[0001] Die Erfindung betrifft eine Schmiereinrichtung für Weichenverschlüsse, insbesondere
zum Schmieren einer mit einem Verschlussstück zusammenwirkenden Verschlussklinke und
Nockenstange.
[0002] Als Verschlussvorrichtung für Weichenzungen bzw. Zungenschienen sind Klinkenverschlüsse,
bestehend aus einem Zungenkloben, einem Verschlussstück, einer Verschlussklinke und
Nocken- bzw. Schieberstangen, hinlänglich bekannt und beschrieben (vergleiche
DE 10 2008 060 229 A1).
[0003] Bei der gleichzeitigen, gegensinnigen Verstellung der beiden Weichenverschlussseiten
in einer Eisenbahnweiche gleiten die Verschlussklinken am jeweiligen Backenschienenfuß
entlang, wobei die Verschlussklinke der einen Weichenverschlussseite in das Verschlussstück
eintaucht und dieses zum Verriegeln der an der Backenschiene anliegenden Zungenschiene
hintergreift. Die andere Verschlussklinke wird dabei aus dem Verriegelungseingriff
mit dem Verschlussstück gelöst, so dass die andere, gegenüberliegende Weichenverschlussseite
geöffnet ist und die Zungenschiene hier in einem geeigneten Abstand von der Backenschiene
entfernt ist.
[0004] Um ein reibungsloses Gleiten und ein müheloses Ver- bzw. Entriegeln der Verschlussklinken
zu gewährleisten, muss auf diese ein geeigneter Schmierstoff aufgebracht werden.
[0005] In der Praxis werden die Weichenverschlüsse von entsprechendem Wartungspersonal von
Hand beispielsweise derart geschmiert, dass mittels eines Pinsels ein Schmierstoffgemisch
auf die Verschlussklinken aufgebracht wird, wobei weder Menge des Schmierstoffes noch
Schmierhäufigkeit ausreichend genau definiert werden können. Ein Teil des so aufgebrachten
Schmierstoffs gelangt schon beim Abschmieren z. B. auf das Schotterbett. Umweltbelastung
und eine unnötig große Ansammlung von durch den überschüssigen Schmierstoff gebundenem
Schmutz machen eine zusätzliche arbeitsintensive Reinigung notwendig.
[0006] Ferner sind Weichenschmiergeräte bekannt, die nach dem Prinzip einer Gartenspritze
arbeiten. Der Vorratsbehälter für das Schmierstoffgemisch wird von einer Bedienungsperson
mit Hilfe eines Tragegestells auf dem Rücken getragen. Der Vorratsbehälter ist über
einen Schlauch mit einer Schmierlanze verbunden, durch den der Schmierstoff mit einem
Druck von ca. 3 - 6 bar gefördert wird.
[0007] Diese Weichenschmiergeräte haben ein Leergewicht von ca. 5 kg, hinzu kommt noch das
Gewicht des Schmierstoffs bis zu 5 l. Für die Anwendung in der Praxis sind diese Geräte
zu unhandlich und überdimensioniert, da pro Weiche nur eine geringe Menge Schmierstoff
benötigt wird.
[0008] Vor allem bei Weichen außerhalb von Bahnhöfen und in Hochgeschwindigkeitsstrecken
(> 200 km/h) spielt das Sicherheitsrisiko für das Wartungspersonal bei den zunehmenden
Fahrgeschwindigkeiten eine immer entscheidendere Rolle. Hier übersteigen die Fahrtkosten
zum Standort der Weiche und die Personalkosten zur Absicherung des Wartungspersonals
die eigentlichen Abschmierkosten bei Weitem.
[0009] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Schmiereinrichtung für Weichenverschlüsse
zu schaffen, die die vorher genannten Nachteile und Gefahren der manuellen Schmierung
bei gleichzeitiger Kostensenkung vermeidet.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch am Weichenverschluss angeordnete und mit
einem Schmiermittel gefüllte Kartuschen gelöst, die das Schmiermittel an die Verschlussklinke
abgeben. Die Kartuschen, die beiden Weichenverschlüssen einer Weichenumstellvorrichtung
als Einzelpunkt-Schmiergeber zugeordnet sind, benötigen zur Abgabe des Schmiermittels
keine separate Druckbeaufschlagung. Vielmehr besitzt die Kartusche eine eigene, wartungsfreie,
z. B. druckgasbetriebene oder motorisierte Antriebseinheit, die über einen innerhalb
der Kartusche bewegbaren Kolben das Schmiermittel zu der Verschlussklinke befördert.
[0011] Die Kartusche arbeitet somit autark, wobei sie vorteilhaft so eingestellt werden
kann, dass eine exakt definierte Schmiermittelmenge in regelmäßigen Intervallen abgegeben
wird. Vorzugsweise erfolgt der automatische Schmiermittelintervall dann, wenn die
Verschlussklinke das Verschlussstück hintergreift und somit die Zungenschiene an der
Backenschiene anliegend verriegelt.
