[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Ölausbeute bei der Entschleimung
von Triglyceriden durch Verwendung einer Phosphatase. Weiterhin betrifft die Erfindung
die Verwendung mindestens einer Phosphatase zur Entschleimung von rohen Pflanzenölen.
Ein weiterer Gesichtspunkt der Erfindung betrifft die Entölung von Pflanzenölschleim,
wobei neben der Erhöhung der Ölausbeute die Gewinnung und Reinigung des Lecithins
im Vordergrund steht.
[0002] Rohe Pflanzenöle enthalten Phosphatide, eiweiß- und kohlenhydrathaltige Stoffe, pflanzliche
Schleimstoffe sowie kolloidale Verbindungen, die die Haltbarkeit des Öls stark herabsetzen.
Diese Stoffe müssen daher entfernt werden.
[0003] Bei der Raffination von Pflanzenölen werden die unerwünschten Begleitstoffe entfernt.
Man unterscheidet zwischen chemischer und physikalischer Raffination. Die chemische
Raffination besteht aus den Prozessen 1. Entschleimung, 2. Neutralisation, 3. Bleichung,
4. Desodorierung. Bei der Entschleimung werden Phospholipide ("Schleimstoffe") und
Metallionen (Ca
2+, Mg
2+) aus dem Öl entfernt. Die Neutralisation dient zur Extraktion der Fettsäuren. Bei
der Bleichung werden die Farbstoffe, weitere Metallionen und restliche Schleimstoffe
entfernt. Bei der Desodorierung handelt es sich um eine Wasserdampfdestillation, bei
der weitere Verbindungen entfernt werden, die den Geruch und den Geschmack des Öls
beeinträchtigen. Bei der physikalischen Raffination wird die Entsäuerung zusammen
mit der Desodorierung am Ende des Raffinationsprozesses durchgeführt.
[0004] Die Entschleimung der Öle kann durch Extraktion der Phospholipide mit Wasser oder
einer wässrigen Lösung einer Säure erfolgen, die Ca
2+- und Mg
2+-Ionen komplexiert, wie z. B. Zitronensäure oder Phosphorsäure. Häufig führt man hierbei
zunächst eine wässrige, sogenannte Vorentschleimung durch, mit der die wasserlöslichen
Phospholipide entfernt werden. Man spricht hierbei von hydratisierbaren Phospholipiden.
Definitionen
[0005] Unter dem Begriff
Triglyceride werden dreifache Ester des Glycerins mit Fettsäuren verstanden, welche den Hauptbestandteil
von natürlichen Fetten und Ölen darstellen, sei es pflanzlichen oder tierischen Ursprungs.
Triglyceride umfassen pflanzliche oder tierische Fette und Öle, und deren Mischungen
sowohl untereinander als auch mit synthetischen bzw. modifizierten Fetten und Ölen.
[0006] Unter dem Begriff
Pflanzenöl wird hierbei jedes Öl pflanzlichen Ursprungs verstanden. Bevorzugte Öle sind im Sinne
der vorliegenden Erfindung Sojaöl, Rapsöl, Canolaöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Palmöl,
Jatrophaöl, Leindotteröl, oder Baumwollsaatöl. Überdies umfasst das Pflanzenöl im
Sinne der Erfindung Mischungen verschiedener Pflanzenöle untereinander, als auch die
Mischung von Pflanzenöl mit tierischen und/oder synthetischen bzw. modifizierten Fetten
und Ölen.
[0007] Die Bezeichnung
"roh" bezieht sich dabei darauf, dass das Öl noch keinem Entschleimungs-, Neutralisations-,
Bleichungs-und/oder Desodorierungsschritt unterzogen wurde. Es ist im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens auch möglich, dass eine Mischung mehrerer Rohöle eingesetzt wird oder vorbehandelte,
z.B. vorentschleimte und/oder vorkonditionierte Öle mit den Enzymen behandelt werden.
[0008] Unter
Schleimphase / Schleimstoffe / Pflanzenölschleim versteht man hier im folgenden Text die gesamte
Gruppe dieser Stoffe, die nach Behandlung mit einer säurehaltigen und/oder wässrigen
Lösung aus dem Öl als schwere Phase ausfallen (
Michael Bokisch: Fats and Oils Handbook, AOCS Press, Champaign, Illinois, 1998, Seite
428-444). Die Verwendung dieses Pflanzenölschleims als Ausgangsmaterial ist insbesondere
für die Gewinnung von Lecithin von Bedeutung, da Lecithin ein wesentlicher Bestandteil
des Pflanzenölschleims ist.
[0009] Unter dem Begriff
"Verringerung des Ölgehalts im Pflanzenölschleim" versteht man die Abtrennung des Öls aus dem eingesetzten Pflanzenölschleim, welcher
dadurch entölt wird. Je nach Betrachtungsweise stehen die Gewinnung von Öl und/oder
die Gewinnung der Lecithin-haltigen Schleimphase im Vordergrund.
[0010] Unter dem Begriff
"Vorentschleimung" bzw. "Naßentschleimung" wird eine Behandlung des Rohöls mit Wasser oder einer wässrigen
Säurelösung verstanden, um wasserlösliche Phospholipide weitestgehend aus dem Öl zu
entfernen. Auch kann im Rahmen einer Vor- bzw. Naßentschleimung nach der Säurezugabe
ggf. eine Zugabe von Alkali erfolgen, um die Säure zu neutralisieren. Vor der Enzymzugabe
erfolgt die Abtrennung der wässrigen Phase. Nach einer Vorentschleimung wird der Phosphorgehalt
im Rohöl von ca. 500-1500 ppm, z.B. für Soja und Raps, auf unter 200 ppm im vorentschleimten
Öl gesenkt. Durch die Vorentschleimung kann z.B. Lecithin aus der entstandenen Schleimphase
gewonnen werden bzw. die Schleimphase als Futtermittel aufgearbeitet werden. Der Nachteil
der Abtrennung der wässrigen Phase bzw. der Senkung des Phosphorgehaltes ist jedoch
ein Ausbeuteverlust bezüglich des Öls. Die in die wässrige Phase übergehenden Phosphatide
wirken emulgierend und führen dazu, dass ein Teil des Öls in der wässrigen Phase emulgiert
und mit dieser abgetrennt wird. Anschließend kann das Öl enzymatisch weiterbehandelt
werden, wobei die Enzyme ggf. in einem weiteren Schritt abgetrennt werden müssen.
[0011] Unter dem Begriff
"Vorkonditionierung" des Öls wird in dieser Erfindung die Zugabe von Wasser bzw. einer wässrigen Säurelösung
zu dem unbehandelten Öl verstanden. Anschließend wird durch Zugabe von Alkali, z.
B. Natronlauge, ein pH-Wert eingestellt, bei dem die folgende enzymatische Reaktion
stattfindet. Idealerweise wird der für die Enzymreaktion optimale pH-Wert von 4 bis
7 eingestellt. Anschließend erfolgt jedoch keine Abtrennung der wässrigen Phase, sondern
unmittelbar die Zugabe der Enzyme. Die vorhandenden Schleimstoffe verbleiben also
vorerst im Öl bzw. in der Emulsion. Die Abtrennung der wässrigen Phase und damit der
Enzyme erfolgt erst nach Einwirkung der Enzyme auf das (ggf. vorkonditionierte) Rohöl.
[0012] Unter dem Begriff
Phosphatase werden eine Gruppe von Enzymen verstanden, die aus Phosphorsäureestern oder Polyphosphaten
Phosphorsäure abspalten.
[0013] Phytase ist der Name für Enzyme, die Phytinsäure hydrolytisch abbauen und somit das gebundene
Phosphat freisetzen. Je nachdem, welche Phosphatgruppe abgebaut wird, unterscheidet
man zwischen 3-, 4-, 5- und 6-Phytase. Phytasen sind aus Tieren, Pflanzen, Pilzen
und Bakterien bekannt; die am besten charakterisierten Phytasen stammen aus Pilzen.
Die von vielen Pflanzen und Bakterien gebildete Phytase fungiert als 3-Phytase; diese
wird zusammen mit 6-Phytase kommerziell genutzt. 4-Phytase ist eine saure Phosphatase.
[0014] Saure Phosphatasen sind Phosphatasen, deren pH-Optimum im sauren pH-Bereich, etwa bei 4,0 bis 5,5, liegt.
[0015] Phospholipasen sind Enzyme, die zur Gruppe der Hydrolasen gehören, die die Esterbindung von Phospholipiden
hydrolysieren. Phospholipasen werden nach ihrer Regioselektivität bei Phospholipiden
in 5 Gruppen eingeteilt:
Phospholipasen A1 (PLA1), die die Fettsäure in der sn1-Position unter Bildung des 2-Lysophospholipids abspalten.
Phospholipasen A2 (PLA2), die die Fettsäure in der sn2-Position unter Bildung des 1-Lysophospholipids abspalten.
Phospholipasen C (PLC), die einen Phosphorsäuremonoester abspalten.
[0016] Phospholipasen D (PLD), die die Kopfgruppe abspalten oder austauschen.
[0017] Phospholipasen B (PLB), die die Fettsäure sowohl in der
sn1-Position als auch in der
sn2-Position unter Bildung eines 1,2-Lysophospholipids abspalten.
[0018] Unter einer
Acyltransferase versteht man ein Enzym, dass Acylgruppen, z.B. Fettsäuren aus einem Phospholipid,
auf einen geeigneten Akzeptor, z.B. ein Sterol, unter Bildung eines Esters überträgt.
Stand der Technik
[0019] Die Thematik der hydratisierbaren und nicht-hydratisierbaren Phospholipide ist beispielsweise
beschrieben in
Nielsen, K., Composition of difficultly extractable soy bean phosphatides, J. Am.
Oil. Chem. Soc. 1960, 37, 217-219 und
A.J. Dijkstra, Enzymatic degumming, Eur. J. Lipid Sci. Technol. 2010, 112, 1178-1189. Dabei handelt es sich insbesondere um Phosphatidyl-Cholin und Phosphatidyl-Inositol.
Die Behandlung mit verdünnten wässrigen Calcium- und Magnesium-komplexierenden Säuren,
wie z. B. Zitronensäure oder Phosphorsäure, führt nach dem Stand der Technik dazu,
dass nicht-hydratisierbare Phospholipide in hydratisierbare Phospholipide überführt
werden. Man geht davon aus, dass der Mechanismus dieser Reaktion darauf beruht, dass
Calciumionen, die verschiedene Phospholipidmoleküle, wie z.B. Phosphatidsäuren an
den Phosphatgruppen, überbrücken und stabilisieren, aus dem Öl entfernt werden. Dies
führt zur verbesserten Extraktion dieser Phospholipide mit Wasser. Zwar wird durch
die wässrige Vorentschleimung und die Behandlung mit wässrigen Säuren bei einigen
Ölen eine hinreichend gute Entschleimung erreicht, jedoch gibt es auch schwer entschleimbare
Öle, für die diese beiden Extraktionsschritte sehr oft zu einer ungenügenden Reduktion
der Schleimstoffe führen. Üblicherweise wünscht man sich hierbei eine Reduktion des
Phosphorgehaltes auf 10 oder weniger ppm Phosphor im Öl für Nahrungsmittelanwendungen
(nach dem Stand der Technik bestimmt durch ICP/AES-Analyse des Öls). Höhere Anforderungen
werden an den Phosphorgehalt des Öls dann gestellt, wenn die Öle beispielsweise zur
Herstellung von Biodiesel eingesetzt werden. Dort ist nach der EU-Norm der Phosphorgehalt
des Biodiesels auf 5 ppm begrenzt und es ist zweckmäßig, die Phosphorreduktion bereits
ölseitig durchzuführen. Weiterhin ist ein besonders niedriger Phosphorgehalt, d. h.
ein Phosphorgehalt, der so niedrig wie möglich ist und möglichst 0 beträgt, dann erforderlich,
wenn man die Öle in weiteren Behandlungsschritten entweder für den Nahrungsmitteleinsatz
hydriert, d. h. ungesättigte in gesättigte Fettsäuren überführt, oder wenn man nach
dem NExBTL-Prozess der Firma Neste eine Hydrierung so durchführt, dass als Endprodukt
Alkane, sprich ein konventioneller Biodieseltreibstoff, jedoch hergestellt aus Pflanzenöl,
erhalten wird. Diese Prozesse stellen, wie vorher angeführt, extrem hohe Anforderungen
an einen niedrigen Phosphorgehalt im Öl, und der Einsatz solcher Prozesse wird in
dem Maße zunehmen wie Pflanzenöle als Rohstoffe für die chemische Industrie eingesetzt
werden.
