[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Abscheiden von Partikeln aus einem mit
Partikeln beladenen Gasstrom, insbesondere einen Elektroabscheider, einen Bausatz
zum Nachrüsten eines Elektroabscheiders sowie ein Verfahren zum Abscheiden von Partikeln
aus einem mit Partikeln beladenen Gasstrom.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Zur Reinigung eines mit Partikeln beladenen Gasstroms sind im Stand der Technik Elektroabscheider
in verschiedenen Formen bekannt, beispielsweise als Rohrelektroabscheider oder als
Plattenelektroabscheider. Beim Betrieb der Geräte kommt es bei hohen Partikelkonzentrationen
zum sogenannten Corona Quenching, wodurch die Abscheideleistung verringert wird.
[0003] Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Abscheideleistung ist eine bipolare Aufladung
des Gasstroms bzw. Aerosols, um eine Agglomeration zu erzielen. Es ist beispielsweise
bekannt, das Aerosol mittels separater Hochspannungselektroden bipolar aufzuladen.
Die separaten Elektroden sind entweder in einem gemeinsamen Kanal installiert oder
in separaten Kanälen, wobei die unterschiedlich aufgeladenen Gasströme anschließend
vermischt werden. Des Weiteren ist eine Ausführungsform bekannt, wobei die separaten
Elektroden hintereinander angeordnet sind und nach dem Durchfluss durch die Elektroden
eine anschließende Vermischung stattfindet. Es ist auch bekannt, die Agglomeration
durch überlagerte Wechselfelder zu beschleunigen.
[0004] Eine Vorrichtung und ein Verfahren zum bipolaren Aufladen eines Aerosols ist aus
dem Dokument
DE 44 00 827 C1 bekannt. Das Aerosol wird durch einen Strömungskanal geleitet, in dem zumindest ein
Elektrodenpaar angeordnet ist. Eine Elektrode des Paars ist erdfrei mit dem positiven
Pol einer Spannungsquelle verbunden und die andere Elektrode ist erdfrei mit dem negativen
Pol verbunden. Die Spitzen der Elektroden liegen sich gegenüber. Zwischen den Elektroden
wird eine Koronaentladung gebildet, wodurch das Aerosol nahezu symmetrisch bipolar
aufgeladen wird. Bei einer symmetrischen Beaufschlagung des Aerosols mit positiven
und negativen Ionen wird jedoch nur eine geringe Nettoladung des Aerosols erreicht,
die für eine rasche Abscheidung nicht ausreicht. Letzteres ist bei dem Agglomerationsverfahren
nach dem Stand der Technik auch nicht erwünscht, da hier das Agglomerationsprodukt
mit der Gasphase abtransportiert werden soll.
[0005] In dem Dokument
US 7,452,411 B2 ist eine Vorrichtung zum Abscheiden eines Aerosols beschrieben. Die Vorrichtung umfasst
eine erste Elektrode, die an einem ersten Potenzial anliegt, und eine zweite Elektrode,
die an einem zweiten Potenzial anliegt. Die erste Elektrode ist konfiguriert, eine
Koronaentladung auszubilden, wodurch das Aerosol aufgeladen wird. Geladene Partikel
des Aerosols setzen sich an der zweiten Elektrode ab und werden ausgeschieden.
Zusammenfassung der Erfindung
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, verbesserte Technologien zum Abscheiden von Partikeln
anzugeben. Der Einfluss des Corona Quenchings soll überwunden werden, um eine gute
Abscheidung in einem kleinen Bauvolumen zu erzielen.
[0007] Die Aufgabe wird durch eine Vorrichtung zum Abscheiden von Partikeln aus einem mit
Partikeln beladenen Gasstrom nach dem unabhängigen Anspruch 1, einen Bausatz nach
dem unabhängigen Anspruch 12 sowie ein Verfahren nach dem unabhängigen Anspruch 13
gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand von abhängigen
Ansprüchen.
[0008] Nach einem Aspekt der Erfindung ist eine Vorrichtung zum Abscheiden von Partikeln
aus einem mit Partikeln beladenen Gasstrom vorgesehen, insbesondere ein Elektroabscheider.
