[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln von Schichten, sowie eine Baumaschine
oder Anbaumaschine, insbesondere einen Bodenstabilisierer oder Recycler, nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1, 8 oder 9.
[0002] Unter Schichten werden dabei Asphaltschichten, wie zum Beispiel die Deckschicht oder
Tragschicht einer Verkehrsfläche, ungebundene Gesteinsschichten und Böden verstanden.
[0003] Derartige Baumaschinen werden für die Materialaufbereitung, nämlich z. B. das Stabilisieren
ungenügend tragfähiger Böden, das Pulverisieren von Asphaltdecken bis hin zum Recyclen,
bzw. Verfestigen von gebundenen oder ungebundenen Schichten benötigt.
[0004] Bekannte Stabilisierer oder Recycler weisen ein Walzengehäuse auf, in dem eine Fräs-/Mischwalze
angeordnet ist, sowie eine Einheit zum Ausbringen und Dosieren von Bindemittel für
die Bodenstabilisierung.
[0005] Die in einem Mischraum umlaufende Fräs-/Mischwalze ist zur Anpassung an die zu bearbeitende
Oberfläche in der Regel höhen- und neigungsverstellbar angeordnet.
[0006] In diesem Mischraum finden, abhängig von der jeweilige Anwendung, die notwendigen
Prozesse statt, wie z.B. Ablösen und Zerkleinern der aufgefrästen Schichten, Zugabe
von Bindemitteln, Vermischen und Homogenisieren von zugesetzten Materialien usw.
[0007] Solche Maschinen werden häufig zur Bodenstabilisierung eingesetzt.
[0008] Zur Verbesserung oder Verfestigung von Böden ist es bekannt, pulverförmige Bindemittel,
beispielsweise Kalk oder Zement, Wasser und/oder Zusatzstoffe in den Boden einzubringen,
um dessen Einbaufähigkeit und Tragfähigkeit zu erhöhen. Typische Anwendungsfälle für
die Bodenstabilisierung sind der Bau von Straßen oder Schienenwegen sowie Industrieflächen.
[0009] Zement kann zur staubfreien Zugabe außerdem als Suspension (in Wasser gelöst) zugegeben
werden. Dieses Verfahren ist aber nur dann anwendbar, wenn zusätzliches Wasser in
den Boden eingebracht werden soll. Für Böden mit bereits zu hohem Wassergehalt eignet
sich dieses Verfahren nicht. Weiterhin werden Schaumbitumen, bituminöse Lösungen oder
Additive verwendet, um die Tragfähigkeit von Böden zu erhöhen.
[0010] Zur Bindung loser Bodenschichten ist es daher üblich, dass diese Bindemittel, z.B.
bituminöse Lösungen, Schaumbitumen oder Suspensionen und/oder Additive und/oder Wasser
beim Stabilisierungsprozess mit dem aufgefrästen Material gemischt werden.
[0011] Die Menge des beizumischenden Bindemittels ergibt sich dabei aus baustellenbedingten
Vorgaben und ist üblicherweise in Gewichtsprozent in Verhältnis zu dem zu behandelnden
Fräsgut angegeben (beispielsweise 1%ige Beimischung von Bindemittel entspricht 10
kg Bindemittel pro t Fräsgut).
[0012] Die Dosierung der Bindemittel erfolgt im Stand der Technik über eine Dosiereinrichtung,
die die tatsächliche Menge des eingebrachten Bindemittels an den aktuellen Betriebszustand
der Maschine anpasst. Dazu wird während des Betriebes die Fräsgutmenge des aufgefrästen
Materials pro Zeiteinheit anhand von Fräsbreite, Frästiefe und Vorschubgeschwindigkeit
erfasst. Anhand dieses Wertes kann dann die Dosierung des Bindemittels erfolgen.
[0013] Üblicherweise erfolgt eine gewichtsabhängige Dosierung des Bindemittels anhand einer
Messung des Volumenstroms und anhand der bekannten Dichte des Bindemittels.
[0014] Bei der Bearbeitung mehrerer parallel zueinander verlaufender Frässpuren ist es üblich,
dass sich die Frässpuren überlappen. In diesem Falle ist es erforderlich, dass lediglich
der Anteil des aufgefrästen Materials betrachtet wird, der im Zuge der bereits erfolgten
Bearbeitung einer parallel verlaufenden Spur noch nicht mit Bindemittel durchmischt
wurde.
