eines plattenförmigen Trägers,
b) Aufbringen eines Primer zumindest auf die zu bedruckend Oberfläche des plattenförmigen
Trägers,
c) Aufbringen eines Dekors mittels bedrucken zumindest eines Teils der mit dem Primer
behandelten Oberfläche,
dadurch gekennzeichnet, dass als Primer eine flüssige strahlungshärtbare Mischung auf Basis eines Urethanacrylates
eingesetzt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei als Primer eine Mischung auf Basis eines aliphatischen
Urethanacrylates eingesetzt wird.
3. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei der Primer einen Photoinitiator
aufweist.
4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, aufweisend den Verfahrensschritt
d) Aufbringen einer Verschleiß- und/oder Deckschicht auf die bedruckte Oberfläche,
5. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Bedruckung mittels Digitaldruck
erfolgt.
6. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Bedruckung mittels einer
strahlungshärtbaren Farbe und/oder Tinte erfolgt.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 3 bis 6, wobei als Verschleißschicht ein hartstoffhaltiger
strahlungs- und/oder wärmehärtbarer Lack aufgebracht wird.
8. Verfahren gemäß einem der vorehrgehenden Ansprüche, wobei ein Träger auf Basis thermoplastischen
Kunststoffes oder eines Holz-Kunststoff-Komposite-Werkstoffes (WPC) bereitgestellt
wird.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, wobei ein Träger auf Basis eines thermoplastischen Kunststoffes
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Polyvinylchlorid, Polyolefine (beispielsweise
Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamide (PA), Polyurethane (PU), Polystyrol
(PS), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polycarbonat
(PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyetheretherketon (PEEK) oder Mischungen oder
Co-Polymerisate dieser bereitgestellt wird.
10. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei als Träger ein strukturiertes
plattenförmiges Material bereitgestellt wird.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei die Bedruckung in Übereinstimmung mit der Strukturierung
des Trägermaterials erfolgt.
12. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Verschleiß - und/oder
Deckschicht nach dem Auftragen strukturiert wird.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, wobei die Verschleiß und/oder Deckschicht vor einer Strukturierung
teilgehärtet wird.
14. Wand- oder Bodenpaneel (100), aufweisend einen plattenförmigen Träger (110), eine
Primerschicht (120) und eine Dekorschicht (130), dadurch gekennzeichnet, dass die Primerschicht (120) ein Polyurethanacrylat aufweist.
15. Wand- oder Bodenpaneel gemäß Anspruch 14, wobei die Dekorschicht (130) im Wesentlichen
aus einer strahlungshärtbaren Farb- oder Tintenschicht gebildet ist.