[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einlegen von Gelegen aus Rovings in eine
Presse, in der Faserverbundwerkstoff-Bauteile hergestellt werden, nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1, sowie ein Abnahmewerkzeug zur Durchführung eines solchen Verfahrens.
[0002] Rovings sind Bündel von endlosen Fasern bzw. Filamenten, die zur Fertigung von Faserverbundwerkstoffen
verwendet werden. Hierbei kommen Einzelfilamente aus Glas, Keramik, Aramid und dergleichen
zum Einsatz, insbesondere jedoch Carbonfasern bzw. Kohlenstofffasern. Rovings aus
Carbonfasern bestehen aus bis zu mehreren tausend Filamenten und werden oft in Bandform
verarbeitet. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden auch solche Rovingbänder,
die streng genommen aus mehreren zusammengeführten Rovings bestehen, sowie Bündel
aus Rovings oder aus Roving-Bändern als "Roving" bezeichnet.
[0003] Um aus Rovings Faserverbundwerkstoff-Bauteile zu fertigen, müssen die Rovings zunächst
zu einem Gelege, das aus mindestens einer Gelegeschicht besteht, gelegt werden. Ein
Faserverbundwerkstoff besteht im Wesentlichen aus zwei Hauptkomponenten, den Rovings
und einer diese einbettenden Matrix. Ein Hauptanwendungsgebiet der vorliegenden Erfindung
ist bei der Herstellung von mit Carbonfasern verstärkten Kunststoffen (CFK) gegeben,
die aufgrund ihrer Belastbarkeit und ihres geringen Gewichts zunehmend Werkstoffe
aus Stahl oder Aluminium ersetzen, insbesondere im Fahrzeugbau, jedoch auch bei stationären
technischen Anwendungen mit bewegten Teilen, wie beispielsweise Windkraftanlagen.
Hier werden neben den Carbonfasern, die in der Regel aus Polyacrylnitril als Ausgangsstoff
hergestellt wurden und zu ca. 95 % aus reinem Kohlenstoff bestehen, als Matrix Epoxidharze
und Thermoplaste verwendet.
[0004] Die Festigkeitseigenschaften von Faserverbundwerkstoffen sind entscheidend von der
Orientierung der darin verlaufenden Rovings abhängig. Denn die in der Matrix eingebetteten
Rovings sind hoch zugfest, so dass sich bei einer Einbettung von Rovings in beispielsweise
nur einer Raumrichtung eine unidirektionale Festigkeit des Faserverbund-Bauteils ergibt.
Die mechanischen Eigenschaften quer zur Faserrichtung der Rovings sind zumeist schlecht.
Um Faserverbund-werkstoff-Bauteile mit sinnvollen Eigenschaften zu fertigen, werden
die Rovings daher meist so gelegt, dass sie in mindestens zwei Raumrichtungen orientiert
verlaufen. Insbesondere zur maschinellen Herstellung von mit Carbonfasern verstärkten
Kunststoffen (CFK) werden die Rovings üblicherweise gewebt oder gewirkt, so dass sie
als flächige Gelegeschicht zum Einbetten in die Matrix vorliegen, wobei die Rovings
in dieser Gelegeschicht senkrecht zueinander orientiert sind. Ein Beispiel für ein
entsprechendes Verfahren findet sich in der
DE 100 05 202 A1. Ein alternatives Herstellverfahren für Faserverbundwerkstoffe ist die Faserspritztechnik,
bei der kurze Rovingstücke in statistisch verteilten Raumrichtungen in die Matrix
eingebettet werden. Die Festigkeit solcher Faserverbundwerkstoffe ist jedoch nicht
optimal, da die Eigenschaften der Rovings durch das Zerschneiden stark verschlechtert
werden.
[0005] Gerade im Fahrzeugbau ist es allerdings wünschenswert, dreidimensional geformte Bauteile
aus CFK-Werkstoff herzustellen. Darüber hinaus müssen diese Bauteile oftmals ganz
spezielle Festigkeitsanforderungen erfüllen, so dass die Orientierung der in der Matrix
eingebetteten Rovings entsprechend verlaufen sollte. Gewebte oder gewirkte Gelege
sind hier oft nicht optimal. Ein Faserverbundwerkstoff, der in Faserspritztechnik
hergestellt wurde, kann die entsprechenden Anforderungen naturgemäß noch weniger erfüllen.
