[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeugschloss gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie ein Verfahren zur Ansteuerung eines Kraftfahrzeugschlosses gemäß
dem Oberbegriff des Anspruchs 13.
[0002] Unter dem Begriff "Kraftfahrzeugschloss" ist primär ein Türschloss eines Kraftfahrzeugs
zu verstehen. Jedoch kann es sich hierbei auch um ein Kofferraumschloss, um ein Haubenschloss,
um ein Klappenschloss o. dgl. eines Kraftfahrzeugs handeln.
[0003] Aus der
EP 1 536 090 A2 ist ein Kraftfahrzeugschloss mit einer Schlossfalle, einer Sperrklinke und einem
Hauptmotor zum Öffnen der Sperrklinke bekannt, bei dem zum Öffnen der Sperrklinke
ein flexibles Zugmittel vorgesehen ist, das vom Hauptmotor aufwickelbar ist. Die Verwendung
eines solchen flexiblen Zugmittels, wie etwa eines Seiles oder eines Bandes, welches
vom Hauptmotor bzw. einer Abtriebswelle des Hauptmotors aufwickelbar ist, bietet gegenüber
der Verwendung eines herkömmlichen Wälzkörpergetriebes zum Öffnen der Sperrklinke
bedeutende Vorteile.
[0004] Für ein solches flexibles Zugmittel sind nicht nur weniger Bauteile erforderlich
als für das Wälzkörpergetriebe, sondern die erforderlichen Bauteile erfordern auch
keine so präzise Fertigung. Es wird nicht nur Gewicht gespart, vielmehr werden auch
Laufgeräusche in weit geringerem Maße auf andere Teile übertragen als bei besagtem
Wälzkörpergetriebe. Abnutzungsprobleme an kämmenden Zahnrädern werden vermieden. Die
Anordnung ist deutlich weniger empfindlich gegenüber Verschmutzungen. Es besteht -
im Gegensatz etwa zu einem Stirnradgetriebe - auch kein Bedarf für ein Einfetten des
Zugmittels. Erkennbar ist also, dass sich durch den Ersatz etwa eines Stirnradgetriebes
durch ein flexibles Zugmittel zum Öffnen der Sperrklinke eine ganze Reihe von Vorteilen
verwirklichen lassen.
[0005] Grundsätzlich und vor allem aus Sicherheitsgründen muss nach Möglichkeit eine Tür
oder eine Klappe eines Kraftfahrzeugs stets durch Betätigung eines entsprechenden
Griffes zu öffnen sein. Das betrifft insbesondere die Situation nach einem Crash des
Kraftfahrzeugs, wenn sich durch diesen Crash Verformungen am Kraftfahrzeug und damit
auch an seinen Türen oder seinen Klappen oder gar an dem Kraftfahrzeugschloss selbst
ergeben haben können. Bezogen auf die Betätigung und die Öffnung der Sperrklinke bedeutet
dies, dass nach solch einem Crash Verformungen eingetreten sein können, durch welche
das Öffnen der Sperrklinke nicht mehr so einfach möglich ist wie vor dem Crash. Eine
solche Verformung kann die Tür der Klappe, das Kraftfahrzeugschloss oder sogar die
Sperrklinke selbst betreffen. Speziell kann zum Öffnen der Sperrklinke nach einem
solchen Crash ein höheres Drehmoment erforderlich sein als davor.
[0006] Hierbei kann es auch sein, dass bei dem Kraftfahrzeugschloss aus dem genannten Stand
der Technik der Hauptmotor und das flexible Zugmittel nicht in der Lage sind, das
insofern erforderliche höhere Drehmoment zur Öffnung der Sperrklinke zu erzeugen bzw.
die entsprechende Kraft zu übertragen.
[0007] Neben einer solchen Verformung durch einen Crash existieren aber noch andere mögliche
Randbedingungen, unter den der Einsatz des flexiblen Zugmittels zum Öffnen der Sperrklinke
nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich ist. So kann das flexible Zugmittel
sich etwa temperaturbedingt soweit dehnen, dass es viel weiter aufgewickelt werden
müsste, um die Sperrklinke noch öffnen zu können. Es kann auch die aktuelle Bordnetzspannung
soweit absinken, dass bei einem durch die Bordnetzspannung versorgten Hauptmotor auch
das im Normal-fall erforderliche Drehmoment zum Öffnen der Sperrklinke nicht mehr
erzeugt werden kann.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt also das Problem zugrunde, ein aus dem Stand der
Technik bekanntes Kraftfahrzeugschloss und ein Verfahren zur Ansteuerung eines Kraftfahrzeugschlosses
so weiter zu entwickeln, dass auch unter Bedingungen mit einem erhöhten Drehmomentbedarf
zum Öffnen der Sperrklinke eine solche Öffnung der Sperrklinke zuverlässig ermöglicht
wird.
[0009] Das obige Problem wird durch ein Kraftfahrzeugschloss gemäß Anspruch 1 oder ein Verfahren
zur Ansteuerung eines Kraftfahrzeugschlosses gemäß Anspruch 13 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0010] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass neben dem Hauptmotor zum Öffnen
der Sperrklinke mittels eines flexiblen Zugmittels in dem Kraftfahrzeugschloss zusätzlich
ein Hilfsmotor zum Öffnen der Sperrklinke vorgesehen sein kann, welcher Hilfsmotor
mit einem Getriebe mit der Sperrklinke verbunden ist. Bei diesem Getriebe handelt
es sich um eine beliebige, von dem flexiblen Zugmittel unabhängige Anordnung zum Übertragen
einer Kraft bzw. eines Drehmoments vom Hilfsmotor an die Sperrklinke zu deren Öffnung.