[0015] Hierzu wird die Dosierbreite für das Bindemittel eingestellt und die Bestimmung der
aufgefrästen Fräsgutmenge, die mit Bindemittel zu durchmischen ist, erfolgt nicht
anhand der Fräsbreite, sondern anhand der eingestellten aktivierten Dosierbreite.
[0016] Während des kontinuierlichen Fräs- und Mischprozesses befindet sich eine im Wesentlichen
konstante Fräsgutmenge an aufgefrästem Material im Mischraum, so dass lediglich der
Mengenstrom (Masse- oder Volumenstrom) hinsichtlich der Dosierung betrachtet wird.
[0017] Daher genügt es nach dem Stand der Technik, unter der Voraussetzung einer gleichbleibenden
Frästiefe und Dosierbreite, die Vorschubgeschwindigkeit zu messen. Bei konstanter
Vorschubgeschwindigkeit bleibt der Mengenstrom im Mischraum innerhalb des Walzengehäuses
konstant.
[0018] Nachteilig beim Stand der Technik ist jedoch, dass für den Ansetzprozess der Fräs-/Mischwalze
zu Beginn der Bearbeitung keine proportional dosierte Beimischung des Bindemittels
erfolgen kann.
[0019] Die nach dem Stand der Technik für die Förderung des Bindemittels verwendeten Pumpen
sind nicht von einem Wert 0 bis auf eine gewünschte Förderleistung regelbar. Daher
kann in der Regel keine kontinuierliche Erhöhung der Fördermenge im Zuge des Ansetzprozesses
erfolgen.
[0020] Beginnt die Eindüsung bereits zu Beginn des Ansetzprozesses, so ist die Menge des
eingebrachten Bindemittels zu hoch und das Arbeitsergebnis entspricht daher nicht
den Vorgaben.
[0021] Beginnt die Eindüsung des Bindemittels erst, wenn die Fräswalze komplett in die zu
bearbeitende Schicht eingedrungen ist, bzw. wenn die Maschine mit dem Vorschub beginnt,
so besteht das Problem, dass sich bereits abgetragenes Material schon außerhalb des
Eingriffbereiches der Fräs-/Mischwalze befindet und somit nicht mehr mit dem nun eingedüsten
Bindemittel vermischt werden kann.
[0022] In der Praxis ergibt sich daher zum Beginn einer Frässpur ein Ansetzbereich von mehreren
Metern, in dem das Material nicht mit ausreichend Bindemittel durchmischt wird, oder
in dem übermäßig viel Bindemittel in das Material eingebracht wird. Dieser Bereich
muss dann auf anderem Wege nachbearbeitet werden. Alternativ besteht die Möglichkeit
die Automatik während des Ansetzprozesses zu deaktivieren und die Einbringung des
Bindemittels manuell zu steuern. Diese Variante hat jedoch den Nachteil, dass keine
Dosierung des Materials entsprechend den Vorgaben erfolgt, im Regelfall zu viel oder
zu wenig Bindemittel in den Boden eingebracht wird und die Qualität des bearbeiteten
Bereiches nicht den Vorgaben entspricht, weil keine gleichmäßige Standfestigkeit des
bearbeiteten Schicht über die gesamte bearbeitete Fläche erzielt wird.
[0023] Dies ist insbesondere deswegen nachteilig, weil für die Bearbeitung einer Fläche
in der Regel mehr als ein Ansetzprozess notwendig ist und die Nachbearbeitung des
Arbeitsergebnisses daher an verschiedenen Stellen notwendig ist. Unterbleibt eine
Nachbearbeitung, steigt die Gefahr von Schäden, und eine verminderte Haltbarkeit der
Verkehrsfläche ist zu erwarten.
[0024] Die Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Verfestigen von Schichten
bzw. eine Baumaschine zu schaffen, die es ermöglichen, die Notwendigkeit einer Nachbearbeitung
des Arbeitsergebnisses zu vermeiden.
[0025] Zur Lösung dieser Aufgabe dienen die Merkmale des Anspruchs 1, 8 oder 9.
[0026] Die Erfindung sieht in vorteilhafter Weise vor, dass während des Ansetzprozesses
die Bestimmung zumindest der aktuell zuzuführenden Bindemittelmenge bis zum Erreichen
der vorgegebenen Frästiefe im Wesentlichen in Abhängigkeit der im Mischraum befindlichen
aktuell aufgefrästen Fräsgutmenge erfolgt. Dies hat den Vorteil, dass das vorgegebene
Mischungsverhältnis zwischen Bindemittel und abgefrästem Material auch in der Ansetzphase
im Wesentlichen eingehalten werden kann und eine homogene Bodenverfestigung im gesamten
bearbeiteten Bereich erzielt werden kann.
