[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verstimmen eines Laufschaufelgitters.
[0002] Eine Strömungsmaschine weist in Laufrädern angeordnete Laufschaufeln auf, die als
an ihren Schaufelfüßen fest eingespannt angesehen werden können und im Betrieb der
Strömungsmaschine schwingen können. In Abhängigkeit des Betriebszustands der Strömungsmaschine
kann es dabei zu Schwingungsvorgängen kommen, bei denen Schwingungszustände mit hohen
und kritischen Spannungen in der Laufschaufel auftreten. Bei einer zeitlich langen
Belastung der Schaufel durch kritische Spannungszustände kommt es zu einer Materialermüdung,
die letztendlich zu einer Lebensdauerreduzierung der Schaufel führen kann, welche
einen Austausch der Laufschaufel notwendig macht.
[0003] Aufgrund von auf die Laufschaufel wirkenden Fliehkräften im Betrieb der Strömungsmaschine
wird eine Vorspannung in der Laufschaufel erzeugt. Dadurch und durch die hohe Temperatur
der Laufschaufel im Betrieb sind die Eigenfrequenzen der Laufschaufel im Betrieb verschieden
von den Eigenfrequenzen bei der ruhenden und kalten Laufschaufel. Als qualitätssichernde
Maßnahme während der Fertigung sind lediglich die Eigenfrequenzen im Stillstand der
Strömungsmaschine messbar, wobei es jedoch zur Auslegung der Laufschaufel erforderlich
ist, die Eigenfrequenzen unter der Fliehkraft zu kennen, damit die Schwingungsvorgänge,
bei denen die Schwingungszustände mit den hohen und kritischen Spannungen in der Laufschaufel
auftreten, vermieden werden können.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Verstimmen eines Laufschaufelgitters
einer Strömungsmaschine zu schaffen, wobei die Laufschaufeln eine lange Lebensdauer
im Betrieb der Strömungsmaschine haben.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Verstimmen, insbesondere dem rotordynamischen
Verstimmen, eines eine Mehrzahl an Laufschaufeln aufweisenden Laufschaufelgitters
einer Strömungsmaschine weist die Schritte auf: a) Festlegen für jede der Laufschaufeln
des Laufschaufelgitters mindestens einer Soll-Eigenfrequenz ν
F,S, die die Laufschaufel für mindestens eine vorherbestimmte Schwingungsmode im Normalbetrieb
der Strömungsmaschine unter einer Fliehkrafteinwirkung hat, derart, dass die Schwingungsbelastung
des Laufschaufelgitters unter der Fliehkraft unterhalb einer Toleranzgrenze liegt;
b) Aufstellen einer Wertetabelle ν
F(m, r
S) mit ausgewählten diskreten Massewerten m und radialen Schwerpunktslagen r
S, die sich aus Variationen der Nenngeometrie der Laufschaufel ergeben, und Ermitteln
der jeweiligen Eigenfrequenz ν
F unter der Fliehkraft für jedes ausgewählte Wertepaar m und r
S; c) Messen der Masse m
I und der radialen Schwerpunktslage r
S,I einer der Laufschaufeln; d) Bestimmen von einer Ist-Eigenfrequenz ν
F,I der Laufschaufel unter der Fliehkraft durch Interpolieren der gemessenen Masse m
I und der gemessenen radialen Schwerpunktslage r
S,I in der Wertetabelle ν
F(m, r
S); e) in dem Fall, dass ν
F,I außerhalb einer Toleranz um ν
F,S liegt, Auswählen aus der Wertetabelle ν
F(m, r
S) eines Wertepaars m
S und r
S,S derart, dass sich ν
F,I an ν
F,S zumindest annähert, und Abtragen von Material der Laufschaufel derart, dass m
I und r
S,I dem Wertepaar m
S und r
S,S entsprechen; f) Wiederholen der Schritte c) bis e) bis ν
F,I innerhalb der Toleranz um ν
F,S liegt.
