Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiet der Fahrzeugtechnik und insbesondere der Schienenfahrzeugtechnik
und betrifft ein Schienenfahrzeug.
Vorbekannter Stand der Technik
[0002] Betreibervorgaben nach Komfort und Kapazität einerseits und Sicherheitsvorgaben andererseits
sind häufig nur unter Erzielung von Kompromissen miteinander vereinbar. Von den Betreibern,
insbesondere im Personennahverkehr, wird eine hohe Kapazität an Sitzmöglichkeiten
und insbesondere eine hohe Gesamtkapazität bei gleichzeitig gutem Personenfluss während
des Ein- und Aussteigens gewünscht. Eine hohe Anzahl an Sitzplätzen kann jedoch den
Personenfluss im Schienenfahrzeug behindern. Eine zu große Anzahl an Türen begrenzt
andererseits das Sitzplatzangebot.
[0003] Aufgrund baulicher Gegebenheiten im Personennahverkehr müssen Schienenfahrzeuge auch
an gebogenen Bahnsteigen halten. Dabei kann ein Spalt zwischen der Schienenfahrzeugaußenkante
und der Bahnsteigkante entstehen. Dieser darf aus Sicherheitsgründen jedoch nicht
zu groß werden.
[0005] Bei der
DE 600 06 864 T2 ist das Schienenfahrzeug in der Länge an das Verkehrsaufgebot anpassbar, wobei die
Motorisierung über mehrere Schienenfahrzeugwagen verteilt ist, um so eine konstante
spezifische Traktionsleistung auch bei Verlängerung bzw. Verkürzung des Schienenfahrzeugs
beizubehalten.
[0006] Bei der
DE 199 26 940 A1 ist der Mittelwagen ohne Türen, wodurch zwar das Sitzplatzangebot erhöht, der Personenfluss
jedoch eingeschränkt wird.
Nachteile des Standes der Technik
[0007] Die vorgenannten Schienenfahrzeuge berücksichtigen jedoch nicht das Problem eines
Spalts zwischen Schienenfahrzeug und Bahnsteig. So kann beispielsweise der Wagenkasten
nur eine maximale Breite aufweisen, um bei Kurvenfahrten sicherzustellen, dass der
Wagenkasten beispielsweise nicht in Berührung mit der Bahnsteigkante eines gebogenen
Bahnsteigs gelangt. Wird der Wagenkasten aus Sicherheitsgründen hier zu schmal gewählt,
besteht jedoch die Gefahr, dass der Abstand zum Bahnsteig im Gleisbogen zu groß wird
und damit ein größerer Spalt zwischen der Bahnsteigkante und der Mitte oder den Enden
eines Wagenkastens verbleibt. Zur Überbrückung dieses Spaltes können zwar bei Halt
des Schienenfahrzeugs ausfahrbare Schiebetritte vorgesehen werden. Diese erhöhen jedoch
das Gewicht und erfordern zusätzlichen Bauraum. Außerdem werden die Fahrgastwechselzeiten
bei der Verwendung von Schiebetritten auf Grund des Ein- und Ausfahrvorgangs erhöht.
Problemstellung
[0008] Vor diesem Hintergrund besteht Bedarf an kostengünstigen Lösungen bei gleichzeitig
gutem Personenfluss und Platzangebot.
Erfindungsgemäße Lösung
[0009] Diese Aufgabe wird durch ein mehrteiliges Schienenfahrzeug nach Anspruch 1 gelöst.
Weitere Ausführungsformen, Modifikationen und Verbesserungen ergeben sich anhand der
folgenden Beschreibung und gemäß den beigefügten Ansprüchen.
[0010] Gemäß einer Ausführungsform wird ein mehrteiliges Schienenfahrzeug mit zwei Endwagen
und mindestens einem Mittelwagen bereitgestellt, wobei jeder der Wagen über zwei eigene
Drehgestelle verfügt. Der Mittelwagen hat eine gerade Anzahl von Türen auf jeder Seite,
und die beiden Endwagen haben eine vom Mittelwagen abweichende Anzahl von Türen auf
jeder Seite.
