[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Nuten von
Pappenzuschnitten nach dem Oberbegriff von Anspruch 1 bzw. Anspruch 12.
[0002] Buchdecken als auch Schachteln für hochwertige Verkaufs- und Geschenkverpackungen
bestehen im Kern aus Pappen, die mit Bezugsmaterialien kaschiert sind. Zur Vorbereitung
von Biegestellen oder scharfkantigen Abkantungen werden die Pappenzuschnitte an den
entsprechenden Stellen genutet. Der Nutquerschnitt kann ein dreieckiges bis rechteckiges
Profil aufweisen, das als Span mit dementsprechend zueinander stehenden Messerklingen
oder Rundmessern und ggf. eines dazwischen angeordneten Aushebers oder mit einteiligen,
nach dem jeweiligen Querschnitt geformten Spezialmessern aus den Pappen herausgeschnitten
wird.
[0003] Aus der
CN 101200091 B ist eine gattungsgemäße Pappennutmaschine mit einer angetriebenen Transporttrommel
und die Transporttrommel teilweise umschlingenden Riemen bekannt, bei der mehrere
ortsfest zwischen den Riemen am Umfang der Transporttrommel positionierbare Nutenschneidwerkzeuge
zum Schneiden von jeweils zueinander parallelen Nuten vorgesehen sind. Die Nutenschneidwerkzeuge
sind aus jeweils zwei an einem Messerhalter befestigten Messerklingen gebildet, wobei
die Messerhalter sich an Aufsteckhaltern befinden, die an einem von zwei Querbalken
geklemmt sind. Zur Positionierung der Nutenschneidwerkzeuge werden die Aufsteckhalter
auf den Querbalken axial zur Transporttrommel manuell verschoben und fixiert. Die
Nuttiefe wird über eine Rändelschraube eingestellt, wodurch der Messerhalter am Aufsteckhalter
quasi radial zur Transporttrommel verschoben wird.
[0004] Mit den ortsfest positionierten Nutenschneidwerkzeugen können ausschließlich durchlaufende,
parallel zur Transportrichtung der Pappenzuschnitte verlaufende und einen konstanten
Querschnitt aufweisende Nuten erzeugt werden. Insbesondere bei aus kaschierten Pappenzuschnitten
bestehenden Faltschachtelkonstruktionen besteht aber der Bedarf abschnittsweise eingebrachter
Nuten.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Nuten
von Pappenzuschnitten nach dem Oberbegriff von Anspruch 1 bzw. Anspruch 12 zu schaffen,
die bzw. das bei höherer Flexibilität vielfältige Gestaltungen genuteter Pappenzuschnitte
ermöglicht.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung nach Anspruch 1 und durch
ein Verfahren nach Anspruch 12 gelöst. Bevorzugte Ausbildungsformen der Erfindung
sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0007] Dadurch dass sich bei der Vorrichtung zumindest ein Nutenschneidwerkzeug auf einem
relativ zur Transporttrommel bewegbaren und während des Betriebs der Nutvorrichtung
von einem Antriebsmittel antreibbaren Führungselement befindet, kann eine deutlich
höhere Flexibilität der Nutvorrichtung erreicht werden. Denn die axiale Position des
zumindest einen Nutenschneidwerkzeugs an der Transporttrommel und/oder sein Abstand
zum Trommelmantel können nun während eines Nutvorgangs, d.h. beim Durchlauf eines
Pappenzuschnitts an den Nutenschneidwerkzeugen vorbei, gezielt verändert werden. Dadurch
werden völlig neue Gestaltungen maschinell genuteter Pappenzuschnitte realisierbar,
die bisher noch nicht oder nur aufwändig von Hand erreichbar waren. Sich längs einer
Nut verändernde Querschnitte oder nur abschnittsweise und/oder schräg zueinander verlaufende
Nuten ermöglichen neue Gestaltungsmöglichkeiten und Funktionalitäten bei den aus den
genuteten Pappenzuschnitten hergestellten Schachteln und Buchdecken.
[0008] Wenn das Führungselement im Wesentlichen radial zur Transporttrommel beweg- und antreibbar
ist, können nichtdurchlaufende Nuten mit längs der Nut zur Pappenkante beabstandeten
Enden und/oder Unterbrechungen geschnitten werden. Dabei wird beim Durchlauf eines
Pappenzuschnitts das jeweilige Nutenschneidwerkzeug zwischen einer Schneidstellung
und einer vom Pappenzuschnitt abgehobenen Stellung und/oder umgekehrt quasi hin und
her geschaltet. Das als Schwinge oder Schlitten ausgebildete Führungselement kann
dazu von einem einfachen Pneumatikzylinder angetrieben sein. Durch das Anfahren von
Schneidstellungen mit unterschiedlichen Abständen des Nutenschneidwerkzeugs zur Transporttrommel
können Nuten mit längs der Nut veränderlichem Querschnitt geschnitten werden.
