[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Führen der Bewegung des Sprunggelenks
eines Skispringers, insbesondere einen Skisprungschuh, mit einem Unterteil und einem
Oberteil, wobei das Unterteil zur Verbindung mit einem Fuß und/oder zur wenigstens
teilweisen Aufnahme des Fußes ausgebildet ist und wobei das Oberteil zur Verbindung
mit einem Unterschenkel und/oder zur wenigstens teilweisen Aufnahme des Unterschenkels
ausgebildet ist.
[0002] Skisprungschuhe der vorgenannten Art sind seit geraumer Zeit bekannt. Sie haben ein
Unterteil in Form eines Fußteils, das den Fuß des Skispringers aufnimmt, und ein Oberteil
in Form eines Schafts, das den Unterschenkel des Skispringers fixiert. Der Unterschenkel
des Skispringers wird in dem Skisprungschuh in einer bestimmten Position in Bezug
auf den Fuß fixiert, um den Skispringer vor Verletzungen bei der Landung zu schützen.
[0003] Ferner wird seit geraumer Zeit versucht, die aerodynamischen Eigenschaften beim Skisprung
zu verbessern, um Sprünge über größere Distanzen zu ermöglichen. Dies hat die Ausgestaltung
der verwendeten Skisprungschuhe bisher nicht nennenswert beeinflusst. Hinsichtlich
der aerodynamischen Eigenschaften besteht zudem weiter Optimierungsbedarf.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die aerodynamischen Eigenschaften
beim Skisprung weiter zu verbessern.
[0005] Diese Aufgabe ist bei einer Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 dadurch
gelöst, dass das Oberteil derart schwenkbar gegenüber dem Unterteil gehalten ist,
dass nach dem Absprung ein Verschwenken des Oberteils nach vorne bezogen bezogen auf
den Zehenbereich wenigstens abschnittsweise in eine Neigung des Oberteils zur Innenseite
des Schuhs umgesetzt wird.
[0006] Die Erfindung hat also erkannt, dass durch eine Abkehr von den bisher verwendeten
Skisprungschuhen, bei denen das Unterteil in Form des Fußteils und das Oberteil in
Form des Schaftes steif miteinander verbunden sind, eine aerodynamische Verbesserung
erreicht werden kann. Dies ist, wie die Erfindung weiter erkannt hat, durch eine Neigung
des Unterschenkels gegenüber dem Fuß nach innen möglich, wenn der Skispringer bereits
abgesprungen ist und sich in der Flugphase befindet.
[0007] Die Haltung des Unterschenkels ist durch die Sprungtechnik vorgegeben. Beim sogenannten
V-Stil, bei dem der Springer die Beine spreizt, führt eine Neigung des Fußes gegenüber
dem Unterschenkel zur Innenseite dazu, dass der Ski flacher in den Wind gestellt wird.
Unter Wind wird hier die Luftströmung verstanden, die am Springer während des Flugs
vorbeiströmt. Der Ski bietet wegen der Neigung zwischen dem Unterteil und dem Oberteil
bzw. wegen der Neigung zwischen dem Fuß und dem Unterschenkel mehr Angriffsfläche
und erzeugt damit mehr Auftrieb. Ohne diese Neigung wäre der Ski stärker gegenüber
der Luftströmung geneigt und würde somit durch diese stärker hindurch schneiden, wobei
der Ski weniger Angriffsfläche bieten würde und der Auftrieb geringer wäre.
[0008] Eine weitere Erkenntnis der Erfindung liegt darin, dass das Unterteil und das Oberteil
nicht in weiten Grenzen frei beweglich gegeneinander verbunden werden. Dann könnte
der Skispringer zwar durch Anwinkeln seiner Sprunggelenke den zuvor beschriebenen
Vorteil erreichen. Allerdings würde das Sprunggelenk nicht ausreichend gestützt werden,
um den Skispringer bei der Landung vor Verletzungen zu schützen. Außerdem ist die
Kraft, mit der der Skispringer seine Sprunggelenke nach innen abknicken kann, recht
gering. Nicht zuletzt muss der Skispringer beim Sprung ohnehin auf sehr viele Details
achten, um große Weiten zu erzielen. Durch die Umsetzung der Verschwenkung des Unterschenkels
nach vorne in Richtung Fuß in eine Neigung des Oberteils bezogen auf das Unterteil
oder umgekehrt zur Innenseite des Fußes, wird eine insbesondere zwangweise Kopplung
der Bewegungen erreicht. Der Skispringer muss sich also keine Gedanken über die seitliche
Neigung des Oberteils zum Untereil oder umgekehrt machen, da diese in der Flugphase
infolge der vorgeschlagenen Vorrichtung automatisch und/oder zwangsweise erfolgt.
[0009] Beim sogenannten V-Stil öffnet der Skispringer in der Luft seine Beine, die demnach
ein V bilden. Die Winkelstellung der Beine gibt dann in etwa den Winkel vor, mit dem
die Unterseite des Skis zur Luftströmung ausgerichtet ist, wenn die Sprunggelenke
des Skispringers nicht abgeknickt sind. Dann entspricht der Winkel zwischen den Beinen
etwa dem zweifachen des Winkels zwischen Skiunterseite und der Luftströmung. Wenn
das Sprunggelenk jedoch infolge des Verschwenkens des Oberteils gegenüber dem Unterteil
und der daraus resultierenden Neigung zwischen Oberteil und Unterteil zur Innenseite
abgeknickt sein sollte, dann kann - optimalerweise - die Unterseite des Skis im Wesentlichen
senkrecht zur Luftströmung angeordnet sein. Diese Skihaltung ist natürlich auch bei
der Landung vorteilhaft, weil ein Verkanten des Skis beim Aufkommen auf den Boden
vermieden wird.