Die Vorrichtung weist einen Strömungskanal auf, mit einem Eingangsbereich, in den
der mit Partikeln beladene Gasstrom eintritt, und einem Ausgangsbereich, aus dem der
zumindest teilweise von den Partikeln gereinigte Gasstrom austritt. In dem Strömungskanal
ist eine Sprühelektrode angeordnet, die mit einer Hochspannungsquelle elektrisch verbunden
ist, derart, dass beim Anlegen einer Hochspannung eine erste Koronaentladung an der
Sprühelektrode ausgebildet wird. Des Weiteren ist eine Niederschlagselektrode gebildet,
die am Erdpotenzial anliegt, und an welcher elektrisch geladene Partikel aus dem Gasstrom
angelagert werden. Im Strömungskanal ist wenigstens eine Gegenelektrode angeordnet,
die mit der Niederschlagselektrode elektrisch verbunden ist und ebenfalls auf Erdpotenzial
liegt. Die wenigstens eine Gegenelektrode ist konfiguriert, beim Überschreiten einer
Grenzfeldstärke des elektrischen Feldes aufgrund einer Partikelraumladung im Bereich
der Gegenelektrode eine zweite Koronaentladung auszubilden, die zu der ersten Koronaentladung
entgegen gesetzt gepolt ist. Nach einem weiteren Aspekt der Erfindung ist ein Bausatz
zum Nachrüsten eines Elektroabscheiders vorgesehen, wobei der Elektroabscheider einen
Strömungskanal, eine Sprühelektrode und eine Niederschlagselektrode aufweist. Der
Bausatz umfasst wenigstens eine Gegenelektrode, die im Strömungskanal installierbar
ist, nach der Installation mit der Niederschlagselektrode elektrisch verbunden ist
und am Erdpotenzial liegt. Die wenigstens eine Gegenelektrode ist konfiguriert, beim
Überschreiten einer Grenzfeldstärke des elektrischen Feldes aufgrund einer Partikelraumladung
im Bereich der Gegenelektrode eine Koronaentladung auszubilden, die zu einer Koronaentladung
der Sprühelektrode entgegen gesetzt gepolt ist.
[0009] Nach einem anderen Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Abscheiden von Partikeln
aus einem mit Partikeln beladenen Gasstrom bereitgestellt. Das Verfahren umfasst die
folgenden Schritte: Einleiten des mit Partikeln beladenen Gasstroms in einen Strömungskanal
durch einen Eingangsbereich, Ausbilden einer ersten Koronaentladung mittels einer
im Strömungskanal angeordneten und mit einer Hochspannungsquelle elektrisch verbundenen
Sprühelektrode, Aufladen der Partikel in der ersten Koronaentladung, sodass sich die
geladenen Partikel an einer am Erdpotenzial anliegenden Niederschlagselektrode absetzen,
Ausbilden einer zweiten Koronaentladung, die zu der ersten Koronaentladung entgegen
gesetzt gepolt ist, wenn eine Grenzfeldstärke des elektrischen Feldes aufgrund einer
Partikelraumladung im Bereich der Niederschlagselektrode überschritten wird, und Ableiten
des zumindest teilweise von den Partikeln gereinigten Gasstroms aus dem Strömungskanal
durch einen Austrittsbereich. Beispielsweise kann wenigstens eine Gegenelektrode in
dem Strömungskanal angeordnet sein, die mit der Niederschlagselektrode elektrisch
verbunden ist und auf Erdpotenzial liegt. Die wenigstens eine Gegenelektrode kann
in der Nähe der Niederschlagselektrode angeordnet oder direkt mit dieser verbunden
sein. Die wenigstens eine Gegenelektrode kann konfiguriert sein, beim Überschreiten
einer Grenzfeldstärke des elektrischen Feldes aufgrund einer Partikelraumladung im
Bereich der Gegenelektrode die zweite Koronaentladung auszubilden.
[0010] Der mit Partikeln beladene Gasstrom bildet ein Aerosol. Die Partikel können in festem
oder flüssigem Zustand vorliegen. Auf dem Weg des Gasstroms durch den Strömungskanal
werden die Partikel zumindest teilweise aus dem Gasstrom entfernt. In der ersten Koronaentladung,
die von der Sprühelektrode ausgeht, werden die Gasteilchen ionisiert. Die Gasionen
sammeln sich an den Partikeln im Gasstrom, sodass geladene Partikel gebildet werden.