[0011] Vorzugsweise ist es bei dem obigen Kraftfahrzeugschloss so, dass in einem Notzustand
- welcher unten stehend genauer beschrieben und definiert wird - die Sperrklinke durch
den Hilfsmotor und das Getriebe geöffnet wird, und zwar vorzugsweise ausschließlich.
Ebenso ist es bevorzugt, dass der Hauptmotor mittels des flexiblen Zugmittels die
Sperrklinke stets außerhalb eines solchen Notzustands öffnet.
[0012] Das genannte Getriebe kann ebenfalls ein flexibles Zugmittel im Antriebstrang umfassen,
wobei dieses vorteilhafterweise für eine stärkere Zugbelastung ausgelegt ist. Es kommt
also für das Öffnen der Sperrklinke in einem Notzustand, in welchem das von dem Hauptmotor
aufwickelbare flexible Zugmittel nicht eingesetzt werden soll, ein anderer Antriebsmotor
- eben der Hilfsmotor - und ein anderer mechanischer Übertragungsweg - nämlich das
Getriebe - zum Einsatz. Hier und nachfolgend sind mit dem Begriff des Antriebsmotors
als Oberbegriff sowohl der Hauptmotor als auch der Hilfsmotor im Sinne des Vorschlags
gemeint.
[0013] Der Hilfsmotor und das Getriebe können demnach nicht nur von vornherein für ein höheres
Drehmoment ausgelegt werden. Der Hilfsmotor und das Getriebe können auch speziell
unter Berücksichtigung des nur sehr selten auftretenden Betätigungserfordernisses
dimensioniert werden. Da eine solche Situation in der Praxis für ein einzelnes Kraftfahrzeugschloss
höchstens wenige Male und in der Mehrzahl der Fälle überhaupt nicht vorkommen wird,
können der Hilfsmotor und das Getriebe so toleriert werden, dass nur eine sehr geringe
Anzahl von Betätigungen überhaupt durchführbar sein muss. Dadurch werden ein solcher
Hilfsmotor und ein solches Getriebe sehr viel günstiger in der Herstellung, als sie
es bei Verwendung für den regulären, sehr häufig auszuführenden Öffnungsvorgang der
Sperrklinke wären.
[0014] Die bevorzugte Ausgestaltung des Unteranspruchs 4 sieht vor, dass das Zugmittel und
das Getriebe zueinander freilaufend sind, wodurch gewährleistet wird, dass sowohl
im regulären Betrieb mittels des Hauptmotors als auch im Notzustand - also bei der
Betätigung des Hilfsmotors - der jeweils andere Antriebsmotor und die jeweils andere
Verbindung - flexibles Zugmittel einerseits und Getriebe andererseits - zwischen Antriebsmotor
und Sperrklinke nicht mitbewegt werden müssen. Das Öffnen der Sperrklinke speziell
im Normalfall wird folglich durch das Vorhandensein des Hilfsmotors und des Getriebes
nicht erschwert.
[0015] Der bevorzugte Unteranspruch 6 wiederum sieht vor, dass die Öffnung der Sperrklinke
effektiv nur von demjenigen Antriebsmotor beeinflusst wird, der weiter entlang seiner
Bewegungsstrecke angetrieben ist. Solange der jeweils andere Antriebsmotor unter dieser
Streckenposition bleibt, hat dies keine Auswirkung auf die Sperrklinke. Umgekehrt
bedeutet dies auch, dass eine Bewegung bis zu dieser Streckenposition nicht von der
Sperrklinke belastet wird.
[0016] Insbesondere mit einer solchen Anordnung wird eine bevorzugte Ausgestaltung des vorschlagsgemäßen
Verfahrens ermöglicht, bei der der Hilfsmotor in gewissen Zyklen in nur geringen Umfang
bewegt wird. Diese geringe Bewegung hat keinen Einfluss auf die Position der Sperrklinke
und wird auch nicht durch sie belastet, erlaubt es aber, ein Festfahren oder Verklemmen
des Hilfsmotors oder des Getriebes zu vermeiden, was etwa bei einer Nichtbetätigung
über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte passieren könnte.
[0017] Die bevorzugte Ausgestaltung des Unteranspruchs 8 sieht die Verwendung einer Hilfsenergiequelle
für den Hilfsmotor vor, welche von der Energiequelle des Hauptmotors unabhängig ist.
Auf diese Weise kann im Notzustand die Sperrklinke auch dann geöffnet werden, wenn
etwa crashbedingt die Hauptenergiequelle in Form einer Bordnetzspannungsquelle nicht
zur Verfügung steht. Der Unteranspruch 8 beschreibt ferner bevorzugte Ausgestaltungen
dieser Hilfsenergiequelle. Der Unteranspruch 9 betrifft dahingegen eine besonders
kostengünstige Ausgestaltung des Hilfsmotors.
