[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Dampferzeugers entsprechend
dem Oberbegriff des ersten Patentanspruches und eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens.
[0002] Die Erfindung betrifft einen Dampferzeuger, insbesondere einen Heißdampferzeuger
als Wasserrohr-Kessel mit eigener Feuerung oder als Abhitzekessel, z. B. gemäß DIN
EN 12952 "Wasserrohrkessel und Anlagenkomponenten", die als Naturumlauf-Dampferzeuger
mit einer Dampftrommel ausgerüstet sind. In dieser Dampftrommel befinden sich Siedewasser
und Nassdampf bei einer Siedetemperatur gemäß Dampfdruck. Das Siedewasser wird dem
Verdampfer zugeführt während der Nassdampf im Überhitzer nachträglich auf Endtemperatur
aufgeheizt wird.
[0003] Die Erfindung betrifft insbesondere eine Kontrolle des Dampferzeugerbetriebes hinsichtlich
der ausreichenden Kühlung von Verdampferheizflächen. Sie ist besonders geeignet für
Dampferzeuger, welche über Speicherfeuerungen z.B. Rost- oder Wirbelschichtfeuerungen,
insbesondere also mit Müllfeuerungen beheizt werden. Weiterhin betrifft die Erfindung
Dampferzeuger, die im Temperatur-Gleichgewicht zwischen Trommel-Dampf, Trommel-Wasser
und Fallrohr-Wasser betrieben werden.
[0004] Neben der Überwachung eines aktuellen Dampferzeugerbetriebes dient die Erfindung
insbesondere dazu, bei Betriebsstörungen mit nicht mehr angezeigtem Wasserstand in
der Dampftrommel eine möglicherweise entstandene Gefährdung oder Schädigung des Dampferzeugers
beurteilen zu können.
[0005] Störungen im Naturumlauf können aufgrund der Differenz zwischen der Temperatur des
aus dem Verdampfer kommenden Wasser-Dampf-Gemischs an mindestens einer Stelle vor
Eintritt in die Trommel und der Siedetemperatur im Verdampfer kontinuierlich ermittelt
werden.
[0006] Aus
DE000019856417A1 ist ein Dampferzeuger mit Verdampfer, Dampftrommel und Überhitzer zum Einsatz in Müllverbrennungsanlagen
bekannt.
[0007] Derartige Dampferzeuger müssen ständig gekühlt werden. Sie müssen dazu gemäß DIN
EN 12952 Teil 7 "Wasserrohrkessel und Anlagenkomponenten - Teil 7: Anforderungen an
die Ausrüstung für den Kessel" mit ausreichend dimensionierten Speisewasser-Pumpen
ausgerüstet sein und über zuverlässige Instrumente zur Regelung der Wasserzufuhr und
als Wassermangelsicherung verfügen. Bei Wassermangel wird die Wärmeerzeugung automatisch
gestoppt um eine Überhitzung der metallischen Baustoffe zu verhindern. Problematisch
ist es allerdings, einen Wassermangel immer sicher und rechtzeitig festzustellen.
[0009] Entsprechend dem Stand der Technik dient als Wassermangelsicherung üblicherweise
die Trommelwasserstandsmessung, die redundant ausgeführt ist und Abweichungen vom
Wasserstand-Sollwert erfasst. Diese Messung ist üblicherweise/vielfach auf den gemäß
Auslegung zulässigen Regelbereich des Wasserstands beschränkt. Z.B. bei einem Trommeldurchmesser
von 1800 mm auf Abweichungen von ca. +/- 350 mm bezogen auf den Sollwert ca. in Höhe
der Trommelmitte. Bei Ansprechen dieser Wassermangelsicherung erfolgt ebenfalls üblicherweise
automatisch die Abschaltung der Feuerung inkl. der Brennstoffaufgabe.
[0010] Von Nachteil ist diese Art der Messung in solchen Fällen, bei denen es in Ausnahmesituationen
trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu Wassermangel kommt, d.h. der Wasserstand in der
Dampftrommel fällt unterhalb des messtechnisch erfassten Bereichs. Die Messung kann
dann lediglich die Information liefern, dass der Wasserstand kleiner als das messbare
Minimum ist/war.