[0020] Eine weitere Variante stellt das sog. "caustic refining" dar. Dieses Verfahren wird
eingesetzt, um möglichst alle Phospholipide zusammen mit freien Fettsäuren aus dem
Öl zu entfernen. Dieser Prozess ist beispielsweise in der
WO 08/094847 beschrieben. Bei diesem Verfahren wird das rohe oder Wasservorentschleimte Öl zunächst
mit geringen Mengen an Zitronensäure oder Phosphorsäure vermischt und intensiv gerührt.
Hierbei werden, wie vorher schon erläutert, Salze von nicht-hydratisierbaren Phospholipiden
stärker hydratisierbar gemacht. Dann wird verdünnte Natronlauge hinzugefügt, wobei
die Menge so berechnet wird, dass man einen geringen Überschuss gegenüber der zur
Neutralisation der freien Fettsäure benötigten Menge erhält. Dadurch werden die Fettsäuresalze
gebildet. Durch Absetzen und nachfolgende Zentrifugation wird die Mischung dann aufgetrennt,
und man erhält eine wässrige Fettsäurelösung als Rückstand, in der sich auch die Phospholipide
befinden. Das Öl wird dann nachfolgend nochmals mit enthärtetem Wasser gewaschen.
Die NaOH-Behandlung hat den Nachteil, dass teilweise auch Verseifung des Öles eintritt,
wodurch dessen Ausbeute erniedrigt wird.
[0021] Ein weiterer Nachteil der konventionellen Ölentschleimungsprozesse liegt darin, dass
sowohl die wässrige Vorentschleimung als auch die Behandlung mit wässrigen Säuren
zu Ölverlusten führen, die dadurch verursacht sind, dass die in das Wasser überführten
Phospholipide Emulgatoren darstellen, die einen zwar geringen, aber doch beträchtlichen
Teil des Pflanzenöls in der wässrigen Phase emulgieren, wodurch Pflanzenöl verloren
geht. Diese Verluste können im Bereich weniger Prozente bezogen auf das ursprünglich
eingesetzte Rohöl liegen. Als Faustregel gilt, dass mit je zwei Molekülen Phopholipid
etwa ein Triglyceridmolekül emulgiert wird (beschrieben in
WO 08/094847).
[0022] Die sogenannte enzymatische Entschleimung vermeidet mehrere Nachteile der bestehenden
Verfahren bzw. verbessert die Extraktionsverfahren weiter. Die enzymatische Entschleimung
wird im Stand der Technik durch den Einsatz von Phospholipasen, insbesondere Phospholipase
A1 und A2, Phospholipase B, Phospholipase C oder Phospholipase D oder einer Kombination
von Phospholipasen herbeigeführt.
[0023] Die Verwendung von Phospholipasen, vor allem Phospholipase A, zur Entschleimung von
Rohölen ist beispielsweise in der
EP 0513709 B1 (sogenannter Enzymax-Prozess der Firma Lurgi, Frankfurt) geschützt. Es wird davon
ausgegangen, dass die Abspaltung einer Fettsäure zu einem Lysolecithin führt, welches
eine wesentlich geringere Emulgierkapazität für Öl hat und auch eine wesentlich höhere
Wasserlöslichkeit besitzt. Dadurch wird sowohl die Ölausbeute erhöht als auch die
Wasserlöslichkeit der schwer hydratisierbaren Phospholipide verbessert.
Clausen, Enzymatic oil-degumming by novel microbial phospholipase, Eur. J. Lipid Sci.
Technol. 103 (2001) 333-340, beschreibt die Entwicklung und den Einsatz einer Phospholipase A1 zur enzymatischen
Ölentschleimung und vergleicht den Einsatz der Phospholipase A1 mit dem Einsatz der
Phospholipase A2. Der aktuelle Stand der Technik zur enzymatischen Ölentschleimung
ist zusammengefasst in
A.J. Dijkstra, Recent developments in edible oil processing, Eur. J. Lipid Sci. Technol.
2009, 111, 857-864, und
A.J. Dijkstra, Enzymatic degumming, Eur. J. Lipid Sci. Technol. 2010, 112, 1178-1189. Dort werden die Vor- und Nachteile der einzelnen Phospholipasen für die enzymatische
Ölentschleimung diskutiert und auch die Vorbehandlungsmethoden mit unterschiedlichen
Säuren angeführt.
[0024] Ein alternatives Konzept zur Ölentschleimung stellen die Systeme der Firma Danisco
dar, in denen eine Lipidacyltransferase eingesetzt wird. Dieses Enzym macht aus einem
Phospholipid ebenfalls ein Lysophospholipid, überträgt jedoch den Fettsäurerest an
ein Sterol in der Ölphase. Die entsprechenden Enzyme und Verfahren zum Einsatz dieser
Enzyme sind in der
WO 2006/008508 und der
WO 2009/081094 beschrieben.
[0025] Phytasen werden auf dem Markt hauptsachlich als Futtermitteladditive vertrieben.
Etwa zwei Drittel des Phosphors in pflanzlichen Futtermitteln für Nutztiere liegen
gebunden an Phytinsäure oder deren Salze vor und können nur durch die Phytasen gespalten
und dadurch für den Phosphatstoffwechsel der Nutztiere zur Verfügung gestellt werden.
Die Phytasen kommen jedoch im Magen-Darm-Trakt von Schwein und Geflügel nicht vor.
Um die Verwertung des Phosphors aus pflanzlichen Futtermitteln zu verbessern, setzt
man deshalb dem Tierfutter Phytasen zu. Solche Phytasen sind beispielsweise in den
Patenten
EP1066373B1 (Novozymes),
EP2295553 (Novozymes),
US6475762 (Genencor International),
WO9855599 (Gist Brocades);
WO9949740 (DSM);
WO2004071218 (DSM);
WO2011117396 (Novozymes),
US2009081331 (BASF);
WO2009129489 (Danisco US INC.) beschrieben.
[0026] Typische auf dem Markt erhältliche Phytasen sind die Produkte Natuphos® von der BASF
(3-Phytase), Ronozyme® von DSM, Axtra® PHY and Phyzyme® von Danisco.
[0027] Eine weitere Anwendung von Phytasen liegt in der Modifizierung von pflanzlichen Lebensmitteln
und ist beispielsweise in der
WO2004/071218 und der
US2004058049 beschrieben. Für diese Anwendung wird davon ausgegangen, dass die Phytinsäure insbesondere
im neutralen Milieu des Darmes (schwerlösliche) Salze mit den zweiwertigen Ionen der
Mineralstoffe bildet und so deren Resorption herabsetzt. Dies soll insbesondere der
Fall für die Ionen von Fe, Zn und Ca der Fall sein. Durch die enzymatische Abspaltung
von Phosphatgruppen von der Phytinsäure mittels Phytase können diese Effekte verringert
werden. Es wird diskutiert, mit Phytase Lebensmittel vorzubehandeln um die darin enthaltenden
Mineralien besser verfügbar/resorbierbar zu machen. So beschreibt die
US2004058049A1 den Zusatz von Phytasen in Soft Drinks.
[0028] Aufgrund der weltweiten Zunahme des Verbrauchs an Speiseöl und der immer stärker
werdenden Nutzung von Pflanzenölen als Rohstoffe für die chemische Industrie und als
Treibstoff besteht ständig weiterer Bedarf, die Entschleimung von Pflanzenölen und
insbesondere die enzymatische Entschleimung von Pflanzenölen weiter zu verbessern
und die Ölausbeute bei der Entschleimung zu erhöhen.
Aufgabe der Erfindung
[0029] Die Erfinder der vorliegenden Anmeldung haben sich die Aufgabe gestellt, ein alternatives
Verfahren zur enzymatischen Entschleimung von Triglyceriden zu entwickeln, mit denen
der Phosphorgehalt des zu entschleimenden Öls verringert, die Ölausbeute erhöht und/oder
die Reaktionsgeschwindigkeit der enzymatischen Entschleimung erhöht wird. Gleichzeitig
soll dieses Verfahren eine wirtschaftliche Durchführung im großtechnischen Maßstab
ermöglichen.
[0030] Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens zur Gewinnung
von Lecithin aus Triglyceriden, insbesondere aus rohem Soja-, Sonnenblumen- oder Rapsöl,
mit hoher Ausbeute, wobei der Gehalt an Öl im gewonnen Lecithin möglichst gering ist,
oder mit anderen Worten, die Entölung des Lecithins bzw. die Verringerung des Ölgehalts
im Pflanzenölschleim.
Lösung der Aufgabe
[0031] Es wurde nun überraschend gefunden, dass eine (saure) Phosphatase und/oder eine Phytase
besonders geeignet sind, um Triglyceride zu entschleimen, bzw. Lecithin zu entölen.
Der Einsatz von sauren Phosphatasen bzw. Phytasen in der enzymatischen Ölentschleimung
war bisher nicht bekannt. Bis jetzt waren lediglich Anwendungen dieser Enzyme in rein
wässrigen Systemen bekannt, nicht aber in Öl-Wasser-Zweiphasensystemen wie sie in
der wässrigen Ölentschleimung verwendet werden. Für den Einsatz in der enzymatischen
Ölentschleimung sind insbesondere solche Phytasen geeignet, die zur Behandlung von
Lebensmitteln bereits eingesetzt werden.
[0032] Die Verwendung von sauren Phosphatasen und/oder Phytasen zur enzymatischen Ölentschleimung
ist im Hinblick auf einen effizienteren, kostengünstigeren Prozess besonders vorteilhaft,
da Phytasen kostengünstige Bulkenzyme sind.
[0033] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch ein Verfahren zur enzymatischen Entschleimung
von Triglyceriden oder zur Verringerung des Ölgehalts im Pflanzenölschleim, der bei
der Ölentschleimung anfällt, gelöst, welches Verfahren folgende Schritte umfasst:
Zunächst werden die Triglyceride oder der Pflanzenölschleim, der bei der Ölentschleimung
anfällt, mit mindestens einer Phosphatase in Kontakt gebracht (Schritt a). Anschließend
werden, wenn Triglyceride als Ausgangsmaterial verwendet werden, die Schleimstoffe
von den Triglyceriden getrennt (Schritt b1). Bevorzugt werden rohe Pflanzenöle als
Triglyceride eingesetzt.