Die geladenen Partikel wandern zur Niederschlagselektrode und setzen sich dort ab,
beispielsweise in Form einer Staubschicht. Die Reinigung der Niederschlagselektrode
kann als trockene Reinigung, beispielsweise durch Klopfen, oder nasse Reinigung, beispielsweise
mittels Abspülen mit Wasser, erfolgen.
[0011] In Abhängigkeit von der Konzentration der Partikel in dem Gasstrom können verschiedene
Betriebszustände auftreten. Bei niedrigen Konzentrationen wird das elektrische Feld
im Strömungskanal im Wesentlichen durch das statische Feld der Sprühelektrode und
das Raumladungsfeld der Gasionen bestimmt. Die von den geladenen Partikeln gebildete
Partikelraumladung ist bei niedrigen Konzentrationen gering und hat nur wenig Einfluss
auf das elektrische Feld und den Betrieb der Vorrichtung. Bei diesen Bedingungen wird
an der wenigstens einen Gegenelektrode noch keine zweite Koronaentladung ausgelöst.
[0012] Bei einer hohen Partikelkonzentration sammeln sich viele geladene Partikel an der
Niederschlagselektrode. Hierdurch steigt die Partikelraumladung im Bereich der Niederschlagselektrode
stark an und die Stromaufnahme der Sprühelektrode wird unterdrückt. Es kommt zu einem
sogenannten "Corona Quenching". Wenn die von der Partikelraumladung ausgehende Feldstärke
eine Grenzfeldstärke im Bereich der wenigstens einen Gegenelektrode übersteigt, wird
an der Gegenelektrode eine zweite Koronaentladung ausgebildet, die gegenpolig zu der
ersten Koronaentladung ist. Es kommt zu einer bipolaren Koronaentladung zwischen der
Sprühelektrode und der wenigstens einen Gegenelektrode.
[0013] Hierdurch werden Gasionen im Bereich der wenigstens einen Gegenelektrode gebildet,
die zu den in der ersten Koronaentladung gebildeten Gasionen entgegen gesetzt geladenen
sind. Die entgegen gesetzt geladenen Gasionen sammeln sich an den Partikeln, sodass
ein gegenpolig aufgeladenes Aerosol mit einer gegenpoligen Raumladung entsteht. Die
gegenpoligen Raumladungen ziehen sich an und es kommt zu einer sehr schnellen Vermischung
der gegenpolig geladenen Aerosole. Hierdurch wird die Gesamtraumladung sehr schnell
reduziert. Die gegenpolig geladenen Partikel ziehen sich wechselseitig und agglomorieren
zu größeren, elektrisch neutralen Partikeln. Parallel zum gequenchten Betrieb wird
somit ein Agglomerationsvorgang ausgeführt. Die Gesamtpartikelkonzentration nimmt
hierdurch ab und die größeren Partikel sind leichter abscheidbar. Die Reduzierung
der Gesamtraumladung hebt das Corona Quenching zumindest teilweise wieder auf und
die Sprühelektrode kann den Gasstrom erneut aufladen. Sobald durch den Agglomerationsprozess
die Partikelkonzentration soweit abgenommen hat, dass das Corona Quenching stark abnimmt
oder gar endet, wird die zweite Koronaentladung an der wenigstens einen Gegenelektrode
beendet. Die Gegenelektrode fällt gewissermaßen automatisch wieder in einen "inaktiven"
Zustand. Eine energieintensive Agglomeration des Aerosols durch bipolare Aufladung
wird somit genau und nur dann ausgelöst, wenn die Konzentration der Partikel so groß
ist, dass das Corona Quenching auftritt.
[0014] Zumindest für flüssige Aerosole ist das Bauvolumen einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
gegenüber dem Bauvolumen eines aus dem Stand der Technik bekannten Elektroabscheiders,
der ausschließlich im unipolaren Betrieb (und unter gequenchten Bedingungen) arbeitet,
um einen Faktor 2 bis 4 geringer.
[0015] Die Konfiguration der wenigstens einen Gegenelektrode erfolgt durch eine geeignete
Wahl der Form und der hierzu gehörenden Abmessungen, beispielsweise Durchmesser, Länge
und Oberflächenradien.
