[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Umformung von Bauteilen aus Metallwerkstoffen
mit einem starren und einem um eine Längsachse drehbaren Umformwerkzeug nach der im
Oberbegriff von Anspruch 1 näher definierten Art sowie ein Verfahren zur Umformung
von Bauteilen aus Metallwerkstoffen nach der im Oberbegriff von Anspruch 9 näher definierten
Art.
[0002] Eine gattungsgemäße Vorrichtung und ein gattungsgemäßes Verfahren sind aus der
RU 2021064 A1 bekannt. Dabei wird ein zylindrischer Rohling in einem aus zwei gleichen Teilen aufgebauten
Umformwerkzeug verformt. Zur Verformung wird der Rohling zwischen zwei Druckstempeln
so gespannt, dass er dicht an die inneren Wandungen des Umformwerkzeugs gepresst wird.
Zur Umformung wird der Rohling durch Rotieren beider Teile des Umformwerkzeugs in
entgegengesetzten Richtungen rotiert und dabei tordiert. Gleichzeitig wird der Rohling
mittels der Druckstempel ständig in axialer Richtung verschoben, sodass jeder Querschnitt
des Rohlings den Spalt zwischen den beiden Teilen des Umformwerkzeugs, der die Umformzone
bildet, passiert. Dadurch ergibt sich eine starke plastische Verformung des gesamten
Rohlings.
[0003] Problematisch bei dieser bekannten Vorrichtung und dem damit durchgeführten Verfahren
ist jedoch, dass zur Umformung der Rohlinge durch Rotieren unter Druck eine große
Kompressionskraft auf dieselben wirken muss, um die Bildung von Mikrorissen zu unterdrücken.
Des Weiteren muss eine zusätzliche große Kraft aufgebracht werden, die die Reibungskraft
zwischen den Innenwandungen der beiden Teile des Umformwerkzeugs und dem Rohling übersteigt,
um eine Verschiebung des Rohlings während der Umformung zu erreichen. Hierfür sind
Pressen mit sehr großen Kräften notwendig, was eine starke Einschränkung der Anwendbarkeit
des Verfahrens darstellt.
[0004] Der größere Nachteil dieser Vorrichtung besteht jedoch darin, dass der untere Teil
des Umformwerkszeugs aufgrund der Reibungskraft zwischen den Innenwandungen des Umformwerkzeugs
und dem Rohling nach unten gedrückt wird. Dies macht den Einsatz sehr großer und schwerer
Axiallager notwendig, um eine Rotation des unteren Teils des Umformwerkzeugs und damit
des Rohlings zu realisieren. Aus diesem Grund ist die Lösung gemäß der
RU 2021064 A1 nur für verhältnismäßig kleine Bauteile geeignet. Ein weiteres Problem dieses bekannten
Standes der Technik besteht darin, dass nur sehr kurze Bauteile hergestellt werden
können, da der Rohling von beiden Seiten mittels jeweiliger Druckstempel gespannt
sein muss, wodurch die Herstellung längerer Bauteile nicht möglich ist.
[0005] Das in der
RU 2021064 A1 beschriebene Verfahren baut auf der in
Physical Review, 1935, V. 48. P 825 von P. W. Bridgman beschriebenen Methode auf, bei der eine massive plastische Umformung mittels Rotation
unter hohem Druck stattfindet. Die Probe wird dabei zwischen zwei Stempeln unter hohem
Druck eingespannt, wobei die beiden Stempel gegeneinander drehbar sind. Durch Rotation
um einen definierten Winkel können der Probe Verformungen aufgeprägt werden. Allerdings
können mit der Methode von Bridgman ebenfalls nur sehr kleine Proben verformt werden.
[0006] In der
DE 602 24 528 T2 ist die sogenannte Schwedische Methode beschrieben, mit welcher aus einem Pulver
Schnellarbeitsstahl hergestellt wird. Dabei wird ein Pulver in Kapseln geschüttet,
wonach die Luft aus den Kapseln evakuiert und die Kapseln nachher hermetisch verschweißt
werden. Anschließend wird das Pulver bei hohen Temperaturen und einem sehr hohen Druck
heissisostatisch zusammengepresst. Mit diesem Verfahren können Stäbe oder Platten
als Halbzeuge für weitere Umformprozesse hergestellt werden. Nachteilig ist allerdings
der sehr hohe Aufwand dieses Verfahrens.
[0007] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung und ein Verfahren
zur Umformung von Bauteilen aus Metallwerkstoffen zu schaffen, mittels welcher mit
möglichst geringem Aufwand auch größere und längere Bauteile hergestellt werden können.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die in Anspruch 1 genannten Merkmale gelöst.
[0009] Durch die erfindungsgemäße Ausführung des Hohlraums des drehbaren Umformwerkzeugs
in der Weise, dass der Hohlraum in Bewegungsrichtung des Bauteils zunächst einen kleineren
und anschließend einen größeren Querschnitt aufweist, wird die durch den Druckstempel
über das Bauteil in das Umformwerkzeug eingebrachte Kraft in verschiedene Kraftkomponenten
aufgeteilt, von denen eine Komponente entgegen der Bewegungsrichtung des Bauteils
wirkt, sodass die ansonsten in das Umformwerkzeug durch die Reibung zwischen dem Bauteil
und dem Umformwerkzeug in Bewegungsrichtung eingeleitete Kraft kompensiert und die
nach unten wirkende Kraft erheblich verringert wird. Dadurch kann auf die ansonsten
notwendige sehr große Dimensionierung der Axiallager verzichtet werden, was die Realisierung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung erst ermöglicht.
[0010] Dabei erfolgt die Verformung des Bauteils zum einen mittels des Druckstempels, der
das Bauteil in die Hohlräume der wenigstens zwei Umformwerkzeuge einpresst, und zum
anderen mittels der Verdrehung des drehbaren Umformwerkzeugs relativ zu dem starren
Umformwerkzeug und der sich daraus ergebenden Torsion des Bauteils.
[0011] Eine einfach herstellbare und für die Praxis besonders gut einsetzbare Ausführungsform
des Hohlraums des wenigstens einen um eine Längsachse drehbaren Umformwerkzeugs kann
sich dadurch ergeben, dass dasselbe in Form eines Kegelstumpfs ausgebildet ist.