[0034] Alternativ kann anstelle der Triglyceride als Ausgangsmaterial auch Pflanzenölschleim
eingesetzt werden, der bei der Entschleimung von Pflanzenölen anfällt, sei es durch
eine Entschleimung nach herkömmlichen oder dem erfindungsgemäßen Verfahren. Der Pflanzenölschleim
wird gemäß Schritt a) mit der mindestens einen Phosphatase in Kontakt gebracht und
anschließend nach Schritt b2), der analog zu b1) durchgeführt wird, in eine wässrige,
Lecithin-haltige Phase und eine Öl-haltige Phase getrennt. Die Schleimphase bzw. der
Pflanzenölschleim wird insbesondere bei der Gewinnung von Lecithin eingesetzt.
[0035] Vorzugsweise stellt die mindestens eine Phosphatase eine saure Phosphatase oder eine
Phytase oder eine Kombination aus beiden Enzymen dar.
[0036] Bei der Sauren Phosphatase handelt es sich vorzugsweise um ein oder mehrere Enzyme
der Enzymklasse EC 3.1.3.2. Die Enzyme dieser Klasse sind in der Regel substratunspezifisch,
spalten von einer Vielzahl von organischen Substraten Phosphatgruppen ab und weisen
ein pH-Optimum von kleiner oder gleich 7, bevorzugt von kleiner oder gleich 6,5, besonders
bevorzugt von kleiner oder gleich 6 auf. Die Untergrenze des pH-Werts liegt vorzugsweise
bei 3,0, stärker bevorzugt bei 3,5. In diesem pH-Bereich ist eine schnelle Reaktionsführung
möglich. Diese Enzyme sind weit verbreitet und kommen in Pflanzen, Tieren, Pilzen
und Bakterien vor. Saure Phosphatasen können aber auch aus Milch wie z.B. Säugetiermilch
isoliert werden. Purple Acid Phospatases (Abkürzung: PAPs) sind eine eigene Klasse
von sauren Phosphatasen, die zweikernige Übergangsmetallzentren enthalten und in Lösung
eine violette Färbung zeigen. Ein typischer Vertreter dieser Klasse ist die Purple
Acid Phospatase aus der Süßkartoffel, wie Sie beispielsweise von
Kusudo T, Sakaki T, Inouye K. Purification and Characterization of Purple Acid Phosphatase
PAP1 from Dry Powder of Sweet Potato, Biosci. Biotechnol. Biochem. 2003 67(7):1609-11 beschrieben ist. Auch PAPs sind weit verbreitet und können auch aus der Sojabohne,
aus Reis, aus Zwiebeln und Red Kidney Beans isoliert werden. Daneben können solche
Enzyme auch aus Bakterien oder Säugetieren isoliert werden.
[0037] In einer bevorzugten Ausführungsform stammt die saure Phosphatase aus Pflanzen, insbesondere
aus der Süßkartoffel, aus Weizenkeimen oder Soja, aus Säugetiermilch oder aus Pilzen,
Hefen oder Bakterien.
[0038] Bei der im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Phytase handelt es sich um eine
einzelne Phytase oder ein Gemisch aus zwei oder mehreren Phytasen. Bevorzugt handelt
es sich um eine sogenannte 3-Phytase (Enzymklasse EC 3.1.3.8), 4-Phytase (Enzymklasse
EC 3.1.3.26), 5-Phytase (Enzymklasse EC 3.1.3.72) oder 6-Phytase (Enzymklasse EC 3.1.3.26).
(Literaturangabe:
Enzymes in Industry, Wolfgang Aehle Editor, Wiley VCH, Weinheim, Second Edition, 2004
Chapter 5 Industrial Enzyme, p. 216.) Die Ziffern beziehen sich auf die Position der Phosphatgruppen in der Phytinsäure,
die durch die Einwirkung der Phytasen als erste abgespalten werden. Danach werden
abhängig von der Reaktionszeit und den Reaktionsbedingungen weitere Phosphatgruppen
abgespalten. Phytasen sind Bulkenzyme, die in großem Maßstab industriell hergestellt
werden.
[0039] Vorzugsweise stammt die Phytase aus folgenden Organismen: Pflanzen, Bakterien, Hefen
und Pilze.
[0040] Insbesondere stammt die Phytase aus Mais, Sojabohne, Weizenkleie, Bacillus Spezies,
Escherichia coli Spezies, Klebsiella Spezies, Pseudomonas Spezies, Aspergillus Spezies,
Trichoderma Spezies, Rhizopus Spezies, Saccharomyces Spezies, Pichia Spezies, Penicillium
Spezies, Schwanniomyces Spezies, Arxula adeninivorans.
[0041] Die im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzten Phytasen haben ein pH
Optimum bei einem pH Wert von kleiner oder gleich 8, bevorzugt kleiner oder gleich
7; ganz besonders bevorzugt kleiner oder gleich 6. Die Untergrenze des pH-Werts liegt
vorzugsweise bei 3,0, stärker bevorzugt bei 3,5.
[0042] In einer weiteren Ausführungsform wird neben der mindestens einen Phosphatase zusätzlich
ein Phospholipid-spaltendes Enzym eingesetzt.
[0043] Vorzugsweise stellt das Phospholipid-spaltende Enzym eine Phospholipase A1, Phospholipase
A2, Phospholipase B, Phospholipase C, Phospholipase D oder Acyltransferase dar. Besonders
bevorzugt wird das Phospholipid-spaltende Enzym aus der Phospholipase A1, Phospholipase
A2 oder Phospholipase B ausgewählt.
[0044] Vorzugsweise wird die Phospholipase A1 aus folgenden Spezies gewonnen: Thermomyces
lanuginosus, Fusarium oxysporium, Aspergillus oryzae, Aspergillus niger, Bacillus
cereus, Bacillus subtilis, Clostridium perfringens, Listeria monocytogenes, Pseudomonas
spezies, Trichoderma reesei, Pichia pastoris, Schweinepankreas oder Rinderpankreas.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform stammt die Phospholipase A1 aus Thermomyces
lanunginosus.
[0045] Vorzugsweise und unabhängig wird die Phospholipase A2 aus folgenden Quellen hergestellt:
Schweinepankreas, Rinderpankreas, Streptomyces violaceoruber, Naja mossambica, Thermomyces
lanuginosus, Fusarium oxysporium, Aspergillus oryzae, Aspergillus niger, Bacillus
cereus, Bacillus subtilis, Trichoderma reesei, Clostridium perfringens, Listeria monocytogenes
oder Pseudomonas spezies.
[0046] Vorzugsweise und unabhängig wird die Phospholipase B aus folgenden Spezies gewonnen:
Thermomyces lanuginosus, Fusarium oxysporium, Aspergillus oryzae, Aspergillus niger,
Bacillus cereus, Bacillus subtilis, Clostridium perfringens, Listeria monocytogenes,
Pichia pastoris, Trichoderma reesei, Pseudomonas spezies, Schweinepankreas oder Rinderpankreas.
[0047] Vorzugsweise und unabhängig wird die Phospholipase C aus folgenden Spezies gewonnen:
Bacillus cereus, Bacillus subtilis, Clostridium perfringens, Listeria monocytogenes,
Thermomyces lanuginosus, Fusarium oxysporium, Aspergillus oryzae, Aspergillus niger,
Pichia pastoris oder Pseudomonas spezies.
[0048] Vorzugsweise und unabhängig wird die Phospholipase D aus folgenden Spezies gewonnen:
Schweinepankreas, Rinderpankreas, Kohl, Erdnuss, Streptomyces Spezies, Streptomyces
chromofuscus, Streptomyces violaceoruber, Naja mossambica, Thermomyces lanuginosus,
Fusarium oxysporium, Aspergillus oryzae, Aspergillus niger, Bacillus cereus, Bacillus
subtilis, Trichoderma reesei, Clostridium perfringens, Listeria monocytogenes oder
Pseudomonas spezies.
[0049] Besonders bevorzugt wird die Phospholipase A1 aus Thermomyces lanuginosus oder Fusarium
oxysporium ausgewählt, und/oder unabhängig davon wird die Phospholipase A2 aus Schweinepankreas,
Rinderpankreas, Streptomyces violaceoruber, Trichoderma reesei, Aspergillus niger
oder Naja mossambica ausgewählt, und/oder unabhängig davon wird die Phospholipase
C aus Bacillus cereus, Clostridium perfringens, Pichia pastoris oder Listeria monocytogenes
ausgewählt.
[0050] Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren bei einem der wässrigen Phase der
Öl-Wasser-Mischung von kleiner 7, bevorzugt von kleiner 6, besonders bevorzugt von
kleiner 5 durchgeführt. Die Untergrenze des pH-Wert liegt vorzugsweise bei 3,0, stärker
bevorzugt bei 3,5. Wenn zusätzlich zur Phosphatase eine Phospholipase verwendet wird,
wird das erfindungsgemäße Verfahren bei einem pH-Wert von 4,0 bis 5,5 durchgeführt.
[0051] In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens liegt das Verhältnis der Phosphatase
zu dem Phospholipid-spaltenden Enzym im Bereich von 0,01 : 6 units/g Öl bis 6 : 0,01
units/g Öl.
[0052] Vorzugsweise liegen die Phosphatase und/oder das Phospholipid-spaltende Enzym in
geträgerter Form vor.
[0053] In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens werden Sojaöl, Rapsöl, Canolaöl,
Sonnenblumenöl, Olivenöl, Palmöl, Jatrophaöl, Leindotteröl oder Baumwollsaatöl als
Öle eingesetzt.
[0054] In einer weiteren Ausführungsform wird anstelle des Pflanzenöls ein wässriger Pflanzenölschleim,
der bei der Ölentschleimung von einem der vorstehend genannten Öle anfällt, eingesetzt.
[0055] Insbesondere wird Sojaöl mit einer Phytase, vorzugsweise einer 3-Phytase oder 6-Phytase,
und ggf. zusätzlich mit einer Phospholipase A1 entschleimt. Gemäß einer Ausführungsform
wird Rapsöl mit einer sauren Phosphatase und ggf. zusätzlich mit einer Phospholipase
A1 entschleimt.
[0056] Vorzugsweise wird vor dem in-Kontakt-Bringen gemäß Schritt a) das rohe Pflanzenöl
mit Wasser und/oder Säure in Kontakt gebracht. Diese Maßnahme ist als Vorkonditionierung
bekannt, wenn vor Durchführung des Schrittes a) keine Trennung in Wasser bzw. Öl erfolgt,
bzw. als Vorentschleimung, wenn vor Durchführung des Schrittes a) eine Trennung in
Wasser bzw. Öl erfolgt.
[0057] In bevorzugter Weise wird eines der Enzyme, wie vorstehend definiert, zur Erhöhung
der Ölausbeute in einem Verfahren zur wässrigen Öl-Entschleimung, zur Verringerung
der Emulgierbarkeit von Pflanzenölen in wässrigen Phasen, oder zur Entölung von Pflanzenölschleim
bzw. Lecithin verwendet.
[0058] Generell können auch eine Kombination aus zwei oder mehr der vorgenannten Phosphatase-Enzyme
eingesetzt werden, die aus gleichen oder verschienen Quellen stammen können. Die Enzyme
können dabei von einem beliebigen Organismus (z.B. auch isoliert aus einem thermophilen
Organismus) oder einer synthetischen Quelle stammen. Das Gleiche gilt für die Phospholipid-spaltenden
Enzyme bzw. deren Mischungen mit Phosphatasen.