[0027] Mit dem Begriff Bindemittel sind hier Bindemittel, sowie Wasser und/oder Zusatzstoffe
zu verstehen.
[0028] Es kann vorgesehen sein, dass die aktuell im Mischraum befindliche Fräsgutmenge zumindest
in Abhängigkeit der aktuellen Frästiefe der Fräs-/Mischwalze bestimmt wird.
[0029] Vorzugsweise wird die aktuell im Mischraum befindliche Fräsgutmenge zumindest in
Abhängigkeit der aktuellen Eindringgeschwindigkeit der Fräs-/Mischwalze in die Schicht
bestimmt.
[0030] Bei der Erfindung wird die Änderung der Frästiefe gemessen, um daraus auf die sich
ändernde Fräsgutmenge im Mischraum zu schließen.
[0031] Beim Ansetzprozess ist zu Beginn des Fräs-und Mischprozesses davon auszugehen, dass
in den seltensten Fällen eine konstante Eindringgeschwindigkeit für das Eindringen
der Fräs/- und Mischwalze in das Material gegeben ist. Dies ist darin begründet, dass
z.B. unterschiedliche Asphaltschichten unterschiedliche Festigkeiten aufweisen, beispielsweise
eine Deckschicht gegenüber einer Tragschicht.
[0032] Insbesondere ist vorgesehen, dass das Bestimmen der im Mischraum befindlichen aufgefrästen
Fräsgutmenge durch die Messung der Frästiefe sowie in Abhängigkeit des Radius und
der Breite der Fräs-/Mischwalze, bzw. der Dosierbreite erfolgt.
[0033] Die Dosierbreite der Fräs-/Mischwalze ist der Teil der im Eingriff mit der noch nicht
behandelten Schicht ist. Eine Dosiereinrichtung, beispielsweise in Form einer Dosierleiste
mit mehreren nebeneinander angeordneten Einspritzdüsen ist nur in dem Bereich der
Dosierbreite eingeschaltet.
[0034] Aus der Änderung der Frästiefe kann die Änderung der aktuell zuzuführenden Menge
an Bindemitteln berechnet werden.
[0035] Hierzu erfolgt beim Eindringen der Fräswalze in die Schicht eine Berechnung der aktuell
gefrästen Fräsgutmenge pro Zeiteinheit im Wesentlichen über die Erfassung der Änderung
der Frästiefe. Damit wird es ermöglicht, in Abhängigkeit von dem Radius des Schnittkreises
und der Fräsbreite bzw. der aktuellen Dosierbreite der Fräs-/Mischwalze die noch nicht
mit Bindemittel versetzte Fräsgutmenge zu bestimmen. Anhand der auf diese Weise bestimmten,
aktuell im Mischraum vorhandenen Fräsgutmenge pro Zeiteinheit erfolgt dann eine Steuerung
des eingedüsten Menge an Bindemittel in den Mischraum.
[0036] Die Änderung der Frästiefe ist bedingt durch die Eindringgeschwindigkeit. Anhand
der Frästiefe wird die aktuell im Mischraum vorhandene Fräsgutmenge berechnet. Zu
jedem Zeitpunkt soll die aufintegrierte zugeführte Bindemittelmenge proportional zu
der aufintegrierten im Mischraum befindlichen Fräsgutmenge sein.
[0037] Bei einem Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, dass wenn die Fräsgutmenge eine gewisse
Grenze überschreitet, die Eindüsung von Bindemittel gestartet wird, bzw. dass wenn
eine ausreichende Fräsgutmenge im Mischraum vorhanden ist, eine kontinuierliche Eindüsung
mit variablem Mengenstrom an Bindemittel begonnen wird.
[0038] Aufgrund der Eindringgeschwindigkeit kann die Frästiefe zu einem bestimmten Zeitpunkt
bestimmt werden; dieser Frästiefe kann, aufgrund der vorgegebenen Geometrie der Fräswalze
das zu einem bestimmten Zeitpunkt im Mischraum vorhandene Volumen zugeordnet werden.
[0039] Alternativ kann auch die aktuelle Frästiefe unmittelbar gemessen werden.
[0040] Nach dem Erreichen der vorgegebenen Frästiefe und dem Beginn des Vorschubs kann die
Steuerung des Mengenstroms an Bindemittel in herkömmlicher Weise in Abhängigkeit der
Fräsbreite, der vorgegebenen Frästiefe und der aktuellen Vorschubgeschwindigkeit mit
dem aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren durchgeführt werden.
