[0001] Die Erfindung betrifft ein druckausgeglichenes Steuerventil für einen Kraftstoffinjektor
einer Brennkraftmaschine mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1.
Stand der Technik
[0002] Ein druckausgeglichenes Steuerventil für einen Kraftstoffinjektor ist aus
DE 10 2007 047 425 A1 bekannt, bei dem eine Ventilhülse auf einem Führungsbolzen axial beweglich geführt
ist. Die Ventilhülse begrenzt schaltbar eine Ventilkammer nach außen, die mit einem
Steuerraum einer Düsennadel des Kraftstoffinjektors über eine Ablaufbohrung verbunden
ist. Durch eine Schließfeder wird die Ventilhülse gegen einen an einem Ventilstück
ausgebildeten Ventilsitz gepresst und verschließt dadurch die Ventilkammer gegenüber
einem Niederdruckraum. Bei Betätigung einer Magnetspule hebt die Ventilhülse aufgrund
elektromagnetischer Kräfte vom Ventilsitz ab. Über Ventilkammer und Ablaufbohrung
wird so der Steuerraum mit dem Niederdruckraum verbunden, der Druck im Steuerraum
fällt ab und die Düsennadel hebt vom Düsennadelsitz ab und gibt Einspritzöffnungen
in den Brennraum einer Brennkraftmaschine frei.
[0003] Desweiteren ist aus
DE 10 2006 055 548 A1 ein druckausgeglichenes Steuerventil für einen Kraftstoffinjektor bekannt, bei dem
eine Ventilhülse auf einem Führungsbolzen axial beweglich geführt ist. Die Ventilhülse
begrenzt schaltbar eine Ventilkammer nach außen, die über Bohrungen im Führungsbolzen
mit einem Steuerraum einer Düsennadel des Kraftstoffinjektors verbunden ist. Die Ventilhülse
weist eine Ringnut auf, wobei sich die Ringnut an eine Dichtfläche anschließt, die
mit einem Ventilsitz des Führungsbolzens zusammenwirkt. Durch eine Schließfeder wird
die Ventilhülse schaltbar gegen den Ventilsitz des Führungsbolzens gepresst und verschließt
dadurch die Ventilkammer gegenüber einem Niederdruckraum. Bei Betätigung einer Magnetspule
hebt die Ventilhülse aufgrund elektromagnetischer Kräfte vom Ventilsitz ab.
[0004] Bei den Steuerventilen aus
DE 10 2007 047 425 A1 und
DE 10 2006 055 548 A1 kann es aufgrund von Belagsbildungen im Führungsbereich an Führungsbolzen und/oder
Ventilhülse, verursacht z. B. von Alterungspolymerbestandteilen oder Bioanteilen im
Kraftstoff, zu Funktionsbeeinträchtigungen kommen.
[0005] Zur Vermeidung der Auswirkungen dieser Belagsbildungen ist aus
DE 10 2011 004 186 A1 bekannt, dass die Belagsbildung im Führungsbereich zwischen einem Führungselement
und einem Bolzen reduziert wird. Dies wird erreicht, indem die Oberfläche des Bolzens
im Führungsbereich strukturiert ausgeführt ist.
[0006] Aufgrund der gestiegenen Anforderungen eines Kraftstoffinjektors hinsichtlich der
höheren Drücke des eingespritzten Kraftstoffs kann es jedoch zunehmend zu einer Durchbiegung
des Führungsbolzens kommen. Die Folge ist, dass zusätzlich zur Belagsbildung erhöhte
Verschleißgefahr in der Mitte des Führungsbereichs sowohl an Führungsbolzen als auch
an Ventilhülse besteht.
Vorteile der Erfindung
[0007] Das erfindungsgemäße Kraftstoffeinspritzventil mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 minimiert den Verschleiß zwischen Führungsbolzen und Ventilhülse. Dies wird dadurch
erreicht, dass im Führungsbereich, in dem eine Führungsfläche der Ventilhülse und
eine Führungsfläche des Führungsbolzens zusammenwirken, in der Führungsfläche der
Ventilhülse ein Hinterstich ausgebildet ist.
[0008] Somit unterteilt sich die resultierende Führung der Ventilhülse in zwei Bereiche
entlang der Längsachse des Führungsbolzens, und an den beiden Enden des Führungsbereichs
bleibt jeweils eine definierte Länge erhalten, an der ein Kontakt zwischen Führungsbolzen
und Ventilhülse möglich ist. Eine Durchbiegung des Führungsbolzens kann dann keine
punktuelle Berührung des Führungsbolzens mit der Ventilhülse in der Mitte des Führungsbereichs
zur Folge haben.
