[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Regeln zumindest eines Regelparameters aus
einer Anzahl von Parametern eines Farbwerks einer Druckmaschine, bevorzugt einer Offset-Druckmaschine,
wobei basierend auf zumindest dem Regelparameter mittels eines Farbwerksmodells ein
Wert einer Farbdichte auf einem durch die Druckmaschine zu bedruckenden Substrat berechnet
wird, und der berechnete Wert anstatt eines Istwerts als Eingangsgröße zum Regeln
verwendet wird. Ferner betrifft die Erfindung eine Druckmaschine mit mindestens einem
Farbwerk, das eine Steuereinheit zum Ausführen des Verfahrens aufweist.
[0002] Bei dem Regelparameter kann es sich beispielsweise um eine Öffnung eines Farbmessers
oder um eine Rotationsgeschwindigkeit eines Farbduktors handeln. Damit können Farbmenge
und Farbdichte eingestellt werden.
[0003] Derartige Verfahren werden in Druckmaschinen, insbesondere in Offset-Druckmaschinen,
beim Anfahren und beim Fortdruck eingesetzt. In solchen Maschinen wird eine oder werden
mehrere Farben nacheinander auf das Substrat, typischerweise Papier, Karton oder Folie
aufgetragen. Die aufzutragende Farbmenge ist z.B. abhängig vom Sujet, von der Art
der Farbe, der Menge der darin enthaltenen Farbpigmente oder dem persönlichen Geschmack
des Auftraggebers. Um Makulatur, d.h. nicht verkaufsfähige Exemplare, zu minimieren
und die Wirtschaftlichkeit der Druckmaschine zu maximieren, ist es bei jedem Druckauftrag
das Ziel, die Sollmenge an Farbe auf dem Druckexemplar schnellstmöglich zu erreichen
und während des weiteren Betriebs konstant zu halten. Dazu stehen dem Bediener verschiedene
Eingriffsmöglichkeiten im Farbwerk der Maschine zur Verfügung.
[0004] Das Farbwerk einer Druckmaschine basiert auf einem Farbbehälter, in dem die Druckfarbe
bevorratet wird. Aus diesem Behälter wird die Farbe typischerweise mit einer langsam
rotierenden Walze, dem Farbduktor, entnommen. Die Farbschichtdicke auf dem Duktor
wird durch Stellelemente, den Farbmessern, bestimmt. Die Öffnung der Farbmesser kann
typischerweise zonal, d.h. über die Bedruckstoffbreite unterschiedlich eingestellt
werden. Damit wird dem über die Breite unterschiedlichen Farbbedarf der Sujets Rechnung
getragen.
[0005] Je nach Konstruktionsart, man unterscheidet Filmfarbwerke und Heberfarbwerke, wird
die Farbe vom Farbduktor mit einer im fest eingestellten Abstand rotierenden Walze,
der Filmwalze, oder mit einer pendelnd gelagerten Walze, der Heberwalze, abgenommen.
Durch eine Vielzahl an weiteren Walzen wird anschließend der Farbfilm vergleichmäßigt.
Um die Entstehung von Streifen zu verhindern, werden einige Walzen, die Farbreiber,
zusätzlich quer zur Rotationsrichtung pendelnd bewegt. Durch die Vielzahl an Walzen
wird der Farbfilm in seiner Dicke reduziert, bis er seine endgültige Dicke erreicht.
Im Offsetdruck beträgt der Farbauftrag auf das Substrat typischerweise ca. 1 µm. Weiter
hat das Farbwerk die Aufgabe, Farbe zu speichern und im Walzenstuhl dort zu ersetzen,
wo durch das Sujet Farbe abgenommen wurde.
[0007] Zum Einstellen der Farbmenge kann der Bediener typischerweise die Farbmesser in den
einzelnen Farbzonen öffnen und schließen oder die Rotationsgeschwindigkeit des Farbduktors
variieren. Ferner ist zu beachten, dass durch den Einsatz von Wasser im Nassoffset
die Farbdichte ebenfalls leicht verringert wird, da die Farbe mit Feuchtwasser verdünnt
wird.
[0008] Da ein manuelles Einstellen der Farbdichte, insbesondere bei sehr ungleichmäßigen
Sujets, sehr aufwendig und schwierig ist und weil es dann sehr lange dauert, bis Gut-Exemplare
gedruckt werden, sind im Stand der Technik Einrichtungen zum automatischen Regeln
der Farbdichte bekannt. Figur 1 zeigt einen solchen Regelkreis. Zum Regeln der Farbdichte
wird am Ende eines drucktechnischen Prozesses 16 eine erzielte Istdichte 14 mit Sensoren
oder hochauflösenden Kameras in Kontrollfeldern oder im Bild gemessen und mit einer
Solldichte 11 verglichen. Eine berechnete Dichtedifferenz 12 wird dann als Eingangsgröße
für einen Regler 15 verwendet. Der Regler 15 erzeugt Stellsignale 13, typischerweise
Werte für die Öffnung der Farbmesser, und greift somit in den Druckprozess 16 ein.
Das Dokument
DE 698 10 385 offenbart als typische Ausführung für einen solchen Regler einen PID-Regler als Stand
der Technik.
[0009] Dieser Regelkreis funktioniert für übliche Flächendeckungen während der laufenden
Produktion gut. Figur 2 zeigt qualitativ einen typischen, geregelten Dichteverlauf
21. Nach dem Maschinenanlauf, auch als Anlaufphase bezeichnet, ist nach N
21 Exemplaren ein Toleranzband der Farbdichte erreicht und es werden Gut-Exemplare gedruckt.
Die Exemplare außerhalb des Toleranzbandes um die Solldichte sind als Makulatur nicht
verkaufsfähig.