[0018] Die weiter bevorzugten Ausgestaltungen gemäß den Ansprüchen 10 und 11 betreffen die
Ausstattung des dem Hilfsmotor zugeordneten Getriebes mit einem Lineargetriebe zur
Erzeugung einer linearen Antriebsbewegung. Die lineare Antriebsbewegung dient dabei
dem Öffnen der Sperrklinke. Ein solches Lineargetriebe lässt sich besonders platzsparend
in einem Kraftfahrzeugschloss unterbringen. Insbesondere ist die flexible Positionierbarkeit
des Hilfsmotors relativ zu dem Lineargetriebe vorteilhaft.
[0019] In einer besonders bevorzugten Variante von Anspruch 10 handelt es sich bei dem Lineargetriebe
um ein Spindel-Spindelmuttergetriebe mit einer Spindel und einer Spindelmutter, das
einen besonders kostengünstigen und gleichzeitig kompakten Aufbau ermöglicht. Dabei
kann gemäß Anspruch 11 für die obige Verbindung zwischen Hilfsmotor und Sperrklinke
die Spindel oder die Spindelmutter des Spindel-Spindelmuttergetriebes mit der Sperrklinke
unmittelbar oder mittelbar antriebstechnisch gekoppelt oder koppelbar sein.
[0020] Schließlich sieht die bevorzugte Ausgestaltung des vorschlagsgemäßen Verfahrens nach
dem Unteranspruch 15 die Berücksichtigung verschiedener Mess- oder Sensorsignale vor,
deren Erfassung dazu führen kann, dass ein Notzustand erkannt wird, in welchem Notzustand
eine Öffnung der Sperrklinke durch den Hilfsmotor und das Getriebe erfolgen soll.
[0021] Weitere Vorteile, Merkmale, Eigenschaften und Aspekte der vorliegenden Erfindung
ergeben sich aus der folgenden Beschreibung lediglich eines Ausführungsbeispiels anhand
der Zeichnung. Es zeigt
- Fig. 1
- eine perspektivische Darstellung eines vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlosses,
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung des vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlosses gemäß Fig.
1 im verriegelten Zustand in einer Vorderansicht,
- Fig. 3
- eine schematische Teil-Darstellung des vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlosses aus
der Fig. 1 im geöffneten Zustand in einer Vorderansicht, wobei die Sperrklinke durch
den Hauptmotor und das flexible Zugmittel geöffnet wurde,
- Fig. 4
- eine schematische Teil-Darstellung des vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlosses gemäß
Fig. 1 im geöffneten Zustand ebenfalls in einer Vorderansicht, wobei die Sperrklinke
durch den Hilfsmotor und das Getriebe geöffnet wurde und
- Fig. 5
- eine perspektivische Darstellung eines vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlosses in
einer weiteren Ausführungsform.
[0022] Das in der Fig. 1 dargestellte vorschlagsgemäße Kraftfahrzeugschloss weist eine Schlossfalle
1, eine zugeordnete Sperrklinke 2, einen Hauptmotor 3 zum Öffnen der Sperrklinke 2
und ein flexibles Zugmittel 4 auf, welches den Hauptmotor 3 mit der Sperrklinke 2
unmittelbar oder mittelbar verbindet und vom Hauptmotor 3 zum Öffnen der Sperrklinke
2 aufwickelbar ist. Die Sperrklinke 2 kann die Schlossfalle 1 vorzugsweise in einer
Hauptraststellung - wie in den Fig. 1 und 2 dargestellt - und einer Vorraststellung
sichern und dadurch das Kraftfahrzeugschloss verriegeln. Hauptraststellung und Vorraststellung
werden nachfolgend gleichermaßen als Sperrstellung bezeichnet. Die Fig. 2 stellt das
Kraftfahrzeugschloss der Fig. 1 in einer Hauptraststellung dar.
[0023] Aus der Sperrstellung, in der die Sperrklinke 2 mit der Schlossfalle 1 in Eingriff
steht oder treten kann, kann die Sperrklinke 2 in eine Nichteingriffstellung bewegt
und hierfür insbesondere verschwenkt werden, was nachfolgend als Öffnen bzw. Offenstellung
der Sperrklinke 2 bezeichnet wird. Dies kann, wie in dem dargestellten Ausführungsbeispiel,
mittels Betätigung eines wie hier starr mit der Sperrklinke 2 verbundenen Schlepphebels
5 erfolgen.
[0024] Bei dem Hauptmotor 3 handelt es sich bevorzugt und wie ebenfalls hier dargestellt
um einen Elektromotor, wobei es sich grundsätzlich auch um jeden sonstigen geeigneten
Antrieb handeln kann.
[0025] Gemäß einer möglichen Variante kann das flexible Zugmittel 4 unmittelbar an der Sperrklinke
2 angreifen, was jedoch hier nicht dargestellt ist. Das Zugmittel 4 ist vorzugsweise
als Seil, Band oder Kette ausgebildet. Insbesondere kann es einen runden oder flachen
Querschnitt aufweisen. Das Zugmittel 4 kann wahlweise einstückig oder mehrgliedrig
ausgebildet sein. Insbesondere ist das Zugmittel 4 aus mehreren, vorzugsweise verseilten
Filamenten oder Strängen ausgebildet. In der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform
ist das Zugmittel 4 seilartig ausgebildet.
[0026] Das Zugmittel 4 ist vorzugsweise aus Kunststoff und/oder Stahl hergestellt. Ebenso
bevorzugt ist, dass das Zugmittel 4 als flaches Kunststoff- oder Stahlband ausgebildet
ist.
