[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Spinnstelle einer Spinnmaschine, die der
Herstellung eines Garns aus einem der Spinnstelle in einer Transportrichtung zugeführten
Faserverband dient. Ferner wird ein Verfahren zum Betrieb einer Spinnstelle vorgeschlagen,
wobei während des Spinnbetriebs das in der Spinnstelle produzierte Garn mit Hilfe
einer Abzugseinrichtung aus der Spinnstelle abgezogen wird, das abgezogene Garn mit
Hilfe eines Garnwächters bezüglich mindestens eines physikalischen Parameters überwacht
wird, das abgezogene Garn einen Garnspeicher passiert, der Füllstand des Garnspeichers
mit Hilfe einer Sensorik überwacht wird, das Garn nach Passieren des Garnspeichers
mit Hilfe einer Spulvorrichtung aufgespult wird, und die Spulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung
in Abhängigkeit des Füllstands des Garnspeichers geregelt wird.
[0002] Die folgende Beschreibung bezieht sich allgemein auf eine Spinnmaschine, die geeignet
ist, ein Garn aus einem ihr vorgelegten Faserverband herzustellen. Umfasst sind somit
insbesondere Luftspinn- und Rotorspinnmaschinen, deren grundsätzlicher Aufbau aus
dem Stand der Technik bekannt ist (wobei im Rahmen der Erfindung Luftspinnmaschinen
zur Herstellung eines fertigen Garns als auch Luftspinnmaschinen, mit deren Hilfe
sich ein so genanntes Vorgarn (Lunte) herstellen lässt, umfasst sein sollen).
[0003] Es ist bekannt, dass es im Verlauf des eigentlichen Spinnprozesses (d. h. der fehlerfreien
Garnherstellung) immer wieder zu einem ungewollten Reißen des Garns kommen kann. Ebenso
kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Spinnmaschine von Zeit zu Zeit Garnabschnitte
mit minderwertiger Qualität produziert (d. h., es entstehen Garnabschnitte, deren
Garnparameter, wie beispielsweise die Garndicke, die Haarigkeit, die Garnfestigkeit,
etc. von einem vorgegebenen Sollwert abweichen). Entsprechende Garnfehler werden in
der Regel von einem der jeweiligen Spinnstelle zugeordneten Garnwächter erkannt und
müssen in einem den Spinnprozess unterbrechenden Reinigerschnitt entfernt werden.
Hierbei entsteht schließlich, wie auch beim Reißen des Garns, ein aufspulseitiges
Garnende, das in einem anschließenden Anspinnprozess wieder mit dem der entsprechenden
Spinnstelle vorgelegten Faserverband verbunden werden muss, um wieder in den normalen
Spinnbetrieb übergehen zu können.
[0004] Um einen entsprechenden Anspinnvorgang durchführen zu können, muss jedoch zunächst
das jeweilige auf der Spule aufgespulte Garnende manuell oder mit Hilfe eines entlang
der Spinnstellen patrouillierenden Serviceroboters auf der Spulenoberfläche gesucht
und von dieser gelöst werden, um es schließlich entgegen der eigentlichen Spinnrichtung
der Spinnstelle zuführen und mit dem Faserverband verbinden zu können. Ferner muss
in der Regel ein bestimmter Abschnitt des Garns vor dem Wiederanspinnen entfernt werden,
da das vorliegende Garnende meist nicht für den Anspinnvorgang geeignet ist bzw. den
vom Garnwächter detektierten Garnfehler enthält.
[0005] Da der Serviceroboter vor dem Anspinnvorgang zunächst zu der jeweiligen Spinnstelle
verfahren werden muss und von einem Roboter immer nur eine Spinnstelle angesponnen
werden kann, kommt es durch die nötigen Anspinnvorgänge zu erheblichen Einschränkungen
des Spinnprozesses. Hierbei tragen insbesondere die Anspinnvorgänge nach den bei Luftspinnmaschinen
vermehrt durchzuführenden Reinigerschnitten zu einer signifikanten Beeinträchtigung
der Produktivität der Luftspinnmaschine bei.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Spinnstelle sowie ein Verfahren
zum Betrieb derselben vorzuschlagen, mit deren Hilfe die Anspinnzeiten gegenüber dem
Stand der Technik, insbesondere nach einem Reinigerschnitt, verkürzt werden können.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Spinnstelle sowie ein Verfahren mit den Merkmalen
der unabhängigen Patentansprüche.
[0008] Erfindungsgemäß umfasst die erfindungsgemäße Spinnstelle zunächst eine Spinneinheit
mit Mitteln zur Erzeugung des Garns, wobei es sich bei den Mitteln beispielsweise
um einen Rotor einer Rotorspinnmaschine oder die Wirbelkammer einer Luftspinnmaschine
handeln kann. Ferner ist eine der Spinneinheit in Transportrichtung der Faserverbands
bzw. des Garns gesehen nachgeordnete Abzugseinrichtung zum Abzug des Garns aus der
Spinneinheit vorgesehen, die beispielsweise ein das Garn klemmend führendes Abzugswalzenpaar
umfassen kann. Des Weiteren ist ein der Abzugseinrichtung nachgeordneter Garnspeicher
zum Zwischenspeichern eines Garnabschnitts vorgesehen. Unter dem Begriff Zwischenspeichern
ist in diesem Zusammenhang die Tatsache zu verstehen, dass das Garn den Zwischenspeicher
während seines Transports zur Spulvorrichtung durchläuft. Mit anderen Worten verläuft
also stets ein gewisser Abschnitt des Garns innerhalb des Garnspeichers, so dass Schwankungen
in der Aufspulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung und/oder Abzugseinrichtung bzw.
Schwankungen in der Liefergeschwindigkeit der Spinneinheit (d. h. der Geschwindigkeit
des aus der Spinneinheit austretenden Garns) ausgeglichen werden können, wobei es
hierbei zu einem (teilweisen) Auffüllen bzw. Entleeren des Garnspeichers kommt.
[0009] Um den Füllstand des Garnspeichers (d. h. die Länge des sich im Garnspeicher befindlichen
Garnabschnitts) in etwa konstant bzw. innerhalb vorgegebener Grenzwerte halten zu
können, ist des Weiteren vorgesehen, dass die Spinnstelle eine Sensorik zur Überwachung
des Füllstands des Garnspeichers umfasst. Die Sensorik ist vorzugsweise im Bereich
bzw. dem Inneren des Garnspeichers platziert und ist ausgelegt, das Vorhandensein
eines Garns an vordefinierten Stellen des Garnspeichers bzw. die Länge des sich im
Garnspeicher befindlichen Garnabschnitts zu detektieren.
