[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung einer Taupunkttemperatur eines
Wärmebehandlungsofens für eine Wärmebehandlung von Werkstücken sowie einen Wärmebehandlungsofen
für eine Wärmebehandlung von Werkstücken.
Stand der Technik
[0002] Bei der Wärmebehandlung von Werkstücken, insbesondere von Metallen, können bestimmte
Werkstoffeigenschaften dadurch erzeugt werden, dass die Werkstücke gewissen Temperaturen
oder Temperaturverläufen ausgesetzt werden. Verfahren der Wärmebehandlung sind beispielsweise
das Glühen, das Härten oder das Anlassen, mit denen das Gefüge eines Metalls, also
die Anordnung der enthaltenen Kristallite, gezielt beeinflusst werden kann. Eigenschaften
wie Härtegrad, Zähigkeit, Kaltverformbarkeit oder Gefügehomogenität der Werkstücke
können auf diese Weise planvoll gestaltet werden. Beispielsweise können die Komponenten
von UHS-Stahl (Ultra hochfester Stahl) in Wärmebehandlungsanlagen austenitisiert und
anschließend in einer Presse geformt und gleichzeitig abgekühlt und gehärtet werden.
Bauteile mit einer Festigkeit □ 1450MPa können auf diese Weise gefertigt werden.
[0003] In solchen Wärmebehandlungsanlagen wird dabei meist eine Atmosphäre aus Luft genutzt,
da die Werkstücke zumeist mit Zink oder AlSi beschichtet sind und somit einen Schutz
gegen Oxidation aufweisen. An den gefertigten Werkstücken treten dabei allerdings
vermehrt Schadensfälle in Form von Rissbildungen auf. Eine mögliche Ursache dieser
Schäden ist ein erhöhter Anteil diffusiblen Wasserstoffs in Kombination mit der hohen
Festigkeit und dem hohen Eigenspannungszustand der Werkstücke, wobei der Wasserstoff
aus der feuchten Umgebungsluft in dem Wärmebehandlungsofen entsteht.
[0004] Die Aufgabe, die sich dem Fachmann nun stellt, ist es, eine Möglichkeit bereitzustellen,
um die Bildung von Wasserstoff in Wärmebehandlungsöfen und damit verbundene Schäden
an in den Wärmebehandlungsöfen gefertigten Werkstücken zu verhindern. Diese Aufgabe
wird durch ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Regelung einer Taupunkttemperatur eines
Wärmebehandlungsofens für eine Wärmebehandlung von Werkstücken sowie durch einen erfindungsgemäßen
Wärmebehandlungsofen für eine Wärmebehandlung von Werkstücken gemäß den unabhängigen
Patentansprüchen gelöst. Im Zuge eines erfindungsgemäßen Verfahrens werden dem Wärmebehandlungsofen
Stickstoff und Luft zugeführt, wodurch eine Stickstoff-Luft-Atmosphäre in dem Wärmebehandlungsofen
erzeugt wird. Die Menge an zugeführtem Stickstoff wird dabei basierend auf einem in
dem Wärmebehandlungsofen bestimmten Ist-Wert der Taupunkttemperatur bestimmt. Der
Ist-Wert der Taupunkttemperatur wird durch diese bestimmte Menge an zugeführtem Stickstoff
auf einen Soll-Wert geregelt. Der Soll-Wert der Taupunkttemperatur wird dabei zweckmäßig
derart gewählt, dass keine oder kaum Bildung von Wasserstoff auftreten kann.
[0005] Die Erfindung eignet sich dabei für sämtliche Arten von Wärmebehandlungsöfen bzw.
Wärmebehandlungsanlagen. Insbesondere kann der Wärmebehandlungsofen dabei als ein
Drehtrommelofen, ein Rollenherdofen oder als Kammerofen ausgebildet sein.
Vorteile der Erfindung
[0006] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass eine Atmosphäre eines Wärmebehandlungsofens
aus Stickstoff und Luft besondere Vorteile aufweist.
