[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
1.
[0002] Zum Gefriertrocknen eines mit einem Lösungsmittel, in der Regel Wasser, versehenen
Produktes wird das Produkt in Behältnisse wie Vials, Injektionsflaschen oder Produktschalen
gefüllt und in eine Trocknungskammer einer Gefriertrocknungsanlage eingebracht (Beladungsphase).
Dort wird das Produkt zunächst auf die produktspezifische Ausfriertemperatur abgekühlt
und solange auf dieser Ausfriertemperatur gehalten (Ausfrierphase), bis das Produkt
vollständig durchgefroren ist. Danach wird der Eiskondensator der Gefriertrocknungsanlage
gekühlt und die Trocknungskammer evakuiert, um das Produkt zu trocknen (Trocknungsphase).
[0003] Häufig werden pharmazeutische Produkte gefriergetrocknet. Dabei wird angestrebt,
dass die gesamte Charge des Produktes am Ende des Trocknungsprozesses gleichmäßig
trocken sein soll, um ein stets einheitliches und damit zuverlässiges Arzneimittel
zu erhalten.
[0004] Um dieses Ziel zu erreichen wurde in der
WO 2007/095033 A2 vorgeschlagen, das in der Trocknungskammer befindliche Produkt zu kühlen, bevor der
Druck abgesenkt wird um die Gefriertrocknung einzuleiten, und um anschließend die
Temperatur auf die endgültige Ausfriertemperatur zu senken und den Trocknungsvorgang
durchzuführen. Auch wenn mit dem Gefriertrocknungsverfahren gemäß
WO 2007/095033 A2 schon eine gewisse einheitliche Trocknung des Produktes erreicht wird, wird dennoch
angestrebt, weiter verbesserte und vor allem gleichmäßig trockene Produkte zu schaffen,
so dass ein hoher Grad an Produktzuverlässigkeit erreicht wird. Dies kann nur erreicht
werden indem Feuchtigkeitsunterschiede innerhalb eines Behältnisses und zwischen den
Behältnissen, sowie Feuchtigkeitsnester, vermieden werden.
[0005] Dabei liegt der vorliegenden Erfindung die Erkenntnis zugrunde, dass eine gleichförmige
Trocknung begünstigt wird, wenn das ausgefrorene Produkt gleichförmige Kristallstrukturen
aufweist.
[0006] Des Weiteren liegt der Erfindung die Erkenntnis zugrunde, dass es beim Ausfriervorgang
aufgrund des niedrigen Druckniveaus zu Ausgasungen aus dem Produkt kommt, welche die
sich bildenden Eisstrukturen beeinflussen, mit der Folge, dass sich im Produkt unterschiedliche
Kristallstrukturen bilden, die sehr uneinheitlich sind.
[0007] Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Gefriertrocknungsverfahren
zu schaffen, bei dem das Austreten von Gasen während der Ausfrierphase verhindert,
zumindest jedoch auf ein Minimum reduziert wird, bzw. bei dem das Austreten von Gasen
auf ein gewünschtes Maß konditioniert wird.
[0008] Als technische Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Verfahren mit den Merkmalen
des Anspruches 1 vorgeschlagen. Vorteilhafte Weiterbildungen dieses Verfahrens sind
den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0009] Ein nach dieser technischen Lehre ausgeführtes Verfahren hat den Vorteil, dass durch
die vorgeschaltete Ausgasungsphase die im Produkt und vor allem im Lösungsmittel befindlichen
Gase bereits vor der Ausfrierphase dem Produkt entzogen werden, so dass ein gleichförmiges
Ausfrieren möglich wird.
[0010] Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das gleichförmige Ausfrieren zu einem synchronen
einfrieren des Produktes führt, auch wenn dass Produkt in unterschiedlichen Behältnissen
abgefüllt ist. Hierdurch wird eine annähernd gleiche Produktqualität in der gesamten
gesamten Charge einer Trocknungskammer erreicht.
[0011] Noch ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das erfindungsgemäße Verfahren mit
den vorhandenen Gefriertrocknungsanlagen ausgeführt werden kann und dass das erfindungsgemäße
Verfahren in einfacher Weise in den vorhandenen Gefriertrocknungsprozess integriert
werden kann, so dass eine kostengünstige Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
möglich ist.