[0041] Zur Lösung der Aufgabe ist auch eine Baumaschine vorgesehen, bei der die Steuerungseinrichtung
die aktuell zugeführte Bindemittelmenge vor dem Erreichen der vorgegebenen Frästiefe
in Abhängigkeit der aktuell im Mischraum befindlichen Fräsgutmenge steuert.
[0042] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass die Steuerungseinrichtung die aktuell im Mischraum
befindliche Fräsgutmenge zumindest in Abhängigkeit der Eindringgeschwindigkeit der
Fräs-/Mischwalze in die Bodenschicht bestimmt und die Dosierung des Bindemittels proportional
steuert.
[0043] Bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, dass die Dichtewerte unterschiedlicher
abzuarbeitender Schichten und der einzusetzenden Bindemittel in einer Datenbank der
Steuerung oder der Steuerungseinrichtung gespeichert sind.
[0044] Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf die Figur die Erfindung näher erläutert.
[0045] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Baumaschine,
- Fig. 2
- der die Fräs- und Mischwalze umgebende Mischraum mit einer Dosiereinrichtung zum Eindüsen
von Bindemittel,
- Fig. 3a
- sich aus dem Ansetzprozess ergebende Ansetzbereiche,
- Fig. 3b
- die Standfestigkeit der verfestigten Bodenschicht nach dem Stand der Technik,
- Fig. 4a
- eine schematische Darstellung der Berechnungsparameter zur Bestimmung der Bindemittelmenge,
- Fig. 4b
- die Fräsbreite der Fräs-/Mischwalze, und
- Fig. 5
- die Anpassung der Bindemitteldosierung während der Ansetzphase im Vergleich zum Stand
der Technik.
[0046] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung die wesentlichen Komponenten eines selbstfahrenden
Stabilisierers oder Recyclers. Die Baumaschine weist einen Maschinenrahmen 1 auf,
der von einem Fahrwerk getragen wird. Das Fahrwerk weist jeweils zwei in Arbeitsrichtung
9 vordere Räder 4 und zwei in Arbeitsrichtung hintere Räder 3 auf, die an vorderen
und hinteren Hubsäulen 6,5 befestigt sind. Die vorderen und hinteren Hubsäulen 6,5,
die jeweils voneinander unabhängig betätigt werden können, sind wiederum am Maschinenrahmen
1 befestigt, so dass der Maschinenrahmen gegenüber der Bodenschicht 2 in der Höhe
verstellt werden kann. Anstelle von Rädern 3,4 können auch Laufwerke, beispielsweise
Kettenlaufwerke vorgesehen sein.
[0047] Fig. 1 zeigt die Maschine zum Bearbeiten von Fahrbahnen mit einem von einem Fahrwerk
getragenen Maschinenrahmen 1 und einem aus einer Fahrerkabine 20 bestehenden Fahrstand.
[0048] Die Fahrwerke weisen am vorderen und hinteren Ende des Maschinenrahmens 1 zwei gemeinsam
oder wahlweise einzeln lenkbare Fahrwerksachsen auf, bei der jedes Rad mit einem eigenen
hydraulischen Antrieb in Form eines Hydromotors versehen ist und ggf. separat angesteuert
werden kann. Jedes Rad ist mit einer Höhenverstelleinrichtung 5,6 versehen, so dass
die Höhe des Maschinenrahmens 1 und ggf, dessen Neigung exakt auf Arbeits- oder Transporthöhe
einstellbar ist. Unterhalb der Fahrerkabine 20 zur Maschinenmitte ist versetzt ein
Walzengehäuse 7 befestigt, das einen als Mischraum 10 dienenden Arbeitsraum einer
rotierenden Fräs-/Mischwalze 8 begrenzt.
[0049] Fig. 2 zeigt schematisch die Fräs-/Mischwalze 8 mit dem sie umgebenden Mischraum
10 unter dem Walzengehäuse 7. Die Fräs-/Mischwalze 8 ist in Fig. 2 im kontinuierlichen
Betrieb dargestellt, in dem die Dosierung des Bindemittels mit Hilfe einer Dosiereinrichtung
16 in herkömmlicher Weise erfolgt, nämlich in Abhängigkeit von der Vortriebsgeschwindigkeit.
Dargestellt ist daher die Situation, in der sich die Fräswalze 8 bereits in der vorgegebenen
Frästiefe FT befindet.