[0007] Insbesondere wurde im Rahmen der Erfindung erkannt, dass besagte Atmosphärenzusammensetzung
erhebliche Vorteile gegenüber einer reinen Stickstoff-Atmosphäre aufweist. Zwar kann
eine reine Stickstoff-Atmosphäre in einem Wärmebehandlungsofen Bildung von Wasserstoff
und somit die Aufnahme von Wasserstoff in die Werkstücke und Schäden an den Werkstücken
verhindern, allerdings begünstigt eine Stickstoff-Atmosphäre die Bildung einer feinen
Silizium-Nitridschicht auf den gefertigten Werkstücken, was wiederum zu einem erhöhten
Verschleiß von Werkzeugen führt, mit denen die gefertigten Werkstücke bearbeitet werden
(beispielsweise bei der Umformung von wärmebehandelten Blechen).
[0008] Durch die erfindungsgemäße Nutzung einer Stickstoff-Luft-Atmosphäre zur Regelung
der Taupunkttemperatur des Wärmebehandlungsofens werden zum Einen die Bildung von
Wasserstoff in dem Wärmebehandlungsofen und somit Schäden an gefertigten Werkstücken
verhindert oder wenigstens reduziert. Zum Anderen wird durch den reduzierten Anteil
an Stickstoff in der Atmosphäre des Wärmebehandlungsofens im Vergleich zur reinen
Stickstoff-Atmosphäre die Reaktion des Stickstoffs mit den Werkstücken reduziert,
wodurch die Bildung einer Silizium-Nitridschicht auf den Werkstücken und damit der
verbundene erhöhte Verschleiß von Werkzeugen zur Bearbeitung der Werkstücke verhindert
oder wenigstens reduziert wird.
[0009] Durch die erfindungsgemäße Zufuhr der bestimmten Menge an Stickstoff wird das Verhältnis
der Stickstoff-Luft-Atmosphäre in Abhängigkeit von dem Ist-Wert der Taupunkttemperatur
geändert. Somit wird letztendlich auch die Taupunkttemperatur geändert. Im Sinne der
Erfindung kann die Taupunkttemperatur in dem Wärmebehandlungsofen demgemäß flexibel
und zuverlässig eingestellt werden.
[0010] Die Erfindung eignet sich des Weiteren insbesondere als eine Maßnahme zu einem sogenannten
Flue Gas Management System zur Reduzierung von Abgas induzierten Wasseranteilen in
Wärmebehandlungsöfen.
[0011] Vorteilhafterweise wird dem Wärmebehandlungsofen getrocknete Luft zugeführt. Dabei
kann dem Wärmebehandlungsofen ausschließlich getrocknete Luft oder eine Mischung aus
(Umgebungs-) Luft und getrockneter Luft zugeführt werden. Durch den reduzierten Anteil
an Wasser in getrockneter Luft kann der Bildung von Wasserstoff aus der Luft in dem
Wärmebehandlungsofen weiter vorgebeugt werden.
[0012] Bevorzugt weist der Wärmebehandlungsofen zumindest eine Kammer oder Zone auf. Kammern
können dabei beispielsweise physisch voneinander abgegrenzte Einheiten des Wärmebehandlungsofens
sein. Zonen können beispielsweise auch als unterschiedliche Bereiche innerhalb einer
Kammer ausgebildet sein, die keine feste Begrenzung zueinander besitzen. In den unterschiedlichen
Kammern bzw. Zonen herrschen dabei insbesondere unterschiedliche Temperaturen und
es laufen insbesondere unterschiedliche Verfahrensschritte der Wärmebehandlung der
Werkstücke ab. Demgemäß können in den unterschiedlichen Kammern bzw. Zonen auch unterschiedliche
Taupunkttemperaturen herrschen.