[0009] Wenn das Führungselement ein axial zur Transporttrommel verschieb- und antreibbarer
Schlitten ist, können schräg zueinander und/oder zur Pappenkante verlaufende Nuten
hergestellt werden, indem beim Nutenschneiden das jeweilige Nutenschneidwerkzeug dem
Nutverlauf entsprechend quer zur Pappentransportrichtung stetig bewegt wird.
[0010] Bei Anordnung des Nutenschneidwerkzeugs auf einem Kreuzsupport als Führungselement
kann das Nutenschneidwerkzeug unabhängig voneinander radial und axial zur Transporttrommel
verschoben werden, zur gleichzeitigen Ausführung von sich aus den axialen und radialen
Bewegungen ergebenden, oben aufgezeigten Nutausprägungen.
[0011] Jeweilige Nutenschneidwerkzeuge können einzeln auf separaten Führungselementen angeordnet
und angetrieben sein oder gemäß einer Weiterbildung paar- bzw. gruppenweise auf einem
gemeinsamen Führungselement angeordnet oder wenigstens antriebsmäßig koppelbar von
einem gemeinsamen Antrieb angetrieben sein, um jeweilige oben aufgezeigte Nutausprägungen
mehrfach identisch einzubringen.
[0012] Vorzugsweise ist die Bewegung des Führungselements einstell- oder verstellbar. Dadurch
können im Querschnitt und/oder im Verlauf variable Nuten flexibel hergestellt werden.
[0013] Mit dem Vorteil einer besonders hohen Flexibilität und der Möglichkeit zur Automatisierung
ist vorgesehen, dass das Antriebsmittel ein steuerbarer Antrieb ist. Vorzugsweise
ist der steuerbare Antrieb über eine Steuereinrichtung mit dem Antrieb der Transporttrommel
verbunden. Durch den kontinuierlichen Abgleich mit der Transportbewegung des Pappenzuschnitts
können Anfang und Ende der Nuten, der Verlauf und/oder gewünschte Querschnittsänderungen
positionsgenau in den Pappenzuschnitt eingebracht werden. Wenn die Bewegung des Führungselements
nach einem durch die Form und/oder Abmessungen eines faltbaren aus dem zu nutenden
Pappenzuschnitt hergestellten Pappenerzeugnisses bestimmten Nutschema gesteuert bzw.
veränderbar gesteuert ist, können durch Vorgabe des sich aus der gewünschten Schachtel
ergebenden Nutschema die Nuten automatisch ohne manuelle Einstell- und Nacharbeiten
geschnitten werden. Eine besonders genaue Bewegungssteuerung ist mit einem gesteuerten
Elektromotor als Antriebsmittel gegeben. Neben drehwinkelgesteuerten Elektromotoren
können Linearmotore, Torquemotore, Tauchspulen (voice coil) oder dgl. steuerbare Elektroantriebe
zum Einsatz kommen. Vorzugsweise ist das Führungselement nach einer Kurve programmgesteuert
antreibbar. Insbesondere von einer Geraden abweichende Nutverläufe können damit geometrisch
genau geschnitten werden. Wenn die Kurve veränderbar ist, können in ihrem Verlauf
variable Nuten flexibel hergestellt werden.
[0014] Wenn das Nutenschneidwerkzeug ein Ritzmesser umfasst, können unterbrochene, einer
Perforation vergleichbare Ritzlinien oder abschnittsweise, bspw. ein Fensterausschnitt
begrenzende Ritzlinien eingebracht werden. Bei entsprechend tief eingestellten Ritzmessern
verbleibt nur ein minimaler Restquerschnitt, welcher in nachfolgenden Arbeitsschritten
sehr leicht aufgetrennt werden kann, sodass entsprechende Abschnitte oder Ausschnitte
aus den Pappenzuschnitten herausgelöst werden können. Das Stanzen von Pappenzuschnitten
kann dadurch in Fortfall gelangen.