[0010] Allerdings weisen solche, dem Stand der Technik entsprechende Regelsysteme einige
Nachteile auf.
[0011] Während des Einrichtens der Maschine, d.h. während der Ermittlung geeigneter Stellgrößen
zum Erreichen der gewollten optischen Dichte, ist eine Messung der optischen Dichte
typischerweise nicht bzw. erst sehr spät möglich, da zum Messen eine Mindestdichte
auf dem Papier erforderlich ist. Erst nach Erreichen der Mindestdichte kann durch
die Sensorik eine Triggermarke oder eine Stelle im Bild zum Auswerten erkannt werden.
Solange die Mindestdichte unterschritten wird, ist aufgrund des fehlenden Istwertes
keine Regelung möglich. Dies ist in Figur 1 durch den Schalter 17 dargestellt.
[0012] Bei sehr niedrigen Flächendeckungen wird nur sehr wenig Farbe dem Farbwerk entnommen.
Abhängig von der Anzahl der Walzen im Farbwerk und der damit gespeicherten Farbmenge
reagiert das Farbwerk sehr träge auf Änderungen der Einstellung der Farbzonen oder
der Duktorgeschwindigkeit. Im ungeregelten Betrieb steigt eine Dichtekennlinie 22
dann entsprechend Figur 2 nur sehr langsam an. Es ergibt sich eine sehr hohe Makulaturrate,
wodurch die Wirtschaftlichkeit der Maschine erheblich vermindert wird.
[0013] Des weiteren kann im geregelten Betrieb der einfache PID-Regler zu einem starken
Übersteuern der Farbdichte führen, da im Regler sehr große Stellsignale generiert
werden, das System aber nur sehr träge antwortet. Wegen der sehr großen Stellsignale
resultieren aus dem Reglereingriff nach gewisser Zeit Farbdichten, die weit oberhalb
der gewünschten Farbdichten liegen. Der Regler beginnt nun gegenzusteuern und der
Prozess setzt sich in umgekehrter Richtung mit einem erneuten Untersteuern fort. Figur
2 zeigt den typischen geregelten Dichteverlauf bei niedriger Flächendeckung mit Kurve
23. Typischerweise entsteht bei sehr niedriger Flächendeckung trotz Eingriffs des
Reglers kein stationärer Arbeitspunkt der erzielten Farbdichte. Vielmehr ist nach
dem Stand der Technik bei sehr niedrigen Flächendeckungen ein manueller Eingriff des
Bedienpersonals erforderlich.
[0014] Außerdem ist es bei modernen Druckmaschinen möglich, den Farbfluss über die Walzengruppe
an definierten Stellen durch An- und Abschwenken zu beeinflussen und somit die Makulatur
zu reduzieren. Figur 3 zeigt dies am Beispiel eines Farbwerks einer Rollenoffsetmaschine.
Bei der Anstellsequenz wird zwischen dem Anschwenken einer Filmwalze 32 an einen Duktor
31, dem Anschwenken von Auftragwalzen 33 an einen Plattenzylinder 34 und dem Druck-An-Stellen
von Gummizylindern 35 an die Substratbahn 36 unterschieden. Einfache Farbdichteregelsysteme
nach Figur 1 nutzen die erweiterte Möglichkeit zum Eingriff in den Farbfluss nicht
aus.
[0015] Zur Umgehung der bekannten Probleme sind zusätzlich verschiedene Einrichteprozeduren
entwickelt worden, um beim Anfahren der Maschine die Solldichte auch ohne Farbdichteregelung
schnellst möglich zu erreichen. In allen Fällen werden die Stellgrößen (Farbzonenöffnung,
Farbduktordrehzahl und Anstellsequenz, zum Teil auch die Maschinengeschwindigkeit)
statisch oder quasistatisch voreingestellt. Die Festlegung der Startsequenz und der
Einstellwerte erfolgt dabei empirisch mit dem Ziel, dass damit die anvisierte Farbdichte
im stationären Betrieb erreicht wird, ohne dass weitere Änderungen an den Stellgrößen
erforderlich sind. Die Dokumente
DE 103 58 172,
DE 698 23 631,
DE 10 2008 034 943 oder
DE 697 16 515 offenbaren entsprechende Vorgehensweisen.
[0016] In Dokument
DE 10 2005 013 634 wird zur Verkürzung der Einrichtezeit vorgeschlagen, das komplette Farbwerk unabhängig
vom zu druckenden Bild über die Breite mit einer konstanten Farbmenge voreinzufärben.
Eine Anpassung an das Druckbild erfolgt erst nach einer empirisch ermittelten Zeit.
Zum Voreinfärben wird in Dokument
EP 1 232 862 vorgeschlagen, die Zonen indirekt proportional zur Flächendeckung während einer definierten
Zeitspanne zu öffnen. Erst anschließend erfolgt die Rückstellung auf die konventionellen
Voreinstellwerte. Die Zeitspannen der einzelnen Schritte sind dabei fest vorgegeben.
Es hat sich herausgestellt, dass die Dynamik besonders bei hohen Flächendeckungen
aber nicht ausreichend ist. Um die Voreinstellparameter möglichst exakt zu bestimmen
werden anhand der vergangenen Produktionen die jeweils passenden Einstellungen gespeichert
und für den nächsten Einrichtevorgang verwendet. Eine Anpassung der Anfahrsequenz
erfolgt dabei nicht.