[0027] Das Zugmittel 4 ist vom Hauptmotor 3 vorzugsweise getriebelos, insbesondere unmittelbar,
auf eine Abtriebswelle 6 des Hauptmotors 3 aufwickelbar. Hierzu ist das Zugmittel
4 mit einem Ende kraft- oder formschlüssig mit der Abtriebswelle 6 verbunden. Vorzugsweise
ist das Zugmittel 4 beispielsweise in ein mit der Abtriebswelle 6 fest verbundenes
Aufnahmeteil 7 eingespritzt oder eingepresst oder in sonstiger Weise daran befestigt.
[0028] Das Aufnahmeteil 7 ist vorzugsweise flanschartig ausgebildet und bildet einen axialen
Anschlag für das Aufwickeln des Zugmittels 4 auf die Abtriebswelle 6. Die Abtriebswelle
6 stellt vorzugsweise eine ausreichend lang gebildete Motorwelle des Hauptmotors 3
dar. Jedoch kann es sich bei der Abtriebswelle 6 auch um einen verlängerten bzw. zusätzlichen
Wellenabschnitt handeln, der an die eigentliche Motorwelle im Hauptmotor 3 angeflanscht
oder in sonstiger Weise mit dieser unmittelbar verbunden ist. Bedarfsweise kann die
Abtriebswelle 6 jedoch auch über ein nicht dargestelltes Getriebe vom Hauptmotor 3
angetrieben werden. In diesem Fall ist das Getriebe vorzugsweise in den Hauptmotor
3 integriert oder unmittelbar an diesen angeflanscht. Vorzugsweise handelt es sich
dann also um einen Getriebemotor.
[0029] Das Kraftfahrzeugschloss ist vorzugsweise derart ausgebildet, dass das Zugmittel
4 schraubenlinienförmig und/oder nur einlagig auf die Abtriebswelle 6 aufwikkelbar
ist.
[0030] Die Sperrklinke 2 ist vorzugsweise in die Sperrstellung durch Federkraft einer hier
nicht näher dargestellten Feder vorgespannt. Demgegenüber wirkt auf die Schlossfalle
1 im geschlossenen Zustand ein Türdichtungsdruck in Richtung einer Öffnungsbewegung,
welche Öffnungsbewegung in der Sperrstellung der Sperrklinke 2 jedoch von dieser wirksam
verhindert wird. Erst das Ausheben bzw. Öffnen der Sperrklinke 2 führt zu der Öffnungsbewegung
der Schlossfalle 2.
[0031] Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist das Zugmittel 4 an einer drehbar gelagerten
Hauptscheibe 8 befestigt und speziell so, dass das Zugmittel 4 beim Abwickeln von
einer Nut in einem Bogenabschnitt 9 der Hauptscheibe 8 aufgenommen wird. Das Aufwickeln
des Zugmittels 4 wiederum bewegt die Hauptscheibe 8 so, dass diese durch einen Exzenterabschnitt
10 den Schlepphebel 5 der Sperrklinke 2 mitnimmt, wodurch die Sperrklinke 2 geöffnet
wird. Der Öffnungsmechanismus der Sperrklinke 2 wird unten stehend noch genauer beschrieben.
[0032] Das vorschlagsgemäße Kraftfahrzeugschloss ist nun dadurch gekennzeichnet, dass das
Kraftfahrzeugschloss einen Hilfsmotor 11 zum Öffnen der Sperrklinke 2 und ein Getriebe
12 aufweist, welches den Hilfsmotor 11 mit der Sperrklinke 2 unmittelbar verbindet.
[0033] Grundsätzlich kann es sich bei diesem Getriebe 12 um eine beliebige mechanische Anordnung
handeln, welche eine Bewegung des Hilfsmotors 11 in eine Öffnung der Sperrklinke 2
überträgt. Grundsätzlich kann also auch im Getriebe 12 ein flexibles Zugmittel nach
Art des bereits beschriebenen und vom Hauptmotor 3 angetriebenen flexiblen Zugmittels
4 verwendet werden. Bevorzugt ist, dass das Getriebe 12 ein Wälzkörpergetriebe 13
und/oder ein Hebelgetriebe und/oder eine Hebelkette umfasst. Dabei zeigt die abgebildete
Ausführungsform die Variante mit einem Wälzkörpergetriebe 13. Ein solches Wälzkörpergetriebe
13 ist für die Übertragung hoher Drehmomente besonders geeignet. Grundsätzlich kann
das Getriebe 12 aber auch andere eine andere Getriebeart umfassen.
[0034] Speziell bei dem im Ausführungsbeispiel der Fig. 1 dargestellten Fall handelt es
sich bei dem Wälzkörpergetriebe 13 um ein Stirnradgetriebe, in welchem das Zahnrad
14 auf einer Welle des Hilfsmotors 11 mit einem Abtriebszahnrad 15 kämmt, welches
wiederum starr mit einem koaxialen Antriebszahnrad 16, welches einen deutlich kleineren
Radius als das Abtriebszahnrad 15 aufweist, verbunden ist. Die Verzahnung des Antriebszahnrads
16 wiederum kämmt mit der Verzahnung auf einem Zahnabschnitt 17 einer Hilfsscheibe
18. Zum Getriebe 12 bzw. zum Wälzkörpergetriebe 13 im eigentlichen Sinne zählen im
vorliegenden Ausführungsbeispiel das Zahnrad 14, das Abtriebszahnrad 15 sowie das
mit diesem starr verbundene Antriebszahnrad 16. Die Bewegung der Hilfsscheibe 18 führt
mittels eines Mitnehmens des Schlepphebels 5 durch einen Exzenterabschnitt 19 der
Hilfsscheibe 18 zu einer Öffnung der Sperrklinke 2, wie bereits für die Hauptscheibe
8 beschrieben.