[0050] Fig. 3a zeigt eine zu bearbeitende Fläche in Draufsicht, bei der die Baumaschine
die Schicht 2 in mehreren zueinander parallelen nebeneinander angeordneten Frässpuren
bearbeitet hat, weil die Fräsbreite FB der Fräs-/Mischwalze 8 geringer ist als die
Breite der zu bearbeitenden Fläche. Dabei ergeben sich sowohl in Arbeitsrichtung 9
als auch quer dazu mehrere Ansetzbereiche 22, in denen die Fräs-/Mischwalze 8 von
ihrer Ruheposition auf die gewünschte Frästiefe FT abgesenkt worden ist.
[0051] Erfolgt keine Steuerung der Bindemittelmenge im Ansetzbereich 22, ergeben sich beim
Stand der Technik Unterschiede in der Standfestigkeit S des Untergrundes, wie sie
in Fig. 3b in Abhängigkeit der in Fig. 3a gezeigten Wegstrecke x dargestellt sind.
Diese Schwachstellen an den Ansetzbereichen 22 können bei Belastung mit hohen dynamischen
Gewichten, z. B. bei einem Schwerlastverkehr dazu führen, dass die verfestigte Oberfläche
beschädigt wird, bzw. die Haltbarkeit deutlich reduziert ist.
[0052] Bei großflächiger Bearbeitung wird es aufgrund verschiedener Rahmenbedingungen im
Regelfall notwendig, die Maschine mehrfach neu anzusetzen.
[0053] Neben der Tatsache, dass ein mehrfaches Ansetzen aufgrund der begrenzten Arbeitsbreite
der Baumaschine, z. B. eines Stabilisierers, erforderlich ist, kann es notwendig werden,
eine Frässpur zu unterbrechen und benachbarte nebenliegende Bereiche zu bearbeiten,
um die Nachbearbeitung durch Grader und/oder Verdichter zu ermöglichen.
[0054] Dies ergibt sich vor allem aus der Tatsache, dass nach dem Einbringen des Bindemittels
nur ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung steht, in dem das Material in der gewünschten
Qualität bearbeitet werden kann.
[0055] Dies ist u. a. damit begründet, dass die eingebrachten Bindemittel verdunsten, oder
aushärten können.
[0056] Fig. 4a zeigt den Schnittkreis 15 mit dem Radius r der Fräs-/Mischwalze 8 während
des Ansetzprozesses, bei dem die Fräs-/Mischwalze 8 zunächst auf die vorgegebenen
Frästiefe FT abgesenkt wird. Während des Ansetzprozesses erfolgt vorzugsweise noch
keine Bewegung der Baumaschine in Vortriebsrichtung 9.
[0057] Allerdings besteht die Möglichkeit, die Absenkbewegung auch mit einer Vortriebsbewegung
zu überlagern. In diesem Fall muss in die Berechnung der im Mischraum 10 befindlichen
Fräsgutmenge auch die Fräsgutmenge pro Zeiteinheit eingerechnet werden, die aufgrund
der Vortriebsgeschwindigkeit zusätzlich in den Mischraum 10 gelangt.
[0058] Während des Ansetzprozesses ergibt sich ein komplexer Sachverhalt, da nun die Berechnung
der aufgefrästen Fräsgutmenge über eine Funktion erfolgen muss, die die Fräswalzenbreite
FB (bzw. eine Dosierbreite FB')und die Querschnittsfläche A des mit der Schicht 2,
in Eingriff befindlichen Teiles des Schnittkreises 15 der Fräs-/Mischwalze 8 berücksichtigt.
[0059] Mit A ist die Querschnittsfläche des aktuell in der Schicht 2 befindlichen Kreisabschnittes
bezeichnet, der durch die Frästiefe FT und den Durchmesser der Fräs/Mischwalze 8,
d. h. den Radius r des Schnittkreises 15 vorgegeben ist.
[0060] Mit einer Änderung der Frästiefe FT ergibt sich somit gleichzeitig eine Änderung
der Querschnittsfläche A über die Zeit. Das Volumen kann aus dem Produkt von Fräsbreite
FB (bzw. Dosierbreite FB') und Querschnittsfläche A berechnet werden.