[0010] Auf Basis der von der Sensorik gelieferten Daten ist es schließlich möglich, die
Spulgeschwindigkeit einer dem Garnspeicher in Transportrichtung nachgeordneten Spulvorrichtung
für das Garn zu regeln, wobei die Spulvorrichtung hierfür vorzugsweise mit einer Steuerung
in Verbindung steht, die mit den von der Sensorik ermittelten Daten gespeist wird.
Stellt die Steuerung fest, dass die Länge des sich im Garnspeicher vorhandenen Garnabschnitts
(bzw. der im Garnspeicher vorhandenen Garnschlaufe) unterhalb eines Minimums liegt,
so wird die Aufspulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung verringert, bis die Länge wieder
einem definierten Mindestmaß entspricht. Übersteigt die genannte Länge ein vorgegebenes
Maximum, so wird die Aufspulgeschwindigkeit entsprechend erhöht.
[0011] Schließlich umfasst die Spinnstelle ein Rückführmittel, mit dessen Hilfe ein Garnende,
das sich nach einem Garnbruch innerhalb des Garnspeichers befindet, in den Bereich
der Spinnstelle rückführbar ist. Im Ergebnis wird somit eine Spinnstelle vorgeschlagen,
die in der Lage ist, einen Garnbruch unabhängig von dessen Ursache zu beheben, indem
das entstandene Garnende ohne Einsatz eines Serviceroboters zur Spinneinheit zurückgeführt
und mit dem Faserverband verbunden werden kann (die einzelnen Verfahrensschritt werden
in der folgenden Beschreibung im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
näher beschrieben werden). Ferner sei an dieser Stelle allgemein darauf hingewiesen,
dass unter dem Begriff "Garnbruch" im Rahmen der Erfindung jedes gewollte oder unkontrollierte
Abtrennen eines aufspulseitigen Garnabschnitts vom Faserverband bzw. einem die Spinneinheit
verlassenden spinneinheitseitigen Garnende zu verstehen ist.
[0012] Vorteilhaft ist es, wenn das Rückführmittel eine Luftdüse umfasst, mit deren Hilfe
eine in Richtung der Spinnstelle gerichtete Luftströmung erzeugbar ist. Mit Hilfe
der entsprechenden Luftströmung ist es möglich, ein sich im Garnspeicher befindliches
Garnende in Richtung der Spinneinheit zu blasen. In diesem Bereich kann es schließlich
von der Spinneinheit angesaugt und in Richtung des Faserverbands transportiert werden,
um es dem beschriebenen Anspinnvorgang zuzuführen. Ein derartiges Rückführen ist insbesondere
im Anschluss an die Entfernung eines Garnfehlers gewünscht, wobei in diesem Zusammenhang
auf die Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens verwiesen wird. Die Luftdüse
steht vorzugsweise mit einer Steuerung in Verbindung, die auch die mit dem Garnspeicher
bzw. der mit dem Garnspeicher verbundenen Unterdruckquelle in Verbindung steht. Hierdurch
ist es möglich, den Garnspeicher während der Rückführung des Garnendes in Richtung
der Spinneinheit zu deaktivieren, um auszuschließen, dass der Garnspeicher ein Rückführen
des Garnendes in den Bereich der Spinneinheit verhindert.
[0013] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Rückführmittel ein mechanisch wirkendes Rückführelement,
beispielsweise eine mit dem Garn in Kontakt bringbare Hebelanordnung, umfasst. Das
Rückführelement kann beispielsweise im Bereich einer Garneintrittsöffnung des Garnspeichers
platziert sein. Insbesondere sollte das Rückführelement derart angeordnet sein, dass
es bei seiner Bewegung mit dem Garn in Kontakt bringbar ist, um das nach einem Garnbruch
vorhandene und vorzugsweise mit Hilfe des Garnspeichers fixierte Garnende erfassen
und in den Bereich einer Garnaustrittsöffnung der Spinneinheit bewegen zu können.
Dies ermöglicht schließlich ein Rückführen des Garnendes in den Bereich, in dem es
im Zuge des Anspinnvorgangs mit dem Faserverband verbunden wird.
[0014] Vorteilhaft ist es, wenn die Sensorik wenigstens zwei voneinander beabstandete Sensoren
umfasst, mit deren Hilfe das Vorhandensein des Garns im Bereich des jeweiligen Sensors
detektierbar ist. Beispielsweise könnte der Garnspeicher einen länglichen Innenraum
umfassen, in dem das Garn mit Hilfe eines Unterdrucks schlaufenförmig gehalten wird.
Befindet sich die Schlaufe zwischen den beiden Sensoren, die in Längsrichtung des
Innen-raums benachbart zueinander platziert werden sollten, so entspricht der Füllstand
des Garnspeichers dem Soll. Detektieren hingegen beide Sensoren das jeweilige Vorhandensein
eines Garnabschnitts, sollte die Aufspulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung von der
Steuerung erhöht werden, um den Füllstand des Garnspeichers zu verringern. Wird von
keinem der Sensoren ein Garn detektiert, so sollte die Steuerung ausgelegt sein, die
Aufspulgeschwindigkeit zu verringern, um den Füllstand der Garnspeichers zu erhöhen
(vorausgesetzt, es liegt kein Garnbruch vor, der beispielsweise mit Hilfe des Garnwächters
erkannt werden könnte). Alternativ wäre es schließlich auch denkbar, dass die Sensorik
mehr als zwei, vorzugsweise voneinander beabstandete, Sensoren umfasst. Ebenso könnte
lediglich ein Sensor vorhanden sein, der den Füllstand des Garnspeichers auf Basis
des Vorhandenseins eines Garns an einer oder mehreren vorgegebenen Positionen innerhalb
des Garnspeichers überwachen kann. Der oder die Sensoren können zudem generell als
Kamera ausgebildet sein, deren aufgenommene Bilder beispielsweise mit Hilfe einer
entsprechenden Bildanalyse-Software auswertbar sind, so dass aus den Bildern Informationen
hinsichtlich des Füllstands des Garnspeichers gewonnen werden können. Darüber hinaus
können der oder die Sensoren als kapazitiv arbeitende Sensoren ausgebildet sein, die
ebenfalls geeignet sind, das Vorhandensein eines Garns an einer oder mehreren vorgegebenen
Positionen innerhalb des Garnspeichers zu detektieren.
