[0001] Die Erfindung betrifft eine Turbinenschaufel nach dem Oberbegriff des unabhängigen
Patentanspruchs 1.
[0002] Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen einer Turbinenschaufel
nach dem Oberbegriff der unabhängigen Patentansprüche 5 und 6.
[0003] Turbinenschaufeln und insbesondere Turbinenschaufeln von Dampfturbinen werden derzeit
vorwiegend aus Stahl gefertigt. Aufgrund des hohen Gewichtes der Stahlturbinenschaufel
und den daraus resultierenden hohen Fliehkräften ist die Drehzahl, sowie die maximale
Schaufellänge insbesondere der Endstufenlaufschaufeln begrenzt. Hierdurch ist auch
die Abströmfläche im Abdampfgehäuse und damit letztendlich die Leistung sowie der
Wirkungsgrad der Turbine limitiert. Um die Leistung und den Wirkungsgrad zukünftiger
Turbinen zu steigern, wird zunehmend über den Einsatz von Endstufenlaufschaufeln aus
Faserverbundwerkstoff nachgedacht. Faserverbundwerkstoffe haben den Vorteil einer
hohen Festigkeit bei gleichzeitig sehr geringem Gewicht.
[0004] Das Herstellen von Turbinenschaufeln aus Faserverbundwerkstoff erfolgt durch Verbinden
mindestens zweier Lagen von Fasermatten gleicher oder verschiedener Materialien. Als
Fasermaterial eignen sich dabei insbesondere Glas oder Kohlenstoff. Da Faserverbundwerkstoffe
nur in Faserrichtung eine hohe Festigkeit aufweisen, ist eine jeweils individuelle,
beanspruchungsgerechte Ausrichtung der Faserlagen notwendig. Meist werden mehrere
Fasermatten mit unterschiedlicher Hauptfaserrichtung übereinandergelegt, um eine Festigkeit
in mehrere Richtungen zu erzielen.
[0005] Die einzelnen Fasermatten werden mittels einer Matrix, üblicherweise ein Kunstharz,
miteinander verbunden. Der Matrixanteil muss dabei so hoch sein, dass die Fasermatten
untereinander fest verbunden sind. Ein zu großer Matrixanteil führt jedoch zu einer
Abnahme der Festigkeit des Faserverbundwerkstoffes und zu einer Gewichtszunahme.
[0006] Für die Herstellung von Turbinenschaufeln aus Faserverbundwerkstoff eignen sich unterschiedliche
Verfahren, wobei man grundsätzlich zwischen offenen und geschlossenen Verfahren unterscheidet.
Bei beiden Verfahren werden Faserhalbzeuge, hierunter versteht man unter anderem Gewebe,
Gelege oder anderweitige Fasermatten oder vorgefertigte textile Halbzeuge (preforms),
in ein Infiltrierwerkzeug gelegt und mit dem Matrixmaterial infiltriert. Beim Infiltrieren
wird das Matrixmaterial in das Faserhalbzeug eingebracht und ein Verbund zwischen
dem Matrixmaterial und dem Faserhalbzeug erzielt. Das überschüssige Matrixmaterial
muss beim Infiltrieren entfernt werden und die Turbinenschaufel muss anschließend
aushärten, bevor sie aus dem Infiltrierwerkzeug genommen werden kann.
[0007] Das derzeit geläufigste offene Verfahren zum Herstellen von Faserverbundschaufeln
ist das Handlegeverfahren. Hierbei werden die Faserhalbzeuge von Hand in das Infiltrierwerkzeug
eingelegt und mit der Matrix getränkt. Anschließend wird das Laminat mit Hilfe einer
Rolle durch Anpressen entlüftet. Dadurch soll nicht nur die im Laminataufbau vorhandene
Luft, sondern auch überschüssiges Matrixmaterial aus den Fasermattenschichten entfernt
werden. Das Vorgehen wird so oft wiederholt, bis die gewünschte Schichtdicke vorhanden
ist. Nach dem Aufbringen aller Schichten muss das Bauteil aushärten. Das Aushärten
erfolgt aufgrund einer chemischen Reaktion des Matrixmaterials mit einem zum Matrixmaterial
zugefügten Härter. Der Vorteil des Handlegeverfahrens besteht in dem geringen Werkzeug
und Ausstattungsaufwand. Demgegenüber steht jedoch eine geringe Bauteilqualität (geringer
Fasergehalt) und der hohe manuelle Aufwand, der geschulte Laminierer voraussetzt.