[0016] Die Sprühelektrode kann beispielsweise im Zentrum des Strömungskanals angeordnet
sein. Alternativ kann vorgesehen sein, dass die Sprühelektrode abweichend vom Zentrum
des Strömungskanals angeordnet ist. Die Sprühelektrode kann als einzelner Draht gebildet
sein. Alternativ oder ergänzend kann die Sprühelektrode sternförmig oder aus Platten
gebildet sein, die zueinander gewinkelt angeordnet sind. An die Sprühelektrode kann
mittels der Hochspannungsquelle eine positive oder eine negative Hochspannung angelegt
werden. Es können auch mehrere Sprühelektroden im Strömungskanal angeordnet sein,
welche alle die gleiche Form oder eine Kombination der vorgenannten Formen aufweisen
können.
[0017] Nach einer Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass die wenigstens eine Gegenelektrode
im Eingangsbereich des Strömungskanals angeordnet ist. Die hohen Partikelkonzentrationen,
die zum Corona Quenching führen, treten in der Regel im Eingangsbereich auf. Den nachteiligen
Auswirkungen des gequenchten Betriebs kann durch geeignete Platzierung der wenigstens
einen Gegenelektrode entgegen gewirkt werden. Es kann vorgesehen sein, dass der Ausgangsbereich
des Strömungskanals frei von Gegenelektroden ist, um Material und Energie beim Betrieb
der Vorrichtung zu sparen.
[0018] Nach einer Weiterbildung ist vorgesehen, dass die wenigstens eine Gegenelektrode
als Spitze oder Kante gebildet ist. Eine spitze Gegenelektrode hat die Form eines
Stifts, wobei die Länge der Elektrode größer ist als der Durchmesser. Ein in den Strömungskanal
ragendes Ende der Spitze hat einen Rundungsdurchmesser, der kleiner ist als der Durchmesser
des Elektrodenschaftes. Die Gegenelektrode kann als längliche Kante einer Fläche gebildet
sein, die in den Strömungskanal hineinragt. Die Spitze bzw. Kante kann direkt auf
der Niederschlagselektrode angeordnet sein.
[0019] Gemäß einer anderen Fortbildung ist vorgesehen, dass die wenigstens eine Gegenelektrode
als aufgespannter Draht oder als Drahtgitter gebildet ist. Die Gegenelektrode in Form
eines Drahtes oder Drahtgitters kann derart im Strömungskanal angeordnet sein, dass
sie von der Niederschlagselektrode beabstandet ist.
[0020] Die konkrete Formgebung und Ausgestaltung der wenigstens einen Gegenelektrode sollte
in Bezug auf die Gestaltung der Vorrichtung erfolgen. Wenn die Gegenelektrode als
Spitze geformt ist, kann ihre Länge etwa 2 % bis 10 % des Durchmessers bzw. Querschnitts
des Strömungskanals betragen. Beispielsweise können der Durchmesser der Spitze zwischen
0,5 und 5 mm und der Spitzenradius zwischen 0,05 mm und 0,5 mm betragen. Die Werte
für den Durchmesser und den Spitzenradius sind vorzugsweise kleiner oder gleich den
entsprechenden Werten für die Sprühelektrode.
[0021] Wenn mehrere Gegenelektroden in der Vorrichtung gebildet sind, können die oben genannten
Formen für die Gegenelektroden beliebig miteinander kombiniert werden. Alternativ
kann vorgesehen sein, dass alle Gegenelektroden die gleiche Form aufweisen.
[0022] Es kann vorgesehen sein, dass eine Strommesseinrichtung an die wenigstens eine Gegenelektrode
angeschlossen ist, um den über die Gegenelektrode abfließenden Strom zu messen. Dies
ermöglicht eine Überwachung des Betriebszustands der Gegenelektrode, woraus Maßnahmen
zur Prozesssteuerung abgeleitet werden können. Beispielsweise kann mittels einer Anzeigeeinrichtung
angezeigt werden, dass sich die Gegenelektrode aktiviert hat und eine Koronaentladung
stattfindet.