[0015] Es bringt also Vorteile mit sich, wenn die Spinnstelle mit einer Steuerung in Wirkverbindung
steht, mit deren Hilfe die Spulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung in Abhängigkeit
von den von der Sensorik gelieferten Füllstandsinformationen des Garnspeichers beeinflussbar
ist. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Füllstand des Garnspeichers stets
einen Wert innerhalb definierter Grenzen entspricht. In diesem Fall kann der Garnspeicher
sowohl eine bestimmte Garnlänge abgeben als auch aufnehmen und damit die gewünschte
Pufferwirkung während der Garnproduktion bewirken. Im Ergebnis können schließlich
Schwankungen der Aufspulgeschwindigkeit und/oder der Liefergeschwindigkeit der Spinneinheit
auf einfache Weise aufgefangen werden, ohne dass es hierbei zu einem Garnbruch kommt.
[0016] Auch ist es von Vorteil, wenn die Spinnstelle eine dem Garnspeicher in Transportrichtung
nachgeordnete Garnbremse umfasst. Die Garnbremse kann beispielsweise eine Federanordnung
umfassen, mit deren Hilfe eine gewisse Klemmkraft auf das Garn ausgeübt werden kann.
Vorzugsweise sollte die Klemmkraft, insbesondere mit Hilfe einer Steuerung, regelbar
sein (zumindest sollte es möglich sein, die Garnbremse mit Hilfe der Steuerung nur
bei Bedarf zuschalten zu können, um die auf das Garn ausgeübte Bremswirkung aktivieren
bzw. deaktivieren zu können).
[0017] Vorteilhaft ist es zudem, wenn die Spinnstelle eine Garntrenneinheit umfasst, die
vorzugsweise im Bereich des Garnspeichers platziert ist. Die Garntrenneinheit kann
beispielsweise eine Messereinheit umfassen, mit deren Hilfe ein bestimmter Garnabschnitt
nach der Detektion eines Garnbruchs vom restlichen Garn abtrennbar ist.
[0018] Im Zusammenhang mit dem Garnspeicher ist es ferner von Vorteil, wenn dieser mit einer
Unterdruckquelle in Verbindung steht. Der Garnspeicher arbeitet in diesem Fall pneumatisch
und bewirkt bei Kopplung mit der Unterdruckquelle ein Ansaugen des sich im Bereich
des Garnspeichers befindlichen Garnabschnitts. Insbesondere kann der Garnspeicher
rohrförmig ausgebildet sein und über ein schaltbares Ventil mit einer entsprechenden
Unterdruckquelle in Verbindung stehen, so dass die Saugwirkung des Garnspeichers aktiviert
und deaktiviert werden kann. Alternativ könnte der Garnspeicher selbstverständlich
auch mechanisch wirkende oder arbeitende Elemente umfassen, die ein Zwischenspeichern
des Garns, beispielsweise durch einen Aufwickelvorgang, erlauben.
[0019] Auch ist es von Vorteil, wenn der Garnspeicher wenigstens eine Injektionsdüse besitzt,
mit deren Hilfe innerhalb des Garnspeichers eine Luftströmung erzeugbar ist, die in
eine einer Garneintrittsöffnung des Garnspeichers abgewandte Richtung gerichtet ist.
Die Luftströmung bewirkt aufgrund des Venturi-Effekts eine Verstärkung der Ansaugwirkung
des Garnspeichers. Insbesondere ist es in diesem Zusammenhang von Vorteil, wenn die
Injektionsdüse(n) mit einer Steuerung in Wirkverbindung steht bzw. stehen, die ausgebildet
ist, die Injektionsdüse(n) dann mit einer Druckluft zu beschicken, wenn das Garn nach
einem Garnbruch teilweise wieder von der Spule abgespult werden soll (dies ist insbesondere
sinnvoll, um sicherzustellen, dass nicht nur der detektierte Garnfehler, sondern auch
ein entsprechend langer, dem Garnfehler vorangehender Garnabschnitt, von dem restlichen
Garn abgetrennt werden kann, der ebenfalls bereits von der vorgegebenen Qualitätsnorm
abweichen kann).
[0020] Ebenso ist es vorteilhaft, wenn die Spinnstelle, vorzugsweise im Bereich des Garnspeichers,
einen Garnendenpräparator besitzt zur Bearbeitung eines Garnendes vor einem nachfolgenden
Anspinnvorgang. Der Garnendenpräparator kann Teil des Garnspeichers sein oder in dessen
unmittelbarer Nachbarschaft platziert und mit diesem über entsprechende Trägerabschnitte
verbunden sein. Das Garnende kann in diesem Fall entsprechend mechanisch bearbeitet
werden (z. B. vom vorhandenen Drall der einzelnen Fasern befreit werden), bevor die
oben beschriebene Rückführung in Richtung der Spinneinheit erfolgt. Insbesondere,
wenn der Garnspeicher, die genannte Garntrenneinheit und der Garnendenpräparator baulich
zusammengefasst sind, ergibt sich eine kompakte Einheit, die jeder der einzelnen Spinnstellen
der erfindungsgemäßen Spinnmaschine zugeordnet sein kann.
[0021] Auch ist es äußert vorteilhaft, wenn die Spinnstelle mit einer Steuerung in Verbindung
ist, die ausgebildet ist, die Spinnstelle gemäß einem oder mehreren Aspekten der nachfolgenden
Beschreibung zu betreiben.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben einer Spinnmaschine (insbesondere mit
einem oder mehreren der bisher beschriebenen Merkmale) zeichnet sich nun zunächst
dadurch aus, dass während des Spinnbetriebsdas in der Spinnstelle produzierte Garn
mit Hilfe einer Abzugseinrichtung aus der Spinnstelle abgezogen wird, das abgezogene
Garn mit Hilfe eines Garnwächters bezüglich mindestens eines physikalischen Parameters
überwacht wird, das abgezogene Garn einen Garnspeicher passiert, der Füllstand des
Garnspeichers mit Hilfe einer Sensorik überwacht wird, das Garn nach Passieren des
Garnspeichers mit Hilfe einer Spulvorrichtung aufgespult wird, und die Spulgeschwindigkeit
der Spulvorrichtung in Abhängigkeit des Füllstands des Garnspeichers geregelt wird.
Bezüglich möglicher körperlicher bzw. konstruktiver Merkmale der genannten Bauteile
wird auf die bisherige und folgende Beschreibung verwiesen.
[0023] Wie bereits erwähnt, kommt es während des Spinnprozesses immer wieder zu einem Garnbruch,
wobei unter einem Garnbruch im Sinne der Erfindung insbesondere ein unvorhersehbares
Reißen des Garns oder eine aktive Unterbrechung der Garnproduktion durch Abschalten
oder Drosselung der Spinneinheit nach der Detektion eines Garnfehlers zu verstehen
ist, während dessen ebenfalls ein Garnende entsteht.