[0059] Das Verfahren der vorliegenden Erfindung ist vorteilhaft, da durch den Einsatz der
Phosphatase-Enzyme, insbesondere durch das relativ kostengünstige Bulk-Enzym Phytase
bzw. durch saure Phosphatasen, die Spaltung von Komponenten, die in der Schleimphase
vorhanden sind, erfolgen kann. Überdies verbessert die Phosphatase die Wirkung des
Phospholipid-spaltenden Enzyms, wenn dieses zusätzlich zur Phosphatase eingesetzt
wird. Es wird angenommen, dass durch den Einsatz der Phosphatase, insbesondere durch
Phytase und/oder saure Phosphatase, eine Erniedrigung der Viskosität der Schleimphase,
eine Erhöhung der Beweglichkeit der Phospholipide oder eine bessere Zugänglichkeit
der Phospholipide erreicht werden kann. Eine zusätzliche Steigerung der vorstehend
beschriebenen Wirkungen ergibt sich, wenn zusätzlich Phospholipid-spaltende Enzyme
eingesetzt werden.
[0060] Es wurde überraschend gefunden, dass die Entschleimung von Triglyceriden mit mindestens
einer Phosphatase durchgeführt werden kann; insbesondere eignen sich Phytase und saure
Phosphatase zu diesem Zweck. Es können zwei oder mehrere Phytasen eingesetzt werden,
die aus gleichen oder verschiedenen Quellen stammen können; sie können z.B. auch aus
einem thermophilen Organismus isoliert werden oder aus einer synthetischen Quelle
stammen. Für die sauren Phosphatasen und deren Mischung mit Phytase(n) gilt das Gleiche
sinngemäß.
[0061] Ferner wurde gefunden, dass sich Triglyceride effizient entschleimen lassen, wenn
neben der Phosphatase vorzugsweise ein weiteres Phospholipid-spaltendes Enzym zugegeben
wird. Bei dem Phospholipid-spaltenden Enzym kann es sich um eine Phospholipase handeln,
die in der Lage ist, entweder einen Fettsäurerest oder einen Phosphatidylrest oder
eine Kopfgruppe von einem Phospholipid abzuspalten. Überdies kann es sich auch um
eine sogenannte Acyltransferase handeln, bei der die Abspaltung des Fettsäurerests
aus einem Phospholipid mit einer Übertragung dieses Restes auf ein freies Sterol unter
Esterbildung in der Ölphase verbunden ist. In einer bevorzugten Ausführungsform betrifft
die vorliegende Erfindung ein Verfahren, bei dem ein Phospholipid-spaltendes Enzym
aus der Phospholipase A1, Phospholipase A2, Phospholipase C, Phospholipase B, Phospholipase
D oder Acyltransferase ausgewählt wird.
[0062] Typische Enzyme aus dieser Gruppe sind die Lecitase® Ultra von Novozymes®, eine Phospholipase
A1; Lecitinase® von Novozymes, eine Phospholipase A2; Rohalase® MPL, eine Phospholipase
A2 von AB Enzymes, Darmstadt(D); Gumzyme TM, eine Phospholipase A2 von DSM, Purifine®,
eine Phospholipase C von DSM,; Lysomax®, eine Acyltransferase der Firma Danisco. Dabei
kann innerhalb der Gruppe der Phospholipid-spaltenden Enzyme auch eine Kombination
aus zwei oder mehr der vorgenannten Phospholipid-spaltenden Enzyme eingesetzt werden,
welche aus gleichen oder unterschiedlichen Quellen stammen können. Die Enzyme können
dabei von einem beliebigen Organismus (z. B. auch isoliert aus einem thermophilen
Organismus) oder einer synthetischen Quelle stammen.
[0063] In einer bevorzugten Ausführungsform kann eine Zugabe von Wasser bzw. einer wässrigen
Säurelösung und ggf. von Alkali zur Neutralisierung der Säure zum Rohöl im Sinne einer
Vorkonditionierung erfolgen, jedoch unterbleibt die Abtrennung der wässrigen Phase vor der Zugabe der
Enzyme (im Sinne einer Naßvorentschleimung). Durch den Verzicht auf den Abtrennungsschritt
vor der Zugabe der Enzyme ist eine Steigerung der Ölausbeute möglich. Eine Steigerung
der Ölausbeute um einen Prozentpunkt hat eine enorme wirtschaftliche Bedeutung, da
dieses Prozent ca. 400.000 t Öl entspricht, bezogen auf die jährliche Produktion von
Sojaöl. Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt somit die unmittelbare Verwendung von
Rohölen aus Soja bzw. Raps mit Phosphorgehalten von 500 bis 1.500 ppm Phosphor. Überdies
stellt es eine Vereinfachung des Verfahrens dar, weil der Trennschritt vor Enzymzugabe
entfällt.
[0064] Bei der Zugabe von Wasser ist Folgendes zu bedenken: Um die Phosphatide aus dem Öl
zu entfernen, ist ca. 1 Vol.-% Wasser, bezogen auf das Ölvolumen, erforderlich, um
ca. 400 ppm Phosphor zu entfernen. Nach dieser Überlegung ist die Zugabe von ca. 5
Vol.-% Wasser, bezogen auf das Ölvolumen, ausreichend, um auch ein Öl mit hohem Phosphorgehalt
vollständig vom Phosphor zu befreien. Allerdings führt eine solche Vorgehensweise
dazu, dass das Verfahren unwirtschaftlich wird, weil stets größere Reaktionsvolumina
vorgehalten werden müssen. Überdies bedingt ein größeres zugegebenes Wasservolumen
einen höheren Trennaufwand und eine geringere Ölausbeute; weniger zugegebenes Wasser
bedeutet somit auch eine höhere Ölausbeute. Gemäß einer speziellen Ausführungsform
der Ölbehandlung wird daher nicht mehr als 4 Vol.-% Wasser, vorzugsweise nicht mehr
als 3 Vol.-% Wasser, jeweils bezogen auf das Ölvolumen, zum Öl gegeben.
[0065] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden in dem Raffinationschritt -
abgesehen von den im Öl bereits vorhandenen Emulgatoren, wie z.B. Lecithin - keine
zusätzlichen Emulgatoren, wie z.B. Natriumdocecylsulfat (SDS), zugegeben.
[0066] In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Enzymaktivität der Phosphatase(n) im
Bereich von 0,01 bis 10 units/g Öl gewählt, bevorzugter im Bereich von 0,1 bis 6 units/g
Öl, besonders bevorzugt im Bereich von 0,2 bis 5 units/g Öl. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform wird die Enzymaktivität der Phospholipid-spaltenden Enzyme im Bereich
von 0,01 bis 6 units/g Öl, bevorzugt 0,1 bis 3 units/g Öl und besonders bevorzugt
im Bereich von 0,2 bis 2,5 units/g Öl gewählt und am meisten bevorzugt im Bereich
von 0,25 bis 1 units/g Öl. (Unit: Internationale Einheit für Enzymaktivität; 1 Unit
entspricht dem Substratumsatz von 1 µmol/min).
[0067] Vorzugsweise wird das Verhältnis der Enzymaktivität der Phosphatase zur Enzymaktivität
der Phospholipid-spaltenden Enzyme im Bereich von 0,01 : 6 units/g Öl bis 6 : 0,01
units/g Öl liegen, bevorzugt im Bereich von 0,1 : 4 units/g Öl bis 4 : 0,1 units/g
Öl. Dabei ist es auch bevorzugt, wenn der Anteil der Phosphatase(n) und der Anteil
der phospholipid-spaltenden Enzyme gleich ist, wenn beispielsweise beide Anteile im
Bereich von 0,1 bis 5 units/g Öl, bevorzugt im Bereich 0,2 bis 3 units/g Öl gewählt
werden.
[0068] Gemäß einer Ausführungsform dieser Erfindung wird die Ölentschleimung bzw. die Entölung
des Pflanzenschleims bei saurem pH-Wert durchgeführt. Ein bevorzugter pH-Wert des
wässrigen Teils des Öl-Wasser - Mischung liegt im Bereich von 3,0 bis 7,5, bevorzugt
von 3,5 bis 6,5, insbesondere bevorzugt von 3,8 bis 6,0. Wenn der pH-Wert innerhalb
dieses Bereichs liegt, kann eine schnelle Reaktionsführung beobachtet werden.
[0069] Die Phosphatase-Enzyme und/oder Phospholipid-spaltenden Enzyme können beispielsweise
gefriergetrocknet und in einem Enzympuffer gelöst verwendet werden. Als Beispiele
können Citratpuffer 0,01 - 0,25 M, pH 3,8-7,5, vorzugsweise 0,1 m Citratpuffer bei
pH 5,0, oder Acetatpuffer 0,01 - 0,25 M, pH 3,8-7,5, vorzugsweise 0,1 M Acetatpuffer
bei pH 4,0, genannt werden. In einer bevorzugten Ausführungsform werden die Enzyme
in Wasser oder Enzympuffer aufgenommen und dem Rohöl zugesetzt. Um eine bessere Löslichkeit
der Enzyme - insbesondere in den Phospholipide enthaltenden Mischungen - zu erreichen,
ist auch der Zusatz von organischen Lösungsmitteln möglich. Diese finden Anwendung
z. B. in der Auftrennung der Phospholipide und sind in der Literatur beschrieben.
Bevorzugt verwendet werden unpolare organische Lösungsmittel, wie z. B. Hexan, oder
Aceton oder Mischungen, bevorzugt in einer Menge von 1 bis 30 Gew.-% (Beispiele möglicher
Lösungsmittel sind beschrieben in der
EP 1531182 A2).
[0070] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden das Phosphatase-Enzym und/oder
das Phospholipid-spaltende Enzym in geträgerter Form eingesetzt, wobei die Enzyme
adsorptiv oder kovalent auf einem Trägermaterial gebunden sind. Bevorzugte Trägermaterialien
sind anorganische Trägermaterialien, wie z. B. Kieselgele, Fällungskieselsäuren, Silikate
oder Alumosilikate, und organische Trägermaterialien, wie z. B. Methacrylate oder
Ionentauscherharze. Die Trägermaterialien erleichtern die Abtrennbarkeit und Wiederverwertbarkeit
der (relativ teuren) Enzyme aus der Öl-Wasser-Emulsion in einem folgenden Verfahrensschritt
und tragen zur Wirtschaftlichkeit des Verfahrens bei.
[0071] In besonders bevorzugten Ausführungsformen umfasst das Phosphatase-Enzym mindestens
ein Enzym, das aus der Gruppe ausgewählt wird, welche aus Phytase, saurer Phosphatase,
alkalischer Phosphatase, und Phosphatidinsäure-spezifischer Phosphatase besteht. Das
Phospholipid-spaltende Enzym umfasst vorzugsweise mindestens ein Enzym ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Phospholipase A1, Phospholipase A2, Phospholipase B,
Phospholipase C, Phospholipase D, und Acyltransferase.
[0072] Vorzugsweise werden gefriergetrocknete Enzyme eingesetzt, die in einem Puffer, ausgewählt
aus Citratpuffer oder Acetatpuffer, vorliegen. Es ist zudem bevorzugt, wenn mindestens
das Phosphatase-Enzym adsorptiv oder kovalent auf einem Träger gebunden vorliegt.
[0073] Die Erfinder des Verfahrens haben überraschend gefunden, dass Phosphatase-Enzyme,
insbesondere saure Phosphatase und/oder Phytase, geeignet sind, die Emulgierbarkeit
von Pflanzenöl in wässrigen Phasen wirkungsvoll und effektiv zu verringern. Zusätzlich
kann dieser Effekt durch eine Kombination der Phosphatase-Enzyme mit Phospholipid-spaltenden
Enzymen gesteigert werden. Das Verfahren kann vorteilhaft für die Entschleimung von
rohem Pflanzenöl oder auch zur Aufbereitung der Schleimstoffe eingesetzt werden. Die
Schleimstoffe können dabei beispielsweise durch ein herkömmliches Entschleimungsverfahren
oder durch das erfindungsgemäße Verfahren, wenn es zur Entschleimung von rohem Pflanzenöl
eingesetzt wird, erhalten werden.