[0017] Alle diese Lösungen weisen den Nachteil auf, dass der zeitliche Ablauf der Voreinstellung
und der Anstellsequenz fest vorgegeben ist. Eine in allen Anwendungsfällen optimal
niedrige Makulatur lässt sich mit einer solchen Vorgehensweise nicht erzielen.
[0018] Das Dokument
EP 1 671 789 offenbart ein Regelungsverfahren für ein Farbwerk, bei welchem eine in Randbereichen
gemessene Farbdichte mit Hilfe eines Modells des jeweiligen Farbwerks oder auf Basis
von Daten des Sujets modifiziert wird. Dieses Verfahren funktioniert nur, sofern auch
gültige Messwerte vorliegen, und ist somit nicht für die Anstellsequenz beim Inbetriebnehmen
eines Farbwerks geeignet.
[0019] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Regelung von zumindest einem
Parameter, von dem die Farbdichte in der Druckmaschine abhängt, während des Anfahrens
und auch während des Fortdrucks vorzusehen. Des weiteren ist es eine Aufgabe der Erfindung,
eine Druckmaschine mit einem Farbwerk vorzusehen, das eine Steuereinheit zur Ausführung
eines solchen Verfahrens aufweist.
[0020] Hinsichtlich des Verfahrens wird dies erfindungsgemäß durch ein Verfahren gemäß Anspruch
1 gelöst. Hinsichtlich der Druckmaschine wird dies durch eine Druckmaschine gemäß
Anspruch 15 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen können beispielsweise den jeweiligen
Unteransprüchen entnommen werden.
[0021] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Regeln zumindest eines Regelparameters aus
einer Anzahl von Parametern eines Farbwerks einer Druckmaschine, bevorzugt einer Offset-Druckmaschine,
wobei basierend auf zumindest dem Regelparameter mittels eines Farbwerksmodells ein
Wert einer Farbdichte auf einem durch die Druckmaschine zu bedruckenden Substrat berechnet
wird, und der berechnete Wert anstatt eines Istwerts als Eingangsgröße zum Regeln
verwendet wird. Dabei wird zumindest zeitweise der berechnete Wert ausschließlich
basierend auf einer Anzahl von Parametern des Farbwerks berechnet.
[0022] Bei den Parametern des Farbwerks, welche auch Regelparameter sein können, kann es
sich beispielsweise um eine Öffnung eines Farbmessers oder um eine Rotationsgeschwindigkeit
eines Farbduktors handeln.
[0023] Es sei verstanden, dass unter einer Anzahl im Rahmen dieser Anmeldung ein Wert von
einem oder mehreren verstanden wird. Ebenso sei verstanden, dass die Berechnung eines
Werts, welcher mit der Farbdichte eng korrespondiert, beispielsweise der Farbdicke,
als äquivalent zur Berechnung der Farbdichte angesehen wird. Des weiteren sei auch
verstanden, dass unter einem Regelparameter ein Parameter verstanden wird, welcher
durch einen Regler geregelt wird. Außerdem sei verstanden, dass unter dem Begriff
des ausschließlichen Basierens auf einer Anzahl von Parametern des Farbwerks insbesondere
verstanden wird, dass kein Messwert einer Farbdichte oder einer ähnlichen Größe als
Eingangsgröße des Modells verwendet wird. Trotzdem können in dem Modell Konstanten,
Formeln, Gleichungen, Rechenvorschriften und dergleichen verwendet werden.
[0024] Erfindungsgemäße Verfahren galten vor dem Prioritätstag dieser Anmeldung als nicht
ausführbar. Dies liegt daran, dass zur Regelung eines Farbwerks ein berechneter Wert
der Farbdichte in Echtzeit vorliegen muss. Alle vor dem Prioritätstag bekannten Modelle
basieren jedoch auf systemtheoretischen Modellen, die auf den bekannten Gesetzen der
Kontinuumsmechanik basieren und z.B. auf dem Erhalt von Masse beruhen. Zum Erstellen
eines solchen Modells müssen geeignete Systemzustände für die Farbschichtdicken eingeführt
werden.
[0025] Die einfachsten Modelle ergeben sich, wenn sich die Untersuchung auf einen stationären
Betriebszustand beschränkt. Entlang der Oberfläche einer Walze wird dann die Farbschichtdicke
zwischen den Kontaktstellen zu benachbarten Walzen als konstant angenommen. An den
Kontaktstellen selbst wird Farbe entweder zu- oder abgeführt. Daher muss zum Erstellen
eines solchen Modells für jede Kontaktstelle zwischen zwei benachbarten Walzen die
Massenbilanz der einlaufenden und auslaufenden Farbströme aufgestellt werden.
[0026] Figur 4 zeigt einen Ausschnitt aus einem Farbwerk einer Rollendruckmaschine mit eingetragenen
Zuständen der Farbschichtdicke. Beispielsweise hat die Farbschicht auf einer Filmwalze
41 vor dem Kontakt mit einem Duktor 40 die Dicke t
1 (1), nach dem Kontakt mit dem Duktor 40 die Dicke t
2 (2). Einen Teil dieser Farbschicht gibt sie durch Spaltung an eine Übertragwalze
42 ab. Die Übertragwalze 42 weist vor dem Kontakt mit einer Filmwalze eine Farbschicht
der Dicke t
4 (4) auf, nach dem Kontakt eine Farbschicht der Dicke t
3 (3). Die Übertragwalze 42 gibt ihrerseits einen Teil ihrer Farbe an eine Walze 43
ab.