[0006] Durch das Messen der Masse m
I und der radialen Schwerpunktslage r
S,I sowie durch das Interpolieren dieser Werte in der Wertetabelle ν
F(m, r
S) kann die Eigenfrequenz ν
F,I unter der Fliehkraft vorteilhaft mit einer hohen Genauigkeit bestimmt werden. Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es ebenso vorteilhaft möglich, diese Eigenfrequenz
ν
F,I mit einer hohen Genauigkeit einzustellen und an die festgelegte Soll-Eigenfrequenz
ν
F,S anzunähern. Somit kann die Schwingungsbelastung der Laufschaufel im Betrieb der Strömungsmaschine
vermindert werden, wodurch sich die Lebensdauer der Laufschaufel verlängert. Zudem
ist das Verfahren einfach durchzuführen, weil es für eine genaue Bestimmung der Ist-Eigenfrequenz
ν
F,I überraschenderweise ausreichend ist, m
I und r
S,I der Laufschaufel ohne ihre vollständige Geometrie zu messen. Zudem sind m
I und r
S,I einfach zu messende Größen, beispielsweise kann m
I mittels einer Waage bestimmt werden.
[0007] Die vorherbestimmten Schwingungsmoden werden bevorzugt derart gewählt, dass die zu
den Schwingungsmoden zugehörigen Eigenfrequenzen ν
F,S gleich oder niederfrequenter als eine Vielfache Harmonische der Rotordrehfrequenz
sind, insbesondere die Achtfache Harmonische, wobei jeweils eine Wertetabelle ν
F(m, r
S) für eine Mehrzahl oder für alle der Schwingungsmoden aufgestellt wird, die Ist-Eigenfrequenz
ν
F,I für jede Wertetabelle bestimmt wird und das Wertepaar m
S und r
S,S derart ausgewählt wird, dass sich die bestimmten ν
F,I an die festgelegten ν
F,S zumindest annähern.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Verstimmen, insbesondere dem rotordynamischen
Verstimmen, eines eine Mehrzahl an Laufschaufeln aufweisenden Laufschaufelgitters
einer Strömungsmaschine weist die Schritte auf: a) Festlegen für jede der Laufschaufeln
des Laufschaufelgitters mindestens einer Soll-Eigenfrequenz ν
F,S, die die Laufschaufel für mindestens eine vorherbestimmte Schwingungsmode im Normalbetrieb
der Strömungsmaschine unter einer Fliehkrafteinwirkung hat, derart, dass die Schwingungsbelastung
des Laufschaufelgitters unter der Fliehkraft unterhalb einer Toleranzgrenze liegt;
b) Aufstellen einer Wertetabelle ν
F(m, r
S) und einer Wertetabelle ν
S(m, r
S) mit ausgewählten diskreten Massewerten m und radialen Schwerpunktslagen r
S, die sich aus Variationen der Nenngeometrie der Laufschaufel ergeben, und Ermitteln
der jeweiligen Eigenfrequenz ν
F unter der Fliehkraft und der jeweiligen Eigenfrequenz ν
S im Stillstand der Laufschaufel für jedes ausgewählte Wertepaar m und r
S; c) Messen der Masse m
I und der radialen Schwerpunktslage r
S,I einer der Laufschaufeln; d) Bestimmen von einer Ist-Eigenfrequenz ν
F,I der Laufschaufel unter der Fliehkraft durch Interpolieren der gemessenen Masse m
I und der gemessenen radialen Schwerpunktslage r
S,I in der Wertetabelle ν
F(m, r
S); e) in dem Fall, dass ν
F,I außerhalb einer Toleranz um ν
F,S liegt, Auswählen aus der Wertetabelle ν
F (m, r
S) eines Wertepaars m
S und r
S,S derart, dass sich ν
F,I an ν
F,S zumindest annähert, und Abtragen von Material der Laufschaufel derart, dass m
I und r
S,I dem Wertepaar m
S und r
S,S entsprechen; f) in dem Fall, dass Material abgetragen wurde, Messen der Eigenfrequenz
ν
S,I der Laufschaufel im Stillstand; g) Wiederholen der Schritte e) bis f) oder c) bis
f) bis ν
F,I innerhalb der Toleranz um ν
F,S und ν
S,I innerhalb einer der Toleranz entsprechenden Toleranz um ν
S,S liegt.
[0009] Durch das zusätzliche Messen der Eigenfrequenz ν
S,I kann die Ist-Eigenfrequenz ν
F,I unter der Fliehkraft vorteilhaft mit einer noch höheren Genauigkeit bestimmt werden.
Es ist auch möglich, zur Kontrolle des Abtragens lediglich die Messung der Eigenfrequenz
ν
S,I im Stillstand heranzuziehen, ohne die Messung von m
I und r
S,I zu wiederholen.