[0010] Die Schwenkbarkeit des Oberteils gegenüber dem Unterteil kann auf verschiedene Weisen
bereitgestellt werden. Beispielsweise kann hier wenigstens eine Hebelmechanik wie
beispielsweise ein Beschlag vorgesehen werden. Es können verschiedene nicht starre
Verbindungen aus dem Stand der Technik kombiniert werden. Bevorzugt ist es jedoch,
wenn der Aufwand für die Verbindung zwischen dem Oberteil und dem Unterteil gering
gehalten werden kann. Die Verbindung sollte einfach und damit zuverlässig und leicht
sein. Zudem können das Oberteil und das Unterteil an nur einer oder an mehreren Stellen,
beispielsweise 2, 3 oder 4 Stellen miteinander verbunden sein. Dabei kann jede Verbindungsstelle
bedarfsweise unterschiedliche Freiheitsgrade für die Bewegung zwischen dem Oberteil
und dem Unterteil bereitstellen.
[0011] Nicht ausgeschlossen ist es, dass sich die Bewegung zwischen dem Oberteil und dem
Unterteil vor dem Absprung und danach gleichen. Bevorzugt ist dies jedoch nicht, da
die Neigung des Oberteils zur Innenseite nur nach dem Absprung benötigt wird. Vor
dem Absprung nimmt der Skispringer die sogenannte Anfahrtshocke ein, in der das Oberteil
stark nach vorne gegenüber dem Unterteil verschwenkt ist. Hier würde eine starke Neigung
des Oberteils zur Seite eine enge und etwa parallele Stellung der Unterschenkel verhindern.
Vor dem Absprung sollte die Neigung des Oberteils zur Seite beispielsweise blockiert
oder kompensierbar sein. Eine entsprechende Blockade kann sich dadurch ergeben, dass
der Skispringer in der Anfahrtshocke aber nicht mehr nach dem Absprung fest auf dem
Ski steht. Mit dem Absprung könnte also eine Blockade aufgehoben werden. Beispielsweise
ist ein Anschlag, etwa weil er mit dem Ski verbunden ist, nach dem Absprung nicht
mehr wirksam vorhanden oder es wird durch die Distanz zwischen Ski und dem Schuh des
Skispringers nach dem Absprung bzw. durch die Kräfte beim Absprung eine Arretierung
gelöst. Die beschriebene Bewegung zwischen dem Oberteil und dem Unterteil zur Innenseite
des Fußes soll also wenigstens nach dem Absprung auftreten.
[0012] Die Vorrichtung ist vorzugsweise als Skisprungschuh ausgebildet. Die Vorrichtung
kann aber auch eine Art Orthese sein, die vor dem Schuh angezogen wird oder vor dem
Anziehen des Schuhs angelegt wird. Die Vorrichtung wird dann zusammen mit dem Fuß
in den eigentlichen Skisprungschuh eingeführt. Auch andere Arten von Vorrichtungen
sind denkbar, die zusammen mit einem Skisprungschuh verwendet werden.
[0013] Bei einer ersten bevorzugten Ausgestaltung der Vorrichtung kann die Verbindung zwischen
dem Oberteil und dem Unterteil eine Schwenkachse definieren. Diese Schwenkachse kann
besonders einfach und vorhersagbar die mögliche Bewegung zwischen dem Oberteil und
dem Unterteil festlegen. Durch geeignete Wahl der Schwenkachse kann nach dem Absprung
ein Verschwenken des Oberteils nach vorne in Richtung des vorderen Endes des Unterteils
in gewünschter Weise in eine Neigung des Oberteils zur Innenseite des Fußes umgesetzt
werden. Unter einem Umsetzen wird hierbei beispielsweise verstanden, dass das Verschwenken
des Oberteils nach vorne gleichzeitig und in vorbestimmter Weise zu einer Neigung
des Oberteils zur Innenseite führt. Man kann bedarfsweise auch von einer geführten
Bewegung oder davon sprechen, dass die Neigung zur Innenseite automatisch und/oder
zwangsweise mit dem Verschwenken des Oberteils nach vorne zum Zehenbereich des Unterteils
einhergeht. Das Voranstehende soll jedenfalls nach einem Absprung und für bestimmte
Neigungsbereiche zwischen dem Oberteil und dem Unterteil gelten. Dadurch kann bedarfsweise
ein natürlicher Bewegungsablauf für den Skispringer sichergestellt werden.
[0014] Die Verbindung zwischen dem Oberteil und dem Unterteil kann alternativ oder zusätzlich
eine Schwenkachse so festlegen, dass die Schwenkachse nach dem Absprung auf der Innenseite
des Fußes höher angeordnet ist als auf der Außenseite des Fußes. Dies kann jedenfalls
für einen bestimmten oder den vollen Winkelbereich des Verschwenkens des Oberteils
gegenüber dem Unterteil nach vorne zu den Zehen des Skispringers so sein. Die Schwenkachse
kann also gegenüber einer im Wesentlichen senkrecht zum Unterschenkel ausgerichteten
Ebene geneigt sein. Der Neigungswinkel kann grundsätzlich kleiner 20°, kleiner 15°,
kleiner 10° oder kleiner 5° sein. Alternativ oder zusätzlich kann der Neigungswinkel
größer 5°, größer 10° und größer 15° sein. Je größer der Winkel ist, desto stärker
neigt sich das Oberteil zur Seite, wenn es nach vorne geschwenkt wird. Optimale Winkel
sind auch stark vom Stil des Skispringers und der Beweglichkeit seiner Sprunggelenke
abhängig.
[0015] Bei einer entsprechenden Schwenkachse führt bereits alleine die Schwenkbewegung des
Oberteils gegenüber dem Unterteil nach vorne bezogen auf den Fuß zu einer Neigung
des Oberteils zur Innenseite des Fußes. Zwei gekoppelte Bewegungen, etwa eine Verschwenkung
und eine Neigung, müssen dann nicht parallel vorgesehen sein. Um die gewünschte Bewegung
des Sprunggelenks auf die persönlichen Grundvorrausetzungen des Skispringers abstimmen
zu können, kann die Schwenkachse im Wesentlichen senkrecht zur Längserstreckung des
Fußes verlaufen oder auch leicht in Längserstreckung des Fußes geneigt sein. Infrage
kommen in diese Richtung Neigungswinkel von kleiner 20°, kleiner 15°, kleiner 10°
oder kleiner 5°. Alternativ oder zusätzlich kann der Neigungswinkel größer 5°, größer
10° und größer 15° sein.