[0027] Stellt man z.B. entsprechend Figur 4 die Massenbilanz der an der Kontaktstelle zwischen
Walze 41 und Walze 42 ein- und auslaufenden Farbe auf, so beträgt die in den Spalt
einlaufende Farbschichtdicke t
zu (51):

[0028] Ebenso berechnet sich die aus dem Walzenspalt austretende Farbschichtdicke t
ab (52) zu:

[0029] Da im Walzenspalt keine Farbe gespeichert werden kann, muss die zugeführte Farbschichtdicke
t
zu (51) der abgeführten Farbschichtdicke t
ab (52) entsprechen:

[0030] Das Verhältnis der beiden auslaufenden Farbschichtdicken t
3 (3) und t
1 (1) wird üblicherweise durch einen Spaltungsfaktor k beschrieben. In Richtung des
einzufärbenden Formzylinders, d.h. im in Figur 4 dargestellten Beispiel von Walze
41 auf Walze 42, wird der k-te Anteil der in den Walzenspalt einlaufenden Farbschichtdicke
übertragen:

[0031] Damit verbleibt auf der Walze 41 die Farbschichtdicke:

[0032] Üblicherweise werden die Spaltungsziffern k mit einem Wert nahe 0,5 angenommen. Alternativ
besteht die Möglichkeit, die Spaltungsziffer k durch Parameteridentifikationsverfahren
aus bekannten Messergebnissen zu ermitteln.
[0033] Für den Übertrag der Farbe vom Formzylinder auf den Druckzylinder und insbesondere
vom Druckzylinder auf das Substrat sind im Stand der Technik verschiedene Ansätze
bekannt, die von Gleichung 4 abweichen, z.B. das Spaltungsgesetz von Walker-Fetsko.
[0034] Die weitere Vorgehensweise bei der aus dem Stand der Technik bekannten Modellerstellung
wird im Folgenden nur kurz skizziert:
Werden die Bilanzen der Farbschichtdicken nach Gleichung 4 und Gleichung 5 für alle
Kontaktstellen zwischen benachbarten Walzen aufgestellt, gelingt es, ein Gleichungssystem
zu ermitteln, das nach den gesuchten Farbschichtdicken aufgelöst werden kann. Damit
können die im stationären Betrieb erzielten Schichtdicken berechnet werden. Das Dokument
EP 0 881 076 offenbart eine solche Vorgehensweise zur Ermittlung geeigneter Voreinstelldaten.
In diesem Dokument wird darüber hinaus noch eine Beziehung zwischen der Farbdichte
D und der Farbschichtdicke t auf dem Substrat angenommen.
[0035] Für eine zeitabhängige, dynamische Simulation, die für ein modellbasiertes Regelungsmodell
praktisch unerlässlich ist, ist die skizzierte und in
EP 0 881 076 aufgezeigte Vorgehensweise aber nicht ausreichend. Da sich im transienten Fall die
Schichtdicken auf der Oberfläche einer Walze auch zwischen zwei Kontaktstellen zeitlich
ändern, müssen hier zusätzliche Zustände berücksichtigt werden.
[0036] Figur 5 zeigt beispielsweise das für eine zeitabhängige Simulation erweiterte, aus
Figur 4 bereits bekannte Systemmodell. In diesem Beispiel muss die Farbschichtdicke
t
3 (3) in eine Farbschichtdicke (3.1) unmittelbar nach dem Kontakt zwischen Walze 41
und Walze 42 und in eine Farbschichtdicke (3.2) unmittelbar vor dem Kontakt zwischen
Walze 42 und Walze 43 aufgespalten werden. Analog werden die übrigen Farbschichtdicken
in einen Anteil nach dem letzten Kontakt zu einer benachbarten Walze und in einen
Anteil vor dem Kontakt zur nächsten benachbarten Walze aufgespalten. Entlang einer
Walzenoberfläche nimmt ein in Drehrichtung gesehen späterer Punkt die Farbschichtdicke
eines davor liegenden Punktes um eine Totzeit T versetzt an.
[0037] Beispielsweise gilt für die Walzenanordnung in Figur 5:

[0038] Die Totzeit T ist dabei abhängig von der Drehgeschwindigkeit der Walze 42 sowie vom
Winkel zwischen den Kontaktstellen zur Walze 41 und zur Walze 43.
[0039] Setzt man auch die übrigen Systemzustände entsprechend zueinander in Relation, stehen
auch für die dynamische Simulation genügend Gleichungen zur Verfügung, um transient
die Farbschichtdicken über der Zeit zu bestimmen. Hierzu ist ein geeignetes Zeitintegrationsverfahren
zu verwenden.
[0040] Versuche mit solchen systemtheoretischen Modellen haben jedoch gezeigt, dass deren
Berechnung sehr zeitaufwändig und auch auf schnellsten Prozessrechnern nicht in Echtzeit
möglich ist. Eine modellbasierte Farbdichteregelung auf Basis solcher systemtheoretischer
Ansätze ist daher nicht umsetzbar.
[0041] Im Rahmen der Erfindung wurde nun erkannt, dass es Modelle gibt, bei welchen eine
Simulation des Farbwerks in Echtzeit möglich ist und die trotzdem noch eine ausreichende
Genauigkeit bieten, so dass eine Regelung basierend auf einem von einem solchen Modell
gelieferten berechneten Wert möglich ist. Dementsprechend basiert die Regelung erfindungsgemäß
auf einem solchen berechneten Wert.
[0042] Dadurch ergeben sich eine Reihe von Vorteilen. Für jeden Anwendungsfall kann die
optimale Einfärbestrategie ermittelt und durchgeführt werden. Dadurch kann die Makulatur
minimiert werden und es ergeben sich für den Kunden und Anwender erhebliche Kostenvorteile.