[0035] Während die Fig. 2 das Kraftfahrzeugschloss der Fig. 1 in einer Sperrstellung der
Sperrklinke 2 darstellt, ist in der Fig. 3 das Kraftfahrzeugschloss in einer Lage
dargestellt, in welcher die Sperrklinke 2 durch die Hauptscheibe 8 und damit mittels
des Zugmittels 4 in eine Nichteingriffsstellung gebracht wurde. In der Fig. 4 wiederum
ist dasselbe Kraftfahrzeugschloss in einer Lage dargestellt, in welcher die Sperrklinke
2 durch die Hilfsscheibe 18 und damit durch das Getriebe 12 in eine Nichteingriffsstellung
gebracht wurde. Zur klareren Darstellung wurde dabei die jeweils an der Öffnung der
Sperrklinke 2 nicht beteiligte Anordnung weggelassen. Sowohl in der Fig. 3 als auch
in der Fig. 4 steht auch die Schlossfalle 1 in einer Offenstellung.
[0036] Die jeweiligen Übersetzungsverhältnisse zwischen dem Zahnrad 14 und dem Abtriebszahnrad
15 einerseits sowie zwischen Antriebszahnrad 16 und dem Zahnabschnitt 17 gewährleisten,
dass wie bevorzugt zwischen dem Hilfsmotor 11 und der Sperrklinke 2 ein höheres Drehmoment-Übersetzungsverhältnis
besteht als zwischen dem Hauptmotor 3 und der Sperrklinke 2. Dies hat aber auch regelmäßig
zur Folge, dass wie ebenfalls bevorzugt, das Öffnen der Sperrklinke 2 durch den Hilfsmotor
11 mittels des Getriebes 12 länger dauert als das Öffnen der Sperrklinke 2 durch den
Hauptmotor 3 mittels des Zugmittels 4.
[0037] Bevorzugt und ebenfalls in dem Ausführungsbeispiel der Fig. 1 verwirklicht ist, dass
das Zugmittel 4 und das Getriebe 12 zueinander freilaufend sind. Mit anderen Worten
führt eine Bewegung des Hauptmotors 3 und entsprechend des flexiblen Zugmittels 4
nicht zu einer Bewegung des Getriebes 2 oder gar des Hilfsmotors 11 und umgekehrt.
Im Sinne dieser bevorzugten Ausgestaltung ist es ausreichend, dass jedenfalls bei
einer bestimmten Stellung des Zugmittels 4 bzw. des Getriebes 12 die jeweils andere
Einrichtung freilaufend ist. Erkennbar ist das bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel
der Fall, wenn der Schlepphebel 5 durch den Exzenterabschnitt 10 der Hauptscheibe
8 ein Stück weit ausgelenkt ist. Solange das Getriebe 12 in einer Stellung ist, bei
welcher der Exzenterabschnitt 19 der Hilfsscheibe 18 eine geringere Auslenkung des
Schlepphebels 5 bewirkt, kann sich das Getriebe 12 und mit ihm die Hilfsscheibe 18
frei bewegen.
[0038] Dieser Ausgestaltung gemäß ist es bevorzugt, dass das Kraftfahrzeugschloss eine Aushebeanordnung
20 zum Öffnen der Sperrklinke 2 mit einem ersten Aushebeelement 21 und einem zweiten
Aushebeelement 22 aufweist, wobei das erste Aushebeelement 21 durch das Zugmittel
4 zum Öffnen der Sperrklinke 2 angetrieben werden kann und das zweite Aushebeelement
22 durch das Getriebe 12 zum Öffnen der Sperrklinke 2 angetrieben werden kann. Vorliegend
bildet also die Hauptscheibe 8 das erste Aushebeelement 21 und die Hilfsscheibe 18
das zweite Aushebeelement 22. Für diese gilt auch, dass, wie bevorzugt, das erste
Aushebeelement 21 und das zweite Aushebeelement 22 jeweils schwenkbar um eine, vorzugsweise
gemeinsame, Aushebeachse 23 gelagert sind.
[0039] Wie bereits beschrieben, ist die Sperrklinke 2 im vorliegenden Ausführungsbeispiel
starr mit einem Schlepphebel 5 verbunden. Denkbar ist es allerdings auch, dass der
Schlepphebel 5 über eine - hier nicht dargestellte - Federanordnung mit der Sperrklinke
2 verbunden ist, wobei etwa der Schlepphebel 5 bis zu einem Eingriff mit einem entsprechenden
Anschlag gegenüber der Sperrklinke 2 schwenkbar ist. Aber auch in so einer Ausführung
kann über den Schlepphebel 5 ein Drehmoment zur Öffnung der Sperrklinke 2 ausgeübt
werden.
[0040] Diesbezüglich ist es bevorzugt, dass, wie in dem Ausführungsbeispiel auch verwirklicht,
das Kraftfahrzeugschloss einen Schlepphebel 5 aufweist, dessen Betätigung die Sperrklinke
2 öffnet und welcher so angeordnet ist, dass er sowohl vom ersten Aushebeelement 21
- hier also von der Hauptscheibe 8 und ihrem Exzenterabschnitt 10 - als auch vom zweiten
Aushebeelement 22 - hier also von der Hilfsscheibe 18 und ihrem Exzenterabschnitt
19 - betätigt werden kann.