Bei Luftfahrzeugen sowie bei Fahrrädern und im Motorsport werden daher Faserverbundwerkstoff-Bauteile,
insbesondere aus CFK, eingesetzt, zu deren Herstellung die Rovings von Hand gelegt
werden. Die Orientierung der Rovings kann so optimal ausgestaltet werden, jedoch ist
eine solche Fertigung von Hand naturgemäß sehr kostenintensiv. Eine Großserienfertigung,
insbesondere im Kraftfahrzeugbau ist mit handgelegten Rovings nicht möglich.
[0006] Um Rovings in gewünschter Dichte und Ausrichtung, die von den gewünschten mechanischen
Eigenschaften des fertigen Bauteils abhängen, automatisiert zu einem Gelege zu legen,
ist es im Stand der Technik bekannt, mindestens ein Roving über eine Anzahl von Stiftelementen
zu führen, an denen das Roving jeweils umgelenkt wird, um eine flächige, möglichst
multiaxiale Gelegeschicht zu bilden. Unter Stiftelementen ist hier, und generell im
Rahmen der vorliegenden Erfindung jedes Element zu verstehen, um das ein Roving umgelenkt
werden kann; es muss sich also nicht um Stifte im Wortsinne handeln. Beispiele für
ein Verfahren zum automatisierten Legen von Rovings über eine Anzahl von Stiftelementen
sind in der
EP-A-0 591 822 und der
EP-A-0 110 698 zu finden.
[0007] Das als Halbzeug dienende Gelege aus Rovings muss schließlich, um das erwünschte
Faserverbundwerkstoff-Bauteil herstellen zu können, in die Matrix eingebettet werden.
Die vorliegende Erfindung geht hierbei von einem Stand der Technik aus, bei dem das
Gelege aus Rovings sowie Ausgangsmaterial für die Matrix in eine Laminierpresse eingebracht
werden, wo das Ausgangsmaterial für die Matrix unter Druck und Wärme aufgeschmolzen
bzw. aktiviert und der Verbund mit den Rovings hergestellt wird. Das Ausgangsmaterial
für die Matrix kann hierbei innerhalb oder außerhalb der Presse auf das Gelege oder
zwischen mehrere Gelegeschichten aufgestreut oder in Form einer Folie aufgelegt werden;
es ist jedoch auch möglich, Rovings zu verwenden, die bereits mit Matrixmaterial getränkt
sind.
[0008] Das Herstellen des Faserverbundwerkstoff-Bauteils in einer Laminierpresse bietet
den großen Vorteil, dass verschiedenste dreidimensionale Bauteilformen hergestellt
werden können. Beispielsweise kann das Pressenunterteil, auf das das Gelege und das
Matrixmaterial aufgelegt werden, eine Negativform der gewünschten Bauteiloberfläche
bilden, an die sich das Gelege beim Pressen anschmiegt. Das Pressenoberteil kann eine
elastische Pressenmembran als Andrückelement enthalten, die sich dann durch Einleiten
eines Druckfluids in einen oberhalb der Pressenmembran befindlichen Druckraum und/oder
durch Evakuieren des Raums zwischen dem Pressenunterteil und der Pressenmembran ihrerseits
an das Gelege anschmiegt und dieses in die Form des Pressenunterteils presst. Membranpressen
zum Laminieren von Bauteilen sind an sich bekannt und beispielsweise zum Herstellen
von Möbelteilen aus Holzwerkstoff oder von Photovoltaikmodulen marktüblich.
[0009] Problematisch ist bei einem Verfahren der vorliegenden Art das Einlegen des Geleges
in die Presse bzw. das Auflegen desselben auf das Pressenunterteil. Dies kann gegebenenfalls
auch außerhalb der eigentlichen Presse erfolgen. Denn als "Pressenunterteil" im Sinne
der vorliegenden Erfindung ist jedes Teil zu verstehen, gegen das das Gelege bzw.
das Ausgangsmaterial für das herzustellende Bauteil von der Membran gedrückt wird.
Es kann sich also auch um eine Form handeln, die auf ein Tablett aufgelegt und mit
diesem in die Presse eingebracht wird, und dergleichen mehr. Wichtig ist nur, dass
das "Pressenunterteil" beim eigentlichen Pressvorgang das Gegenlager für die Pressenmembran
bildet.