Mangels besserer Informationen und im Sinne einer konservativen Zustandsbewertung
wird die Information "Wasserstand kleiner Minimum" zunächst als Schädigung von gefährdeten
Bauteilen interpretiert. Die dann erforderliche, zerstörende oder zerstörungsfreie
Zustandsprüfung ist in jedem Fall aufwändig. Vielfach zeigt das Ergebnis der zerstörenden
oder zerstörungsfreien Prüfung dann, dass keine Bauteilschädigung vorliegt und dass
im Rückschluss offenbar trotz angezeigter Grenzwert-Unterschreitung des Trommelwasserstandes
noch eine ausreichende Wasserversorgung des Dampferzeugers vorgelegen hat.
[0011] Die Ursache dieser "Nicht-Zerstörung" liegt in dem teilweise großen Unterschied zwischen
der Dichte des Siedewassers im Fallrohr und der Dichte des Wasser-Dampf-Gemischs im
Verdampferrohr (Steigrohr).
[0012] In
WO 2009/024 358 wird vorgeschlagen, die Flüssigkeitssäule in den Fallrohren des Zwangsumlauf-Abhitzekessels
einer GuD-Anlage anhand von Differenzdruck-Messungen über die Höhe der Verdampferrohre
zu bestimmen.
Mit dem so gemessenen Druck lässt sich grundsätzlich die Höhe der Flüssigkeitssäule
bestimmen, sofern die mittlere Dichte (kg/m
3) des Wasser/Dampf Inhalts bekannt ist. Die mittlere Dichte im Verdampferrohr ist
in der Regel aber nicht bekannt. Desweiteren erfolgt bei dieser Vorrichtung, die einen
Zwangsumlauf des Wasser/Dampf-Gemisches voraussetzt, eine Temperaturmessung des Rauchgases,
nicht jedoch im Steigrohr der Anlage.
[0013] Wie eingangs beschrieben kann es bei den Anlagen nach dem Stand der Technik in Ausnahmesituationen
zum Ausfall der Wasserversorgung kommen und als Folge davon zur Überhitzung von Verdampferrohren
aufgrund von Wassermangel. Dies gilt besonders für solche Feuerungen, die im Unterschied
zu Gas- oder Staubfeuerungen mit einem nennenswerten Brennstoffinventar betrieben
werden ("Speicherfeuerungen"). Besonders gefährdet sind dabei Verdampferrohre an der
Decke von Verbrennungsanlagen wie Müllfeuerungen, die bei Wassermangel zuerst trocken
fallen und aufgrund der Nachwärme aus dem Müllbett weiter beheizt werden. Oberhalb
einer bestimmten Grenztemperatur, die vom Werkstoff abhängt, kommt es zu einer irreversiblen
Materialveränderung, geringere und kurzfristige Übertemperaturen führen nicht zwangsläufig
zu einer Bauteilschädigung.
[0014] Eine andere Art der Bauteilschädigung kann jedoch bereits bei geringeren Übertemperaturen
auftreten, wenn Verdampferrohre nach vorangegangenem Wassermangel schockartig gekühlt
werden. In diesen Fällen entstehen aufgrund der kurzzeitig hohen Temperaturgradienten
an der Innenseite der Rohrwand Risse in der Magnetit-Schicht, die sich als Schutzschicht
auf der Rohrinnenseite befindet. Nachfolgend kommt es dann zum Bauteilversagen durch
sogenannte Spannungsrisskorrosion.
[0015] Bezüglich der Vermeidung von Schäden durch hohe Temperaturgradienten kann JPO 58070007
A als ein Dokument zum Stand der Technik angesehen werden.
JPO 58070007 A beschreibt ein Verfahren zum Betreiben eines Dampferzeugers mit Speisewasserzufuhr
in die Dampftrommel sowie einem Verdampfer mit Umwälzpumpe. Dieser Dampferzeuger ist
dabei Teil einer GUD-Anlage und wird durch die Abgase einer Gasturbine beheizt. Üblicherweise
werden die Abgase der Gasturbine erst nach erfolgtem Turbinenstart über eine Rauchgasklappe
praktisch schlagartig vom Bypass auf den Dampferzeuger umgeschaltet. Dabei kommt es
zu hohen zeitlichen und örtlichen Temperaturgradienten in den dickwandigen Kessel-Bauteilen.