[0041] Hierauf aufbauend ist es vorzugsweise und auch bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel
so, dass eine Position der Sperrklinke 2 hinsichtlich einer Öffnung durch die Position
desjenigen des ersten Aushebeelements 21 und des zweiten Aushebeelements 22 bestimmt
wird, welches zum Öffnen der Sperrklinke 2 weiter ausgelenkt ist, sodass das jeweils
andere Aushebeelement 21, 22 bis zu dieser Position bei feststehendem Schlepphebel
5 bewegbar ist. Mit dem Begriff der Position der Sperrklinke 2 hinsichtlich einer
Öffnung ist die Lage der Sperrklinke entlang eines Bewegungswegs zwischen einer Sperrstellung
und der Nichteingriffsstellung gemeint. Entsprechend ist mit einer Position eines
Aushebeelements 21, 22 die Lage des entsprechenden Aushebeelements 21, 22 entlang
eines Bewegungswegs von einer Lage, in welcher die Sperrklinke 2 in einer Sperrstellung
ist, bis zu einer Lage, in welcher die Sperrklinke 2 vollständig in die Nichteingriffsstellung
bewegt wurde, gemeint. Weiter ausgelenkt ist dann in diesem Sinne dasjenige Aushebeelement
21, 22, welches die Lage der Sperrklinke 2-ggf. mittelbar durch den Schlepphebel 5
- durch seine Auslenkung bestimmt. Da im gezeigten Ausführungsbeispiel die Aushebeelemente
21, 22 - also die Hauptscheibe 8 und die Hilfsscheibe 18 - hinsichtlich des Verlaufs
ihres jeweiligen Exzenterabschnitts 10, 19 im Wesentlichen gleich sind, lässt sich
für diese auf natürliche Weise definieren, welches der beiden Aushebeelemente 21,
22 weiter ausgelenkt ist. Bis zu dieser Position - und also bis zu dieser Auslenkung
- lässt sich dann das jeweils andere Aushebeelement 21, 22 bewegen, ohne dass die
Sperrklinke 2 und/oder der Schlepphebel 5 bewegt wird. Mit anderen Worten ist das
jeweils andere Aushebeelement 21, 22 dann bei einer feststehenden Sperrklinke 2 und/oder
bei einem feststehenden Schlepphebel 5 bewegbar.
[0042] Bevorzugt ist weiterhin, dass das erste Aushebeelement 21 und das zweite Aushebeelement
22 frei schwenkbar zueinander angeordnet sind. Dies gilt speziell auch für die dargestellte
Hauptscheibe 8 und die Hilfsscheibe 18. Es ist also die bereits für das Getriebe 12
und das Zugmittel 4 beschriebene, gegenseitige Freilaufeigenschaft somit auch für
das erste Aushebeelement 21 und das zweite Aushebeelement 22 verwirklicht.
[0043] Es ist zu betonen, dass auch andere Ansätze als die Verwendung von koaxialen Exzenterkonturen
denkbar sind, welche ebenso die Vorteile der vorschlagsgemäßen Lösung und ihrer bevorzugten
Ausgestaltungen verwirklichen. So könnte etwa - in einer hier nicht dargestellten
Variante - die Hauptscheibe 8 und die Hilfsscheibe 18 statt eines jeweiligen Exzenterabschnitts
10, 19 einen jeweiligen Vorsprung in axialer Richtung aufweisen, welcher einen dann
in axialer Richtung unter der Hauptscheibe 8 und der Hilfsscheibe 18 angeordneten
Anschlag der Sperrklinke 2 mitnehmen könnte. Die näher an dem Anschlag angeordnete
der Hauptscheibe 8 und der Hilfsscheibe 18 könnte ein bogenartiges Langloch zur Aufnahme
des Vorsprungs der jeweils anderen Scheibe aufweisen. Auch bei einem solchen Ansatz
wäre gewährleistet, dass sowohl Getriebe 12 und Zugmittel 4 als auch das erste Aushebeelement
21 und das zweite Aushebeelement 22 zueinander freilaufend sind.
[0044] Bevorzugt ist weiterhin, dass das Kraftfahrzeugschloss ein Gehäuse 24 mit einem Einlaufschlitz
25 mit einem Schließkolben oder einen Schließkeil 26 aufweist, wobei der Hauptmotor
3 und der Hilfsmotor 11 im Gehäuse 24 angeordnet sind. Diese Konstruktion stellt insbesondere
für eine Crashsituation sicher, dass keine Trennung des mechanischen Antriebsweges
vom Hilfsmotor 11 zur Sperrklinke 2 durch eine Beschädigung außerhalb des Gehäuses
24 des Kraftfahrzeugschlosses erfolgen kann.