[0023] Nach einer weiteren Ausführungsform ist der Strömungskanal innerhalb eines Rohrs
gebildet. Dies entspricht der Bauweise eines Rohrelektroabscheiders. Das Rohr kann
beispielsweise einen kreisrunden, einen ovalen, einen quadratischen oder einen rechteckigen
Querschnitt haben. Darüber hinaus sind weitere Querschnitte denkbar. Es kann vorgesehen
sein, dass mehrere Gegenelektroden in Bezug auf den Querschnitt des Rohrs symmetrisch
angeordnet sind. Beispielsweise können drei Gegenelektroden entlang der Innenwand
des Rohrs mit gleichmäßigem Abstand zueinander angeordnet sein. Alternativ können
mehrere Gegenelektroden in Bezug auf den Querschnitt des Rohrs nicht symmetrisch angeordnet
sein. Eine nicht symmetrische Anordnung kann zu einer verbesserten Quervermischung
des Aerosols führen. Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass der Abstand zwischen
der Sprühelektrode und der Niederschlagselektrode kleiner ist als der Abstand zwischen
der Sprühelektrode und der wenigstens einen Gegenelektrode. Diese Anordnung ist insbesondere
für rechteckige oder quadratische Querschnitte vorteilhaft, da Überschläge zwischen
der wenigstens einen Gegenelektrode und der Sprühelektrode hierdurch verhindert werden.
[0024] Nach einer anderen Weiterbildung ist vorgesehen, dass der Strömungskanal durch eine
erste Platte und eine zweite Platte begrenzt ist, die sich gegenüberliegen, und wobei
an der ersten und zweiten Platte jeweils wenigstens eine Gegenelektrode angeordnet
ist. Eine derartige Anordnung wird auch als Plattenelektroabscheider bezeichnet. Es
kann vorgesehen sein, dass mehrere an der ersten Platte angeordnete Gegenelektroden
entlang der Strömungsrichtung versetzt zu mehreren an der zweiten Platte angeordneten
Gegenelektroden angeordnet sind. Die versetzte Anordnung der Gegenelektroden verbessert
die Quervermischung des Aerosols und verringert die Gefahr von Überschlägen zwischen
der Sprühelektrode und den Gegenelektroden.
[0025] Die vorgenannten Merkmale gelten für den Bausatz zum Nachrüsten eines Elektroabscheiders
entsprechend. Das Verfahren kann mit einer Vorrichtung mit den vorgenannten Merkmalen
durchgeführt werden.
Beschreibung beispielhafter Ausführungsformen
[0026] Im Folgenden wird die Erfindung anhand beispielhafter Ausführungsformen unter Bezugnahme
auf Figuren einer Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Rohrelektroabscheiders,
- Fig. 2
- einen qualitativen Verlauf der elektrischen Feldstärke in einem Rohrelektroabscheider,
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts eines Rohrelektroabscheiders,
- Fig. 4
- den Querschnitt aus Fig. 3 mit Zonen der Raumladungen,
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts eines weiteren Rohrelektroabscheiders,
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts noch eines weiteren Rohrelektroabscheiders,
- Fig. 7
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts eines rechteckigen Elektroabscheiders,
- Fig. 8
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts eines weiteren rechteckigen Elektroabscheiders,
- Fig. 9
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts noch eines weiteren rechteckigen
Elektroabscheiders,
- Fig. 10
- eine schematische Darstellung eines Plattenelektroabscheiders und
- Fig. 11
- eine schematische Darstellung eines weiteren Plattenelektroabscheiders.
[0027] Im Folgenden werden für gleiche Komponenten gleiche Bezugszeichen verwendet.
[0028] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Rohrelektroabscheiders. Ein Strömungskanal
1 weist einen Eingangsbereich 2 auf, in welchen ein mit Partikeln beladener Gasstrom
in den Abscheider eintritt. Der zumindest teilweise von Partikeln gereinigte Gasstrom
tritt über einen Ausgangsbereich 3 wieder aus dem Abscheider aus.
[0029] Im Strömungskanal 1 ist eine sternförmige Sprühelektrode 4 aufgehängt, die mit einer
Hochspannungsquelle (nicht dargestellt) verbunden ist. Die Hochspannungsquelle kann
eine positive oder eine negative Hochspannung bereitstellen. Die Sprühelektrode 4
kann alternativ als Draht oder aus zueinander verwinkelt angeordneten Platten gebildet
sein. Beim Anlegen einer ausreichend hohen Spannung an die Sprühelektrode 4 bildet
sich eine erste Koronaentladung. Gasteilchen werden in der ersten Koronaentladung
ionisiert und lagern sich an Partikeln an, sodass geladene Partikel gebildet werden.