Gemäß JPO 58070007 wird durch Messung der Trommeltemperatur die Temperaturänderungsgeschwindigkeit
dieses Bauteils überwacht und bei Überschreitung eines Grenzwertes durch Änderung
der Betriebsweise der Gasturbine gezielt verlangsamt. Auf diese Weise soll die Wärmebelastung
für dickwandige Bauteile wie Trommel und Gehäuse der Umwälzpumpe minimiert und Schäden
vermieden werden.
Die in JPO 58070007 vorgeschlagene Überwachung der
Temperaturänderungsgeschwindigkeit in der Trommel ist jedoch nicht geeignet, um Überhitzungen
von Verdampferrohren aufgrund von Wassermangel zu erkennen und schockartiges Abkühlen
dieser Verdampferrohe zu vermeiden.
[0016] US 4 802 446 beschreibt ein Verfahren zum Betreiben eines Dampferzeugers mit einer Speisewasserzufuhr
mittels Speisewasserpumpe in eine Dampftrommel, einen Verdampfer mit Wassertrommel
und dem Umlauf des Wasser-Dampf-Gemisches in zumindest einem Fallrohr und einem Dampfabführungsrohr.
Es wird die Gefahr beschrieben, dass aufgrund zu geringer Dichteunterschiede durch
Dampfblasenmitriss im Fallrohr der Naturumlauf gestört wird bzw. die Förderleistung
der Umwälzpumpe für einen sicheren Betrieb nicht mehr ausreicht. Zur Erkennung dieses
gefährlichen Zustands wird die Temperaturdifferenz zwischen Dampftrommel und dem unbeheizten
Medium im Fallrohr, d.h. vor der Beheizung, gemessen.
[0017] Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil, dass die Ermittelung dieser Temperaturdifferenz
extrem schwierig ist weil die Temperatur eines Wasser-Dampf-Gemischs naturgemäß allein
vom Druck und nicht vom Dampfgehalt abhängt. Dem Durchschnittsfachmann ist bekannt,
dass Siedewasser, Wasser-Dampfgemisch und Sattdampf bei gleichem Druck stets dieselbe
Temperatur haben.
[0018] Dieser Nachteil lässt sich gemäß der hier vorgestellten Erfindung dadurch umgehen,
dass der Fokus auf die Erkennung einer beginnenden, lokalen Überhitzung des Wasser-Dampf-Gemisches
als Folge einer unzureichenden Wasserversorgung gelegt wird. Dazu wird die Temperaturdifferenz
zwischen Dampftrommel und dem Medium im Dampfabführrohr, d.h. oberhalb der Beheizung
des Verdampfers, bestimmt. Im Falle des Eintretens einer Betriebsstörung kann somit
durch die Auswertung der Zustandsänderung von Sattdampf hin zu überhitztem Dampf die
dann markante Temperaturdifferenz zur Siedetemperatur in der Dampftrommel sicher erfasst
werden. Diese Messgröße ist aufgrund der dann nennenswerten Temperaturdifferenzen
problemlos erfassbar.
[0019] Zusätzlich beschreibt
US 4 802 446 die Messung einer Rohrwandtemperatur auf der nicht beheizten Seite des Verdampferrohres
im Bereich der Feuerung mit Alarmierung bei Überschreitung eines max. zulässigen Grenzwertes
als Festwert. Dieses Verfahren hat jedoch zwei Nachteile:
- a) Oberhalb der Temperaturmessstelle sind bei weiterreichender Beheizung auch Material-Überhitzungen
möglich, ohne dass dies erkannt wird.
- b) Die Materialtemperatur auf der beheizten Seite des Verdampferrohres ist stets höher
als die Materialtemperatur auf der nicht beheizten Seite des Verdampferrohres.
Wenn nun die gemäß US 4 802 446 zu messende Materialtemperatur auf der nicht beheizten Seite des Verdampferrohres
den materialspezifischen Grenzwert für Materialüberhitzung erreicht, so ist auf der
beheizten Seite bereits Materialüberhitzung aufgetreten, ohne dass das erkannt wurde.
[0020] Diese Nachteile von
US 4 802 446 lassen sich gemäß der hier vorgestellten Erfindung dadurch umgehen, dass
- a) die Überwachung der Medium Temperatur im Dampfabführrohr und zwar in Strömungsrichtung
gesehen hinter dem beheizten Teil des Verdampfers, also oberhalb der Beheizung erfolgt.
