(57) Die Erfindung betrifft eine organische Tiereinstreu, umfassend die folgenden Merkmale
beziehungsweise Bestandteile:
- wenigstens 30 % granulierte Holzpartikel, bezogen auf die Gesamtmenge der Tiereinstreu;
- wenigstens 10 Prozent, bevorzugt wenigstens 20 Prozent, besonders bevorzugt wenigstens
30 Prozent der Granulatkörner weisen eine maximale Abmessung von kleiner 3 mm auf;
- der Abrieb der Granulate liegt zwischen 2 und 30 Gewichtsprozent;
- mindestens 3 Gewichtsprozent Klumpenbildner;
- die Saugdauer liegt zwischen 60 und 10 s, bevorzugt zwischen 45 und 10s, am besten
zwischen 30 und 10s, gemessen nach dem Vortex-Verfahren
[0001] Die Erfindung betrifft eine Einstreu für Tiere, besonders für Katzen und andere Kleintiere,
umfassend Holzpartikeln. Die Einstreu dient zum Befüllen einer Tiertoilette (Katzentoilette).
Die Katzentoilette besteht im Allgemeinen aus einem Kasten, beispielsweise aus Kunststoff.
Das Tier verrichtet sein vorwiegend flüssiges Geschäft in der Katzentoilette. Der
Urin wird dabei von der Einstreu aufgesaugt. Die Einstreu wird von Zeit zu Zeit ganz
oder teilweise ausgetauscht.
[0002] Die Tiereinstreu soll gewisse Eigenschaften haben. Sie soll insbesondere saugfähig
sein, sodass der Tierurin von der Einstreu weitgehend abgefangen wird und nicht auf
den Boden der Katzentoilette gelangt. Die Tiereinstreu soll sich leicht entsorgen
lassen. Deshalb ist es wünschenswert, dass die benetzten Anteile der Einstreu Klumpen
bilden, die getrennt von der noch unbenetzten Einstreu der Katzentoilette entnommen
und entsorgt werden können. Die Tiereinstreu soll ferner einen geringen Abrieb aufweisen,
sodass ein Stauben vermindert wird. Ein wichtiges Erfordernis ist es, die Tiereinstreu
derart zu gestalten, dass sie sich möglichst wenig an das Fell des Tieres anhängt,
sodass dieses nach Verlassen der Toilette nicht Tiereinstreu in Wohnräumen verbreitet.
[0003] Als besonders unangenehm wird es von der Hausfrau empfunden, wenn der Urin auf den
Boden der Katzentoilette durchläuft. Ist der Boden der Katzentoilette mit Urin beschmutzt,
so verteilt er sich dort auf einer relativ großen Fläche, bevor er über längere Zeit
nach und nach von der darüber befindlichen Einstreu aufgesaugt wird. Dies hat mehrere
Nachteile. Zum einen wird deutlich mehr Einstreu benetzt, wodurch die Ergiebigkeit
erheblich zurückgeht. Zum anderen ist es in der Praxis fast unmöglich, die benetzten
Teile der Einstreu vollständig aus der Toilette zu entfernen, sodass relativ schnell
eine unangenehme Geruchsentwicklung auftritt und der gesamte Inhalt der Toilette entsorgt
werden muss, damit eine gründliche Reinigung erfolgen kann. Dadurch steigt der Verbrauch
an Einstreu weiter an.
[0004] Es sind eine Vielzahl von Tiereinstreuen bekannt geworden. Siehe beispielsweise
EP 1 357 787 B1. Hieraus ist beispielsweise bekannt, dem Grundmaterial einer Tiereinstreu Verdickungsmittel
beizufügen. Hierzu gehören unter anderem Guarkernmehl, Stärken und anderer Stoffe.
[0005] Guarkernmehl ist inzwischen außerordentlich teuer geworden, sodass ein geringer Anteil
an Guarkernmehl wünschenswert ist.
DE 195 43 311 C1 empfiehlt außer gewissen Zuschlagstoffen wie Guarkernmehl auch bestimmte Größenbereiche
für eine Tiereinstreu in Gestalt von Pellets.
[0006] Die bisher bekannten organischen Tiereinstreuen sind verbesserungsbedürftig. Dies
betrifft insbesondere die Saugfähigkeit der Tiereinstreu, der gegenseitige Abrieb
zwischen Granulatkörnern, das hohe spezifische Gewicht und der Verbrauch an Tiereinstreu.
Es betrifft ferner die Notwendigkeit des gründlichen Reinigens einer Katzentoilette,
gegebenenfalls mit desodorierenden Reinigungsmitteln.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine organische, das heißt cellulosehaltige
Tiereinstreu in Granulatform zu entwickeln, bei welcher die Saugfähigkeit gesteigert,
der Verbrauch, das Schüttgewicht, der Anteil an Klumpenbildner und der Abrieb gleichzeitig
gering gehalten werden. Insbesondere sollen Maßnahmen getroffen werden, mit denen
ein Durchlaufen des Urins auf den Boden der Katzentoilette vermieden wird.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale von Anspruch 1 gehört.