[0015] Nach dem Verfahren ist vorgesehen, dass zumindest ein Nutenschneidwerkzeug während
dem Transport der Pappenzuschnitte an den Nutenschneidwerkzeugen vorbei quer zur Transportrichtung
der Pappenzuschnitte bewegt wird. Das erfindungsgemäße Verfahren zum Einbringen von
sich längs einer Nut verändernden Querschnitten oder nur abschnittsweise und/oder
schräg zueinander verlaufenden Nuten lässt sich nicht nur auf nach dem Oberbegriff
des Vorrichtungsanspruchs 1 definierten Trommelnutmaschinen ausführen, sondern auch
an linear fördernden Nutmaschinen anwenden, wie den Tischnutmaschinen, bei denen die
Pappenzuschnitte auf einem linear bewegten Vakuumtisch transportiert werden oder den
Nutmaschinen, bei denen die Pappenzuschnitte von mehreren hintereinander liegenden
Transportwalzenpaaren eingeklemmt transportiert werden.
[0016] Das zumindest eine Nutenschneidwerkzeug kann senkrecht zum Pappenzuschnitt bewegt
werden und dabei vorzugsweise zwischen einer Schneidstellung und einer vom Pappenzuschnitt
abgehobenen Stellung und/oder umgekehrt hin und her bewegt werden, zum Einbringen
von abschnittsweise verlaufenden Nuten. Schräg zueinander oder zur Pappenkante verlaufende
Nuten können eingebracht werden, wenn das zumindest eine Nutenschneidwerkzeug senkrecht
zur Transportrichtung in der Ebene des Pappenzuschnitts bewegt wird.
[0017] Beispielhafte Ausführungsformen und Anwendungen der erfindungsgemäßen Nutvorrichtung
und des Verfahrens werden anhand der folgenden Figuren detailliert beschrieben. Es
zeigen:
- Fig. 1
- eine Nutvorrichtung mit einem im Wesentlichen radial bewegbaren Nutenschneidwerkzeug
in schematischer Seitenansicht;
- Fig. 2
- das Nutenschneidwerkzeug aus Fig. 1 in abgehobener Stellung;
- Fig. 3
- eine alternative Ausführung eines radial bewegbaren Nutenschneidwerkzeugs;
- Fig. 4
- einen Ausschnitt einer Nutvorrichtung in teilweise schematischer Perspektivansicht
mit einem auf einem Kreuzsupport montierten Nutenschneidwerkzeug;
- Fig. 5a
- einen mit der erfindungsgemäßen Nutvorrichtung abschnittsweise genuteten Pappenzuschnitt;
- Fig. 5b
- eine aus dem genuteten Pappenschnitt nach Fig. 5a hergestellte Schachtel.
[0018] Die in Fig. 1 schematisch dargestellte Nutvorrichtung 1 besteht im Wesentlichen aus
einer angetriebenen, liegend gelagerten Transporttrommel 11 und mehreren, endlos um
Rollen 54 umlaufenden und zueinander beabstandeten, die Transporttrommel 11 unter
Ausbildung eines Einlaufs 14 und eines Auslaufs 15 teilweise umschlingenden Riemen
51 sowie zwischen den Riemen 51 in einem definierten Abstand von dem Trommelmantel
angeordneten Nutenschneidwerkzeugen 72, 72'. Von einer Zuführeinrichtung 101 dem Einlauf
14 zugeführte Pappenzuschnitte 2 werden von den Riemen 51 förderwirksam auf den Trommelmantel
gedrückt und in Transportrichtung 11a in einer etwa 180° Drehung der Transporttrommel
11 vom im unteren Scheitelpunkt der Transporttrommel 11 liegenden Einlauf 14 zum im
oberen Scheitelpunkt liegenden Auslauf 15 gefördert und dabei an den Nutenschneidwerkzeugen
72 72' vorbeigeführt, wo mit entsprechend gestalteten Nutmessern 71 ein beispielsweise
V-förmiger Span 6 aus den Pappenzuschnitten 2 herausgeschnitten wird.
[0019] Die Zuführeinrichtung 101 in Fig. 1 weist ein Pappenmagazin 102 auf, das einen Stapel
4 von übereinander liegenden Pappenzuschnitten enthält. Der jeweils unterste Pappenzuschnitt
2 wird von einem ersten Pappenschieber 104.1 unter einen vorderen Anschlag 103 ausgeschoben
und zu einer Zwischenposition 105 überführt, aus der der Pappenzuschnitt 2 mit einem
zweiten Pappenschieber 104.2 unter Ausrichtung an äußeren Führungsschienen 106 dem
Einlauf 14 zugeführt wird. Die Pappenschieber 104.1, 104.2 sind in einem festen Abstand
miteinander gekoppelt und werden mit einem konstanten Förderhub 107 gleich diesem
Abstand taktgemäß vor und zurück bewegt. Die Zuführgeschwindigkeit liegt dabei etwas
über der Drehgeschwindigkeit der Transporttrommel 11, sodass die Pappenzuschnitte
2 quasi zwangsweise in den Einlauf 14 zwischen Transporttrommel 11 und Riemen 51 eingeschoben
werden.