[0010] Die vorherbestimmten Schwingungsmoden werden bevorzugt derart gewählt, dass die zu
den Schwingungsmoden zugehörigen Eigenfrequenzen ν
F,S gleich oder niederfrequenter als eine Vielfache Harmonische der Rotordrehfrequenz
sind, insbesondere die Achtfache Harmonische, wobei jeweils eine Wertetabelle ν
F(m, r
S) und jeweils eine Wertetabelle ν
S(m, r
S) für eine Mehrzahl oder für alle der Schwingungsmoden aufgestellt wird, die Ist-Eigenfrequenz
ν
F,I und die Ist-Eigenfrequenz ν
S,I für jede Wertetabelle bestimmt wird, das Wertepaar m
S und r
S,S derart ausgewählt wird, dass sich die bestimmten ν
F,I an die festgelegten ν
F,S zumindest annähern und die Eigenfrequenzen ν
S,I für die vorherbestimmten Schwingungsmoden gemessen werden.
[0011] Die Variationen der Nenngeometrie weisen bevorzugt ein Verdicken und/oder ein Verdünnen
der Laufschaufel in jedem radialen Schnitt oder in radialen Abschnitten auf. Es ist
bevorzugt, dass die Variationen der Nenngeometrie ein lineares Variieren der Dicke
der Laufschaufel über den Radius aufweisen. Es ist vorteilhaft möglich, die Wertetabelle
durch das Verdicken und das Verdünnen der Nenngeometrie mit einer zur Bestimmung der
Eigenfrequenzen ν
F und ν
S ausreichenden Genauigkeit aufzustellen.
[0012] Die Soll-Eigenfrequenzen ν
F,S werden bevorzugt derart festgelegt, dass in dem Laufschaufelgitter benachbart angeordnete
Laufschaufeln ungleiche Soll-Eigenfrequenzen ν
F,S haben und dass die Soll-Eigenfrequenzen ν
F,S verschieden sind von der Rotordrehfrequenz im Normalbetrieb der Strömungsmaschine
bis einschließlich einer Vielfachen Harmonischen der Rotordrehfrequenz, insbesondere
der Achtfachen Harmonischen der Rotordrehfrequenz. Dadurch ist es unterbunden, dass
eine schwingende Laufschaufel eine ihr benachbarte Laufschaufel zu einer Schwingung
anregen kann und dass es zu einer Kopplung der Rotation des Laufschaufelgitters mit
den Schwingungen der Laufschaufeln kommt. Somit sind die Schwingungsbelastungen der
Laufschaufeln gering und ihre Lebensdauern lang.
[0013] Es ist bevorzugt, dass das Messen der Masse m
I und der radialen Schwerpunktslage r
S,I relativ als Differenzmessung zu einer Referenzschaufel erfolgt, die dreidimensional
vermessen wurde, insbesondere mittels eines Koordinatenmessgeräts und/oder mittels
eines optischen Verfahrens. Die Genauigkeit einer Messung hängt von der Größe des
Messbereichs ab, wobei ein größerer Messbereich in einer geringeren Genauigkeit resultiert.
Indem das Messen von m
I und r
S,I relativ zu der Referenzschaufel erfolgt, kann ein kleiner Messbereich mit einer hohen
Genauigkeit verwendet werden. Es ist daher nur erforderlich eine einzige Laufschaufel
als die Referenzschaufel zu nehmen und sie einmalig mit einem kostenintensiven dreidimensionalen
Verfahren zu charakterisieren, wodurch auch m
I und r
S,I aller anderen Laufschaufeln mit der hohen Genauigkeit gemessen werden können.
[0014] Es ist bevorzugt, dass das Wertepaar m
S und r
S,S derart ausgewählt wird, dass die Unwucht des Rotors verringert wird und/oder dass
der Aufwand zum Abtragen minimal wird. Die Kenntnis des Wertepaares m
S und r
S,S ist für ein Auswuchten des Rotors ausreichend, so dass vorteilhaft durch das Abtragen
des Materials ein Verstimmen und ein Auswuchten des Laufschaufelgitters in einem gemeinsamen
Verfahrensschritt erfolgen kann. Das Abtragen des Materials kann auch derart erfolgen,
dass die Menge des abzutragenden Materials minimiert wird.
