(19)
(11) EP 2 803 783 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.11.2014  Patentblatt  2014/47

(21) Anmeldenummer: 14162007.0

(22) Anmeldetag:  27.03.2014
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E04F 13/16(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(30) Priorität: 16.05.2013 DE 102013105065

(71) Anmelder: Novo-Tech GmbH & Co. KG
06449 Aschersleben (DE)

(72) Erfinder:
  • Sasse, Holger
    06449 Aschersleben (DE)

(74) Vertreter: Dantz, Jan Henning et al
Am Zwinger 2
33602 Bielefeld
33602 Bielefeld (DE)

   


(54) Paneel und Verfahren zur Herstellung eines Paneels


(57) Ein Paneel (1) für eine Fassade, umfasst einen extrudierten oder im Pressverfahren hergestellten Formkörper (2) aus einer Mischung aus Naturstoffen und einem Polymerwerkstoff, der eine sichtbare Außenseite aufweist, wobei die sichtbare Außenseite des extrudierten Formkörpers (2) mit einer dekorativen Beschichtung (6) bedruckt ist. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Paneels für eine Fassade, bei dem ein Formkörper aus einer Mischung aus Naturstoffen und einen Polymerwerkstoff extrudiert oder gepresst und dann eine sichtbare Außenseite des extrudierten oder gepressten Formkörpers zur Herstellung einer dekorativen Beschichtung bedruckt wird. Solche Fassaden lassen sich optisch ansprechend gestalten und sind vergleichsweise witterungsbeständig.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Paneel für eine Fassade mit einem extrudierten oder im Pressverfahren hergestellten Formkörper aus einer Mischung aus Naturstoffen und einem Polymerwerkstoff, der eine sichtbare Außenseite aufweist, sowie ein Verfahren zur Herstellung eines Paneels für eine Fassade.

[0002] Die DE 10 2008 056 425 offenbart eine Fassade mit mehreren plattenförmigen Fassadenelementen aus extrudierten Paneelen. Die Paneele werden über Befestigungsmittel an einer Gebäudewand fixiert und besitzen eine ebene Außenseite. Die Paneele sind einfarbig ausgebildet, und somit kann die sichtbare Oberfläche als eintönig empfunden werden. Zudem lässt sich die Fassade nur begrenzt an individuelle Wünsche anpassen.

[0003] Für Innenanwendungen ist es zudem bekannt, Spanplatten oder Faserplatten dekorativ zu bedrucken, wie dies beispielsweise in der EP 2 148 746 offenbart ist. Ein plattenförmiges Werkstück wird bedruckt und dann mit einer UV-aushärtenden Lackschicht versiegelt, wobei die Lackschicht eine dreidimensionale Struktur aufweist, die zu dem Druckbild passt, so dass ein hochwertiger optischer Eindruck entsteht. Allerdings eignen sich Holzwerkstoffplatten schlecht für Außenanwendungen, da bei Feuchteaufnahme das Material expandiert und es zu Rissbildungen kommt.

[0004] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Paneel für eine Fassade zu schaffen, das an der sichtbaren Außenseite optisch ansprechend gestaltet ist und mit hoher Witterungsbeständigkeit im Außenbereich eingesetzt werden kann.

[0005] Diese Aufgabe wird mit einem Paneel mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.

[0006] Das erfindungsgemäße Paneel weist einen extrudierten oder im Pressverfahren hergestellten Formkörper aus einer Mischung aus Naturstoffen und einem Polymerwerkstoff auf. Dadurch ist der Formkörper äußerst witterungsbeständig, da trotz des Einsatzes von Naturstoffen in dem Formkörper diese in eine Polymermatrix eingebunden sind und daher weitgehend unanfällig für eine Feuchtigkeitsaufnahme sind. Bewitterungstests mit dem Formkörper haben ergeben, dass dieser selbst bei dauerhafter Beregnung eine hohe Formgenauigkeit besitzt und nur geringfügig ein Aufquellen des Materials auftritt. Zudem sieht die Erfindung vor, dass eine sichtbare Außenseite des extrudierten Formkörpers mit einer dekorativen Beschichtung bedruckt ist. Durch das Bedrucken der Außenseite kann das Paneel individuell für den Einsatzzweck gestaltet werden, insbesondere können ein- oder mehrfarbige Druckbilder vorgesehen werden, die entsprechend den Wünschen des Bauherren gestaltet werden können.