[0013] Die erfindungsgemäße Regelung der Taupunkttemperatur wird dabei für die zumindest
eine Kammer oder Zone durchgeführt. Je nach Länge und Größe der Wärmebehandlungsanlage
kann die erfindungsgemäße Regelung der Taupunkttemperatur über den kompletten Wärmebehandlungsofen
als eine Zone durchgeführt werden oder der Wärmebehandlungsofen kann in mehrere Zonen
unterteilt werden, für welche jeweils die erfindungsgemäße Regelung der Taupunkttemperatur
separat durchgeführt wird. Insbesondere wird die erfindungsgemäße Regelung der Taupunkttemperatur
für jede Kammer oder Zone einzeln und unabhängig voneinander durchgeführt. Die Taupunkttemperatur
jeder Kammer bzw. Zone kann dabei zweckmäßigerweise auf einen eigenen, individuellen
Soll-Wert geregelt werden. Die Menge an zugeführtem Stickstoff wird dabei aufgrund
des in der jeweiligen Kammer bzw. Zone erfassten Ist-Werts der Taupunkttemperatur
und aufgrund des für die jeweilige Kammer bzw. Zone festgelegten individuellen SollWerts
der Taupunkttemperatur bestimmt.
[0014] Bevorzugt wird zusätzlich zu der Menge an Stickstoff eine Menge an zugeführter Luft
basierend auf dem in dem Wärmebehandlungsofen bestimmten Ist-Wert der Taupunkttemperatur
derart bestimmt, dass der Ist-Wert der Taupunkttemperatur durch die bestimmte Menge
an zugeführtem Stickstoff und an zugeführter Luft auf den Soll-Wert geregelt wird.
Die Taupunkttemperatur kann somit noch flexibler geregelt werden. Des Weiteren kann
somit auch das Verhältnis des Stickstoff-Luft-Gemischs in dem Wärmebehandlungsofen
flexibler eingestellt werden und gegebenenfalls an unterschiedliche Werkstückmaterialien
angepasst werden. Bevorzugt wird dabei ein oberer Grenzwert der Taupunkttemperatur
durch die Menge an zugeführter Luft bestimmt. Alternativ oder zusätzlich wird bevorzugt
ein unterer Grenzwert der Taupunkttemperatur durch die Menge an zugeführtem Stickstoff
bestimmt. Der eingestellte Soll-Wert liegt dann innerhalb des Bereichs von unterem
und oberem Grenzwert.
[0015] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird die Taupunkttemperatur auf
Soll-Werte zwischen -5°C und -60°C, insbesondere zwischen -10°C und -40°C, geregelt.
Die Taupunkttemperatur kann mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens einerseits auf
Soll-Werte geringer als eine minimal mögliche Taupunkttemperatur für eine reine Luftatmosphäre
von ca. -10°C geregelt werden. Andererseits kann die Taupunkttemperatur auf Soll-Werte
größer als eine Taupunkttemperatur für eine reine Stickstoff-Atmosphäre von ca. -60°C
geregelt werden.
[0016] Vorzugsweise wird die Menge an Stickstoff mit hoher Geschwindigkeit dem Wärmebehandlungsofen
zugeführt. Dadurch kann eine homogene Stickstoff-Luft-Atmosphäre in dem Wärmebehandlungsofen
erzeugt werden. Die Erfassung des Ist-Werts der Taupunkttemperatur und somit die Analyse
der Taupunkttemperatur können somit zuverlässiger und präziser durchgeführt werden.
Des Weiteren können die Taupunkttemperatur im Speziellen sowie die Temperatur des
Wärmebehandlungsofens im Allgemeinen homogen und ohne nennenswerte lokale Schwankungen
eingestellt werden.
[0017] Insbesondere wird für die Zufuhr der Menge an Stickstoff ein Carbojet-Verfahren genutzt.
Das Carbojet-Verfahren und zugehörige Carbojet-Düsen bzw. Carbojet-Lanzen werden durch
die Anmelderin vertrieben. Dabei wird eine Eindüsung kleiner Mengen an Stickstoff
mit hohen Geschwindigkeiten von bis zu 250-300m/s in einzelne Bereiche des Wärmebehandlungsofens
ermöglicht. Mittels des Carbojet-Verfahrens können Genauigkeit von Analysegeräten
sowie homogene Gas- und Temperaturverteilung nochmals verbessert werden. Für eine
detaillierte Beschreibung eines Carbojet-Verfahrens sei beispielhaft auf die Druckschrift
DE 10 2008 009 818 A1 verwiesen.