Ferner kann der Regleraufbau wesentlich vereinfacht werden. Da nicht mehr so viele
Messpunkte pro Zeiteinheit erforderlich sind, kann auf einfachere und kostengünstigere
Messköpfe mit geringerer Messfrequenz zurückgegriffen werden. Weiter können die Systeme
trotz schnellerem Erreichen der Solldicke traversierend ausgeführt und die Anzahl
der Messköpfe erheblich reduziert werden. Dadurch ergeben sich für den Maschinenhersteller
und vor allem für den Kunden erhebliche Kostenvorteile. Vorteil dieser Vorgehensweise
ist außerdem, dass die Farbdichte zu jedem Zeitpunkt bestimmt werden kann, auch wenn
z.B. der Ausdruck zum Erfassen der Istdichte noch nicht ausreichend ist. Daher kann
das vorgeschlagene Verfahren sowohl zum Anfahren der Maschine als auch für den Fortdruck
verwendet werden.
[0043] Grundlage der Regelung ist ein Simulationsmodell, welches die Farbdichte prozessparallel
in Echtzeit berechnet. Auf den simulierten Werten kann anschließend eine Regelstrategie
begründet werden, mit der beispielsweise in die Parameter Farbzonenöffnung, Farbduktorgeschwindigkeit,
Feuchtduktorgeschwindigkeit oder in die Anstellsequenz eingegriffen werden kann. Das
Rechenmodell kann beliebig komplex gestaltet werden. Eine Beschränkung ergibt sich
allein aus der Echtzeitforderung, d.h. die Simulation eines Zeitschritts im Modell
darf nicht länger dauern als der reale Zeitschritt.
[0044] Bevorzugt wird als Farbwerksmodell ein empirisches Farbwerksmodell auf Basis eines
regelungstechnischen Übertragungsglieds verwendet. Wie durch die vorliegenden Erfinder
erkannt wurde, erfüllt dieses die Anforderungen, dass es ausreichend genau und trotzdem
rechentechnisch handhabbar ist.
[0045] Bevorzugt weist das Farbwerksmodell ferner ein die Laufzeit der Farbe aus einem Farbbehälter
vom Verändern des Regelparameters bis zum Erreichen der ersten Kontaktstelle zur Filmwalze
(32) oder zur Heberwalze widerspiegelndes Totzeitglied auf. Damit kann der Verzögerung
aufgrund der Ausbreitung der Farbe im Farbwerk mit endlicher Geschwindigkeit Rechnung
getragen werden.
[0046] Weiter bevorzugt weist das Farbwerksmodell ferner ein die Laufzeit eines Druck-exemplars
zwischen Druck und Messung widerspiegelndes Totzeitglied auf. Damit kann der Laufzeit
des Substrats von der Stelle, an welcher es bedruckt wird, bis zu einem etwaigen Sensor
oder einer Kamera Rechnung getragen werden.
[0047] Gemäß einer Ausführung ist das regelungstechnische Übertragungsglied ein PT
1-Glied. Es hat sich gezeigt, dass dieses für eine Regelung bereits gute Ergebnisse
liefert. Gemäß einer hierzu alternativen Ausführung ist das regelungstechnische Übertragungsglied
ein PT
2-Glied. Dieses liefert in der Anwendung sogar noch bessere Ergebnisse, weil zusätzliche
Systemträgheiten berücksichtigt werden. Derartige Glieder tragen der endlichen Ansprechzeit
der Farbdichte auf dem Substrat auf eine Änderung des Regelparameters, soweit sie
auch im theoretischen Fall der Vernachlässigbarkeit der bereits erwähnten Totzeiten
auftritt, Rechnung.
[0048] Besonders bevorzugt wird während einer Anlaufphase des Farbwerks der berechnete Wert
ausschließlich basierend auf einer Anzahl von Parametern des Farbwerks berechnet,
und zwar zumindest so lange, bis ein Messwert der Farbdichte auf dem Substrat gemessen
werden kann. Dies ist typischerweise dann der Fall, wenn die Farbdichte groß genug
ist, um einer Messung durch einen verwendeten Sensor oder eine Kamera zugänglich zu
sein. Als Anlaufphase kann die Zeit angenommen werden, die benötigt wird, um eine
innerhalb eines Toleranzbands liegende Farbdichte zu erhalten, wie bereits mit Bezug
auf Figur 2 beschrieben wurde. Damit kann die erfindungsgemäße Regelung gerade in
demjenigen zeitlichen Bereich verwendet werden, in welchem mangels Vorliegens brauchbarer
Messwerte bislang eine Regelung nicht möglich war, was wiederum die Makulaturrate
deutlich verringern kann.
[0049] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung wird nach einer Anlaufphase periodisch, bevorzugt
nach jeweiliger Berechnung einer Vielzahl von berechneten Werten, beispielsweise etwa
alle 30 Sekunden, ein Messwert der Farbdichte auf dem Substrat gemessen und das Farbwerksmodell
basierend auf dem Messwert abgeglichen. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen,
dass der berechnete Wert um einen additiven Wert korrigiert wird, um den berechneten
Wert zum Zeitpunkt der Messung an den Messwert anzupassen. Alternativ kann auch komplexer
in das Farbwerksmodell eingegriffen werden. Die Messung erfolgt bevorzugt in einem
dem Farbwerk nachgeordneten Bereich. Durch den Abgleich mit einem Messwert kann die
Genauigkeit der Regelung verbessert werden. Im Vergleich zu einer auf Messwerten basierenden
Regelung genügen jedoch vorliegend erheblich weniger Messpunkte, so dass eine wesentlich
weniger aufwendige Messtechnik ausreicht. Beispielsweise kann ein Sensor in dem dem
Farbwerk nachgeordneten Bereich die Druckbahn in Querrichtung traversierend sein und
somit zur Messung an mehreren Stellen verwendet werden. Auch genügt die Verwendung
eines weniger schnellen und damit preiswerteren Sensors. Ein solcher Sensor ist beispielsweise
in Figur 3 mit Bezugszeichen 37 gezeigt.
