Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung beschreibt Kunstfasern und Kunstfasergewebe, umfassend
Poly(p-phenylen-2,6-benzobisoxazol)-Fasern (PBO-Fasern) und eine Beschichtung als
Sperrschicht für Flüssigkeiten, Gase und UV-Strahlung, sowie die Imprägnierung von
PBO-Fasern und/oder PBO-Fasergewebe und die Verwendung von imprägnierten PBO-Fasern
und/oder PBO-Fasergewebe, sowie einen Tank für Treibstoffe, Öle oder Flüssigkeiten
von Hydrauliksystemen, wie Bremsflüssigkeit mit flexiblen Wandungen.
Stand der Technik
[0002] Aus dem Stand der Technik gehen Kunstfasergewebe, beispielsweise in Form von Polyamidgeweben
hervor, welche zur Herstellung von flexiblen Treibstoffbehältern und für Behälter
zur Aufnahme von wässrigen oder organischen Lösungen einsetzbar sind. Durch Einsatz
des Kunstfasergewebes sind daraus gebildete Behälter in gewissem Masse bruch- und
aufprallsicher. Beschichtete Polyamidgewebe, beispielsweise aus Nylon sind sogar gegen
Geschosse mit niedriger Energie und Geschwindigkeit kugelsicher.
[0003] Zur Verbesserung der Energieabsorptionsfähigkeit des Kunstfasergewebes und zur Verbesserung
der Bruch- und Aufprallsicherheit des resultierenden Behälters wurde in der
DE3015974 ein Kunstfasergewebe aus aromatischem Polyamid, als Aramid bezeichnet, verwendet,
welches beispielsweise mit Elastomeren beschichtet ist.
[0004] Da die Aramidfaser eine grössere Energieabsorption als die Polyamidfaser, bei geringerem
Gewicht und höherer Zugfestigkeit aufweist, sind hochfeste flexible Behälter daraus
herstellbar, welche auch für Treibstofftanks in Autos sicher einsetzbar sind. Gemäss
der
DE3015974 ist das Aramidgewebe mindestens einseitig mit einer Kunststoffschicht beschichtet,
welche elastomere Eigenschaften aufweist. Neben diversen Natur- oder Synthesekautschukarten
werden bevorzugt Polyester oder Polyurethan bzw. auch Kombinationen daraus zur Beschichtung
eingesetzt, welche eine Gummilage bilden.
[0005] Die Eigenschaften der Aramidfasern haben zu flexiblen, leichten, hochfesten und bruchsicheren
Aramidgeweben geführt. Durch die Gummilage konnte die Elastizität, Reissfestigkeit
und die Druckverformungsresistenz nahezu unbeeinflusst gut bleiben. Allerdings ist
die Chemikalien- und Alterungsbeständigkeit der Gummilage auf dem Aramidgewebe für
einen dauerhaften Einsatz in einem Treibstofftank nicht ausreichend.
[0006] Versuche haben gezeigt, dass sich Teile der Gummilage vom Kunstfasergewebe durch
Einwirkung der gelagerten Chemikalien ablösen. Die bislang verwendeten gummibildenden
Materialien haben keine ausreichende Resistenz gegen Chemikalien aufgewiesen. Im Falle
eines Treibstofftanks gehen diese Gummipartikel in den Treibstoff über und können
zu Verstopfungen der Ein- und Auslässe des Treibstofftanks beziehungsweise der Einspritzdüsen
eines Verbrennungsmotors führen. Eine ausreichende Entnahme des Treibstoffes aus dem
Tank kann damit nicht dauerhaft gewährleistet sein.
[0007] In der
DE10103054 ist ein Weg vorgestellt worden, die Wandstärke von Treibstofftanks durch geänderte
Wahl des Kunstfasergewebes zu verringern, wobei hohe Flexibilität und geringes Gewicht
des Kunstfasergewebes erreichbar sind. Es wird ein Kunstfasergewebe aus Poly(p-phenylen-2.6-benzobisoxazol)-Fasern
(auch PBO-Faser genannt) verwendet, welches beidseitig mit Gummi beschichtet ist.
Bei Verwendung des beidseitig beschichteten Kunstfasergewebes als Treibstofftank ist
eine Sperrschicht, beispielsweise aus Polyamid oder Polyvinylidenchlorid zur Abdichtung
gegen Flüssigkeitsdiffusion vorgesehen. Während die elastischen Eigenschaften der
Gummischichten zur Erreichung möglichst flexibler Treibstofftanks nützlich sind, ist
eine Anordnung der zusätzlichen Sperrschicht notwendig, um eine gewünschte Chemikalienbeständigkeit
des Treibstofftanks zu erreichen und die Alterung nahezu zu eliminieren.
Darstellung der Erfindung
[0008] Die vorliegende Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt eine hochflexible, elastische
und bruchfeste Kunstfaser und daraus hergestelltes Kunstfasergewebe zu schaffen, welches
neben einer guten Alterungs- und Chemikalienbeständigkeit eine äusserst niedrige Gasdurchlässigkeit
aufweist, gemäss den Merkmalen des Patentanspruches 1.