[0009] Wegen der Ausbildung des Hinterstichs an der Ventilhülse und nicht am Führungsbolzen
selbst bleiben die definierten Längen an den Enden des Führungsbereichs über den gesamten
Hub der Ventilhülse konstant. Kommt es dann zu einer Verkippung oder einer Durchbiegung
des Führungsbolzens, ist die Tribologie im Kontakt Führungsbolzen zu Ventilhülse robuster.
[0010] Weiterhin bleiben aufgrund der Ausbildung des Hinterstichs an der Ventilhülse die
beiden Leckagepfade an den beiden Enden des Führungsbereichs konstant.
[0011] In einer ersten Ausführungsform ist der Hinterstich axial betrachtet zumindest näherungsweise
in der Mitte des Führungsbereichs ausgebildet. Dadurch entstehen gleich große resultierende
Führungen der Ventilhülse an den beiden Enden des Führungsbereichs. Die Vermeidung
der punktuellen Berührung des Führungsbolzens mit der Ventilhülse bei Durchbiegung
des Führungsbolzens ist so optimiert.
[0012] In einer weiteren Ausführungsform ist der Hinterstich radial umlaufend ausgebildet.
Eine Rotation von Führungsbolzen oder Ventilhülse um ihre Längsachse hat damit keine
negativen Auswirkungen mehr auf den Verschleiß; eine Verdrehsicherung ist nicht erforderlich.
[0013] In einer weiteren Ausführungsform ist der Hinterstich im Längsschnitt betrachtet
als konkaver Bogen ausgeführt. Die Kontur des konkaven Bogens kann so einer potenziellen
Durchbiegung des Führungsbolzens auf seiner ausbeulenden Seite angepasst werden. Bei
einer Durchbiegung des Führungsbolzens würde es dann auf seiner ausbeulenden Seite
zu einer annähernd konstanten Spalthöhe zwischen den Führungsflächen von Führungsbolzen
und Ventilhülse kommen. Ein gleichmäßiger Schmierfilmaufbau wäre die Folge und damit
auch minimierter Festkörperkontakt und minimierter Verschleiß in den beiden Führungsflächen.
Ein bevorzugter Wert für die Höhe des konkaven Bogens ist 1 µm bis 10 µm.
[0014] In einer weiteren Ausführungsform ist der Hinterstich im Längsschnitt betrachtet
als Rechteck ausgeführt. Gegenüber der Ausführungsform mit konkavem Bogen ist der
rechteckige Hinterstich einfacher zu fertigen und die beiden Leckagepfade an den Enden
des Führungsbereiches sind mit kleineren Fertigungstoleranzen beaufschlagt. Die Flanken
des rechteckigen Hinterstichs werden vorzugsweise mit Radien oder Fasen versehen.
Ein bevorzugter Wert für die Höhe des Rechtecks ist 10 µm. Ein bevorzugter Wert für
die Länge des rechteckigen Hinterstichs ist ¼ bis ⅓ der Länge des gesamten Führungsbereichs.
Vorzugsweise ist der Hinterstich in der Mitte des Führungsbereichs angeordnet, so
dass die beiden verbleibenden Leckagepfade an den beiden Enden des Führungsbereichs
gleich lang sind.
Zeichnung
[0015]
Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt durch ein erfindungsgemäßes Steuerventil, wobei nur die
wesentlichen Bereiche schematisch gezeigt sind.
Fig. 2a zeigt einen Längsschnitt durch eine Ausführungsform der Ventilhülse, in dem der Hinterstich
als konkaver Bogen ausgebildet ist.
Fig.2b zeigt einen Längsschnitt durch eine Ausführungsform der Ventilhülse, in dem der Hinterstich
als Rechteck mit Fasen in der Führungsfläche der Ventilhülse ausgebildet ist.
Beschreibung
[0016] Fig. 1 zeigt schematisch die wesentlichen Teile eines erfindungsgemäßen Steuerventils
30 im Längsschnitt, das im Injektorkörper
50 eines Kraftstoffinjektors
100 angeordnet ist. Das Steuerventil
30 weist eine Ventilhülse
1, einen Führungsbolzen
2, ein Ventilstück
3 und eine Schließfeder
5 auf.
[0017] Die Schließfeder
5 drückt die Ventilhülse
1 gegen einen am Ventilstück
3 ausgebildeten Ventilsitz
4. Durch einen nicht dargestellten Aktor, z.B. einen Magneten, kann auf die Ventilhülse
1 eine Kraft aufgebracht werden, durch die die Ventilhülse
1 vom Ventilsitz
4 abhebt und so einen Spalt freigibt. Beispielsweise kann so unter Hochdruck stehender
Kraftstoff von einem Steuerraum
7, der vom Ventilstück
3 auf der der Ventilhülse
1 abgewandten Seite begrenzt wird, über eine im Ventilstück
3 angeordnete Bohrung
8 und über den freigegebenen Spalt in den Niederdruckraum
9 fließen, der die Ventilhülse
1 umgibt und mit dem nicht dargestellten Rücklaufsystem des Kraftstoffinjektors
100 verbunden ist. Auf diese Weise kann z.B. die Öffnungsbewegung einer nicht dargestellten
Düsennadel des Kraftstoffinjektors
100 gesteuert werden.