[0020] Die Ausfuhr 111 in Fig. 1 weist einen schräg nach vorn abfallenden Auslagetisch 112
auf, auf den die aus dem Auslauf 15 auslaufenden, fertig genuteten Pappenzuschnitte
3 abgeworfen und zum Stapel 5 übereinander gelegt werden. Durch die Anordnung des
Auslaufs 15 im oberen Scheitelpunkt der Transporttrommel 11 liegen die geschnittenen
Nuten 3a in den auslaufenden Pappenzuschnitten 3 oben und sind dadurch vom Bediener
einsehbar.
[0021] Wie aus Fig. 1 ersichtlich sind die Rollen 54 derart um die Transporttrommel 11 angeordnet,
dass sich insgesamt drei Bereiche größter Annäherung der zwischen den Rollen 54 liegenden
Trume und dem an der Transporttrommel 11 anliegenden Riemenabschnitt ausbilden. In
diesen Bereichen können die Nutenschneidwerkzeuge 72, 72' angeordnet sein. Die Nutenschneidwerkzeuge
72, 72' sind auf parallel zur Transporttrommel 11 liegenden Tragbalken 36, 37 montiert.
Es können mehrere Nutenschneidwerkzeuge 72, 72' nebeneinander montiert sein. Durch
die Anordnung auf zwei in Transportrichtung 11a hintereinander liegenden Tragbalken
36, 37 können sehr dicht beieinander liegende Nuten 3a eingebracht werden.
[0022] Fig. 2 zeigt das erfindungsgemäß ausgebildete Nutenschneidwerkzeug 72' aus Fig. 1
im vergrößerten Maßstab. Es besteht aus einem Träger 73, welcher mit einem Klemmstück
74 auf dem Tragbalken 36 festsetzbar ist. An dem Träger 73 ist eine Schwinge 78 gelagert,
auf dem wiederum ein Aufnahmeschlitten 76 für das Nutmesser 71 befestigt ist. Die
Schwinge 78 wird von einem Pneumatikzylinder 79 angetrieben, wodurch das Nutmesser
71 zwischen der in Fig. 1 gezeigten Schneidstellung und der nach Fig. 2 vom Pappenzuschnitt
2 abgehobenen Stellung im Wesentlichen radial zur Transporttrommel 11 hin und her
bewegt wird.
[0023] Das Nutenschneidwerkzeug 72' kann nach Lösen des Klemmstücks 74 axial zur Transporttrommel
11 verschoben werden, wodurch die Lage der zu schneidenden Nut 3a im Pappenzuschnitt
3 veränderbar ist. Weiter kann der Aufnahmeschlitten 76 gelöst und mittels eines Drehknopfes
77 stufenlos radial zur Transporttrommel 11 verschoben werden, wodurch eine jeweilige
Schnitttiefe in der Schneidstellung einstellbar ist.
[0024] Gesteuert wird der Pneumatikzylinder 79 von einem Pneumatikventil 81, welches mit
einer Steuereinrichtung 82 verbunden ist, in der die Signale eines die Drehbewegung
der Transporttrommel 11 abgreifenden Drehgebers 84 und einer die Vorderkante des durchlaufenden
Pappenzuschnitts 2 erfassenden Lichtschranke 83 zur genauen Positionsermittlung des
durchlaufenden Pappenzuschnitts 2 verarbeitet werden. Dadurch dass beim Durchlauf
des Pappenzuschnitts 2 das Nutenschneidwerkzeug 72' bzw. das Nutmesser 71 in jeweils
genauer Förderposition zwischen einer Schneidstellung und einer vom Pappenzuschnitt
2 abgehobenen Stellung und umgekehrt bewegt werden kann, können nichtdurchlaufende
Nuten mit längs der Nut zur Pappenkante beabstandeten Enden und/oder Unterbrechungen
geschnitten werden.