[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform wird vorgeschlagen, in der Ausgasungsphase den
Druck auf einen Ausgasungsdruck auf knapp oberhalb des zum Einfrierpunkt gehörenden
Partialdruckes des Lösungsmittels zu senken und auf diesem Niveau zu halten, während
die Temperatur unverändert bleibt. Hierdurch wird es dem Gas im Lösungsmittel ermöglicht
auszutreten, so dass die Gasmenge im Produkt deutlich reduziert wird, insbesondere
auf das gewünschte Maß reduziert wird.
[0013] In einer alternativen Ausführungsform wird vorgeschlagen, in der Ausgasungsphase
den Druck auf einen Ausgasungsdruck auf knapp oberhalb des zum Einfrierpunkt gehörenden
Partialdruckes des Lösungsmittels zu senken und auf diesem Niveau zu halten, während
die Temperatur auf ein möglichst hohes Niveau angehoben wird. Dabei ist zu beachten,
dass die hohe Temperatur die Qualität des Produktes nicht beeinträchtigt, denn mitunter
werden temperaturempfindliche Arzneimittel gefriergetrocknet.
[0014] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird in der Ausgasungsphase der Druck bei einem
hohen Druckgradienten auf den Ausgasungsdruck reduziert. Dies hat den Vorteil, dass
der Ausgasungsdruck schnell erreicht wird, so dass die Ausgasung des Produktes schnell
beginnen kann und dementsprechend eher beendet werden kann. Hierdurch wird der gesamte
Gefriertrocknungsprozess beschleunigt.
[0015] Je nach Beschaffung des Produktes und/oder nach der Menge des im Produkt gelösten
Gases kann die Temperatur bereits während der Ausgasungsphase abgesenkt werden, muss
aber während der Ausgasungsphase noch oberhalb der Einfriertemperatur des Lösungsmittels
verbleiben, zum Beispiel bei Wasser 0°C.
[0016] Vorteilhafterweise erfolgt die Temperaturabsenkung erst, nachdem der Ausgasungsdruck
erreicht ist, damit eine zügige Ausgasung gewährleistet ist.
[0017] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird nach Beendigung der Ausgasungsphase
die Einfrierphase eingeleitet, wobei die Temperatur und der Druck derart gesenkt werden,
dass die Einfriertemperatur (bei Wasser 0°C) und der Einfrierdruck (vorzugsweise der
zum Einfrierpunkt gehörende Partialdruck des Lösungsmittels, bei Wasser 6 mbar) zeitgleich
erreicht werden. Dies hat den Vorteil, dass hierdurch ein synchrones Einfrieren des
Produktes erreicht wird, was die Bildung gleichförmiger oder gar homogener Kristallstrukturen
fördert.
[0018] In einer anderen, bevorzugten Ausführungsform wird der Eiskondensator der Gefriertrocknungsanlage
noch vor der Druckerniedrigung in der Ausgasungsphase gekühlt. Dies hat den Vorteil,
dass bereits in der Ausgasungsphase die aus dem Produkt austretenden Gase über den
Eiskondensator abgeleitet werden können, unter anderem um kondensierbare Anteile im
Eiskondensator zu binden und um eine Rückwanderung der Gase in das Produkt zu vermeiden.
[0019] Weitere Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus der beigefügten
Zeichnung und den nachstehend beschriebenen Ausführungsformen. Ebenso können die vorstehend
genannten und die noch weiter ausgeführten Merkmale erfindungsgemäß jeweils einzeln
oder in beliebigen Kombinationen miteinander verwendet werden. Die erwähnten Ausführungsformen
sind nicht als abschließende Aufzählung zu verstehen, sondern haben vielmehr beispielhaften
Charakter. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Ablaufschema einer ersten Ausführungsform eines erfindungs-gemäßen Verfahrens;
- Fig. 2
- ein Ablaufschema einer zweiten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
- Fig. 3
- ein Ablaufschema einer dritten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0020] In Fig. 1 ist in schematischer Darstellung eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Verfahrens zur Gefriertrocknung eines Produktes dargestellt. Dabei ist das Produkt
in eine Vielzahl von Vials gefüllt, welche während der Beladungsphase A bei Umgebungstemperatur
1 und Umgebungsdruck 2 auf Stellflächen in einer Trocknungskammer einer Gefriertrocknungsanlage
abgestellt werden. Nachdem die Tür der Gefriertrocknungsanlage hermetisch geschlossen
ist, beginnt die Ausgasungsphase B, indem der Druck innerhalb der Trocknungskammer
auf den Ausgasungsdruck 3 gesenkt wird, während die Temperatur unverändert bei Umgebungstemperatur
bleibt. Der Ausgasungsdruck 3 ist abhängig vom Produkt, insbesondere vom Lösungsmittel
im Produkt und ist so gewählt, dass der Ausgasungsdruck 3 etwas oberhalb des zum Einfrierpunkt
gehörenden Partialdruckes des Lösungsmittel liegt.