[0009] Der Erfinder hat folgendes erkannt:
Bei Verwendung einer herkömmlichen Tiereinstreu legt der Urin die Wegstrecke zwischen
dem Austritt aus dem Körper der Katze und dem Boden der Katzentoilette zurück. Dabei
wird ein Teil des Urins von der Einstreu aufgesaugt, so dass von der Gesamt-Urinmenge
immer noch ein Rest am Boden der Katzentoilette ankommt. Es ist aber wünschenswert,
dass die Gesamt-Urinmenge vorher von der Tiereinstreu aufgesaugt wird. Die Erkenntnis
liegt somit darin, eine Tiereinstreu zu verwenden, deren Sauggeschwindigkeit groß
ist, so dass die Gesamtmenge des Urins vor Erreichen des Bodens der Katzentoilette
aufgesaugt ist.
[0010] Die Sauggeschwindigkeit ist ein Parameter, der bisher noch nicht genügend beachtet
wurde. Er ist nicht zu verwechseln mit anderen Parametern wie Saugkapazität. Ist die
Sauggeschwindigkeit groß, dann ist die Saugdauer klein, das heißt die Zeitspanne zum
Aufsaugen eines bestimmten Urin-Volumens pro Zeiteinheit. Die Saugdauer einer Katzenstreu
wird über den sogenannten Vortex-Test bestimmt. Dabei werden 50 g Leitungswasser (20°
C) in ein 100 ml Becherglas eingefüllt, ein Rührfisch (Länge 2,5 cm) hinzugefügt und
das Becherglas auf den Magnetrührer gestellt. Der Magnetrührer wird auf eine Drehzahl
von 700 U/min eingestellt. 5 g der zu untersuchenden Probe werden zugegeben und es
wird eine Stoppuhr gestartet. Es wird die Zeitdauer bis zum Verschwinden einer sich
gebildeten Trombe gestoppt, somit die Saugdauer. Das Verschwinden der Trombe soll
erfindungsgemäß zwischen 30 und 10 Sekunden dauern. Ist dies der Fall, so benötigt
man eine deutlich kleinere Menge an Tiereinstreu, um zu verhindern, dass der Katzenurin
den Boden der Katzentoilette erreicht. Mit der Begrenzung auf eine minimale Saugdauer
von 10 Sekunden wird sichergestellt, dass die Maßnahmen zum Steigern der Sauggeschwindigkeit,
zum Beispiel durch Zugabe von Tensiden, in Grenzen gehalten werden können.
[0011] Beim Granulieren von cellulosischen Partikeln tritt häufig der Fall auf, dass sie
an der Oberfläche "verhornen". Darunter versteht man, dass die Oberfläche glasig erscheint
und sehr hart und völlig geschlossen ist. Dies führt zwangsläufig zu einer extrem
niedrigen Sauggeschwindigkeit und damit zu einer langen Saugdauer, und ist typischerweise
bei reiner Cellulose zu beobachten. Andere Materialien, zum Beispiel zerkleinerte
Haferspelzen, sind aufgrund ihrer kubischen, stückigen Struktur sehr schlecht granulierbar,
sodass Granulate, so sie überhaupt hergestellt werden können, mechanisch sehr instabil
sind und einen hohen Abrieb aufweisen. Derartige Produkte enthalten daher viele Feinteile,
die als Staub in einer Tiereinstreu unerwünscht sind.
[0012] Der Erfinder hat herausgefunden, dass eine bestimmte Korngröße besonders günstig
ist. Sie empfehlen, dass zwischen 50 und 80 Gewichtsprozent der Granulatkörner eine
Größe von zwischen 2 und 5,0 mm aufweisen. Damit wird das beschriebene Phänomen der
Verhornung ausreichend unterdrückt. Es wurden Vergleichsversuche durchgeführt, und
zwar mit einem konventionellen Material größerer Granulatkörner und einem erfindungsgemäßen
Material mit einem Granulat kleinerer Granulatkörner. Bei beiden Versuchen wurden
jeweils 25 ml künstlichen Katzenurins bei einer Temperatur von 37° C der Tiereinstreu
zugegeben. Beim konventionellen Material führte dies dazu, dass in den Klumpen eine
durchschnittliche Einstreumenge von 12 g gebunden wurde. Bei einer Tiereinstreu gemäß
der Erfindung führte dies zu einem durchschnittlichen Verbrauch von nur 9 g pro Klumpen.
Die Klumpen, die sich bei Anwendung der Erfindung ergeben, sind daher kleiner, als
jene bei Anwendung von Material gemäß dem Stande der Technik. Dies ist gleichbedeutend
mit einer Reduzierung der Verbrauchsmenge um 25 %.