[0016] Die zuvor beschriebenen Vorteile der Erfindung lassen sich besonders leicht erreichen,
wenn die Verbindung zwischen dem Oberteil und dem Unterteil eine Schwenkachse derart
bestimmt, dass diese beim Verschwenken des Oberteils nach vorne bezogen auf den Fuß
des Skispringers wenigstens abschnittsweise schräg zum Sprunggelenk verläuft. Dies
sollte jedenfalls nach dem Absprung und/oder für einen bestimmten Bereich des Verschwenkens
des Oberteils gegenüber dem Unterteil nach vorne der Fall sein. Unter einer schrägen
Schwenkachse kann eine solche verstanden werden, die geneigt zu einer Schwenkachse
verläuft, um welche sich das Sprunggelenk dreht, wenn dieses nicht zu einer Seite
abgeknickt ist bzw. wenn der Unterschenkel sich dabei nicht zu einer Seite neigt.
Wird das Oberteil um diese Schwenkachse um das Untereil verschwenkt, bewegt sich das
Oberteil in einer konstanten Ebene, die vorzugsweise senkrecht zu einer durch den
Fuß definierten Ebene ist.
[0017] Zu dieser "normalen Schwenkachse" kann die Schwenkachse einen Neigungswinkel von
kleiner 20°, kleiner 15°, kleiner 10° oder kleiner 5° aufweisen. Alternativ oder zusätzlich
kann der Neigungswinkel größer 5°, größer 10° und größer 15° sein. Auch hier ist das
Optimum wieder stark vom Skispringer abhängig. Dabei sollte die Schwenkachse insbesondere
auch gegenüber einer durch den Fuß aufgespannten Ebene geneigt sein, und zwar beispielsweise
mit den zuvor angegebenen Neigungswinkeln. Die Schwenkachse kann bedarfsweise auch
zur Längserstreckung des Fußes geneigt sein, um sich den persönlichen Bedürfnissen
des Skispringers anzupassen. Mit anderen und einfacheren Worten sollte die Schwenkachse
nach oben bzw. nach unten geneigt sein. Zudem kann die Schwenkachse auch nach vorne
bzw. hinten geneigt sein, und zwar jeweils bezogen wahlweise auf das Unterteil, das
Oberteil, den Fuß, das Sprunggelenk und/oder den Unterschenkel.
[0018] Damit es dem Skispringer möglich ist, vor dem Absprung eine günstige Anfahrtshocke
einzunehmen, kann die Verbindung zwischen dem Oberteil und dem Unterteil derart ausgebildet
sein, dass das Oberteil vor dem Absprung gegenüber dem Unterteil wenigstens abschnittsweise
zur Außenseite des Fußes geneigt bzw. gekippt werden kann. Dies kann bedarfsweise
erfolgen, ohne dass das Oberteil dabei bezogen auf den Fuß nach vorne und/oder hinten
gegenüber dem Unterteil verschwenkt wird. Es ist also ein weiterer Freiheitsgrad der
Bewegung zwischen dem Oberteil und dem Unterteil vorgesehen, durch den der Skispringer
die beim Nachvorneschwenken des Oberteils prinzipiell eintretende Neigung zur Innenseite
ausgleichen kann, beispielsweise wenn er die hierfür benötigte Kraft aufbringt. Vorzugsweise
kann die Kraft vom Skispringer nur vor dem Sprung aufgebracht werden, da durch das
Aufstehen des Skispringers auf dem Ski ein Gegenlager bereitgestellt wird, das nach
dem Absprung nicht mehr genutzt werden kann. Wenn der Skispringer auf dem Ski steht,
kann er den Unterschenkel gegenüber dem Ski oder dem Unterteil nach außen neigen bzw.
kippen, da die Position des Skis festgelegt bleibt (Widerlager). In der Luft ist dies
nicht möglich. Ändert der Skispringer dann die Neigung der Unterschenkel, ändert er
damit auch die Neigung des Skis. Anderes gilt nur, wenn gleichzeitig die Sprunggelenke
abgeknickt werden oder der Staudruck der Luftströmung an den Skiunterseiten sehr hohe
Kräfte bewirken würde.
[0019] In diesem Zusammenhang bietet es sich insbesondere an, wenn die Verbindung zwischen
dem Oberteil und dem Unterteil ein Federmittel umfasst, gegen dessen Federkraft bzw.
Rückstellkraft das Oberteil gegenüber dem Unterteil zur Außenseite geneigt werden
kann. Die Federkraft kann dann so bemessen sein, dass die entsprechende Bewegung des
Oberteils gegenüber dem Unterteil nur dann möglich ist, wenn der Skispringer mit seinem
Gewicht auf dem Ski steht. Nach dem Absprung lässt sich die Federkraft dann nicht
oder kaum überwinden, weil es hierfür an einem Widerlager bzw. hinreichend Staudruck
der Luftströmung an der Skiunterseite fehlt.
[0020] Die eigentliche Neigung des Oberteils gegenüber dem Unterteil zur Außenseite des
Fußes kann durch ein längenveränderliches Bauteil der Verbindung zwischen dem Oberteil
und dem Unterteil ermöglicht werden. Als längenveränderliche Bauteile kommen komprimierbare,
zusammenschiebbare, teleskopierbare oder solche Bauteile in Frage, bei denen zwei
Teile gegeneinander verschoben werden.
[0021] In bevorzugter Ausgestaltung kann das längenveränderliche Bauteil eine Ausgleichslasche,
einen an der Ausgleichslasche gehaltenen Schiebling und ein Federmittel aufweisen.
