[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines dünnen aus einer Tierhaut
abgespaltenen Narbenspalts und/oder Fleischspalts, wobei folgende Verfahrensschritte
durchgeführt werden:
- Bereitstellen der Tierhaut;
- Aufspalten der Tierhaut in den Narbenspalt und den Fleischspalt;
- Gerben des abgespaltenen Narbenspalts und/oder Fleischspalts.
[0002] Das Dokument
DE 203 17 423 U1 offenbart ein Verfahren zur Herstellung von Leder mit einer textilen Verstärkungslage,
um dem fertigen Leder bei dessen Verwendung trotz geringer Dicke die erforderliche
Zug- und Weiterreißfestigkeit sowie Stichausreißfestigkeit zu geben. Bei dem bekannten
Verfahren wird entweder auf einen von der Tierhaut abgespaltenen Fleischspalt oder
Narbenspalt eine Klebeschicht aufgebracht, in die die textile Verstärkungslage eingebracht
und in der sie durch eine Druck- und Wärmebehandlung fixiert wird. Anschließend wird
die Zurichtung auf der textilen Verstärkungslage hergestellt.
[0003] Rinderhäute sind beispielsweise 5 bis 10 Millimeter dick, sodass man mehrere Schichten
durch Spalten der Tierhäute gewinnen kann. Die unterste Schicht der Tierhaut, die
Fleischseite, ist minderwertiger, da die Dichte und Verfilzung der Eiweißfasern, aus
denen Leder besteht, nach unten zur Fleischseite hin abnimmt, weshalb die Fleischseite
auch den geringsten inneren Zusammenhalt hat. Die höchste mechanische Festigkeit hat
der sogenannte Narbenspalt, das ist die oberste Schicht, die die glatte Lederoberseite,
die Narbenseite, enthält.
[0004] Es besteht schon seit langem der Wunsch die Anzahl der Schichten des aus einer Tierhaut
abspaltbaren Spaltleders zu erhöhen. Weiters besteht schon seit langem das Bestreben
das Spaltleder besonders dünn von der Tierhaut abzuspalten, um eine besonders leichtes
Leder für beispielweise den Bezug von Flugzeugsitzen zu erhalten.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Verfahren zur Herstellung von dünnem
Narbenspalt und/oder Fleischspalt zu erlangen, bei dem die vorstehenden Nachteile
vermieden sind. Erfindungsgemäß wird diese Aufgabestellung dadurch gelöst, dass vor
dem Aufspalten der Tierhaut auf der Narbenseite und/oder auf der Fleischseite eine
Verfestigungsschicht aufgebracht wird, die der Tierhaut beim Aufspalten zusätzliche
mechanische Festigkeit gibt.
[0006] Durch das Aufbringen der Verstärkungsschicht vor dem Spaltvorgang ist der Vorteil
erhalten, dass wesentlich dünnere Schichten von der Tierhaut abgespalten werden können.
Dies ist insbesondere auf der Fleischseite und ganz besonders bei einem Mittelspalt
vorteilhaft, da diese durch den geringen inneren Zusammenhalt bei bisherigen Spaltverfahren
nur relativ dick abgespalten werden konnten.
[0007] Als Verstärkungsschicht habe sich eine in eine Klebeschicht eingebrachte Textil/Vliesschicht
und insbesondere eine Schicht aus Bindemittel als vorteilhaft ergeben. Die Verstärkungsschicht
kann nach dem Abspalten von dem abgespaltenen Leder entfernt werden. Als besonders
vorteilhaft hat es sich jedoch erwiesen diese auf dem Lederzwischenprodukt der Lederherstellung
zu belassen und als Basis für das Aufbringen einer Zurichtung zu verwenden. Hierdurch
erhält das fertige Leder durch die Verstärkungsschicht nicht nur beim Abspalten sondern
auch bei seiner Verwendung als fertiges Lederprodukt zusätzliche mechanische Festigkeit
und eine gleichmäßigere Oberfläche.
[0008] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens werden im Folgenden
anhand der Figuren näher erläutert.
Figur 1 zeigt den Schichtaufbau einer Tierhaut.
Figur 2 zeigt die Tierhaut gemäß Figur 1 schematisiert, wobei auf der Narbenseite
und auf der Fleischseite jeweils eine Verstärkungsschicht aufgebracht wurde.
Figur 3 zeigt einen von der Tierhaut gemäß Figur 2 abgespaltenen Narbenspalt, auf
dessen Fleischseite eine Verstärkungsschicht aufgebracht wurde.
