[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines dekorierten
Wand- oder Bodenpaneels, sowie ein gemäß einem solchen Verfahren hergestelltes Wand-
oder Bodenpaneel.
[0002] Solche dekorierten Platten sind an sich bekannt, wobei unter dem Begriff Wandpaneel
auch Paneele zu verstehen sind, die zur Deckenbekleidung geeignet sind. Sie bestehen
üblicherweise aus einem Träger oder Kern aus einem festen Material, beispielsweise
einem Holzwerkstoff, der auf mindestens einer Seite mit einer Dekorschicht und einer
Deckschicht sowie gegebenenfalls mit weiteren Schichten, beispielsweise einer zwischen
Dekor- und Deckschicht angeordneten Verschleißschicht, versehen ist. Die Dekorschicht
ist üblicherweise ein gedrucktes Papier, das mit einem Aminoplastharz imprägniert
ist. Auch die Deckschicht und die übrigen Schichten werden meist aus Aminoplastharz
hergestellt.
[0003] Aus dem Dokument
US 6,888,147 B1 ist ein Verfahren zur Herstellung eines Paneels bekannt. Bei einem aus diesem Dokument
bekannten Verfahren wird ein Dekor auf einen Kern aufgebracht, woraufhin das Dekor
mit einer Lackschicht versehen wird. Um eine Strukturierung der Oberfläche zu erreichen,
wird beispielsweise auf Basis von etwa mit einer Digitalkamera erhaltenen Daten die
oberste Lackschicht nur teilweise aufgetragen.
[0004] In bestimmten Anwendungsbereichen und insbesondere bei der Erfordernis von hochdetailgetreuen
dekorierten Platten zeigen bisher bekannte Paneele jedoch gegebenenfalls eine nicht
zufriedenstellende Dekorierung, insbesondere wenn die Imitierung eines natürlichen
Werkstoffes wie beispielsweise Holz oder Naturstein gewünscht ist.
[0005] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein verbessertes Verfahren zur
Herstellung von dekorierten Wand- oder Bodenpaneelen bereitzustellen.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1. Hinsichtlich des
Wand- oder Bodenpaneels wird die Aufgabe durch ein Paneel gemäß Anspruch 13 gelöst.
[0007] Mit der Erfindung wird somit ein Verfahren zur Herstellung eines dekorierten Wand-
oder Bodenpaneels vorgeschlagen, aufweisend die Verfahrensschritte:
- a) Bereitstellen eines plattenförmigen Trägers,
- b) Aufbringen eines eine Dekorvorlage nachbildenden Dekors auf zumindest einen Teilbereich
des plattenförmigen Trägers,
welches dadurch gekennzeichnet ist, dass das Dekor vorlagenidentisch aufgebracht wird
durch das sukzessive Aufbringen einer Mehrzahl an Dekorschichten mit zumindest teilweise
unterschiedlichem Flächenauftrag auf Basis bereitgestellter dreidimensionaler Dekordaten.
[0008] Es konnte gezeigt werden, dass durch das sukzessive Aufbringen einer Mehrzahl an
Dekorschichten mit zumindest teilweise unterschiedlichem Flächenauftrag auf Basis
bereitgestellter dreidimensionaler Dekordaten die aus dem Stand der Technik bekannten
Nachteile hinsichtlich der Genauigkeit und Detailtreue einer Imitation des aufgebrachten
Dekors überwunden werden können.
[0009] Unter dem Begriff "dekoriertes Wand- oder Bodenpaneel" beziehungsweise "Dekorpaneel"
sind im Sinne der Erfindung insbesondere Wand-, Decken, oder Bodenpannele zu verstehen,
welche ein auf eine Trägerplatte aufgebrachtes Dekor aufweisen. Dekorpaneele werden
dabei in vielfältiger Weise sowohl im Bereich des Innenausbaus von Räumen, als auch
zur dekorativen Verkleidung von Bauten, beispielsweise im Messebau, verwendet. Eine
der häufigsten Einsatzbereiche von Dekorpaneelen ist deren Nutzung als Fußbodenbelag.
Die Dekorpaneele weisen dabei vielfach ein Dekor auf, welches einen Naturwerkstoff
nachempfinden soll.
[0010] Beispiele für solche nachempfundenen Naturwerkstoffe sind Holzarten wie beispielsweise
Ahorn, Eiche, Birke, Kirsche, Esche, Nussbaum, Kastanie, Wenge oder auch exotische
Hölzer wie Panga-Panga, Mahagoni, Bambus und Bubinga. Darüber hinaus werden vielfach
Naturwerkstoffe wir Steinoberflächen oder Keramikoberflächen nachempfunden.
[0011] Entsprechend kann unter einer Unter einer "Dekorvorlage" im Sinne der vorliegenden
insbesondere verstanden werden ein derartiger originaler Naturwerkstoff beziehungsweise
zumindest eine Oberfläche eines solchen, der durch das Dekor imitiert beziehungsweise
nachempfunden werden soll.
[0012] Unter dem Begriff "dreidimensionale Dekordaten" können ferner im Sinne der vorliegenden
Erfindung insbesondere elektronische Daten verstanden werden, welche die Dekorvorlage
anhand ihrer dreidimensionalen Größe, Farbe, Strukturierung etc. wiedergeben und somit
eine vollständige physikalische beziehungsweise räumliche haptisch und optisch identische
oder zumindest im Wesentlichen identische Reproduktion der Dekorvorlage erlauben.
Dabei können die dreidimensionalen Dekordaten unmittelbar aus der Dekorvorlage oder
künstlich ermittelt beziehungsweise erzeugt werden und dabei beispielsweise in einer
Datenbank für einen Zugriff gespeichert sein. Ferner können die dreidimensionalen
Dekordaten insbesondere eine Auflösung aufweisen, um eine Unterscheidbarkeit insbesondere
durch einen optischen oder haptischen Vergleich mit der Dekorvorlage durch einen Menschen
nicht oder nur in gewünscht begrenztem Ausmaß zu ermöglichen.
[0013] Unter dem Begriff "vorlagenidentisch" kann im Sinne der vorliegenden Erfindung ferner
verstanden werden ein hochdetailgetreues Nachempfinden beziehungsweise Imitieren der
Dekorvorlage durch das aufgebrachte Dekor. Dabei kann ein Imitieren in jeder Raumrichtung
beziehungsweise dreidimensional realisiert sein, wobei jedoch geringste Abweichungen
aufgrund technischer Realisierbarkeit, wie etwa Abweichungen von den bereitgestellten
Dekordaten beziehungsweise von der Dekorvorlage, von dem Begriff vorlagenidentisch
umfasst sein soll. Darüber hinaus soll im Rahmen der vorliegenden Erfindung von dem
Begriff vorlagenidentisch nicht nur eine bezüglich Farbe und/oder Struktur positive,
sondern auch eine entsprechende negative Abbildung der Dekorvorlage umfasst sein.