Der Schiebling kann entlang der Ausgleichslasche verschoben werden. Das Federmittel
ist dabei so mit dem Schiebling gekoppelt, dass der Schiebling in einer Richtung entlang
der Ausgleichslasche nur gegen die Federkraft bzw. Rückstellkraft des Federmittels
verschoben werden kann. In die entgegengesetzte Richtung kann der Schiebling dann
unterstützt von der Federkraft des Federmittels verschoben werden. Auf diese Weise
kann eine Neigung des Oberteils gegenüber dem Unterteil zur Außenseite hin ermöglicht
werden, wozu eine Federkraft überwunden werden muss. Dies ist nur dann möglich, wenn
hierfür ein geeignetes Widerlager vorhanden ist. Dies ist im Falle der Anfahrtshocke
des Skispringers der Fall. Nach dem Sprung sorgt die Federkraft dafür, dass der Schiebling
eine vorbestimmte Position einnimmt und beibehält, weil kein Widerlager vorhanden
ist, um gegen die Federkraft anzuarbeiten.
[0022] Eine einfache Konstruktion kann ermöglicht werden, wenn das Unterteil und das Oberteil
an der Innenseite und an der Außenseite des Fußes jeweils über einen Drehpunkt miteinander
verbunden sind. Die Schwenkachse zwischen dem Oberteil und dem Unterteil läuft dann
durch diese Drehpunkte. Somit kann durch die Lage der Drehpunkte die Lage der Schwenkachse
festgelegt werden. Vorzugsweise ist bezogen auf den Fuß und/oder bedarfsweise in Bezug
auf eine durch den Fuß definierte Ebene der Drehpunkt auf der Innenseite des Fußes
höher angeordnet als der Drehpunkt auf der Außenseite des Fußes. Dadurch wird ein
Schwenken des Oberteils nach vorne in Richtung Fuß in ein Neigen des Oberteils zur
Innenseite umgesetzt. Alternativ oder zusätzlich kann höher hier auch als höher bezogen
auf das Unterteil und/oder das Sprunggelenk des Skispringers gemeint sein. Günstige
Ergebnisse werden erzielt, wenn der Höhenunterschied zwischen dem Drehpunkt auf der
Innenseite des Fußes und dem Drehpunkt auf der Außenseite des Fußes zwischen 0,5 cm
und 5 cm, insbesondere zwischen 1 cm und 3 cm beträgt.
[0023] Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass das Unterteil und das Oberteil
an der Innenseite und an der Außenseite des Fußes jeweils über einen Drehpunkt miteinander
verbunden sind, wobei der Drehpunkt auf der Innenseite des Fußes gegenüber dem Drehpunkt
auf der Außenseite des Fußes weiter vorne oder weiter hinten bezogen auf die Längserstreckung
des Fußes und/oder bezogen auf das Sprunggelenk des Skispringers angeordnet ist. Dadurch
kann die Neigung des Oberteils gegenüber dem Unterteil bei einem Verschwenken des
Oberteils gegenüber dem Unterteil nach vorne in Richtung Fußspitze verstärkt, abgeschwächt
und/oder an die Beweglichkeit des Sprunggelenks des jeweiligen Skispringers angepasst
werden.
[0024] Als besonders geeignet haben sich in ersten Tests Skisprungschuhe erwiesen, die nach
Art eines Tourenskischuhs aufgebaut sein können. Die Skisprungschuhe können als Unterteil
eine Kunststoffschale und als Oberteil einen Kunststoffschaft aufweisen. Dadurch wird
eine hohe Stabilität erreicht. Zudem kann die Verbindung dieser beiden, an sich starren
Teile, gezielt so erfolgen, dass die gewünschten Freiheitsgrade für die Bewegung erreicht
werden. Bei Tourenskischuhen sind die Kunststoffschale und der Kunststoffschaft an
zwei Drehpunkten verbunden, die auf gegenüberliegenden Seiten des Sprunggelenks und
bezogen auf dieses auf der gleichen Höhe angeordnet sind. Ein Verschwenken des Kunststoffschafts
führt daher zu keiner Neigung des Kunststoffschafts zur Seite, was beim Tourenskischuh
zur Stabilisierung des Sprunggelenks auch unerwünscht ist.
[0025] Wenn vorliegend von einem Drehpunkt gesprochen wird, kann dieser so ausgebildet sein,
dass außer einer Drehung um eine vorgegebene Achse keine weitere Bewegung unterstützt
wird. Der Drehpunkt kann aber der Einfachheit halber auch als Kugelgelenk ausgebildet
sein, so dass ggf. auch ein Kippen möglich ist und die Lage der Drehachse variierbar
ist. Es sind aber auch andere Ausgestaltungen möglich, die wenigstens ein Verschwenken
von Oberteil zu Unterteil ermöglichen.
[0026] Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass verdrehfest mit dem Unterteil
und/oder dem Oberteil eine Distanzlasche verbunden ist. Diese ist vorzugsweise auch
ortsfest mit dem Oberteil und/oder dem Unterteil verbunden. In einem Abstand dazu
kann die Distanzlasche mit dem Oberteil oder einem mit dem Oberteil verbundenen Bauteil
drehbar verbunden sein. Durch die Ausrichtung und die Ausgestaltung der Distanzlasche
kann die Lage des Drehpunkts beispielsweise auf der Innenseite des Fußes beeinflusst
werden. So ist eine individuelle Anpassung an den Springer und zudem ggf. eine Variation
zwischen zwei Sprüngen möglich.
[0027] Die Distanzlasche kann dabei schwenkbar mit der bereits beschriebenen Ausgleichslasche
verbunden sein. Dann kann durch die Ausrichtung und Ausgestaltung der Distanzlasche
die Lage der Drehachse beispielsweise auf der Innenseite bestimmt werden und gleichzeitig
die Möglichkeit bereitgestellt werden, das Oberteil etwa in der Anfahrtshocke gegenüber
dem Unterteil nach außen zu kippen, um das Neigen des Oberteils nach innen beim Einnehmen
der Anfahrtshocke wenigstens teilweise auszugleichen. Das Oberteil und/oder Unterteil
kann dann verdrehfest mit dem Schiebling verbunden sein. Die Verbindung kann zudem
ortsfest sein. So ist die wichtigste Funktion sichergestellt und kann beispielsweise
auch ein konventioneller Tourenskischuh als Basis herangezogen werden.