[0008] Das Handauflegverfahren kann auch als geschlossenes Verfahren ausgeführt werden.
Das geschlossene Verfahren erfolgt mittels einer Vakuumpresse. Nach dem Einbringen
der Fasermatten in das Infiltrierwerkzeug wird die Form mit einer Trennfolie, einem
Absaugvlies und einer Vakuumfolie abgedeckt. Zwischen der Vakuumfolie und der Form
wird ein Unterdruck erzeugt. Dies bewirkt, dass der Verbund zusammengepresst wird.
Eventuell noch enthaltene Luft wird abgesaugt und das überschüssige Matrixmaterial
wird vom Absaugvlies aufgenommen. So kann gegenüber dem offenen Handauflegeverfahren
eine höhere Bauteilqualität erzielt werden.
[0009] Ein weiteres geschlossenes Verfahren stellt das Prepreg-Verfahren dar. Hierbei werden
mit Matrixwerkstoff vorimprägnierte, also bereits getränkte Fasermatten, in das Infiltrierwerkzeug
gelegt. Das Harz ist dabei nicht mehr flüssig, sondern hat eine leicht klebrige feste
Konsistenz. Der Verbund wird anschließend mittels Vakuumsack entlüftet und danach,
häufig im Autoklaven, unter Druck und Hitze ausgehärtet. Das Prepreg-Verfahren ist
aufgrund der notwendigen Betriebsausstattung (Kühlanlagen, Autoklaven) und der anspruchsvollen
Prozessführung (Temperaturmanagement) eines der teuersten Herstellungsverfahren. Es
ermöglicht jedoch auch eine sehr hohe Bauteilqualität und eine sehr geringe Ausschlussrate.
Für die hochbelasteten Turbinenschaufeln in Endstufen von Dampfturbinen ist es daher
eines der am besten geeignetsten Verfahren.
[0010] Ein weiteres geschlossenes Verfahren zum Herstellen von Faserverbundschaufeln stellt
das Vakuuminfusionsverfahren dar. Bei diesem Verfahren werden die trockenen Faserlagen
in ein mit Trennmittel beschichtetes Infiltrierwerkzeug eingelegt. Darüber werden
ein Trenngewebe sowie ein Verteilermedium gelegt, dass das gleichmäßige Fließen des
Matrixmaterials erleichtert. Mittels Vakuum-Abdichtband wird die Folie gegen das Infiltrierwerkzeug
abgedichtet und das Bauteil anschließend mit Hilfe einer Vakuumpumpe evakuiert. Der
Luftdruck presst die eingelegten Teile zusammen und fixiert sie. Das temperierte,
flüssige Matrixmaterial wird durch das eingelegte Vakuum in das Fasermaterial gesaugt.
Nachdem die Fasern vollständig getränkt sind, wird die Matrixmaterialzufuhr unterbrochen
und der getränkte Faserverbundwerkstoff kann nach dem Aushärten dem Infiltrierwerkzeug
entnommen werden. Vorteil dieses Verfahrens ist die gleichmäßige und fast blasenfreie
Tränkung der Fasern und somit die hohe Qualität der produzierten Bauteile. Auch dieses
Verfahren eignet sich somit besonders gut zur Herstellung von Turbinenschaufeln und
insbesondere für Endstufenlaufschaufeln von Dampfturbinen.
[0011] Die Aushärtezeit bei den einzelnen Verfahren variiert stark und ist im Wesentlichen
vom gewählten Matrixwerkstoff und der Aushärtetemperatur abhängig.
[0012] Die aus Faserverbundwerkstoffen hergestellten Turbinenschaufeln haben jedoch allesamt
den Nachteil, dass sie aufgrund des verwendeten Materials sehr anfällig gegen Tropfenschlagerosionen
sind. Tropfenschlagerosion tritt insbesondere an der Endstufe von Turbinenschaufeln
in Dampfturbinen auf. In der Endstufe kondensiert Wasser aus der Dampfströmung zu
Tropfen. Diese Tropfen treffen mit hoher Geschwindigkeit und hoher Energie auf die
sich drehenden Turbinenschaufeln auf. Durch die hohe Aufschlagenergie der Wassertropfen
kommt es zu einer sehr schnellen Zerstörung des Faserverbundwerkstoffes.
[0013] Um die Turbinenschaufeln in Dampfturbinen einsetzen zu können, ist es daher erforderlich,
zumindest an der Anströmkante der Turbinenschaufel ein Erosionsschutzbauteil vorzusehen.