[0024] Um nach einem derartigen Ereignis auf den Einsatz eines Serviceroboters verzichten
zu können, wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung vorgeschlagen, dass die Spulvorrichtung
im Falle eines entsprechenden Garnbruchs möglichst unmittelbar gestoppt wird. In jedem
Fall ist vorgesehen, dass der Stopp der Spulvorrichtung (d. h. das Anhalten der von
der Spulvorrichtung angetriebenen Spule) bewirkt wird, bevor das Garnende den Garnspeicher
vollständig passiert hat. Mit andern Worten erfolgt der Stopp der Spulvorrichtung
also derart, dass nach deren Stopp ein Endabschnitt des Garns innerhalb des Garnspeichers
verbleibt. Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass das Garnende nach dem Stopp von
Spulvorrichtung und Spinneinheit an einer definierten Stelle der Spinnstelle zum Liegen
kommt. Vor der Einleitung der im Folgenden beschriebenen Schritte muss das Garnende
daher nicht - wie im Stand der Technik üblich - auf der Spulenoberfläche gesucht und
von dieser gelöst werden. Vielmehr ist das Garn im Bereich des Garnspeichers greifbar,
so dass zeitaufwändige Zwischenschritte entfallen können.
[0025] Im nächsten Schritt ist vorgesehen, dass ein Teil des Garns mit Hilfe einer spinnstelleneigenen
Garntrenneinheit abgetrennt wird. Wurde vor dem Stopp der Spulvorrichtung ein Garnfehler
detektiert, so ist es zweckmäßig, den Garnfehler und einen gewissen Garnabschnitt,
der vor dem Garnfehler produziert wurde, abzutrennen, um sicherzustellen, dass sich
nach dem Abtrennschritt ausschließlich Garn auf der Spule befindet, dass den Qualitätsvorgaben
entspricht. Hierfür ist vorzugsweise ein Teil des bereits aufgespulten Garns wieder
von der Spule abzuspulen, um ein Abtrennen des gewünschten Garnabschnitts zu ermöglichen.
[0026] Abschließend ist vorgesehen, dass das auf diese Weise neu entstandene Garnende mit
Hilfe eines spinnstelleneigenen Rückführmittels in den Bereich der Spinnstelle rückgeführt
und anschließend ein Anspinnvorgang durchgeführt wird, bei dem das Garnende mit dem
der Spinneinheit zugeführten Faserverband verbunden wird, um mit dem eigentlichen
Spinnprozess fortfahren zu können.
[0027] Im Zusammenhang mit der erwähnten Rückführung des Garns ist es vorteilhaft, wenn
diese mit Hilfe einer Luftströmung oder mit Hilfe eines mechanisch wirkenden Rückführelements,
beispielsweise einer Hebelanordnung, erfolgt, wobei die entsprechenden Bauteile (Luftdüse/Hebelanordnung)
vorzugsweise als Bestandteil der jeweiligen Spinnstelle ausgebildet sind. Hierdurch
wird der gewünschte selbstständige Anspinnvorgang möglich, bei dem auf den Einsatz
eines Serviceroboters verzichtet werden kann. Während des Rückführens des Garnendes
in den Bereich der Spinneinheit ist es ferner von Vorteil, wenn der vorzugsweise pneumatisch
arbeitende Garnspeicher deaktiviert wird. Hierdurch wird verhindert, dass auf das
Garnende zwei in entgegengesetzte Richtung wirkende Kräfte ausgeübt werden, die der
Rückführung des Garns entgegenstehen könnten.
[0028] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn das Garn während des Spinnbetriebs mit Hilfe
einer zwischen dem Garnspeicher und der Spulvorrichtung platzierten Garnbremse auf
Spannung gehalten wird. Beispielsweise wäre es denkbar, dass das Garn über ein Klemm-
oder Umlenkelement geführt wird, so dass sichergestellt ist, dass das Garn sauber
und ohne ungewollte Schlingenbildung auf die entsprechende Spule aufgespult wird.
[0029] Ebenso bringt es Vorteile mit sich, wenn der Füllstand des Garnspeichers während
des Spinnbetriebs mit Hilfe wenigstens eines Sensors überwacht wird. Hierdurch kann
sichergestellt werden, dass sich der Füllstand (d. h. die Länge des sich im Garnspeicher
befindlichen Garnabschnitts) stets zwischen einem definierten Minimal- und einem ebenfalls
vorgegebenen Maximalwert befindet. Liegt der Füllstand über dem Maximalwert, so sollte
die Aufspulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung erhöht werden, um den Füllstand des
Garnspeichers zu verringern. Bei Unterschreiten des Minimalwerts sollte die Aufspulgeschwindigkeit
hingegen gedrosselt werden, um die Länge des sich im Garnspeicher befindlichen Garnabschnitts
zu erhöhen.
[0030] Auch ist es von Vorteil, wenn während oder nach dem (einem Garnbruch folgenden) Stopp
der Spulvorrichtung innerhalb des Garnspeichers eine Luftströmung erzeugt wird, die
in eine von einer Garneingangsöffnung des Garnspeichers abgewandte Richtung gerichtet
ist. Insbesondere wenn der Garnspeicher pneumatisch arbeitet, d. h. das Garn mit Hilfe
einer Unterdruckströmung ansaugt, kann durch die zusätzlich eingebrachte Luftströmung
die Ansaugwirkung auf das Garn aufgrund des Venturi-Effekts verstärkt werden. Eine
derartig verstärkte Saugwirkung des Garnspeichers auf das Garn ist insbesondere in
dem Stadium des Verfahrens wünschenswert, in dem ein gewisser Abschnitt des Garns
wieder von der Spule abgespult wird, um den nötigen Teil des Garns nach einem Garnbruch
vom restlichen Garn entfernen zu können. Insbesondere kann in dieser Zeitspanne auch
vorgesehen sein, die Garnbremse (falls vorhanden), zu deaktivieren, um das Abspulen
des Garns von der Spule zu erleichtern.
[0031] Hierbei ist es äußert vorteilhaft, wenn eine der abgespulten Garnlänge entsprechende
Länge des Garns vom Garnspeicher aufgenommen wird. Nach der Beendigung des Abspulvorgangs
wird schließlich der vom Garnspeicher aufgenommene Endabschnitt des Garns vorzugsweise
mit Hilfe einer im Bereich des Garnspeichers platzierten Garntrenneinheit vom restlichen
Garn abgetrennt und mit Hilfe des Garnspeichers abgeführt. Hierzu kann der Garnspeicher
in eine Luftleitung übergehen, die wiederum mit einer Unterdruckquelle in Verbindung
steht.