[0015] Die vorherbestimmte Schwingungsmode wird bevorzugt derart gewählt, dass die Eigenfrequenz
ν
F,S der vorherbestimmten Schwingungsmode gleich oder niederfrequenter ist als die Vielfache
Harmonische der Rotordrehfrequenz, insbesondere die Achtfache Harmonische der Rotordrehfrequenz.
Die Eigenfrequenzen ν
F und/oder ν
I werden bevorzugt rechnerisch bestimmt, insbesondere mittels einer Finiten Elemente
Methode.
[0016] Es ist bevorzugt, dass beim Messen der Eigenfrequenz ν
S,I die Laufschaufel an ihrem Schaufelfuß eingespannt wird, die Schwingung der Laufschaufel
angeregt wird und die Schwingung gemessen wird. Die Schwingung wird bevorzugt mittels
Schwingungsaufnehmer, Beschleunigungssensoren, Dehnmessstreifen, piezoelektrischer
Sensoren und/oder optischer Verfahren gemessen. Hierbei handelt es sich um eine einfache
Methode zur Bestimmung der Eigenfrequenz.
[0017] Mittels eines Vergleichs der gemessenen Eigenfrequenz ν
S,I mit einer durch Interpolieren von m
I und r
S,I in der Wertetabelle ν
S(m, r
S) ermittelten Ist-Eigenfrequenz wird bevorzugt eine Anpassung des Modells zum Ermitteln
der Eigenfrequenzen ν
F und ν
S durchgeführt. Dadurch können vorteilhaft Einflüsse des Werkstoffes auf die Eigenfrequenzen
mit berücksichtigt werden.
[0018] Im Folgenden wird anhand der beigefügten schematischen Zeichnungen die Erfindung
näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- Längsschnitte von drei Laufschaufeln mit einer Nenngeometrie der Laufschaufel und
Variationen der Nenngeometrie,
- Figur 2
- eine zweidimensionale Auftragung von Eigenfrequenzen νS der Laufschaufel im Stillstand und eine zweidimensionale Auftragung von Eigenfrequenzen
νF der Laufschaufel unter Fliehkraft als Funktion der Masse m und der radialen Schwerpunktslage
rS der Laufschaufel und
- Figur 3
- ein Ablaufschema des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0019] Figur 1 zeigt drei Laufschaufeln 1 einer Strömungsmaschine, wobei die erste Laufschaufel
in ihrer Nenngeometrie 5, die zweite Laufschaufel sowohl in ihrer Nenngeometrie 5
als auch in einer ersten Variation 6 und einer zweiten Variation 7 und die dritte
Laufschaufel sowohl in ihrer Nenngeometrie 5 als auch in einer dritten Variation 8
und einer vierten Variation 9 dargestellt sind. Die Laufschaufeln 1 weisen einen Schaufelfuß
2, der an einer Rotorwelle 4 der Strömungsmaschine fest angebracht ist, und eine dem
Schaufelfuß 2 abgewandte Schaufelspitze 3 auf. Bei einer Schwingung der Laufschaufel
1 im Betrieb der Strömungsmaschine ist an dem Schaufelfuß 2 ein Schwingungsknoten
angeordnet. Der Radius r der Laufschaufel 1 ist von dem Schaufelfuß 2 zu der Schaufelspitze
3 gerichtet.
[0020] Die zweite Laufschaufel zeigt Variationen 6, 7 der Nenngeometrie 5 auf, bei denen
ausgehend von der Nenngeometrie 5 die Masse m jedoch nicht die radiale Schwerpunktslage
r
S der Laufschaufel verändert wird. In der ersten Variation 6 wird die Masse m vergrößert,
indem die zweite Laufschaufel in jedem radialen Abstand r zur Rotationsachse gleichmäßig
verdickt wird und in der zweiten Variation 7 wird die Masse m verringert, indem die
zweite Laufschaufel in jedem radialen Abstand r gleichmäßig verdünnt wird.