[0012] Wenn in einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wenigstens zwei
starre Umformwerkzeuge vorgesehen sind, wobei eines der starren Umformwerkzeuge in
Bewegungsrichtung des Bauteils vor dem drehbaren Umformwerkzeug angeordnet ist, und
wobei das andere starre Umformwerkzeug in Bewegungsrichtung des Bauteils nach dem
drehbaren Umformwerkzeug angeordnet ist, so wird eine zusätzliche Umformung des Bauteils
an der zusätzlichen Schnittstelle zwischen dem drehbaren und dem zweiten starren Umformwerkzeug
erreicht.
[0013] In diesem Zusammenhang ist es besonders vorteilhaft, wenn der Hohlraum des in Bewegungsrichtung
des Bauteils nach dem drehbaren Umformwerkzeug angeordneten starren Umformwerkzeugs
in Bewegungsrichtung des Bauteils unterschiedlich große Querschnitte aufweist, wobei
der kleinere Querschnitt des Hohlraums in Bewegungsrichtung des Bauteils nach dem
größeren Querschnitt angeordnet ist. Durch die Verringerung des Querschnitts des Hohlraums
des zweiten starren Umformwerkzeugs in Bewegungsrichtung des Bauteils wird eine zusätzliche
Umformung des Bauteils erreicht, wodurch sich eine zusätzliche Erhöhung der Festigkeit
desselben ergibt. Durch diese Ausgestaltung des Hohlraums des zweiten starren Umformwerkzeugs
wird außerdem eine Gegenkraft gegen die Kraft des Druckstempels aufgebracht, wodurch
auf einen ansonsten möglicherweise notwendigen Gegenstempel verzichtet werden kann.
[0014] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung kann darin bestehen, dass der
Hohlraum des in Bewegungsrichtung des Bauteils nach dem drehbaren Umformwerkzeug angeordneten
starren Umformwerkzeugs in Form eines Kegelstumpfs ausgebildet ist. Ein Kegelstumpf
stellt, wie bereits oben erwähnt, eine besonders einfache geometrische Form dar, mit
der die Verringerung eines Querschnitts eines Hohlraums realisiert werden kann.
[0015] Um eine zusätzliche Verformung des Bauteils zu erreichen, kann des Weiteren eine
auf den Druckstempel wirkende Schlageinrichtung vorgesehen sein.
[0016] Ein zumindest annäherndes Gleichgewicht zwischen der durch die Reibung zwischen dem
Bauteil und der Wand des Hohlraums des drehbaren Umformwerkzeugs einerseits und der
in Gegenrichtung zu der Bewegungsrichtung des Bauteils wirkenden Kraft andererseits
kann erreicht werden, wenn des Weiteren vorgesehen ist, dass der Tangens des Winkels
des Kegelstumpfs des Hohlraums des um eine Längsachse drehbaren Umformwerkzeugs gegenüber
der Längsachse wenigstens annähernd dem Reibungskoeffizienten zwischen dem Bauteil
und dem drehbaren Umformwerkzeug entspricht.
[0017] Wenn des Weiteren mehrere um eine Längsachse drehbare Umformwerkzeuge vorgesehen
sind, wobei zwischen jeweils zwei drehbaren Umformwerkzeugen ein starres Umformwerkzeug
angeordnet ist, so ergibt sich eine zusätzliche Umformung des Bauteils, die die Festigkeit
desselben weiter erhöht.
[0018] Eine verfahrensgemäße Lösung der Aufgabe ergibt sich aus den Merkmalen von Anspruch
9.
[0019] Durch die erfindungsgemäße Torsion des Bauteils mittels des um eine Längsachse drehbaren
Umformwerkzeugs in einem kontinuierlichen Prozess können im Prinzip beliebig lange
Bauteile aus Metallwerkstoffen hergestellt werden, wobei sich durch die plastische
Umformung mittels Torsion und den durch den Druckstempel aufgebrachten hohen Druck
eine erhebliche Umformung und Verfestigung ergibt.
[0020] Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Bauteile können zum Beispiel
zu hochfestem Konstruktionswalzmaterial, hochfesten kaltgezogenen Drähten oder ähnlichem
weiterverarbeitet werden. Des Weiteren kann das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung
von Halbzeugen aus ferromagnetischen Materialien für die Herstellung von Walzblechen
und Bandgütern für die Elektrotechnik eingesetzt werden.
[0021] In einer sehr vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann vorgesehen
sein, dass die Zuführung des Rohmaterials zur Bildung des Bauteils diskontinuierlich
erfolgt, wobei durch die Torsion eine Reibverschweißung aufeinanderfolgender Rohmaterialien
zu einem kontinuierlichen Bauteil erfolgt. Eine solche diskontinuierliche Zuführung
des Rohmaterials bietet sich beispielsweise an, wenn bereits Halbzeuge mit einer bestimmte
Länge zur Verfügung stehen, die dann durch das erfindungsgemäße Verfahren zu einem
kontinuierlichen Bauteil umgeformt werden können, da sich durch die extreme Torsion
der Bauteile eine Reibverschweißung aufeinanderfolgender Rohmaterialien ergibt.
[0022] Alternativ dazu kann die Zuführung des Rohmaterials zur Bildung des Bauteils kontinuierlich
erfolgen. Auch auf diese Weise ist selbstverständlich die Herstellung eines grundsätzlich
beliebig langen Bauteils möglich.
[0023] Bereits vor der Torsion des Bauteils mittels der Verdrehung des beweglichen Umformwerkzeugs
gegenüber dem starren Umformwerkzeug kann sich ergeben, wenn durch den Druckstempel
eine derartige Kraft aufgebracht wird, dass das Bauteil so in den Hohlraum des starren
Umformwerkzeugs eingepresst wird, dass der Hohlraum im Wesentlichen ausgefüllt ist.
[0024] Die Umformung des Bauteils kann dadurch verbessert werden, dass auf den Druckstempel
in bestimmten zeitlichen Abständen eine Schlagkraft aufgebracht wird. Auf diese Weise
wird das Bauteil zusätzlich zu der Umformung durch den hydrostatischen Druck mittels
des Druckstempels und der Torsion mittels der Verdrehung des drehbaren Umformwerkzeugs
gegenüber dem starren Umformwerkzeug auch durch Schmieden verformt.
[0025] Die Umformung des Bauteils kann weiter verbessert werden, wenn jeder Querschnitt
des Bauteils um mehrere Umdrehungen tordiert wird.