[0028] Durch geeignete Ergänzung von Distanzlasche, Ausgleichslasche und Schiebling, kann
bei einem konventionellen Tourenskischuh oder aber auch bei einem speziellen Skisprungschuh
nach Art eines konventionellen Tourenskischuhs die gewünschte Funktionalität bereitgestellt
werden. Dabei hat die Ergänzung dieser Bauteile den weiteren Vorteil, dass der Skisprungschuh
sehr schnell individuell eingestellt werden kann. Durch Austausch der Distanzlasche
und/oder durch Änderung der Neigung der Distanzlasche nach vorne zu den Zehen oder
hinten zu der Ferse, kann eine Justierung der Lage der Schwenkachse zwischen dem Unterteil
und dem Oberteil vorgenommen werden.
[0029] Grundsätzlich kann ein Federmittel so vorgesehen sein, dass der Schiebling entlang
der Ausgleichslasche in einer Richtung wenigstens abschnittsweise gegen die Federkraft
des Federmittels verschoben werden kann. So kann der Skispringer vor dem Absprung
in die Anfahrtshocke gehen und die Neigung des Oberteils gegenüber dem Unterteil nach
innen dadurch ausgleichen, dass er das Oberteil gegen die Federkraft des Federmittels
um das Unterteil nach außen kippt. Da ein entsprechendes Verkippen des Oberteils um
das Unterteil nach dem Absprung vermieden werden soll, ist die Federkraft vorzugsweise
entsprechend hoch gewählt. Als Gegenlager wirkt dann nur der Staudruck der Luftströmung
gegen die Ski, der ein Zusammendrücken des Federmittels nicht erlaubt. Gleichzeitig
sollte die Federkraft nicht so hoch sein, damit der Skispringer sie leicht überwinden
kann.
[0030] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigt
- Fig. 1A-D
- einen ersten erfindungsgemäßen Skisprungschuh für den rechten Fuß in verschiedenen
Phasen des Skisprungs in einer Ansicht von außen,
- Fig. 2
- den ersten erfindungsgemäßen Skisprungschuh für den linken Fuß in einer Ansicht von
hinten,
- Fig. 3A-B
- ein Detail des Skisprungschuhs aus Fig. 2 in vergrößerter Ansicht und in Explosionsdarstellung,
- Fig. 4A-D
- den Skisprungschuh aus Fig. 2 in verschiedenen Phasen des Skisprungs in einer Ansicht
von innen,
- Fig. 5
- einen zweiten erfindungsgemäßen Skisprungschuh in einer Ansicht von hinten.
[0031] In den Fig. 1A-D ist ein Skisprungschuh 1 für den rechten Fuß in einer Ansicht von
dessen Außenseite dargestellt. Der Skisprungschuh 1 ist nach Art eines Tourenskischuhs
aufgebaut. Dies bedeutet, dass er ein Oberteil 2 in Form eines starren Schafts und
ein Unterteil 3 in Form einer starren Schale aufweist. Der Schaft und die Schale sind
dabei vorzugsweise aus Kunststoff. Im Oberteil 2 des Skisprungschuhs 1 kann teilweise
der Unterschenkel des Skispringers aufgenommen werden. Im Unterteil 3 kann der Fuß
des Skispringers aufgenommen werden. Wenn der Skispringer seinen Fuß in den Skisprungschuh
1 gesteckt hat, sind das Oberteil 2 und das Unterteil 3 im Bereich des Sprunggelenks
drehbar miteinander verbunden. Dort bilden zwei Verbindungsstellen 4,5, von denen
eine auf der Innenseite und die andere auf der Außenseite des Fußes liegt, Drehpunkte
6,7 für das Verschwenken des Oberteils 2 gegenüber dem Unterteil 3 aus.
[0032] In der Fig. 1A ist der Skisprungschuh 1 in einer Stellung dargestellt, die er einnimmt,
wenn der Springer die Anfahrtshocke eingenommen hat. Der Ski und die Bindung sind
ebenso wenig dargestellt wie der Skispringer selbst. Das Oberteil 2 ist dabei um den
Drehpunkt 6 mit dem Unterteil 3 nach vorne in Richtung der Fußspitze verschwenkt.
Eine Skiebene SE, die auf Höhe des Skis und parallel zu diesem ist, ist schematisch
durch eine strichpunktierte Linie angedeutet. Etwa parallel zur Skiebene SE befindet
sich eine durch den Fuß definierte Ebene, die jedoch auf Höhe des Unterteils 3 des
Skisprungsschuhs 1 und durch den Fuß selbst verläuft und parallel zu dessen Längserstreckung
ist. Es kann aber auch vorgesehen sein, dass der Skisprungschuh 1 nach vorne geneigt
auf dem Ski steht. Dies kann erreicht werden, indem der Skisprungschuh im hinteren
Bereich auf einem Keil oder einem Zwischenstück und nicht direkt auf dem Ski aufsteht,
der/das dort eine Höhe von etwa 1 cm bis etwa 5 cm aufweist. Ein entsprechendes Zwischenstück
bzw. ein entsprechender Keil ist in der Zeichnung der besseren Anschaulichkeit halber
nicht berücksichtigt.
[0033] Am Schanzentisch angekommen richtet sich der Springer auf und der Unterschenkel ist
etwa rechtwinklig zur Ebene des Fußes angeordnet. In der Fig. 1B ist der Skisprungschuh
1 unmittelbar nach dem Abspringen dargestellt. Das Oberteil 2 ist also gegenüber dem
Unterteil 3 nach hinten Richtung Ferse geschwenkt und zwar so, dass der Unterschenkel
etwa vertikal ausgerichtet ist. Die Skiebene SE hat sich dadurch im Wesentlichen nicht
verändert.
[0034] Nun legt sich der Springer mit seinem Oberkörper nach vorne in die Luftströmung.
Dabei schwenkt das Oberteil 2 wieder nach vorne in Bezug auf das Unterteil 3, wie
dies in der Fig. 1C dargestellt ist. Der Ski entfernt sich zudem vom Fersenbereich
8 des Unterteils 3. In der in der Fig. 1D dargestellten anschließenden Flugphase ist
der Oberkörper des Springers maximal nach vorne geneigt. Gleiches gilt für das Oberteil
2, das in Bezug auf das Unterteil 3 maximal nach vorne in Richtung des Zehenbereichs
9 des Unterteils 3 verschwenkt ist. Der Fersenbereich 8 des Unterteils 3 ist weiter
vom Ski beabstandet. Zur Landung wird sich der Unterschenkel wieder etwas aufrichten
und sich das Oberteil 2 wieder etwas zurück in Richtung der Ferse verschwenken.