[0021] Bereits zu Beginn der Ausgasungsphase B wird der Eiskondensator der Gefriertrocknungsanlage
gekühlt, vorzugsweise noch bevor die Druckerniedrigung einsetzt, um aus dem Produkt
austretende, kondensierbare Gase zu binden. Dabei wird auch das Hauptventil geöffnet,
um eine Verbindung zur Trockenkammer zu schaffen. Nicht kondensierbare Gase werden
über den Vakuumpumpensatz abgepumpt.
[0022] Bei diesem verhältnismäßig niedrigem Druck bei verhältnismäßig hoher Temperatur kann
Gas aus dem Produkt in die Trocknungskammer austreten. Sobald die gewünschte Menge
Gas ausgetreten ist, beziehungsweise sobald der gewünschte Ausgasungsgrad erreicht
ist, beginnt die Einfrierphase C, indem der Druck und die Temperatur abgesenkt werden.
Dieses Absenken geschieht derart, dass die Einfriertemperatur 4 0° C für das Lösungsmittel
Wasser, und der Einfrierdruck 5, hier der Partialdruck des Lösungsmittels im Einfrierpunkt,
gleichzeitig erreicht werden, um ein synchrones Einfrieren zu erreichen.
[0023] Nachdem die Einfriertemperatur 4 erreicht ist, beginnt die Ausfrierphase D, wobei
die Temperatur des Produktes weiter auf die gewünschte Ausfriertemperatur 6 gesenkt
wird, so dass eine Unterkühlung des Produktes eintritt.
[0024] Je nach Beschaffenheit des Produktes, kann der Druck weiter auf einen gewünschten
Ausfrierdruck 7 gesenkt oder bei dem Partialdruck des Lösungsmittels am Gefrierpunkt
gehalten werden. In der hier dargestellten Ausführungsform entspricht der Ausfrierdruck
7 den Partialdruck des Lösungsmittels am Einfrierpunkt.
[0025] Die Ausfriertemperatur 6 und der Ausfrierdruck 7 werden solange gehalten, bis das
Produkt vollständig ausgefroren ist, bevor die Trocknungsphase E beginnt. Dabei erfolgt
eine gleichförmige Kristallbildung im Produkt, weil das Gas im Produkt auf ein Minimum
reduziert oder auf ein gewünschtes Maß eingestellt wurde. Dieses gleichförmig kristallisierte
Produkt wird anschließend gleichförmig getrocknet, so dass ein sehr einheitliches,
getrocknetes Produkt verbleibt.
[0026] In Fig. 2 ist eine zweite Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Gefriertrocknungsverfahrens
schematisch dargestellt, die sich von der in Fig 1. dargestellten ersten Ausführungsform
lediglich dadurch unterscheidet, dass bereits während der Ausgasungsphase B eine Absenkung
der Temperatur von Umgebungstemperatur erfolgt. Je nach Produktbeschaffenheit kann
es sein, dass auch bei abgesenkter Temperatur eine ausreichende Ausgasung erfolgt.
In diesem Falle wird durch die vorzeitige Temperaturabsenkung eine Verkürzung des
Produktzyklus erreicht. Je nach Menge der gelösten Gase im Ausgangspunkt wird der
Zeitpunkt und der Gradient der Temperaturabsenkung entsprechend eingestellt.