Die Platzierung der Messung oberhalb der Beheizung ist enorm wichtig, da die Gefahr
einer lokalen Überhitzung bis zum Ende des beheizten Teiles eines Verdampfers stetig
zunimmt;
- b) die Überwachung der Temperaturdifferenz zwischen Dampftrommel-Inhalt einerseits
und Medium-Temperatur im Dampfabführrohr andererseits als Funktion des Prozessdrucks
erfolgt und somit nicht auf ungeeignete, feste Grenzwerte angewiesen ist.
[0021] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren
und eine Vorrichtung zu entwickeln, mit denen die Funktion des Naturumlaufs unabhängig
von der Trommelwasserstandsmessung festzustellen ist und mögliche Bauteilschädigungen
ohne aufwändige zerstörende oder zerstörungsfreie Prüfungen lediglich durch Auswertung
der aufgezeichneten Betriebsdaten beurteilt werden können. Weiterhin soll der Bediener
während der Betriebsstörung ein Signal erhalten, welches ihm hilft, Schäden durch
schockartige Kühlung von überhitzten Verdampferrohren zu verhindern.
[0022] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach den kennzeichnenden Merkmalen des ersten
Patentanspruches und eine Vorrichtung nach den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruches
8 gelöst.
[0023] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung geben die Unteransprüche wieder.
[0024] Die erfindungsgemäße Lösung sieht ein Verfahren zum Betreiben eines Dampferzeugers
mit einer Speisewasserzufuhr und einer Speisewasserpumpe vor, wobei der Dampferzeuger
in einer Verbrennungsanlage mit einer Rostfeuerung oder einer Wirbelschichtfeuerung,
insbesondere einer Müllfeuerung, angeordnet ist. Der Dampferzeuger, insbesondere ein
Heißdampferzeuger, weist eine sogenannte Dampftrommel auf, in der sich Siedewasser
und Nassdampf im thermodynamischen Gleichgewicht bei einer Siedetemperatur gemäß Dampfdruck
befinden. Das Speisewasser wird von der Speisewasserpumpe in die Dampftrommel gefördert
und in das Siedewasser eingemischt. Das in der Dampftrommel befindliche Siedewasser
wird über Fallleitungen mittels Naturumlauf einem Verdampfer zugeführt und gelangt
über die Dampfabführrohre wieder zurück in die Dampftrommel. Verdampfer und Dampftrommel
werden im Temperatur-Gleichgewicht zwischen Trommel-Dampf, Trommel-Wasser und Fallrohr-Wasser
betrieben.
Der Nassdampf wird zur weiteren Verwendung durch eine Leitung einem Überhitzer zugeführt.
[0025] Entsprechend dem Stand der Technik dient als Wassermangelsicherung üblicherweise
die Trommelwasserstandsmessung, die redundant ausgeführt ist und Abweichungen vom
Wasserstandssollwert erfasst. Diese Messung ist üblicherweise/vielfach auf den gemäß
Auslegung zulässigen Regelbereich des Wasserstands beschränkt. Z.B. bei einem Trommeldurchmesser
von 1800 mm auf Abweichungen von ca. +/- 350 mm bezogen auf den Sollwert ca. in Höhe
der Trommelmitte.
[0026] Wird ein Wassermangel festgestellt, so werden entsprechend dem Stand der Technik
durch die Leittechnik der Anlage entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Das kann eine
Speisewasserzufuhr, eine Drosselung der Verbrennungsluft oder eine Reduzierung des
Aufgabegutes sein.
[0027] Von Nachteil ist diese Art der Messung in solchen Fällen, bei denen es in Ausnahmesituationen
trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu Wassermangel kommt, d.h. der Wasserstand in der
Dampftrommel fällt unterhalb des messtechnisch erfassten Bereich. Die Messung kann
dann lediglich die Information liefern, dass der Wasserstand kleiner als das messbare
Minimum ist/war.
[0028] Die daraus resultierenden Nachteile wurden eingangs bei der Bewertung des Standes
der Technik genannt.
[0029] Die erfindungsgemäße Lösung sieht vor, mittels einer Messeinrichtung die Medientemperatur
des aus dem Verdampfer kommenden Wasser-Dampf-Gemisches im Dampfabführrohr an mindestens
einer Stelle vor dem Eintritt in die Dampftrommel zu messen.
Weiterhin ist die Siede-Temperatur am Dampferzeuger, vorzugsweise in der Dampftrommel,
zu messen oder zu bestimmen. Das kann in einer bevorzugten Ausführungsvariante durch
eine direkte oder indirekte Temperaturmessung an der Dampftrommel erfolgen.