[0021] Bei den Variationen 8, 9 der dritten Laufschaufel wird ausgehend von der Nenngeometrie
5 die Dicke der Laufschaufel in der Umfangsrichtung und/oder der Axialrichtung linear
über den Radius r variiert. Gemäß der dritten Variation 8 wird ausgehend von der Nenngeometrie
5 die Laufschaufel an ihrem Schaufelfuß 2 verdickt und an ihrer Schaufelspitze 3 verdünnt
und gemäß der vierten Variation 9 wird ausgehend von der Nenngeometrie 5 die Laufschaufel
an ihrem Schaufelfuß 2 verdünnt und an ihrer Schaufelspitze 3 verdickt. Dadurch wird
in der dritten Variation 8 die radiale Schwerpunktslage r
S nach radial innen und in der vierten Variation 9 nach radial außen verschoben, wohingegen
sich die Masse m nicht verändert. Die Variationen 8, 9 können jedoch auch derart durchgeführt
werden, dass sowohl die Masse m als auch die radiale Schwerpunktslage r
S verändert werden. Zudem ist es möglich, die Masse m und die radiale Schwerpunktslage
r
S durch Verdicken und/oder Verdünnen der Laufschaufel 1 in ausgewählten radialen Abschnitten
durchzuführen.
[0022] Es wird eine Vielzahl von Variationen der Nenngeometrie 5 durchgeführt und für jede
Variation wird eine Eigenfrequenz ν
S der niederfrequentesten Biegeschwingung der an ihrem Schaufelfuß 2 eingespannten
und sich im Stillstand befindlichen Laufschaufel 1 mittels einer Finiten Elemente
Methode berechnet. Weiterhin wird für jede Variation die Eigenfrequenz ν
F der gleichen Biegeschwingung berechnet, wobei die auf die Laufschaufel 1 im Normalbetrieb
der Strömungsmaschine wirkende Fliehkraft berücksichtigt wird. Optional können bei
der Berechnung von ν
F auch eine erhöhte Temperatur und sich damit verändernde Werkstoffeigenschaften mit
berücksichtigt werden. Für ein gegebenes Laufschaufelgitter ist es vorteilhaft lediglich
erforderlich, die Variationen der Nenngeometrie einmalig durchzuführen.
[0023] Es wird anschließend für jede Variation der Nenngeometrie 5 die Masse m und die radiale
Schwerpunktslage r
S der Laufschaufel 1 bestimmt und eine Wertetabelle ν
S(m, r
S) mit Wertetripeln ν
S ,m, r
S und eine Wertetabelle ν
F(m, r
S) mit Wertetripeln ν
F, m, r
S aufgestellt. In der linken Auftragung in Figur 2 ist die Wertetabelle ν
S(m, r
S) und in der rechten Auftragung in Figur 2 die Wertetabelle ν
F(m, r
S) dargestellt, indem die jeweilige Eigenfrequenz ν
S 10 und ν
F 11 gegen die Masse m 12 und die radiale Schwerpunktslage r
S 13 aufgetragen ist. Die Eigenfrequenzen ν
S 10 und ν
F 11 sind dabei in willkürlichen Einheiten und die Nenngeometrie 5 ist jeweils bei
m=0 und r
S=0 aufgetragen. Aus Figur 2 ist ersichtlich, dass eine Verringerung der Masse m und
eine Verschiebung der radialen Schwerpunktslage r
S nach innen mit einer Erhöhung der Eigenfrequenzen ν
S 10 und ν
F 11 einhergehen.
[0024] In Figur 3 ist das erfindungsgemäße Verfahren in einem Ablaufschema dargestellt.
Es wird für jede der Laufschaufeln 1 des Laufschaufelgitters eine Soll-Eigenfrequenz
ν
F,S festgelegt 14, die die Laufschaufel 1 für die niederfrequenteste Biegeschwingung
der an ihrem Schaufelfuß 2 fest eingespannten Laufschaufel 1 im Normalbetrieb der
Strömungsmaschine unter einer Fliehkrafteinwirkung hat, derart, dass die Schwingungsbelastung
des Laufschaufelgitters unter der Fliehkraft unterhalb einer Toleranzgrenze liegt.
Dies wird dadurch erreicht, dass indem Laufschaufelgitter benachbart angeordnete Laufschaufeln
ungleiche Soll-Eigenfrequenzen ν
F,S haben und dass die Soll-Eigenfrequenzen ν
F,S verschieden sind von der Rotordrehfrequenz im Normalbetrieb der Strömungsmaschine
bis einschließlich der Achtfachen Harmonischen der Rotordrehfrequenz.