[0014] Unter einem "plattenförmigen Träger" kann dabei ferner im Sinne der vorliegenden
Erfindung ein Naturstoff, wie etwa ein Holzwerkstoff, ein Faserwerkstoff oder ein
Werkstoff umfassend einen Kunststoff verstanden werden, der in der Form einer Platte
ausgebildet ist und dabei insbesondere als Kern beziehungsweise als Basislage des
herzustellenden Paneels dienen kann. Beispielsweise kann der plattenförmige Träger
dem Paneel bereits eine geeignete Stabilität verleihen oder zu dieser beitragen. Ferner
kann der plattenförmige Träger bereits die Form und/oder Größe des herzustellenden
Paneels vorgeben. Jedoch kann der plattenförmige Träger auch als Großplatte vorgesehen
sein. Eine Großplatte im Sinne der Erfindung ist dabei insbesondere ein Träger, dessen
Abmessungen die Abmessungen der letztendlichen Dekorpaneele um ein mehrfaches überschreiten
und welche im Laufe des Herstellungsverfahrens in eine entsprechende Mehrzahl von
Dekorpaneelen zerteilt wird, beispielsweise durch Sägen, Laser- oder Wasserstrahlschneiden.
[0015] Holzwerkstoffe im Sinne der Erfindung sind dabei neben Vollholzwerkstoffen auch Materialien
wie beispielsweise Brettsperrholz, Brettschichtholz, Stabsperrholz, Funiersperrholz,
Furnierschichtholz, Funierstreifenholz und Biegesperrholz. Darüber hinaus sind unter
Holzwerkstoffen im Sinne der Erfindung auch Holzspanwerkstoffe wie beispielsweise
Spanpressplatten, Strangpressplatten, Grobspanplatten (Oriented Structural Board,
OSB) und Spanstreifenholz sowie auch Holzfaserwerkstoffe wie beispielsweise Holzfaserdämmplatten
(HFD), mittelharte und harte Faserplatten (MB, HFH), sowie insbesondere mitteldichte
Faserplatten (MDF) und hochdichte Faserplatten (HDF) zu verstehen. Auch moderne Holzwerkstoffe
wie Holz-Polymer-Werkstoffe (Wood Plastic Composite, WPC), Sandwichplatten aus einem
leichten Kernmaterial wie Schaumstoff, Hartschaum oder Papierwaben und einer darauf
aufgebrachten Holzschicht, sowie mineralisch, beispielsweise mit Zement, gebundene
Holzspanplatten bilden Holzwerkstoffe im Sinne der Erfindung. Auch Kork stellt dabei
einen Holzwerkstoff im Sinne der Erfindung dar.
[0016] Im Sinne der Erfindung sind unter dem Begriff Faserwerkstoffe Materialien wie beispielsweise
Papier und Vliese auf Basis pflanzlicher, tierischer, mineralischer oder auch künstlicher
Fasern zu verstehen, ebenso wie Pappen. Beispiele sind Faserwerkstoffe aus pflanzlichen
Fasern sind neben Papieren und Vliesen aus Zellstofffasern Platten aus Biomasse wie
Stroh, Maisstroh, Bambus, Laub, Algenextrakte, Hanf, Baumwolle oder Ölpalmenfasern.
Beispiele für tierische Faserwerkstoffe sind etwa keratinbasierte Materialien wie
beispielsweise Wolle oder Rosshaar. Beispiele für mineralische Faserwerkstoffe sind
aus Mineralwolle oder Glaswolle.
[0017] Beispiele für thermoplastische Kunststoffe sind ferner Polyvinylchlorid, Polyolefine
(beispielsweise Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamide (PA), Polyurethane
(PU), Polystyrol (PS), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacrylat (PMMA),
Polycarbonat (PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyetheretherketon (PEEK) oder
Mischungen oder Co-Polymerisate dieser. Die Kunststoffe können übliche Füllstoffe
enthalten, beispielsweise Kalziumcarbonat (Kreide), Aluminiumoxid, Kieselgel, Quarzmehl,
Holzmehl, Gips. Auch können sie in bekannter Weise eingefärbt sein. Insbesondere kann
es vorgesehen sein, dass das Trägermaterial ein Flammschutzmittel aufweist.
[0018] Durch das vorbeschriebene Verfahren wird es möglich, eine Dekorvorlage auf besonders
detailgetreue und hochgenaue Weise in dreidimensionaler Form zu imitieren beziehungsweise
nach zu empfinden. Dies ist nicht nur möglich, indem die zweidimensionale Form einer
Pore oder Ähnlichem eines Holzwerkstoffs, beispielsweise, mit einheitlicher Tiefe
imitiert wird. Vielmehr kann auch eine in der Pore an sich unterschiedliche Tiefe
beziehungsweise eine Tiefenverteilung der Pore möglich sein, so dass auch in dreidimensionaler
Weise nicht nur eine vorlagenähnliche, sondern vielmehr eine vorlagenidentische Nachbildung
der Dekorvorlage durch das Dekor möglich wird. In anderen Worten sind Poren oder andere
strukturelle Eigenschaften der Dekorvorlage nicht nur in ihrer Breite beziehungsweise
Länge sondern vielmehr auch in ihrer Tiefe beziehungsweise Tiefenverteilung bei unterschiedlichen
Tiefen in einer Pore, beispielsweise, genau und realistisch nachbildbar.
[0019] Dabei ist es ohne weitere Schritte problemlos und hochgenau möglich, eine mit dem
Dekorbild übereinstimmende Oberflächenstrukturierung zu erzeugen. Unter einer mit
dem Dekorbild übereinstimmenden Oberflächenstrukturierung ist zu verstehen, dass die
Oberfläche des Dekorpaneels eine haptisch wahrnehmbare Struktur aufweist, welche ihrer
Form und ihrem Muster der Optik des aufgebrachten Dekors entspricht, um so eine möglichst
originalgetreue Nachbildung eines natürlichen Werkstoffes auch hinsichtlich der Haptik
zu erhalten.
[0020] Ein derartiges Produkt beziehungsweise Wand- oder Bodenpaneel wird dabei hergestellt
durch ein vorlagenidentisches Aufbringen des Dekors, indem eine Mehrzahl an Dekorschichten
mit zumindest teilweise unterschiedlichem Flächenauftrag auf Basis bereitgestellter
dreidimensionaler Dekordaten sukzessive aufgebracht wird. Somit umfasst das Dekor
nicht nur eine Schicht, wie etwa eine bedruckte Papierlage, sondern ist vielmehr aus
einer Mehrzahl an Schichten, den Dekorschichten, aufgebaut. Diese Schichten werden
nach einander, also sukzessive aufgebracht, um das Dekor auszubilden. Da diese Schichten
zumindest teilweise einen zu einander unterschiedlichen Flächenauftrag aufweisen,
also nicht sämtliche Dekorschichten mit einer gleichen räumlichen Ausdehnung aufgebracht
sind, kann durch deren unterschiedliche räumliche Ausdehnung ein bestimmtes und definiertes
Tiefenbild beziehungsweise eine definerte Tiefenwahrnehmung erzeugt werden. Dadurch
ist nicht nur eine zweidimensionale Imitierung von strukturellen Gegebenheiten einer
Dekorvorlage möglich, sondern es ist vielmehr eine dreidimensionale und damit vollständig
identische Imitierung der Dekorvorlage auf besonders einfache Weise realisierbar.