[0011] Unter einer Tür wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung eine Tür verstanden, die
im normalen Betrieb den Fahrgästen zur Verfügung steht, um den Fahrgastraum zu betreten
und ihn auch wieder zu verlassen. Jede Tür kann zwei Türspuren aufweisen.
[0012] Die einzelnen Wagen des Schienenfahrzeugs sind mit jeweils zwei eignen Drehgestellen
ausgestattet. Dadurch ist es möglich, die einzelnen Wagen mit einer vergleichsweise
großen Wagenlänge auszustatten, ohne die zulässige Achslast zu überschreiten. Im Gegensatz
zu Jakobsdrehgestellen kann der Wagenkasten bei ansonsten gleicher Wagenkastenlänge
auch breiter sein, da bei Jakobsdrehgestellen der Abstand zwischen den Drehzapfen
der einzelnen Drehgestelle sehr groß ist. Dies bedingt ein vergleichsweise großes
Ausscheren der Wagenkastenmitte bei Kurvenfahrten, was nur durch eine Verringerung
der Wagenkastenbreite kompensiert werden kann. Das hier vorgestellte mehrteilige Schienenfahrzeug
gestattet daher eine große Wagenkastenbreite bei vergleichsweise geringem Spaltmaß
zwischen Bahnsteigkante und Schienenfahrzeug.
[0013] Darüber hinaus ist die Verwendung von zwei eigenen Drehgestellen pro Wagen bei einer
Verlängerung bzw. Verkürzung des Schienenfahrzeugs von Vorteil, da hier die Wagen
ohne weitere Hilfsmittel wie Stützwagen entkuppelt und gekuppelt werden können.
[0014] Durch die geradzahlige Anzahl von Türen im Mittelwagen wird sichergestellt, dass
sich in der Mitte des Mittelwagens, in Längsrichtung gesehen, keine Tür befindet.
Gerade dort kann der Abstand zwischen Bahnsteigkante und Schienenfahrzeug bei konkaven
Bahnsteigen am größten sein. Zusätzliche bei Halt ausfahrende Schiebetritte zur Überwindung
des Spalts sind somit nicht erforderlich. Damit werden Gewicht und Bauräume eingespart.
Insgesamt kann somit die Wagenkastenbreite optimiert und die Vorgaben der Vorschrift
Technische Spezifikation für Interoperabilität - Zugänglichkeit von Personen mit eingeschränkter
Mobilität (TSI PRM) ohne Schiebetritt erfüllt werden.
[0015] Das Schienenfahrzeug wird bevorzugt als Triebzug ausgebildet.
[0016] Gemäß einer Ausführungsform ist das Schienenfahrzeug dreiteilig, wobei der Mittelwagen
auf jeder Seite vier Türen mit jeweils zwei Türspuren und die Endwagen auf jeder Seite
jeweils zwei Türen mit jeweils zwei Türspuren aufweisen.
[0017] Gemäß einer Ausführungsform ist das Schienenfahrzeug dreiteilig, wobei der Mittelwagen
auf jeder Seite zwei Türen mit jeweils zwei Türspuren und die Endwagen auf jeder Seite
jeweils drei Türen mit jeweils zwei Türspuren aufweisen.
[0018] Unter einer Türspur wird die notwendige Breite verstanden, die erforderlich ist,
damit ein Fahrgast das Schienenfahrzeug betreten oder verlassen kann. Eine Tür mit
zwei Türspuren beschreibt daher eine Tür, die gleichzeitig von zwei Fahrgästen und
zwar unabhängig voneinander benutzt werden kann. Weist der Mittelwagen auf jeder Seite
nur zwei Türen auf, sind die Türen typischerweise symmetrisch zur Wagenmitte in Längsrichtung
gesehen angeordnet. Sie weisen im Gegensatz zu den beiden mittleren Türen bei der
Lösung mit vier Türen einen größeren Abstand von der Wagenmitte in Längsrichtung gesehen
auf, sodass die Abstände der Türen des Mittelwagens von einem konvexen und einem konkaven
Bahnsteig in diesem Fall nur einen geringen Unterschied aufweisen. Dies ist komfortabler
für Fahrgäste, wenn das Schienenfahrzeug an einem gebogenen Gleis hält.