Unter Medientemperatur versteht der Fachmann die Temperatur, die das Medium an der
betreffenden Messstelle aufweist. Unter Medium ist das in der Leitung befindliche
Wasser-Dampf-Gemisch zu verstehen.
Eine weitere bevorzugte Ausführungsvariante sieht vor, den Druck am Dampferzeuger,
vorzugsweise in der Dampftrommel, zu messen.
Vorteilhafterweise geschieht das kontinuierlich. Dazu muss an der Trommel eine dafür
geeignete Temperatur- oder Druckmesseinrichtung vorhanden sein. Die Druckmesseinrichtung
kann in Form eines Druckmessumformers, die Temperaturmesseinrichtung an der Trommel
in Form eines Temperatursensors oder eines Thermometers ausgeführt sein.
Aus dem gemessenen Druck im Dampferzeuger, vorzugsweise in der Dampftrommel, wird
die Siedetemperatur im Dampferzeuger berechnet. Diese Berechnung erfolgt mittels Leittechnikprogramm
gemäß Wasserdampftafel. Derartige Berechnungsmethoden sind dem Fachmann bekannt.
Weiterhin sieht die erfindungsgemäße Lösung vor, die Temperatur des aus dem Verdampfer
gelangenden Wasserdampfgemisches in den Dampfabführrohren an mindestens einer Stelle
vor Eintritt in die Dampftrommel direkt und kontinuierlich zu messen.
[0030] Dazu sind in den Dampfabführrohren an mindestens einer Stelle vor Eintritt in die
Dampftrommel Temperaturmesseinrichtungen vorzusehen. Als Temperaturmesseinrichtung
können ein oder mehrere Sensoren mittels Tauchhülsen in den Dampfabführrohren angeordnet
sein.
[0031] Vorteilhafterweise erfolgt die Messung der Temperatur in den Dampfabführrohren kontinuierlich.
[0032] Aus der gemessenen Temperatur des Mediums im Dampfabführrohr und der berechneten/gemessenen
Siedetemperatur im Dampferzeuger, vorzugsweise in der Dampftrommel, wird im Leittechnikprogramm
eine Differenz bestimmt. Dieser Differenzwert dient dazu, ein Signal auszulösen, welches
über die Prozessleittechnik den Bediener unverzüglich über den gefährlichen Betriebszustand
informiert.
[0033] Dieser kann Maßnahmen manueller Art entsprechend der Betriebsanleitung treffen. Ebenso
ist denkbar, dass dieses Signal automatisch zusätzliche Maßnahmen innerhalb der Prozessleittechnik
auslöst, z.B. Sperrung der Speisewasserzufuhr um weitere Schäden an den überhitzen
Verdampferrohre nach vorangegangenem Wassermangel durch schockartige Kühlung zu verhindern.
[0034] Sowohl die Temperaturmesseinrichtung in den Dampfabführrohren als auch die Druck-/Temperaturmesseinrichtung
am Dampferzeuger, vorzugsweise in der Dampftrommel, werden in einer Überwachungsvorrichtung
ausgewertet, wobei die Differenz aus in den Dampfabführrohren gemessener Temperatur
und direkt gemessen oder aus der Druckmessung errechneter/gemessenen Siedetemperatur
im Leittechnikprogramm bestimmt wird. Die so bestimmte Temperaturdifferenz ist im
Normalbetrieb nahezu = Null, das heißt, die Temperatur im Dampferzeuger, vorzugsweise
in der Dampftrommel, zeigt immer den gleichen Wert wie die Temperatur, die in den
Dampfabführrohren gemessen wird. Sobald festgestellt wird, dass die Temperatur in
den Dampfabführrohren, also vor der Dampftrommel höher ist, als im Dampferzeuger,
vorzugsweise in der Dampftrommel, liegt Wassermangel im Verdampfer vor. Die erhöhte
Temperatur ist dabei der Indikator für im Verdampfer einsetzende Überhitzung.
[0035] In diesem Fall ergeht durch die Überwachungsvorrichtung ein Signal an die übergeordnete
Prozessleittechnik. Der Bediener muss nun Maßnahmen ergreifen, so dass eine weitere
Wärmezufuhr zum Verdampfer unverzüglich verhindert wird. Zusätzlich ist eine Nachspeisung
von Speisewasser nun nicht mehr zulässig, um zu vermeiden, dass an trockengefallenen
Rohren irreversible Materialveränderungen durch zugeführtes kaltes Speisewasser entstehen.