[0061] Es gelten folgende Beziehungen:

[0062] Durch Auflösen der unteren Beziehung nach s ergibt sich:

[0063] Durch Einsetzen von s in die obere Beziehung ergibt sich für die aktuelle Querschnittsfläche
A:

[0064] Es versteht sich, dass die angegebenen Formeln nur ein realisierbares, den Schutzumfang
nicht beschränkendes Ausführungsbeispiel repräsentieren, und dass auch Abwandlungen
der Formeln, z.B. in Form von Korrekturfaktoren oder zusätzlichen Parametern oder
Vereinfachungen, möglich sind.
[0065] Durch die Änderung der Querschnittsfläche A, bei konstanter oder nicht konstanter
Absenkgeschwindigkeit der Fräs-/Mischwalze 8 ergibt sich somit eine kontinuierliche
Änderung des Volumens bzw. der Masse des aufgefrästen Fräsgutes je Zeiteinheit.
[0066] Daraus folgt, dass auch bei konstanter Eindringgeschwindigkeit der Fräs-/Mischwalze
in das Material die Bindemitteldosierung nicht konstant ist und in Abhängigkeit von
der Frästiefe ständig angepasst werden muss.
[0067] Ein vereinfachtes Beispiel für eine variable Bindemitteldosierung B = f (t) während
des Ansetzprozesses zeigt Fig. 5 im Vergleich zu einer Dosierung nach dem Stand der
Technik, bei der in einem Fall (a) die Eindüsung bereits zu Beginn, oder im anderen
Fall (b) am Ende des Ansetzprozesses erfolgt.
[0068] Die Berechnung der Masse zuzugebender Bindemittel je Zeiteinheit erfolgt in Abhängigkeit
von der Masse M der Fräsgutmenge pro Zeiteinheit über folgende Beziehung:

wobei V/t das aufgefräste Volumen je Zeiteinheit und D die Dichte des Fräsgutes angibt.
[0069] Nach Erreichen der vorgegebenen Frästiefe FT ergibt sich das Volumen je Zeiteinheit
V/t der aufgefrästen Fräsgutmenge aus der Querschnittsfläche der Fräs/Mischwalze 8,
die sich im Eingriff mit der Materialschicht 2 befindet und der zurückgelegten Strecke/Zeit
(Vorschubgeschwindigkeit v) aus folgender Beziehung gemäß dem Stand der Technik:

[0070] Die Dosiereinrichtung 16, mit deren Hilfe das Bindemittel zugeführt wird, wird von
einer Steuerungseinrichtung 14 gesteuert. Die Steuerungseinrichtung 14 kann Bestandteil
einer Maschinensteuerung 12 sein, mit der der Fahrantrieb der Baumaschine und der
Antrieb der Fräs-/Mischwalze 8 gesteuert wird.
[0071] Die Dichtewerte D unterschiedlicher abzuarbeitender Schichten 2 und der einzusetzenden
Bindemittel sind vorzugsweise in einer Datenbank 18 der Steuerung 12 oder der Steuerungseinrichtung
14 gespeichert.
[0072] Wie aus Fig. 4b ersichtlich, kann es geschehen, dass sich die Fräs-/Mischwalze 8
mit einer bereits aufgefrästen Frässpur überlappt, so dass die Fräs-/Mischwalze 8
nur teilweise im Eingriff mit einer noch nicht behandelten Schicht 2 ist. In diesem
Fall sind nicht alle Einspritzdüsen 24 der Dosiereinrichtung 16 aktiviert, sondern
nur diejenigen Einspritzdüsen 24, die sich innerhalb der aktiven Dosierbreite FB'
der Fräs-/Mischwalze 8 befinden. Die Berücksichtigung der aktiven Dosierbreite FB'
erlaubt eine korrekte Dosierung des Bindemittels auch im Falle von sich überlappenden
Frässpuren.
[0073] Die Fräsbreite FB in den Formeln kann durch die effektive Dosierbreite FB' ersetzt
werden, um die Bindemittelmenge korrekt zu berechnen.
[0074] In der einfachsten Ausführungsform ist es lediglich nötig, beim Ansetzprozess die
Frästiefe FT zu messen und anhand der Frästiefe das Volumen und damit die Masse des
Fräsgutes zu bestimmen. Ist eine bestimmte Fräsgutmenge erreicht, so erfolgt eine
entsprechende Eindüsung von Bindemittel.
[0075] Um einen Betrieb der zur Förderung des Bindemittels verwendeten Pumpen entsprechend
der pumpenspezifischen Betriebsparameter zu gewährleisten, kann es hierzu auch notwendig
sein, das Bindemittel nicht kontinuierlich, sondern getaktet in den Mischraum 10 einzubringen.