[0050] Gemäß einer Weiterbildung wird eine Film- oder Heberwalze des Farbwerks an den Farbduktor
angeschwenkt, wenn der berechnete Wert einen vorgegebenen Grenzwert übersteigt. Ebenso
kann eine Auftragswalze an einen Plattenzylinder angeschwenkt werden, wenn der berechnete
Wert einen vorgegebenen Grenzwert übersteigt. Außerdem kann ein Gummizylinder an das
Substrat angeschwenkt werden, wenn der berechnete Wert einen vorgegebenen Grenzwert
übersteigt. Damit kann die Anstellsequenz basierend auf dem berechneten Wert gesteuert
werden, was ein schnelleres und mit weniger Makulatur behaftetes Anfahren ermöglicht.
[0051] Die Erfindung betrifft des Weiteren eine Druckmaschine, insbesondere eine Offset-Druckmaschine,
mit einem Farbwerk, welches zumindest einen Farbduktor und ein zugeordnetes Farbmesser
aufweist. Zumindest eine Rotationsgeschwindigkeit des Farbduktors und/oder eine Öffnung
des Farbmessers ist als Regelparameter einstellbar. Für das Farbwerk sind ferner eine
Steuereinheit mit einem Regler und einem Farbwerksmodell, sowie bevorzugt ein die
Druckbahn in einem dem Farbwerk nachgeordneten Bereich in Querrichtung traversierender
oder nicht traversierender Sensor vorgesehen. Diese sind ausgebildet, um ein Regelverfahren
gemäß der Erfindung auszuführen, um zumindest eine Rotationsgeschwindigkeit des Farbduktors
und/oder eine Öffnung des Farbmessers als Regelparameter einzustellen.
[0052] Die erfindungsgemäße Druckmaschine macht sich die bereits erwähnten Vorteile des
erfindungsgemäßen Verfahrens zu nutze.
[0053] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel einer Reglerstruktur mit verschiedenen Abwandlungen
beschrieben. Dabei wird auf die beigefügten Figuren Bezug genommen, wobei erwähnt
sei, dass auf die Figuren 1 bis 5 bereits bisher Bezug genommen wurde:
- Figur 1
- zeigt eine Reglerstruktur gemäß dem Stand der Technik.
- Figur 2
- zeigt verschiedene Verläufe der Farbdichte mit zunehmender Anzahl an Exemplaren.
- Figur 3
- zeigt ein Modell eines Farbwerks.
- Figur 4
- zeigt einen Ausschnitt aus einem Modell eines Farbwerks.
- Figur 5
- zeigt einen abgewandelten Ausschnitt aus einem Modell eines Farbwerks.
- Figur 6
- zeigt eine erfindungsgemäße Reglerstruktur.
- Figuren 7 bis 10
- zeigen Ausführungen von Simulationsmodellen.
- Figur 11
- zeigt eine Anstellsequenz.
[0054] Figur 6 zeigt den schematischen Aufbau einer erfindungsgemäßen Reglerstruktur. Gegenüber
einer Reglerstruktur nach dem Stand der Technik, wie in Figur 1 dargestellt, ist diese
ergänzt um ein Simulationsmodell 18. Das Simulationsmodell 18 bedient sich der zur
Verfügung stehenden Prozessdaten 13, d.h. der Parameter des Farbwerks. Dies sind z.B.
die bereits erwähnten, typischen Parameter Öffnung eines oder mehrerer Farbmesser,
Rotationsgeschwindigkeit eines Farbduktors, Rotationsgeschwindigkeit eines Feuchtduktors
oder der Anstellzustand von Filmwalze oder Heberwalze, Auftragwalze oder Gummizylinder.
Darüber hinaus können bei Bedarf beliebige weitere Prozessgrößen, z.B. Temperaturen,
Eigenschaften von Papier oder Farbe, Feuchtwerksparameter, Eigenschaften von Drucktüchern
oder sonstigen Druckmaterialien usw. dem Simulationsmodell zusätzlich zur Verfügung
gestellt werden. Aus diesen Daten berechnet das Simulationsmodell eine berechnete
Farbdichte 20 als Abschätzung der tatsächlichen Farbdichte. Bei einer hohen Modellgüte
verlaufen die simulierten und die realen Werte annähernd gleich. Daher kann ein konventioneller
Regelkreis aufgebaut werden, dem aber die berechneten Werte zum Vergleich mit dem
Sollwert 11 zur Verfügung gestellt werden.
[0055] Für den Anfahrvorgang kann neben der berechneten Farbdichte 20 im Simulationsmodell
18 zusätzlich berechnet werden, wann die optimalen Zeitpunkte für das Weiterschalten
der Anstellsequenz sind. Diese Informationen 19 werden dem Regler 15 bevorzugt direkt
übergeben.
[0056] Beim Fortdruck kann sich über einen längeren Zeitraum eine Diskrepanz zwischen tatsächlicher
und berechneter Farbdichte ergeben. Es kann daher von Zeit zu Zeit mit einer einfachen
Messeinrichtung die tatsächliche Farbdichte gemessen und das Modell entsprechend dem
Messwert korrigiert werden. Da die Messdaten nur noch in größeren zeitlichen Abständen
erforderlich sind, während welchen typischerweise ein Vielzahl von berechneten Werten
berechnet wird, kann auf einfachere Sensoriken oder Kamerasysteme mit niedrigerer
zeitlicher Auflösung zurückgegriffen werden. Besonders vorteilhaft ist die Verwendung
des Simulations-modells jedoch insbesondere beim Anfahren des Farbwerks, weil dabei
noch keine gültigen Messwerte zur Verfügung stehen.