[0010] Wenn das Gelege nicht auf dem Pressenunterteil selbst gelegt wurde (was nur händisch
oder roboterunterstützt möglich ist, wie dies beispielsweise in der
DE 10 2010 015 199 A1 vorgeschlagen wurde) ist es sehr schwierig, das Gelege von demjenigen Ort, an dem
das Roving gelegt wurde, zum Pressenunterteil zu bringen und auf dieses aufzulegen,
ohne dass einzelne Rovingabschnitte verrutschen und insbesondere unbeabsichtigte Lücken
entstehen oder Rovingabschnitte unbeabsichtigt übereinander zu liegen kommen, was
aufgrund der dadurch entstehenden Krümmungen deren Zugfestigkeit beeinträchtigen kann.
Soweit die Oberfläche des Pressenunterteils nicht eben, sondern dreidimensional geformt
ist, wird das Problem des unbeabsichtigten Verrutschens von einzelnen Rovingabschnitten
noch verschärft.
[0011] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein
Abnahmewerkzeug der eingangs genannten Art vorzuschlagen, mit dem das Einlegen eines
Geleges aus Rovings in eine Presse ohne Qualitätseinbußen automatisiert erfolgen kann.
[0012] Gelöst ist diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie
durch ein Abnahmewerkzeug mit den Merkmalen des Anspruchs 10. Bevorzugte Ausgestaltungen
des erfindungsgemäßen Verfahrens finden sich in den Ansprüchen 2 bis 9; vorteilhafte
Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Abnahmewerkzeugs sind in den Ansprüchen 11 und
12 niedergelegt.
[0013] Gemäß der vorliegenden Erfindung wird das Gelege also von einem Abnahmewerkzeug aufgenommen,
an dem eine elastische Membran angebracht ist, mit deren Hilfe das Gelege auf dem
Pressenunterteil abgelegt wird. Die elastische Membran kann sich auch einem dreidimensionalen
Pressenunterteil flexibel anpassen und so das Gelege aus Rovings auf dem Pressenunterteil
ablegen, ohne ein Verrutschen der Rovings befürchten zu müssen.
[0014] Die Membran kann beim Ablegen des Geleges über das Pressenunterteil gespannt werden;
im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist es jedoch bevorzugt, wenn die Membran Teil
eines Druckraums ist, in den ein Druckfluid eingeleitet werden kann, so dass die Membran
das Gelege in ähnlicher Weise wie später die Pressenmembran der Laminierpresse gegen
das Pressenunterteil drückt. Vorzugsweise geschieht dies so, dass sich das Gelege
ganzflächig an das Pressenunterteil anschmiegt und sich insbesondere hierbei an eine
dreidimensionale Oberflächenformung anpasst.
[0015] Mit einem erfindungsgemäßen Abnahmewerkzeug können Gelege unterschiedlichster Art
auf dem Pressenunterteil einer Presse zum Herstellen von Faserverbundwerkstoff-Bauteilen
abgelegt werden, insbesondere auch herkömmliche Matten aus miteinander verwebten oder
verwirkten Rovings. Mit der erfindungsgemäßen Membran können solche Matten insbesondere
an eine dreidimensionale Oberflächenform des Pressenunterteils angeschmiegt werden.
[0016] Ganz besondere Vorteile bietet die Erfindung jedoch, wenn ein Gelege aus Rovings
auf dem Pressenunterteil abgelegt werden muss, das aus einem oder mehreren Rovings
gebildet wird, die zwischen einer Anzahl von Stiftelementen aufgespannt ist bzw. sind.
In diesem Fall ist es im Rahmen der vorliegenden Erfindung bevorzugt, wenn das Abnahmewerkzeug
eine Anzahl von Abnahmestiften aufweist, um das Gelege von den Stiftelementen abzunehmen
und auf den Abnahmestiften aufgespannt bis zum Pressenunterteil zu transportieren.
Es ist jedoch auch möglich, das Gelege mitsamt den Stiftelementen, auf denen es abgelegt
ist, mit dem Abnahmewerkzeug mitzunehmen und das Gelege dann mittels der elastischen
Membran auf dem Pressenunterteil abzulegen. Hierbei können auch die Abnahmestifte
des Abnahmewerkzeugs die Stiftelemente zum Aufspannen der Rovings bzw. des Geleges
bilden. Die Rovings werden in diesem Fall direkt auf dem Abnahmewerkzeug zu einem
Gelege aufgespannt.