[0019] Da die Türen von der Fahrzeugmitte in Richtung zu den Drehgestellen versetzt angeordnet
sind, wird insgesamt der Einfluss der bogengeometrischen Ausragung des Schienenfahrzeugwagens
im Gleisbogen abgemildert und so ein gleichmäßigerer Abstand zwischen Bahnsteigkante
und Schienenfahrzeugwagen erreicht, was den Komfort weiter erhöht. Die bogengeometrische
Ausragung ist der Abstand der Wagenlängsmitte zur Gleismitte.
[0020] Grundsätzlich ist bei der hier vorgestellten Lösung eine möglichst gleichmäßige Verteilung
der Türen bezogen auf die Gesamtlänge des Schienenfahrzeugs angestrebt. Weist der
Mittelwagen 4 Türen auf, werden pro Endwagen nur zwei Türen benötigt. So können auf
jeder Seite zwei Türen des Mittelwagens in der Nähe der beiden Stirnseiten des Mittelwagens
angeordnet sein und sind so auch für Personen aus den Endwagen leicht erreichbar.
Die Endwagen weisen dazu an ihren mit dem Mittelwagen gekuppelten Enden keine Türen
auf. Zwischen dem Kuppelende des Endwagens und der zu diesem nächsten Tür kann dann
beispielsweise ein Sitzplatzbereich oder einen Mehrzweckbereich angeordnet sein.
[0021] Insgesamt wird so eine weitgehend harmonische Verteilung der Türspuren auf das gesamte
Schienenfahrzeug erreicht. Dabei ist zu beachten, dass aufgrund der verschiedenen
Anforderungen, die an Mittelwagen und Endwagen gestellt werden, eine exakte Gleichverteilung
der Türen über die Gesamtlänge des Schienenfahrzeugs praktisch nicht möglich ist.
[0022] Außerdem bietet ein dreiteiliges Schienenfahrzeug mit insgesamt 16 Türspuren auf
jeder Seite (acht Türen mit jeweils zwei Türspuren auf jeder Seite) das gleiche Sitzplatzangebot
wie beispielsweise ein vierteiliges Schienenfahrzeug mit insgesamt 16 Türspuren und
gleicher Gesamtlänge. Das dreiteilige Schienenfahrzeug hat jedoch den Vorteil, dass
weniger Übergänge zwischen den Wagen benötigt werden, die den Bauraum für Antriebe
und Installationen verringern.
[0023] Gemäß einer Ausführungsform umfasst das Schienenfahrzeug einen ersten Mittelwagen
mit der geraden Anzahl an Türen auf jeder Seite und mindestens einen zweiten Mittelwagen,
der eine ungerade Anzahl an Türen auf jeder Seite hat. Das Schienenfahrzeug kann damit
vierteilig sein oder mehr als vier Wagen aufweisen.
[0024] Gemäß einer Ausführungsform umfasst der oder jeder zweite Mittelwagen Wagenkastenmodule,
die den Wagenkastenmodulen des jeweils am nächsten gelegenen Endwagens und des ersten
Mittelwagens entsprechen.
[0025] Gemäß einer Ausführungsform weist der erste Mittelwagen an jedem seiner Enden jeweils
ein Übergangssegment mit Tür auf, und der oder jeder zweite Mittelwagen weist an jeweils
einem Ende ein Übergangssegment mit Tür und an dem jeweils anderen Ende ein türloses
Übergangssegment auf, wobei alle Mittelwagen jeweils das gleiche zentrale Wagenkastenrohbausegment
aufweisen, an dem die jeweiligen Übergangssegmente angeordnet sind.
[0026] Gemäß einer Ausführungsform weisen alle Wagen jeweils den gleichen Abstand D zwischen
den Drehzapfen der jeweiligen Drehgestelle auf. Für die Endwagen und den oder die
Mittelwagen können damit einheitliche Wagenkastenmodule verwendet werden. Dadurch
wird der konstruktive und fertigungstechnische Aufwand reduziert. Dies ermöglicht
weiterhin die Verwendung von identischen Seitenwandmodulen sowohl für die Endwagen
als auch für den oder die Mittelwagen.
[0027] Gemäß einer Ausführungsform umfasst wenigstens eines der beiden Drehgestelle jedes
der beiden Endwagens wenigstens eine Antriebsachse. Damit sind die Endwagen angetrieben.