[0026] Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die Temperatur des Bauteils während der Umformung
gemessen und das Bauteil entsprechend der Messungen temperiert wird. Auf diese Weise
ist eine zu jedem Zeitpunkt optimale Umformung des Bauteils möglich, da dieses dann
auf einer für die Umformung geeigneten Temperatur gehalten werden kann.
[0027] Nachfolgend sind Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung prinzipmäßig
dargestellt.
[0028] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine erste Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Umformung von Bauteilen
aus Metallwerkstoffen;
- Fig. 2
- eine vergrößerte Darstellung eines Teils der Vorrichtung aus Fig. 1;
- Fig. 3
- eine Prinzipdarstellung der Kraftverteilung in dem Hohlraum des drehbaren Umformwerkzeugs;
- Fig. 4
- eine erste Ausführungsform eines Rohlings zur Verarbeitung bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren;
- Fig. 5
- eine zweite Ausführungsform eines Rohlings zur Verarbeitung bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren; und
- Fig. 6
- eine alternative Ausführungsform der Vorrichtung aus Fig. 1.
[0029] Fig. 1 zeigt eine erste Ausführungsform einer Vorrichtung 1 zur Umformung von Bauteilen
2 aus Metallwerkstoffen. Als Metallwerkstoffe kommen die unterschiedlichsten Materialien
in Frage, wie beispielsweise Aluminiumwerkstoffe, Stahlwerkstoffe, Titanwerkstoffe
und ähnliches, sowie Legierungen aus verschiedenen Metallen bzw. bei solchen Legierungen
üblichen Zusatzstoffen.
[0030] Während in Fig. 1 die Vorrichtung 1 in größerem Umfang, d.h. mit einer größeren Anzahl
an zusätzlichen Bauteilen dargestellt ist, zeigt Fig. 2 eine vereinfachte Darstellung
der Vorrichtung 1 mit deren wichtigsten Bauteilen. Die Vorrichtung 1 weist wenigstens
ein starres Umformwerkzeug 3 auf, das wiederum einen Hohlraum 4 zur Aufnahme des Bauteils
2 aufweist. In der mit "x" bezeichneten Bewegungsrichtung des Bauteils 2, auf die
zu einem späteren Zeitpunkt noch näher eingegangen wird, ist nach dem starren Umformwerkzeug
3 ein um eine Längsachse 5 drehbares Umformwerkzeug 6 angeordnet. Das drehbare Umformwerkzeug
6, das sich an das starre Umformwerkzeug 3 anschließt, weist ebenfalls einen Hohlraum
7 zur Aufnahme des Bauteils 2 auf.
[0031] Im vorliegenden Fall schließt sich an das drehbare Umformwerkzeug 6 in Bewegungsrichtung
x des Bauteils 2 ein weiteres starres Umformwerkzeug 8 an, das ebenfalls einen Hohlraum
9 zur Aufnahme des Bauteils 2 aufweist. In Bewegungsrichtung x des Bauteils 2 ist
also das erste starre Umformwerkzeug 3 vor dem drehbaren Umformwerkzeug 6 und das
zweite starre Umformwerkzeug 8 in Bewegungsrichtung x des Bauteils 2 nach dem drehbaren
Umformwerkzeug 6 angeordnet. Die Hohlräume 4, 7 und 9 sind dabei koaxial zueinander
angeordnet.
[0032] Da das Bauteil 2 in seiner Bewegungsrichtung x zuerst in dem oberen starren Umformwerkzeug
3 und erst später in dem unteren, starren Umformwerkzeug 8 bearbeitet wird, wird das
starre Umformwerkzeug 3 zur besseren Unterscheidung nachfolgend als erstes starres
Umformwerkzeug 3 und das untere Umformwerkzeug als zweites starres Umformwerkzeug
8 bezeichnet. In Bewegungsrichtung x schließen sich an das zweite starre Umformwerkzeug
8 mehrere Auflageelemente an, denen jedoch keine größere Bedeutung zukommt.
[0033] Die Umformwerkzeuge 3, 6 und 8 sind zweiteilig ausgebildet und weisen jeweils ein
Innenteil 3a, 6a und 8a sowie ein das Innenteil 3a, 6a und 8a umgebendes Außenteil
3b, 6b und 8b auf. Die Innenteile 3a, 6a und 8a können aus einem anderen Material
bestehen als die Außenteile 3b, 6b, 8b. Zwischen dem Außenteil 3b des ersten starren
Umformwerkzeugs 3 und dem Außenteil 6b des drehbaren Umformwerkzeugs 6 ist im vorliegenden
Fall ein Lagerelement 10 angeordnet, das eine Abstützung des starren Umformwerkzeugs
3 an dem drehbaren Umformwerkzeug 6 bzw. umgekehrt bildet. In ähnlicher Weise ist
zwischen dem Außenteil 6b des drehbaren Umformwerkzeugs 6 und dem Außenteil 8b des
zweiten starren Umformwerkzeugs 8 ein Lagerelement 11 angeordnet, das ebenfalls eine
Abstützung des drehbaren Umformwerkzeugs 6 an dem starren Umformwerkzeug 8 bzw. umgekehrt
darstellt.
[0034] Des Weiteren weist die Vorrichtung 1 einen Druckstempel 12 auf, mit dem eine Kraft
auf das sich in wenigstens einem der Hohlräume 4, 7 und/oder 9 befindenden Bauteil
2 aufgebracht werden kann, um das Bauteil 2 in Längsrichtung durch die Umformwerkzeuge
3, 6 und 8 zu bewegen bzw. zu befördern. Hierbei bringt der Druckstempel 12 vorzugsweise
eine derartige Kraft auf das Bauteil 2 auf, dass dieses gegen die Innenwände des Hohlraums
4 des ersten starren Umformwerkzeugs 3 gepresst wird. Das Bauteil 2 wird also durch
den von dem Druckstempel 12 aufgebrachten hydrostatischen Druck in dem ersten starren
Umformwerkzeug 3 umgeformt. Durch den Druckstempel 12 wird vorzugsweise eine derartige
Kraft aufgebracht, dass das Bauteil 2 durch dieses Einpressen den Hohlraum 4 und gegebenenfalls
auch die Hohlräume 7 und 9 im Wesentlichen ausfüllt.