[0074] Es können Triglyceride, vorzugsweise rohe oder unbehandelte Triglyceride, als Ausgangsmaterial
eingesetzt werden, die mit dem Phosphatase-Enzym, ggf. in Kombination mit Phospholipid-spaltenden
Enzymen, in Kontakt gebracht werden (Schritt a) und anschließend in Schleimstoffe
und (entschleimte) Triglyceride getrennt werden; (Schritt b1). In diesem Fall wird
das erfindungsgemäße Enzym
vor dem Trennschritt b1) zugegeben.
[0075] Alternativ zu den Triglyceriden kann ein Pflanzenölschleim, der z.B. durch ein herkömmliches
Entschleimungs-Verfahren, wie z.B. durch Behandlung mit Wasser oder wässriger Säure,
optional gefolgt von einer Neutralisation mit Lauge, erhalten wurde, mit dem Phosphatase-Enzym
in Kontakt gebracht werden (Schritt a) und anschließend in eine wässrige Lecithin-haltige
Phase und eine Ölphase aufgetrennt werden; (Schritt b2). Im Fall der Abtrennung des
Pflanzenölschleims nach einem herkömmlichen Verfahren, wird das Phosphatase-Enzym
nach der Abtrennung des Pflanzenölschleims diesem zugesetzt. Mit dieser Vorgehensweise
kann folglich aus Pflanzenölschleim sowohl weiteres Öl als auch entöltes Lecithin
gewonnen werden. Die Phosphatasen, ggf. in Kombination mit den Phospholipasen A1,
A2 oder B, können zur Entölung von Pflanzenölschleim eingesetzt werden.
[0076] Beiden Alternativen gemeinsam sind die Verfahrensschritte des in-Kontakt-Bringens
der Ausgangsmaterialien mit dem erfindungsgemäßen Enzym und die anschließende Trennung
in eine wässrige und eine ölige Phase; oder verkürzt ausgedrückt: die Gewinnung von
lecithinfreiem Öl und ölfreiem Lecithin durch Trennung mittels Enzymen.
[0077] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verringerung der Emulgierbarkeit
von Triglyceriden in wässrigen Phasen umfassend die Schritte
- a) in-Kontakt-Bringen der rohen Triglyceride mit einem oder mehreren Enzymen wie vorstehend
beschrieben; und
- b) Abtrennen der Schleimstoffe von den Triglyceriden.
[0078] Erstaunlicherweise wurde gefunden, dass es gelingt, durch den Einsatz von Phosphatase-Enzymen
die Ölausbeute der Reaktion zu erhöhen. Des Weiteren wurde überraschend gefunden,
dass durch die Kombination von Phosphatase-Enzymen mit Phospholipid-spaltenden Enzymen
die Ölausbeute der Reaktion noch weiter gesteigert wird. Überdies wird durch die Zugabe
der Phosphatasen der Phospholipidgehalt des Rohöls gegenüber dem reinen Einsatz von
Phospholipid-spaltendem Enzym (im Stand der Technik) weiter abgesenkt, die Reaktionsgeschwindigkeit
bei der enzymatischen Entschleimung erhöht, und/oder die Abtrennbarkeit der gebildeten
Schleimphase verbessert.
[0079] Durch den Einsatz von Phosphatase-Enzymen, insbesondere durch saure Phosphatase und/oder
Phytase, ist es möglich, in Verbindung mit Phospholipid-spaltenden Enzymen, die Dosierung
der Phospholipid-spaltenden Enzyme, wie z. B. der Phospholipase A1, A2 oder B, gegebenenfalls
kombiniert mit Phospholipase C, zu verringern und so neben den oben angeführten Vorteilen
für den Prozess auch Kosten zu sparen.
[0080] Das "in-Kontakt-Bringen" kann im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens auf jede
Weise erfolgen, die dem Fachmann als für den erfindungsgemäßen Zweck geeignet bekannt
ist. Bevorzugte Art des in-Kontakt-Bringens ist dabei ein Vermischen des Rohöls und
der Enzyme.
[0081] Nach dem Mischen des Rohöls mit dem Enzym bzw. den Enzymen wird die Mischung aus
Rohöl und Enzym bevorzugt gerührt, besonders bevorzugt mit einem Flügelrührer bei
200 bis 800 U/min, bevorzugt 250 bis 600 U/min und am meisten bevorzugt bei 300 bis
500 U/min.
[0082] Die Temperatur der Mischung liegt während des in-Kontakt-Bringens bevorzugt im Bereich
von 15 bis 99 °C, bevorzugter im Bereich von 20 bis 95 °C, weiter bevorzugt von 22
bis 80 °C, ebenfalls bevorzugt von 30 bis 80 °C, weiter bevorzugt von 32 bis 80 °C
und am meisten bevorzugt von 35 bis 80 °C. Dabei soll gemäß einer Ausführungsform
die Temperatur der Mischung immer so gewählt werden, dass die Denaturierungstemperatur
der Enzyme nicht überschritten wird. Bevorzugt liegt die Temperatur der Mischung mindestens
5 °C unter der Denaturierungstemperatur der Enzyme bzw. der niedrigsten Denaturierungstemperatur
der Enzyme. Bei Einsatz von Enzymen, die aus thermophilen Organismen isoliert wurden,
sind generell höhere Temperaturen zu bevorzugen. Werden im Rahmen der vorliegenden
Erfindung ein oder mehrere thermostabile Enzyme eingesetzt, so liegt die Prozesstemperatur
bevorzugt im Bereich von 80 bis 120 °C, bevorzugter im Bereich von 85 bis 100 °C.
Die Verwendung thermostabiler Enzyme hat den Vorteil, dass somit eine erhöhte Verfahrenstemperatur
gewählt werden kann, wodurch die Viskosität des Pflanzenöls verringert wird und das
Verfahren insgesamt verkürzt werden kann - auch aufgrund einer erhöhten Reaktionsgeschwindigkeit
der Enzyme. Des Weiteren erübrigt sich im Falle einer Vorbehandlung, die vorteilhaft
ebenfalls bei erhöhten Temperaturen durchgeführt wird, ein anschließendes Abkühlen
unterhalb einer niedrigeren Denaturierungstemperatur der eingesetzten Enzyme. Insgesamt
führt die Verwendung thermostabiler Enzyme damit zur einer Verfahrensverkürzung und
Kostensenkung.
[0083] Die Dauer des in-Kontakt-Bringens liegt dabei bevorzugt im Bereich von 1 Minute bis
12 Stunden, bevorzugter von 5 Minuten bis 10 Stunden, ebenfalls bevorzugt von 10 Minuten
bis 6 Stunden, weiter bevorzugt von 15 Minuten bis 4 Stunden.
[0084] Der pH-Wert des wässrigen Anteils der Mischung aus Öl und Enzym liegt während des
in-Kontakt-Bringens bevorzugt im Bereich von pH 3 bis pH 7,5, bevorzugter im Bereich
von pH 3,5 bis pH 6,5 und besonders bevorzugt im Bereich von pH 3,8 bis pH 6,0.
[0085] Das Abtrennen der Schleimstoffe gemäß Schritt b) des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann auf jede Weise erfolgen, die dem Fachmann als für den erfindungsgemäßen Zweck
geeignet bekannt ist, bevorzugt erfolgt die Abtrennung jedoch über Zentrifugation
oder Filtration, wobei Zentrifugation bevorzugt ist. Bei der Zentrifugation erfolgt
eine Phasentrennung der Mischung, sodass das behandelte Pflanzenöl, die Schleimstoffe
und die Enzymzusammensetzung in separaten Phasen vorliegen, die leicht voneinander
getrennt werden können. In Bezug auf die Abtrennung ist es unerheblich ob von Triglyceriden,
insbesondere rohen Pflanzenölen, nach Schritt b1) ausgegangen wird, oder von Pflanzenölschleim
nach Schritt b2), da beide Alternativen ein identisches Verfahren erfordern. Die voneinander
getrennten Produkte unterscheiden sich lediglich in ihrer Menge, nicht jedoch in ihrer
chemischen Natur.
[0086] In einer bevorzugten Ausführungsform wird dabei die Phase enthaltend die Schleimstoffe
sowie die Phase, welche das Enzym enthält, von dem behandelten Öl abgetrennt. Besonders
bevorzugt ist es dabei, wenn gleichzeitig mit den Schleimstoffen sämtliche Enzyme
abgetrennt werden.
[0087] Die Enzyme können nach der Abtrennung regeneriert bzw. gereinigt und beispielsweise
in einem neuen Aufreinigungsverfahren eingesetzt werden. Auch in diesem Fall ist es
ebenfalls günstig, wiederum mit den erfindungsgemäßen Enzymen zu arbeiten, entweder,
indem man die Phosphatase-Enzyme direkt in Kombination mit geträgerten Phospholipasen
oder Lipidacyltransferasen einsetzt, oder indem man das Enzym erfindungsgemäß einsetzt,
um den Pflanzenölschleim, der z.B. an geträgerten Phospholipasen haftet, zu entfernen,
um die geträgerten Enzyme besser in einem neuen Verfahren wiederverwenden zu können.
[0088] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung betrifft zudem
ein Verfahren wie vorstehend beschrieben, weiter umfassend den Schritt
c) erneutes in-Kontakt-Bringen der Triglyceride gemäß Schritt a) mit dem bzw. den
erfindungsgemäß verwendeten Enzym(en) .
[0089] Das in-Kontakt-Bringen erfolgt dabei bevorzugt unter den gleichen Bedingungen wie
vorstehend für Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben. Dabei werden
in einer besonders bevorzugten Ausführungsform die Phosphatase-Enzyme und/oder die
Phospholipid-spaltenden Enzyme vor dem erneuten in-Kontakt-Bringen einer Regeneration
oder Reinigung unterzogen.
[0090] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird das rohe Pflanzenöl vor dem in-Kontakt-Bringen
gemäß Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens mit Wasser und/oder Säure in Kontakt
gebracht. Bevorzugte Säuren sind dabei Calcium- und Magnesium-komplexierende Säuren
allein oder in Kombination, wie z. B. Zitronensäure und Phosphorsäure. Man spricht
hier von einer sogenannten "Vorentschleimung".
[0091] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt das
in-Kontakt-Bringen mit Wasser bei einer Temperatur zwischen 30°C bis 90°C für 15 bis
60 Minuten, bevorzugt 30 bis 60 Minuten, wobei eine Temperatur von 35 bis 85 °C bevorzugt
und eine Temperatur von 40 bis 80 °C besonders bevorzugt ist. Das in-Kontakt-Bringen
mit Säure, insbesondere Zitronensäure oder Phosphorsäure, erfolgt im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens bevorzugt bei einer Temperatur zwischen 30°C bis 90°C für 5 bis 60 Minuten,
bevorzugt 15 bis 60 Minuten, wobei eine Temperatur von 35 bis 85 °C bevorzugt und
eine Temperatur von 40 bis 80 °C besonders bevorzugt ist. In einer weiteren möglichen
Ausführungsform wird anschließend die säurehaltige, wässrige Phase z. B. durch Zentrifugation
abgetrennt. In einer bevorzugten Ausführungsform wird nach der Säurebehandlung ein
Neutralisationsschritt mit einer entsprechenden Base erfolgen, um einen pH-Wert von
3,5 bis 8,0, bevorzugt von 4 bis 7, zu erreichen. Anschließend kann das Öl von den
erhaltenen Schleimstoffen durch z. B. Zentrifugation oder Filtration abgetrennt werden.