[0028] Gemäß einer Ausführungsform umfasst jeder Endwagen eine Antriebsanlage. Dadurch werden
eine günstigere Massenverteilung pro Schienenfahrzeug und günstigere Leitungswege
erreicht.
[0029] Gemäß einer Ausführungsform weisen alle Wagen jeweils ein einheitliches zentrales
Wagenkastenrohbausegment auf. Dadurch sind auch einheitliche Seitenwandmodule für
das zentrale Wagenkastenrohbausegment realisierbar. Das zentrale Wagenkastenrohbausegment
kann aus einzelnen Wagenkastenelementen aufgebaut sein.
[0030] Ergänzt wird dann das zentrale Wagenkastenrohbausegment durch an die jeweilige Funktion
des Wagens angepasste Endsegmente, beispielsweise Triebkopfsegmente oder Übergangssegmente.
[0031] Gemäß einer Ausführungsform hat jeder Endwagen ein türloses Übergangssegment zum
Mittelwagen, das sich vom zentralen Wagenkastenrohbausegment bis zu dem Ende des Endwagens
reicht, das mit dem Mittelwagen gekuppelt ist. In diesem Übergangssegment sind bevorzugt
Sitzplätze angeordnet, wobei die Sitzplätze sowohl von der nächstliegenden Tür des
Endwagens als auch von der nächstliegenden Tür des Mittelwagens erreichbar sind.
[0032] Die vorstehend beschriebenen Ausführungsformen können beliebig miteinander kombiniert
werden.
Figuren
[0033] Die beiliegenden Zeichnungen veranschaulichen Ausführungsformen und dienen zusammen
mit der Beschreibung der Erläuterung der Prinzipien der Erfindung. Die Elemente der
Zeichnungen sind relativ zueinander und nicht notwendigerweise maßstabsgetreu. Gleiche
Bezugszeichen bezeichnen ähnliche Teile.
[0034] Figur 1 zeigt die Seitenansicht eines dreiteiligen Schienenfahrzeugs gemäß einer
ersten Ausführungsform.
[0035] Figur 2 zeigt die Sitzplatzanordnung des dreiteiligen Schienenfahrzeugs aus Figur
1.
[0036] Figur 3 zeigt die Seitenansicht eines vierteiligen Schienenfahrzeugs gemäß einer
zweiten Ausführungsform.
Ausführungsbeispiele
[0037] Figur 1 zeigt ein dreiteiliges Schienenfahrzeug gemäß einer ersten Ausführungsform.
Das Schienenfahrzeug in Form eines Triebzugs umfasst zwei Endwagen 10A, 10B und einen
mit den Endwagen 10A, 10B gekuppelten und diese verbindenden Mittelwagen 20. Jeder
Wagen 10A, 10B, 20 verfügt über zwei eigene Drehgestelle 40, sodass das Schienenfahrzeug
insgesamt sechs Drehgestelle hat. Die Endwagen 10A, 10B können jeweils wenigstens
ein angetriebenes Drehgestell aufweisen. Beispielsweise kann das jeweils benachbart
zum Mittelwagen 20 angeordnete Drehgestell 40 jedes Endwagens 10A, 10B als Antriebsdrehgestell
ausgebildet sei. Die anderen Drehgestelle sind dann Laufdrehgestelle 40. Grundsätzlich
ist es auch möglich, die Antriebsdrehgestelle 40 an das jeweilige Ende des Schienenfahrzeugs
zu platzieren oder die Endwagen 10A, 10B mit zwei Antriebsdrehgestellen auszustatten.
Der Mittelwagen 20 kann ebenfalls über ein oder sogar zwei Antriebsdrehgestelle verfügen,
wodurch die Traktionsleistung insgesamt angehoben und gleichmäßiger verteilt werden
kann.
[0038] Die Endwagen 10A, 10B und der Mittelwagen 20 besitzen jeweils ein zentrales Wagenkastenrohbausegment
11, 21, das bei allen Wagen gleich aufgebaut ist. Das zentrale Wagenkastenrohbausegment
11, 21 erstreckt sich jeweils zwischen den Drehzapfen der Drehgestelle 40, deren Abstand
D in der Figur 1 eingezeichnet ist. Das zentrale Wagenkastenrohbausegment 11, 21 hat
auf beiden Seiten gleiche Überhänge.