[0025] Anschließend wird zu jeder Soll-Eigenfrequenz ν
F,S eine entsprechende Soll-Eigenfrequenz ν
S,S ermittelt 15, die die Laufschaufel 1 für die niederfrequenteste Biegeschwingung der
an ihrem Schaufelfuß 2 fest eingespannten Laufschaufel 1 im Stillstand hat. Darauf
folgend werden, wie oben beschrieben, durch die Variationen der Nenngeometrie 5 die
Wertetabelle ν
S(m, r
S) und die Wertetabelle ν
F(m, r
S) aufgestellt 16.
[0026] Nach der Fertigung 18 der Laufschaufel 1 werden ihre Masse m und radiale Schwerpunktslage
r
S gemessen 19. Anschließend wird eine Ist-Eigenfrequenz ν
F,I der Laufschaufel 1 unter der Fliehkraft durch Interpolieren der gemessenen Masse
m
I und der gemessenen radialen Schwerpunktslage r
S,I in der Wertetabelle ν
F(m, r
S) bestimmt 17.
[0027] Es wird ein Ist-Soll Abgleich 21 durchgeführt, indem ν
F,I mit ν
F,S verglichen wird. In dem Fall, dass ν
F,I außerhalb einer Toleranz um ν
F,S liegt, wird aus der Wertetabelle ν
F(m, r
S) ein Wertepaar m
S und r
S,S derart ausgewählt, dass sich ν
F,I an ν
F,S zumindest annähert, und Material von der Laufschaufel 1 derart abgetragen 24 wird,
dass m
I und r
S,I dem Wertepaar m
S und r
S,S entsprechen. Wie es aus der rechten Auftragung aus Figur 2 ersichtlich ist, stehen
in der Regel eine Mehrzahl an Wertepaaren m
S und r
S,S zur Verfügung, um eine gewisse Eigenfrequenz ν
F,S zu erreichen. Aus der Mehrzahl an den Wertepaaren kann ein Wertepaar m
S und r
S,S derart ausgewählt werden, dass der Rotor der Strömungsmaschine ausgewuchtet ist und/oder
dass der Aufwand zum Abtragen minimal ist. Das Abtragen 24 kann beispielsweise durch
ein Schleifen erfolgen.
[0028] Zur Kontrolle des Abtragens 24 kann die Eigenfrequenz ν
S,I der Laufschaufel 1 im Stillstand gemessen 20 werden. Dazu wird die Laufschaufel 1
an ihrem Schaufelfuß 2 eingespannt, die Schwingung der Laufschaufel 1 angeregt, beispielsweise
durch einen Schlag, und der von der Laufschaufel 1 emittierte Schall gemessen. Alternativ
kann zur Kontrolle des Abtragens 24 auch die Masse m und radiale Schwerpunktslage
r
S der Laufschaufel 1 gemessen werden 19. Mit einer besonders hohen Genauigkeit kann
die Kontrolle durchgeführt werden, indem sowohl die Eigenfrequenz ν
S,I 20 als auch die Masse m und radiale Schwerpunktslage r
S 19 gemessen werden.
[0029] Es ist auch möglich, bereits vor dem Abtragen 24 des Materials sowohl die Masse m
und die radiale Schwerpunktslage r
S 19 als auch die Eigenfrequenz ν
S,I 20 zu messen, um damit die Ist-Eigenfrequenz ν
F,I mit einer besonders hohen Genauigkeit zu messen. Mittels eines Vergleichs der gemessenen
Eigenfrequenz ν
S,I mit einer durch Interpolieren von m
I und r
S,I in der Wertetabelle ν
S(m, r
S) ermittelten Ist-Eigenfrequenz kann eine Anpassung des Modells zum Ermitteln der
Eigenfrequenzen ν
F und ν
S durchgeführt werden.
[0030] In dem Fall, dass ν
F,I innerhalb einer Toleranz um ν
F,S liegt, können optionale Verfahrensschritte 22 an der Laufschaufel 1 durchgeführt
werden, wie beispielsweise ein Auftragen einer Beschichtung. Anschließend wird die
Laufschaufel 1 in das Laufschaufelgitter eingebaut 23.