[0035] Eine zusätzliche Umformung des Bauteils 2 wird durch eine Rotation des drehbaren
Umformwerkzeugs 6 um seine Längsachse 5 erreicht. Da das Bauteil 2 an der inneren
Wandung des Hohlraums 7 des drehbaren Umformwerkzeugs 6 anliegt und weil zwischen
dem Bauteil 2 und der inneren Wandung des Hohlraums 7 eine hohe Reibung herrscht,
wird das Bauteil 2 bei der Drehung des drehbaren Umformwerkzeugs 6 um seine Längsachse
5 ebenfalls bewegt und, in Abhängigkeit des Winkels, um den das drehbare Umformwerkzeug
6 gedreht wird, tordiert bzw. durch Torsion umgeformt.
[0036] Mit der Vorrichtung 1 kann also ein Verfahren zur Umformung des Bauteils 2 durchgeführt
werden, bei dem dasselbe durch Verdrehen des drehbaren Umformwerkzeugs 6 und durch
Aufbringen einer Kraft durch den Druckstempel 12 gleichzeitig durch Torsion und hydrostatischen
Druck umgeformt wird. Der Winkel, um den das drehbare Umformwerkzeug 6 gedreht wird,
ist dabei beliebig. Je nach gewünschtem Umformgrad können auch mehrere Umdrehungen
des drehbaren Umformwerkzeugs 6 vorgesehen sein. Grundsätzlich ist die Anzahl der
Umdrehungen, um die das drehbare Umformwerkzeug 6 rotiert wird, beliebig und hängt
vom gewünschten Umformgrad ab.
[0037] Der Hohlraum 7 des drehbaren Umformwerkzeugs 6 weist in Bewegungsrichtung x des Bauteils
2 unterschiedlich große Querschnitte auf, wie dies in Fig. 2 deutlich zu erkennen
ist. Hierbei ist der größere Querschnitt des Hohlraums 7 in Bewegungsrichtung x des
Bauteils 2 nach dem kleineren Querschnitt des Hohlraums 7 angeordnet. Dies führt dazu,
dass die durch den Druckstempel 12 auf das Bauteil 2 aufgebrachte Kraft in mehrere
Komponenten aufgeteilt wird, wie dies in Fig. 3 anschaulich dargestellt ist. Im vorliegenden
Fall weist der Hohlraum 7 des drehbaren Umformwerkzeugs 6 die Form eines Kegelstumpfs
auf, der sich nach unten, d. h. in Bewegungsrichtung x des Bauteils 2, öffnet.
[0038] Im Einzelnen handelt es sich dabei um eine Druckkraft N des Bauteils 2 auf die innere
Wand des Hohlraums 7 des drehbaren Umformwerkzeugs 6, um eine horizontale Komponente
S der Druckkraft N, um eine vertikal nach oben gerichtete Komponente H der Druckkraft
N und um eine nach unten gerichtete Reibungskraft R des Bauteils 2 gegenüber der Wand
des Hohlraums 7 des Umformwerkzeugs 6. Durch die horizontale Komponente S der Druckkraft
N entsteht eine Reaktionskraft S
1 der Wand des Hohlraums 7. Des Weiteren entsteht durch die Druckkraft N eine Reaktionskraft
N
1 der Wand des Hohlraums 7 des drehbaren Umformwerkzeugs 6.
[0039] Da das Material des Bauteils 2 unter dem durch den Druckstempel 12 aufgebrachten
hydrostatischen Druck als eine sehr zähe Flüssigkeit betrachtet werden kann, gelten
für einen solchen Stoff bestimmte hydrostatische Gesetze. Deshalb gilt für die nach
unten gerichtete Reibungskraft R des Bauteils 2 gegen die innere Wand des Hohlraums
7: R = N
1 × f, wobei f der Reibungskoeffizient des Materials des Bauteils 2 gegenüber der inneren
Wand des Hohlraums 7 bei hohem Druck ist. Um die Reibungskraft R zu kompensieren,
wird die nach oben gerichtete Kraft H benötigt. Wenn die Beziehung
R ungefähr gleich H eingehalten wird, können auch bei Aufbringung einer sehr hohen Last auf das drehbare
Umformwerkzeug 6 schwere Lager vermieden werden. Auch wenn dieses Kräftegleichgewicht
nicht erreicht wird, ergibt sich zumindest eine erhebliche Entlastung der Lagerelemente
10 und 11. Diese Beziehung
R ungefähr gleich H wird dadurch eingehalten, dass der Hohlraum 7 wie oben beschrieben in Bewegungsrichtung
x des Bauteils 2 zunächst einen kleineren und in Bewegungsrichtung x anschließend
einen größeren Querschnitt aufweist.
[0040] Um die genannte Beziehung
R ungefähr gleich H möglichst exakt einzuhalten, entspricht der Tangens (tg) des Winkels α des Kegelstumpfs
des Hohlraums 7 des drehbaren Umformwerkzeugs 6 gegenüber der Längsachse 5 wenigstens
annähernd dem Reibungskoeffizienten f zwischen dem Bauteil 2 und der inneren Wand
des Hohlraums 7 des drehbaren Umformwerkzeugs 6. Für die Kraft H gilt also: H = tg
α × N. Da N = N
1 gilt, muss die folgende Bedingung berücksichtigt werden, um die Kraft R zu kompensieren:
R = H und N1 × f = tg α × N, woraus tg α = f folgt.
[0041] Der Reibungskoeffizient f ist zwar von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig,
seine Größe ist jedoch zumindest ungefähr bekannt und kann für ein konkretes Material
experimentell ermittelt werden. Um dennoch eventuell insbesondere zwischen dem drehbaren
Umformwerkzeug 6 und dem starren Umformwerkzeug 8 auftretende Kräfte zu kompensieren,
ist das Lagerelement 11 vorgesehen. Dieses muss jedoch, wie bereits erwähnt, erheblich
geringer dimensioniert werden, als dies bei bekannten Lösungen der Fall wäre. Aus
demselben Grund ist auch das Lagerelement 10 zwischen dem ersten starren Umformwerkzeug
3 und dem drehbaren Umformwerkzeug 6 vorgesehen, da auch hier gewisse Kräfte auftreten
können. Statt der Lagerelemente 10 und 11 können auch reibungsmindernde Einlagen oder
ähnliches zwischen dem ersten starren Umformwerkzeug 3 und dem drehbaren Umformwerkzeug
6 sowie zwischen dem drehbaren Umformwerkzeug 6 und dem zweiten starren Umformwerkzeug
8 vorgesehen sein.