Eine derartige Maßnahme kann darin bestehen ein Ventil zur Speisewasserzufuhr zu schließen.
[0036] Weiterhin ist es vorteilhaft, die genannten Betriebsdaten in der Betriebsdatenspeicherung
aufzuzeichnen. Dies gilt zusätzlich für weitere, den allgemeinen Betrieb des Dampferzeugers
beschreibende Betriebsdaten, z.B. die Rauchgastemperaturen.
[0037] Durch nachträgliche Auswertung der aufgezeichneten Betriebsdaten in ihrem zeitlichen
Verlauf kann eine möglicherweise entstandene Gefährdung des Dampferzeugers beurteilt
werden.
[0038] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung haben den Vorteil,
dass die Funktion des Naturumlaufs des Wasser-Dampf-Gemisches eines Dampferzeugers
von Verbrennungsanlagen unabhängig von der Trommelwasserstandsmessung feststellbar
ist und Bauteilschädigungen durch schockartige Kühlung von überhitzten Verdampfungsrohren
sowie eine weitere Wärmezufuhr vermieden werden können, da die gefährliche Betriebssituation
eindeutig signalisiert wird.
[0039] Im Folgenden wird die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel und zwei Figuren näher
erläutert. Die Figuren zeigen:
- Figur 1:
- Schematische Darstellung der Vorrichtung zum Betreiben eines Dampferzeugers, wobei
die Dampftemperatur in der Dampftrommel mittels Druckmessung bestimmt wird.
- Figur 2:
- Schematische Darstellung der Vorrichtung zum Betreiben eines Dampferzeugers, wobei
die Dampftemperatur in der Dampftrommel mittels Temperaturmessung bestimmt wird.
[0040] Speisewasser 1 aus einem nicht dargestellten Speisewasserbehälter wird mittels Speisewasserpumpe
2 auf das Druckniveau des Dampferzeugers angehoben und der Dampftrommel 4 des hier
betrachteten Dampferzeugers zugeführt. Die Speisewasserpumpe 2 wird über eine nicht
zur Erfindung gehörende Niveauregelung in der Dampftrommel 4 gesteuert. Üblicherweise
wird das Speisewasser 1 im Speisewasservorwärmer 3 (Economiser) nahezu bis auf Siedetemperatur
aufgeheizt.
In der Dampftrommel 4 befinden sich Siedewasser 10 und Nassdampf 11 bei einer Siedetemperatur
gemäß Dampfdruck. Das Siedewasser 10 wird durch das unbeheizte Fallrohr 6 dem Verdampfer
7 von unten her zugeführt und durchströmt den Verdampfer 7 von unten nach oben. Auf
dem Weg durch den Verdampfer wird dem Wasser so viel Wärme zugeführt, dass ein Teil
des Siedewassers 10 verdampft. Über das unbeheizte Dampfabführrohr 8 gelangt das aus
Siedewasser 10 und Nassdampf 11 bestehende Wasser-Dampf-Gemisch wieder in die oberhalb
des Verdampfers 7 angeordnete Dampftrommel 4. In der Dampftrommel 4 wird der Nassdampf
11 vom Siedewasser 10 getrennt und dem Überhitzer 19 zugeführt. Das Siedewasser 10
wird durch das unbeheizte Fallrohr 6 wieder dem Verdampfer 7 von unten her zugeführt.
[0041] Durch die Wärmeaufnahme im Verdampfer 7 sinkt die Dichte des Wasser-Dampf-Gemischs
unter die Dichte des Siedewassers 10, so dass auf natürliche Weise eine treibende
Druckdifferenz entsteht, durch die wiederum die Versorgung des Verdampfers 7 mit Siedewasser
10 sichergestellt wird (Naturumlauf).
[0042] Erfindungsgemäß ist im Dampfabführrohr 8 zwischen dem Verdampfer 7 und der Dampftrommel
4 eine Messeinrichtung 9 für die Medientemperatur angeordnet. Weiterhin ist an der
Dampftrommel 4 die Druckmesseinrichtung 12 oder die Temperaturmesseinrichtung 20 (s.
Figur 2) angeordnet.