[0018] Vorzugsweise wird der Wärmebehandlungsofen mittels zumindest eines vormischenden
Brenngas-Sauerstoff-Brenners, insbesondere zumindest eines Wasserstoff-Sauerstoff-Brenners,
betrieben. Vormischenden Brenngas-Sauerstoff-Brenner zeichnen sich durch eine besonders
hohe Wärmeübertragungseffizienz aus. Einem Brennerkopf des vormischenden Brenngas-Sauerstoff-Brenners
wird dabei bereits ein Gasgemisch aus Brenngas und Sauerstoff zugeführt und nicht
erst in dem entsprechenden Brennerkopf erzeugt. Vormischende Brenner erzeugen besonders
harte Flammen, die sich dazu eignen, größere Oberflächenbereiche, die auch Vertiefungen
oder andere Unregelmäßigkeiten aufweisen können, aufzuschmelzen. Entsprechende Brenner
sind auch als sogenannte Hydropox-Brenner bekannt und werden unter dieser Markenbezeichnung
durch die Anmelderin vertrieben. Für eine detaillierte Beschreibung des Hydropox-Brenners
sei beispielhaft auf das Datenblatt "HYDROPOX®. Optimal glass surface treatment with
pre-mixing hydrogen/oxygen burners." der Anmelderin verwiesen.
[0019] Die Nutzung eines vormischenden Brenngas-Sauerstoff-Brenners für den Wärmebehandlungsofen
beeinflusst die Taupunkttemperatur in dem Wärmebehandlungsofen erheblich. Mittels
der Erfindung kann die Taupunkttemperatur eines Wärmebehandlungsofens mit vormischendem
Brenngas-Sauerstoff-Brenner einfach und zuverlässig geregelt werden.
[0020] Es sei angemerkt, dass die Erfindung nicht auf die Nutzung von vormischenden Brenngas-Sauerstoff-Brenner
beschränkt ist, sondern auch für die Nutzung von beispielsweise außenmischenden Brennern
geeignet ist. Alternativ oder zusätzlich ist beispielsweise auch die Nutzung eines
Oxyfuel-Brenners möglich. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verbrennungsverfahren dient
bei einem Oxyfuel-Brenner nicht Luft, sondern ein sauerstoffreiches Gas, insbesondere
(nahezu) reiner Sauerstoff als Oxidator.
[0021] Vorteilhafterweise werden die Werkstücke in dem Wärmebehandlungsofen für die Wärmebehandlung
schnell erhitzt. Dieses Vorgehen ist als "Rapid Heating" bekannt. Da Werkstücke für
ein "Rapid Heating" Verfahren in kurzer Zeit auf sehr hohe Temperaturen erhitzt werden,
eignen sich insbesondere vormischende Brenngas-Sauerstoff-Brenner, insbesondere Hydropox-Brenner,
für ein "Rapid Heating" Verfahren. Durch die schnelle Erhitzung wird die Taupunkttemperatur
innerhalb des Wärmebehandlungsofens erheblich beeinflusst. Daher ist die Erfindung
besonders geeignet für ein "Rapid Heating" Verfahren.
[0022] Bevorzugt werden in dem Wärmebehandlungsofen lokal unterschiedliche Werkstoffeigenschaften
durch lokale Wärmebehandlung erzeugt. Dieses Vorgehen ist allgemein als "Tailored
Properties" bekannt. Beispielsweise können dabei bestimmte Bereiche eines Werkstücks
pressgehärtet ausgebildet werden, und andere Bereiche können derart ausgebildet werden,
dass diese eine Duktilität aufweisen und somit mehr Energie durch plastische Verformung
absorbieren können.
[0023] Möglichkeiten zur Erzeugung von "Tailored Properties", also von derartigen lokal
unterschiedlichen Eigenschaften, können beispielsweise eine gezielte Beeinflussung
von Legierungsbestandteilen entsprechender Halbzeuge sein, eine Herstellung sogenannter
"Tailored Welded Blanks", also Platinen, die aus unterschiedlichen Werkstoffen gefügt
sind, partielles (örtliches) Erwärmen mittels induktiver oder konduktiver Erwärmungstechnologien,
eine partielle Temperierung bestimmter Bereiche der Presshärtewerkzeuge durch lokales
Beheizen, ein partielles Anlassen pressgehärteten Bauteile und/oder Maskieren bestimmter
Bauteilbereiche um Erwärmung (und damit Austenitisierung) zu unterdrücken.