Dazu erfolgt eine kontinuierliche Überwachung der im Fräswalzengehäuse 7 vorhandenen
Fräsgutmenge, um zu ermitteln, wann eine erneute Einbringung von Bindemittel erforderlich
ist.
Beispiel:
[0076] Es wird eine Beimischung von 10 Gew.% Bindemittel benötigt. Die Pumpe weist bei Aktivierung
eine minimale Fördermenge von Bindemittel eines Volumens entsprechend 20 kg auf.
[0077] Sobald die Fräsgutmenge (bestimmt über Frästiefe) einer Masse von 200 kg entspricht,
erfolgt eine erste Eindüsung der Mindestmenge an Bindemittel. Sobald die Frääsgutmenge
einer aufgefrästen Masse von 400 kg entspricht, erfolgt eine zweite Eindüsung der
Mindestmenge Bindemittel, usw. Über diese Vorgehensweise kann der gesamte Ansetzprozess
begleitet werden, ohne dass die Eindringgeschwindigkeit erfasst werden muss.
[0078] Sobald ein ausreichender Mengenstrom an Material erreicht ist, um einen Betrieb der
Pumpen oberhalb der minimalen Fördermenge zu gewährleisten, kann mit der kontinuierlichen
Eindüsung von Bindemitteln mit variablem Mengenstrom begonnen werden.
[0079] Beginnt die Maschine mit dem Vorschub kann die kontinuierliche Einbringung des Bindemittels
in Abhängigkeit von der Vorschubgeschwindigkeit v gemäß dem aus dem Stand der Technik
bekannten Verfahren erfolgen.
[0080] Anstelle eines selbstfahrenden Stabilisieres können auch Anbaustabilisierer das beschriebene
Verfahren nutzen. Dabei handelt es sich um nicht selbstfahrende Anbaugeräte, die beispielsweise
von einem Traktor bewegt werden. Ein Beispiel für einen derartigen Anbaustabilisierer
ist die Wirtgen-Maschine WS 250.
[0081] Bei anderen Anwendungsfällen erfolgt die Dosierung des Bindemittels, beispielsweise
einer Suspension, nicht durch den Stabilisierer selbst, sondern z. B. durch eine vorwegfahrende
Suspensionsmischanlage, wie sie beispielsweise als Wirtgen-Suspensionsmischanlage
WM 1000 bekannt ist.
[0082] Beispielsweise ist es bei dieser Ausführungsform möglich, die Steuerung der abgegebenen
Bindemittelmenge auf einer anderen Maschine anhand der Betriebsparameter des Bodenstabilisierers
oder der Anbaumaschine durchzuführen, wobei das Bindemittel dem Mischraum 10 zugeführt
wird.
1. Verfahren zum Behandeln von Schichten (2) durch Auffräsen der Schichten (2) und durch
Einbringen von Bindemitteln in das aufgefräste Volumen der zu behandelnden Schicht
(2), mit einer Baumaschine mit einer Fräs-/Mischwalze (8), mit der die Schicht (2)
in einer vorgegebenen Frästiefe (FT) gefräst wird, wobei die Fräs-/Mischwalze (8)
von einem Walzengehäuse (7) umgeben ist, die den Mischraum (10) der Fräs-/Mischwalze
(8) begrenzt und wobei im fortlaufenden Betrieb die pro Zeiteinheit zugeführte Menge
an Bindemitteln automatisch im Verhältnis zu der pro Zeiteinheit gefrästen Fräsgutmenge
zugemischt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
während des Ansetzprozesses die Bestimmung zumindest der aktuell zuzuführenden Bindemittelmenge
bis zum Erreichen der vorgegebenen Frästiefe (FT) in Abhängigkeit der aktuell im Mischraum
(10) befindlichen, aufgefrästen Fräsgutmenge erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die aktuell im Mischraum (10) befindliche Fräsgutmenge zumindest in Abhängigkeit
der aktuellen Frästiefe (FT) der Fräs-/Mischwalze (8) bestimmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die aktuell im Mischraum (10) befindliche Fräsgutmenge zumindest in Abhängigkeit
der Eindringgeschwindigkeit der Fräs-/Mischwalze (8) in die zu behandelnde Schicht
(2) bestimmt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die im Mischraum (10) befindliche aufgefräste Fräsgutmenge durch Integration der
pro Zeiteinheit aufgefrästen Fräsgutmenge durch Messen der aktuellen Frästiefe (FT)
oder der Eindringgeschwindigkeit der Fräs-/Mischwalze (8) in die Schicht (2) sowie
in Abhängigkeit des Durchmessers (r) und der Fräsbreite (FB) bzw. Dosierbreite (FB')
der Fräs-/Mischwalze (8) bestimmt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Erreichen der vorgegebenen Frästiefe die Regelung in herkömmlicher Weise
in Abhängigkeit der Fräsbreite FB bzw. Dosierbreite FB', der vorgegebenen Frästiefe
FT und der aktuellen Vorschubgeschwindigkeit v durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Dosierung der Bindemittelmenge gewichtsbezogen erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Dosierung der Bindemittelmenge intermittierend angesteuert wird.