Das Erosionsschutzbauteil ist dabei derart anzuordnen, dass es den Faserverbundwerkstoff
wirkungsvoll gegen Tropfenschlagerosion schützt. Hierzu ist es zumindest notwendig,
ein Erosionsschutzbauteil an der Anströmkante der Turbinenschaufel, anzuordnen. Durch
die Verwendung des Erosionsschutzbauteils kann die Turbinenschaufel aus Faserverbundwerkstoff
hergestellt werden, ohne, dass die Erosionsschäden gegenüber Turbinenschaufeln aus
Stahl zunehmen. Dabei wird das Gewicht durch die Verwendung von Faserverbundwerkstoff
deutlich herabgesenkt, wodurch die Fliehkraftbeanspruchung, insbesondere im stark
belasteten Fußabschnitt der Turbinenschaufel deutlich reduziert wird. Infolgedessen
kann die Schaufellänge und damit die Abströmfläche im Abdampfgehäuse vergrößert und/oder
die Drehzahl der Turbine erhöht werden. Dies führt zu einer Erhöhung des Wirkungsgrades
der Dampfturbine.
[0014] Die Erosionsschutzbauteile werden üblicherweise durch Laminieren oder Kleben an der
Turbinenschaufel angebracht. In der Vergangenheit haben sich aufgrund der hohen Drehzahlen
und der hohen Fliehkraftbelastung teilweise die Erosionsschutzbauteile von der Turbinenschaufel
gelöst. Dies kann zu großen Schäden an der Turbine führen und ist daher unter allen
Umständen zu vermeiden.
[0015] Ausgehend vom Stand der Technik ist es daher Aufgabe der Erfindung, eine Turbinenschaufel,
insbesondere eine Endstufenschaufel für eine Dampfturbine mit einem Erosionsschutzbauteil
bereitzustellen, welches einen verbesserten Halt des Erosionsschutzbauteils an der
Turbinenschaufel gewährleistet. Des Weiteren ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren
zum Herstellen einer solchen Turbinenschaufel bereitzustellen.
[0016] Die Aufgabe wird hinsichtlich der Turbinenschaufel durch die Merkmale des unabhängigen
Patentanspruchs 1 und hinsichtlich des Verfahrens durch die Merkmale der unabhängigen
Patentansprüche 5 und 6 gelöst.
[0017] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung, welche einzeln oder
in Kombination miteinander einsetzbar sind, sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0018] Die erfindungsgemäße Turbinenschaufel, insbesondere Endstufenlaufschaufel für eine
Dampfturbine, wobei die Turbinenschaufel zumindest bereichsweise aus Faserverbundwerkstoff
besteht und die Turbinenschaufel zumindest ein Erosionsschutzbauteil umfasst, zeichnet
sich dadurch aus, dass das Erosionsschutzbauteil mittels eine formschlüssigen und
einer stoffschlüssigen Verbindung an der Turbinenschaufel befestigt ist. Die form-
und gleichzeitig stoffschlüssige Verbindung ermöglicht eine besonders sichere Befestigung
des Erosionsschutzbauteils an der Turbinenschaufel. Falls das Laminieren oder Kleben
des Erosionsschutzbauteils fehlerhaft ausgeführt wurde bzw. sich trotz korrektem Laminieren/Kleben
das Erosionsschutzbauteil durch die hohen Fliehkräfte lösen sollte, wird es zusätzlich
durch die formschlüssige Verbindung sicher gehalten. Die formschlüssige Verbindung
sorgt des Weiteren dafür, dass die Klebung bzw. die Laminierung nicht so stark beansprucht
wird, da die Kraftbelastungen bereits durch den Formschluss aufgenommen und damit
von der Klebung bzw. Laminierung fortgehalten werden. Die gleichzeitige Verbindung
des Erosionsschutzbauteils mittels stoff- und formschlüssiger Verbindung erhöht somit
die Betriebssicherheit der Turbinenschaufel. Ein Lösen des Erosionsschutzbauteils
im Betrieb kann damit weitgehend ausgeschlossen und größere Schäden an der Turbine
vermieden werden.