[0045] Bevorzugt ist weiterhin, dass der Hauptmotor 3 von einer Hauptenergiequelle 27 und
der Hilfsmotor 11 von einer unabhängigen und hier nur stark vereinfacht dargestellten,
unabhängigen Hilfsenergiequelle 28 versorgt wird. Bei der Hauptenergiequelle 27 handelt
es sich vorzugsweise um eine Bordnetzspannungsquelle, welche die Autobatterie umfassen
oder von ihr gespeist sein kann. Die Hilfsenergiequelle 28 ist in dem Sinne unabhängig,
dass eine Beeinträchtigung oder gar ein Komplettausfall der Hauptenergiequelle 27
nicht zu einer entsprechenden Beeinträchtigung oder einem Ausfall der Hilfsenergiequelle
28 führt. Andererseits schont die Verwendung der unabhängigen Hilfsenergiequelle 28
für den Hilfsmotor 11 auch die Hauptenergiequelle 27, welche in einem Crashfall möglicherweise
zwar noch genug Energie für eine Öffnung der Sperrklinke 2 aufbringen mag, deren elektrische
Energie aber auch für andere wichtige Komponenten des Kraftfahrzeugs noch benötigt
werden könnte, so etwa für eine Mobilfunkeinheit zum Absetzen eines Notrufs o. dgl..
[0046] Für die Ausgestaltung der Hilfsenergiequelle 28 gibt es verschiedene grundsätzlich
geeignete Möglichkeiten. Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Hilfsenergiequelle 28
eine Primärzelle und/oder eine Sekundärzelle und/oder einen Kondensator und/oder eine
Brennstoffzelle umfasst. Unter einer Primärzelle in diesem Sinne ist eine elektrochemische
Vorrichtung zu verstehen, welche ihre elektrische Energie nur einmal abgeben kann.
Eine Sekundärzelle kann hingegen auch elektrochemisch wieder aufgeladen werden, was
im vorliegenden Fall auch durch die Hauptenergiequelle 27 geschehen könnte. Als bevorzugte
Ausführung einer Primärzelle kann eine Metall-Luft Batterie und speziell eine Aluminium-Luft
Batterie vorgesehen sein, welche regelmäßig eine sehr hohe Energiedichte aufweist.
Im Falle dass das Kraftfahrzeugschloss in einem Hybridfahrzeug eingesetzt wird, kann
die Hauptenergiequelle 27 die Bordnetzspannungsquelle umfassen, welche im laufenden
Betrieb mittelbar durch den Verbrennungsmotor wie in einem herkömmlichen Kraftfahrzeug
bereitgestellt wird. Die Hilfsenergiequelle 28 kann dann wiederum die Energiequelle
für den elektrischen Antrieb des Hybridfahrzeugs umfassen oder auf ihr basieren, wobei
diese Energiequelle für den elektrischen Antrieb wiederum von der genannten Aluminium-Luft
Batterie gebildet wird.
[0047] Gegenüber einer Primärzelle bietet eine Sekundärzelle zwar die Möglichkeit eines
elektrischen Wiederaufladens. Auf der anderen Seite kann es jedoch wirtschaftlich
vorteilhaft sein, angesichts der überhaupt nur in sehr begrenzter Zahl vorgesehenen
Öffnungsvorgänge durch den Hilfsmotor 11 eine Primärzelle zu verwenden. Wenn diese
durch ihre gespeicherte Energie die geforderte Anzahl der Öffnungsvorgänge bereitstellen
kann, ist ein erneutes Aufladen ohnehin nicht notwendig.
[0048] Gerade für den Einsatz in einem Crashfall bietet sich wiederum ein Kondensator als
Hilfsenergiequelle 28 an, da er auf der einen Seite einfach und kostengünstig verwendbar
ist und im Normalbetrieb quasi laufend aufgeladen gehalten werden kann. Zwar zeigt
ein solcher Kondensator regelmäßig ein gewisses Entladungsverhalten nach einer bestimmten
Zeit, jedoch ist nach einem Crashfall mit dem Öffnen des Kraftfahrzeugschlosses bzw.
der Sperrklinke innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums, also gemessen in
Minuten oder Stunden statt Tagen oder Monaten, zu rechnen. Der Kondensator kann dann
so dimensioniert werden, dass jedenfalls in dieser Zeit eine ausreichende Ladung gehalten
wird.
[0049] Es kann übrigens der Hilfsmotor 11 bei einer Bewegung zum Öffnen der Sperrklinke
2 nicht nur durch die Hilfsenergiequelle 28, sondern auch durch die Hauptenergiequelle
27 versorgt werden. Dies kann prinzipiell stets oder nach Prüfung auf das Vorhandensein
einer ausreichenden Spannung der Hauptenergiequelle 27 erfolgen.
[0050] Bevorzugt ist, dass es sich bei dem Hilfsmotor 11 um einen Elektromotor und insbesondere
um einen Gleichstrommotor handelt, welcher zum Öffnen der Sperrklinke 2 mit einer
Hilfsbetriebsspannung betrieben wird. Diese Hilfsbetriebsspannung kann etwa von der
obigen Hilfsenergiequelle 28 bereitgestellt werden.
[0051] Bevorzugt ist vorgesehen, dass die obige Hilfsbetriebsspannung niedriger ist als
eine von der Hauptenergiequelle 28 an den Hauptmotor 3 bereitgestellte Hauptbetriebsspannung.
Beispielsweise könnte bei einer Hauptbetriebsspannung von 12 Volt die Hilfsbetriebsspannung
5 Volt betragen. Auf diese Weise kann die Hilfsenergiequelle 28 kostengünstiger und
eventuell auch mit weniger Raumbedarf ausgestaltet werden, zumal etwa im Falle einer
Primärzelle oder Sekundärzelle diese durchaus kostenrelevanter sein könnte als der
Hilfsmotor 11 selbst.