Ebenfalls möglich und bevorzugt ist es gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung,
wenn das bzw. die Enzyme direkt zu dem Pflanzenöl gegeben werden, ohne dass zuvor
ein Abtrennungsschritt durchgeführt wurde.
[0092] Vor Zusatz der Phosphatase(n) und ggf. der Phospholipase(n) soll bevorzugt dafür
gesorgt werden, dass die Reaktionstemperatur den optimalen Temperaturbereich des Enzyms
nicht übersteigt, um ein Denaturieren des Enzyms zu verhindern. Temperaturen zwischen
35 bis 75 °C, besser zwischen 45 bis 70 °C, sind geeignet, wobei durch Einsatz von
Enzymen aus thermophilen Organismen, also besonders temperaturstabilen Enzymen, ein
Einsatz bei 80 bis 100 °C möglich ist, so dass zwischen dem in-Kontakt-Bringen des
rohen Pflanzenöls mit Wasser und/oder Säure und dem in-Kontakt-Bringen mit dem Enzym
bzw. den Enzymen keine Temperaturabsenkung erfolgen muss. Eine Erhöhung der Temperaturstabilität
kann auch durch eine Immobilisierung der Enzyme erreicht werden. Da viele Enzyme eine
gewisse Toleranz gegenüber organischen Lösungsmitteln aufweisen (Faber, K., Biotransformations
in Organic Chemistry (2001), Springer-Verlag, Heidelberg), können im Rahmen der vorliegenden
Erfindung auch dementsprechend vorbehandelte Öle oder Schleime mit den Enzymen behandelt
werden.
[0093] In Ausführungsformen, die den Rahmen der vorliegenden Erfindung in keiner Weise beschränken,
umfasst das Verfahren der vorliegenden Erfindung die Schritte:
Allgemeine Ausführungsform A)
[0094]
- a) in-Kontakt-Bringen der Triglyceride, vorzugsweise von rohem Sojaöl und/oder rohem
Rapsöl, mit einem Phosphatase-Enzym, vorzugsweise Phytase und/oder saure Phosphatase,
und ggf. einer Phospholipase ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Phospholipase
A1, Phospholipase A2, Phospholipase B, Phospholipase C, Phospholipase D, oder Acyltransferase
- b) Abtrennen der Schleimstoffe von dem Pflanzenöl durch Zentrifugation.
[0095] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
vor Schritt a) des Verfahrens eine sogenannte Vorkonditionierung durchgeführt, indem
das rohe Öl in einem eigenen Verfahrensschritt mit einer Menge von 300-1.000 ppm an
organischer Säure, bevorzugt Zitronensäure, vermischt wird. Die Temperatur der Mischung
wird hierbei bevorzugt auf 45 bis 85 °C eingestellt, besonders bevorzugt 48-80 °C.
Nach einer Reaktionszeit von vorzugsweise 10 Minuten bis 2 Stunden, weiter bevorzugt
15 min - 1 Stunde, wird die Mischung durch Zugabe einer stöchiometrischen Menge Lauge,
bevorzugt Natronlauge, in einer Menge von bevorzugt 0,5 bis 2 Mol/l, besonders bevorzugt
1 Mol/l, auf einen pH von 4-5 eingestellt. Erst danach wird gemäß Schritt a) des erfindungsgemäßen
Verfahrens weiter verfahren.
Allgemeine Ausführungsform B)
[0096]
- a) in-Kontakt-Bringen der Triglyceride, vorzugsweise des rohen Sojaöls und/oder Rapsöls,
mit einem Phosphatase-Enzym, vorzugsweise Phytase und/oder saure Phosphatase, und
ggf. einer Phospholipase ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Phospholipase A1,
Phospholipase A2, Phospholipase B, Phospholipase C, Phospholipase D, oder Acyltransferase,
wobei es bevorzugt ist, wenn mindestens ein Enzym auf einem Träger immobilisiert vorliegt;
Hierbei ist es besonders bevorzugt, dass die Phosphatase-Enzyme und ggf. der Phospholipase-Enzyme
in einer wässrigen Phase (Puffer bevorzugt im Bereich pH 4,0 bis 5,5 in einer Konzentration
von 0,05 bis 5 % w/v eingesetzt werden.
Das in-Kontakt-Bringen erfolgt dabei bevorzugt bei einer Temperatur von 20 bis 70
°C, bevorzugter 40 bis 65 °C.
- b) Abtrennen der Schleimstoffe von den Triglyceriden durch Zentrifugation.
[0097] Diese bevorzugte Ausführungsform B) wird in einer bevorzugten Ausführungsform mit
einer Nachentschleimung durch die Zugabe von einer organischen Säure und/oder Lauge
(nach Schritt b) bzw. b1)) kombiniert. Die Temperatur der Mischung wird hierbei bevorzugt
auf 35 bis 60 °C eingestellt, besonders bevorzugt 50 °C. Nach einer Reaktionszeit
von 5 Minuten bis 2 Stunden, bevorzugt 1 Stunde, wird die Mischung durch Zugabe einer
Lauge, bevorzugt Natronlauge, in einer Konzentration von bevorzugt 0,5 bis 2 Mol/l,
besonders bevorzugt 1 Mol/l, auf einen pH von 4-5 eingestellt.
Allgemeine Ausführungsform C)
[0098] Gemäß der bevorzugten Ausführungsform C) wird anstelle des rohen Pflanzenöls eine
Schleimphase, welche durch ein herkömmliches oder das erfindungsgemäße Entschleimungsverfahren
abgetrennt wurde, mit dem bzw. den Enzymen in-Kontakt-gebracht.
[0099] Das Verfahren erfolgt bevorzugt gemäß der Ausführungsform A), B) oder D). Dieses
Verfahren ermöglicht beispielsweise die Rückgewinnung von entschleimtem Öl, das mit
der Schleimphase abgetrennt wurde. Es gestattet somit eine Rückgewinnung des Öls und
führt zu einer indirekten Erhöhung der Ölausbeute; außerdem ermöglicht es eine Entölung
des Lecithins.
Allgemeine Ausführungsform D)
[0100]
- a) in-Kontakt-Bringen der Triglyceride, vorzugsweise des rohen Sojaöls und/oder Rapsöls,
mit einem Phosphatase-Enzym, vorzugsweise Phytase und/oder saure Phosphatase, und
ggf. einer Phospholipase ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Phospholipase A1,
Phospholipase A2, Phospholipase B, Phospholipase C, Phospholipase D, oder Acyltransferase,
wobei es besonders bevorzugt ist, wenn mindestens ein Enzym auf einem Träger immobilisiert
vorliegt.
Das in-Kontakt-Bringen erfolgt dabei bevorzugt bei einer Temperatur von 70 bis 100
°C, bevorzugter 75 bis 85 °C und erfolgt unter Verwendung ausschließlich thermostabiler
Enzyme bzw. von Enzymen, deren Denaturierungstemperatur mindestens 1 °C, bevorzugt
5 °C oberhalb der Prozesstemperatur liegt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
vor Schritt a) des Verfahrens eine sogenannte Vorkonditionierung durchgeführt, indem
das rohe Öl in einem eigenen Verfahrensschritt mit einer Menge von 300-1.500 ppm an
organischer Säure, bevorzugt Zitronensäure, vermischt wird. Die Temperatur der Mischung
wird hierbei bevorzugt auf 40 bis 85 °C eingestellt, besonders bevorzugt 48-80 °C.
Nach einer Reaktionszeit von 10 Minuten bis 2 Stunden, bevorzugt 15 min - 1 Stunde
wird die Mischung durch Zugabe einer Lauge, bevorzugt Natronlauge, in einer Menge
von bevorzugt 0,5 bis 2 Mol/l, besonders bevorzugt 1 Mol/l auf bevorzugt pH 4-5, konditioniert.
Erst danach wird gemäß Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens weiter verfahren.
- b) Abtrennen der Schleimstoffe von den Triglyceriden durch Zentrifugation.
[0101] Zudem lassen sich etwaige, noch im Pflanzenöl gelöste und durch die Phospholipasen
nicht gespaltene Phosphatidsäuren weiter reduzieren, indem der Ca- und/oder Mg-Gehalt
des erfindungsgemäß behandelten Öls reduziert wird. Daher werden die oben angeführten
Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens A) bis D) in allgemeinen Ausführungsformen
noch durch einen Folgeschritt ergänzt, bei dem durch nochmalige Zugabe von Komplexierungsmitteln,
wie z.B. Zitronensäure oder Phosphorsäure, der Gehalt an zweiwertigen Ionen und parallel
dazu der Gehalt an P im Öl weiter reduziert wird.
[0102] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, den Phosphorwert in dem rohen
Pflanzenöl stark abzusenken. Dabei wird der Phosphorwert auf unter 20 ppm gesenkt,
besonders bevorzugt auf unter 10 ppm.
[0103] Weiterhin ist es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, den Calcium- und Magnesiumgehalt
des rohen Pflanzenöls auf unter 20 ppm zu senken, besonders bevorzugt auf unter 15
ppm, ganz besonders bevorzugt auf unter 10 ppm, ebenfalls bevorzugt auf unter 8 ppm
und am meisten bevorzugt auf unter 4 ppm. In einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform
wird der Calcium- und Magnesiumgehalt auf unter 3 ppm gesenkt.
Beispiele und Figuren:
[0104] Die Erfindung wird im Weiteren an Hand von Figuren und Beispielen näher erläutert.
Es wird hierbei betont, dass die Beispiele und Figuren lediglich veranschaulichenden
Charakter besitzen und besonders bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung
veranschaulichen. Weder Beispiele noch Figuren beschränken den Rahmen der vorliegenden
Erfindung.
[0105] Es zeigen:
- Fig. 1
- Sojaöl: Vorkonditionierung mit 2 % Gesamtwasseranteil
- Fig. 2
- Sojaöl: Vorkonditionierung mit Zugabe von Enzym PLA1 0,3 Units/g Öl und 2 % Gesamtwasseranteil
- Fig. 3
- Sojaöl: Vorkonditionierung mit Zugabe von Enzym PLA1 0,3 Units/g Öl und dem Enzym
Phytase 1 Unit/g Öl, 2 % Gesamtwasseranteil
- Fig. 4
- Rapsöl: Vorkonditionierung mit 3 % Gesamtwasseranteil
- Fig. 5
- Rapsöl: Vorkonditionierung mit Zugabe von Enzym PLA1 0,3 Units/g Öl und 3 % Gesamtwasseranteil
- Fig. 6
- Rapsöl: Vorkonditionierung mit Zugabe von Enzym PLA1 0,3 Units/g Öl und dem Enzym
saurer Phosphatase 0,4 Unit/g Öl, 3 % Gesamtwasseranteil
Methoden
[0106] Es wurden folgende Analysenmethoden verwendet:
Bestimmung des Phosphorgehaltes in den Pflanzenölen
[0107] Die Bestimmung von Phosphor erfolgte durch ICP gemäß DEV E-22.
Bestimmung des Calcium- und Magnesiumgehaltes in den Pflanzenölen
[0108] Die Bestimmung von Calcium bzw. Magnesium erfolgte durch ICP gemäß DEV E-22.