[0017] Hierbei ist es vorteilhaft, wenn das auf den Abnahmestiften des Abnahmewerkzeugs
aufgespannte Gelege mittels der Membran gespannt gehalten wird, die Membran also beispielsweise
mittig gegen das Gelege drückt, um die Spannung der Rovingabschnitte aufrecht zu erhalten
und ein Abrutschen derselben von den Abnahmestiften zu verhindern.
[0018] Nach einer bevorzugten Weiterbildung der vorliegenden Erfindung wird das Gelege durch
Aufspannen mindestens eines Rovings auf eine Anzahl von relativ zueinander beweglichen
Stiftelementen gelegt. Diese Stiftelemente können einzeln relativ zueinander beweglich
sein, bevorzugt ist es jedoch, wenn sich die Stiftelemente in eine erste Gruppe und
eine zweite Gruppe aufteilen, welche beiden Gruppen in einer kämmenden Bewegung relativ
zueinander bewegt werden können. Die in diesem Fall bevorzugt vorhandenen Abnahmestifte
des Abnahmewerkzeugs greifen dann jeweils dort in das Gelege ein, wo das Roving um
die Stiftelemente umgelenkt wird. Die Stiftelemente werden dann relativ zueinander
bewegt, insbesondere in einer kämmenden Bewegung zweier Stiftelementgruppen, so dass
das Roving, welches das Gelege bildet, an sich entspannt wird. Hierdurch übernehmen
jedoch die Abnahmestifte die das Roving umlenkende Eigenschaft, so dass im Ergebnis
das Gelege auf den Abnahmestiften des Abnahmewerkzeugs aufgespannt ist. Die erfindungsgemäß
vorhandene Membran kann hier unterstützend wirken und die Spannung der Rovingabschnitte
aufrechterhalten, ohne dass die Abnahmestifte gegeneinander beweglich sein müssen.
[0019] Beim Auflegen des Geleges auf das Pressenunterteil kann dieses von den Abnahmestiften
abgestreift werden, insbesondere mit Hilfe der Membran; vorzugsweise ist jedoch vorgesehen,
dass das Gelege von den Abnahmestiften abgeschnitten wird. Dies erfolgt zweckmäßig
so, dass der Schnitt der Kontur des Pressenunterteils folgt, so dass die Rovings nicht
über das fertige Bauteil überstehen.
[0020] Soweit das Pressenunterteil dreidimensional geformt ist, und das Gelege mittels der
erfindungsgemäßen Membran an diese Form angeschmiegt wird, ist es vorteilhaft, wenn
die Abnahmestifte, beispielsweise federbelastet, nachgeben können, wenn die Rovings
beispielsweise in eine Vertiefung des Pressenunterteils hineingedrückt werden. Hierdurch
wird ermöglicht, dass das Gelege auf den Abnahmestiften aufgespannt verbleiben kann,
bis die Membran das Gelege ganzflächig auf das Pressenunterteil aufgelegt hat. Die
Rovings werden in diesem Fall immer unter einer gewissen Spannung gehalten, bis sie
zwischen der Membran und dem Pressenunterteil fixiert sind. Danach kann dann das Roving
bzw. das Gelege von den Abnahmestiften abgeschnitten werden.
[0021] Wenn die Abnahmestifte des Abnahmewerkzeugs so positioniert sind, dass sie die Kontur
des Pressenunterteils nachbilden, fällt vorteilhaft wenig oder gar kein Schneidabfall
an. Besondere Vorteile hat dies im Zusammenhang mit einem vorherigen Aufspannen des
Geleges auf bewegliche Stiftelemente, die ihrerseits in etwa entlang der Kontur des
herzustellenden Faserverbundwerkstoff-Bauteils angeordnet sind.
[0022] Ein Ausführungsbeispiel für ein erfindungsgemäßes Verfahren, bei dem ein erfindungsgemäß
ausgestaltetes Abnahmewerkzeug verwendet wird, ist im Folgenden anhand der beigefügten
Zeichnungen näher beschrieben und erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Draufsicht auf eine Kämmvorrichtung;
- Figur 2
- eine schematische perspektivische Ansicht der Kämmvorrichtung aus Figur 1, nach dem
Aufspannen ;
- Figur 3
- eine schematische Draufsicht auf eine modifizierte Kämmvorrichtung, ebenfalls nach
dem Aufspannen;
- Figur 4
- ein Abnahmewerkzeug zum Abnehmen der Rovings aus der Kämmvorrichtung;
- Figur 5
- das Auflegen der abgenommenen Rovings auf ein Pressenunterteil.