[0012] Je größer die Zeitabstände zwischen den einzelnen Schmierintervallen gewählt werden,
desto länger ist die Abgabedauer des in der Kartusche befindlichen Schmiermittels.
Die Abgabedauer der Kartusche kann somit bis auf etwa 12 Monate ausgedehnt werden.
[0013] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Kartusche ausgangsseitig
mit einem Schlauchelement verbunden ist, an dessen anderem Ende ein direkt auf die
Verschlussklinke wirkendes Auftragmittel angeordnet ist. Das Auftragmittel kann hierbei
ein Schwamm, ein Vliespad, eine Düse oder dergleichen sein, das über den Schlauch
mit dem Schmiermittel versorgt und dabei von diesem getränkt wird.
[0014] Sobald die Verschlussklinke das Verschlussstück des Weichenverschlusses passiert
bzw. durchtaucht hat, gleitet sie mit ihrer Oberfläche dergestalt über den Schwamm
bzw. das Vliespad oder unter der Düse hinweg, dass der Schwamm bzw. das Vliespad zusammengedrückt
wird und dabei das Schmiermittel auf der Oberfläche der Verschlussklinke verteilt
oder das Schmiermittel wird von der Düse versprüht.
[0015] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Kartusche
und das Auftragmittel an einem Halteelement angeordnet sind, das direkt am Verschlussstück
befestigt ist. Das Halteelement ist in etwa galgenförmig ausgebildet, wobei der Galgen
das Schlussstück von der Seite her übergreift. Die Kartusche befindet sich hierbei
in waagerechter Lage seitlich neben dem Verschlussstück, während das Auftragmittel
an dem Galgen befestigt ist und von oben her in die für die Verschlussklinke vorgesehene
Ausnehmung des Verschlussstücks hineinragt.
[0016] Durch die erfindungsgemäße Schmiereinrichtung wird mittels der autark arbeitenden
Kartusche eine automatische und zuverlässige Schmierung der Weichenverschlüsse erreicht,
die ohne besonderen Wartungsaufwand funktioniert. Es brauchen in regelmäßigen Abständen
von etwa 12 Monaten lediglich die Schmiermittelkartuschen gewechselt zu werden.
[0017] Weitere Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und
der nachfolgenden Beschreibung eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels
der Erfindung.
[0018] Es zeigen:
- Figur 1
- in schematischer Gesamtansicht eine Eisenbahnweiche mit Vorrichtung zum Umstellen
von als Klinkenverschlüsse ausgebildeten Weichenverschlüssen, wobei die linke Verschlussseite
in geöffneter und die rechte Verschlussseite in geschlossener Position dargestellt
ist;
- Figur 2
- in einer Teilansicht als Einzelheit die geschlossene, rechte Klinkenverschlussseite
mit daran angeordneter Schmiereinrichtung; und
- Figur 3
- als Einzelheit die Schmiereinrichtung gemäß Figur 2.
[0019] In Figur 1 ist eine Umstellvorrichtung 1 einer Eisenbahnweiche zum Umstellen von
beidseitigen Weichenverschlüssen 1a, 1 b dargestellt. Jeder Weichenverschluss bzw.
jede Weichenverschlussseite 1a, 1b - nachfolgend kurz Weichenverschluss genannt -
weist einen Zungenkloben 2, ein Verschlussstück 3 und eine Verschlussklinke 4 (vergleiche
hierzu Figur 2) auf.
[0020] Die gleichzeitige, gegensinnige Verstellung der beiden Weichenverschlüsse 1 a, 1
b erfolgt durch zwei gleiche Nocken- bzw. Schieberstangenhälften 5a, 5b, die über
eine Verbindungslasche 5c einstückig miteinander verbunden sind. An der Verbindungslasche
5c greift ein Antriebsgestänge an, welches von einem hier nicht dargestellten Stellmotor
bewegt wird. Durch die Bewegung der in den Verschlussstücken 3 geführten bzw. auf
diesen laufenden Nocken- bzw. Schieberstangen 5a, 5b und deren Zusammenwirken mit
den Verschlussklinken 4 werden die Weichenverschlüsse 1 a, 1 b geöffnet (1 a) oder
geschlossen (1 b).
[0021] Bei dem geschlossenen Weichenverschluss 1 b liegt eine Zungenschiene 6 ortsfest an
einer Backenschiene 7 an. Demgegenüber ist bei dem geöffneten Weichenverschluss 1a
die Zungenschiene 6 in einem geeigneten Abstand, dem so genannten Zungenaufschlag,
von der Backenschiene 7 entfernt.