[0009] Eine weitere Aufgabe ist die Verwendung der Kunstfaser bzw. des Kunstfasergewebes
für technische Gummiartikel, beispielsweise Riemen, Schläuche, Gurte, Antriebselemente
aber auch zur Bildung eines Tanks für Treibstoffe, Öle oder Flüssigkeiten von Hydrauliksystemen,
wie Bremsflüssigkeit.
[0010] Vorteilhaft an dem hier vorgestellten veredelten Kunstfasergewebe ist die einfache
Herstellung, wobei nur eine Lage des Kunstfasergewebes imprägniert wird und zur Herstellung
von chemikalien- und UV-beständigen flexiblen Tanks für Treibstoffe verwendbar ist.
Beschreibung
[0011] Es wird ein Kunstfasergewebe mit unterschiedlichem bekannten Gewebeaufbau beschrieben,
welches üblicherweise aus sich rechtwinklig kreuzenden Kett- und Schussfäden einer
Kunstfaser besteht. Die Kunstfaser ist aus Poly(p-phenylen-2,6-benzobisoxazol)-Fasern
(auch PBO-Fasern genannt) gebildet. Diese Fasern, welche unter dem Handelsnamen Zylon
der Firma Toyobo hergestellt werden, weist im Vergleich mit Polyamid- bzw. Aramidfasern
eine deutlich höhere Zugfestigkeit auf. Das PBO-Kunstfasergewebe ist elastisch stark
verformbar und damit zur Herstellung diverser technischer Gummiartikel, insbesondere
Riemen, Schläuche, Gurte und von Antriebselementen einsetzbar.
[0012] Als Basis zur hier besonders interessierenden Herstellung von flexiblen Tanks für
Treibstoffe kann das PBO-Kunstfasergewebe eingesetzt werden.
[0013] Die Wandung aus PBO-Kunstfasergewebe kann im Vergleich zu Polyamid- bzw. Aramidfasern
dünner ausgebildet werden, bei gleicher Zugfestigkeit, wodurch Gewicht eingespart
werden kann und der Tank flexibler ausführbar ist, da die Wandung entsprechend dünner
ist.
[0014] Es sind damit hochflexible und sehr leichte Tanks herstellbar, wobei eine hohe Bruchsicherheit
und Reissfestigkeit erreicht wird. Das erreichbare Flächengewicht des Zylon-Kunstfasergewebes
lag zwischen 100 und 600 g/m2. Mit einer derartigen Gewichtseinsparung sind Tanks
beispielsweise für den Autorennsport herstellbar, welche auf das Gesamtgewicht des
Tanks gerechnet etwa 4 Kilogramm Masse einsparen.
[0015] Problematisch ist die Empfindlichkeit der PBO-Fasern gegen Feuchtigkeit, UV-Strahlen
und Chemikalieneinwirkungen. Damit können die PBO-Fasern nicht im Rohzustand verwendet
werden.
[0016] Zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit des PBO-Kunstfasergewebes und daraus hergestellter
technischer Gummiartikel, wird eine Beschichtung des Kunstfasergewebes bzw. hergestellter
Garne mit Fluorelastomeren durchgeführt. Fluorelastomere weisen eine hohe thermische
und chemische Beständigkeit auf, wobei eine Resistenz gegen Treibstoffe, wie Benzin,
Diesel und Kerosin, sowie gegen Öl resultiert. Es ist bekannt, dass Fluorelastomere
Kohlenwasserstoffen auch bei höheren Temperaturen standhalten, ohne aufzuquellen oder
sich aufzulösen.
[0017] Damit Fluorelastomere auf der Kunstfaser haften können, muss die Oberfläche der Kunstfasern
mit einem Haftvermittler besprüht. Als Haftvermittler eignen sich Gemische aus Epoxyharz
und RFL, einem wässrigen Gemisch von Resorcinharzen, Formalinharzen und einem aus
einem Polymer mit Halogenen bestehenden Latex. Dieser Haftvermittlung wird in einer
geeigneten Mischung bzw. Zusammensetzung hergestellt und zur Verbesserung der Hafteigenschaften
auf die Kunstfaser aufgesprayt und dann getrocknet.
[0018] Versuche mit Viton® (eingetragenes Warenzeichen der E. I. du Pont de Nemours and
Company) als Fluorelastomer (ISO-Kurzbezeichnung=FKM, DIN-Kurzbezeichnung=FPM) haben
zu guten Ergebnissen geführt. Es wurde eine Viton-Lösung, umfassend in organischen
Lösungsmitteln gelöste Anteile, hergestellt und gleichmässig auf die Oberfläche des
mit Haftvermittler versehenen Kunstfasergewebes aufgebracht, wobei ein möglichst homogene
Verteilung der Viton-Lösung erreichbar ist. Das Auftragen der Viton-Lösung wird durch
aufsprayen auf die Kunstfaser bzw. das Kunstfasergewebe erreicht. Bevorzugt ist das
Aufsprayen der Viton-Lösung in Form eines monodispersen oder polydispersen Sprays
in gleichmässigen Bahnen auf der zu veredelnden Oberfläche des Kunstfasergewebes.