8. Baumaschine, insbesondere Stabilisierer oder Recycler, mit
- einem einen Maschinenrahmen (1) tragenden Fahrwerk, das in Arbeitsrichtung vordere
Räder (4) oder Laufwerke und in Arbeitsrichtung (9) hintere Räder (3) oder Laufwerke
aufweist,
- einem am Maschinenrahmen (1) zwischen den vorderen und hinteren Rädern (4,3) oder
Laufwerken angeordneten Walzengehäuse (7), in dem eine Fräs-/Mischwalze (8) drehbar
gelagert ist, wobei das Walzengehäuse (7) den Mischraum (10) der Fräs-/Mischwalze
(8) begrenzt,
- mindestens eine Dosiereinrichtung (16) zum Dosieren zumindest eines Bindemittels,
und
- einer Steuerungseinrichtung (14) für die mindestens eine Dosiereinrichtung (16),
die die Menge pro Zeiteinheit an Bindemittel automatisch im Verhältnis zu dem pro
Zeiteinheit aufgefrästen Fräsgutmenge steuert,
dadurch gekennzeichnet,dass
die Steuerungseinrichtung (14) die aktuell zugeführte Bindemittelmenge vor dem Erreichen
der vorgegebenen Frästiefe in Abhängigkeit der aktuell im Mischraum (10) befindlichen
abgefrästen Fräsgutmenge steuert.
9. Anbaumaschine zum Behandeln von Schichten durch Auffräsen der Schichten und durch
Einbringen von Bindemitteln, mit
- einem Maschinenrahmen (1),
- einem am Maschinenrahmen (1) angeordneten Walzengehäuse (7), in dem eine die Schichten
auffräsende Fräs-/Mischwalze (8) drehbar gelagert ist, wobei das Walzengehäuse (7)
den Mischraum (10) der Fräs-/Mischwalze (8) begrenzt,
- mindestens einer Dosiereinrichtung (16) zum Dosieren zumindest eines Bindemittels,
und
- einer Steuerungseinrichtung (14) für die mindestens eine Dosiereinrichtung (16),
die die Menge pro Zeiteinheit von Bindemittel und/oder Wasser und/oder Zusatzstoffen
automatisch im Verhältnis zu der pro Zeiteinheit aufgefrästen Fräsgutmenge steuert,
dadurch gekennzeichnet,dass
die Steuerungseinrichtung (14) die aktuell zugeführte Bindemittelmenge vor dem Erreichen
der vorgegebenen Frästiefe in Abhängigkeit der aktuell im Mischraum (10) befindlichen
aufgefrästen Fräsgutmenge steuert.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerungseinrichtung (14) die aktuell im Mischraum (10) befindliche Fräsgutmenge
zumindest in Abhängigkeit der aktuellen Frästiefe der Fräs-/Mischwalze (8) bestimmt
und die Dosierung des Bindemittels proportional steuert.
11. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerungseinrichtung (14) die aktuell im Mischraum (10) befindliche Fräsgutmenge
zumindest in Abhängigkeit der Eindringgeschwindigkeit der Fräs-/Mischwalze (8) in
die Bodenschicht (2) bestimmt und die Dosierung des Bindemittels proportional steuert.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerung (12) bei Erreichen der vorgegebenen Frästiefe (FT) die aktuell zugeführte
Bindemittelmenge in Abhängigkeit der Fräsbreite (FB) oder der Dosierbreite (FB'),
der vorgegebenen Frästiefe (FT) und der aktuell gemessenen Vorschubgeschwindigkeit
(v) regelt.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerungseinrichtung (14) die Bindemittelmenge gewichtsbezogen dosiert.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichtewerte (D) unterschiedlicher abzuarbeitender Bodenschichten (2) und der
einzusetzenden Bindemittel in einer Datenbank (18) gespeichert sind.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Dosiervorrichtung (16) intermittierend ansteuerbar ist.