[0039] Wie in Figur 1 erkennbar, verfügt der Mittelwagen 20 über eine gerade Anzahl von
Türen 30. Konkret weist er vier Türen auf. Die Endwagen 10A, 10B haben eine davon
abweichende Anzahl, konkret hier zwei Türen. Damit weisen sowohl der Mittelwagen 20
als auch die Endwagen 10A, 10B jeweils eine gerade Anzahl von Türen auf. Dies ermöglicht
es, bei weitgehender gleichmäßiger Verteilung der Türen 30, bezogen auf das gesamte
Schienenfahrzeug, die Türen außerhalb der Wagenmitte, bezogen auf die Längserstreckung
der einzelnen Wagen, anzuordnen. Damit wird das Problem des Spalts zwischen dem Schienenfahrzeug
und einer gebogenen Bahnsteigkante im Bereich der Wagenmitte umgangen. Im Bereich
der einzelnen Türen ist der Spalt kleiner. Auf zusätzliche Schiebetritte kann dort
auch unter Beachtung der TSI PRM verzichtet werden. Somit wird insgesamt eine maximale
Wagenkastenbreite ohne Seitenwandeinzug im Stirnwandbereich in Kombination mit einer
optimalen Länge der einzelnen Schienenfahrzeugwagen erreicht.
[0040] Jede Tür 30 umfasst zwei Türspuren 32, die mit kleinen Pfeilen in der Figur 2 angedeutet
sind. Auf jeder Seite des Schienenfahrzeugs sind dann 16 Türspuren vorhanden.
[0041] Das zentrale Wagenkastenrohbausegment 11, 21 aller Wagen ist in der hier gezeigten
Ausführungsform mit Seitenwandmodulen vervollständigt, die 2 Türen aufweisen. Diese
sind symmetrisch zur Mitte des jeweiligen zentralen Wagenkastenrohbausegments angeordnet.
Die zentralen Wagenkastenrohbausegmente 11, 21 sowie die an diesen befestigten Seitenwandmodule
können damit bei allen Wagen 10A, 10B, 20 gleich sein. Dadurch werden die Wagenkastenrohbauten
vereinheitlicht, was sich vorteilhaft auf den Herstellungsprozess und die Instandsetzung
auswirkt. Außerdem können identische Seitenwandmodule verwendet werden. Jedes zentrale
Wagenkastenrohbausegment 11, 21 kann aus einzelnen Modulen aufgebaut sein, beispielsweise
im Raster des Fensterteilers.
[0042] Weiterhin können die Überhänge, d. h. der Abstand gerechnet vom Drehzapfen zum jeweiligen
Ende des zentralen Wagenkastenrohbausegments gleich sein. Insgesamt ist der Aufbau
des hier beschriebenen dreiteiligen Schienenfahrzeugs stark vereinheitlicht, was sich
insbesondere in einheitlichen Hauptabmessungen ausdrückt, beispielsweise gleiche Drehzapfenabstände,
gleich Überhänge, gleiche Fensterteiler, und/oder gleiche Türausschnitte.
[0043] An das zentrale Wagenkastenrohbausegment 11, 21 sind stirnseitig jeweils zwei Endsegmente
angeordnet. Beim Mittelwagen 20 sind es zwei Übergangssegmente 22. Bei den Endwagen
10A, 10B sind es jeweils ein Kopfsegment 13 und ein Übergangssegment 12. Die Übergangssegmente
12, 22 ermöglichen ein Kuppeln der Wagen untereinander und stellen einen Übergang
für Fahrgäste zwischen den einzelnen Wagen her, sodass ein durchgängiger Passagierbereich
ermöglicht wird.
[0044] Die Endwagen 10A, 10B umfassen weiterhin Aufprallschutzstrukturen, die im Bereich
der Triebkopfsegmente integriert sind.