[0021] Dabei kann insbesondere durch die Verwendung von digitalen Dekordaten ein höchstgenaues
Ausbilden des Dekors und damit ein höchstgenauer Wahrnehmungseindruck des hergestellten
Paneels möglich sein. Denn durch das Vorsehen von digitalen Dekordaten können Strukturierungen
mit einer äußerst hohen Auflösung und damit höchst detailgetreu imitiert werden. Es
kann ferner durch das Verwenden von digitalen Dekordaten besonders einfach, kostengünstig
und dynamisch auf sich verändernde Kundenwünsche reagiert werden, da lediglich neue
oder geänderte Dekordaten bereitgestellt werden müssen, auf Basis welcher ein wiederum
hochgenau imitierendes Produkt erzeugbar sein kann.
[0022] Weiterhin kann durch das vorbeschriebene Verfahren neben einer bezüglich Farbe und/oder
Struktur positiven Abbildung ferner auch eine entsprechende negative Abbildung der
Dekorvorlage möglich sein. Im Detail kann, wie es beispielsweise von einem Positiv-Beizen
beziehungsweise Negativ-Beizen für Holzwerkstoffe bekannt ist, durch die Verwendung
von digitalen Daten der Farbeindruck beispielsweise einer Maserung umgekehrt werden,
so dass bezüglich der Farbe beziehungsweise insbesondere helleren und dunkleren Bereichen
ein Negativ entsteht. Entsprechendes ist neben dem Farbeindruck ebenfalls für die
aufgebrachte Struktur möglich, so dass auch bezüglich der strukturellen Ausgestaltung
ein Negativ realisierbar ist. Auch derartige Effekte sind auf Basis digitaler dreidimensionaler
Daten problemlos und ohne Vorlaufzeit beziehungsweise Umbauten in einen Herstellungsprozess
integrierbar.
[0023] Ferner kann durch das vorbeschriebene Verfahren in besonders vorteilhafter Weise
ein sogenannter Heliochromeffekt realisierbar sein. Darunter kann im Sinne der vorliegenden
Erfindung insbesondere verstanden werden, dass das Dekor Bereiche unterschiedlicher
Glanzgrade wie etwa sowohl matte als auch glänzende Bereiche aufweist, die dabei insbesondere
in unterschiedlichen Tiefen von Oberflächenstrukturierungen angeordnet sein können.
Dadurch kann eine noch realistischere Abbildung der Dekorvorlage realisierbar sein.
[0024] Aus dem Vorstehenden wird daher ersichtlich, dass durch das beschriebene Verfahren
eine gegenüber dem Stand der Technik verbesserte Nachbildung der Dekorvorlage und
damit ein höchst detailgetreues Produkt möglich sein kann.
[0025] Gemäß einer Ausgestaltung des Verfahrens können die dreidimensionalen Dekordaten
bereitgestellt werden durch ein dreidimensionales Abtasten der Dekorvorlage. Insbesondere
können die dreidimensionalen Dekordaten bereitgestellt werden durch ein dreidimensionales
Abtasten der Dekorvorlage mittels elektromagnetischer Strahlung, beispielsweise durch
einen dreidimensionalen Scanner (3D-Scanner). Durch ein derartiges Verfahren zum Bereitstellen
der dreidimensionalen Dekordaten kann die Dekorvorlage jederzeit unmittelbar verwendet
werden, um die entsprechenden Daten bereitzustellen und ein Paneel herzustellen. Dies
kann insbesondere vorteilhaft sein für ein besonders schnelles und dynamisches Umstellen
der Produktion. Darüber hinaus können die Dekordaten auch dreidimensional, also in
jeder Raumrichtung, mit einer besonders hohen Auflösung von beispielsweise 1000dpi
oder sogar darüber erhalten und für ein Herstellen des Paneels verwendet werden. Dadurch
ist eine besonders qualitativ hochwertige Detailtreue möglich, was ein besonderes
hochgenaues optisches und haptisches Nachempfinden der Dekorvorlage auch dreidimensional
ermöglichen kann. Dabei können die dreidimensionalen Daten ferner erzeugt werden,
ohne die Vorlage zu schädigen, so dass diese für eine grundsätzlich unbegrenzte Anzahl
an Abtastvorgängen verwendbar ist und dabei unverfälschte Daten liefern kann.
[0026] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens können die Dekorschichten aus einer
insbesondere strahlungshärtbaren Farbe und/oder Tinte ausgebildet werden. Beispielsweise
kann eine UV-härtbare Farbe oder Tinte verwendet werden. In dieser Ausgestaltung kann
eine besonders detailgetreue und übereinstimmende Nachbildung der Dekorvorlage erreichbar
sein. Denn zum Einen kann auf diese Weise ohne das Vorsehen weiterer Maßnahmen und
hochgenau eine Synchronpore erzielbar sein. Eine Synchronpore kann dabei insbesondere
eine Pore oder eine andersartige Struktur sein, welche räumlich exakt dort angeordnet
ist, wo sie optisch dargestellt ist durch ein mit dem optischen Dekormerkmalen übereinstimmenden
haptischen Strukturierung. Dies ist im Wesentlichen in dieser Ausgestaltung automatisch
der Fall, da die strukturelle Ausgestaltung eben durch die Farbe beziehungsweise Tinte
erzeugt wird. Darüber hinaus weisen Dekorvorlagen, wie beispielsweise Holzwerkstoffe,
oftmals eine Variation des Farbeindrucks nicht nur entlang ihrer Breite beziehungsweise
Länge sondern ebenfalls entlang ihrer Tiefe auf. Auch dieser Farbeindruck beziehungsweise
Farbverlauf kann insbesondere in dieser Ausgestaltung besonders detailgetreu nachempfunden
werden, was auch den Gesamteindruck des Paneels noch identischer erscheinen lässt.
Dabei lässt sich insbesondere dadurch, dass die verwendete Farbe beziehungsweise Tinte
strahlungshärtbar ist, eine besonders schnelle Verfestigung erreichen, wodurch die
Mehrzahl an Schichten schnell aufeinander aufbringbar sein können, was auch den Gesamtprozess
in einer geringeren Zeit realisierbar und damit besonders kostengünstig machen kann.