[0023] In Figur 1 ist schematisch eine Draufsicht auf eine Kämmvorrichtung 1 für ein Roving
2 dargestellt. Dieses Roving ist streng genommen ein Rovingbündel, das aus drei Spulen
3 zusammengesetzt wird, wobei jede einzelne Spule 3 jeweils ein Band mehrerer parallel
verlaufender Rovings enthält. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist "das Roving
2" also streng genommen ein Bündel aus mehreren Rovingbändern.
[0024] Die Kämmvorrichtung 1 besteht aus einer ersten Gruppe 4 von Stiftelementen 5 und
einer zweiten Gruppe 6 von Stiftelementen 5, die beide beweglich auf einem Rahmen
7 angeordnet sind. In der in Figur 1 dargestellten Position sind die Stiftelemente
5 kämmend ineinandergreifend gegeneinander verfahrbar, und sie geben in ihrer Ausgangsposition
zwischen sich einen Bereich frei, in den das Roving 2 gelegt wird. Das Roving 2 ist
also zwischen den Stiftelementen 5 bzw. zwischen der ersten Gruppe 4 und der zweiten
Gruppe 6 von Stiftelementen 5 hindurchgeführt.
[0025] Mit den Pfeilen 8 sind die Bewegungsrichtungen der ersten 4 und zweiten Gruppe 6
von Stiftelementen 5 symbolisiert, in denen sich die beiden Gruppen 4, 6 bewegen müssen,
um das Roving 2 mittels einer kämmenden Bewegung der Stiftelemente 5 zwischen sich
aufzuspannen. Das Ergebnis ist in Figur 2, einer schematischen perspektivischen Ansicht,
dargestellt: Die Stiftelemente 5 der ersten Gruppe 4 und die Stiftelemente 5 der zweiten
Gruppe 6 sind in einer kämmenden Bewegung gegeneinander verfahren worden und haben
hierbei das zwischen ihnen hindurchgeführte Roving 2 zwischen sich aufgespannt. Dieses
Roving 2 führt nun ein einer Zickzacklinie zwischen den einzelnen Stiftelementen 5
hindurch und wird an jedem Stiftelement 5 umgelenkt, so dass es eine flächige Gelegeschicht
aus im Wesentlichen gleich orientierten Rovings bildet.
[0026] Wie anhand der Figuren 1 und 2 unmittelbar einleuchtet, genügt bei diesem Ausführungsbeispiel
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung eine Bewegung der beiden Gruppen 4, 6 von Stiftelementen
5, um das Roving 2 zu einer ersten flächigen Gelegeschicht zu legen. Ein aufwändiges
Herumführen des Rovings 2 um die vielen Stiftelemente 5 herum, das händisch oder mittels
eines Roboters erfolgen müsste, entfällt hierdurch.
[0027] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung können die Stiftelemente 5 selbstverständlich
auch völlig anders angeordnet und in verschiedene Richtungen bewegbar sein. Ebenso
ist es möglich, die Stiftelemente 5 nicht gruppenweise, sondern individuell zu bewegen.
[0028] Figur 3 zeigt eine Modifikation des in Figur 2 grundsätzlich gezeigten Aufspannens
des Rovings 2 auf einer Kämmvorrichtung 1: Hier werden die Stiftelemente 5 nur bis
zu einer individuellen Endposition gefahren, so dass die beim Aufspannen des Rovings
2 letztendlich entstehende Gelegeschicht eine Kontur erhält, die in etwa der Kontur
des herzustellenden Bauteils entspricht. Wenn diese Gelegeschicht vom Rahmen 7 abgenommen
wird, entsteht demnach kein oder kaum Schneidabfall, da die Gelegeschicht der Kontur
des herzustellenden Bauteils nicht mehr nachträglich angepasst werden muss.