[0045] Die Übergangssegmente 22 des Mittelwagens 20 weisen im Wesentlichen jeweils eine
Tür 30 auf jeder ihrer Seiten auf. Dagegen sind die Übergangsegmente 12 der Endwagen
türlos. Die Übergangssegmente 12 erweitern damit den Sitzbereich des zentralen Wagenkastenrohbausegments
11.
[0046] Bezogen auf das gesamte Schienenfahrzeug sind zwischen benachbarten Türen 30 entweder
zwei oder drei Fenster angeordnet, die entsprechende Sitzbereiche oder Mehrzweckbereiche
definieren. Die Sitzplatzanordnung des dreiteiligen Schienenfahrzeugs ist in Figur
2 dargestellt, wobei hier zum Erreichen einer möglichst großen Sitzplatzanzahl die
Mehrzweckbereiche auf Bereiche der Triebkopfsegmente 13 beschränkt sind. Die Mehrzweckbereiche,
in der Figur 2 mit 50 bezeichnet, sind für Rollstuhlfahrer geeignet.
[0047] Bei der hier beschriebenen Ausführungsform umfasst das Schienenfahrzeug insgesamt
196 Sitzplätze und verfügt damit über eine sehr hohe Anzahl an Sitzplätzen bei gleichzeitig
ausreichend gutem Personenfluss aufgrund der gleichmäßigen Verteilung der Türen.
[0048] Im Vergleich zu einem vierteiligen Schienenfahrzeug gleicher Gesamtlänge, welches
jedoch mit Jakobsdrehgestellen ausgestattet ist, hat das hier vorgestellte dreiteilige
Schienenfahrzeug ein Drehgestell mehr. Dadurch wird der zur Verfügung stehende Bauraum
für Installationen, wie beispielsweise Schaltschränke oder dergleichen, etwas reduziert.
Dies ist jedoch akzeptabel und konstruktiv lösbar. Beispielsweise kann ein Teil der
Installationen in den Fahrzeugführerraum, oder in den Zwischenraum zwischen dem Fahrzeugführerraum
und dem Fahrgastraum, untergebracht werden. Ebenso ist es möglich, Installationseinrichtungen
in den Fahrgastraum zu integrieren.
[0049] Vorteilhaft ist es insbesondere, wenn der Haupttransformator des Schienenfahrzeugs
durch zwei separate Transformatoren gebildet wird, die auf beide Endwagen verteilt
sind. Dies verbessert insbesondere die Masseverteilung und wirkt sich weiterhin günstig
auf die Leitungswege und damit Verluste aus.
[0050] Figur 3 zeigt ein vierteiliges Schienenfahrzeug gemäß einer zweiten Ausführungsform.
Das Schienenfahrzeug in Form eines Triebzugs umfasst zwei Endwagen 110A, 110B, einen
ersten Mittelwagen 120A und einen zweiten Mittelwagen 120B. Der erste Mittelwagen
120A kann auch als zentraler Mittelwagen bezeichnet werden und entspricht in seinem
Aufbau dem Mittelwagen 20 aus Figur 1, d. h. er verfügt über eine gerade Anzahl von
Türen auf jeder Seite, konkret hier vier Türen 130 auf jeder Seite. Die Endwagen 110A,
110B entsprechen in ihrem Aufbau den Endwagen 10A, 10B aus Figur 1 und verfügen hier
ebenfalls über zwei Türen auf jeder Seite. Der erste (zentrale) Mittelwagen 120A ist
mit dem Endwagen 110A und dem zweiten Mittelwagen 120B gekuppelt, der wiederum mit
dem Endwagen 110B gekuppelt ist.
[0051] Der zweite Mittelwagen 120B hat dagegen auf jeder Seite eine ungerade Anzahl an Türen,
konkret hier drei Türen auf jeder Seite. Der zweite Mittelwagen 120B hat typischerweise
auf jeder Seite eine Tür weniger als der erste Mittelwagen 120A, wobei diese Tür an
seinem zum ersten Mittelwagen 120A weisenden Ende weggelassen ist.