[0042] Aus Fig. 2 geht des Weiteren hervor, dass auch der Hohlraum 9 des zweiten starren
Umformwerkzeugs 8 in Bewegungsrichtung x des Bauteils 2 unterschiedlich große Querschnitte
aufweist. Im Gegensatz zu dem Hohlraum 7 des drehbaren Umformwerkzeugs 6 ist jedoch
der kleinere Querschnitt des Hohlraums 9 in Bewegungsrichtung x des Bauteils 2 nach
dem größeren Querschnitt des Hohlraums 9 angeordnet. Ähnlich wie im Falle des Hohlraums
7 ist auch der Hohlraum 9 des zweiten starren Umformwerkzeugs 8 in Form eines Kegelstumpfs
ausgebildet. Statt der Kegelstumpfform der Hohlräume 7 und 9 ist auch eine andere
Form möglich, bei der der Querschnitt sich verändert, wie beispielsweise eine Pyramidenform.
Durch die über ihre Länge unterschiedlichen Querschnitte der Hohlräume 7 und 9 ergibt
sich eine weitere plastische Verformung der Bauteile 2.
[0043] Vorzugsweise ist der kleinere Durchmesser des Hohlraums 9 kleiner als der Durchmesser
des Hohlraums 4, so dass sich innerhalb der Vorrichtung 1 ein Druck aufbaut. Grundsätzlich
ist es auch möglich, den Austrittsquerschnitt aus dem Hohlraum 9 auf mehrere einzelne
Querschnitte zu verteilen. In diesem Fall ist es zu bevorzugen, wenn die Summe sämtlicher
Querschnitte kleiner ist als der Querschnitt des Hohlraums 4 des ersten starren Umformwerkzeugs
3.
[0044] Zusätzlich werden der Durchmesser von sämtlichen Hohlräumen 4, 7 und 9 sowie der
Winkel α der Hohlräume 7 und 9 sowie der Durchmesser der Austrittsöffnung an der Unterseite
des Hohlraums 9 des zweiten starren Umformwerkzeugs 8 so gewählt, dass ihr gemeinsamer
Widerstand groß genug ist, um das Bauteil 2 innerhalb der Vorrichtung 1 unter hohem
Druck tordieren zu lassen.
[0045] Bei dem mit der Vorrichtung 1 durchgeführten Verfahren zum Umformen des wenigstens
einen Bauteils 2 wird die Torsion des Bauteils 2 mittels des drehbaren Umformwerkzeugs
6 in einem kontinuierlichen Prozess durchgeführt. Die Zuführung des Rohmaterials zur
Bildung des Bauteils 2 kann diskontinuierlich, d. h. zum Beispiel in Form einzelner
Rohteile, erfolgen. In diesem Fall ergibt sich durch die Torsion der im Prozess aufeinanderfolgenden
Rohteile eine Reibverschweißung, so dass das letztendlich hergestellte Produkt, das
insbesondere ein weiterverarbeitbares Halbzeug darstellt, dennoch ein kontinuierliches
Bauteil 2 ist. Die mit der Vorrichtung 1 hergestellten Halbzeuge können beispielsweise
für hochfestes Konstruktionswalzmaterial, hochfeste kaltgezogene Drähte und ähnlichem
weiterverarbeitet werden. Des Weiteren können Halbzeuge aus ferromagnetischen Materialien
zur Herstellung von Walzblechen und Bandgütern für die Elektroindustrie hergestellt
werden. Auch im Flugzeugund Automobilbau sowie in der Energiewirtschaft können die
durch das Verfahren hergestellten Halbzeuge verwendet werden.
[0046] Alternativ kann die Zuführung des Rohmaterials zur Bildung des Bauteils 2 auch kontinuierlich
erfolgen. Beispielsweise kann eine Zuführleitung in den Hohlraum 4 vorgesehen sein,
durch welche dann auch Pulver, Späne oder andere lose Rohmaterialien eingegeben werden
können, um mittels des hydrostatischen Drucks und anschließender Torsion das Bauteil
2 als Halbzeug herzustellen. Auch Kombinationen dieser Zuführungsarten sind möglich.
[0047] Grundsätzlich können als Rohmaterialien für das Bauteil 2 metallische Pulver, beispielsweise
aus Schnellarbeitsstahl, amorphem Pulver oder Granulat, Bänder, beispielsweise auch
Bänder aus Hartmagnetlegierungen auf Seltenerdenbasis, die durch Schnellabschreckverfahren
hergestellt sind, oder auch Abfälle, wie beispielsweise Stanzabfälle, eingesetzt werden.
[0048] In Fig. 4 ist eine beispielhafte Form eines Rohmaterials 2a dargestellt, das zu Beginn
des Prozesses in die Hohlräume 7 und 9 der Umformwerkzeuge 6 und 8 eingelegt wird.
Dieses Rohmaterial 2a ist im Wesentlichen an die Form der Hohlräume 7 und 9 angepasst,
so dass sichergestellt ist, dass auch zu Beginn des Prozesses die Hohlräume 7 und
9 ausgefüllt sind. Die nachfolgend zugeführten Rohmaterialien können dann eine zylindrische
Form aufweisen, wie beispielsweise in Fig. 5 dargestellt und mit dem Bezugszeichen
2b bezeichnet. Fig. 4 zeigt also einen profilierten Ausgangsrohling 2a, wohingegen
Fig. 5 einen zylindrischen Ausgangsrohling 2b zeigt.
[0049] Nach dem Einlegen des profilierten Ausgangsrohlings 2a von Fig. 4 wird der zylindrische
Ausgangsrohling 2b von Fig. 5 auf den profilierten Ausgangsrohling 2a gestellt und
die beiden Rohlinge 2a und 2b werden mittels des Druckstempels 12 zusammengespannt,
bis sie dicht in die Hohlräume 4, 7 und gegebenenfalls 9 eingepresst sind. Erst anschließend
wird das drehbare Umformwerkzeug 6 rotiert. Aufgrund der Reibung zwischen der Oberfläche
der Rohlinge 2a und 2b und der Innenwand der Hohlräume 4, 7 und gegebenenfalls 9 wird
das Drehmoment des drehbaren Umformwerkzeugs 6 auf die Rohlinge 2a und 2b übertragen.
So lange die Vorrichtung 1 kontinuierlich produziert, ist es nicht erforderlich, ein
weiteres Rohteil 2a einzulegen, sondern es müssen lediglich noch zylindrische Rohteile
2b eingelegt werden, da dann ja sämtliche Hohlräume 4, 7 und 9 ausgefüllt sind.