[0031] Obwohl die Erfindung im Detail durch die bevorzugten Ausführungsbeispiele näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
1. Verfahren zum Verstimmen eines eine Mehrzahl an Laufschaufeln (1) aufweisenden Laufschaufelgitters
einer Strömungsmaschine mit den Schritten:
a) Festlegen (14) für jede der Laufschaufeln (1) des Laufschaufelgitters mindestens
einer Soll-Eigenfrequenz νF,S, die die Laufschaufel (1) für mindestens eine vorherbestimmte Schwingungsmode im
Normalbetrieb der Strömungsmaschine unter einer Fliehkrafteinwirkung hat, derart,
dass die Schwingungsbelastung des Laufschaufelgitters unter der Fliehkraft unterhalb
einer Toleranzgrenze liegt;
b) Aufstellen (16) einer Wertetabelle νF(m, rS) mit ausgewählten diskreten Massewerten m und radialen Schwerpunktslagen rS, die sich aus Variationen (6 bis 9) der Nenngeometrie (5) der Laufschaufel (1) ergeben,
und Ermitteln der jeweiligen Eigenfrequenz νF der vorherbestimmten Schwingungsmode unter der Fliehkraft für jedes ausgewählte Wertepaar
m und rS;
c) Messen (19) der Masse mI und der radialen Schwerpunktslage rS,I einer der Laufschaufeln (1);
d) Bestimmen (17) von einer Ist-Eigenfrequenz νF,I der Laufschaufel (1) unter der Fliehkraft durch Interpolieren der gemessenen Masse
mI und der gemessenen radialen Schwerpunktslage rS,I in der Wertetabelle νF(m, rS);
e) in dem Fall, dass νF,I außerhalb einer Toleranz um νF,S liegt, Auswählen aus der Wertetabelle νF(m, rS) eines Wertepaars mS und rS,S derart, dass sich νF,I an νF,S zumindest annähert, und Abtragen (24) von Material der Laufschaufel (1) derart, dass
mI und rS,I dem Wertepaar mS und rS,S entsprechen;
f) Wiederholen der Schritte c) bis e) bis νF,I innerhalb der Toleranz um νF,S liegt.
2. Verfahren zum Verstimmen eines eine Mehrzahl an Laufschaufeln (1) aufweisenden Laufschaufelgitters
einer Strömungsmaschine mit den Schritten:
a) Festlegen (14) für jede der Laufschaufeln (1) des Laufschaufelgitters mindestens
einer Soll-Eigenfrequenz νF,S, die die Laufschaufel (1) für mindestens eine vorherbestimmte Schwingungsmode im
Normalbetrieb der Strömungsmaschine unter einer Fliehkrafteinwirkung hat, derart,
dass die Schwingungsbelastung des Laufschaufelgitters unter der Fliehkraft unterhalb
einer Toleranzgrenze liegt;
b) Aufstellen (16) einer Wertetabelle νF(m, rS) und einer Wertetabelle νS(m, rS) mit ausgewählten diskreten Massewerten m und radialen Schwerpunktslagen rS, die sich aus Variationen (6 bis 9) der Nenngeometrie (5) der Laufschaufel (1) ergeben,
und Ermitteln der jeweiligen Eigenfrequenz νF der vorherbestimmten Schwingungsmode unter der Fliehkraft und der jeweiligen Eigenfrequenz
νS der vorherbestimmten Schwingungsmode im Stillstand der Laufschaufel (1) für jedes
ausgewählte Wertepaar m und rS;
c) Messen (19) der Masse mI und der radialen Schwerpunktslage rS,I einer der Laufschaufeln (1);
d) Bestimmen (17) von einer Ist-Eigenfrequenz νF,I der Laufschaufel (1) unter der Fliehkraft durch Interpolieren der gemessenen Masse
mI und der gemessenen radialen Schwerpunktslage rS,I in der Wertetabelle νF(m, rS);
e) in dem Fall, dass νF,I außerhalb einer Toleranz um νF,S liegt, Auswählen aus der Wertetabelle νF(m, rS) eines Wertepaars mS und rS,S derart, dass sich νF,I an νF,S zumindest annähert, und Abtragen (24) von Material der Laufschaufel (1) derart, dass
mI und rS,I dem Wertepaar mS und rS,S entsprechen;
f) in dem Fall, dass Material abgetragen wurde, Messen (20) der Eigenfrequenz νS,I der Laufschaufel (1) im Stillstand;
g) Wiederholen der Schritte e) bis f) oder c) bis f) bis νF,I innerhalb der Toleranz um νF,S und νS,I innerhalb einer der Toleranz entsprechenden Toleranz um νS,S liegt.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1,
wobei die vorherbestimmten Schwingungsmoden derart gewählt werden, dass die zu den
Schwingungsmoden zugehörigen Eigenfrequenzen νF,S gleich oder niederfrequenter als eine Vielfache Harmonische der Rotordrehfrequenz
sind, insbesondere die Achtfache Harmonische,
wobei jeweils eine Wertetabelle νF(m, rS) für eine Mehrzahl oder für alle der Schwingungsmoden aufgestellt (16) wird, die
Ist-Eigenfrequenz νF,I für jede Wertetabelle bestimmt (17) wird und das Wertepaar mS und rS,S derart ausgewählt wird, dass sich die bestimmten νF,I an die festgelegten νF,S zumindest annähern.