[0052] Der erste Mittelwagen 120A und der zweite Mittelwagen 120B verfügen jeweils über
das gleiche zentrale Wagenkastenrohbausegment 121, welches dem Wagenkastenrohbausegment
21 aus Figur 1 entspricht. Das zentrale Wagenkastenrohbausegment 121 hat demnach auf
jeder Seite zwei Türen 130 mit jeweils zwei Türspuren. Wie in Figur 1, ist beim ersten
Mittelwagen 120A an jedem stirnseitigen Ende des zentralen Wagenkastenrohbausegments
ein Übergangssegment 122 mit jeweils einer Tür 130 auf jeder Seite angeordnet. Dagegen
hat das zentrale Wagenkastenrohbausegment 121 des zweiten Mittelwagens 120B nur an
einer Stirnseite ein Übergangssegment 122 mit Tür. An der anderen Stirnseite ist ein
türloses Übergangssegment 112 angeordnet, das dem türlosen Übergangssegment 112 der
Endwagen 110A, 110B entspricht.
[0053] Der zweite Mittelwagen 120B hat daher an einem Ende ein Übergangssegment 122 des
ersten Mittelwagens 120A und an seinem anderen Ende ein Übergangssegment 112 der Endwagen
110A, 110B und nutzt daher die modulare Rohbaugestaltung dieser beiden Wagentypen.
[0054] Dadurch, dass der zweite Mittelwagen 120B mit seinem türlosen Übergangssegment 112
mit dem ersten Mittelwagen 120A gekuppelt ist, wird das Sitzplatzangebot erhöht, ohne
dass der Personenfluss gestört wird, da die Fährgäste über die Tür im Übergangssegment
122 des ersten Mittelwagens 120A diesen Bereich betreten und verlassen können. Andererseits
ist der zweite Mittelwagen 120B mit seinem Übergangssegment 122, welches über ein
Tür 130 auf jeder Seite verfügt, mit dem Endwagen 110B gekuppelt und erlaubt somit
einen Zugang zu dem türlosen Übergangssegment 112 des Endwagens 110B.
[0055] Die in Figur 3 gezeigte Ausführungsform kann durch weitere zweite Mittelwagen 120B
erweitert werden. Beispielsweise kann ein weiterer zweiter Mittelwagen zwischen dem
in Figur 3 gezeigten zweiten Mittelwagen 120B und dem Endwagen 110B eingefügt werden,
wobei er die gleiche "Orientierung" wie der bereits vorhandene zweite Mittelwagen
120B hat, d. h. auch dieser weist mit seinem türlosen Übergangssegment zum ersten
Mittelwagen 110A.
[0056] Alternativ oder zusätzlich ist es möglich, einen weiteren zweiten Mittelwagen zwischen
dem Endwagen 110A und dem ersten Mittelwagen 120A einzufügen, wobei hier die "Orientierung"
dieses zweiten Mittelwagens 120B so ist, dass sein türloses Übergangssegment 112 zum
ersten Mittelwagen 120A weist und mit diesem gekuppelt ist.
[0057] Grundsätzlich können beliebig viele zweite Mittelwagen 120B integriert werden, wobei
deren jeweilige türlose Übergangssegmente 112 jeweils zum zentralen Mittelwagen 120A
weisen und deren jeweilige Übergangssegmente 122 mit Tür zu den jeweiligs benachbarten
Endwagen weisen.
[0058] Wenngleich hierin spezifische Ausführungsformen dargestellt und beschrieben worden
sind, liegt es im Rahmen der vorliegenden Erfindung, die gezeigten Ausführungsformen
geeignet zu modifizieren, ohne vom Schutzbereich der vorliegenden Erfindung abzuweichen.
Die nachfolgenden Ansprüche stellen einen ersten, nicht bindenden Versuch dar, die
Erfindung allgemein zu definieren.