[0019] Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die formschlüssige Verbindung mittels
eines Formschlusselementes, insbesondere mittels Pins, Nadeln oder Stifte, welche
in den Faserverbundwerkstoff eingreifen, erzielt wird. Durch die Pins, Nadeln oder
Stifte kann das Formschlusselement zum einen tief in den Faserverbundwerkstoff eingreifen
und aufgrund der dünnen Ausbildung des Formschlusselementes kommt es nicht zu einem
Zerstören des Faserverbundes bzw einzelner Fasern. Das Formschlusselement verzahnt
sich vielmehr mit der Struktur des Faserverbundwerkstoffes. Hierdurch wird ein sehr
guter Formschluss erzielt. Die Formschlusselemente sind dabei so ausgerichtet, dass
sie einen sicheren Formschluss des Erosionsschutzbauteiles gegenüber den Fliehkräften
während des Betriebs der Turbinenschaufel gewährleisten.
[0020] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Formschlusselemente
einstückig mit dem Erosionsschutzbauteil ausgebildet sind. Hierdurch wird eine besonders
einfache Montage ermöglicht. Das Erosionsschutzbauteil muss dann lediglich richtig
an der Turbinenschaufel positioniert werden und kann dann mit leichtem Druck auf der
Turbinenschaufel fixiert werden. Dabei dringen die Formschlusselemente in den Faserverbundwerkstoff
ein, ohne dessen Struktur zu zerstören. Die einstückige Ausbildung des Erosionsschutzbauteils
mit den Formschlusselementen vermeidet bei der Montage auch, dass das Anbringen der
Formschlusselemente vergessen wird.
[0021] Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die formschlüssige Verbindung
durch Vernähen des Erosionsschutzbauteils mit der Turbinenschaufel erzielt wird. Durch
das Vernähen des Erosionsschutzbauteils mit der Turbinenschaufel wird eine besonders
sichere Verbindung des Erosionsschutzbauteils mit der Turbinenschaufel erzielt. Unter
Vernähen wird im Rahmen der Erfindung sowohl das klassische Vernähen als auch das
sogenannte Tuften verstanden. Beim klassischen Vernähen wird mit Ober- und Unterfaden
vernäht und durch das Textil hindurch gestochen. Beim Tuften wird nur mit einem Oberfaden
gearbeitet, der von einer Seite eingestochen wird nur teilweise in das Gewebe eindringt.
Zum Vernähen wird vorzugsweise ein Formschlusselement (Draht/Garn/Faden) verwendet,
welches unempfindlich gegen Erosion ist. Hierzu eignet sich beispielweise ein dünner
Titandraht. Durch das Vernähen wird eine sehr intensive Verzahnung des Drahtes mit
dem Faserverbundwerkstoff erzielt.
[0022] Ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Herstellen einer Turbinenschaufel, mittels eines
Infiltrierwerkzeugs zeichnet sich durch die folgenden Verfahrensschritte aus:
- Formschlüssiges Verbinden des Erosionsschutzbauteils mit dem Faserhalbzeug mittels
wenigstens einem Formschlusselement;
- Einlegen des Faserhalbzeugs und des Erosionsschutzbauteils in das Infiltrierwerkzeug;
- Infiltrieren eines Matrixmaterials, insbesondere Harz, in das Faserhalbzeug;
- Aushärten des Matrixmaterials;
- Entnehmen der Turbinenschaufel mit Erosionsschutzbauteil aus dem Infiltrierwerkzeug.
[0023] Alternativ können wie bereits in der Beschreibungseinleitung beschrieben, auch trockene
Faserlagen verwendet werden und die Herstellung im Vakuuminfusionsverfahren erfolgen.
Wichtig ist dabei lediglich, dass das eigentliche Laminieren und Verbinden der Fasermatten
erst nach dem Einbringen der formschlüssigen Verbindung von Erosionsschutzbauteilen
mit dem Faserhalbzeugen erfolgt, so dass das Formschlusselement mit in die Turbinenschaufel
einlaminiert wird und somit ein verbesserter Halt des Formschlusselementes gewährleistet
wird.
[0024] Ein weiteres erfindungsgemäßes Verfahren zum Herstellen einer Turbinenschaufel mittels
eines Infiltrierwerkzeuges zeichnet sich durch die folgenden Verfahrensschritte aus:
- Formschlüssiges Vernähen des Erosionsschutzbauteils mit dem Faserhalbzeug mittels
wenigstens eines Fadens als Formschlusselement;
- Einlegen des Faserhalbzeugs mit vernähtem Erosionsschutzbauteil in das Infiltrierwerkzeug;
- Infiltrieren eines Matrixmaterials, insbesondere Harz, in das Faserhalbzeug;
- Aushärten des Matrixmaterials;
- Entnehmen der Turbinenschaufel mit Erosionsschutzbauteil aus dem Infiltrierwerkzeug.