[0035] In der Fig. 2 ist ein gleichartiger Skisprungschuh 1 für den linken Fuß in einer
Ansicht von hinten dargestellt. Das Oberteil 2 ist soweit zurück geschwenkt, dass
der Unterschenkel im Wesentlichen vertikal ausgerichtet ist. Das Unterteil 3 ist so
ausgerichtet, dass die Ebene des Fußes im Wesentlichen horizontal verläuft. Auf der
linken Seite des Skisprungschuhs 1, also dessen Außenseite, ist der Drehpunkt 6 analog
zu dem Drehpunkt 6 der Fig. 1A-D dargestellt. Auf der rechten Seite des Skisprungschuhs
1, also dessen Innenseite, ist der Drehpunkt 7 zwischen dem Oberteil 2 und dem Unterteil
3 nicht auf der gleichen Höhe, sondern höher vorgesehen. Dazu ist zwischen dem Oberteil
2 und dem Unterteil 3 ein Beschlag 10 vorgesehen. Dieser Beschlag 10, der detaillierter
in Fig. 3A-B dargestellt ist, weist eine Distanzlasche 11 auf, die ortsfest und drehfest
mit dem Unterteil 3 verbunden ist. Beim dargestellten und insoweit bevorzugten Skisprungschuh
1 befindet sich diese Verbindungsstelle 12 auf der Höhe des Drehpunkts 6 zwischen
dem Oberteil 2 und dem Unterteil 3 an der Außenseite.
[0036] Die Basis des Skisprungschuhs 1 bildet ein konventioneller Skischuh nach Art eines
Tourenskischuhs, der um den Beschlag 10 ergänzt worden ist. Die Distanzlasche 11 kann
bei dem dargestellten und insoweit bevorzugten Skisprungschuh 1 in unterschiedlichen
Winkeln nach vorne zum Zehenbereich 9 oder nach hinten zum Fersenbereich 8 drehfest
und ortsfest mit dem Unterteil verbunden werden, um die Eigenschaften des Skisprungschuhs
1 individuell einstellbar zu machen. Die Distanzlasche 11 ist drehbar mit einer Ausgleichslasche
13 verbunden, die Distanzlasche 11 und die Ausgleichslasche 13 sind beim dargestellten
und insoweit bevorzugten Skisprungschuh 1 im Wesentlichen parallel zueinander ausgerichtet.
Die Ausgleichslasche 11 ist zudem verdrehfest aber nicht ortfest am Oberteil 2 befestigt.
Daher sind das Oberteil 2 und das Unterteil 3 auf der Innenseite um die drehbare Verbindung
14 zwischen der Distanzlasche 11 und der Ausgleichslasche 13 gegeneinander schwenkbar.
Somit sind beim dargestellten und insoweit bevorzugten Skisprungschuh 1 ein Drehpunkt
7 auf der Innenseite und ein Drehpunkt 6 auf der Außenseite festgelegt. Diese beiden
Drehpunkte 6,7 legen zudem die Lage der Schwenkachse SA zum Verschwenken des Oberteils
2 gegenüber dem Unterteil 3 fest. Diese Schwenkachse SA läuft nämlich durch beide
Drehpunkte 6,7.
[0037] Da die Drehpunkte 6,7 bezogen auf das Unterteil 3, den Fuß und insbesondere auf das
Sprunggelenk unterschiedlich hoch abgeordnet sind, verläuft die Schwenkachse SA schräg
zum Sprunggelenk, jedenfalls in seiner Normalausrichtung, in der das Sprunggelenk
nicht zu einer Seite abgeknickt oder geneigt ist. Infolge dieser schrägen Schwenkachse
SA neigt sich das Oberteil 2, wenn es aus der in der Fig. 2 dargestellten Stellung
nach vorne Richtung des Zehenbereichs 9 gegenüber dem Unterteil 3 verschwenkt wird,
zur Innenseite des Fußes. Der Beschlag 10 zwischen dem Oberteil 2 und dem Unterteil
3 weist noch einen Schiebling 15 auf, um die entsprechende Neigung des Oberteils zur
Innenseite wenigstens teilweise zu kompensieren, wenn der Springer noch nicht abgesprungen
ist und sich etwa in der Anfahrtshocke befindet.
[0038] Der Aufbau des Beschlags 10 des dargestellten und insoweit bevorzugten Skisprungsschuhs
1 ist insbesondere in den Fig. 3A-B dargestellt. In der Fig. 3A ist der Beschlag 10
zusammengebaut dargestellt. Ein anderes Aussehen oder ein anderer Aufbau des Beschlags
10 wäre natürlich denkbar. Links ist die Distanzlasche 11 dargestellt, die am unteren
Ende einen Vorsprung 16 zum drehfesten und ortsfesten Verbinden mit dem Unterteil
3 aufweist. Am oberen Ende ist die Distanzlasche 11 über eine Hülse 17 mit der Ausgleichslasche
13 verbunden. Um diese kann die Distanzlasche 11 gegenüber der Ausgleichslasche 13
verschwenkt werden.