[0009] Figur 1 zeigt eine Tierhaut 1, die in eine eine Oberhaut aufweisende Papillarschicht,
eine als Lederhaut bekannte Reticularschicht und in ein Unterhaut Bindegewebe unterteilt
ist. Von einer solchen Tierhaut 1 werden bei einem Verfahren zur Herstellung von Leder
einzelne Schichten abgespalten, wobei man eine Narbenseite 2 und eine Fleischseite
3 der Tierhaut 1 unterscheidet. Die oberste abgespaltene Schicht, der sogenannte Narbenspalt
4, weist die Papillarschicht auf, die durch ihre große mechanische Festigkeit qualitativ
am hochwertigsten ist. Darunter liegende Schichten, der sogenannte Mittelspalt 5 und
darunter der Fleischspalt 6, weisen nur eine geringere Dichte und Verfilzung der Eiweißfasern
auf, weshalb diese nur eine relativ geringe mechanische Festigkeit aufweisen. Nach
dem Aufspalten der Tierhaut 1 in den Narbenspalt 4, den Fleischspalt 6 und gegebenenfalls
noch einen oder mehrere Mittelspalte 5 werden die abgespaltenen Schichten gegerbt
und zu fertigem Leder weiter verarbeitet.
[0010] Figur 2 zeigt die Tierhaut 1 gemäß Figur 1 schematisiert, wobei auf der Narbenseite
2 und auf der Fleischseite 3 jeweils eine Verstärkungsschicht 7 aufgebracht wurde.
Die Verstärkungsschicht 7 wird durch ein Bindemittel und/oder durch eine Textil-/Vliesschicht
gebildet. Das Bindemittel wurde durch aufsprühen, gießen oder rastern auf die Tierhaut
1 aufgebracht. Das Bindemittel kann beispielsweise durch eine Mischung aus Polymeren
(Akrylate, Polyurethane) mit Verwendung von Füllstoffen (z.B Microkapseln) und Hilfsmittel
(Wachse, Silikone) gebildet sein. Das Bindemittel dringt in die Vertiefungen der Tierhaut
1 ein und bildet nach dem Aushärten die Verstärkungsschicht 7, die der Tierhaut 1
sowohl auf der Narbenseite 2 als auch auf der Fleischseite 3 zusätzliche mechanische
Festigkeit gibt.
[0011] Bei einem weiteren Verarbeitungsschritt wird entlang einer Spaltlinie 8 der Fleischspalt
6 von dem Narbenspalt 4 der Tierhaut 1 abgespalten. Die Dicke des Fleischspalts 6
kann besonders dünn gewählt werden, da die Verstärkungsschicht 7 dem Fleischspalt
6 ausreichend mechanische Festigkeit gibt, dass dieser beim Abspalten nicht reißt.
Dieser besonders dünne Fleischspalt 6 ist sehr leicht und trotzdem widerstandsfähig,
weshalb das daraus hergestellte Spaltleder für eine Vielzahl an Anwendungsgebieten
verwendbar ist.
[0012] Figur 3 zeigt den von der Tierhaut 1 gemäß Figur 2 abgespalteten Narbenspalt 4. Vor
dem Abspalten einer weiteren Schicht von dem Narbenspalt 4 wird auf der Fleischseite
3 eine weitere Verfestigungsschicht 7 aufgebracht. Je nach der weiteren geplanten
Verwendung der abzuspaltenden Schicht kann die weitere Verfestigungsschicht 7 wieder
durch ein Bindemittel oder aber auch durch eine Textil/Vliesschicht gebildet sein,
worauf nachfolgend noch näher eingegangen ist.
[0013] Nach dem Aufbringen der weiteren Verfestigungsschicht 7 kann ein erster Mittelspalt
5 aus der Tierhaut 1 abgespalten werden. Da die Tierhaut 1 in dieser Schicht eine
besonders geringere Dichte und Verfilzung der Eiweißfasern aufweist, ist es erst durch
das Aufbringen der Verfestigungsschicht 7 möglich einen dünnen Mittelspalt 5 aus der
Tierhaut 1 abzuspalten.