4. Verfahren gemäß Anspruch 2,
wobei die vorherbestimmten Schwingungsmoden derart gewählt werden, dass die zu den
Schwingungsmoden zugehörigen Eigenfrequenzen νF,S gleich oder niederfrequenter als eine Vielfache Harmonische der Rotordrehfrequenz
sind, insbesondere die Achtfache Harmonische,
wobei jeweils eine Wertetabelle νF(m, rS) und jeweils eine Wertetabelle νS(m, rS) für eine Mehrzahl oder für alle der Schwingungsmoden aufgestellt (16) wird, die
Ist-Eigenfrequenz νF,I und die Ist-Eigenfrequenz νS,I für jede Wertetabelle bestimmt (17) wird, das Wertepaar mS und rS,S derart ausgewählt wird, dass sich die bestimmten νF,I an die festgelegten νF,S zumindest annähern und die Eigenfrequenzen νS,I für die vorherbestimmten Schwingungsmoden gemessen (20) werden.
5. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei die Variationen (6 bis 9) der Nenngeometrie (5) ein Verdicken und/oder ein Verdünnen
der Laufschaufel (1) in jedem radialen Schnitt oder in radialen Abschnitten aufweisen.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die Variationen (6 bis 9) der Nenngeometrie (5) ein lineares Variieren (8, 9)
der Dicke der Laufschaufel (1) über den Radius aufweisen.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei die Soll-Eigenfrequenzen νF,S derart festgelegt werden, dass in dem Laufschaufelgitter benachbart angeordnete Laufschaufeln
ungleiche Soll-Eigenfrequenzen νF,S haben und dass die Soll-Eigenfrequenzen νF,S verschieden sind von der Rotordrehfrequenz im Normalbetrieb der Strömungsmaschine
bis einschließlich einer Vielfachen Harmonischen der Rotordrehfrequenz,
insbesondere der Achtfachen Harmonischen der Rotordrehfrequenz.
8. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei das Messen der Masse mI und der radialen Schwerpunktslage rS,I relativ als Differenzmessung zu einer Referenzschaufel erfolgt, die dreidimensional
vermessen wurde, insbesondere mittels eines Koordinatenmessgeräts und/oder mittels
eines optischen Verfahrens.
9. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8,
wobei das Wertepaar mS und rS,S derart ausgewählt wird, dass die Unwucht des Rotors verringert wird und/oder dass
der Aufwand zum Abtragen minimal wird.
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9,
wobei die vorherbestimmte Schwingungsmode derart gewählt wird, dass die Eigenfrequenz
νF,S der vorherbestimmten Schwingungsmode gleich oder niederfrequenter als eine Vielfache
Harmonische der Rotordrehfrequenz ist, insbesondere die Achtfache Harmonische der
Rotordrehfrequenz.
11. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 10,
wobei die Eigenfrequenzen νF und/oder νI rechnerisch bestimmt werden,
insbesondere mittels einer Finite Elemente Methode.
12. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 2, 4 bis 11,
wobei beim Messen der Eigenfrequenz νS,I die Laufschaufel (1) an ihrem Schaufelfuß (2) eingespannt wird, die Schwingung der
Laufschaufel (1) angeregt wird und gemessen wird.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 2, 4 bis 12,
wobei mittels eines Vergleichs der gemessenen Eigenfrequenz νS,I mit einer durch Interpolieren von mI und rS,I in der Wertetabelle νS(m, rS) ermittelten Ist-Eigenfrequenz eine Anpassung des Modells zum Ermitteln der Eigenfrequenzen
νF und νS durchgeführt wird.