[0043] Die Messeinrichtung 9 für die Medientemperatur wird ebenso wie die Druckmesseinrichtung
12 bzw. die Temperaturmesseinrichtung 20 (s. Figur 2) als Bestandteil der Überwachungsvorrichtung
15 genutzt.
[0044] Die Überwachungsvorrichtung 15 errechnet aus dem Druck, der in der Dampftrommel 4
gemessen wurde, gemäß Wasser-Dampf-Tafel die dazugehörende Siedetemperatur 13 im Leittechnik-Programm
und bestimmt die Temperaturdifferenz 14 zwischen der Siedetemperatur 13 und der gemessenen
Temperatur 9 im Dampfabführrohr 8 vor der Dampftrommel 4.
[0045] Sofern die bestimmte Temperaturdifferenz 14 nahezu gleich Null ist, besteht Normalbetrieb,
so dass die Speisewasserpumpe 2 über den Economiser 3 bei Bedarf Speisewasser 1 in
die Dampftrommel 4 zuführen kann und eine kontinuierliche Versorgung des Verdampfers
7 erfolgt.
[0046] Sofern die bestimmte Temperaturdifferenz 14 ungleich Null ist, ist von einer Überhitzung
des Dampfes bereits im Verdampfer auszugehen und somit liegt eine Störung des Naturumlaufs
5 mit Wassermangel im Verdampfer vor. Dieser Zustand wird von der Überwachungsvorrichtung
15 sicher erkannt und über die Prozessleittechnik 17 an den Bediener alarmiert. Dieser
muss nun unverzüglich durch geeignete Maßnahmen eine weitere Wärmezufuhr zum Verdampfer
unterbinden. Im jetzigen Zustand ist eine Nachspeisung des Verdampfers 7 nicht mehr
zulässig.
[0047] Parallel zu dem Signal 16, welches von der Überwachungsvorrichtung 15 zur Prozessleittechnik
17 erfolgt, wird ein Signal 16 mit den Daten der Anlage an die Betriebsdatenspeicherung
18 gegeben.
[0048] Im Nachgang zu einer Betriebsstörung mit einem nicht mehr angezeigten Wasserstand
in der Dampftrommel 4 kann eine möglicherweise entstandene Schädigung des Dampferzeugers
durch nachträgliche Auswertung der aufgezeichneten Betriebsdaten 8 im Betriebsdatenspeicher
18 beurteilt werden. Solange für die Temperaturdifferenz 14 keine Werte ungleich Null
aufgezeichnet wurden, kann davon ausgegangen werden, dass eine noch ausreichende Wasserversorgung
des Dampferzeugers vorgelegen hat. Die Siedewasserreserven in der Dampftrommel 4 sowie
dem Fallrohrsystem waren somit ausreichend.
[0049] Die
Figur 2 zeigt in schematischer Darstellung das Verfahren und die Vorrichtung zum Betrieben
eines Dampferzeugers, wobei an der Dampftrommel 4 zur Temperaturmessung eine Temperaturmesseinrichtung
20 angeordnet ist und in der Überwachungsvorrichtung 15 die Temperatur der Temperaturmesseinrichtung
20 mit der Temperatur verglichen wird, die mittels Messeinrichtung 9 am Dampfabführrohr
8 gemessen wurde. Im Ergebnis sendet die Überwachungseinrichtung 15 ein Signal 16
an die Prozessleittechnik 17 und die Betriebsdatenspeicherung 18.