[0029] Die in den Figuren 1 bis 3 dargestellten Stiftelemente bestehen jeweils aus Stiftträgern
9 und darauf angeordneten Stiften 10, um die herum das Roving 2 umgelenkt wird. Mittels
der Stifträger 9 sind die Stifte 10 zum Aufspannen des Rovings 2 bewegbar. Die Stifte
10 sind mit (hier nicht dargestellten) konischen Umlenkflächen versehen, die drehbar
gelagert auf den Stiften 10 sitzen und somit in etwa fingerhutförmig ausgestaltet
sind. Die Lagerung ermöglicht eine vorteilhaft geringe Reibung zwischen dem Roving
2 und dem Stift 10, während die konische Fläche die Orientierung des als Band vorliegenden
Rovings 2 beibehält.
[0030] An dieser Stelle darf festgehalten werden, dass die Stiftelemente im Rahmen der vorliegenden
Erfindung auch anders ausgestaltet sein können, insbesondere als massive Träger. Wichtig
ist nur, dass die Stiftelemente so gegeneinander bewegbar sind, dass sie das zwischen
ihnen hindurchgeführte Roving hierbei zwischen sich aufspannen können.
[0031] In Figur 4 ist ein einer schematischen seitlichen Schnittdarstellung ein Abnahmewerkzeug
gezeigt, mit dem die auf dem Rahmen 7 aufgespannte Gelegeschicht von der Kämmvorrichtung
1 abgenommen werden kann. Es handelt sich um einen Membranrahmen 11 mit einer Membran
12, die durch Druckeinleitung in den Membranrahmen 11 wie ein Ballon aufgeblasen werden
kann. Der Membranrahmen 11 wird auf die Kämmvorrichtung 1 abgesenkt bzw. auf diese
aufgelegt, wobei eine Anzahl von Abnahmestiften 13 so angeordnet sind, wie die Stiftelemente
5 der Kämmvorrichtung 1. Das Roving 2 wird nach dem Absenken des Membranrahmens 11
durch eine Bewegung der beiden Gruppen 4, 6 5 von Stiftelementen 5 zueinander auf
die Abnahmestifte 13 abgestreift, und die Membran 12 wird aufgeblasen, so dass sie
die Roving-Gelegeschicht in ihrer Lage fixiert.
[0032] Auf diese Weise wird die Gelegeschicht, wie in Figur 5 gezeigt, dann auf ein Pressenunterteil
14 übertragen und dort abgelegt, wobei das Pressenunterteil 14 eben diese dreidimensionale
Oberfläche aufweist, die später das herzustellende Faserverbundwerkstoff-Bauteil aufweisen
soll. Das hier dargestellte Pressenunterteil 14 ist streng genommen lediglich eine
Negativform des herzustellenden Bauteils, das außerhalb der eigentlichen Presse steht
und dort mit dem Gelege und dem Matrixmaterial versehen werden kann. Danach wird diese
Form in die eigentliche Presse eingebracht, wo sie dann beim Pressvorgang aus Sicht
des zu formenden Bauteils die Pressenunterseite bildet, gegen die das Bauteil von
der Pressenmembran gedrückt wird.
[0033] Wie bereits oben erwähnt, kann das Abnahmewerkzeug im Rahmen der vorliegenden Erfindung
auch gleichzeitig als Kämmvorrichtung fungierten. Dies würde konstruktiv etwa so aussehen,
dass die in den Figuren 1 bis 3 dargestellte Kämmvorrichtung 1 zusätzlich mit einer
Membran 12 versehen wird, mittels der die auf der Kämmvorrichtung 1 aufgespannten
Rovings 2 auf dem Pressenunterteil 14 abgelegt werden.
[0034] Wie in Figur 5 in drei aufeinanderfolgenden Verfahrensabschnitten a, b und c dargestellt
ist, wird die Membran 12 mit dem Membranrahmen 11 und dem Gelege aus Rovings 2 auf
das Pressenunterteil 14 abgesenkt, wobei sich die Membran 12 an die Kontur des Pressenunterteils
14 zunächst mittig anschmiegt und die Rovings 2 dort fixiert (a). Die Membran 12 wird
sodann weiter aufgeblasen oder weiter abgesenkt, so dass sich das Gelege aus Rovings
2 in zwei hier erkennbare Vertiefungen hineindrückt (b). Hierdurch werden die Abnahmestifte
13 zur Mitte bzw. zum Pressenunterteil hin gezogen, was im vorliegenden Ausführungsbeispiel
möglich ist, da die Abnahmestifte 13 federbelastet beweglich im Membranrahmen 11 sitzen.