[0057] Als Simulationsmodell 18 wird vorliegend ein empirisches Farbwerksmodell auf Basis
eines einzelnen regelungstechnischen Übertragungsgliedes und zusätzlicher Totzeitglieder
verwendet.
[0058] Das regelungstechnische Übertragungsglied ist vorliegend ein PT
1-Glied. Dieses beschreibt den folgenden Zusammenhang zwischen dem Volumenstrom v'
der ins Farbwerk fließenden Farbe und der Farbdichte D, die auf dem Substrat erreicht
wird:

[0059] T ist darin die Zeitkonstante des PT
1-Gliedes, K ist der Verstärkungsfaktor. Beide Größen können aus Messdaten einfach
identifiziert werden. Alternativ könnten durch das PT
1-Glied auch andere Größen, z.B. die Farbschichtdicke auf dem Substrat anstelle der
Dichte oder die Farbschichtdicke auf dem Duktor anstelle des Volumenstroms, ins Verhältnis
gesetzt werden und diese Größen durch einen zusätzlichen Block entsprechend umgerechnet
werden.
[0060] Vorliegend ist entsprechend Figur 7 für das empirische Farbwerksmodell in einer ersten
Ausführung vor dem PT
1-Glied 18.2 zusätzlich ein Totzeitglied 18.1 vorgesehen. Dieses erfasst die Zeit vom
Stellen des Farbmessers oder vom Verändern der Drehzahl des Farbduktors bis zum Erreichen
der ersten Kontaktstelle entweder zur Filmwalze oder zur Heberwalze. Wegen des langsam
drehenden Duktors ist es vorteilhaft, wenn diese Totzeit im Rechenmodell nicht vernachlässigt
wird.
[0061] Für Maschinen mit einer längeren Transportstrecke zwischen Druckwerk und dem Messort
der Farbdichte ist entsprechend Figur 8 zur Berücksichtigung der Zeitverschiebung
zwischen Druck und Messung in einer alternativen Ausführung nach dem PT
1-Glied 18.2 ein zusätzliches Totzeitglied 18.3 erforderlich.
[0062] Beide Ausführungen können auch zu einer dritten Ausführung entsprechend Figur 9 mit
einem PT
1-Glied 18.2 und mit zwei Totzeitgliedern 18.1, 18.3 kombiniert werden.
[0063] Zur exakten Beschreibung des dynamischen Verhaltens eines Farbwerks sind typischerweise
etwa 10 bis 40 Parameter erforderlich, für große Farbwerke sogar noch mehr. Versuche
der Erfinder haben gezeigt, dass trotzdem das Verhalten des Farbwerks bereits mit
einem PT
1-Glied sehr gut angenähert werden kann.
[0064] Um das reale Verhalten noch besser anzunähern, kann anstelle des PT
1-Glieds alternativ aber auch ein PT
2-Glied zur Anwendung kommen. Dieses beschreibt den folgenden Zusammenhang zwischen
dem Volumenstrom der ins Farbwerk fließenden Farbe v' und der Farbdichte D, die auf
dem Substrat erreicht wird:

[0065] Als zusätzlicher Modellparameter enthält dieses die Dämpfung d. Auch hier können
die Zustandsgrößen D(t) und v'(t) durch äquivalente Größen, z.B. Farbschichtdicken,
ersetzt werden.
[0066] Figur 10 zeigt das Simulationsmodell 18 mit einem PT
2-Glied 18.2 und mit 2 Totzeitgliedern 18.1, 18.3 analog zu Figur 9. Es sei erwähnt,
dass auch die beiden Ausführungen nach Figur 7 und Figur 8 mit einem PT
2-Glied anstelle eines PT
1-Glieds kombiniert werden.
[0067] Im Gegensatz zum klassischen Regler können mit dem modellbasierten Ansatz nicht nur
die klassischen Parameter wie beispielsweise Öffnung der Farbmesser oder Rotationsgeschwindigkeit
eines Farbduktors beeinflusst werden. Vielmehr ist es auch möglich, auf der Basis
bekannter Zustände direkt in die Anstellsequenz der Maschine einzugreifen.
[0068] Es können daher in Abhängigkeit von der Solldichte Grenzwerte definiert werden, bei
denen die Farbschichtdicke im passenden Verhältnis zur Solldicke bzw. die Farbdichte
im passenden Verhältnis zur Solldichte auf den jeweiligen Walzen liegt und bei denen
dann ein Anstellvorgang ausgelöst wird. Idealerweise liegen die Grenzwerte in einem
Bereich zwischen 50 % und 95 % der berechneten und zu erreichenden Solldicken bzw.
Solldichten.
[0069] Figur 11 zeigt beispielhaft eine erfindungsgemäße Anstellsequenz, wie sie mit einer
modellbasierten Regelung möglich ist. Qualitativ dargestellt über der Zeit ist die
Farbschichtmenge auf dem Farbduktor (Bezugszeichen 81), auf den Auftragwalzen (Bezugszeichen
82), auf dem Formzylinder (Bezugszeichen 83) sowie auf dem Substrat (Bezugszeichen
84). Die Grenzwerte für das Anschwenken der Film- oder Heberwalze (Bezugszeichen 61),
für das Anschwenken der Auftragwalzen an den Plattenzylinder (Bezugszeichen 62) sowie
für Druck-An (Bezugszeichen 63) sind ebenfalls eingezeichnet. Sie liegen in dem oben
genannten Bereich zwischen 50 % und 95 % der erwarteten Sollfarbdicken auf den jeweiligen
Walzen. Im Zeitbereich 71 befindet sich nur Farbe auf dem Farbduktor, im Zeitbereich
72 auch im Walzenstuhl. Im Zeitbereich 73 wird auch die Druckform eingefärbt. Erst
im Zeitbereich 74 wird Farbe auf das Substrat aufgebracht.