[0050] Wie bereits oben erwähnt ist Fig. 1 eine detailliertere Darstellung der Vorrichtung
1, bei der auch zusätzliche Bauteile zu erkennen sind. So ist in Fig. 1 zusätzlich
zu den bereits in Fig. 2 dargestellten Bauteilen eine Schlageinrichtung 13 dargestellt,
die auf den Druckstempel 12 wirkt und mit der in bestimmten zeitlichen Abständen eine
Schlagkraft auf den Druckstempel 12 aufgebracht werden kann, um zusätzlich zu der
Umformung des Bauteils 2 mittels hydrostatischem Druck und Torsion auch eine Umformung
mittels Schmieden zu erreichen. Die Schlageinrichtung 13 weist im vorliegenden Fall
einen Hydrohammer 14 auf, der wiederum einen Schläger 15 aufweist, der über eine Druckstempelhalterung
16 auf den Druckstempel 12 schlägt.
[0051] Bei der Durchführung des Verfahrens wird vorzugsweise wenn das obere Ende des Bauteils
2 bis zu der Trennebene zwischen dem ersten starren Umformwerkzeug 3 und dem drehbaren
Umformwerkzeug 6 geschoben wurde, der Druckstempel 12 nach oben angehoben und es wird
ein neues Bauteil 2 in den Hohlraum 4 des ersten starren Umformwerkzeugs 3 eingelegt.
Die Zuführung erfolgt in diesem Fall also diskontinuierlich, wie oben kurz angedeutet.
[0052] Während des Durchgangs der Bauteile 2 durch den Anschluss zwischen dem ersten starren
Umformwerkzeug 3 und dem drehbaren Umformwerkzeug 6 wird auch die körnige Mikrostruktur
des jeweiligen Bauteils 2 dank der Torsion, dem hydrostatischen Druck und gegebenenfalls
dem Schmieden zerkleinert. Eine weitere Umformung des Bauteils 2 ergibt sich beim
Durchgang durch den Bereich zwischen dem drehbaren Umformwerkzeug 6 und dem zweiten
starren Umformwerkzeug 8. Das sich letztendlich ergebende Bauteil 2 weist dadurch
ein dichtes und homogenes Gefüge auf. Dem zweiten starren Umformwerkzeug 8 kann ein
weiteres Umformwerkzeug im Sinne eines Strangpresswerkzeugs nachgeschaltet werden,
das dem Bauteil 2 einen beliebigen Querschnitt verleiht. Beispielsweise können quadratische,
kreisförmige, ellipsenförmige, sechseckige und ähnliche Profile hergestellt werden.
[0053] Durch die hohe Schlagenergie des Hydrohammers 14, die beispielsweise zwischen 200
J und 25 kJ liegen kann, sowie einer Schlagfrequenz von bis zu 40 Hz ist es möglich,
die während der Torsionsverarbeitung durch das drehbare Umformwerkzeug 6 entstehenden
Reibungskräfte zu überwinden, so dass das Bauteil 2 durch sämtliche Hohlräume 4, 7
und 9 schrittweise durchgeschoben werden kann.
[0054] Dabei wird mit dem Schlag des Schlägers 15 des Hydrohammers 14 die Druckstempelhalterung
16, der Druckstempel 12 und das Bauteil 2 nach unten verschoben. Da das Außenteil
3b des ersten starren Umformwerkzeug 3 mittels zweier Platten 17 an einer Säule 18
gelagert ist, ist dabei die Verschiebung des drehbaren Umformwerkzeugs 6 relativ klein,
da die Platten 17 sowie das starre Umformwerkzeug 8, das ebenfalls mittels zweier
Platten 19 an der Säule 18 gelagert ist, sich dieser Verschiebung entgegensetzen.
Aus diesem Grund wird das Bauteil 2 stärker als das drehbare Umformwerkzeug 6 verschoben.
Die Verschiebung des Bauteils 2 durch die Einwirkung der Schlageinrichtung 13 hängt
von der Reibungskraft, der Spannkraft des Bauteils 2, der Schlagenergie und der Steifigkeit
der gesamten Vorrichtung 1 ab. Eine beispielhafte Verschiebung des Bauteils 2 durch
einen Schlag der Schlageinrichtung 13 kann 0,01 bis 0,5 mm betragen. Dadurch ergibt
sich bei einer angenommenen Schlagfrequenz von 10 Hz die Geschwindigkeit der Verschiebung
des Bauteils 2 von 0,1 bis 5 mm/s. Durch diesen verhältnismäßig langsamen Vorschub
des Bauteils 2 durch die Torsions-Umformzonen wird ein ausreichender Umformgrad erzielt.
Die Höhe der Umformzone zwischen dem ersten starren Umformwerkzeug 3 und dem drehbaren
Umformwerkzeug 6 einerseits und zwischen dem drehbaren Umformwerkzeug 6 und dem zweiten
starren Umformwerkzeug 8 kann beispielsweise 1 cm betragen. Da die Dauer eines Schlags,
d. h. die Einwirkung der Schlageinrichtung 13 auf den Druckstempel 12, sehr kurz ist
und nur einige Millisekunden beträgt, wird die Rotation des drehbaren Umformwerkzeugs
6 praktisch nicht unterbrochen.
[0055] Durch die Schlageinrichtung 13 und das mit derselben durchgeführte Schmieden des
Bauteils 2 werden durch die Torsion mittels des drehbaren Umformwerkzeugs 6 in dem
Bauteil 2 entstehende Mikrorisse geheilt. Diese Mikrorisse können bei der massiven
plastischen Umformung von Materialien mit geringer Duktilität entstehen und würden
ansonsten die Qualität des mit der Vorrichtung 1 hergestellten Halbzeugs vermindern.
Dadurch, dass das Schmieden diese Mikrorisse heilt, kann auf die ansonsten notwendige
Anwendung hoher Temperaturen verzichtet werden. Die Zeitspanne zwischen der Bildung
des Mikrorisses und dem diesen heilenden Schlag durch die Schlageinrichtung 13 beträgt
bei einer Schlagfrequenz von 20 Hz lediglich 0,05 s. Durch den hydrostatischen Druck,
der durch den Druckstempel 12 auf das Bauteil 2 ausgeübt wird, wird ein vollständiges
Reißen des Bauteils 2 aufgrund der Torsion vermieden.