[0027] Unter dem Begriff strahlungshärtbare Farbe ist dabei im Sinne der Erfindung eine
binde- und/oder füllmittelmittelhaltige sowie Farbpigmente aufweisende Zusammensetzung
zu verstehen, welche induziert durch elektromagnetische Strahlung geeigneter Wellenlänge,
wie beispielsweise UV-Strahlung oder Elektronenstrahlung, zumindest teilpolymerisiert
werden kann.
[0028] Unter dem Begriff strahlungshärtbare Tinte ist dabei entsprechend im Sinne der Erfindung
eine im Wesentlichen Füllmittel freie, Farbpigmente aufweisende Zusammensetzung zu
verstehen, welche induziert durch elektromagnetische Strahlung geeigneter Wellenlänge,
wie beispielsweise UV-Strahlung oder Elektronenstrahlung, zumindest teilpolymerisiert
werden kann.
[0029] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens können die Dekorschichten durch
Direktdruck aufgebracht werden. Unter dem Begriff "Direktdruck" kann im Sinne der
Erfindung das Aufbringen eines Dekors direkt auf den Träger eines Paneels oder auf
eine auf dem Träger aufgebrachte nicht bedruckte Faserwerkstoffschicht verstanden
werden. Entgegen den konventionellen Verfahren, bei welchen auf einen Träger eine
zuvor mit einem gewünschten Dekor bedruckte Dekorschicht aufgebracht wird, erfolgt
beim Direktdruck das Aufdrucken des Dekors unmittelbar im Zuge der Paneelherstellung.
Dabei können unterschiedliche Drucktechniken, wie beispielsweise Flexo-Druck, Offset-Druck
oder Siebdruck zum Einsatz gelangen. Insbesondere können dabei Digitaldrucktechniken,
wie beispielsweise Inkjet-Verfahren oder Laserdruck-Verfahren eingesetzt werden. Die
vorgenannten Druckverfahren sind dabei besonders ausgereift und insbesondere für eine
Paneel-Herstellung vorteilhaft geeignet, um ein detailgetreues Dekor vorlagenidentisch
aufbringen zu können. Dabei ist im Sinne der Erfindung unter Direktdruck auch das
Aufbringen des Dekores mittels Drucktechniken auf eine zuvor auf den Träger aufgebrachte
bedruckbare Schicht zu verstehen. Eine solche bedruckbare Schicht kann beispielsweise
durch eine flüssig aufgetragene und anschließend ausgehärtete Primerschicht oder auch
eine zuvor aufgebrachte bedruckbare Folien-, Papier- oder Vliesschicht ausgebildet
sein.
[0030] Insbesondere ein Digitaldruckverfahren kann dabei für das vorbeschriebene Verfahren
geeignet sein, da die dreidimensionalen Dekordaten bevorzugt in elektronischer Form
beziehungsweise in digitaler Form bereitgestellt werden. Dies kann beispielsweise
gelten sowohl für in einer Datenbank gespeicherte Daten, als auch für in-situ durch
einen dreidimensionalen Scanner ermittelte Daten. Somit können die bereitgestellten
Dekordaten insbesondere durch Digitaldruckverfahren ohne weitere Zwischenschritte
unmittelbar verwendbar sein, was das Verfahren insbesondere in dieser Ausgestaltung
mit besonders wenig Aufwand und kostengünstig anwendbar macht. Darüber hinaus ist
es durch das Verwenden von Digitaldruckverfahren möglich, jeden Druckvorgang individuell
ausführen zu können, so dass eine besonders große Anwendungsbreite und dabei dynamische
Anpassung an das gewünschte Produkt möglich ist.
[0031] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens kann das Dekor auf zumindest einen
Teilbereich eines zuvor aufgebrachten Primer aufgebracht werden. Dabei kann als Primer
eine flüssige strahlungshärtende Mischung auf Basis eines Urethans oder eines Urethanacrylats,
gegebenenfalls mit einem oder mehreren von einem Photoinitiator, einem Reaktivverdünner,
einem UV-Stabilisator, einem Rheologiemittel wie einem Verdicker, Radikalfänger, Verlaufshilfsmittel,
Entschäumer oder Konservierungsmittel, Pigment und/oder einem Farbstoff eingesetzt
werden. Beispielsweise kann das Urethanacrylat in Form von reaktiven Oligomeren bzw.
Prepolymeren in der Primer-Zusammensetzung enthalten sein. Unter dem Begriff "reaktives
Oligomer" bzw. "Prepolymer" ist dabei im Sinne der Erfindung eine Urethanacrylat-Einheiten
aufweisende Verbindung zu verstehen, welche strahlungsinduziert, ggf. unter Zusatz
eines reaktiven Bindemittels oder eines Reaktivverdünners zu Urethan-Polymer oder
Urethanacrylat-Polymer reagieren kann. Urethanacrylate im Sinne der Erfindung sind
dabei Verbindungen, welche im Wesentlichen aus einem oder mehreren aliphatischen Strukturelementen
und Urethangruppen aufgebaut sind. Aliphatische Strukturelemente umfassen sowohl Alkylengruppen,
vorzugsweise mit 4 bis 10 C-Atomen, als auch Cycloalkylengruppen mit vorzugsweise
6 bis 20 C-Atomen. Sowohl die Alkylen- als auch die Cycloalkylengruppen können mit
C
1-C
4-Alkyl, insbesondere mit Methyl, ein- oder mehrfach substituiert sein sowie ein oder
mehrere nicht benachbarte Sauerstoffatome enthalten. Die aliphatischen Strukturelemente
sind gegebenenfalls überquartäre oder tertiäre Kohlenstoffatome, über Harnstoffgruppen,
Biureth-, Urethdion-, Allophanat-, Cyanurat-, Urethan-, Ester- oder Amidgruppen oder
über Ethersauerstoff oder Aminstickstoff miteinander verbunden. Ferner können Urethanacrylate
im Sinne der Erfindung auch ethylenisch ungesättigte Strukturelemente aufweisen. Hierbei
handelt es sich vorzugsweise um Vinyl- oder Allylgruppen, die auch mit C
1-C
4-Alkyl, insbesondere Methyl substituiert sein können und welche sich insbesondere
von α,β-ethylenisch ungesättigten Carbonsäuren bzw. deren Amiden ableiten. Besonders
bevorzugte ethylenisch ungesättigte Struktureinheiten sind Acryloyl- und Me-thacryloylgruppen
wie Acrylamido und Methacrylamido und insbesondere Acryloxy und Methacryloxy. Strahlungshärtbar
im Sinne der Erfindung bedeutet, dass die Primerzusammensetzung induziert durch elektromagnetische
Strahlung geeigneter Wellenlänge, wie beispielsweise UV-Strahlung, oder Elektronenstrahlung
zumindest teilpolymerisiert werden kann.