[0039] An der Distanzlasche 11 ist ein Schiebling 15 gehalten, der mit seitlichen Rippen
18 in eine Aussparung 19 der Ausgleichslasche eingreift. Der Schiebling 15 kann so
längs der Ausgleichslasche 13 rauf und runter verschoben werden. Wenn der Schiebling
15 jedoch zum Drehpunkt zwischen der Ausgleichslasche 13 und der Distanzlasche 11
hin verschoben wird, muss dazu eine Rückstellkraft eines Federmittels 20 überwunden
werden. Beim dargestellten und insoweit bevorzugten Skisprungschuh 1 ist nämlich zwischen
dem Schiebling 15 und der Ausgleichlasche 13 ein Federmittel 20 platziert, was bei
der entsprechenden Bewegung des Schieblings 15 komprimiert wird. Das Federmittel 20
sorgt auch dafür, dass der Schiebling 15 in eine Ausgangsposition an dem vom Drehpunkt
abgewandten Ende der Ausgleichslasche 13 zurück verschoben wird, wenn die von außen
auf den Beschlag 10 ausgeübte Kraft wegfällt. Das Federmittel 20 entspannt sich dann
und die Rückstellkraft des Federmittels 20 erzwingt die entsprechde Rückstellung des
Schieblings 15. Der Schiebling 15 selbst ist über den Vorsprung 21 drehfest und ortsfest
mit dem Oberteil 2 verbunden.
[0040] In den Fig. 4A-D ist ein Skisprungschuh 1 für den linken Fuß von seiner Innenseite
aus gesehen dargestellt. Dieser Skisprungschuh 1 ist gleichartig mit dem Skisprungschuh
1 aus den Fig. 1A-D ausgebildet, der von der Außenseite dargestellt worden ist.
[0041] In der Fig. 4A ist die Stellung des Skisprungschuhs 1 in der Anfahrtshocke dargestellt,
wobei das Oberteil 2 gegenüber dem Unterteil 3 nach vorne geschwenkt ist. Dementsprechend
ist auch die Ausgleichslasche 13 gegenüber der Distanzlasche 11 nach vorne zum Zehenbereich
9 verschwenkt. Einer seitlichen Neigung des Oberteils 2 infolge der schräg gestellten
Schwenkachse SA zur Innenseite des Fußes wirkt der Springer entgegen, indem er das
Oberteil 2 zur Außenseite des Fußes kippt. Dabei drückt der Springer das Oberteil
2 im Bereich des Beschlags 10 nach oben. Diese Bewegung wird durch den Beschlag 10
ermöglicht, indem der Schiebling 15 entlang der Ausgleichslasche 13 nach oben verschoben
und das Federmittel 20 zwischen dem Schiebling 15 und der Ausgleichslasche 13 gegen
die Rückstellkraft deformiert wird. Das in der Fig. 4A dargestellte Federmittel 20
wird beispielsweise komprimiert. Das Unterteil 3 des Skisprungschuhs 1 steht fest
auf dem Ski, dessen Ebene beispielhaft durch die strichpunktierte Linie dargestellt
ist. Das Unterteil wirkt also als Widerlager für das Kippen des Oberteils 2 nach außen.
Anders ausgedrückt kann das Unterteil 3 der Bewegung nicht ausweichen.
[0042] In der Stellung des Skisprungschuhs 1 kurz nach dem Absprung steht der Unterschenkel
aufrecht und ist somit das Oberteil 2 relativ zum Unterteil 3 nach hinten zur Ferse
verschwenkt. In dieser Position verläuft die Schwenkachse SA in einer Ebene, die senkrecht
zu einer vom Fuß definierten Ebene ist. In der dargestellten Stellung kann diese Ebene
parallel zu einer durch den Unterschenkel definierten Ebene sein. Das Oberteil 2 ist
also in der Stellung der Fig. 4B nicht nach innen geneigt, und zwar ohne dass der
Springer das Oberteil 2 nach außen drückt. Daher ist der Schiebling 15 in der ausgefahrenen
Position an der Ausgleichslasche 13 positioniert. Dafür sorgt bereits die Federkraft
des Federmittels 20, da das Unterteil 3 bereits abgehoben hat und somit keine Kräfte
mehr an den Boden übertragen kann.
[0043] In der sich anschließenden Flugphase neigt sich das Oberteil 2 gegenüber dem Unterteil
3 wieder nach vorne. Da das Unterteil frei in der Luft ist, kann der Springer nicht
gegen die Federkraft des Federmittels 20 des Beschlags 10 ankommen. Daher wird das
Oberteil 2 bei der Verstellung von der Stellung gemäß Fig. 4B zur Stellung gemäß Fig.
4C infolge der schräg zu einer durch den Fuß definierten Ebene verlaufenden Schwenkachse
SA zwischen dem Oberteil 2 und dem Unterteil 3 zwangsweise zur Innenseite des Fußes
geneigt. Der Unterschenkel ist in der Fig. 4C schräg zu einer Ebene ausgerichtet,
die parallel sowohl zur Flugrichtung als auch zur Vertikalen verläuft. Das Abknicken
des Sprunggelenks infolge der schrägen Schwenkachse zwischen Oberteil 2 und Unterteil
3 führt daher zu einem Eindrehen des Skis, und zwar so, dass dieser flacher zur Luftströmung
ausgerichtet ist. So wird beim Flug mehr Auftrieb und damit mehr Weite erzielt.
[0044] Nicht dargestellt ist, dass der Beschlag 10 der Fig. 4A-D auch auf der Außenseite
des Skisprungschuhs vorgesehen sein könnte, dann müsste er aber andersherum montiert
sein. Die Schwenkachse 22 zwischen der Distanzlasche 11 und der Ausgleichslasche 13
wäre dann unterhalb der Verbindungsstelle zwischen dem Unterteil 2 und der Distanzlasche
11 bzw. der Verbindungsstelle zwischen dem Schiebling 15 und dem Oberteil 2. Auch
ist es nicht zwingend, dass die Distanzlasche 11 am Unterteil 3 und der Schiebling
15 am Oberteil 2 festgelegt ist. Der Beschlag 10 könnte auch andersherum montiert
sein.
[0045] Ein abgewandelter Skisprungschuh 1 wird in der Fig. 5 dargestellt. Bei diesem ist
auch auf der Außenseite ein Beschlag 23 zwischen der Unterseite 3 und der Oberseite
2 des Skisprungschuhs 1 vorgesehen. Dieser besteht nur aus zwei parallelen Distanzlaschen
11. Eine Ausgleichslasche 13 und ein Schiebling 15 sind nicht vorgesehen. Die Funktion,
das Oberteil 2 nach außen neigen bzw. kippen zu können, wird von dem auf der Innenseite
des Fußes vorgesehenen Beschlag 10 übernommen. Es könnte aber auch auf der Außenseite
ein Beschlag 10 mit einer Ausgleichslasche 13 und einem Schiebling 15 statt der zweiten
Distanzlasche 11 verbaut sein. Dann würden die beiden Schieblinge 15 zusammenwirken.