[0013] Der Erfinder hat weiterhin folgende Zusammenhänge erkannt: Werden Granulat-Pellets
zu kleineren Körnern aufgebrochen, so entsteht beim Aufbrechvorgang auch ein gewisser
Anteil an Feinstpartikeln wie Staub, die man nicht im Produkt haben will. Sie müssen
dem Produktionsprozess wieder zugeführt werden. Das bedeutet, dass dieser Anteil an
Feinstpartikeln nochmals durch die Pelletpresse läuft und ein zweites mal verpresst
wird. Man hätte erwarten können, dass bei hohem Anteil solcher Feinstpartikel das
entstehende Produkt durch den zweiten Pressvorgang stärker verhornt und die Sauggeschwindigkeit
reduziert. Dies ist jedoch nicht der Fall. Der nachteilige Einfluss von Feinstpartikeln
ist somit sehr gering.
[0014] Neben dem Rohstoff ist auch die Art der Granulierung entscheidend für die Sauggeschwindigkeit
und damit für die Saugdauer. So führt zum Beispiel ein zu hartes Verpressen bei der
Pelletierung oder Walzenkompaktierung zwar zu einem abriebarmen Granulat, aber gleichzeitig
ist die Oberfläche stark verdichtet und weist eine lange Saugdauer auf. Es konnte
ermittelt werden, dass ein Abrieb des Granulats zwischen 2 und 30 % notwendig ist,
damit sowohl die Sauggeschwindigkeit beziehungsweise Saugdauer als auch der Staubgehalt
des Materials akzeptabel sind.
[0015] Der Abrieb wird mit einer Retsch Analysensiebmaschine Typ AS 200 control und 20 Edelstahlkugeln
(a 10g, Ø 11mm) bestimmt. Dazu werden 100,0 g des zu untersuchenden Materials sowie
die Edelstahlkugeln auf ein 1000 µm-Analysensieb gegeben und für 2 Minuten bei einer
Amplitude von 2,5 gesiebt. Die Fraktion < 1000 µm entspricht dem Abrieb.
[0016] Die Bestimmung der Partikelgröße erfolgt als Feret-Durchmesser durch dynamische Bildanalyse
mit Hilfe des Partikelmessgeräts CAMSIZER (Fa. Retsch Technology GmbH) und der zugehörige
Auswertesoftware Version 3.30 x 9 von Retsch Technology GmbH und Jenoptik L.O.S. GmbH.
[0017] Zusätze jeglicher Art beeinflussen ebenfalls die Sauggeschwindigkeit/Saugdauer. So
begünstigen klumpenbildende Additive ein schnelles Aufsaugen beziehungsweise das Festhalten
von Flüssigkeit in den oberen Schichten der Einstreu. Klumpenbildende Additive können
prinzipiell Cellulose- und Stärkederivate, Pflanzengummis wie Guarkernmehl sowie andere,
literaturbekannte Verdicker sein. Es ist ein Zusatz von mindestens 3 % klumpenbildendes
Additiv nötig, um ein Durchlaufen der Flüssigkeit auf den Boden der Katzentoilette
zu verhindern.
[0018] Durch die feinere Partikelform tritt keine starke Absonderung des Abriebes auf, der
dann in Form von Staub vorliegt (Staubkorngröße kleiner 1000 µm). Der Staub verbleibt
in der Masse der Partikel. Er setzt sich nicht am Boden der Verpackung und auch nicht
am Boden der Katzentoilette ab, wobei der Staub auf unangenehme Weise in Erscheinung
treten würde.
[0019] Die geringe Partikelgröße führt zu einer großen Oberfläche der Granulatkörper, mit
hoher Sauggeschwindigkeit und damit kurzer Saugdauer. Deshalb ist eine Tensidzugabe
überhaupt nicht mehr zwingend notwendig. Wird Tensid zugegeben, so kann dies eine
vernachlässigbar geringe Menge sein, bezogen auf das Gesamtgewicht der Einstreu. Die
maximale Menge wird ein Prozent, bezogen auf das Gewicht der Katzenstreu, nicht überschreiten.
[0020] Im Übrigen kann die Tiereinstreu weitere Additive enthalten, wie sie in der Literatur
beschrieben sind (Farbstoffe oder ähnliches als Urinindikatoren, Aromastoffe usw.
1. Organische Tiereinstreu, umfassend die folgenden Merkmale beziehungsweise Bestandteile:
1.1 wenigstens 30 % granulierte Holzpartikel, bezogen auf die Gesamtmenge der Tiereinstreu;
1.2 wenigstens 10 Prozent, bevorzugt wenigstens 20 Prozent, besonders bevorzugt wenigstens
30 Prozent der Granulatkörner weisen eine maximale Abmessung von kleiner 3 mm auf;
1.3 der Abrieb der Granulate liegt zwischen 2 und 30 Gewichtsprozent;
1.4 mindestens 3 Gewichtsprozent Klumpenbildner;
1.5 die Saugdauer liegt zwischen 60 und 10 s, bevorzugt zwischen 45 und 10s, am besten
zwischen 30 und 10s, gemessen nach dem Vortex-Verfahren
2. Tiereinstreu nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Verdickungsmittel Cellulose- und Stärkederivate, Pflanzengummis wie Guarkernmehl,
Tarakernmehl, Johannisbrotkernmehl umfasst.
3. Tiereinstreu nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie maximal 10 % weitere Additive enthält.
4. Tiereinstreu nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass diese frei von Tensiden ist.