Bezugszeichenliste
[0059]
- 10A, 10B
- Endwagen
- 11, 21
- zentrales Wagenkastenrohbausegment
- 12
- türloses Übergangssegment
- 13
- Triebkopfsegment
- 20
- Mittelwagen
- 22
- Übergangssegment mit Tür
- 30
- Tür
- 32
- Türspur
- 40
- Drehgestell
- 50
- Mehrzweckbereich
- 110A, 110B
- Endwagen
- 112
- türloses Übergangssegment
- 113
- Triebkopfsegment
- 120A
- erster (zentraler) Mittelwagen
- 120B
- zweiter Mittelwagen
- 121
- zentrales Wagenkastenrohbausegment
- 122
- Übergangssegment mit Tür
- 130
- Tür
1. Mehrteiliges Schienenfahrzeug mit zwei Endwagen (10A, 10B, 110A, 110B) und mindestens
einem Mittelwagen (20, 120A), wobei jeder der Wagen (10A, 10B, 20) über zwei eigene
Drehgestelle (40) verfügt,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Mittelwagen (20, 120A) eine gerade Anzahl von Türen (30, 130) auf jeder Seite
hat und dass die beiden Endwagen (10A, 10B, 110A, 110B) eine vom Mittelwagen (20,
120A) abweichende Anzahl von Türen (30, 130) auf jeder Seite haben.
2. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schienenfahrzeug dreiteilig mit einem Mittelwagen (20) ist, der auf jeder Seite
vier Türen (30) mit jeweils zwei Türspuren (32) aufweist, und dass die Endwagen (10A,
10B) auf jeder Seite jeweils zwei Türen (30) mit jeweils zwei Türspuren (32) aufweisen.
3. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schienenfahrzeug dreiteilig mit einem Mittelwagen (20) ist, der auf jeder Seite
zwei Türen (30) mit jeweils zwei Türspuren (32) aufweist, und dass die Endwagen (10A,
10B) auf jeder Seite jeweils drei Türen (30) mit jeweils zwei Türspuren (32) aufweisen.
4. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schienenfahrzeug einen ersten Mittelwagen (120A) mit der geraden Anzahl an Türen
(130) auf jeder Seite und mindestens einen zweiten Mittelwagen (120B), der eine ungerade
Anzahl an Türen (130) auf jeder Seite hat, umfasst.
5. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der oder jeder zweite Mittelwagen (120B) Wagenkastenmodule umfasst, die den Wagenkastenmodulen
des jeweils am nächsten gelegenen Endwagens (110A, 110B) und des ersten Mittelwagens
(120A) entsprechen.
6. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Mittelwagen (120A) an jedem seiner Enden jeweils ein Übergangssegment (122)
mit Tür aufweist, und dass der oder jeder zweite Mittelwagen (120B) an jeweils einem
Ende ein Übergangssegment (122) mit Tür und an dem jeweils anderen Ende ein türloses
Übergangssegment (112) aufweist, wobei alle Mittelwagen (120A, 120B) jeweils das gleiche
zentrale Wagenkastenrohbausegment (111) aufweisen, an dem die jeweiligen Übergangssegmente
(112, 122) angeordnet sind.
7. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass alle Wagen (10A, 10B, 20, 110A, 110B, 120A, 120B) jeweils den gleichen Abstand D
zwischen den Drehzapfen ihrer jeweiligen Drehgestelle (40) aufweisen.
8. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass alle Wagen (10A, 10B, 20, 110A, 110B, 120A, 120B) jeweils den gleichen Überhang aufweisen.
9. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass alle Wagen (10A, 10B, 20, 110A, 110B, 120A, 120B) jeweils den gleichen Fensterteiler
aufweisen.
10. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass alle Wagen (10A, 10B, 20, 110A, 110B, 120A, 120B) jeweils gleiche Türausschnitte
aufweisen.
11. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eines der beiden Drehgestelle (40) jedes der beiden Endwagens (10A, 10B,
110A, 110B) wenigstens eine Antriebsachse umfasst.
12. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Endwagen (10A, 10B, 110A, 110B) einen Transformator umfasst.
13. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass alle Wagen (10A, 10B, 20, 110A, 110B, 120A, 120B) ein einheitliches zentrales Wagenkastenrohbausegment
(11, 21, 121) aufweisen.
14. Mehrteiliges Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Endwagen (10A, 10B, 110A, 110B) ein türloses Übergangssegment (12, 112) zu
dem oder den Mittelwagen (20, 120A, 120B) aufweist, das sich vom zentralen Wagenkastenrohbausegment
(11, 121) des Endwagens (10A, 10B, 110A, 110B) bis zu dem Ende des Endwagens (10A,
10B, 110A, 110B) reicht, das mit dem jeweils benachbarten Mittelwagen (20, 120A, 120B)
gekuppelt ist.