[0019] Die homogen Verteilung der Viton-Lösung sorgt für eine gleichmässige Dichtigkeit
der Oberfläche des Kunstfasergewebes, was vor allem bei der Herstellung von Treibstofftanks
aus dem Kunstfasergewebe gewünscht ist. Durch das Aufsprayen der Viton-Lösung, verteilen
sich die Fluorelastomermoleküle auf der Oberfläche und ein Teil diffundiert mindestens
teilweise in das Kunstfasergewebe hinein. Durch die Beimengung von Russpartikeln in
der Viton-Lösung ist die PBO-Kunstfaser vor UV-Strahlung geschützt.
[0020] Das Aufbringen der Viton-Lösung erfolgt üblicherweise auf beide Seiten des Kunstfasergewebes,
wonach anschliessend eine Erhitzung und Trocknung des Kunstfasergewebes für drei bis
zwanzig Minuten bei Temperaturen von 100°C bis 220°C durchgeführt wird. Das Lösungsmittel
verdampft bei diesem Prozess, wobei eine dünne homogene Sperrschicht in Form einer
Viton-/Russpartikel-Schicht auf den Oberflächen des Kunstfasergewebes verbleibt. Bevorzugt
wird die Trocknung für fünf Minuten bei 150°C durchgeführt.
[0021] Nach Imprägnierunge mit der Sperrschicht der beschichteten PBO-Kunstfasern bzw. des
Kunstfasergewebes können diese zu den gewünschten Endprodukten weiterverarbeitet werden.
Das mit der Sperrschicht versehene PBO-Kunstfasergewebe kann auf gewünschte Masse
zugeschnitten werden und teilweise an definierten Punkten, Linien und Flächen mittels
bekannten Kunststoffschweissverfahren unlösbar stoffschlüssig verbunden werden. Damit
sind einfache bis komplexe zweidimensionale und dreidimensionale Strukturen erzeugbar.
[0022] Der verwendete Industrieruss ist in unterschiedlichen Kohlenstoffkonzentrationen
und mit unterschiedlich grossen Primärpartikeln, unterschiedliche spezifische Oberflächen
aufweisend erhältlich.
1. Kunstfasern und/oder Kunstfasergewebe, umfassend Poly(p-phenylen-2,6- benzobisoxazol)-Fasern
(PBO-Fasern) und eine Beschichtung als Sperrschicht für Flüssigkeiten, Gase und UV-Strahlung,
dadurch gekennzeichnet, dass
die PBO-Fasern und/oder das PBO-Fasergewebe mit einer Sperrschicht, umfassend ein
Flüssigkeitsgemisch aus Viton, Russpartikeln und organischen Lösungsmitteln imprägniert
sind.
2. Kunstfasern und Kunstfasergewebe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Sperrschicht aus Viton Vt25 und Industrieruss mit einer Konzentration von mindestens
95% Kohlenstoff besteht.
3. Imprägnierung von PBO-Fasern und/oder PBO-Fasergewebe
gekennzeichnet durch
- Besprühen der Oberfläche der PBO-Fasern oder des PBO-Fasergewebes mit einer flüssigen
Lösung eines Haftvermittlers,
- Trocknung des Haftvermittlers,
- Besprühen der PBO-Fasern oder des PBO-Fasergewebes mit einem Flüssigkeitsgemisch,
umfassend Viton, Russpartikeln und organischen Lösungsmitteln und anschliessende
- Trocknung zur Bildung einer Sperrschicht.
4. Imprägnierung gemäss Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, das die Trocknung des Haftvermittlers und/oder des Flüssigkeitsgemisches bei Temperaturen
von 100°C bis 220°C für drei bis zwanzig Minuten stattfindet.
5. Imprägnierung gemäss Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Flüssigkeitsgemisch
x Gew. % Viton
y Gew. % Russpartikel
und einen Rest organisches Lösungsmittel z beinhaltet.
6. Verwendung von imprägnierten PBO-Fasern und/oder PBO-Fasergewebe gemäss Anspruch 1,
zur Herstellung von technischen Gummiartikel, insbesondere Riemen, Schläuche, Gurte,
Antriebselemente.
7. Verwendung von imprägnierten PBO-Fasern und/oder PBO-Fasergewebe gemäss Anspruch 1,
zur Bildung eines flexiblen Tanks für Treibstoffe, Öle oder Flüssigkeiten von Hydrauliksystemen,
wie Bremsflüssigkeit.
8. Tank für Treibstoffe, Öle oder Flüssigkeiten von Hydrauliksystemen, wie Bremsflüssigkeit
mit flexiblen Wandungen,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Wandungen des Tanks aus Kunstfasergewebe gemäss Anspruch 1 gebildet sind, wobei
stoffschlüssige Schweissverbindungen zur Erstellung von zweidimensionalen und dreidimensionalen
Strukturen vorgesehen sind.