[0018] Die Ventilhülse
1 wird über einen Führungsbereich
15 auf dem Führungsbolzen
2 geführt. Über den Führungsbereich
15 weist einerseits die Ventilhülse
1 eine Führungsfläche der Ventilhülse
11 auf und andererseits der Führungsbolzen
2 eine Führungsfläche des Führungsbolzens
12. Erfindungsgemäß ist an der Führungsfläche der Ventilhülse
11 ein Hinterstich
20 ausgebildet, so dass bei Biegung des Führungsbolzens
2 ein Kontakt zwischen Ventilhülse
1 und Führungsbolzen
2 in der Mitte des Führungsbereichs
15 vermieden wird.
[0019] In anderen Ausgestaltungen wird die Ventilhülse
1 zusätzlich im entsprechend ausgebildeten Ventilstück
3 geführt.
[0020] Fig. 2a zeigt eine vorteilhafte Ausführung des in der Ventilhülse
1 ausgebildeten Hinterstichs
20 als konkaver Bogen mit der Höhe h. Der Hinterstich
20 ist über den größten Teil des Führungsbereichs
15 ausgebildet. Vorzugsweise wird die Bearbeitung des Hinterstichs
20 in einen bestehenden Schleifprozess für die Führungsfläche der Ventilhülse
11 eingebunden. Die Höhe h des konkaven Bogens beträgt dabei idealerweise 1 µm bis 10
µm.
[0021] Fig. 2b zeigt eine weitere vorteilhafte Ausführung des Hinterstichs
20 als Rechteck mit Fasen
21, ausgebildet in der Führungsfläche der Ventilhülse
11. Durch den Hinterstich 20 wird der Führungsbereich
15 in drei Teilbereiche
15a, 15b und
15c unterteilt. Der Teilbereich
15b kennzeichnet den Hinterstich
20, an dem es bei Durchbiegung des Führungsbolzens
2 zu keinem Kontakt zwischen Ventilhülse
1 und Führungsbolzen
2 kommen kann. Die Teilbereiche
15a und
15c kennzeichnen die beiden Enden des Führungsbereichs
15, deren Längen über den gesamten Hub der Ventilhülse
1 konstant bleiben. Bei Anlage der Ventilhülse
1 an den Ventilsitz
4 des Ventilstücks
3 wird der Leckagepfad vom unter Hochdruck stehenden Steuerraum
7 in den Niederdruckraum
9 über die summierte Länge der beiden Teilbereiche
15a und
15c bestimmt.
[0022] Vorzugsweise ist der rechteckige Hinterstich
20 zumindest näherungsweise in der Mitte des Führungsbereichs
15 angeordnet, verläuft über ¼ bis ⅓ der Länge des Führungsbereichs
15 und besitzt eine Höhe h von ca. 10 µm.
1. Steuerventil 30 für einen Kraftstoffinjektor 100, das in einem Injektorkörper 50 angeordnet ist, mit einer im Steuerventil 30 angeordneten Ventilhülse 1, die axial beweglich auf einem Führungsbolzen 2 innerhalb eines Führungsbereichs 15 geführt ist, in dem eine Führungsfläche der Ventilhülse 11 und eine Führungsfläche des Führungsbolzens 12 zusammenwirken
dadurch gekennzeichnet,
dass die Führungsfläche der Ventilhülse 11 einen Hinterstich 20 aufweist.
2. Steuerventil 30 nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hinterstich 20 zumindest näherungsweise in der Mitte des Führungsbereichs 15 ausgebildet ist.
3. Steuerventil 30 nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Hinterstich 20 radial umlaufend ist.
4. Steuerventil 30 nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Hinterstich 20 im Längsschnitt als konkaver Bogen ausgeführt ist.
5. Steuerventil 30 nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der konkave Bogen über den größten Teil des Führungsbereichs 15 verläuft.
6. Steuerventil 30 nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der konkave Bogen eine Höhe h von 1 µm bis 10 µm besitzt.
7. Steuerventil 30 nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Hinterstich 20 im Längsschnitt im Wesentlichen als Rechteck ausgeführt ist.
8. Steuerventil 30 nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Rechteck an beiden Übergängen zur Führungsfläche der Ventilhülse 11 Radien oder Fasen 21 aufweist.
9. Steuerventil 30 nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Rechteck über ¼ bis ⅓ der Länge des Führungsbereichs 15 verläuft.
10. Steuerventil 30 nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Rechteck eine Höhe h von 5 µm bis 20 µm, vorzugsweise 10 µm, besitzt.