[0025] Auch hier kann wieder statt des Infiltrierens des Matrixmaterials bereits getränkten
Fasermatten verwendet werden. Wichtig ist auch hier, dass die formschlüssige Verbindung,
d.h. das Vernähen vor dem eigentlichen Einbringen des Infiltrats erfolgt, sodass die
formschlüssige Verbindung zusätzlich durch Infiltrieren im Bauteil gesichert ist.
[0026] Ausführungsbeispiele und weitere Vorteile der Erfindung werden nachfolgend anhand
der Zeichnungen erläutert. Es zeigt:
- Figur 1a
- Eine dreidimensionale Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen
Turbinenschaufel;
- Figur 1b
- Einen Längsschnitt durch die erfindungsgemäße Turbinenschaufel aus Figur 1a;
- Figur 2a
- Eine dreidimensionale Darstellung eines zweiten Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen
Turbinenschaufel;
- Figur 2b
- Einen Längsschnitt durch die in Figur 2a gezeigte erfindungsgemäße Turbinenschaufel.
[0027] Bei den Figuren handelt es sich jeweils um schematische Darstellungen. Gleiche bzw.
funktionsgleiche Bauteile sind dabei figurübergreifend mit denselben Bezugszeichen
versehen.
[0028] Figur 1a zeigt eine dreidimensionale Darstellung einer Turbinenschaufel 1, die insbesondere
als Endstufenlaufschaufel für eine Dampfturbine geeignet ist. Die Turbinenschaufel
1 ist zumindest bereichsweise aus einem Faserverbundwerkstoff ausgebildet. Hierzu
sind mehrere Lagen von Fasermatten übereinander angeordnet. Um die Vorteile der Fasern,
d.h. die hohe Zugfestigkeit in Faserrichtung optimal ausnutzen zu können, sind die
Matten so übereinander angeordnet, dass die Hauptfaserrichtung entsprechend der Hauptbeanspruchungsrichtung
der Turbinenschaufel 1 ausgerichtet sind. Als Fasermaterial eignet sich insbesondere
Glas- oder Kohlefaser. Die Fasermatten sind in einer Matrix eingebettet. Die Matrix
besteht vorzugsweise aus einem Kunstharz und sorgt für die Verbindung der einzelnen
Fasermatten untereinander. Die Matrix kann jedoch keine hohen Zugkräfte aufnehmen.
[0029] Da Turbinenschaufeln aus Faserverbundwerkstoff sehr empfindlich gegenüber Tropfenschlagerosion
sind, weist die Turbinenschaufel 1 ein Erosionsschutzbauteil 2 auf. Das Erosionsschutzbauteil
2 ist in Figur 1 an der Eintrittskante 5 angeordnet. Die Eintrittskante 5 ist der
am Stärksten von Erosion gefährdete Bereich der Turbinenschaufel 1, da die Wassertropfen
im Wesentlichen hier auftreffen.
[0030] Das Erosionsschutzbauteil 2 ist im dargestellten Ausführungsbeispiel nur im Bereich
der oberen Hälfte der Eintrittskante 5 angebracht. In diesem Bereich der Eintrittskante
5 besteht die größte Erosionsbeanspruchung, da im Betrieb der Turbine hier die größten
Umfangsgeschwindigkeiten erzielt werden.
[0031] Figur 1b zeigt die in Figur 1a dargestellte Turbinenschaufel im Längsschnitt, wobei
der Längsschnitt durch das Erosionsschutzbauteil 2 läuft. Wie aus Figur 1b ersichtlich
ist, ist das Erosionsschutzbauteil 2 so ausgebildet und angeordnet, dass es sich in
die Schaufelkontur der Turbinenschaufel 1 nahtlos einfügt. Hierdurch ergibt sich ein
fließender Übergang, ohne Kanten, zwischen dem Erosionsschutzbauteil 2 und der Turbinenschaufel
1.
[0032] Das Erosionsschutzbauteil 2 ist vorzugsweise aus Hartmetall, Titan oder Keramik ausgebildet.
Die große Härte dieser Materialien sorgt für eine hohe Erosionsbeständigkeit und damit
für eine hohe Lebensdauer des Erosionsschutzbauteils 2. Da das Erosionsschutzbauteil
2 und die Turbinenschaufel 1 so gefertigt sind, dass sich das Erosionsschutzbauteil
2 nahtlos in die Schaufelkontur der Turbinenschaufel 1 einfügt, ist eine nachträgliche
Bearbeitung des Erosionsschutzbauteils 2 nicht notwendig. Dies bietet große Vorteile,
da die harten Werkstoffe nur sehr schwer nachträglich zu bearbeiten sind und dies
mit hohem Fertigungsaufwand verbunden ist.