[0032] Die Verwendung von strahlungshärtbaren Primern auf Basis von Urethanacrylaten ermöglicht
in besonders vorteilhafter Weise eine sich umgehend an den Auftrag und die strahlungsinduzierte
Härtung der Primerschicht anschließende Aufbringung eines Dekor, beispielsweise mittel
Digitaldrucktechnik. Dabei sorgt die Primerschicht für eine gute Haftung des aufgebrachten
Dekors auf der mit dem Primer beschichteten Trägeroberfläche. Dabei besitzen Urethanacrylate
den Vorteil einer guten Haftung sowohl gegenüber dem Trägermaterial, als auch gegenüber
der Dekorschicht, also der Dekorfarbe oder -tinte. Dies ist unter anderem durch die
bei dieser Art der Polymere auftretenden Polymerisationsreaktionen zu begründen, bei
welcher zum einen eine strahlungsinduzierte radikalische Polymerisation der OH-Gruppen
auftritt, zum anderen eine Nachhärtung des Polymers über die NCO-Gruppen. Dies führt
dazu, dass nach der strahlungsinduzierten Härtung umgehend eine klebfreie und weiterbearbeitbare
Oberfläche erhalten wird, während die endgültigen Eigenschaften der Primerschicht
auch durch die NCO-Gruppen basierte Nachhärtung beeinflusst werden und für eine sichere
Bindung zum Trägermaterial sorgen. Darüber hinaus stellt die auftretende Nachhärtung
sicher, dass eine hinreichende Schichtstabilität auch in weniger oder nicht belichteten
Bereichen des Trägers erreicht wird. Hierdurch lassen sich mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren insbesondere auch vorstrukturierte Träger, also Träger, deren Oberfläche
bereits eine dreidimensionale Strukturierung aufweisen, sicher mit Primerschicht versehen,
wodurch sichergestellt ist, dass das anschließend aufgebrachte Dekor haftfest mit
dem Träger verbunden ist.
[0033] Der Primer kann im erfindungsgemäßen Verfahren bevorzugt mittels Gummiwalzen, Gießmaschine,
durch Aufsprühen auf die Trägerplatte aufgebracht werden. Bevorzugt wird der Primer
in einer Menge zwischen ≥1 g/m
2 und ≤100 g/m
2, vorzugsweise zwischen ≥10 g/m
2 und ≤50 g/m
2, insbesondere zwischen ≥20 g/m
2 und ≤40 g/m
2 aufgetragen. Im Anschluss an den Auftrag des Primers auf die Trägeroberfläche erfolgt
eine Bestrahlung mit einer Strahlungsquelle geeigneter Wellenlänge.
[0034] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens können die Dekorschichten jeweils
in einer Dicke in einem Bereich von ≥ 5µm bis ≤ 10µm aufgebracht werden. Beispielsweise
können die Dekorschichten jeweils in einer Dicke in einem Bereich von 8µm aufgebracht
werden. Insbesondere in dieser Ausgestaltung beziehungsweise mit derartigen Dicken
der Einzel-Dekorschichten kann durch eine besonders dünne Ausgestaltung der Dekorschichten
und damit einer höchstpräzisen Variabilität des Flächenauftrags beziehungsweise der
Abdeckung einer Schicht durch die jeweils aufgebrachte Dekorschicht ein besonders
vorlagenidentischer Eindruck des Dekors beziehungsweise des Paneels erzielt werden.
Dabei können sowohl sämtliche der aufzubringenden Dekorschichten in dem vorgenannten
Dickenbereich liegen, oder es können derartige Dekorschichten in dem vorgenannten
Dickenbereich liegen, in deren Bereich eine hochpräzise Strukturierung von der Dekorvorlage
beziehungsweise den dreidimensionalen Dekordaten vorgegeben ist. Andere als die vorgenannten
Dekorschichten können dabei beispielsweise in dickeren Einzelschichten aufgebracht
werden, wenn hier eine hochgenaue Strukturierung durch die Dekorvorlage nicht vorgegeben
wird. Somit kann die Dicke der aufgebrachten Dekorschichten im Wesentlichen an die
Dekorvorlage angepasst und durch die dreidimensionalen Dekordaten eingestellt werden.
Aus dem Vorstehenden ist ersichtlich, dass auch in dieser Ausgestaltung ein Direktdruckverfahren
besonders vorteilhaft sein kann, um das Verfahren an die entsprechende konkrete Anwendung
wie insbesondere Dekorvorlage beziehungsweise an das gewünschte Produkt anpassen zu
können.
[0035] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens kann das Verfahren den weiteren
Verfahrensschritt aufweisen:
c) Aufbringen einer Verschleiß- und/oder Deckschicht auf das Dekor.
[0036] Dabei ist es insbesondere bevorzugt, dass zur Ausbildung der Verschleiß- und/oder
Deckschicht ebenfalls eine strahlungshärtbare Zusammensetzung, wie beispielsweise
ein strahlungshärtbarer Lack, wie einem Acryllack, aufgebracht wird. Bei kann es vorgesehen
sein, dass die Verschleißschicht Hartstoffe wie beispielsweise Titannitrid, Titancarbid,
Siliciumnitrid, Siliciumcarbid, Borcarbid, Wolframcarbid, Tantalcarbid, Aluminiumoxid
(Korund), Zirconiumoxid oder Mischungen dieser aufweist, um die Verschleißfestigkeit
der Schicht zu erhöhen. Dabei kann es vorgesehen sein, dass der Hartstoff in einer
Menge zwischen 5 Gew.-% und 40 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 15 Gew.-% und 25 Gew.-%
in der Verschleißschichtzusammensetzung enthalten ist. Vorzugsweise weist der Hartstoff
dabei einen mittleren Korndurchmesser zwischen 10 µm und 250 µm, weiter vorzugsweise
zwischen 10µm und 100µm auf. Hierdurch wird vorteilhafter Weise erreicht, dass die
Verschleißschichtzusammensetzung eine stabile Dispersion ausbildet und eine Entmischung
bzw. ein Absetzten des Hartstoffes in der Verschleißschichtzusammensetzung vermieden
werden kann.
[0037] Zur Ausbildung einer entsprechenden Verschleißschicht kann es in einer Ausgestaltung
vorgesehen sein, dass die Hartstoff enthaltende und strahlungshärtbare Zusammensetzung
in einer Konzentration zwischen 10 g/m
2 und 250 g/m
2, vorzugsweise zwischen 25 g/m
2 und 100g/m
2 aufgetragen wird. Dabei kann die Auftragung beispielsweise mittels Walzen, wie Gummiwalzen
oder mittels Gießvorrichtungen aufgetragen werden.