[0032] Vorteilhaft ist es, wenn das resultierende Garnende mit Hilfe eines Garnendenpräparators,
vorzugsweise mechanisch, bearbeitet und anschließend in den Bereich der Spinneinheit
rückgeführt wird. Hierdurch kann die Qualität des anschließenden Anspinnvorgangs signifikant
erhöht werden, wobei im Rahmen der Garnendenpräparation beispielsweise der Drall des
Garns entfernt wird.
[0033] Vorteile bringt es zudem mit sich, wenn während der Rückführung des Garns innerhalb
der Spinneinheit eine Luftströmung erzeugt wird, die der Transportrichtung entgegengerichtet
ist. Hierdurch wird ein Ansaugen des Garnendes, das mit Hilfe des spinnstelleneigenen
Rückführmittels (beispielsweise in Form einer Luftdüse) in den Bereich der Spinneinheit
geführt wird, bewirkt. Während des Rückführens ist es zudem angebracht, die Garnbremse
zu lösen bzw. zu deaktivieren und die Spule rückwärts anzutreiben, so dass ein weiterer
Garnabschnitt freigegeben wird. Hierdurch wird sichergestellt, dass das Garnende bis
in den Bereich der Spinneinheit bzw. in einen Bereich der Spinneinheit, der dieser
in Transportrichtung vorgelagert ist, geführt werden kann.
[0034] Weitere Vorteile der Erfindung sind in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen beschrieben.
Es zeigen:
- Figuren 1 bis 9
- schematische Darstellungen einer erfindungsgemäßen Spinnstelle während der Entfernung
eines Garnfehlers,
- Figuren 10 und 11
- den Bereich des Garnspeichers einer erfindungsgemäßen Spinnstelle, und
- Figur 12
- eine alternative Ausführungsform eines Garnspeichers einer erfindungsgemäßen Spinnstelle.
[0035] Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung einer Spinnstelle 1 einer erfindungsgemäßen
Spinnmaschine (die beispielsweise als Luftspinn- oder Rotorspinnmaschine ausgebildet
sein kann) während des Spinnprozesses, während dessen aus einem Faserverband 4 ein
Garn 2 produziert wird. Der Faserverband 4 wird hierbei in der Regel mit Hilfe eines
Streckwerks (Luftspinnmaschine) oder einer Auflöseeinheit (Rotorspinnmaschine) einer
entsprechend aus dem Stand der Technik bekannten Spinneinheit 5 (Luftwirbelkammer
im Fall einer Luftspinnmaschine bzw. Rotorkammer im Fall einer Rotorspinnmaschine)
zugeführt und innerhalb der Spinneinheit 5 mit einer Drehung versehen. Während in
den Figuren stets nur eine Spinnstelle 1 gezeigt ist, kann die entsprechende Spinnmaschine
selbstverständlich auch mehrere, z. B. senkrecht zur Zeichenebene hintereinander angeordnete
und vorzugsweise gleichartig aufgebaute, Spinnstellen 1 umfassen.
[0036] Die gezeigte Spinnstelle 1 umfasst des Weiteren eine durch beispielsweise ein Abzugswalzenpaar
gebildete Abzugseinrichtung 6, mit deren Hilfe das Garn 2 in einer Transportrichtung
mit einer vorgegebenen Abzugsgeschwindigkeit aus der Spinneinheit 5 abziehbar ist,
sowie eine der Abzugseinrichtung 6 nachgeschaltete und eine auswechselbare Spule 22
aufweisende Spulvorrichtung 9. Die Spulvorrichtung 9 dient dem Aufspulen des aus der
Spinndüse austretenden Garns 2, welches die Spinneinheit 5 über einen entsprechenden
Garnausgang verlässt.
[0037] Um die Qualität des produzierten Garns 2 überwachen zu können, verfügt die erfindungsgemäße
Spinnmaschine des Weiteren über einen Garnwächter 21, der definierte physikalische
Parameter des Garns 2 (z. B. dessen Haarigkeit, die Garndicke, die Garnfestigkeit
oder andere für die Qualität des Garns 2 repräsentative Parameter) überwacht. Der
Garnwächter 21 arbeitet dabei vorzugsweise berührungslos und ist insbesondere auch
ausgebildet, das Vorhandensein des Garns 2 im Bereich des Garnwächters 21 an sich
zu detektieren.
[0038] Schließlich verfügt die erfindungsgemäße Spinnmaschine über weitere charakteristische
Bauteile/Einheiten, auf die in der folgenden Beschreibung noch näher eingegangen werden
wird.
[0039] Zunächst ist festzuhalten, dass es während des Spinnbetriebs in regelmäßigen Zeitabständen
zu Garnfehlern 23 (definiert als bestimmte Abweichung des überwachten Garnparameters
von einem Sollwert) kommt. Die Entfernung derartiger Garnfehler 23 (sogenannter Reinigerschnitt)
bewerkstelligt bei herkömmlichen Luftspinnmaschinen ein entlang der Spinnstellen 1
patrouillierender Serviceroboter, der jedoch stets nur einen Garnfehler 23 pro Zeitfenster
entfernen kann und zudem zunächst an die entsprechende Spinnstelle 1 verfahren werden
muss, bevor der nötige Anspinnvorgang gestartet werden kann. Treten Garnfehler 23
an mehreren Spinnstellen gleichzeitig auf, so kommt es zu einem Produktionsausfall,
der die Produktivität der gesamten Spinnmaschine negativ beeinträchtigt.
[0040] Ebenso kann es während der Garnproduktion zu einem Reißen des Garns 2 kommen, wobei
auch in diesem Fall ein Wiederanspinnen notwendig ist, um den Spinnprozess wieder
aufnehmen zu können.
[0041] Erfindungsgemäß besitzt die Spinnstelle 1 nun einen im Folgenden beschriebenen Garnspeicher
7, eine Garntrenneinheit 17 sowie ein Rückführmittel 10, mit deren Hilfe ein Wiederanspinnen
nach einem Garnbruch (Reißen des Garns oder kontrolliert herbeigeführter Stopp der
Garnproduktion mit der Folge, dass ebenfalls ein Garnende entsteht) möglich wird,
ohne dass hierfür ein Serviceroboter an die entsprechende Spinnstelle 1 verfahren
werden müsste. Mit anderen Worten erlaubt die beschriebene Spinnstelle 1 einen selbstständigen
Anspinnvorgang nach der Detektion eines Garnfehlers 23 bzw. Riss des Garns 2.