Bestimmung des Gehalts freier Fettsäuren (FFA)
[0109] Bestimmt wird der Gehalt freier Fettsäuren über den Verbrauch an Natriumhydroxid
oder Kaliumhydroxid über eine Verseifungsreaktion. Erhalten wird der prozentuale Gehalt
freier Fettsäuren im untersuchten Öl. Die Bestimmung erfolgte gemäß DIN 53402 (Methode
DGF C-V 2).
Bestimmung des Schleimvolumens
[0110] Mithilfe dieser Bestimmung wird die im Öl enthaltene Schleimphase von enzymatisch
unbehandeltem und enzymatisch behandeltem Schleim gemessen. Ein 10 mL Schleuderglas
wird auf die Arbeitstemperatur des Reaktionsansatzes erwärmt, die Proben (2 x 2 mL)
werden eingefüllt und temperiert mindestens 4 Minuten bei 3000 rpm zentrifugiert um
die Schleimphase vom Öl zu trennen. Von der oberen Ölphasen werden Proben für die
Analytik entnommen. Zu Dokumentationszwecken wird das Ergebnis der Phasenbildung zusätzlich
fotografiert.
Bestimmung der Ölausbeute, des Ölgehalts in der Schleimphase und des Schleimvolumens
[0111] Die Bestimmung der Ölausbeute, des (Rest-)Ölgehalts in der Schleimphase und des Schleimvolumens
sind durch die Bestimmung des Schleimvolumens nach standardisiertem Verfahren, wie
sie auch in
PCT/EP 2013/053 199 beschrieben sind, detektierbar. Weiterhin kann durch Soxhlet-Extraktion des isolierten
Schleims der Ölgehalt des Schleims separat gemäß DIN ISO 659 bestimmt werden.
Variante 1:
[0112] Die zu behandelnde Menge Rohöl, 400 bis 600 g, wird in einen Duran Reaktor DN120
1000 mL eingefüllt und Proben für die Analytik werden abgenommen. Das Öl im Duranreaktor
wird mithilfe einer Heizplatte auf eine Temperatur von 35 bis 90 °C, insbesondere
48 °C oder 80°C, aufgeheizt, wobei eine Temperatur eingehalten werden muss, bei welcher
das Enzym nicht denaturiert. Nachdem die Temperatur erreicht ist, wird mit der Vorkonditionierung
begonnen. Dafür wird eine definierte, von der Ölmenge abhängige Menge verdünnter Zitronensäure
(z. B. 450-1000 ppm), zum Öl zudosiert. Anschließend kann die Mischung mit einem Ultraturrax
für 1 Minute durchmischt werden. Als Alternative wird unter Rühren bei etwa 600 rpm,
15 min bis 1 Stunde, inkubiert um die Reaktion der Säure abzuwarten. Anschließend
wird eine definierte Menge Natronlauge (1-4 Mol/L, Restmenge zu 2-3 % v/v, abzüglich
Wasser aus Säurezugabe und Enzymzugabe) zugegeben und es wird weitere 10 Minuten unter
Rühren inkubiert. An dieser Stelle erfolgt die Zugabe des Enzyms, der Enzym-Mischung
oder des Immobilisats, vorzugsweise gelöst in Puffer. Das Enzym wird untergerührt,
wofür die Rührerdrehzahl kurzzeitig erhöht werden kann (1 Minute auf 900 rpm), anschließend
wird bei niedrigerer Drehzahl weitergerührt.
[0113] Die Probenahme erfolgt in definierten Zeitabständen. Die Probe wird mithilfe einer
Pipette genommen, in ein temperiertes Schleuderglas eingefüllt (Temperatur des Reaktionsansatzes)
und temperiert mindestens 4 Minuten bei 3000 rpm zentrifugiert um die Schleimphase
vom Öl zu trennen. Zu Dokumentationszwecken wird das Ergebnis der Phasenbildung fotografiert.
Vom Überstand werden Proben zur Bestimmung des Phosphor-, Calcium-und Magnesiumgehaltes
genommen.
Variante 2:
[0114] In einer weiteren Durchführung werden Phosphatasen und ggf. zusätzliche Enzyme in
einer geeigneten Kombination als freie Enzyme oder immobilisierte Enzyme zusammen
mit einer wässrigen Phase (Enzym-Puffer, pH 4-5) 0,05 bis 5 % w/v, dem Rohöl zugesetzt.
Die Emulsion, bestehend aus Wasser, Enzym, eventuell Enzymträgern und Öl, wird durchmischt.
Idealerweise wird die Reaktion temperiert zwischen 20 bis 70 °C, besser zwischen 40
bis 65 °C durchgeführt. Anschließend wird die Phasentrennung abgewartet, die Feststoffe
setzen sich ab oder können nach einem dem Fachmann bekannten Standardverfahren z.
B. über Zentrifugation oder Filtration entfernt werden. Als Nachbehandlung kann das
Öl mit verdünnter Säure (z. B. Zitronensäure) oder Lauge nach einem dem Fachmann als
Entschleimung bekannten Verfahren restentschleimt werden.
Variante 3:
[0115] In einer weiteren Durchführung wird Ölschleim mit Enzymen behandelt. Dem Ölschleim,
welcher nach einem dem Fachmann als Entschleimung bekannten Verfahren erhalten wird,
werden neben Phospholipasen, weitere Enzyme zugesetzt. Diese können sich gelöst in
einer wässrigen Phase oder suspendiert in einem organischen Lösungsmittel befinden.
Der Ansatz wird idealerweise auf eine Temperatur zwischen 20 bis 70 °C temperiert,
besser auf eine Temperatur zwischen 35 bis 65 °C. Der Ansatz wird durchmischt bis
der Prozess abgeschlossen ist. Dies kann durch Viskositätsmessungen überprüft werden
oder visuell, durch Auflösen der ansonsten festen Schleimphase. Durch Zentrifugation
lässt sich eine Phasenseparation erreichen, die einzelnen Phasen können abgetrennt
werden. In der Regel besteht die obere Phase aus dem gewonnenen Öl, die mittlere Phase
aus den Phospholipiden und die untere Phase ist eine wässrige Phase und enthält die
Enzyme. Durch Wiederverwendung der wässrigen Phase lassen sich die Enzyme recyceln
und wiederverwenden. Je nach Gehalt zweiwertiger Ionen muss das Öl oder die das Enzym
enthaltende Wasserphase durch Zusatz von Komplexierungsmitteln vor der weiteren Verwendung
von den Ionen gereinigt werden.
Variante 4:
[0116] In einer weiteren Durchführung wird das Rohöl auf eine hohe Temperatur gebracht,
vornehmlich 70 bis 100 °C, genauer 75 bis 85 °C. Das Rohöl wird nach dem oben beschriebenen
Verfahren mit Säure und Lauge konditioniert, die Temperatur wird beibehalten und es
werden thermostabile Enzyme zusetzt. Im Weiteren wird wie bereits beschrieben fortgefahren.
Das Enzym wird untergerührt, wofür die Rührerdrehzahl kurzzeitig erhöht werden kann
(z. B. 1 Minute auf 900 rpm), anschließend wird bei 600 rpm weitergerührt, bis die
Reaktion beendet ist. Die Abtrennung des Ölschleims kann wie vorhergehend beschrieben
erfolgen.
Beispiel 1:
[0117] Gemäß Reaktionsvariante 1 wurde ein Sojaöl mit folgenden Ausgangsgehalten verwendet:
Phosphor 700 ppm, Calcium 65,6 ppm, Magnesium 62,6 ppm und einem Gehalt an freien
Fettsäuren von 1 %. Das Rohöl wurde einer Vorkonditionierung mithilfe von wässriger
Zitronensäure (450 ppm) und wässriger Natronlauge (1 Mol/L) unterzogen. Es wurden
regelmäßig Proben genommen (siehe Tabelle 1). Am Ende der Reaktion wurde die Schleimphase
abzentrifugiert und der Restölgehalt dieser nach Soxhlet bestimmt.
[0118] Als Vergleich wurde eben diese Vorkonditionierung mit Zugabe eines Enzyms, Phospholipase
A1 aus dem Organismus
Thermomyces lanuginosus (Sigma-Aldrich), durchgeführt (siehe Figur 2, Tabelle 2). In Figur 3, Tabelle 3 sind
Ergebnisse der Vorkonditionierung mit Zusatz des Enzyms PLA1 aus
Thermomyces lanuginosus und eines weiteren Enzyms, einer Phytase, d.h. einer 6-Phytase aus
Aspergillus niger (von ASA-Spezialenzyme), dargestellt.
Tab. 1 Vorkonditionierung mit 2 % Gesamtwasseranteil, Phosphor-, Calcium-, Magnesium-
und FFA Gehalt
| Zeit [min] |
10 |
60 |
120 |
180 |
240 |
| Ca [ppm] |
7,8 |
8, 8 |
9,3 |
9,7 |
9,8 |
| Mg [ppm] |
4,1 |
3,2 |
3,1 |
3,3 |
3,2 |
| P [ppm] |
33 |
20 |
18 |
20 |
21 |
| FFA [%] |
0,75 |
|
|
0,76 |
0,78 |
| Schleim [%]3 min |
4,5 |
4,5 |
4,5 |
4, 0 |
4, 0 |
Tab. 2 Vorkonditionierung mit Zugabe von PLA1 aus
Thermomyces lanuginosus 0,3 Units/g Öl und 2 % Gesamtwasseranteil, Phosphor-, Calcium-, Magnesium- und FFA
Gehalt
| Zeit [min] |
10 |
60 |
120 |
180 |
| Ca [ppm] |
9,6 |
9,9 |
9,3 |
8,1 |
| Mg [ppm] |
4,4 |
3,2 |
3,6 |
3 |
| P [ppm] |
23 |
14 |
18 |
15 |
| FFA [%] |
0,79 |
|
|
1,24 |
| Schleim [%]3 min |
4,8 |
3,0 |
2, 8 |
2,5 |
Tab. 3 Vorkonditionierung mit Zugabe von PLA1 (aus
Thermomyces lanuginosus) 0,3 Units/g Öl und Phytase 1 Unit/g Öl (6-Phytase), 2 % Gesamtwasseranteil, Phosphor,
Calcium-, Magnesium- und FFA Gehalt
| Zeit [min] |
10 |
60 |
120 |
180 |
240 |
| Ca [ppm] |
4 |
6,1 |
5,5 |
4,7 7 |
- |
| Mg [ppm] |
2, 9 |
2,3 |
2,1 |
1,7 7 |
- |
| P [ppm] |
24 |
13 |
13 |
11 |
- |
| FFA [%] |
0,77 |
|
|
1,28 |
1,37 |
| Schleim [%]3 min |
4,3 |
2, 8 |
2, 0 |
2, 0 |
1,8 |
[0119] Wie aus Figur 1 ersichtlich ist, führt die Anwendung von Säure und Lauge auf das
Rohöl als Vorkonditionierung zu einem nicht unerheblichen Schleimvolumen, welches
in der Folge trotz Einsatz eines Rührers bei 600 rpm nicht wesentlich abnimmt. Das
einzelne Foto entspricht einer Probeentnahme. Die Probeentnahmen erfolgen zu den Zeitpunkten
10, 60, 120, 180 und 240 Minuten. In Tabelle 1 sind die zugehörigen analytischen Daten
aufgeführt: der Phosphorgehalt sank nach 240 Minuten von 33 ppm auf 21 ppm; die Konzentration
der zweiwertigen Ionen Calcium und Magnesium nimmt im Fall des Calciums von 7,8 ppm
auf 9,8 ppm leicht zu; die Konzentration des Magnesiums sinkt von 4,1 ppm auf 3,2
ppm im Verlauf der Reaktion. Der Gehalt freier Fettsäuren bleibt nahezu unverändert.