[0038] Dabei kann es vorgesehen sein, dass der Hartstoff zum Zeitpunkt des Auftrages der
Verschleißschichtzusammensetzung nicht in der Zusammensetzung enthalten ist, sondern
als Partikel auf die aufgetragenen Verschleißschichtzusammensetzung aufgestreut wird
und diese im Anschluss strahlungsinduziert gehärtet wird.
[0039] Eine Verschleiß- und/oder Deckschicht im Sinne der Erfindung ist eine als äußerer
Abschluss aufgebrachte Schicht, welche insbesondere die Dekorschicht vor Abnutzung
oder Beschädigung durch Schmutz, Feuchtigkeitseinfluss oder mechanische Einwirkungen
wie beispielsweise Abrieb schützt.
[0040] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung kann ein Träger auf Basis eines Naturwerkstoffs,
eines Kunststoffes oder eines Holz-Kunststoff-Komposite-Werkstoffes (WPC) bereitgestellt
werden. Das Trägerplattenmaterial kann - je nach den gewünschten physikalischen Eigenschaften
der fertigen Platte - massiv dicht sein oder mehr oder weniger große Hohlräume aufweisen,
beispielsweise aufgeschäumt sein oder Hohlräume aufweisen, deren Größe in der Größenordnung
der Plattenabmessungen liegt. Auch Schichtstrukturen aus mehreren der genannten Materialien
können verwendet werden, beispielsweise Gipskarton- oder Holz-Kunststoff-Schichtplatten.
[0041] Beispielsweise kann die Trägerplatte aus einem thermoplastischen, elastomeren oder
duroplastischen Kunststoff ausgebildet sein. Auch Platten aus Mineralien wie natürliche
und künstliche Steinplatten, Betonplatten, Gipsfaserplatten, so genannte WPC-Platten
(aus einem Gemisch von Kunststoff und Holz), sowie Platten aus natürlichen Rohstoffen
wie Kork und Holz können erfindungsgemäß als Träger eingesetzt werden. Auch Platten
aus Biomasse als Naturwerkstoff wie Stroh, Maisstroh, Bambus, Laub, Algenextrakte,
Hanf, Ölpalmenfasern, können erfindungsgemäß verwendet werden. Des Weiteren sind Recyclingwerkstoffe
aus den genannten Materialien im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens einsetzbar.Ferner
können die Platten auf Basis des Naturwerkstoffs Cellulose, wie etwa aus Papier oder
Pappe ausgestaltet sein.
[0042] Bevorzugt als Plattenmaterial sind thermoplastische Kunststoffe, wie Polyvinylchlorid,
Polyolefine (beispielsweise Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamide (PA), Polyurethane
(PU), Polystyrol (PS), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacrylat (PMMA),
Polycarbonat (PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyetheretherketon (PEEK) oder
Mischungen oder Co-Polymerisate dieser. Die Kunststoffe können übliche Füllstoffe
enthalten, beispielsweise Kalziumcarbonat (Kreide), Aluminiumoxid, Kieselgel, Quarzmehl,
Holzmehl, Gips. Auch können sie in bekannter Weise eingefärbt sein. Insbesondere kann
es vorgesehen sein, dass das Plattenmaterial ein Flammschutzmittel aufweist.
[0043] Insbesondere thermoplastische Kunststoffe bieten auch den Vorteil, dass die aus ihnen
hergestellten Produkte sehr leicht rezykliert werden können. Es können auch Recycling-Materialien
aus anderen Quellen verwendet werden. Hierdurch ergibt sich eine weitere Möglichkeit
zur Senkung der Herstellungskosten.
[0044] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung kann der plattenförmige Träger vor und/oder während
Verfahrensschritt b) mit einem Mittel zur Verringerung der elektrostatischen Aufladung
behandelt werden.
[0045] Durch das Vorsehen eines Mittels zur Verringerung der elektrostatischen Aufladung
wie einer Einrichtung zur Ableitung elektrostatischer Ladungen aus den zu bedruckenden
Trägern kann das Auftreten von Unschärfen im Laufe des Produktionsprozesses zu vermeiden.
Dies ist insbesondere für Druckverfahren zum Aufbringen der Dekorschichten geeignet,
da die sich im Laufe des Produktionsprozesses aufbauende elektrostatische Ladung in
den zu bedruckenden Trägern zu einer Ablenkung der Farb- bzw. Tintentropfen auf Ihrem
Weg vom Druckkopf zur zu bedruckenden Oberfläche führt. Dabei wird davon ausgegangen,
dass das sich aufbauende elektrostatische Feld auf den Trägern die in der Regel positiv
geladenen Farbpartikel ablenkt, so dass diese nicht auf dem vorgesehenen Punkt der
zu bedruckenden Oberfläche auftreffen. Die so hervorgerufene Ungenauigkeit des Farbauftrags
führt zu der wahrnehmbaren Unschärfe des Druckbildes. In Abhängigkeit der Produktionsgeschwindigkeit
und des gewählten Trägermaterials tritt dieser Effekt in unterschiedlicher Ausprägung
auf, so dass davon ausgegangen wird, dass die Träger, in Abhängigkeit des Trägermaterials,
durch den Transport innerhalb der Fertigungsanlage elektrostatisch aufgeladen werden
und diese Aufladung hinreichend ist, um den beobachteten Effekt hervorzurufen.
[0046] Dabei kann die Einrichtung zur Ableitung elektrostatischer Ladungen wenigstens eine
Rolle, Bürste oder Lippe aus einem leitfähigen Material mit einer Leitfähigkeit ≥
1*10
3 Sm
-1 aufweist, welche den Träger zumindest im Bereich des Druckwerks elektrisch leitend
kontaktiert und welche mit einem elektrischen Massenpotential verbunden ist. Dabei
kann das elektrische Massenpotential beispielsweise durch eine Erdung bereitgestellt
werden.
[0047] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens kann es vorgesehen sein, dass zumindest
Teilschritte des Verfahrens unter einer Inertgas-Atmosphäre ausgeführt werden. Insbesondere
kann es dabei vorgesehen sein, dass der Verfahrensschritt des Aufbringens des Dekors
beziehungsweise der Mehrzahl an Dekorschichten unter einer Inertgas-Atmosphäre durchgeführt
wird. Geeignete Inertgase sind dabei beispielsweise Stickstoff, Kohlendioxid, Edelgase
oder Mischungen dieser.
[0048] Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein Wand- oder Bodenpaneel, aufweisend einen
plattenförmigen Träger, gegebenenfalls einen Primer und ein eine Dekorvorlage nachbildendes
Dekor, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass das Dekor eine Mehrzahl an Dekorschichten
mit zumindest teilweise unterschiedlichem Flächenauftrag aufweist, die vorlagenidentisch
strukturiert sind.
[0049] In einer Ausgestaltung des Wand- oder Bodenpaneels sind die Dekorschichten im Wesentlichen,
insbesondere vollständig, aus einer strahlungshärtbaren Farb- oder Tintenschicht gebildet.