[0042] Im Folgenden wird Bezug genommen auf die Figuren 2 bis 9. Wie diesen zu entnehmen
ist, wird das Garn 2 während des normalen Spinnprozesses aus der Spinneinheit 5 mit
Hilfe einer Abzugseinrichtung 6 abgezogen und von einem Garnwächter 21 überwacht (der
nicht zwangsläufig an der gezeigten Stelle platziert sein muss). Nach der Abzugseinrichtung
6 durchläuft das Garn 2 kontinuierlich einen Garnspeicher 7, der vorzugsweise pneumatisch
arbeitet. Es ist also von Vorteil, wenn der Garnspeicher 7 ein beispielsweise rohrförmiges
Speichervolumen mit einer Garneintrittsöffnung 20 umfasst, das wiederum mit einer
Unterdruckquelle 18 verbunden ist. Durch die aufgrund des Unterdrucks entstehende
Luftströmung wird das Garn 2 schlaufenförmig in den Garnspeicher 7 eingezogen und
somit auf Spannung gehalten.
[0043] Schließlich passiert das Garn 2 vorzugsweise eine Garnbremse 16, die sicherstellt,
dass das Garn 2 unter einer bestimmten Spannung auf die Spule 22 aufgewickelt werden
kann (auf die Garnbremse 16 kann unter Umständen auch verzichtet werden, da auch der
Garnspeicher 7 bereits eine gewisse Spannung auf das Garn 2 ausübt).
[0044] Abschließend wird das Garn 2 mit Hilfe der Spulvorrichtung 9 (die vorzugsweise eine
Changiereinheit für das Garn 2 umfasst) auf eine Spule 22 gespult, wobei die Spulgeschwindigkeit
vorzugsweise mit Hilfe einer Steuerung 15 in Abhängigkeit der Messwerte geregelt wird,
die von einer im Bereich des Garnspeichers 7 platzierten Sensorik 8 geliefert werden.
Die Sensorik 8 kann beispielsweise zwei benachbarte Sensoren 14 umfassen, die in unterschiedlichem
Abstand zur Garneingangsöffnung 20 platziert sind und das Vorhandensein des Garns
2 im Bereich des jeweiligen Sensors 14 detektieren können. Zeigt die Sensorik 8 nun
an, dass sich die in Figur 1 gezeigte Garnschlaufe zwischen dem ersten und zweiten
Sensor 14 befindet, so ist dies ein Zeichen, dass die Aufspulgeschwindigkeit in etwa
der Abzugsgeschwindigkeit der Abzugseinrichtung 6 entspricht. Detektieren beide Sensoren
14 das Vorhandensein eines Garns 2 (wie in Figur 1 gezeigt), wo ist dies ein Zeichen
dafür, dass die Abzugsgeschwindigkeit geringer ist als die Abzugsgeschwindigkeit,
da sich der Garnspeicher 7 übermäßig gefüllt hat. In diesem Fall erhöht die Steuerung
15 die Aufspulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung 9, bis sich die Garnschlaufe wieder
zwischen den beiden Sensoren 14 befindet. Zeigen hingegen beide Sensoren 14 an, dass
in ihrem Bereich kein Garn 2 vorhanden ist (obwohl der Garnwächter 21 das Vorhandensein
eines Garns 2 meldet), so muss die Aufspulgeschwindigkeit verringert werden, bis sich
der Garnspeicher 7 wieder ausreichend gefüllt hat (d. h. bis die sich die Garnschlaufe
wieder zwischen den beiden Sensoren 14 befindet).
[0045] Kommt es nun zu einem Reißen des Garns 2 oder weist das Garn 2 einen Garnfehler 23
auf, so wird das jeweilige Ereignis vom Garnwächter 21 detektiert und an die Steuerung
15 der Spinnstelle 1 bzw. der Spinnmaschine gemeldet. Wurde ein Garnfehler 23 detektiert,
so wird die Spinneinheit 5 gezielt heruntergefahren, bis kein Garn 2 mehr produziert
wird. Gleichzeitig wird die Spulvorrichtung 9 derart gestoppt, dass sich das durch
den Produktionsstopp ergebende, aufspulseitige Garnende 11 innerhalb des Garnspeichers
7 oder zwischen dem Garnspeicher 7 und der Spinneinheit 5 befindet (Figur 3). Kommt
es während des Spinnbetriebs zu einem Reißen des Garns 2, so wird die Spulvorrichtung
9 ebenfalls umgehend gestoppt, um auch in diesem Fall sicherzustellen, dass sich das
Garnende 11 nach dem Stopp an einer der genannten Positionen befindet.
[0046] In jedem Fall ist also sicherzustellen, dass die Spulvorrichtung 9 bei einem Garnbruch
möglichst schnell gestoppt wird, um ein vollständiges Aufspulen des Garnendes 11 zu
verhindern (dieses müsste vor einem Anspinnvorgang wieder aufwändig auf der Spulenoberfläche
gesucht werden).
[0047] Die Lage des Garns 2 nach dem Stopp der Spulvorrichtung 9 zeigt Figur 3. Wie dieser
Figur zu entnehmen ist, befindet sich das Garnende 11 innerhalb des Garnspeichers
7 und wird von der Unterdruckquelle 18 angesaugt und damit auf Spannung gehalten (eine
vergleichbare Stellung würde das Garn 2 im Übrigen auch dann einnehmen, wenn es zu
einem spontanen Garnriss gekommen wäre, wobei hier nicht unbedingt ein Garnfehler
23 vorhanden sein muss).
[0048] Im nächsten Schritt erfolgt vorzugsweise ein Abspulen eines gewissen Garnabschnitts
von der Spule 22 (diese wird hierfür bei deaktivierter Garnbremse 16 rückwärts angetrieben),
um sicherzustellen, dass der Garnfehler 23 von einer Garntrenneinheit 17 abgetrennt
werden kann (vergleiche Figuren 3 und 4). Auch bei einem Garnriss ist es sinnvoll,
einen gewissen Endabschnitt des Garns 2 vor einem nachfolgenden Anspinnvorgang abzutrennen,
um sicherzustellen, dass das verbleibende Garn 2 den vorgegebenen Qualitätsvorgaben
entspricht.
[0049] Im nächsten Schritt erfolgt das Abtrennen eines entsprechend langen Endabschnitts
des Garns 2 mit Hilfe der Garntrenneinheit 17 (Figur 5) sowie das Absaugen des abgetrennten
Garnabschnitts mit Hilfe der Unterdruckquelle 18 oder eines damit verbundenen Entsorgungsabschnitts
(Figur 6).