[0033] Um eine sichere Fixierung des Erosionsschutzbauteils 2 an der Turbinenschaufel 1
zu gewährleisten, ist das Erosionsschutzbauteil 2 sowohl mittels einer formschlüssigen
als auch mittels einer stoffschlüssigen Verbindung an der Turbinenschaufel 1 angebracht.
Die stoffflüssige Verbindung wird insbesondere durch Einlaminieren des Erosionsschutzbauteils
2 erzielt. Um die formschlüssige Verbindung zwischen dem Erosionsschutzbauteil 2 und
der Turbinenschaufel 1 zu gewährleisten, verfügt das Erosionsschutzbauteil 2 über
Formschlusselemente 3. Die Formschlusselemente 3 sind im Ausführungsbeispiel in Form
von Pins, Nadeln oder Stiften ausgebildet. Die Pins, Nadeln oder Stifte greifen so
in den Faserverbundwerkstoff ein, das eine gute Verzahnung zwischen dem Formschlusselement
3 und dem Faserverbundwerkstoff gegeben ist. Dies sorgt für eine sichere formschlüssige
Verbindung zwischen Erosionsschutzbauteil 2 und Turbinenschaufel 1. Die Formschlusselemente
3 sind dabei so angeordnet, dass insbesondere während des Betriebes der Turbinenschaufel
eine sichere formschlüssige Verbindung gewährleistet ist. Hierzu sind die Formschlusselemente
3 in einem Winkel angestellt, um so der Fliehkraftbeanspruchung im Betrieb der Turbine
entgegen zu wirken. Die Formschlusselemente 3 sind dabei möglichst schlank ausgebildet,
sodass sie mit einem geringen Kraftaufwand in den Faserverbundwerkstoff eindringen
können und diesen beim Eindringen möglichst nicht oder nur leicht beschädigen. Hierdurch
wird sichergestellt dass der Faserverbundwerkstoff nicht aufgrund einer Beschädigung
versagt.
[0034] Aufgrund der sowohl formschlüssigen als auch stoffschlüssigen Verbindung zwischen
dem Erosionsschutzbauteil 2 und der Turbinenschaufel 1 ergibt sich eine verbesserte
Befestigung des Erosionsschutzbauteils 2 und damit eine erhöhte Bauteilsicherheit
gegenüber dem Stand der Technik. Hierdurch können größere Schäden in der Turbine,
durch sich ablösende Erosionsschutzbauteile 2 sicher vermieden werden.
[0035] Die Turbinenschaufel 1 kann zusätzlich weitere Erosionsschutzbauteile 2 aufweisen.
Insbesondere an der Austrittskante der Turbinenschaufel 1 wird häufig ein Erosionsschutzbauteil
2 angeordnet. Im Normalbetrieb ist die Austrittskante nicht erosionsgefährdet, da
hier kein Tropfenschlag vorliegt. Das Erosionsschutzbauteil 2 an der Austrittskante
der Turbinenschaufel 1 ist für den Ventilationsbetrieb vorgesehen. Im Ventilationsbetrieb
der Dampfturbine wird, um eine Überhitzung zu vermeiden, Wasser von hinten gegen die
Turbinenschaufel 1 gespritzt. Hierbei kann es unter ungünstigen Bedingungen vorkommen,
dass Wassertropfen auf die Austrittskante der Turbinenschaufel 1 auftreffen. Dies
führt dann ebenfalls zu einer Erosionsbelastung. Aus diesem Grund ist häufig ein Erosionsschutzbauteil
2 an der Austrittskante der Turbinenschaufel 1 vorgesehen. Insbesondere bei Turbinenschaufeln
aus Faserverbundwerkstoffen macht ein solches Erosionsschutzbauteil 2 an der Austrittskante,
Sinn, da der Faserverbundwerkstoff sehr empfindlich gegen Erosion ist.
[0036] Figur 2a zeigt eine dreidimensionale Darstellung eines zweiten Ausführungsbeispiels
einer Turbinenschaufel 1. Die Turbinenschaufel 1 ist weitgehend identisch zu der Turbinenschaufel
1 im ersten Ausführungsbeispiel ausgebildet. So ist die Turbinenschaufel 1 ebenfalls
mit einem Erosionsschutzbauteil 2 an der Eintrittskante 5 ausgebildet. Um einen sicheren
Halt des Erosionsschutzbauteils 2 an der Turbinenschaufel 1 zu gewährleisten, ist
das Erosionsschutzbauteil 2 wiederum mittels formschlüssiger als auch mittels stoffflüssiger
Verbindung an der Turbinenschaufel 1 befestigt. Im Unterschied zum ersten Ausführungsbeispiel
erfolgt die formschlüssige Verbindung zwischen dem Erosionsschutzbauteil 2 und der
Turbinenschaufel 1 jedoch durch Vernähen des Erosionsschutzbauteils mit der Turbinenschaufel.