Dabei kann jede der Schichten eine Dicke in einem Bereich von ≥ 5µm bis ≤ 10µm aufweisen.
In Abhängigkeit der Anzahl der aufgebrachten Schichten kann das Dekor und damit die
Summe aller Dekorschichten beispielsweise eine Schichtdicke zwischen ≥50µm und ≤1mm,
vorzugsweise zwischen ≥100µm und ≤800µm aufweisen.
[0050] In einer weiteren Ausgestaltung des Wand- oder Bodenpaneels kann der plattenförmige
Träger zumindest in einem Randbereich eine Profilierung aufweisen, und kann das Dekor
auch auf der Profilierung aufgebracht sein. Bei einer Profilierung im Sinne der Erfindung
ist es vorgesehen, dass mittels geeigneter materialabhebender Werkzeuge zumindest
in einen Teil der Kanten des Dekorpaneels ein dekoratives und/oder funktionales Profil
eingebracht wird. Dabei ist unter einem funktionalen Profil beispielsweise die Einbringung
eines Nut- und/oder Federprofils in eine Kante zu verstehen, um Dekorpaneele über
die eingebrachten Profilierungen miteinander verbindbar zu gestalten. Ein dekoratives
Profil im Sinne der Erfindung ist beispielsweise eine im Kantenbereich des Dekorpaneels
eingebrachte Fase, um beispielsweise zwischen zwei miteinander verbundenen Paneelen
nach deren Verbindung eine Fuge zu simulieren, wie sie beispielsweise bei sogenannten
Landhausdielen auftritt.
[0051] Bei einer teilweisen Profilierung des Dekorpaneels werden nicht bereits alle in dem
letztendlichen Paneel vorzusehenden Profile eingebracht, sondern nur ein Teil der
vorzusehenden Profile, während weitere Profile in einem anschließenden Schritt eingebracht
werden. So kann es beispielsweise vorgesehen sein, dass das in einem Paneel vorzusehende
dekorative Profil, wie beispielsweise eine Fase, in einem Arbeitsschritt eingebracht
wird, während das funktionale Profil, beispielsweise Nut/Feder in einem nachgelagerten
Arbeitsschritt eingebracht wird.
[0052] Durch eine Aufbringung des Dekors erst nach dem zumindest teilweisen Profilieren
des Trägers, etwa durch die vorbeschriebenen Verfahren wie beispielsweise Direktdruckverfahren,
wird ein Abtragen oder Beschädigen des Dekors im Zuge der Profilierung in vorteilhafter
Weise vermieden. Dadurch entspricht das Dekor auch in den Bereichen der Profilierung
in detailgetreuer Weise der gewünschten Imitation beispielsweise eines Naturwerkstoffes.
[0053] Um eine besonders detailgetreue Imitierung auch in den profilierten Bereichen vorzusehen
kann die für den Druck genutzte Druckvorlage im Bereich der Profilierung des Paneels
verzerrungskompensiert werden. Verzerrungskompensation bedeutet dabei im Sinne der
Erfindung beispielsweise für den exemplarischen Fall der Aufbringung mit einem Druckverfahren,
die durch die Abweichung der Profilierung aus der Oberflächenebene des Trägers, beispielsweise
bei einer Fasenflanke, hervorgerufene Verzerrung des Druckbildes durch eine Anpassung
der Druckvorlage an die Abweichung kompensiert wird. Dabei kann es beispielsweise
vorgesehen sein, dass die Kompensation der Verzerrung mittels Anpassung des Bildpunktabstandes,
der Bildpunktgröße und/oder des Farbauftrages in Abhängigkeit des vorgesehenen Kantenprofils
des fertiggestellten Dekorpaneels erfolgt. Im Falle der Bedruckung mittels Digitaldruck
kann dabei die Ansteuerung des Druckkopfes in Abhängigkeit der zu kompensierenden
Verzerrung erfolgen, so dass der Druckkopf beispielsweise über den profilierten Bereich
hinaus ausgelenkt wird und eine Anpassung des Farbausstoßes an das Profil erfolgt.
[0054] Hierbei ist es beispielsweise möglich, dass vor dem Aufbringen der Dekorschicht des
als Großplatte bereitgestellten Trägers die in einem letztendlichen Paneelverbund
vorzusehenden Fugen (wie beispielsweise V-Fugen) in den Träger gefräst werden, auf
den so profilierten Träger zumindest die Dekorschicht aufgebracht wird und der Träger
anschließend zumindest in den profilierten Bereichen zerteilt wird. In Abhängigkeit
der Zerteilungsart, wie beispielsweise Sägen, Laser- oder Wasserstrahlschneiden, kann
es dabei bevorzugt vorgesehen sein, dass die benötigte Schnittzugabe in dem eingebrachten
Profil berücksichtigt wird.
[0055] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens kann ein zusätzlicher Profilierungsschritt
zumindest in einem Teilbereich der Kanten des Dekorpaneels im Wesentlichen parallel
zur Fläche des Paneels erfolgen. Hierdurch können beispielsweise die vorzusehenden
funktionalen Profile, wie beispielsweise Nut und Feder, in das Paneel eingebracht
werden, wodurch beispielsweise eine mechanische Verriegelung, wie etwa eine Hakenverriegelung,
einzelner Paneele untereinander möglich werden kann. Im Falle der Bereitstellung des
Trägers als Großplatte erfolgt ein solcher zusätzlicher Profilierungsschritt vorzugsweise
nach der Zerteilung in Einzelpaneele. Wir der Träger bereits in den gewünschten Abmessung
des Einzelpaneels bereitgestellt, kann ein solcher zusätzlicher Profilierungsschritt
auch zeitgleich mit der Einbringung der anderen Profile, wie beispielsweise einer
Fase, erfolgen.
[0056] Auf die Dekorschicht kann eine Deck- oder Verschleißschicht aufgebracht sein. Dabei
kann es insbesondere vorgesehen sein, dass die Deck- oder Verschleißschicht aus strahlungsgehärteten
Lack gebildet ist. Die Deck- oder Verschleißschicht kann beispielsweise eine Schichtdicke
zwischen ≥ 100µm und ≤ 5mm, vorzugsweise zwischen ≥ 0,5mm und ≤ 2,5µm aufweisen. Ebenso
kann es vorgesehen sein, dass die Verschleiß- und/oder Deckschicht als vorproduzierte
Overlayschicht, etwa basierend auf Melamin, auf den bedruckten Träger aufgelegt und
mit diesem durch Druck- und/oder Wärmeeinwirkung verbunden wird.
[0057] Die Erfindung ist nachfolgend anhand der Figuren sowie eines Ausführungsbeispiels
weiter erläutert.