[0050] Um nun das neu entstandene Garnende 11 in den Bereich der Spinnstelle 1 zurückführen
zu können, um schließlich den nötigen Anspinnvorgang durchzuführen, verfügt die erfindungsgemäße
Spinnstelle 1 über ein Rückführmittel 10, das im Fall der Figuren 1 bis 9 eine Luftdüse
12 umfasst, um eine Luftströmung erzeugen zu können, die sich ausgehend vom Garnspeicher
7 (insbesondere dessen Garneingangsöffnung 20) in Richtung der Spinneinheit 5 (vorzugsweise
deren Garnaustrittsöffnung) erstreckt.
[0051] Wird die Luftdüse 12 mit einem Überdruck beaufschlagt, so wird das mittlerweile von
dem Garnspeicher 7 freigegebene Garnende 11 in Richtung der Spinneinheit 5 geblasen
("geschossen"), wobei hierfür die Abzugseinrichtung 6 gegebenenfalls in eine entsprechende
Stellung gebracht werden muss, in der sie sich nicht im Flugweg des Garnendes 11 befindet
(in Figur 6 wurden hierfür die beiden Abzugswalzen voneinander wegbewegt). Ist der
Abstand zwischen Garnende 11 und Spinneinheit 5 größer als die Länge des sich vor
der beschriebenen Garnrückführung im Garnspeicher 7 befindlichen Garnabschnitts, so
sollte vor bzw. während der von dem Rückführmittel 10 unterstützen Garnrückführung
eine entsprechende Garnmenge von der Spule 22 abgespult werden, so dass das Garnende
11 schließlich von der Spinneinheit 5 eingesaugt werden kann (siehe Figur 7).
[0052] Schließlich wird die Abzugseinrichtung 6 wieder in ihre Betriebsstellung gebracht
(Figur 8), der für den Anspinnvorgang benötigte Garnabschnitt von der Spule 22 abgespult,
so dass sich das Garnende 11 an der für den Anspinnvorgang (d. h. die Verbindung mit
dem Faserverband 4 bzw. einem mittlerweile von der Spinneinheit 5 hergestellten Garnabschnitts)
vorgesehenen Position (z. B. in Transportrichtung gesehen vor der Spinneinheit 5)
befindet und sich der Garnspeicher 7 wieder auf das gewünschte Maß füllt (Figur 9).
[0053] Nach Abschluss des Anspinnvorgangs kann wieder der reguläre Spinnprozess aufgenommen
werden, ohne dass hierfür der Einsatz eines Serviceroboters notwendig gewesen wäre.
[0054] Die Figuren 10 und 11 zeigen schließlich eine alternative Ausführung des beschrieben
Rückführmittels 10. Anstelle oder zusätzlich zu der bereits gezeigten Luftdüse 12
kann es ebenso vorteilhaft sein, die Rückführung des Garnendes 11 in den Bereich der
Spinneinheit 5 mit Hilfe eines mechanischen Rückführelements zu bewerkstelligen. Die
Spinnstelle 1 kann hierfür beispielsweise über eine Hebelanordnung 13 verfügen, die
bei Verschenken um eine Drehachse eine Bewegung des Garnendes 11 gemäß Figur 11 bewirken
kann (der Garnspeicher 7 kann während der Bewegung der Hebelanordnung 13 mit einem
Unterdruck beaufschlagt werden, um die in Figur 11 gezeigte Schlaufenbildung zu ermöglichen;
wird die Unterdruckquelle 18 vom Garnspeicher 7 entkoppelt, so würde sich die Schlaufe
schließlich auflösen und das nach unten weisende Garnende 11 könnte von der Spinneinheit
5 angesaugt werden).
[0055] Darüber zeigen die Figuren 11 und 12, dass der Garnspeicher 7 ebenso einen Garnendenpräparator
3 aufweisen kann. Dieser dient nach Abtrennen eines entsprechenden Garnabschnitts
der Bearbeitung des Garnendes 11, um dieses für den anschließenden Anspinnvorgang
vorzubereiten. Hierbei kann beispielsweise eine Drallauflösung erfolgen, um die Fasern
besser mit den Fasern des Faserverbands 4 verbinden zu können.
[0056] Abschließend ist in Figur 13 eine vorteilhafte Weiterbildung des bisher beschriebenen
Garnspeichers 7 gezeigt. Wie dieser Figur zu entnehmen ist, kann es vorgesehen sein,
dass eine oder mehrere Injektionsdüsen 19 in das Innere des Garnspeichers 7 münden.
Die Injektionsdüse(n) 19 ist bzw. sind ferner mit einer Luftdruckquelle verbunden,
so dass eine Luftströmung erzeugbar ist, die sich in eine von der Garneingangsöffnung
20 abgewandt Richtung erstreckt. Hierdurch kann schließlich die Zugkraft auf das Garn
2 bzw. das Garnende 11 während des in den Figuren 4 und 5 gezeigten Abspulvorgangs
des Garns 2 erhöht werden, so dass es für die Garnrückführung ausreichend sein kann,
den Antrieb der Spule 22 zu deaktivieren, ohne die Spule 22 aktiv in eine Rückwärtsdrehung
versetzen zu müssen.
[0057] Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die dargestellten und beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. Abwandlungen im Rahmen der Patentansprüche sind ebenso möglich wie eine
Kombination der Merkmale, auch wenn sie in unterschiedlichen Ausführungsbeispielen
dargestellt und beschrieben sind.
Bezugszeichenliste
[0058]
- 1
- Spinnstelle
- 2
- Garn
- 3
- Garnendenpräparator
- 4
- Faserverband
- 5
- Spinneinheit
- 6
- Abzugseinrichtung
- 7
- Garnspeicher
- 8
- Sensorik
- 9
- Spulvorrichtung
- 10
- Rückführmittel
- 11
- Garnende
- 12
- Luftdüse
- 13
- Hebelanordnung
- 14
- Sensor
- 15
- Steuerung
- 16
- Garnbremse
- 17
- Garntrenneinheit
- 18
- Unterdruckquelle
- 19
- Injektionsdüse
- 20
- Garneintrittsöffnung
- 21
- Garnwächter
- 22
- Spule
- 23
- Garnfehler
- T
- Transportrichtung
1. Spinnstelle einer Spinnmaschine, die der Herstellung eines Garns (2) aus einem der
Spinnstelle (1) in einer Transportrichtung (T) zugeführten Faserverband (4) dient,
wobei die Spinnstelle (1) wenigstens umfasst:
- eine Spinneinheit (5) mit Mitteln zur Erzeugung des Garns (2),
- eine der Spinneinheit (5) in Transportrichtung (T) nachgeordnete Abzugseinrichtung
(6) zum Abzug des Garns (2) aus der Spinneinheit (5),
- einen der Abzugseinrichtung (6) nachgeordneten Garnspeicher (7) zum Zwischenspeichern
eines Garnabschnitts, wobei dem Garnspeicher (7) eine Sensorik (8) zur Überwachung
des Füllstands des Garnspeichers (7) zugeordnet ist,
- eine dem Garnspeicher (7) nachgeordnete Spulvorrichtung (9) zur Aufspulung des Garns
(2), sowie
- ein Rückführmittel (10), mit dessen Hilfe ein Garnende (11), das sich nach einem
Garnbruch innerhalb des Garnspeichers (7) befindet, in den Bereich der Spinnstelle
(1) rückführbar ist.