[0025] In Fig. 3 ist eine alternative Ausführung eines radial bewegbaren Nutenschneidwerkzeugs
72" dargestellt. Auf dem Träger 73 ist ein radial zur Transporttrommel 11 verschieblicher
Schlitten 80 geführt, an dem der Aufnahmeschlitten 76 für das Nutmesser 71 angeordnet
ist. Der Schlitten 80 bzw. das Nutmesser 71 werden von dem parallel zur Linearführung
angeordneten Pneumatikzylinder 79 angetrieben.
[0026] Fig. 4 zeigt eine dritte Ausführungsform eines Nutenschneidwerkzeugs 72"'. Es ist
auf einem angetriebenen Kreuzsupport 130 montiert, welches aus einem axial zur Transporttrommel
11 angetriebenen Schlitten 136 und einem auf einem am Schlitten 136 angeordneten Träger
134 radial zur Transporttrommel 11 geführten und angetriebenen Aufnahmeschlitten 131
für das Nutmesser 71 gebildet ist. Der Aufnahmeschlitten 131 wird von einem Servomotor
132 über einen Spindel-Mutter-Antrieb 133 angetrieben. Dadurch können Schneidstellungen
mit unterschiedlichen Abständen des Nutmesser 71 zur Transporttrommel 11 angefahren
werden, die das Schneiden von Nuten mit längs der Nut veränderlichem Querschnitt ermöglichen.
[0027] Der Schlitten 136 ist als Läufer bzw. Sekundärteil 136 eines Linearmotors 135 ausgebildet
und auf dem als Stator wirkenden und am Tragbalken 36 montierten Primärteil 137 axial
zur Transporttrommel 11 geführt. Die beiden Antriebe, der Servomotor 132 für die radiale
Bewegung und der Linearmotor 135 für die axiale Bewegung des Nutmessers 71, sind über
eine Steuereinrichtung 138 mit dem Antriebsmotor 13 der Transporttrommel 11 verbunden.
Dadurch ist eine besonders hohe Flexibilität in dem Schneiden von zum Pappenrand abgesetzten,
unterbrochenen, schräg verlaufenden und/oder sich im Querschnitt verändernden Nuten
gegeben. Siehe auch die obigen Ausführungen in der Vorteilsbeschreibung. Als ein Anwendungsbeispiel
ist in Fig. 5 das Schneiden eines schräg zur Transportrichtung 11a verlaufenden Nutabschnitts
3a' dargestellt. Schräg zueinander verlaufende Nuten 3a' werden beispielsweise benötigt,
um asymmetrische Klappschachteln herzustellen.
[0028] Ein Beispiel eines mit der Nutvorrichtung 1 nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
genuteten Pappenzuschnitts ist in Fig. 5a abgebildet. Fig. 5a zeigt einen flachliegenden
für eine Schachtel 140 bestimmten Pappenzuschnitt 141. Durch mehrere längsweise eingebrachte
V-Nuten 142 sind eine Bodenplatte 143, zwei sich gegenüberliegend an der Bodenplatte
143 angeordnete Seitenwände 144 a, b und eine Deckelplatte 145 in dem Pappenzuschnitt
141 ausgebildet. Quer verlaufende Nuten 146 a, b sind nicht durchlaufend eingebracht,
sondern nur in die Bodenplatte 143 und die beiden Seitenwände 144 a, b geschnitten.
Außerdem weist der Pappenzuschnitt 141 noch zwei in den Seitenwänden 144 a, b wellenförmig
und spiegelsymmetrisch zueinander eingebrachte Nuten 147 a, b auf.
[0029] Zur Herstellung des in Fig. 5a abgebildeten Pappenzuschnitts 141 werden mit der Nutvorrichtung
1 in einem ersten Bearbeitungsvorgang die im Wesentlichen längs verlaufenden V-Nuten
142 und 147 a, b eingebracht. Die Nutmesser 72"' zum Schneiden der Nuten 147 a, b
werden während des Nutenschneidens quer zur Transportrichtung 11a des Pappenzuschnitts
141 entsprechend der Wellenform hin und her bewegt. In einem zweiten Bearbeitungsvorgang,
bei der die Pappenzuschnitte 141 um 90° gedreht an der Nutvorrichtung 1 angelegt werden,
werden dann die quer verlaufenden Nuten 146 a, b eingebracht. Dabei werden, um die
Deckelplatte 145 auszulassen, die Nutenschneidwerkzeuge 72', 72" bzw. 72'" während
des Nutenschneidens aus einer Schneidstellung in eine vom Pappenzuschnitt 141 abgehobene
Stellung von der Transporttrommel 11 wegbewegt.
[0030] Fig. 5b zeigt die aus dem genuteten Pappenschnitt 141 hergestellte Schachtel 140.
Die Seitenwände 144 a, b sind aufgerichtet. Mit Nut-und-Feder-Verbindungen sind separate
Seitenwände 148 a, b in die Nuten 146 a, b eingesetzt und mit dem Pappenzuschnitt
141 verklebt. In den wellenförmig eingebrachten Nuten 147 a, b ist ein Zwischenboden
149 aufgenommen, welcher die von den Nuten 147 a, b vorgegebene Krümmung aufweist.
In gleicher Weise könnten an der Schachtel geschwungene Seitenwände eingeklebt sein.
[0031] Mit Nut-und-Feder-Verbindungen gefügte Schachteln weisen eine hohe Stabilität auf.
Das Fügeprinzip erlaubt außerdem große Fertigungstoleranzen an den Einzelteilen, da
Maß-und Formabweichungen von den Nuten verborgen werden. Darüber hinaus werden in
Verbindung mit dem erfindungsgemäßen Nutverfahren geschwungene Seitenwände und (Zwischen-)
Böden und nicht-quaderförmige Schachtelkonstruktionen ermöglicht.
1. Vorrichtung (1) zum Nuten von Pappenzuschnitten (2, 141), aufweisend
● eine angetriebene, liegend gelagerte Transporttrommel (11),
● mehrere, endlos um Rollen (54) umlaufende und zueinander beabstandete, die Transporttrommel
(11) unter Ausbildung eines Einlaufs (14) und eines Auslaufs (15) teilweise umschlingende
und die Pappenzuschnitte (2, 141) förderwirksam auf den Trommelmantel drückende Riemen
(51), und
● zwischen den Riemen (51), am Umfang der Transporttrommel (11) positionierbare Nutenschneidwerkzeuge
(72, 72', 72", 72"'),
dadurch gekennzeichnet,
● dass sich zumindest ein Nutenschneidwerkzeug (72', 72", 72"') auf einem relativ
zur Transporttrommel (11) bewegbaren und während des Betriebs der Nutvorrichtung von
einem Antriebsmittel (79, 132, 135) antreibbaren Führungselement (78, 80, 130) befindet.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Führungselement (78, 80, 131) im Wesentlichen radial zur Transporttrommel (11)
beweg- und antreibbar ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Führungselement ein axial zur Transporttrommel (11) verschieb- und antreibbarer
Schlitten (136) ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass jeweilige Nutenschneidwerkzeuge (72', 72", 72"') paar- bzw. gruppenweise auf einem
gemeinsamen Führungselement angeordnet oder wenigstens antriebsmäßig koppelbar von
einem gemeinsamen Antrieb angetrieben sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewegung des Führungselements einstell- oder verstellbar ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Antriebsmittel ein steuerbarer Antrieb (79, 132, 135) ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der steuerbare Antrieb (79, 132, 135) über eine Steuereinrichtung (82, 138) mit dem
Antrieb (13) der Transporttrommel (11) verbunden ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewegung des Führungselements (131, 136) nach einem durch die Form und/oder die
Abmessungen eines faltbaren aus dem zu nutenden Pappenzuschnitt (141) hergestellten
Pappenerzeugnisses bestimmten Nutschema gesteuert bzw. veränderbar gesteuert ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Führungselement (131, 136) nach einer Kurve programmgesteuert antreibbar ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Kurve veränderbar ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Nutenschneidwerkzeug ein Ritzmesser umfasst.
12. Verfahren zum Nuten von an Nutenschneidwerkzeugen (72, 72', 72", 72"') mittels einer Transporteinrichtung
(11, 51) kontinuierlich vorbeitransportierten Pappenzuschnitten (2, 141), dadurch gekennzeichnet, dass im Vorbeitransport zumindest ein Nutenschneidwerkzeug (72', 72", 72"') quer zur Transportrichtung
(11a) der Pappenzuschnitte (2) bewegt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine Nutenschneidwerkzeug (72', 72", 72"') senkrecht zum Pappenzuschnitt
(2) bewegt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine Nutenschneidwerkzeug (72', 72", 72"') zwischen einer Schneidstellung
und einer vom Pappenzuschnitt abgehobenen Stellung und/oder umgekehrt hin und her
bewegt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine Nutenschneidwerkzeug (72', 72", 72"') senkrecht zur Transportrichtung
(11a) in der Ebene des Pappenzuschnitts (2) bewegt wird.