[0030] An der Innenwand des Rohres ist eine Niederschlagselektrode 5 gebildet, die am Erdpotenzial
anliegt. Die geladenen Partikel sammeln sich auf der Niederschlagselektrode 5 und
werden aus dem Gasstrom entfernt. Auf der Niederschlagselektrode 5 sind mehrere Gegenelektroden
6 befestigt, die in den Strömungskanal 1 hineinragen. Wenn bei einer hohen Partikelkonzentration
die elektrische Feldstärke einen kritischen Wert im Bereich der Gegenelektroden 6
übersteigt, bildet sich an den Gegenelektroden 6 jeweils eine zweite Koronaentladung,
die zu der ersten Koronaentladung der Sprühelektrode 4 entgegen gesetzt gepolt ist.
Dies führt zu einer bipolaren Agglomeration der unterschiedlich geladenen Partikel.
Aus dem Gasstrom ausgeschiedene Partikel werden mittels einer Öffnung 7 ausgetragen.
[0031] Die Gegenelektroden 6 sind vorzugsweise im Eingangsbereich 2 angeordnet. Die Agglomeration
und die günstige Quervermischung erhöhen die Abscheideleistung des Abscheiders.
[0032] In Fig. 2 ist der qualitative, radiale Verlauf der elektrischen Feldstärke in einem
Rohrelektroabscheider bei verschiedenen Betriebszuständen dargestellt. Die Kurven
8 und 9 beziehen sich auf einen herkömmlichen Abscheider, der keine Gegenelektroden
aufweist. Kurve 8 zeigt den Verlauf bei einer niedrigen Partikelkonzentration. Der
Verlauf bei einer hohen Partikelkonzentration ist durch Kurve 9 gezeigt. Hier kommt
es zum Corona Quenching. Den Einfluss der wenigstens einen Gegenelektrode an der Innenwand
des Abscheiders (also bei maximalem Radius) auf den Verlauf bei hohen Partikelkonzentrationen
zeigt Kurve 10.
[0033] Fig. 3 zeigt den Querschnitt eines Rohrelektroabscheiders mit einer Sprühelektrode
4, einer Niederschlagselektrode 5 und drei Gegenelektroden 6, die an der Niederschlagselektrode
5 gebildet sind. Die Sprühelektrode 4 hat die Form eines dünnen Drahtes. Die Gegenelektroden
6 sind als scharfe Spitzen gebildet. Bei genügend hoher Feldstärke im Bereich der
Gegenelektroden 6 werden diese selbständig aktiviert.
[0034] Fig. 4 zeigt die Zonen negativer Raumladung 11 und positiver Raumladung 12 für den
Abscheider nach Fig. 3 bei hohen Partikelkonzentrationen, wenn an den Gegenelektroden
6 Koronaentladungen auftreten.
[0035] Fig. 5 zeigt einen weiteren Rohrelektroabscheider. Hier ist die Sprühelektrode 4
nicht mittig positioniert. Die Gegenelektrode 6 befindet sich in größerer Entfernung
von der Sprühelektrode 4 als bei der in Fig. 3 dargestellten Ausführungsform. Dies
ist bei niedrigen Aerosolkonzentrationen vorteilhaft, da elektrische Überschläge später
auftreten. Außerdem begünstigt diese Bauweise den Transport von entgegen gesetzt geladenen
Partikeln zueinander.
[0036] Die in Fig. 6 dargestellte Ausführungsform weist eine verbesserte Quervermischung
auf. Die Sprühelektrode 4 ist aus zueinander verwinkelten Platten gebildet, beispielsweise
aus scharfkantigem Blech. Durch die versetzte Anordnung der Elektroden wird eine gerichtete
Zirkulationsströmung 13 in radialer Richtung erzeugt, die zu einer schnellen Vermischung
und Agglomeration der entgegengesetzt geladenen Partikel führt.