[0022] In der Figur 2 ist als Einzelheit in einer Teilansicht der geschlossene Weichenverschluss
1b mit einer dem Verschlussstück 3 zugeordneten Schmiereinrichtung 8 dargestellt.
Wie hier nicht gezeigt, befindet sich eine gleiche Schmiereinrichtung 8 am Weichenverschluss
1 a.
[0023] Die Schmiereinrichtung 8 besteht aus einer mit einem Schmiermittel gefüllten Kartusche
9, die abgabeseitig über einen Schlauch 10 mit einem direkt von oben auf die Verschlussklinke
4 wirkenden Schwamm 11 als Auftragmittel verbunden ist. Sowohl die Kartusche 9 als
auch der Schwamm 11 sind an einem mit dem Verschlussstück 3 verbundenen und das Verschlussstück
3 galgenartig übergreifenden Haltebügel 12 befestigt.
[0024] Die Kartusche 9 ist ein so genannter Einzelpunkt-Schmiergeber, der mit einer innenliegenden,
druckgasbetriebenen oder motorisierten Antriebseinheit ausgebildet ist, die mittels
einem im Inneren der Kartusche 9 bewegbaren Kolben das Schmiermittel über den Schlauch
10 zu dem Schwamm 11 befördert.
[0025] Bei einer druckgasbetriebenen Kartusche 9 wird das Druckgas zur Betätigung des Kolbens
durch eine chemische Reaktion innerhalb der Kartusche 9 erzeugt. Bei der motorisierten
Kartusche 9 sorgt ein im Inneren der Kartusche 9 verbauter Akku für die Betätigung
des Kolbens. In beiden Fällen wird dadurch erreicht, dass die Kartusche 9 keine Ansteuerung
bzw. Beaufschlagung von außen benötigt, sie arbeitet somit autark.
[0026] Ferner besitzt sowohl die druckgasbetriebene als auch die motorisierte Kartusche
9 eine Einstellmöglichkeit, die es ermöglicht, das eine genau definierte Schmiermittelmenge
in regelmäßigen Intervallen zu dem Schwamm 11 und somit der Verschlussklinke 4 gefördert
wird. Der Schwamm 11 wird dadurch regelmäßig mit Schmiermittel getränkt, aber nicht
durchnässt, wodurch ein Austropfen aus dem Schmiermittel mit dem Schwamm verhindert
wird.
[0027] Sobald die Verschlussklinke 4 das Verschlussstück 3 passiert hat bzw. hindurchgetaucht
ist, streift sie mit ihrer Oberfläche am mit Schmiermittel getränkten Schwamm 11 vorbei
und wird dadurch mit dem Schmiermittel versorgt. Dieser Vorgang wiederholt sich, wenn
die Verschlussklinke 4 des Weichenverschlusses 1 b von der dargestellten, verriegelten
Position in die entriegelte Position außerhalb des Verschlussstücks zurück bewegt
wird. Die vorstehend für den Weichenverschluss 1 b beschriebenen Schmiervorgänge gelten
gleichermaßen auch für den Weichenverschluss 1a.
Bezugszeichenliste:
[0028]
- 1
- Umstellvorrichtung
- 1a
- Weichenverschlussseite / Weichenverschluss
- 1b
- Weichenverschlussseite / Weichenverschluss
- 2
- Zungenkloben
- 3
- Verschlussstück
- 4
- Verschlussklinke
- 5a
- Nocken- bzw. Schieberstangenhälfte
- 5b
- Nocken- bzw. Schieberstangenhälfte
- 5c
- Verbindungslasche
- 6
- Zungenschiene
- 7
- Backenschiene
- 8
- Schmiereinrichtung
- 9
- Kartusche
- 10
- Schlauch
- 11
- Auftragmittel (Schwamm, Vliespad, Düse)
- 12
- Haltebügel
1. Schmiereinrichtung für Weichenverschlüsse, insbesondere zum Schmieren einer mit einem
Verschlussstück zusammenwirkenden Verschlussklinke und Nockenstange, gekennzeichnet durch an den Weichenverschlussseiten (1a, 1b) angeordnete und mit einem Schmiermittel gefüllte
Kartuschen (9), die das Schmiermittel an die Verschlussklinke (4) abgeben.
2. Schmiereinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Abgabemenge des Schmiermittels über die Kartusche (9) einstellbar ist.
3. Schmiereinrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kartusche (9) ausgangsseitig mit einem Schlauchelement (10) verbunden ist, an
dessen anderen Ende ein direkt auf die Verschlussklinke (4) wirkendes Auftragmittel
(11) angeordnet ist.
4. Schmiereinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kartusche (9) und das Auftragmittel (11) an einem Halteelement (12) angeordnet
sind, das direkt am Verschlussstück (3) befestigt ist.
5. Schmiereinrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Halteelement (12) galgenartig ausgebildet ist.