[0024] Somit können in unterschiedlichen Bereichen bzw. Zonen des Wärmebehandlungsofens,
in denen die jeweiligen unterschiedlichen Eigenschaften der Werkstücke erzeugt werden,
unterschiedliche Temperaturen und unterschiedliche Taupunkttemperaturen herrschen.
Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens können besonders einfach die Taupunkttemperaturen
der einzelnen Zonen individuell und unabhängig voneinander geregelt werden.
[0025] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der Wärmebehandlungsofen
für eine bereichsweise Austenitisierung genutzt. Dieses Vorgehen ist allgemein als
"Tailored Austenitizing" bekannt. Analog zu einem "Tailored Properties" Verfahren
können auch bei einem "Tailored Austenitizing" Verfahren unterschiedliche Zonen des
Wärmebehandlungsofens unterschiedliche Temperaturen und unterschiedliche Taupunkttemperaturen
aufweisen. Daher ist das erfindungsgemäße Verfahren auch für die Regelung der Taupunkttemperaturen
im Zuge eines "Tailored Austenitizing" Verfahren besonders geeignet.
[0026] Die Erfindung betrifft weiterhin einen Wärmebehandlungsofen für eine Wärmebehandlung
von Werkstücken. Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Wärmebehandlungsofens ergeben
sich aus der obigen Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens in analoger Art
und Weise sowie aus dem untigen Ausführungsbeispiel, wobei die dort gezeigten Merkmale
auch in Alleinstellung oder in anderen Kombinationen eingesetzt werden können.
[0027] Die Erfindung und ihre Vorteile werden nun anhand der beigefügten Zeichnung weiter
erläutert. In dieser zeigt
- Figur 1
- schematisch eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Wärmebehandlungsofens für
eine Wärmebehandlung von Werkstücken und
- Figur 2
- schematisch eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens als ein Blockschaltbild.
[0028] Eine bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Wärmebehandlungsofens für
eine Wärmebehandlung von Werkstücken ist in Figur 1 schematisch dargestellt und mit
100 bezeichnet. Der Wärmebehandlungsofen ist in diesem Beispiel als ein Rollenherdofen
100 ausgebildet.
[0029] Auf einer Vielzahl von Rollen 103 werden Werkstücke 102 durch den Rollenherdofen
100 (in Figur 1 von links nach rechts) transportiert.
[0030] Der Rollenherdofen 100 weist dabei zwei Zonen auf.(1 01 a und 101 b), die wärmebehandlungstechnisch
voneinander abgegrenzt sind. In den beiden Zonen 101 a und 101 b laufen dabei zwei
unterschiedliche Prozessschritte der Wärmebehandlung der Werkstücke 102 ab. Die Zone
101 a weist einen vormischenden Brenngas-Sauerstoff-Brenner 105 (nur schematisch dargestellt)
auf. Der vormischende Brenngas-Sauerstoff-Brenner 105 ist in diesem Beispiel als vormischender
Wasserstoff-Sauerstoff-Brenner, insbesondere als Hydropox Brenner, ausgebildet. Der
Hydropox Brenner 105 erzeugt in der Zone 101 a eine vergleichsweise hohe Temperatur.
Beim Durchlaufen der Zone 101 a werden Werkstücke 102 dabei zunächst in kurzer Zeit
auf eine hohe Temperatur erhitzt, insbesondere gemäß einem "Rapid Heating" Verfahren.
Anschließend durchlaufen die Werkstücke 102 die Haltezone 101 b und werden darin homogenisiert.