[0027] In Fig. 3 ist eine dritte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Gefriertrocknungsverfahrens
schematisch dargestellt, die sich von der in Fig 1 dargestellten ersten Ausführungsform
lediglich dadurch unterscheidet, dass zu Beginn der Ausgasungsphase B eine Temperaturerhöhung
erfolgt. Dabei sollte die Temperatur unter Berücksichtigung des zu gefrierenden Produktes
nur so weit erhöht werden, dass eine Beeinträchtigung des Produktes vermieden wird.
Durch diese Temperaturerhöhung bei gleichzeitiger Druckabsenkung in der Ausgasungsphase
B wird der Gasdruck in der Trocknungskammer weiter reduziert und erleichtert so den
Ausgasungsprozess.
[0028] In den hier dargestellten Ausführungsformen verbleibt die Temperatur in der Ausgasungsphase
B stets oberhalb der Einfriertemperatur 4, um eine schnelle Ausgasung zu erreichen.
Auch wird die Temperaturabsenkung erst eingeleitet, nachdem der Ausgasungsdruck erreicht
ist. Dies hat den Vorteil, das eine zügige Ausgasung erfolgt ohne den Verfahrenprozess
in die Länge zu ziehen.
1. Verfahren zur Gefriertrocknung eines mit einem Lösungsmittel versehenen, feuchten
Produktes, insbesondere wenn das Produkt in einer Anzahl von Vials, Injektionsflachen
oder Produktschalen gehalten ist, wobei das feuchte Produkt in einer Beladungsphase
(A) im flüssigen Zustand, vorteilhafterweise bei Umgebungstemperatur (1) und/oder
bei Umgebungsdruck (2), in eine Trocknungskammer einer Gefriertrocknungsanlage eingebracht
wird, wobei das Produkt in einer Ausfrierphase (D) bei Ausfriertemperatur (6) und
bei Ausfrierdruck (7) ausgefroren wird, und wobei das Produkt anschließend in einer
Trocknungsphase (E) auf das gewünschte Maß getrocknet wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Ausfrierphase (D) eine Ausgasungsphase (B) vorgeschaltet ist, in der dem feuchten
Produkt Gase entzogen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der Ausgasungsphase (B) der Ausgasungsdruck (3) auf ein Niveau knapp oberhalb
des zum Einfrierpunkt gehörenden Partialdruckes des Lösungsmittels gebracht wird,
während die Temperatur auf Umgebungstemperatur gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der Ausgasungsphase (B) der Ausgasungsdruck (3) auf ein Niveau knapp oberhalb
des zum Einfrierpunkt gehörenden Partialdruckes des Lösungsmittels gebracht wird,
während die Temperatur in Abhängigkeit vom Produkt auf ein möglichst hohes Temperaturniveau
gebracht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Druck bei einem hohen Druckgradienten auf den Ausgasungsdruck (3) gebracht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach erreichen des Ausgasungsdruckes (3) die Temperatur langsam von Umgebungstemperatur
(1) oder dem in Abhängigkeit vom Produkt möglichst hohen Temperatur-Niveau auf die
Einfriertemperatur (4) des Lösungsmittels gesenkt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet ist,
dass in der Ausgasungsphase (B) der Ausgasungsdruck (3) und die Temperatur solange oberhalb
der Einfriertemperatur (4) des Lösungsmittels gehalten werden, bis der gewünschte
Ausgasungsgrad erreicht ist.
7. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach Erreichen des gewünschten Ausgasungsgrades die Ausgasungsphase (B) beendet wird
und durch Absenken des Druckes und/oder der Temperatur eine Einfrierphase (C) eingeleitet
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der Einfrierphase (C) die Temperatur derart auf die Einfriertemperatur (4) abgesenkt
wird und der Druck derart auf den Einfrierdruck (5) abgesenkt wird, dass die Einfriertemperatur
(4) und der Einfrierdruck (5) zeitgleich erreicht werden.
9. Verfahren nach wenigstens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass ein Eiskondensator der Gefriertrocknungsanlage bereits während der Ausgasungsphase
(B), vorzugsweise zu Beginn der Ausgasungsphase (B), gekühlt wird, um die aus dem
Produkt austretenden, insbesondere kondensierbaren Gase über den Eiskondensator zu
binden.