Beim Vernähen kommt es zu einer intensiven Verzahnung des Fadens 4 mit dem Faserverbundwerkstoff
der Turbinenschaufel 1. Hierdurch ergibt sich eine besonders gute formschlüssige Verbindung.
Als Faden 4 eignen sich grundsätzlich alle erosionsbeständigen Materialien. Beispielsweise
kann der Faden aus einem dünnen Titan- oder Stahldraht ausgebildet sein. Zusätzlich
zum Vernähen des Erosionsschutzbauteils 2 mit der Turbinenschaufel 1 wird das Erosionsschutzbauteil
2 mit der Turbinenschaufel 1 laminiert. Durch das Einlaminieren werden zusätzlich
auch die Fäden 4 in der Turbinenschaufel 1 fixiert, so dass sich diese nicht während
des Turbinenbetriebs bewegen könnten, was zu Scheuerstellen und damit letztendlich
zum Versagen der Naht führen könnte. Für den grundsätzlichen Aufbau des Erosionsschutzbauteiles
2 an der Turbinenschaufel 1 sei hier auf die Beschreibung zu Figur 1a und 1b verwiesen.
[0037] Nachfolgend sollen zwei erfindungsgemäße Verfahren zum Herstellen einer Turbinenschaufel
erläutert werden.
[0038] Zunächst wird ein Verfahren zum Herstellen einer Turbinenschaufel 1 nach dem ersten
Ausführungsbeispiel beschrieben. Zum Herstellen einer solchen Turbinenschaufel 1 wird
zunächst das Erosionsschutzbauteil 2 mit dem Halbzeug der Turbinenschaufel 1 formschlüssig
verbunden. Hierzu werden die am Erosionsschutzbauteil 2 angeordneten Formschlusselemente
3 in das Faserhalbzeug eingedrückt. Hierbei kommt es zu einer Verzahnung der Formschlusselemente
3 und des Faserhalbzeugs der Turbinenschaufel 1. Anschließend wird das Faserhalbzeug
mit dem Erosionsschutzbauteil 2 in das Infiltrierwerkzeug eingelegt und es erfolgt
die Infiltrierung mit dem Matrixmaterial. Dabei dringt das Matrixmaterial in das Faserhalbzeug
ein. Als Matrixmaterial eignet sich insbesondere Kunstharz. Nachdem die Infiltrierung
des Materials erfolgt ist, wird das Matrixmaterial ausgehärtet und anschließend kann
die Turbinenschaufel 1 mitsamt dem Erosionsschutzbauteil 2 aus dem Infiltrierwerkzeug
genommen werden. Das Erosionsschutzbauteil 2 ist dabei sowohl formschlüssig über die
Formschlusselemente 3 als auch stoffschlüssig mittels der Infiltrierung an der Turbinenschaufel
1 befestigt Dies gewährleistet auch bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten eine stets
sichere Anbindung des Erosionsschutzbauteils 2 an der Turbinenschaufel 1. Ein Lösen
des Erosionsschutzbauteils 2 kann somit weitgehend ausgeschlossen werden. Durch das
gleichzeitige Infiltrieren von Erosionsschutzbauteil 2 mit den an ihm angeordneten
Formschlusselementen 3 und dem Faserhalbzeug werden auch die Formschlusselemente 3
mit einlaminiert, womit diese zusätzlich einen sicheren Halt in der Turbinenschaufel
1 erhalten.
[0039] Wie bereits in der Beschreibungseinleitung erläutert kann anstelle des Infiltrierens
des Faserhalbzeugs mit Harz auch bereits getränkte Fasermatten verwendet werden, die
dann im Infiltrierwerkzeug unter Druck und Temperatur miteinander verbunden werden.