[0070] Durch eine von der Farbschichtdicke abhängige Anstellsequenz wird im Gegensatz zur
üblichen, zeitlich gesteuerten Anstellsequenz der Druck auf das Substrat so lange
verzögert, bis die berechnete Farbmenge auf dem Formzylinder das Erreichen der Solldichte
oder zumindest ihres Toleranzbandes erwarten lassen. Diese Zeitverzögerung kann für
alle Farbzonen separat berechnet werden. Bei unterschiedlicher Farbannahme in unterschiedlichen
Farbzonen wird dann die Solldichte in allen Zonen zum selben Zeitpunkt erreicht. Bei
einer ausreichenden Modellgüte ist damit ein Einrichten der Druckmaschine ohne Makulatur
aufgrund ungenügender Farbdichte möglich.
1. Verfahren zum Regeln zumindest eines Regelparameters aus einer Anzahl von Parametern
(13) eines Farbwerks (16) einer Druckmaschine, bevorzugt einer Offset-Druckmaschine,
wobei basierend auf zumindest dem Regelparameter mittels eines Farbwerkmodells (18)
ein berechneter Wert (20) einer Farbdichte auf einem durch die Druckmaschine zu bedruckenden
Substrat (36) berechnet wird, und anstatt eines Istwerts (14) der berechnete Wert
(20) als Eingangsgröße zum Regeln verwendet wird, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest zeitweise der berechnete Wert (20) ausschließlich basierend auf einer Anzahl
von Parametern (13) des Farbwerks (16) berechnet wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Regelparameter die Rotationsgeschwindigkeit eines Farbduktors (31) ist.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Regelparameter die Öffnung zumindest eines Farbmessers ist.
4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Farbwerksmodell (18) ein empirisches Farbwerksmodell (18) auf Basis eines regelungstechnischen
Übertragungsglieds (18.2) verwendet wird.
5. Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Farbwerksmodell (18) ferner ein die Laufzeit der Farbe aus einem Farbbehälter
vom Verändern des Regelparameters bis zum Erreichen der ersten Kontaktstelle zur Filmwalze
(32) oder zur Heberwalze widerspiegelndes Totzeitglied (18.1) aufweist.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Farbwerksmodell (18) ferner ein die Laufzeit eines Druckexemplars zwischen Druck
und Messung widerspiegelndes Totzeitglied (18.3) aufweist.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das regelungstechnische Übertragungsglied (18.2) ein PT1-Glied ist.
8. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das regelungstechnische Übertragungsglied (18.2) ein PT2-Glied ist.
9. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass während einer Anlaufphase des Farbwerks (16) der berechnete Wert (20) ausschließlich
basierend auf einer Anzahl von Parametern (13) des Farbwerks (16) berechnet wird,
und zwar zumindest so lange, bis ein Messwert (14) der Farbdichte auf dem Substrat
(36) gemessen werden kann.
10. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach einer Anlaufphase periodisch, bevorzugt nach jeweiliger Berechnung einer Vielzahl
von berechneten Werten, in einem dem Farbwerk nachgeordneten Bereich ein Messwert
(14) der Farbdichte auf dem Substrat (36) gemessen wird und das Farbwerksmodell (18)
basierend auf dem Messwert (14) abgeglichen wird.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass zum Messen von Messwerten an unterschiedlichen Stellen quer zur Bewegungsrichtung
des Substrats (36) ein die Druckbahn in dem dem Farbwerk nachgeordneten Bereich in
Querrichtung traversierender Sensor (37) verwendet wird.
12. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Film- oder Heberwalze (32) des Farbwerks (16) an einen Farbduktor (31) angeschwenkt
wird, wenn der berechnete Wert (14) einen vorgegebenen Grenzwert (61) übersteigt.
13. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Auftragswalze (33) an einen Plattenzylinder (34) angeschwenkt wird, wenn der
berechnete Wert (14) einen vorgegebenen Grenzwert (62) übersteigt.
14. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, das ein Gummizylinder (35) an das Substrat (36) angeschwenkt wird, wenn der berechnete
Wert einen vorgegebenen Grenzwert (63) übersteigt.
15. Druckmaschine, insbesondere eine Offset-Druckmaschine, mit einem Farbwerk, welches
zumindest einen Farbduktor (31) und ein zugeordnetes Farbmesser aufweist, wobei zumindest
eine Rotationsgeschwindigkeit des Farbduktors (31) und/oder eine Öffnung des Farbmessers
als Regelparameter einstellbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass für das Farbwerk ferner eine Steuereinheit (15, 18) mit einem Regler (15) und einem
Farbwerksmodell (18), sowie bevorzugt ein die Druckbahn in einem dem Farbwerk nachgeordneten
Bereich in Querrichtung traversierender oder nicht traversierender Sensor (37) vorgesehen
sind, welche ausgebildet sind, um ein Regelverfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis
14 auszuführen, um zumindest eine Rotationsgeschwindigkeit des Farbduktors (31) und/oder
eine Öffnung des Farbmessers als Regelparameter einzustellen.