[0037] In Fig. 7 ist ein rechteckiger Elektroabscheider dargestellt. Hier kann die Gegenelektrode
an verschiedenen Stellen angebracht werden. Geeignete Platzierungspunkte für eine
oder mehrere Gegenelektroden sind mit a, b und c gekennzeichnet. Vorteilhafterweise
sind die Gegenelektroden 6 weiter von der Sprühelektrode 4 entfernt, als der Abstand
zwischen der Sprühelektrode 4 und der an der Wand gebildeten Niederschlagselektrode
5, um Überschläge zwischen den Gegenelektroden 6 und der Sprühelektrode 4 auszuschließen.
[0038] Fig. 8 zeigt eine andere einfache Geometrie der Gegenelektrode 6 in einem rechteckigen
Elektroabscheider. Die Gegenelektrode 6 ist als ein dünner, parallel zur Niederschlagselektrode
5 gespannter Draht gebildet. Alternativ kann die Gegenelektrode 6 als ein Gitter geformt
sein, das auf der Niederschlagselektrode 5 befestigt ist.
[0039] Um den Betriebszustand der Gegenelektrode 6 (aktiv/inaktiv) zu ermitteln und daraus
Maßnahmen für eine Prozesssteuerung abzuleiten, können einzelne oder mehrere Gegenelektroden
instrumentiert werden, indem der über die Gegenelektrode 6 abfließende Strom mittels
eines Strommessgeräts 14 gemessen wird oder indem die Überschreitung eines Schwellenwertes
mittels einer Anzeigeeinrichtung angezeigt wird. Dies ist in Fig. 9 gezeigt. Überschreitet
die Stromstärke einen gewissen Wert, so wird beispielsweise angezeigt, dass die Gegenelektrode
6 sich aktiviert hat und eine Koronaentladung stattfindet.
[0040] Fig. 10 zeigt einen mit Gegenelektroden 6 ausgestatteten Plattenelektroabscheider.
Die vorteilhafte versetzte Anordnung der Gegenelektroden 6 verbessert die Quervermischung
des Gasstroms und verringert die Gefahr von Überschlägen zwischen der Sprühelektrode
4 und den Gegenelektroden 6.
[0041] In Fig. 11 ist ein weiterer Plattenelektroabscheider dargestellt. Die Strömungsrichtung
des zu reinigenden Gasstroms wird durch Pfeile angezeigt. Die Gegenelektroden 6 sind
hier durch ein Drahtgitter oder durch gespannte Drähte realisiert. Die Niederschlagselektroden
5 können in dem Bereich mit den Gegenelektroden 6 weggelassen werden, da keine Wand
zur Führung des Gasstroms bzw. zur Abgrenzung der benachbarten Gasströmungen benötigt
wird. Vorteilhafterweise werden die Gegenelektroden 6 nur im Eingangsbereich 2 und/oder
in der Nähe des Rohgaseintritts (wo mit einer hohen Aerosol-Konzentration zu rechnen
ist) eingesetzt. Dagegen wird in der Nähe des Reingasaustritts 3 vorteilhafterweise
auf den Einsatz von Gegenelektroden 6 verzichtet. An der Wand sind die Gegenelektroden
6 an der Niederschlagselektrode 5 befestigt.
[0042] Die in der Beschreibung, den Figuren und den Ansprüchen offenbarten Merkmale der
Erfindung können sowohl einzeln als auch in Kombination miteinander für die Verwirklichung
der Erfindung von Bedeutung sein.
1. . Vorrichtung zum Abscheiden von Partikeln aus einem mit Partikeln beladenen Gasstrom,
mit:
- einem Strömungskanal (1), mit einem Eingangsbereich (2), in den der mit Partikeln
beladene Gasstrom eintritt, und einem Ausgangsbereich (3), aus dem der zumindest teilweise
von den Partikeln gereinigte Gasstrom austritt,
- einer im Strömungskanal (1) angeordneten Sprühelektrode (4), die mit einer Hochspannungsquelle
elektrisch verbunden ist, derart, dass beim Anlegen einer Hochspannung eine erste
Koronaentladung an der Sprühelektrode (4) ausgebildet wird,
- einer Niederschlagselektrode (5), die am Erdpotenzial anliegt, und an welcher elektrisch
geladene Partikel aus dem Gasstrom angelagert werden, und
- wenigstens einer im Strömungskanal (1) angeordneten Gegenelektrode (6), die mit
der Niederschlagselektrode (5) elektrisch verbunden ist und ebenfalls auf Erdpotenzial
liegt,
wobei die wenigstens eine Gegenelektrode (6) konfiguriert ist, beim Überschreiten
einer Grenzfeldstärke des elektrischen Feldes aufgrund einer Partikelraumladung im
Bereich der Gegenelektrode (6) eine zweite Koronaentladung auszubilden, die zu der
ersten Koronaentladung entgegen gesetzt gepolt ist.
2. . Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die wenigstens eine Gegenelektrode (6) im Eingangsbereich
des Strömungskanals angeordnet ist.
3. . Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die wenigstens eine Gegenelektrode (6)
als Spitze oder Kante gebildet ist.
4. . Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die wenigstens eine Gegenelektrode (6)
als aufgespannter Draht oder als Drahtgitter gebildet ist.
5. . Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei eine Strommesseinrichtung
(14) an die wenigstens eine Gegenelektrode (6) angeschlossen ist, um den über die
Gegenelektrode (6) abfließenden Strom zu messen.
6. . Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Strömungskanal (1)
innerhalb eines Rohrs gebildet ist.
7. . Vorrichtung nach Anspruch 6, wobei mehrere Gegenelektroden (6) in Bezug auf den
Querschnitt des Rohrs symmetrisch angeordnet sind.
8. . Vorrichtung nach Anspruch 6, wobei mehrere Gegenelektroden (6) in Bezug auf den
Querschnitt des Rohrs nicht symmetrisch angeordnet sind.
9. . Vorrichtung nach Anspruch 6, wobei der Abstand zwischen der Sprühelektrode (4) und
der Niederschlagselektrode (5) kleiner ist als der Abstand zwischen der Sprühelektrode
(4) und der wenigstens einen Gegenelektrode (6).
10. . Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der Strömungskanal (1) durch
eine erste Platte und eine zweite Platte begrenzt ist, die sich gegenüberliegen, und
wobei an der ersten und zweiten Platte jeweils wenigstens eine Gegenelektrode (6)
angeordnet ist.
11. . Vorrichtung nach Anspruch 10, wobei mehrere an der ersten Platte angeordnete Gegenelektroden
(6) entlang der Strömungsrichtung versetzt zu mehreren an der zweiten Platte angeordneten
Gegenelektroden (6) angeordnet sind.
12. . Bausatz zum Nachrüsten eines Elektroabscheiders, wobei der Elektroabscheider einen
Strömungskanal (1), eine Sprühelektrode (4) und eine Niederschlagselektrode (5) aufweist,
umfassend wenigstens eine Gegenelektrode (6), die im Strömungskanal (1) installierbar
ist, nach der Installation mit der Niederschlagselektrode (5) elektrisch verbunden
ist und am Erdpotenzial liegt, wobei die wenigstens eine Gegenelektrode (6) konfiguriert
ist, beim Überschreiten einer Grenzfeldstärke des elektrischen Feldes aufgrund einer
Partikelraumladung im Bereich der Gegenelektrode (6) eine Koronaentladung auszubilden,
die zu einer Koronaentladung der Sprühelektrode (4) entgegen gesetzt gepolt ist.
13. . Verfahren zum Abscheiden von Partikeln aus einem mit Partikeln beladenen Gasstrom,
mit folgenden Schritten:
- Einleiten des mit Partikeln beladenen Gasstroms in einen Strömungskanal (1) durch
einen Eingangsbereich (2),
- Ausbilden einer ersten Koronaentladung mittels einer im Strömungskanal (1) angeordneten
und mit einer Hochspannungsquelle elektrisch verbundenen Sprühelektrode (4),
- Aufladen der Partikel in der ersten Koronaentladung, sodass sich die geladenen Partikel
an einer am Erdpotenzial anliegenden Niederschlagselektrode (5) absetzen,
- Ausbilden einer zweiten Koronaentladung, die zu der ersten Koronaentladung entgegen
gesetzt gepolt ist, wenn eine Grenzfeldstärke des elektrischen Feldes aufgrund einer
Partikelraumladung im Bereich der Niederschlagselektrode (5) überschritten wird, und
- Ableiten des zumindest teilweise von den Partikeln gereinigten Gasstroms aus dem
Strömungskanal (1) durch einen Austrittsbereich (3).