[0007] Vorzugsweise ist die dekorative Beschichtung UV-beständig ausgebildet. Dadurch können sowohl die Beschichtung als auch der Formkörper über einen langen Zeitraum mit hoher Farbechtheit eingesetzt werden. Die dekorative Beschichtung kann dabei einfarbig oder auch mehrfarbig ausgebildet sein, insbesondere kann im Mehrfarbendruck ein Dekorbild einer Holzoberfläche oder Fliesenoberfläche, aber auch ein Foto oder ein anderes Dekorelement auf eines oder mehrere Paneele gedruckt werden. Das Dekorbild kann auch in einzelne Abschnitte aufgeteilt werden, die dann auf die einzelnen Paneele gedruckt werden, um an einer Fassade ein großes Dekorbild durch die einzelnen Paneele zu generieren.

[0008] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weist die dekorative Beschichtung mehrere Lagen auf und kann eine Vorbeschichtung, beispielsweise einen Primer, und/oder eine Versiegelungsschicht aufweisen. Dadurch kann eine hohe Haftfähigkeit der dekorativen Beschichtung auf den Formkörper erhalten werden.

[0009] Der Anteil an Naturstoffen an dem Formkörper liegt vorzugsweise in einem Bereich zwischen 50 % und 85 %, insbesondere 60 % bis 80 %. Die Naturstoffe können dabei durch Naturfasern aus Holz, Holzwerkstoffen, Reisschalen, Bambus oder andere lignozellulosehaltige Werkstoffe gebildet sein. Als Polymerwerkstoffe eignen sich insbesondere Polypropylen, Polyethylen und Mischungen unterschiedlicher Polymermaterialien.

[0010] Erfindungsgemäß wird durch eine Vielzahl von Paneelen eine Fassade an einer Außenseite eines Gebäudes gebildet. Die einzelnen Paneele sind über ein Montagesystem an der Außenseite des Gebäudes fixiert und können neben der optischen Gestaltung auch die Wärmedämmung verbessern. Hierfür können die Paneele mit Hohlkammern ausgebildet sein, die offen sind oder mit einem Isoliermaterial gefüllt sind. Die Paneele können statt an einer Fassade auch für Zäune, Wandelemente, Sichtschutzelemente oder als Bodendielen eingesetzt werden, insbesondere im Außenbereich.

[0011] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung eines Paneels wird zunächst ein Formkörper aus einer Mischung aus Naturstoffen und einem Polymerwerkstoff extrudiert oder verpresst. Dieser Formkörper wird dann an einer sichtbaren Außenseite zur Herstellung einer dekorativen Beschichtung bedruckt, so dass die sichtbare Außenseite individuell für den jeweiligen Einsatzzweck angepasst werden kann. Dadurch kann die effektive Herstellung durch Extrudieren oder Verpressen genutzt werden, um ein witterungsbeständiges Material mit guter Wärmeisolierung zur Herstellung eines Paneels bereitzustellen, das dann optisch durch das nachfolgende Bedrucken veredelt wird.

[0012] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung wird vor dem Bedrucken eine Oberfläche des extrudierten oder gepressten Formkörpers aufgeraut. Das Aufrauen kann dabei durch Bürsten oder Schleifen erfolgen, wobei eine gewisse Oberflächenrauigkeit in die glattwandigen extrudierte Oberfläche des Formkörpers eingebracht wird. Durch die Erhöhung der Oberflächenrauigkeit verbessert sich die Anhaftung der dekorativen Beschichtung. Vorzugsweise kann dabei eine Grundierung auf eine Oberfläche des extrudierten oder gepressten Formkörpers aufgebracht werden, die dann bedruckt wird. Die Grundierung kann einerseits als Haftvermittler zwischen dem extrudierten oder gepressten Formkörper und dem Dekorbild dienen und andererseits kann durch die Grundierung eine sehr glatte Oberfläche erhalten werden.