2. Spinnstelle gemäß vorangegangenem Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass das Rückführmittel (10) eine Luftdüse (12) umfasst, mit deren Hilfe eine in Richtung
der Spinnstelle (1) gerichtete Luftströmung erzeugbar ist und/oder dass das Rückführmittel
(10) ein mechanisch wirkendes Rückführelement, beispielsweise eine mit dem Garn (2)
in Kontakt bringbare Hebelanordnung (13), umfasst.
3. Spinnstelle gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensorik (8) wenigstens zwei voneinander beabstandete Sensoren (14) umfasst,
mit deren Hilfe das Vorhandensein des Garns (2) im Bereich des jeweiligen Sensors
(14) detektierbar ist.
4. Spinnstelle gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinnstelle (1) mit einer Steuerung (15) in Wirkverbindung steht, mit deren Hilfe
die Spulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung (9) in Abhängigkeit von den von der Sensorik
(8) gelieferten Füllstandsinformationen des Garnspeichers (7) beeinflussbar ist.
5. Spinnstelle gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinnstelle (1) eine dem Garnspeicher (7) in Transportrichtung (T) nachgeordnete
Garnbremse (16) umfasst und/oder dass die Spinnstelle (1) eine Garntrenneinheit (17)
umfasst, die vorzugsweise im Bereich des Garnspeichers (7) platziert ist, und/oder
dass der Garnspeicher (7) mit einer Unterdruckquelle (18) in Verbindung steht.
6. Spinnstelle gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Garnspeicher (7) wenigstens eine Injektionsdüse (19) besitzt, mit deren Hilfe
innerhalb des Garnspeichers (7) eine Luftströmung erzeugbar ist, die in eine einer
Garneintrittsöffnung (20) des Garnspeichers (7) abgewandte Richtung gerichtet ist.
7. Spinnstelle gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinnstelle (1), vorzugsweise im Bereich des Garnspeichers (7), einen Garnendenpräparator
(3) besitzt zur Bearbeitung eines Garnendes (11) vor einem nachfolgenden Anspinnvorgang.
8. Spinnstelle gemäß einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinnstelle (1) mit einer Steuerung (15) in Wirkverbindung steht, die ausgebildet
ist, die Spinnstelle (1) gemäß einem der nachfolgenden Ansprüche zu betreiben.
9. Verfahren zum Betrieb einer Spinnstelle (1) einer Spinnmaschine, die der Herstellung
eines Garns (2) aus einem der Spinnstelle (1) in einer Transportrichtung (T) zugeführten
Faserverband (4) dient, wobei während des Spinnbetriebs
- das in der Spinnstelle (1) produzierte Garn (2) mit Hilfe einer Abzugseinrichtung
(6) aus der Spinnstelle (1) abgezogen wird,
- das abgezogene Garn (2) mit Hilfe eines Garnwächters (21) bezüglich mindestens eines
physikalischen Parameters überwacht wird,
- das abgezogene Garn (2) einen Garnspeicher (7) passiert,
- der Füllstand des Garnspeichers (7) mit Hilfe einer Sensorik (8) überwacht wird,
- das Garn (2) nach Passieren des Garnspeichers (7) mit Hilfe einer Spulvorrichtung
(9) aufgespult wird, und
- die Spulgeschwindigkeit der Spulvorrichtung (9) in Abhängigkeit des Füllstands des
Garnspeichers (7) geregelt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass die Spulvorrichtung (9) im Falle eines Garnbruchs derart gestoppt wird, dass nach
dem Stopp der Spulvorrichtung (9) ein Endabschnitt des Garns (2) innerhalb des Garnspeichers
(7) verbleibt, dass im Anschluss daran ein Teil des Garns (2) mit Hilfe einer spinnstelleneigenen
Garntrenneinheit (17) abgetrennt wird, und dass das auf diese Weise entstandene Garnende
(11) schließlich mit Hilfe eines spinnstelleneigenen Rückführmittels (10) in den Bereich
der Spinnstelle (1) rückgeführt und anschließend ein Anspinnvorgang durchgeführt wird.
10. Verfahren gemäß vorangegangenem Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung des Garnendes (11) mit Hilfe einer Luftströmung oder mit Hilfe eines
mechanisch wirkenden Rückführelements, beispielsweise einer Hebelanordnung (13), erfolgt
und/oder dass das Garn (2) während des Spinnbetriebs mit Hilfe einer zwischen dem
Garnspeicher (7) und der Spulvorrichtung (9) platzierten Garnbremse (16) auf Spannung
gehalten wird.
11. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Füllstand des Garnspeichers (7) während des Spinnbetriebs mit Hilfe wenigstens
eines Sensors (14) überwacht wird und/oder dass während oder nach dem, einem Garnbruch
folgenden, Stopp der Spulvorrichtung (9) innerhalb des Garnspeichers (7) eine Luftströmung
erzeugt wird, die in eine von einer Garneingangsöffnung (20) des Garnspeichers (7)
abgewandte Richtung gerichtet ist.
12. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 12 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Spulvorrichtung (9) während der Erzeugung der Luftströmung ein Abspulen eines
Garnabschnitts von einer von der Spulvorrichtung (9) angetriebenen Spule (22) bewirkt,
wobei eine der abgespulten Garnlänge entsprechende Länge des Garns (2) vom Garnspeicher
(7) aufgenommen wird.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 12 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass nach Beendigung des Abspulvorgangs ein Endabschnitt des Garns (2) mit Hilfe einer
Garntrenneinheit (17) vom restlichen Garn (2) abgetrennt und mit Hilfe des Garnspeichers
(7) abgeführt wird.
14. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 12 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass das resultierende Garnende (11) mit Hilfe eines Garnendenpräparators (3), vorzugsweise
mechanisch, bearbeitet und anschließend in den Bereich der Spinneinheit (5) rückgeführt
wird und/oder dass während der Rückführung des Garns (2) innerhalb der Spinneinheit
(5) eine Luftströmung erzeugt wird, die der Transportrichtung (T) entgegengerichtet
ist.
15. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 12 bis 20, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinnstelle (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11 ausgebildet ist.