[0014] Die Dicke der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren abspaltbaren Schichten hängt auch
von der zum Abspalten verwendeten Spaltmaschine ab, aber durch das Vorsehen der Verfestigungsschicht
7 können beispielsweise Narbenspalte 4 mit der Dicke von nur 0,5-0,7 mm, Mittelspalte
5 mit der Dicke von nur 0,7-0,9 mm und Fleischspalte 6 mit der Dicke von nur 0,7-0,9
mm erreicht werden. Diese sind vorteilhafterweise besonders leicht und trotzdem mechanisch
fest.
[0015] Je nach Dicke der Tierhaut 1 können anschließend noch weitere Mittelspalte 5 abgespalten
werden. Die Verfestigungsschicht 7 auf der Narbenseite 2 ermöglicht einen besonders
dünnen Narbespalt 4 von dem zuletzt abspaltbaren Mittelspalt 5 abzuspalten.
[0016] Als Textilschicht haben sich insbesondere folgenden Faserarten als vorteilhaft erwiesen:
Gewebe, Gewirke, Filz aus Kunstfaser, insbesondere Polyamid oder Polyester, Naturfaser,
insbesondere Baumwolle oder Wolle, Kohlefasermaterial, insbesondere Aramidfaser. Die
Textilschicht erfüllt beim fertigen Leder mehrere Funktionen. Vorerst einmal hat die
Textilschicht die Funktion übermäßig große Vertiefungen oder Überhöhungen auszugleichen,
die insbesondere auf der Narbenseite 2 auftreten. Die Dicke der Textilschicht bzw.
das Flächengewicht der Textilschicht wird umso dicker bzw. schwerer gewählt, umso
dünner die abzuspaltende Schicht sein soll und/oder umso größer die Hautschädigungen
sind. Durch diese ausgleichende Funktion der Textilschicht ist ihre Oberfläche wesentlich
ruhiger bzw. glatter als die Oberfläche der Oberhaut.
[0017] Auf der Textilschicht kann nach dem Gerben eine sogenannte Zurichtung aufgesprüht
oder aufgerollt werden, die dann als dünner Film bestehen bleibt. Als Zurichtung kennt
der Fachmann das Auftragen, unter anderem durch Aufstreichen bzw. Aufsprühen, mehrer
Schichten die Pigmente enthalten (Grundierung und Deckschichten) sowie einer oder
mehrer abschließender Lackschichten. Die Inhaltsstoffe sind unter anderem Pigmente,
Acrylate, Bindemittel vorwiegend aus Polyurethanen, Wachse und Silikone.
[0018] Das erfindungsgemäße Aufbringen der Verfestigungsschicht 3 vor dem Aufspalten der
Tierhaut 1 hat somit den Vorteil, dass besonders dünne Schichten abgespalten werden
können, und den zusätzlichen Vorteil, dass die Verfestigungsschicht 3 die Oberfläche
des fertigen Leders verbessert.
[0019] Weiters hat sich als vorteilhaft erwiesen die Tierhaut 1 einer sogenannten Crouponage
zu unterziehen, bevor die Verfestigungsschicht 7 aufgebracht wird. Bei einer Crouponage
werden die edleren mittleren Teile der Tierhaut 1 herausgeschnitten und folglich dann
nur auf diese die Verfestigungsschicht 7 aufgebracht. Hierdurch können Kosten reduziert
werden, wenn letztendlich nur diese edleren mittleren Teile der Tierhaut 1 verwendet
werden sollen.
[0020] Es kann erwähnt werden, dass auch nur auf der Fleischsseite 3 oder auch nur auf der
Narbenseite 2 die Verfestigungsschicht 7 aufgebracht werden könnte. Dies könnte beispielsweise
dann vorteilhaft sein, wenn der Narbenspalt 4 nicht besonders dünn abgespalten werden
soll und es bei einer Tierhaut 1 nur darum geht möglichst viele Mittelspalte 5 bzw.
einen möglichst dünnen Fleischspalt 6 abzuspalten. Andererseits könnte für eine bestimmte
Verwendung ein besonders dünner Narbenspalt 4 gefordert sein, wobei beispielsweise
die restliche Tierhaut 1 nur in einen einzigen Fleischspalt 6 ohne Mittelspalt 5 abgespalten
werden soll. Dies hängt jeweils von der geplanten Verwendung des fertigen Leders ab.
[0021] Es kann erwähnt werden, dass die Textilschicht dicker mit beispielsweise einem Flächengewicht
von 20g/m
2 gewählt werden kann, wenn die Oberfläche des Leders 1 eine Prägung aufweisen soll.