[0056] Durch die starke plastische Verformung und die durch die Schlageinrichtung 13 zusätzlich
aufgebrachte Schlagbelastung wird in der engen Kontaktzone zwischen zwei aufeinanderfolgenden
Bauteilen 2 Wärme erzeugt. Durch die Zusammenwirkung der Torsion und der sich dadurch
ergebenden starken Scherverformung unter hohem hydrostatischem Druck und der sich
ergebenden Wärme werden die aufeinanderfolgenden Bauteile 2 miteinander verschweißt.
Durch Variation der mechanischen Auswirkungen des Scherungsgrads und der Scherungsrate
sowie der Schlagbelastung wird die Temperatur des Prozesses begrenzt.
[0057] Da bei der massiven plastischen Verformung bis zu 95 % der Verformungsenergie in
Wärme umgewandelt wird, ergibt sich eine Begrenzung der Verformungsrate durch die
Rate der Wärmeleitung von dem Bauteil 2 zu dem jeweiligen Umformwerkzeug 3, 6 oder
8 und zu einer möglicherweise eingesetzten Kühlflüssigkeit. Vorzugsweise sollte die
Temperatur des Bauteils 2 während der Bearbeitung unterhalb der Rekristallisationstemperatur
des Materials des Bauteils 2 gehalten werden. Aus diesem Grund kann eine Temperierung
der Vorrichtung 1 erforderlich sein. Im Zuge einer solchen Temperierung kann auch
vorgesehen sein, die Temperatur des Bauteils 2 während der Umformung zu messen und
das Bauteil 2 entsprechend der Messungen zu temperieren, insbesondere zu kühlen. Eine
entsprechende Temperaturmesseinrichtung ist in den Figuren nicht dargestellt. Möglicherweise
ist auch eine Temperierung der Rohteile 2a bzw. 2b vor dem Eingeben derselben in die
Vorrichtung 1 sinnvoll. Auch nach der Umformung kann ein Kühlen des mittels der Vorrichtung
1 hergestellten Halbzeugs erfolgen. Beispielsweise kann zur Kühlung flüssiger Stickstoff
eingesetzt werden. Bei bestimmten Materialien kann es auch erforderlich sein, das
Bauteil 2 zu heizen, um eine bessere Umformung zu erreichen.
[0058] Zum Antrieb des drehbaren Umformwerkzeugs 6 ist eine Antriebseinrichtung 20 vorgesehen,
die im vorliegenden Fall einen Elektromotor 21 und ein Schneckengetriebe 22 aufweist.
Das Schneckengetriebe 22 kann beispielsweise eine von dem Elektromotor 21 angetriebene
Schnecke 23 und ein das drehbare Umformwerkzeug 6 antreibendes Schneckenrad 24 aufweisen.
Selbstverständlich sind auch andere Ausführungsformen der Antriebseinrichtung 20 denkbar.
Beispielsweise kann die Antriebseinrichtung 20 auch ein Zahnradgetriebe, ein Kettenantrieb
oder ähnliches aufweisen.
[0059] Die Höhe der Spalte zwischen dem ersten starren Umformwerkzeug 3 und dem drehbaren
Umformwerkzeug 6 sowie zwischen dem drehbaren Umformwerkzeug 6 und dem zweiten starren
Umformwerkzeug 8 können mittels zweier Verstellscheiben 25 verstellt werden.
[0060] Fig. 6 zeigt eine weitere Ausführungsform der Vorrichtung 1, bei der zusätzlich zu
dem ersten starren Umformwerkzeug 3, dem drehbaren Umformwerkzeug 6 und dem zweiten
starren Umformwerkzeug 8 noch ein zweites drehbares Umformwerkzeug 26 und ein drittes
starres Umformwerkzeug 27 vorgesehen sind. Das zweite drehbare Umformwerkzeug 26 weist
einen Hohlraum 28 auf, der analog zu dem Hohlraum 7 des ersten drehbaren Umformwerkzeugs
6 ausgeführt sein kann, d. h. der zwei unterschiedlich große Querschnitte aufweist,
wobei der größere Querschnitt des Hohlraums 28 in Bewegungsrichtung x des Bauteils
2 nach dem kleineren Querschnitt des Hohlraums 28 angeordnet ist. Vorzugsweise weist
der Hohlraum 28 ebenfalls eine Kegelstumpfform auf. Das dritte starre Umformwerkzeug
27 weist einen Hohlraum 29 auf, der im Wesentlichen dem Hohlraum 9 des zweiten starren
Umformwerkzeugs 8 entspricht, d. h. dessen Querschnitt unterschiedlich groß ist, wobei
der kleinere Querschnitt des Hohlraums 29 in Bewegungsrichtung x des Bauteils 2 nach
dem größeren Querschnitt des Hohlraums 29 angeordnet ist. Wiederum ist der Hohlraum
29 vorzugsweise in Form eines Kegelstumpfs ausgebildet, analog dem Hohlraum 9 des
zweiten starren Umformwerkzeugs 8. Das drehbare Umformwerkzeug 26 weist eine Antriebseinrichtung
30 auf, die ähnlich zu der oben beschriebenen Antriebseinrichtung 20 ausgebildet sein
kann.
[0061] Grundsätzlich kann auch eine größere Anzahl von um die Längsachse 5 drehbarer Umformwerkzeuge
vorgesehen sein, wobei jeweils zwischen zwei drehbaren Umformwerkzeugen ein starres
Umformwerkzeug angeordnet ist. Dabei können die drehbaren Umformwerkzeuge in einer
Richtung oder in Gegenrichtungen rotieren. Der Einsatz mehrerer drehbarer Umformwerkzeuge,
wie beispielsweise der drehbaren Umformwerkzeuge 6 und 26, ist insbesondere bei der
Verarbeitung von Bauteilen 2 mit sehr großem Durchmesser zu bevorzugen, da das Bauteil
2 eine größere Anzahl an Ebenen passiert, in denen derselbe tordiert wird. Diese wiederholte
Torsion ist für das Homogenisieren des Gefüges und für die Erhöhung der Dichte des
Bauteils 2 zusammen mit der plastischen Verformung in den Umformwerkzeugen 3, 6, 8,
26 und 27 sehr vorteilhaft.
[0062] Des Weiteren ist es bei der Vorrichtung 1 gemäß Fig. 6 auch möglich, die Bauteile
2 mit einer höheren Geschwindigkeit durch die Hohlräume 4, 7, 9, 28 und 29 der Umformwerkzeuge
3, 6, 8, 26 und 27 zu schieben.
[0063] Da der Winkel α auch von dem Material des Bauteils 2 abhängt, können das drehbare
Umformwerkzeug 6 und gegebenenfalls auch das drehbare Umformwerkzeug 26 sowie weitere
mögliche drehbare Umformwerkzeuge austauschbar ausgeführt sein.
[0064] Bei der oben beschriebenen Vorrichtung 1 und dem damit durchgeführten Verfahren zur
Umformung der Bauteile 2 sind die Parameter aller mechanischen Einwirkungen auf das
Bauteil 2 bzw. die Rohlinge 2a und 2b, wie zum Beispiel Druck, Rotationsgeschwindigkeit
des drehbaren Umformwerkzeugs 6 und gegebenenfalls des drehbaren Umformwerkzeugs 26,
sowie Schlagenergie und Schlagfrequenz der Schlageinrichtung 13, unabhängig voneinander
verstellbar. Dadurch kann die Bearbeitung von Bauteilen 2 aus unterschiedlichen Materialien
optimal eingestellt werden. Der Durchmesser der Bauteile 2 ist dabei im Wesentlichen
nur durch die Festigkeit der Umformwerkzeuge 3, 6 und gegebenenfalls 8, 26 und 27
begrenzt.
1. Vorrichtung (1) zur Umformung von Bauteilen (2) aus Metallwerkstoffen, mit wenigstens
einem starren, einen Hohlraum (4) zur Aufnahme des Bauteils (2) aufweisenden Umformwerkzeug
(3), mit wenigstens einem um eine Längsachse (5) drehbaren, einen Hohlraum (7) zur
Aufnahme des Bauteils (2) aufweisenden, sich an das starre Umformwerkzeug (3) anschließenden
Umformwerkzeug (6) zur Verformung des Bauteils (2) mittels Torsion und mit einem Druckstempel
(12) zum Aufbringen einer Kraft auf das sich in wenigstens einem der Hohlräume (4,7)
befindende Bauteil (2), um das Bauteil (2) in Längsrichtung (x) durch die Umformwerkzeuge
(3,6) zu befördern,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Hohlraum (7) des wenigstens einen um eine Längsachse (5) drehbaren Umformwerkzeugs
(6) in Bewegungsrichtung (x) des Bauteils (2) unterschiedlich große Querschnitte aufweist,
wobei der größere Querschnitt des Hohlraums (7) in Bewegungsrichtung (x) des Bauteils
(2) nach dem kleineren Querschnitt des Hohlraums (7) angeordnet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Hohlraum (7) des wenigstens einen um eine Längsachse (5) drehbaren Umformwerkzeugs
(6) in Form eines Kegelstumpfs ausgebildet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens zwei starre Umformwerkzeuge (3,8) vorgesehen sind, wobei eines der starren
Umformwerkzeuge (3) in Bewegungsrichtung (x) des Bauteils (2) vor dem drehbaren Umformwerkzeug
(6) angeordnet ist, und wobei das andere starre Umformwerkzeug (8) in Bewegungsrichtung
(x) des Bauteils (2) nach dem drehbaren Umformwerkzeug (6) angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Hohlraum (9) des in Bewegungsrichtung (x) des Bauteils (2) nach dem drehbaren
Umformwerkzeug (6) angeordneten starren Umformwerkzeugs (8) in Bewegungsrichtung (x)
des Bauteils (2) unterschiedlich große Querschnitte aufweist, wobei der kleinere Querschnitt
des Hohlraums (9) in Bewegungsrichtung (x) des Bauteils (2) nach dem größeren Querschnitt
des Hohlraums (9) angeordnet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Hohlraum (9) des in Bewegungsrichtung (x) des Bauteils (2) nach dem drehbaren
Umformwerkzeug (6) angeordneten starren Umformwerkzeugs (8) in Form eines Kegelstumpfs
ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
gekennzeichnet durch
eine auf den Druckstempel (12) wirkende Schlageinrichtung (13).
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Tangens des Winkels (α) des Kegelstumpfs des Hohlraums (7) des um eine Längsachse
(5) drehbaren Umformwerkzeugs (6) gegenüber der Längsachse (5) wenigstens annähernd
dem Reibungskoeffizienten zwischen dem Bauteil (2) und dem drehbaren Umformwerkzeug
(6) entspricht.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
mehrere um eine Längsachse (5) drehbare Umformwerkzeuge (6,26) vorgesehen sind, wobei
zwischen jeweils zwei drehbaren Umformwerkzeugen (6,26) ein starres Umformwerkzeug
(3,8,27) angeordnet ist.
9. Verfahren zur Umformung von Bauteilen (2) aus Metallwerkstoffen, wobei ein Bauteil
(2) durch Verdrehen eines um eine Längsachse (5) drehbaren, einen Hohlraum (7) zur
Aufnahme des Bauteils (2) aufweisenden Umformwerkzeugs (6) gegenüber einem starren,
einen Hohlraum (4) zur Aufnahme des Bauteils (2) aufweisenden Umformwerkzeugs (3)
mittels Torsion umgeformt wird, und wobei mittels eines Druckstempels (12) eine Kraft
zur Beförderung des Bauteils (2) in Längsrichtung durch die Umformwerkzeuge (3,6)
auf das Bauteil (2) aufgebracht wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Torsion des Bauteils (2) mittels des um eine Längsachse (5) drehbaren Umformwerkzeugs
(6) in einem kontinuierlichen Prozess durchgeführt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zuführung des Rohmaterials (2a,2b) zur Bildung des Bauteils (2) diskontinuierlich
erfolgt, wobei durch die Torsion eine Reibverschweißung aufeinanderfolgender Rohmaterialien
zu einem kontinuierlichen Bauteil (2) erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zuführung des Rohmaterials (2a,2b) zur Bildung des Bauteils (2) kontinuierlich
erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 9, 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
durch den Druckstempel (12) eine derartige Kraft aufgebracht wird, dass das Bauteil
(2) so in den Hohlraum (4) des starren Umformwerkzeugs (3) eingepresst wird, dass
der Hohlraum (4) im Wesentlichen ausgefüllt ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
auf den Druckstempel (12) in bestimmten zeitlichen Abständen eine Schlagkraft aufgebracht
wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
jeder Querschnitt des Bauteils (2) um mehrere Umdrehungen tordiert wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Temperatur des Bauteils (2) während der Umformung gemessen und das Bauteil (2)
entsprechend der Messungen temperiert wird.