[0031] Um zu verhindern, dass sich in den Zonen 101 a bzw. 101 b aus feuchter Umgebungsluft
Wasserstoff bildet, der in die Werkstücke 102 aufgenommen werden kann und somit zu
Rissbildungen in den Werkstücken 102 beiträgt, ist der Rollenherdofen 100 dazu eingerichtet,
eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen, welche in Figur
2 schematisch als ein Blockschaltbild dargestellt ist. Im Zuge dessen wird die Taupunkttemperatur
in jeder der Zonen 101 a und 101 b separat voneinander geregelt.
[0032] Dazu weist jede der Zonen 101 a und 101 b jeweils Messinstrumente 110a bzw. 110b
auf, die mit einer Recheneinheit 120, insbesondere einer Steuereinheit, beispielsweise
einem Steuerschrank, verbunden sind, angedeutet durch Bezugszeichen 110. In Verfahrensschritt
201 wird dabei mittels der Messinstrumente 110a bzw. 110b jeweils ein Ist-Wert der
Taupunkttemperatur der Zonen 101 a und 101 b bestimmt.
[0033] Aufgrund der bestimmten Ist-Werte der Taupunkttemperatur für die Zonen 101 a und
101 b wird in Schritt 202 in dem Steuergerät 120 eine Menge an getrockneter Luft und
eine Menge an Stickstoff bestimmt. Somit wird ein Stickstoff-Luft-Gemisch bestimmt,
welches die Atmosphäre der jeweiligen Zone 101 a bzw. 101 b des Rollenherdofens 100
bildet. Je nach Luft-Anteil bzw. Stickstoff-Anteil des Stickstoff-Luft-Gemischs wird
die Taupunkttemperatur der jeweiligen Zone verändert. Die Menge an getrockneter Luft
und die Menge an Stickstoff werden dabei derart bestimmt, dass der Ist-Wert der Taupunkttemperatur
der jeweiligen Zonen 101 a und 101 b auf einen vorgegebenen Soll-Wert geregelt wird.
Die Soll-Werte für die beiden Zonen 101 a und 101 b können sowohl gleich als auch
unterschiedlich sein.
[0034] Das Steuergerät 120 steht mit einer Gasregeleinheit 130 in Verbindung, angedeutet
durch Bezugszeichen 125. Die Gasregeleinheit führt die bestimmte Menge an Stickstoff
und getrockneter Luft den Zonen 101 a und 101 b zu. Dafür weist der Rollenherdofen
100 einen Behälter für getrocknete Luft 140 und einen Behälter für Stickstoff 150
auf, die jeweils über Leitungen 141 bzw. 151 mit der Gasregeleinheit 130 verbunden
sind. Die Leitung 151 enthält einen Verdampfer 160. Die Gasregeleinheit 130 ist über
Leitungen 130a bzw. 130b mit den Zonen 101 a bzw. 101 b verbunden und führt den Zonen
101 a bzw. 101 b in Schritt 203 die Menge an getrockneter Luft und Stickstoff zu.
Die Mengen an getrockneter Luft und Stickstoff können dabei jeweils über separate
Leitungen den Zonen 101 a bzw. 101 b zugeführt werden oder über eine oder mehrere
gemeinsame Leitungen pro Zone. Werden die Mengen an Stickstoff und getrockneter Luft
den Zonen 101 a bzw. 101 b über separate Leitungen zugeführt, können die Mengen an
Stickstoff insbesondere über ein Carbojet-Verfahren mit hohen Geschwindigkeiten den
Kammern 101a bzw. 101b zugeführt werden.
[0035] Angedeutet durch Bezugszeichen 204 beginnt das Verfahren wieder bei Schritt 201 mit
dem Bestimmen der Ist-Werte der Taupunkttemperaturen der Zonen 101 a und 101 b des
Rollenherdofens 100. Die Taupunkttemperaturen werden somit kontinuierlich überwacht
und in Echtzeit auf die vorgegebenen Soll-Werte geregelt.