Insbesondere bei der Verwendung von zwei Beschlägen 10,23 kann auch nur an der Außenseite
ein Beschlag 10 mit einer Ausgleichslasche 13 und einem Schiebling 15 vorgesehen sein,
während auf diese Bauteile bei dem Beschlag 23 an der Innenseite verzischtet wird.
Dort können dann beispielsweise zwei Distanzlaschen 11 vorgesehen sein. Durch die
beiden Beschläge 10 an gegenüberliegenden Seiten des Skisprungschuhs 1 kann jedenfalls
die Schwenkachse SA beispielsweise steiler ausgerichtet oder zentraler durch das Sprunggelenk
gelegt werden.
1. Vorrichtung zum Führen der Bewegung des Sprunggelenks eines Skispringers, insbesondere
Skisprungschuh (1), mit einem Unterteil (2) und einem Oberteil (3), wobei das Unterteil
(3) zur Verbindung mit einem Fuß und/oder zur wenigstens teilweisen Aufnahme des Fußes
ausgebildet ist und wobei das Oberteil (2) zur Verbindung mit einem Unterschenkel
und/oder zur wenigstens teilweisen Aufnahme des Unterschenkels ausgebildet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Oberteil (2) derart schwenkbar gegenüber dem Unterteil (3) gehalten ist, dass
nach dem Absprung ein Verschwenken des Oberteils (2) nach vorne bezogen auf den Zehenbereich
(9) des Unterteils (3) wenigstens abschnittsweise in eine Neigung des Oberteils (2)
zur Innenseite des Skisprungschuhs (1) umgesetzt wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Verbindung zwischen dem Oberteil (2) und dem Unterteil (3) eine Schwenkachse (SA)
so definiert, dass nach dem Absprung mit einem zwangsweisen Verschwenken des Oberteils
(2) zur Innenseite des Skisprungschuhs (!) einhergeht.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Verbindung zwischen dem Oberteil (2) und dem Unterteil (3) eine Schwenkachse (SA)
so definiert, dass die Schwenkachse (SA) nach dem Absprung auf der Innenseite des
Fußes bezogen auf das Unterteil (3) höher angeordnet sein kann als auf der Außenseite
des Fußes.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Verbindung zwischen dem Oberteil (2) und dem Unterteil (3) eine Schwenkachse (SA)
so definiert, dass die Schwenkachse (SA) nach dem Absprung beim Verschwenken des Oberteils
(2) nach vorne bezogen auf den Zehenbereich (9) des Unterteils (3) wenigstens abschnittsweise
schräg zum Sprunggelenk verläuft.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Verbindung zwischen dem Oberteil (2) und dem Unterteil (3) derart ausgebildet
ist, dass das Oberteil (2) vor dem Absprung gegenüber dem Unterteil (3) wenigstens
abschnittsweise zur Außenseite des Fußes geneigt werden kann, und zwar, vorzugsweise,
ohne das Oberteil (2) dabei gegenüber dem Unterteil (3) nach vorne zum Zehenbereich
(9) und/oder nach hinten zum Fersenbereich (8) zu verschwenken.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Verbindung zwischen dem Oberteil (2) und dem Unterteil (3) ein die Neigung des
Oberteils (2) gegenüber dem Unterteil (3) zur Außenseite des Fußes ermöglichendes
längenveränderliches Bauteil umfasst.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
das längenveränderliche Bauteil eine Ausgleichslasche (13), einen an der Ausgleichslasche
(13) gehaltener Schiebling (15) und ein Federmittel (20) aufweist und dass der Schiebling
(15) sowohl gegen die Federkraft des Federmittels (20) als auch in umgekehrter Richtung
längs der Ausgleichslasche (13) verschieblich ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Unterteil (3) und das Oberteil (2) an der Innenseite und an der Außenseite des
Fußes jeweils über einen Drehpunkt (6,7) miteinander verbunden sind und dass der Drehpunkt
(7) auf der Innenseite höher bezogen auf das Unterteil (3) und/oder das Sprunggelenk
des Skispringers angeordnet ist als auf der Außenseite.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Höhenunterschied zwischen den Drehpunkten (6,7) auf der Innenseite und der Außenseite
des Fußes zwischen 0,5 cm und 5 cm, insbesondere zwischen 1 cm und 3 cm beträgt.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Unterteil (3) und das Oberteil (2) an der Innenseite und an der Außenseite des
Fußes jeweils über einen Drehpunkt (6,7) miteinander verbunden sind und dass der Drehpunkt
(7) auf der Innenseite weiter vorne oder weiter hinten bezogen auf den Fuß und/oder
bezogen auf das Sprunggelenk des Skispringers angeordnet ist als auf der Außenseite.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Unterteil (3) eine Kunststoffschale und das Oberteil (2) ein Kunststoffschaft
ist, vorzugsweise nach Art eines Tourenskis.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen der Kunststoffschale und dem Kunststoffschaft auf der Innenseite und/oder
der Außenseite des Fußes ein Beschlag (10,23) vorgesehen ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
verdrehfest mit dem Oberteil (2) und/oder dem Unterteil (3) eine Distanzlasche (11)
verbunden ist und, vorzugsweise, dass die Distanzlasche (11) drehbar mit dem jeweils
anderen Unterteil (3) und/oder Oberteil (2) verbunden ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Distanzlasche (11) schwenkbar mit der Ausgleichslasche (13) verbunden ist, dass,
vorzugsweise, dass Oberteil (2) und/oder Unterteil (3) verdrehfest mit dem Schiebling
(15) verbunden ist und dass der Schiebling (15) entlang der Ausgleichslasche (13)
verschieblich gehalten ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Federmittel (20) vorgesehen ist und dass der Schiebling (15) entlang der Ausgleichslasche
(13) in einer Richtung gegen die Federkraft des Federmittels (20) verschieblich ist.