Das Verfahren zum Herstellen einer Turbinenschaufel nach dem zweiten Ausführungsbeispiel
ist nahezu identisch zu dem Verfahren welches zuvor beschrieben worden. Die formschlüssige
Verbindung zwischen dem Erosionsschutzbauteil 2 und der Turbinenschaufel 1 erfolgt
dabei zunächst durch Vernähen des Erosionsschutzbauteils 2 mit dem Faserhalbzeug mittels
eines geeigneten Fadens 4. Wie bereits beschrieben eignet sich hier als Fadenmaterial
jedes Material welches eine hinreichende Erosionsschutzbeständigkeit aufweist. Nachdem
das Faserhalbzeug mit dem Erosionsschutzbauteil 2 vernäht ist, wird das Faserhalbzeug
zusammen mit dem Erosionsschutzbauteil 2 in das Infiltrierwerkzeug eingelegt. Anschließend
erfolgt ein Infiltrieren des Matrixmaterials in das Faserhalbzeug. Als Matrixmaterial
eignet sich wiederum vorteilhafterweise ein Harz. Nach dem Infiltrieren erfolgt wiederum
ein Aushärten des Matrixmaterials. Anschließend kann die fertige Turbinenschaufel
1 mit dem Erosionsschutzbauteil 2 aus dem Infiltrierwerkzeug herausgenommen werden.
[0040] Je nach Oberflächengüte und Fertigungsgenauigkeit kann die Turbinenschaufel 1 nach
dem Herausnehmen aus dem Infiltrierwerkzeug nachbearbeitet werden.
[0041] Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass durch die erfindungsgemäße Befestigung
des Erosionsschutzbauteils mittels formschlüssiger als auch stoffschlüssiger Verbindung
eine wesentlich sicherere Befestigung des Erosionsschutzbauteils an der Turbinenschaufel
gewährleistet werden. Dies sorgt dafür, dass sich das Erosionsschutzbauteil auch bei
hohen Umfangsgeschwindigkeiten der Turbinenschaufel nicht von dieser lösen kann und
die Turbine beschädigt. Somit sorgt die erfindungsgemäße Turbinenschaufel für eine
verbesserte Betriebssicherheit gegenüber den im Stand der Technik beschriebenen Turbinenschaufeln.
1. Turbinenschaufel (1), insbesondere Endstufenschaufel für eine Dampfturbine, wobei
die Turbinenschaufel () zumindest bereichsweise aus Faserverbundwerkstoff besteht
und die Turbinenschaufel (1) zumindest ein Erosionsschutzbauteil (2) umfasst,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Erosionsschutzbauteil (2) mittels einer formschlüssigen und einer stoffschlüssigen
Verbindung an der Turbinenschaufel (1) befestigt ist.
2. Turbinenschaufel (1), nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die formschlüssige Verbindung mittels eines Formschlusselementes (3) insbesondere
mittels Pins, Nadeln oder Stiften, welche in den Faserverbundwerkstoff eingreifen
erzielt wird.
3. Turbinenschaufel (1), nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Formschlusselemente (3), einstückig mit dem Erosionsschutzbauteil (2) ausgebildet
sind.
4. Turbinenschaufel (1), nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die formschlüssige Verbindung durch vernähen des Erosionsschutzbauteils (2) mit der
Turbinenschaufel (1) erzielt wird.
5. Verfahren zum Herstellen einer Turbinenschaufel (1), mittels eines Infiltrierwerkzeugs
nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensschritte:
- Formschlüssiges Verbinden des Erosionsschutzbauteils (2) mit dem Faserhalbzeug mittels
wenigstens einem Formschlusselementes (3)
- Einlegen eines Faserhalbzeugs und des Erosionsschutzbauteil (2) in das Infiltrierwerkzeug
- Infiltrieren eines Matrixmaterials, insbesondere Harz, in das Faserhalbzeug
- Aushärten des Matrixmaterials
- Entnehmen der Turbinenschaufel (1) mit Erosionsschutzbauteil (2) aus dem Infiltrierwerkzeug.
6. Verfahren zum Herstellen einer Turbinenschaufel (1), mittels eines Infiltrierwerkzeugs
nach Anspruch 4,
gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensschritte:
- Formschlüssiges vernähen des Erosionsschutzbauteils (2) mit dem Faserhalbzeug mittels
wenigstens eines Faden (4) als Formschlusselement (3)
- Einlegen eines Faserhalbzeugs mit vernähtem Erosionsschutzbauteil (2) in das Infiltrierwerkzeug
- Infiltrieren eines Matrixmaterials, insbesondere Harz, in das Faserhalbzeug
- Aushärten des Matrixmaterials
- Entnehmen der Turbinenschaufel (1) mit Erosionsschutzbauteil (2) aus dem Infiltrierwerkzeug.