Bezugszeichenliste
[0036]
- 100
- Wärmebehandlungsofen, Rollenherdofen
- 101a
- Heizzone 1
- 101b
- Heizzone 2
- 102
- Werkstücke
- 103
- Rollen
- 105
- vormischender Brenngas-Sauerstoff-Brenner, Hydropox-Brenner
- 110
- Datenverbindung
- 110a, 110b
- Messinstrumente
- 120
- Recheneinheit, Steuereinheit
- 125
- Datenverbindung
- 130
- Gasregeleinheit
- 130a, 130b
- Gasleitungen
- 140
- Behälter für trockene Luft
- 150
- Behälter für Stickstoff
- 160
- Verdampfer
- 141, 151
- Gasleitungen
- 201 bis 204
- Verfahrensschritte
1. Verfahren zur Regelung einer Taupunkttemperatur eines Wärmebehandlungsofens (100)
für eine Wärmebehandlung von Werkstücken (102),
dadurch gekennzeichnet, dass
- Stickstoff und Luft dem Wärmebehandlungsofen (100) zugeführt werden und
- eine Menge an zugeführtem Stickstoff basierend auf einem in dem Wärmebehandlungsofen
(100) bestimmten Ist-Wert der Taupunkttemperatur derart bestimmt wird (202), dass
der Ist-Wert der Taupunkttemperatur durch die bestimmte Menge an zugeführtem Stickstoff
auf einen Soll-Wert geregelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei dem Wärmebehandlungsofen (100) getrocknete Luft zugeführt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei der Wärmebehandlungsofen (100) zumindest eine
Kammer oder Zone (101 a, 101 b) aufweist und die Regelung der Taupunkttemperatur für
die zumindest eine Kammer oder Zone (101 a, 101 b) durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei zusätzlich zu der Menge des
Stickstoffs eine Menge an zugeführter Luft basierend auf dem in dem Wärmebehandlungsofen
(100) bestimmten Ist-Wert der Taupunkttemperatur derart bestimmt wird (202), dass
der Ist-Wert der Taupunkttemperatur durch die bestimmte Menge an zugeführtem Stickstoff
und zugeführter Luft auf den Soll-Wert geregelt wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei ein oberer Grenzwert der Taupunkttemperatur
durch die Menge an zugeführter Luft bestimmt wird.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei ein unterer Grenzwert der Taupunkttemperatur
durch die Menge an zugeführtem Stickstoff bestimmt wird.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Taupunkttemperatur auf
Soll-Werte zwischen -5°C und -60°C, insbesondere zwischen -10°C und -40°C, geregelt
wird.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Menge an Stickstoff mit
hoher Geschwindigkeit dem Wärmebehandlungsofen (100) zugeführt wird.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Wärmebehandlungsofen (100)
mit zumindest einem vormischenden Brenngas-Sauerstoff-Brenner (105) betrieben wird.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Werkstücke (102) in dem
Wärmebehandlungsofen (100) für die Wärmebehandlung schnell erhitzt werden.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei in dem Wärmebehandlungsofen
(100) lokal unterschiedliche Eigenschaften des Wärmebehandlungsgutes erzeugt werden.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Wärmebehandlungsofen (100)
für eine bereichsweise Austenitisierung genutzt wird.
13. Wärmebehandlungsofen (100) für eine Wärmebehandlung von Werkstücken (102),
dadurch gekennzeichnet, dass der Wärmebehandlungsofen (100) Mittel aufweist, um
- dem Wärmebehandlungsofen Luft und Stickstoff zuzuführen (130, 130a, 130b, 140, 141,
150, 151) und
- eine Ist-Taupunkttemperatur des Wärmebehandlungsofens durch eine Menge an zugeführtem
Stickstoff auf einen Soll-Wert zu regeln (110a, 110b, 120, 130, 130a, 130b, 150, 151).
14. Wärmebehandlungsofen (100) nach Anspruch 13, wobei der Wärmebehandlungsofen zumindest
eine Kammer oder Zone (101 a, 101 b) aufweist und Mittel aufweist, um eine Ist-Taupunkttemperatur
der zumindest einen Kammer oder Zone (101 a, 101 b) durch eine Menge an zugeführtem
Stickstoff auf einen Soll-Wert zu regeln.
15. Wärmebehandlungsofen (100) nach Anspruch 13 oder 14, wobei der Wärmebehandlungsofen
(100) zumindest einen vormischenden Brenngas-Sauerstoff-Brenner (105) aufweist.