[0050] Liste der verwendeten Bezugszeichen
- 1
- Speisewasser vom Speisewasserbehälter
- 2
- Speisewasserpumpe
- 3
- Speisewasservorwärmer (Economiser)
- 4
- Dampftrommel
- 5
- Naturumlauf
- 6
- Fallrohr (unbeheizt)
- 7
- Verdampfer (beheizt)
- 8
- Dampfabführrohr (unbeheizt)
- 9
- Messeinrichtung für Medientemperatur im Dampfabführrohr
- 10
- Siedewasser in der Dampftrommel
- 11
- Nassdampf in der Dampftrommel bzw. Nassdampf zum Überhitzer
- 12
- Druckmesseinrichtung an der Dampftrommel
- 13
- Siedetemperatur, bestimmt aus der Druckmesseinrichtung
- 14
- Temperaturdifferenz zwischen gemessener Temperatur am Dampfabführrohr und Siedetemperatur,
bestimmt aus der Druckmesseinrichtung bzw. direkt in der Dampftrommel gemessen
- 15
- Überwachungsvorrichtung
- 16
- Signal zur Prozessleittechnik und Betriebsdatenspeicherung
- 17
- Prozessleittechnik
- 18
- Betriebsdatenspeicherung
- 19
- Überhitzer
- 20
- Temperaturmesseinrichtung an der Dampftrommel
1. Verfahren zum Betreiben eines Dampferzeugers mit einer Speisewasserzufuhr mittels
Speisewasserpumpe (2) in eine Dampftrommel (4), einen Verdampfer (7) und einen Naturumlauf
eines Wasser-Dampf-Gemisches in einem Fall- und einem Dampfabführrohr (6, 8), wobei
der Dampferzeuger im Temperatur-Gleichgewicht zwischen Trommel-Dampf, Trommel-Wasser
und Fallrohr-Wasser betrieben wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- eine mittels Messeinrichtung (9) gemessene Medientemperatur des aus dem Verdampfer
(7) kommenden Wasser-Dampf-Gemisches im Dampfabführrohr (8) an mindestens einer Stelle
vor dem Eintritt in die Dampftrommel (4) mittels Sensoren in Tauchhülsen gemessen
wird,
- eine Siedetemperatur (13) in der Dampftrommel (4) gemessen oder berechnet wird,
und
- aus der mittels Messeinrichtung (9) gemessenen Medientemperatur im Dampfabführrohr
(8) und der Siedetemperatur (13) in der Dampftrommel (4) eine Temperaturdifferenz
(14) bestimmt wird, deren Wert dazu dient, ein Signal (16) auszulösen, mit dem Maßnahmen
zum Abwenden von Schäden der Anlage eingeleitet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Siedetemperatur (13) in der Dampftrommel (4) direkt oder indirekt gemessen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Siedetemperatur (13) in der Dampftrommel (4) bestimmt wird, indem der Druck in
der Dampftrommel (4) bestimmt und daraus die Siedetemperatur (13) berechnet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Druck in der Dampftrommel (4) und die mittels Messeinrichtung (9) gemessene Medientemperatur
im Dampfabführrohr (8) kontinuierlich gemessen werden.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass, Maßnahmen zum Abwenden von Schäden eingeleitet werden, sofern die Temperatur des
Wasser-Dampf-Gemisches im Dampfabführrohr (8) höher als die Siedetemperatur (13) im
Dampferzeuger ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Maßnahme zum Abwenden eines Schadens ein Signal (16) an die Prozessleittechnik
(17) zur eindeutigen Alarmierung des gefährlichen Betriebszustandes erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Betriebsdaten einer Überwachungsvorrichtung (15) in einer Betriebsdatenspeicherung
(20) aufgezeichnet werden.
8. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7 in
einer Verbrennungsanlage, bei der ein Fallrohr (6) und mindestens ein Dampfabführrohr
(8) an einem Dampferzeuger angeordnet sind, zu dem eine Leitung für Speisewasser (1)
mit einer Speisewasserpumpe (2) führt, wobei am Dampferzeuger eine Leitung für Nassdampf
(11) zu einem Überhitzer (19) angeordnet ist und vor dem mindestens einen Dampfabführrohr
(8) ein Verdampfer (7) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
- in dem mindestens einen Dampfabführrohr (8) zwischen Verdampfer (7) und einer Dampftrommel
(4) als Messeinrichtung (9) mindestens ein Sensor in einer Tauchhülse angeordnet ist,
- an der Dampftrommel (4) eine Temperatur- (20) oder/und eine Druckmesseinrichtung
(12) angeordnet sind,
- die Temperatur- und Temperatur- oder Druckmesseinrichtung (9, 20, 12) mit einer
Überwachungsvorrichtung (15) verbunden sind, und
- eine Verbindung von der Überwachungseinrichtung (15) zu einer Prozessleittechnik
(17) vorhanden ist, mit der eine Alarmierung zum Bediener übertragen wird.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindung zwischen der Überwachungsvorrichtung (15) und der Prozessleittechnik
(17) eine elektrische darstellt.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 und 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Prozessleittechnik (17) eine Prozessleittechnik für die Alarmierung des Bedieners
darstellt, zu der parallel eine Betriebsdatenspeicherung (18) angeordnet ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckmesseinrichtung (12) an der Dampftrommel (4) einen Druckmessumformer darstellt.