Nach einem Abschneiden der Rovings 2 von den Abnahmestiften 13 des Abnahmewerkzeugs
(b) wird die Membran 12 noch weiter aufgeblasen, so dass sie sich komplett an das
Pressenunterteil anschmiegt und die erste Gelegeschicht aus Rovings 2 in der gewünschten
dreidimensionalen Form dort ablegt (c).
[0035] Ein Wiederholen des Aufspannens einer Gelegeschicht, des Abnehmens derselben und
des Auflegens auf das Pressenunterteil 14 in gegebenenfalls verschiedener Orientierung
lässt dann mehrere Gelegeschichten in der gewünschten dreidimensionalen Form übereinander
entstehen, die dann bereits im Pressenunterteil 14 liegt. Beispielsweise nach Aufstreuen
eines Matrixmaterials kann danach in einer Laminierpresse das fertige Faserverbundwerkstoff-Bauteil
unter Hitze- und Druckeinwirkung automatisiert hergestellt werden.
[0036] Insbesondere wenn mehrere Gelegeschichten auf dem Pressenunterteil 14 abgelegt werden,
ist es vorteilhaft, wenn die einzelnen Gelegeschichten mittels eines Adhäsivstoffs,
mittels Vakuum, mittels elektrostatischer Kräfte oder dergleichen provisorisch auf
dem Pressenunterteil 14 fixiert werden.
1. Verfahren zum Einlegen von Gelegen aus Rovings (2) in eine Presse, in der Faserverbundwerkstoff-Bauteile
hergestellt werden, wobei das Gelege von einem Abnahmewerkzeug (11, 12, 13) aufgenommen,
über ein Pressenunterteil (14) bewegt und dort abgelegt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ablegen des Geleges auf dem Pressenunterteil (14) mit Hilfe einer am Abnahmewerkzeug
angebrachten elastischen Membran (12) erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1 ,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Druckfluid in einen wenigstens zum Teil von der Membran (12) begrenzten Druckraum
eingeleitet wird, so dass die Membran (12) das Gelege gegen das Pressenunterteil (14)
drückt.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Membran (12) das Gelege ganzflächig an das Pressenunterteil (14) anschmiegt.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Gelege auf dem Pressenunterteil (14) fixiert wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Gelege durch Aufspannen mindestens eines Rovings (2) auf eine Anzahl von relativ
zueinander beweglichen Stiftelementen (5) gelegt wird, und dass das solcherart aufgespannte
Gelege mittels Abnahmestiften (13) des Abnahmewerkzeugs von den Stiftelementen (5)
abgenommen wird, indem die Abnahmestifte (13) dort in das Gelege eingreifen, wo das
Roving (2) um die Stiftelemente (5) umgelenkt wird, und dann die Stiftelemente (5)
bewegt werden, so dass das Roving (2) danach auf den Abnahmestiften (13) des Abnahmewerkzeugs
aufgespannt ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Gelege durch Aufspannen mindestens eines Rovings (2) auf eine Anzahl von relativ
zueinander beweglichen Stiftelementen (5) gelegt wird, die eine erste Gruppe (4) von
Stiftelementen (5) und eine zweite Gruppe (6) von Stiftelementen (5) bilden, welche
in einer kämmenden Bewegung relativ zueinander bewegt werden können.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das auf den Abnahmestiften (13) des Abnahmewerkzeugs aufgespannte Gelege mittels
der Membran (12) gespannt gehalten wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Roving (2) beim oder nach dem Auflegen des Geleges auf das Pressenunterteil (14)
von den Abnahmestiften (13) abgeschnitten wird.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Gelege durch Aufspannen mindestens eines Rovings (2) auf eine Anzahl von relativ
zueinander beweglichen Stiftelementen (5) gelegt wird, und dass ein Abnahmewerkzeug
mit Abnahmestiften (13) verwendet wird, wobei die Abnahmestifte (13) als bewegliche
Stiftelemente (5) zum Legen des Geleges verwendet werden.
10. Abnahmewerkzeug zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass es eine elastische Membran (12) zum Ablegen des Geleges auf dem Pressenunterteil
(14) aufweist.
11. Abnahmewerkzeug nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Druckraum (11) vorgesehen ist, der wenigstens zum Teil von der Membran (12) begrenzt
ist und in den ein Druckfluid einleitbar ist.
12. Abnahmewerkzeug nach einem der Ansprüche 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Anzahl von Abnahmestiften (13) zum Aufspannen des Geleges vorgesehen ist.