[0013] Nach dem Bedrucken des Formkörpers kann das bedruckte Dekorbild mit einem UV-beständigen Versiegelungslack überzogen werden. Der UV-beständige Versiegelungslack kann entweder mit gleichmäßiger Schichtdicke aufgetragen werden oder mit einer unterschiedlichen Schichtdicke, die beispielsweise an die Struktur des Dekorbildes angepasst ist. Dadurch kann die Optik des Dekorbildes mit dem UV-beständigen Versiegelungslack noch verbessert werden, indem die Oberflächenstruktur an das Dekorbild angepasst ist.

[0014] Um eine hohe Wärmedämmung zu erhalten, können die extrudierten Formkörper Hohlkammern aufweisen, die beispielsweise mit einem Isoliermaterial befüllt sind.

[0015] Das Bedrucken der Formkörper kann durch eine oder mehrere Auftragswalzen erfolgen. Alternativ kann das Bedrucken der Paneele auch im Digitaldruck erfolgen, wobei vorzugsweise ein Mehrfarbendruck eingesetzt wird, der kurzfristig an unterschiedliche Dekorbilder angepasst werden kann.

[0016] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels mit Bezug auf die beigefügte Zeichnung näher beschrieben. Es zeigt:
Figur 1
eine Querschnittsansicht eines erfindungsgemäßen Paneels für eine Fassade.


[0017] Ein erfindungsgemäßes Paneel 1 umfasst einen extrudierten oder im Pressverfahren hergestellten Formkörper 2, der aus einer Mischung aus Naturfasern und einem Polymerwerkstoff hergestellt ist. Der Anteil an Naturfasern, beispielsweise aus Holz, Reisschalen, Bambus oder anderen Naturstoffen, liegt in einem Bereich zwischen 50 % bis 80 %, insbesondere 60 % bis 75 %. Der Formkörper 2 weist mehrere Hohlkammern 3 auf, die bei Bedarf mit Isoliermaterial befüllt sein können, um die Wärmedämmung zu verbessern. An gegenüberliegenden Längskanten ist der Formkörper 2 mit einer Nut 4 und einer Feder 5 ausgerüstet, so dass die Formkörper 2 zur Herstellung einer Fassade, eines Zauns oder eines anderen Bauwerks für den Außenbereich einfach montiert werden können. Auch andere mechanische Verbindungssysteme zur Montage der Formkörper 2 können eingesetzt werden.

[0018] Der Formkörper 2 weist eine sichtbare Außenseite auf, die mit einer dekorativen Beschichtung 6 versehen ist. Die dekorative Beschichtung 6 kann eine oder mehrere Lagen aufweisen und umfasst zumindest ein Druckbild, das nachträglich auf den extrudierten Formkörper 2 aufgebracht wurde.

[0019] Die extrudierten Formkörper 2 können nach dem Bedrucken oder nach der Extrusion auf die gewünschte Länge zurechtgeschnitten werden, um dann auch in großer Länge von beispielsweise 3 m bis 6 m an einem Bauwerk montiert zu werden.

[0020] Um die Haftfähigkeit der Außenseite zu verbessern, kann die Oberfläche des extrudierten Formkörpers 2 aufgeraut werden, beispielsweise durch Bürsten, Sandstrahlen oder Schleifelemente, die eine bestimmte Oberflächenrauigkeit erzeugen, auf die dann wahlweise eine Vorbeschichtung durch einen Primer oder direkt das Druckbild aufgebracht wird.

[0021] Das Druckbild kann dann durch einen Versiegelungslack geschützt werden, der UV-beständig ist und transparent oder transluzent ausgebildet ist.