Die Vorkonditionierung dient als Vorbereitungsreaktion zur Ölentschleimung und gleichzeitig
als Referenzbehandlung.
[0120] In Figur 2 ist bei Verwendung des Enzyms Phospholipase A1 aus
Thermomyces lanuginosus (Sigma-Aldrich) eine Abnahme des Schleimvolumens im Verlauf der Reaktion erkennbar
(je Messung/Probenahme ein Foto). Die zugehörigen Daten und die Zeitpunkte der Probenahme
sind in Tabelle 2 dargestellt. Aus Tab. 2 ergibt sich eine Abnahme der Calciumkonzentration
von 9,6 ppm auf 8,1 ppm, eine Abnahme der Magnesiumkonzentration von 4,4 ppm auf 3
ppm und eine Abnahme des Phosphorgehalts von 23 ppm auf 15 ppm; der Gehalt freier
Fettsäuren steigt von 0,79 % auf 1,24 % an, jeweils nach 180 min Reaktionszeit. Aus
dem Anstieg im Gehalt der freien Fettsäuren und der Abnahme des Phosphorgehalts lässt
sich schließen, dass die PLA1 enzymatisch aktiv ist und folglich die Ölentschleimung
erfolgreich funktioniert. Die Zunahme der freien Fettsäure ist ein Zeichen für die
Aktivität der PLA1, welche die Fettsäuren aus den Phospholipidmolekülen abspaltet
und auch das Schleimvolumen nimmt kontinuierlich ab.
[0121] In Figur 3 ist das Volumen der Schleimphase eines mit PLA1 und zusätzlich mit Phytase,
d.h. einer 6-Phytase aus
Aspergillus niger (ASA Spezialenzyme), behandelten vorkonditionierten Rohöls dargestellt. Aus den dazugehörigen
analytischen Daten aus Tabelle 3 ist ersichtlich, dass erstaunlicherweise bereits
nach 120 Minuten ein reduziertes Schleimvolumen von 2,0 % erreicht wird, im Vergleich
zum Schleimvolumen von 2,8 % bei Einsatz der PLA1 alleine (Tabelle 2). Zusätzlich
sind die Ionenwerte (Tabelle 3) im Vergleich zu den Werten in Tabelle 2 schneller
verringert auf 4,7 ppm Ca, 1,7 ppm Mg und 11 ppm P z. B. nach 180 min Reaktion. Zusätzlich
steigt der Gehalt freier Fettsäuren von 0,77 % auf 1,28 % an und weist damit auf die
Aktivität der Phospholipase hin. Die Ergebnisse belegen, dass es erstaunlicherweise
durch Zusatz eines einzigen weiteren Enzyms, einer Phytase, zu einer schnelleren und
stärkeren Reduktion der Schleimphase kommt.
Beispiel 2:
[0122] Gemäß Reaktionsvariante 1 wurde ein Rapsöl mit folgenden Ausgangsgehalten verwendet:
Phosphor 1200 ppm, Calcium 365 ppm, Magnesium 145 ppm und einem Gehalt an freien Fettsäuren
von 1,65 %. Das Rohöl wurde einer Vorkonditionierung mithilfe von wässriger Zitronensäure
(1000 ppm) und wässriger Natronlauge (4 Mol/L) unterzogen. Es wurden regelmäßig Proben
genommen (siehe Tabelle 4). Am Ende der Reaktion wurde die Schleimphase abzentrifugiert
und der Restölgehalt dieser nach Soxhlet bestimmt.
[0123] Als Vergleich wurde eben diese Vorkonditionierung mit Zugabe eines Enzyms, Phospholipase
A1 aus dem Organismus
Thermomyces lanuginosus (Sigma-Aldrich), durchgeführt (siehe Figur 5, Tabelle 5). In Figur 6, Tabelle 6 sind
Ergebnisse der Vorkonditionierung mit Zusatz des Enzyms PLA1 (aus
Thermomyces lanuginosus) und eines weiteren Enzyms, einer sauren Phosphatase aus Süßkartoffel (Sigma-Aldrich),
dargestellt.
Tab. 4 Vorkonditionierung mit 3 % Gesamtwasseranteil, Phosphor-, Calcium-, Magnesium-
und FFA Gehalt
| Zeit [min] |
10 |
60 |
120 |
180 |
240 |
| Ca [ppm] |
76 |
11 |
9,5 |
9, 4 |
9,5 |
| Mg [ppm] |
31 |
2,8 |
1,7 |
1,6 |
1,7 |
| P [ppm] |
247 |
20 |
14 |
13 |
14 |
| FFA [%] |
1,73 |
|
|
1,68 |
1,72 |
| Schleim [%]3 min |
5,8 |
6,5 |
6,0 |
6,0 |
5,8 |
Tab. 5 Vorkonditionierung mit Zugabe von PLA1 aus
Thermomyces lanuginosus 0,3 Units/g Öl und 3 % Gesamtwasseranteil, Phosphor-, Calcium-, Magnesium- und FFA
Gehalt
| Zeit [min] |
10 |
60 |
120 |
180 |
240 |
| Ca [ppm] |
26 |
9,7 |
8,7 |
7,9 |
7,9 |
| Mg [ppm] |
9,7 |
2,1 |
1,8 |
1,4 |
1,5 |
| P [ppm] |
82 |
17 |
15 |
12 |
12 |
| FFA [%] |
1,76 |
|
|
2,35 |
2,14 |
| Schleim [%]3 min |
6,5 |
5,6 |
5,0 |
4,5 |
5,5 |
Tab. 6 Vorkonditionierung mit Zugabe von PLA1 0,3 Units/g Öl und saurer Phosphatase
0,407 Unit/g Öl, 3 % Gesamtwasseranteil, Phosphor, Calcium-, Magnesium- und FFA Gehalt
| Zeit [min] |
10 |
60 |
120 |
180 |
240 |
| Ca [ppm] |
15 |
13 |
9, 7 |
9,6 |
8,2 |
| Mg [ppm] |
5,2 |
3,5 |
1, 8 |
1, 9 |
1,6 |
| P [ppm] |
39 |
25 |
13 |
14 |
11 |
| FFA [%] |
1,73 |
|
|
2,14 |
2,28 |
| Schleim [%]3 min |
7,2 |
5,0 |
4,6 |
4,0 |
4,1 |
[0124] Wie aus Figur 4 ersichtlich ist, führt die Anwendung von Säure und Lauge auf das
Rohöl als Vorkonditionierung zu einem nicht unerheblichen Schleimvolumen, welches
in der Folge trotz Einsatz eines Rührers bei 600 rpm nicht wesentlich abnimmt. Das
einzelne Foto entspricht einer Probeentnahme; die Probeentnahmen erfolgen zu den Zeitpunkten
10, 60, 120, 180 und 240 Minuten. In Tabelle 4 sind die zugehörigen analytischen Daten
aufgeführt, der Phosphorgehalt sank nach 240 Minuten von 247 ppm auf 14 ppm, die Konzentration
der zweiwertigen Ionen Calcium und Magnesium nimmt im Fall des Calciums von 76 ppm
auf 9,5 ppm ab, die Konzentration des Magnesiums sinkt von 31 ppm auf 1,7 ppm im Verlauf
der Reaktion. Der Gehalt freier Fettsäuren bleibt nahezu unverändert. Die Vorkonditionierung
dient als Vorbereitungsreaktion zur Ölentschleimung und gleichzeitig als Referenzbehandlung.
[0125] In Figur 5 ist bei Verwendung des Enzyms Phospholipase A1 aus Thermomyces lanuginosus
(Sigma-Aldrich) eine Abnahme des Schleimvolumens von 1 % im Verlauf der Reaktion erkennbar
(je Messung/ Probenahme ein Foto). Die zugehörigen Daten und die Zeitpunkte der Probenahme
sind in Tabelle 5 dargestellt. Aus Tab. 5 ergibt sich eine Abnahme der Calciumkonzentration
von 26 ppm auf 7,9 ppm, eine Abnahme der Magnesiumkonzentration von 9,7 ppm auf 1,5
ppm und eine Abnahme des Phosphorgehalts von 82 ppm auf 12 ppm, der Gehalt freier
Fettsäuren steigt von 1,76 % auf 2,14 % an. Die Zunahme der freien Fettsäure ist ein
Zeichen für die Aktivität der PLA1, welche die Fettsäuren aus den Phospholipidmolekülen
abspaltet, und auch das Schleimvolumen nimmt ab.
[0126] In Figur 6 ist das Volumen der Schleimphase eines mit PLA1 (aus
Thermomyces lanuginosus) und zusätzlich mit saurer Phosphatase aus Süßkartoffel behandelten vorkonditionierten
Rohöls dargestellt. Aus den dazugehörigen analytischen Daten aus Tabelle 6 ist ersichtlich,
dass erstaunlicherweise durch den zusätzlichen Einsatz der sauren Phosphatase im Vergleich
zum alleinigen Einsatz der Phospholipase (Abb. 5, Tab.5) das Schleimvolumen der Reaktion
deutlich verringert wird. Dies ist gleichbedeutend mit einer Steigerung der Ölausbeute
(vergleiche Abb. 5 und 6, Tabelle 5 + 6) und damit einer größeren Gewinnspanne des
Prozesses.
Tabelle 7: Sojaöl: Gesamtölausbeute der Reaktionen aus Beispiel 1 nach Soxhlet-Extraktion
der Schleimphase
| Mittel |
Ölausbeute [%] |
| H3Cit (Zitronensäure) |
97,1 |
| PLA1 (Thermomyces lanuginosus) |
97,4 |
| 6-Phytase (Aspergillus niger) |
97,3 |
| 6-Phytase (Aspergillus niger) + PLA1 (Thermomyces lanuginosus) |
97,7 |
Tabelle 8: Rapsöl: Gesamtölausbeute der Reaktionen aus Beispiel 2 nach Soxhlet-Extraktion
der Schleimphase
| Mittel |
Ölausbeute [%] |
| H3Cit (Zitronensäure) |
96,2 |
| PLA1 (Thermomyces lanuginosus) |
97,4 |
| Saure Phosphatase (Süßkartoffel) |
96,7 |
| Saure Phosphatase (Süßkartoffel) + PLA1 (Thermomyces lanuginosus) |
98,3 |
[0127] In Tabellen 7 und 8 sind die Gesamtölausbeuten der Reaktionen aus den Beispielen
1 und 2 nach Soxhlet-Extraktion der Schleimphase dargestellt. Hierbei ist ersichtlich,
dass die eingesetzten Phosphatasen alleine und in Kombination mit der PLA1 die Ölausbeuten
deutlich steigern.
[0128] Es werden pro Jahr weltweit ca. 43,5 Mio Tonnen Sojaöl hergestellt (USDA FAS - 2012).
Bei einer Ölausbeutesteigerung von 97,1% beim Standardprozess auf 97,7% durch den
enzymatischen Prozess Phytase und PLA1 würden 260.000 Tonnen mehr Sojaöl pro Jahr
hergestellt werden können.
[0129] Es werden pro Jahr weltweit ca. 23,5 Mio Tonnen Rapsöl hergestellt (USDA FAS - 2012).
Bei einer Ölausbeutesteigerung von 96,2% beim Standardprozess auf 98,3% durch den
enzymatischen Prozess saure Phosphatase aus Süßkartoffel und PLA1 würden 500.000 Tonnen
mehr Rapsöl pro Jahr hergestellt werden können.