Fig. 1 zeigt schematisch ein erfindungsgemäßes Wand- oder Bodenpaneel in einer Draufsicht;
und
Fig. 2 zeigt schematisch das Wand- oder Bodenpaneel aus Figur 1 in einer geschnittenen
Seitenansicht.
[0058] Die Figuren 1 und 2 zeigen einen schematischen Aufbau einer Ausführung eines erfindungsgemäßen
Wand- oder Bodenpaneels 100. Das Paneel 100 umfasst einen plattenförmigen Träger 110.
Der Träger 110 umfasst oder besteht beispielsweise aus einem Material auf Basis eines
Naturwerkstoffs, eines Kunststoffes oder eines Holz-Kunststoff-Komposite-Werkstoffes
(WPC). Beispielsweise ist der Träger 110 aus einem extrudierten Kunststoffmaterial,
wie etwa Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA), Polyurethan (PU), Polystyrol
(PS), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polycarbonat
(PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyetheretherketon (PEEK) oder Mischungen oder
Co-Polymerisate dieser gefertigt.
[0059] Auf den Träger 110 ist ein Dekor 130 aufgebracht, welches eine Dekorvorlage imitieren
soll. Das Dekor 130 ist mittels geeigneter Druckverfahren, wie beispielsweise Siebdruck,
Digitaldruck, Flexodruck oder Offsetdruck, aufgebracht. Auf den plattenförmigen Träger
110 ist ferner vor dem Aufbringen des Dekors 130 eine Schicht aufweisend einen Primer
120 aufgebracht, welche insbesondere ein strahlungsgehärtetes Polyurethanacrylat oder
Polyurethan aufweist.
[0060] In das Dekor 130 sind beispielsweise einen natürlichen Holzwerkstoff nachempfundene
Oberflächenstrukturen 111 auf Basis bereitgestellter dreidimensionaler Dekordaten,
etwa bereitgestellt durch ein dreidimensionales Abtasten der Dekorvorlage, eingearbeitet.
Um Oberflächenstrukturen 111 der Dekorvorlage nicht nur in ihrer Breite beziehungsweise
Länge sondern vielmehr auch in ihrer Tiefe beziehungsweise Tiefenverteilung genau
und realistisch und damit vorlagenidentisch zu gestalten, ist das Dekor 130 aufgebracht
mit einer Mehrzahl an Dekorschichten 131 mit zumindest teilweise unterschiedlichem
Flächenauftrag, die bezüglich der Dekorvorlage vorlagenidentisch strukturiert sind.
Die Dekorschichten 131 sind aus einer insbesondere strahlungshärtbaren Farbe und/oder
Tinte ausgebildet und weisen jeweils eine Dicke in einem Bereich von ≥ 5µm bis ≤ 10µm
auf.
[0061] Zur Erhöhung der Verschleißfestigkeit kann auf das Dekor 130 eine nicht gezeigte
Deckschicht und/oder hartstoffhaltige Verschleißschicht aufgebracht sein, wobei die
Deck- und/oder Verschleißschicht insbesondere durch eine strahlungsgehärtete Lackschicht
gebildet sind.
[0062] Ferner kann das Wand- oder Bodenpaneel 100 beziehungsweise sein plattenförmige Träger
110 zumindest in einem Randbereich eine Profilierung aufweisen, und kann das Dekor
130 auch auf der Profilierung aufgebracht sein.
1. Verfahren zur Herstellung eines dekorierten Wand- oder Bodenpaneels (100), aufweisend
die Verfahrensschritte:
a) Bereitstellen eines plattenförmigen Trägers (110),
b) Aufbringen eines eine Dekorvorlage nachbildenden Dekors (130) auf zumindest einen
Teilbereich des plattenförmigen Trägers (110),
dadurch gekennzeichnet, dass das Dekor (130) vorlagenidentisch aufgebracht wird durch das sukzessive Aufbringen
einer Mehrzahl an Dekorschichten (131) mit zumindest teilweise unterschiedlichem Flächenauftrag
auf Basis bereitgestellter dreidimensionaler Dekordaten.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei die dreidimensionalen Dekordaten bereitgestellt
werden durch ein dreidimensionales Abtasten der Dekorvorlage.
3. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Dekorschichten (131) aus einer
insbesondere strahlungshärtbaren Farbe und/oder Tinte ausgebildet werden.
4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Dekorschichten (131)
durch Direktdruck aufgebracht werden.
5. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Dekor (130) auf zumindest
einen Teilbereich eines zuvor aufgebrachten Primer (120) aufgebracht wird.
6. Verfahren gemäß Anspruch 5, wobei als Primer (120) eine flüssige strahlungshärtende
Mischung auf Basis eines Urethans oder eines Urethanacrylats eingesetzt wird.
7. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Dekorschichten (131)
jeweils in einer Dicke in einem Bereich von ≥ 5µm bis ≤ 10µm aufgebracht werden.
8. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, aufweisend den weiteren Verfahrensschritt
c) Aufbringen einer Verschleiß- und/oder Deckschicht auf das Dekor (130).
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, wobei als Verschleißschicht ein hartstoffhaltiger strahlungs-
und/oder wärmehärtbarer Lack aufgebracht wird.
10. Verfahren gemäß einem der vorehrgehenden Ansprüche, wobei ein Träger (110) auf Basis
eines Naturwerkstoffs, eines Kunststoffes oder eines Holz-Kunststoff-Komposit-Werkstoffes
(WPC) bereitgestellt wird.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei ein Träger (110) auf Basis eines thermoplastischen
Kunststoffes ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Polyvinylchlorid, Polyolefin
(beispielsweise Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA), Polyurethan (PU),
Polystyrol (PS), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacrylat (PMMA),
Polycarbonat (PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyetheretherketon (PEEK) oder
Mischungen oder Co-Polymerisate dieser bereitgestellt wird.
12. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der plattenförmige Träger
(110) vor und/oder während Verfahrensschritt b) mit einem Mittel zur Verringerung
der elektrostatischen Aufladung behandelt wird.
13. Wand- oder Bodenpaneel, aufweisend einen plattenförmigen Träger (110), gegebenenfalls
einen Primer (120) und ein eine Dekorvorlage nachbildendes Dekor (130), dadurch gekennzeichnet, dass das Dekor (130) eine Mehrzahl an Dekorschichten (131) mit zumindest teilweise unterschiedlichem
Flächenauftrag aufweist, die vorlagenidentisch strukturiert sind.
14. Wand- oder Bodenpaneel gemäß Anspruch 13, wobei die Dekorschichten (131) im Wesentlichen
aus einer strahlungshärtbaren Farb- oder Tintenschicht gebildet sind.
15. Wand- oder Bodenpaneel nach einem der vorehrgehenden Ansprüche, wobei der plattenförmige
Träger (110) zumindest in einem Randbereich eine Profilierung aufweist, und wobei
das Dekor (130) auch auf der Profilierung aufgebracht ist.