[0022] Als Dekorbilder eigenen sich ein- oder mehrfarbige Druckbilder, die beispielsweise eine Holzmaserung oder eine Fliesenstruktur darstellen oder auch Abschnitte eines Fotos bilden, das dann großflächig an einer Fassade wiedergegeben wird. Ein Paneel kann dann ein kleiner Ausschnitt eines größeren Dekorbildes sein.

[0023] Die so hergestellten Paneele 1 eigenen sich insbesondere für Außenanwendungen an Fassaden, können aber auch als Zäune, Wandelemente, Bodendielen oder andere Bauwerke im Außenbereich eingesetzt werden.

[0024] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zunächst ein Formkörper aus einer Mischung aus Naturstoffen und einem Polymerwerkstoff hergestellt, beispielsweise durch Extrudieren oder Verpressen in einer Form. Der Formkörper kann dann an einer Außenseite aufgeraut werden, insbesondere durch Bürsten oder Schleifen. Alternativ kann die glattwandige extrudierte Oberfläche auch unbehandelt beschichtet werden. Anschließend wird eine sichtbare Außenseite des extrudierten Formkörpers bedruckt, um eine dekorative Beschichtung herzustellen. Das Drucken kann durch eine oder mehrere Auftragswalzen oder durch einen Digitaldruck erfolgen. Die bedruckte Oberfläche kann optional nachträglich mit einer UV-beständigen Beschichtung in Form eines Versiegelungslackes geschützt werden.

Bezugszeichenliste



[0025] 
1
Paneel
2
Formkörper
3
Hohlkammer
4
Nut
5
Feder
6
Beschichtung



Ansprüche

1. Paneel (1) für eine Fassade, mit einem extrudierten oder im Pressverfahren hergestellten Formkörper (2) aus einer Mischung aus Naturstoffen und einem Polymerwerkstoff, der eine sichtbare Außenseite aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die sichtbare Außenseite des extrudierten oder gepressten Formkörpers (2) mit einer dekorativen Beschichtung (6) bedruckt ist.
 
2. Paneel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die dekorative Beschichtung (6) UV-beständig ausgebildet ist.
 
3. Paneel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die dekorative Beschichtung (6) durch einen Mehrfarbendruck gebildet ist.
 
4. Paneel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die dekorative Beschichtung (6) mehrere Lagen aufweist und eine Vorbeschichtung und/oder eine Versiegelungsschicht vorgesehen ist.
 
5. Paneel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der extrudierte oder gepresste Formkörper einen Anteil aus Naturstoffen von mindestens 60 %, insbesondere zwischen 65 bis 80 %, aufweist.
 
6. Fassade, dadurch gekennzeichnet, dass eine Vielzahl von Paneelen (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche die Fassade eines Gebäudes bildet.
 
7. Verfahren zur Herstellung eines Paneels (1) für eine Fassade, mit den folgenden Schritten:

- Extrudieren oder Pressen eines Formkörpers (2) aus einer Mischung aus Naturstoffen und einem Polymerwerkstoff

- Bedrucken einer sichtbaren Außenseite des extrudierten oder gepressten Formkörpers (2) zur Herstellung einer dekorativen Beschichtung (6).


 
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Bedrucken eine Oberfläche des extrudierten oder gepressten Formkörpers (2) aufgeraut wird.
 
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Grundierung auf eine Oberfläche des extrudierten oder gepressten Formkörpers (2) aufgebracht wird, die dann bedruckt wird.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass auf das bedruckte Dekorbild ein UV-beständiger Versiegelungslack aufgebracht wird.
 
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die extrudierten oder gepresste Formkörper (2) eine Wärmedämmung aufweisen, insbesondere mit einem Isoliermaterial befüllte Hohlkammern (3).
 
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Bedrucken durch mehrere Auftragswalzen erfolgt.
 
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Bedrucken im Digitaldruck erfolgt.
 




Zeichnung








Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente