[0001] Vorliegende Erfindung betrifft eine Dichtung für Rakeleinrichtungen von Druckmaschinen.
[0002] Druckmaschinen umfassen Anilox-Farbwerke und Lackierwerke mit Rasterwalzen und kooperierenden
Rakeleinrichtungen, wie Kammerrakeln mit zwei Rakelmessern (Arbeitsrakel, Schließrakel)
und Rakelfarbkästen mit nur einem Rakelmesser (Arbeitsrakel). Eine solche Rakeleinrichtung
hat an ihren beiden Enden jeweils eine gummielastische Dichtung, welche an der Rasterwalze
und dem oder jedem Rakelmesser anliegt.
[0003] Der Kontaktbereich zwischen Dichtung und Rakelmesser ist bei Bewegungen des Rakelmessers
relativ zur Dichtung anfällig für Leckage. Solche Bewegungen führt das Rakelmesser
beispielsweise aus, wenn es an die Rasterwalze angestellt und dabei gebogen wird.
[0004] US20090193990A1 ist eine Dichtung für eine Kammerrakel beschrieben. Die Dichtung hat an ihren beiden
Enden jeweils einen Messerkontaktabschnitt. Die Dichtung liegt im Bereich des einen
Messerkontaktabschnitts an der Arbeitsrakel und im Bereich des anderen Messerkontaktabschnitts
an der Schließrakel an. Zwischen den beiden Messerkontaktabschnitten befindet sich
ein Walzenkontaktabschnitt, in dessen Bereich die Dichtung an der Rasterwalze anliegt.
[0005] Gemäß des o. g. Standes der Technik wird zur Lösung des Leckage-Problems vorgeschlagen,
die Dichtung in jedem Messerkontaktabschnitt mit einem Paar vorspringender Flügel
zu versehen, die eine erhöhte Nachgiebigkeit oder Elastizität bewirken und dadurch
den Bewegungen des Rakelmessers besser folgen. Die Flügel sind auf der Vorderseite
angeordnet, mit welcher der Messerkontaktabschnitt an dem Rakelmesser anliegt. Die
Flügel sind aber verschleißanfällig und durch ihren Abrieb verkürzt sich die Standzeit
und tritt wieder Leckage auf.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine bezüglich sowohl Leckage als auch
Verschleiß wenig anfällige Dichtung zu schaffen.
[0007] Diese Aufgabe wird durch eine Dichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Die erfindungsgemäße Dichtung für Rakeleinrichtungen von Druckmaschinen hat in ihrem
Messerkontaktabschnitt eine an dem Rakelmesser anliegende Vorderseite und eine Rückseite,
welche weicher, elastischer oder nachgiebiger als die Vorderseite ist.
[0008] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es nicht zweckmäßig ist, die erhöhte
Nachgiebigkeit oder Elastizität des Messerkontaktabschnitts dessen Vorderseite zuzuordnen,
und dass vielmehr das Gegenteil vorteilhaft ist, nämlich, die erhöhte Nachgiebigkeit
oder Elastizität des Messerkontaktabschnitts der Rückseite zuzuordnen. Dadurch bleibt
die Formstabilität der Vorderseite erhalten, was sich verschleißmindernd auswirkt.
Die Rückseite bildet eine Federung, durch welche die Dichtung im Bereich ihres Messerkontaktabschnitts
in sicherem Kontakt mit dem Rakelmesser gehalten wird, wodurch Leckage verhindert
wird. Die in der Rakeleinrichtung bevorratete Flüssigkeit, z. B. Druckfarbe oder Drucklack,
kann im Bereich des Messerkontaktabschnitts nicht zwischen der Dichtung und dem Rakelmesser
hindurch aus der Rakeleinrichtung austreten.
[0009] Die erfindungsgemäße Dichtung ist gegenüber Wechselbelastungen unempfindlich, die
mit dem Anstellen und dem Abstellen der Rakeleinrichtung an die und von der Rasterwalze
einhergehen. In der Praxis werden Rakelfarbkästen häufiger als Kammerrakeln an- und
abgestellt, da die Rakelfarbkästen dafür bauartbedingt besser geeignet sind, weil
sie im Gegensatz zu Kammerrakeln vor dem Abstellen nicht leergepumpt werden müssen.
Vor diesem Hintergrund ist die erfindungsgemäße Dichtung besonders gut für ihren Einsatz
in Rakelfarbkästen geeignet.
[0010] Zur Erfindung gehört auch eine mit zwei erfindungsgemäßen Dichtungen ausgestattete
Rakeleinrichtung, insbesondere ein Rakelfarbkasten.
[0011] Konstruktiv und funktionell vorteilhafte Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Dichtung
sind in den Unteransprüchen genannt und ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels und der zugehörigen Zeichnung, in welcher zeigt:
- Fig. 1
- die Seitenansicht einer Rasterwalze und einer Rakeleinrichtung,
- Fig. 2
- die Draufsicht auf die Rasterwalze und die Rakeleinrichtung aus Figur 1,
- Fig. 3
- eine Dichtung der Rakeleinrichtung aus den Figuren 1 und 2,
- Fig. 4
- die Dichtung aus Fig. 3 in einer anderen Perspektive und
- Fig. 5
- die Einzeldarstellung einer Seitenwand der Rakeleinrichtung aus den Figuren 1 und
2.
[0012] Figur 1 zeigt ausschnittsweise eine Druckmaschine 1 für den litho- oder planografischen
Offsetdruck auf Bogen. In dem Ausschnitt dargestellt ist ein Anilox-Farbwerk mit einer
Rasterwalze 2 und einer Rakeleinrichtung 3. Die Rakeleinrichtung 3 hat einen konkaven
Boden 4, eine schwenkbare Rückwand 5, zwei Seitenwände 6 und ein einziges Rakelmesser
7, das an dem Boden 4 festgeklemmt ist und im Druckbetrieb als Arbeitsrakel an die
Rasterwalze 2 negativ angestellt ist. Die Rakeleinrichtung 3 ist keine Kammerrakel,
sondern ein davon verschiedener Rakelfarbkasten. Die Rakeleinrichtung 3 hat eine Vorratskammer
8 (siehe Figur 2), die von dem Boden 4, von der Rückwand 5 und an den lateralen Enden
der Rakeleinrichtung 3 von den Seitenwänden 6 begrenzt wird. Die Vorratskammer 8 ist
über ihre oberseitige Nachfüllöffnung zur Umgebung hin offen. In der Vorratskammer
8 wird die der Rasterwalze 2 mittels der Rakeleinrichtung 3 zuzuführende Flüssigkeit
- die Farbe - bevorratet. Dieser Flüssigkeitsvorrat ist aus Gründen besserer Übersichtlichkeit
zeichnerisch nicht mit dargestellt.
[0013] Die Rückwand 5 ist zum Rakelmesser 5 hin schwenkbar, um durch Verdrängung des Flüssigkeitsvorrats
dessen Pegel für den Druckbetrieb auf eine Höhe oberhalb einer an der Rasterwalze
2 anliegende Schneide des Rakelmessers 7 anzuheben, und von dem Rakelmesser 7 weg
in die zeichnerisch dargestellte Position zurück schwenkbar, um den Pegel für Wartungs-
oder Rüstarbeiten, die ein Abstellen der Rakeleinrichtung 3 von der Rasterwalze 2
erfordern - wie Farbwechsel -, auf eine Höhe unterhalb der Schneide abzusenken.
[0014] Figur 2 zeigt, dass sich eine der Seitenwände 6 auf der Bedienungsseite der Druckmaschine
1 und die andere Seitenwand auf der Antriebsseite befindet. Die beiden sich miteinander
parallel erstreckenden und relativ zur Rotationsachse der Rasterwalze 2 senkrecht
erstreckenden Seitenwände 6 tragen jeweils eine gummielastische Dichtung 9 aus Kunststoff,
wie Polyurethan, die über eine leicht lösbare Steckverbindung mit der jeweiligen Seitenwand
verbunden ist. Beim Anstellen der gesamten Rakeleinrichtung 3 an die Rasterwalze 2
werden das Rakelmesser 7 und die beiden Dichtungen 9 jeweils in Kontakt mit der Rasterwalze
2 gebracht. Im Druckbetrieb liegen die Schneide des Rakelmessers 7 und Lippen 10 (siehe
Figur 4) der Dichtungen 9 an der Umfangsfläche der Rasterwalze 2 an, wobei die Dichtungen
9 in einem zwischen zwei endseitigen Schmitzringen 11 der Rasterwalze 2 liegenden
Längsabschnitt der Rasterwalze 2 an dieser unmittelbar neben den Schmitzringen 11
anliegen.
[0015] Die beiden Dichtungen 9 sind Gleichteile, was fertigungstechnisch vorteilhaft ist,
und jede von ihnen ist sowohl mit der antriebsseitigen Seitenwand 6 als auch mit der
bedienungsseitigen Seitenwand 6 kompatibel.
[0016] Figur 3 zeigt eine der Dichtungen 9 in räumlicher Darstellung. Eine verwendungsgemäß
der Seitenwand 6 zugewandte Fläche der Dichtung 9 verläuft in Längsrichtung der Dichtung
9 konvex und ist mit einer ebenfalls in diese Längsrichtung verlaufenden Stecknut
12 versehen, die sich fast über die gesamt Länge der Dichtung 9 erstreckt. Die Stecknut
12 dient zum Aufstecken der Dichtung 9 auf die Seitenwand 6 und kann auch als Befestigungsnut
bezeichnet werden.
[0017] Bekanntermaßen sind enge Vertiefungen, wie Nuten, schwer reinigbar, z. B., weil der
Bediener mit dem Putzlappen in die Vertiefung kaum hineinkommt. Im Falle der Stecknut
12 ist dies aber kein Nachteil, weil eine gründliche Reinigung der Dichtung 9 gar
nicht erforderlich ist, da die Dichtung 9 als ein Wegwerfteil konzipiert ist. Falls
die Stecknut 12 durch in diese hineingelangte Druckfarbe verunreinigt ist, durch welche
eine andere Druckfarbe des Folgeauftrags verschmutzt werden könnte, braucht keine
aufwändige Reinigung der Dichtung 9 erfolgen und kann diese einfach durch eine saubere
neue Dichtung ersetzt werden.
[0018] Der komplementäre Vorsprung oder die komplementären Vorsprünge (siehe Figur 5: Steckstege
13), welche beim Aufstecken der Dichtung 9 auf die Seitenwand 6 in die Stecknut 12
passgenau eingreifen, sind nach dem Entfernen der Dichtung 9 von der Seitenwand 6
sehr einfach mittels eines Putzlappens, einer Bürste oder dergl. reinigbar, weil die
außenliegenden Eckwinkel des Vorsprungs oder der Vorsprünge im Gegensatz zu den innenliegenden
Eckwinkeln einer Nut sehr gut zugänglich sind.
[0019] Das obere Ende und das untere Ende der Dichtung 9 sind unterschiedlich konturiert,
das obere Ende ist stumpf und das untere Ende hat eine keilförmige Spitze 14. Das
obere Ende bildet eine Anlagefläche 15, mit welcher die Dichtung 9 bei ihrem korrekten
Sitz auf der Seitenwand 6 an einem Anschlag 16 (siehe Figuren 1 und 5) anliegt, der
an der Seitenwand 6 angeordnet ist und ein Verschieben der Dichtung 9 von dem Rakelmesser
7 weg blockiert. Das untere Ende bildet einen Messerkontaktabschnitt 20, in dessen
Bereich das Rakelmesser 7 und die Dichtung 9 aneinander anliegen.
[0020] Der Messerkontaktabschnitt 20 hat eine Vorderseite 17 und eine Rückseite 18, die
in einer Kante 19 der Spitze 14 zusammenlaufen. Die Vorderseite 17 befindet sich auf
derselben Seite der Dichtung 9 wie die Lippen 10 (siehe Figur 4). Die Rückseite 18
befindet sich auf derselben Seite der Dichtung 9 wie die Stecknut 12. Mit der Stecknut
12 fluchtend ist zwischen dieser und der Kante 19 eine erste Ausnehmung oder erste
Tasche 21 in jene gekrümmte Fläche der Dichtung 9 eingebracht, in welche auch die
Stecknut 12 eingebracht ist. Die erste Tasche 21 ist breiter als die Stecknut 12 und
tiefer als eine zweite Ausnehmung oder zweite Tasche 22 (siehe Figur 4), die zwischen
den Lippen 10 und der Kante 19 in die Dichtung 9 eingebracht ist. Um die erste Tasche
21 herum ist nur ein dünner Stegrahmen aus dem Kunststoff stehengeblieben und um die
zweite Tasche 22 herum ist ebenfalls nur ein dünner Stegrahmen aus dem Material der
Dichtung 9 stehengeblieben. Bestandteil des Stegrahmens um die erste Tasche 21 ist
eine gemeinsame Trennwand der Stecknut 12 und der ersten Tasche 21. Der Stegrahmen
um die zweite Tasche 22 ist im zwischen den Lippen 10 liegenden Bereich offen und
hat somit eine im Wesentlichen U-förmige Gestalt.
[0021] Durch die aufeinander abgestimmte Dimensionierung der Taschen 21, 22 ist sichergestellt,
dass die Rückseite 18 mit der ersten Tasche 21 bei Druck auf den Messerkontaktabschnitt
20 oder dessen Vorderseite 17 durch das daran anliegende Rakelmesser 7 weicher, nachgiebiger
oder elastischer reagiert als die demgegenüber formstabilere Vorderseite 17 mit der
zweiten Tasche 22. Somit bildet im Wesentlichen die Rückseite 18 und nicht die Vorderseite
17 eine Federung des Messerkontaktabschnitts 20, durch welche Federung der Messerkontaktabschnitt
20 auch bei Bewegungen und Verformungen des Rakelmessers 7 permanent in einem Kontakt
mit dem Rakelmesser 7 gehalten wird, der hinreichend fest oder eng ist, um Flüssigkeitsleckage
im Bereich des Messerkontaktabschnitts 20 zu verhindern.
[0022] Figur 4 zeigt, dass die Lippen 10 einen V-förmigen Querschnitt mit zwei Armen bilden,
wobei jeder Arm an seinem freien Ende wiederum in zwei V-förmige Äste verzweigt.
[0023] Figur 5 zeigt, dass der Anschlag 16 hat einen keilförmigen Hinterschnitt hat, durch
welchen die Dichtung 9 gegen ein unbeabsichtigtes Ablösen von der Seitenwand 6 gesichert
ist. Außerdem ist erkennbar, dass die Steckstege 13 miteinander fluchtend in einer
Reihe entlang der konkaven Vorderseite der Seitenwand 6 angeordnet sind. Die Breite
der Steckstege 13 ist so bemessen, dass unter geringfügiger elastischer Aufweitung
der Stecknut 12 (siehe Figur 3) diese straff über die Steckstege 13 gestülpt werden
kann. Durch den vergleichsweise straffen Sitz der Dichtung 9 auf den Steckstegen 13
ist zusätzlich zu dem keilförmigen Hinterschnitt des Anschlags 16 eine Sicherung der
Dichtung 9 gegen ein Herunterrutschen von der Seitenwand 6 gegeben.
[0024] Bei einer zeichnerisch nicht dargestellten Modifikation könnte die Reihe von Steckstegen
13 durch einen einzigen Stecksteg ersetzt sein, der sich über die gesamte Länge der
Reihe durchgehend erstreckt.
Bezugszeichenliste
[0025]
- 1
- Druckmaschine
- 2
- Rasterwalze
- 3
- Rakeleinrichtung
- 4
- Boden
- 5
- Rückwand
- 6
- Seitenwand
- 7
- Rakelmesser
- 8
- Vorratskammer
- 9
- Dichtung
- 10
- Lippe
- 11
- Schmitzring
- 12
- Stecknut
- 13
- Stecksteg
- 14
- Spitze
- 15
- Anlagefläche
- 16
- Anschlag
- 17
- Vorderseite
- 18
- Rückseite
- 19
- Kante
- 20
- Messerkontaktabschnitt
- 21
- erste Tasche
- 22
- zweite Tasche
1. Dichtung für Rakeleinrichtungen von Druckmaschinen, umfassend einen Messerkontaktabschnitt
(20) mit einer an einem Rakelmesser (7) der Rakeleinrichtung (3) anliegenden Vorderseite
(17) und einer Rückseite (18), welche weicher, elastischer oder nachgiebiger als die
Vorderseite (17) ist.
2. Dichtung nach Anspruch 1, wobei in die Rückseite (18) eine erste Tasche (21) eingebracht
ist.
3. Dichtung nach Anspruch 2, wobei in die Vorderseite (17) eine zweite Tasche (22) eingebracht
ist.
4. Dichtung nach Anspruch 3, wobei durch eine aufeinander abgestimmte Dimensionierung
der ersten Tasche (21) und der zweiten Tasche (22) sichergestellt ist, dass die Rückseite
(18) mit der ersten Tasche (21) bei Druck auf den Messerkontaktabschnitt (20) oder
dessen Vorderseite (17) durch das daran anliegende Rakelmesser (7) nachgiebiger reagiert
als die demgegenüber formstabilere Vorderseite (17) mit der zweiten Tasche (22).
5. Dichtung nach Anspruch 4, wobei die erste Tasche (21) tiefer als die zweite Tasche
(22) ist.
6. Dichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Dichtung (9) eine Stecknut (12)
zum Aufstecken der Dichtung (9) auf eine Seitenwand (6) der Rakeleinrichtung (3) aufweist.
7. Dichtung nach Anspruch 2, wobei die Dichtung (9) eine Stecknut (12) zum Aufstecken
der Dichtung (9) auf eine Seitenwand (6) der Rakeleinrichtung (3) aufweist und die
erste Tasche (21) breiter als die Stecknut (12) ist.
8. Dichtung nach Anspruch 1, wobei die Dichtung (9) ein oberes Ende und ein unteres Ende
aufweist, die voneinander verschieden konturiert sind.
9. Dichtung nach Anspruch 8, wobei das untere Ende den Messerkontaktabschnitt (20) bildet
und das obere Ende eine Anlagefläche (15) für einen Anschlag (16) an einer Seitenwand
(6) der Rakeleinrichtung (3) bildet.
10. Rakeleinrichtung, umfassend zwei Seitenwände (6) mit jeweils einer darauf aufgesteckten
Dichtung (9) nach einem der Ansprüche 1 bis 9.