[0022] Die Textilschicht könnte auch flammhemmend oder für eine Sitzheizung elektrisch leitfähig
ausgebildet sein. Die Textilschicht kann als weitere Funktion statische Aufladungen
beispielsweise im Bereich von Elektronik (Unterhaltungselektronik, elektrische Geräte)
vermeiden. In die Textil/Vliesschicht könnte eine für elektrostatische Ladungen leitfähige
Schicht eingearbeitet sein, die gegebenenfalls über einen Kontakt geerdet werden könnte,
aber nicht muss. Solches Leder könnte auch für Verkleidungsteile von Elektronik (z.B.
Handycover) verwendet werden und erfüllt somit eine "antistatic" Funktion. Damit wird
das Raumklima verbessert und die Geräte vor unbeabsichtigtem Entladen geschützt.
[0023] Es kann erwähnt werden, dass der Fachmann unter dem Begriff Vlies ein textiles Flächengebilde
aus einzelnen Fasern versteht. Im Gegensatz dazu werden Gewebe, Gestricke und Gewirke
aus Garnen hergestellt. Die Textil/Vliesschicht kann somit entweder aus einem Textil
oder einem Vlies oder aus einer Kombination der beiden Arten bestehen. Es kann erwähnt
werden, dass die Textil/Vliesschicht nicht nur durch Aufkleben oder fixieren durch
eine Schicht der Zurichtung fixiert werden kann. Dem Fachmann sind weitere Verfahren
zur Fixierung von zwei Schichten aneinander bekannt. So könnte die Textil/Vliesschicht
beispielsweise durch ein Rasterverfahren fixiert werden. Als Klebstoff kann auch jeder
andere handelsübliche Klebstoff, der nicht thermisch aktiviert wird, verwendet werden.
1. Verfahren zur Herstellung eines dünnen aus einer Tierhaut (1) abgespaltenen Narbenspalts
(4) und/oder Fleischspalts (6), wobei folgende Verfahrensschritte durchgeführt werden:
- Bereitstellen der Tierhaut (1);
- Aufspalten der Tierhaut in den Narbenspalt (4) und den Fleischspalt (6);
- Gerben des abgespaltenen Narbenspalts (4) und/oder Fleischspalts (6),
dadurch gekennzeichnet, dass
vor dem Aufspalten der Tierhaut (1) auf der Narbenseite (2) und/oder auf der Fleischseite
(3) eine Verfestigungsschicht (7) aufgebracht wird, die der Tierhaut (1) beim Aufspalten
zusätzliche mechanische Festigkeit gibt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass folgende weitere Verfahrensschritte durchgeführt werden:
- Aufbringen der Verfestigungsschicht (7) auf der Fleischseite (3) des Narbespalts
(4);
- Abspalten eines die Verfestigungsschicht (7) aufweisenden Mittelspalts (5) von dem
Narbenspalt (4).
3. Verfahren gemäß Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass folgende weitere Verfahrensschritte durchgeführt werden:
- Aufbringen einer weiteren Verfestigungsschicht (7) auf der Fleischsseite (3) des
verbleibenden Narbenspalts (4);
- Abspalten eines die weitere Verfestigungsschicht (7) aufweisenden weiteren Mittelspalts
(5) von dem Narbenspalt (4).
4. Verfahren gemäß einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Verfestigungsschicht (7) ein Bindemittel verwendet wird.
5. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Verfestigungsschicht (7) eine Textil/Vliesschicht verwendet wird, die durch eine
Kleberschicht auf der Tierhaut (1) fixiert wird.
6. Verfahren gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer geringeren mechanischen Qualität der Tierhaut (1) und/oder bei einer dünner
abzuspaltenden Schicht ein höheres Flächengewicht der jeweiligen Textil/Vliesschicht
gewählt wird.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass als Textil/Vliesschicht zumindest eine der folgenden Faserarten verwendet wird: Gewebe,
Gewirke, Filz aus Kunstfaser, insbesondere Polyamid oder Polyester, Naturfaser, insbesondere
Baumwolle oder Wolle, Kohlefasermaterial, insbesondere Aramidfaser.
8. Verfahren gemäß einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Tierhaut (1) einer Crouponage unterzogen wird, bevor die Verfestigungsschicht
(7) aufgebracht wird.
9. Lederzwischenprodukt bei einem Verfahren zur Herstellung von Leder gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das noch ungespaltene Lederzwischenprodukt auf der Narbenseite (2) und/oder der Fleischseite
(3) des Leders eine fixierte Verfestigungsschicht (7) aufweist.