[0052] In erster Näherung bestimmt sich das von dem Elektromotor abgegebene Drehmoment proportional
zu dem aufgenommenen Strom, wobei eine reduzierte Betriebsspannung des Elektromotors
näherungsweise im Wesentlichen die Drehzahl begrenzt. Da für den Hilfsmotor 11 ohnehin,
wie bereits beschrieben, ein verlangsamter Öffnungsvorgang in Kauf genommen wird,
kann die Hilfsbetriebsspannung gegenüber der Nennspannung des Elektromotors also bewusst
reduziert werden, solange nur ein ausreichendes Drehmoment erzeugt wird.
[0053] Daher ist ebenfalls bevorzugt vorgesehen, dass die Hilfsbetriebsspannung niedriger
ist als eine Nennspannung des Elektromotors. Die Nennspannung kann hier-als eine Möglichkeit
- als diejenige Spannung definiert sein, welche das Erreichen der maximalen Ausgabeleistung
des Elektromotors in einem quasi-stationären, also eingeschwungenen, Zustand erlaubt.
Bevorzugt ist also die Hilfsbetriebsspannung so viel niedriger als die Nennspannung
des Elektromotors, dass weniger als 75 %, insbesondere weniger als 50 %, weiter insbesondere
weniger als 30 %, der maximalen Ausgabeleistung in einem quasi-stationären Zustand
erreicht werden können.
[0054] Beansprucht wird auch eine Kraftfahrzeugschlossanordnung mit einem vorschlagsgemäßen
Kraftfahrzeugschloss. Diese Kraftfahrzeugschlossanordnung ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Kraftfahrzeugschlossanordnung eine hier nur schematisch dargestellte Steuereinrichtung
29 zur Ansteuerung des Hauptmotors 3 und des Hilfsmotors 11 umfasst, welche Steuereinrichtung
29 bei Empfang eines Öffnungssignals den Hilfsmotor 11 zum Öffnen der Sperrklinke
2 ansteuert, wenn ein Notzustand festgestellt wurde. Die Steuereinrichtung 29 kann
insbesondere dafür vorgesehen sein, eine OBW (Open By Wire)-Funktionalität bei Empfang
eines entsprechenden Signals durch eine Öffnung der Sperrklinke 2 auszulösen.
[0055] Allgemein kann hier unter einem Notzustand jedweder Zustand des Kraftfahrzeugschlosses
oder des Kraftfahrzeugs insgesamt verstanden werden, welcher es notwendig oder ratsam
macht, die Öffnung der Sperrklinke 2 mit dem Hilfsmotor 11 anstelle mit dem Hauptmotor
3 oder gemeinsam mit diesem vorzunehmen. Ein solcher Notzustand kann etwa dann eintreten,
wenn durch einen Crash oder ein sonstiges Ereignis mit einer Verformung der entsprechenden
Tür oder Klappe oder des Kraftfahrzeugschlosses selbst zu rechnen ist, wodurch ein
höheres Drehmoment zur Öffnung der Sperrklinke 2 erforderlich sein könnte. Ein solcher
Notzustand kann auch die Situation betreffen, dass nur eine eingeschränkte Spannungsversorgung
des Hauptmotors 3 über die Hauptenergiequelle 27 zur Verfügung steht, etwa bedingt
durch extreme Temperatur oder durch elektrische Belastung der Hauptenergiequelle 27,
verursacht von anderen Verbrauchern im Kraftfahrzeug. In so einem Fall ist nicht mit
einer einwandfreien Öffnung der Sperrklinke 2 durch den Hauptmotor 3 über das Zugmittel
4 auf dem herkömmlichen Wege zu rechnen. Ein anderer denkbarer Notzustand betrifft
eine erhöhte Temperatur, welche eine so weit gehende Dehnung des Zugmittels 4 verursachen
könnte, dass wiederum eine Öffnung der Sperrklinke 2 durch den Hauptmotor 3 verhindert
oder erschwert wird.
[0056] Dadurch dass nun, wenn ein solcher Notzustand erkannt wurde, der Hilfsmotor 11 zum
Öffnen der Sperrklinke 2 angesteuert wird, ggf. gemeinsam mit dem Hauptmotor 3, wird
nun einerseits eine möglicherweise zeitnah erforderliche Öffnung der entsprechenden
Tür oder Klappe erreicht und andererseits eine Beschädigung des Hauptmotors 3 oder
des Zugmittels 4 verhindert.
[0057] Es darf noch darauf hingewiesen werden, dass für die Ausgestaltung des dem Hilfsmotor
11 zugeordneten Getriebes 12 zahlreiche weitere Möglichkeiten bestehen. Hierzu gehören
auch Getriebearten wie Reibgetriebe o. dgl..
[0058] Ferner kann der Antriebsstrang aus Hilfsmotor 11 und Getriebe 12 grundsätzlich selbsthemmend,
also nicht rücktreibbar, ausgestaltet sein. Damit kann die Sperrklinke 2 grundsätzlich
in ihrer geöffneten Stellung gehalten werden, ohne dass hierfür der Hilfsmotor 11
angesteuert werden muß. Das ist sachgerecht, da dieser Antriebsstrang ja in erster
Linie für einen Notzustand vorgesehen ist, in dem es in erster Linie um ein sicheres
Öffnen der Sperrklinke 2 geht. Bei der selbsthemmenden Ausgestaltung ist es vorzugsweise
so, dass der Öffnungsbetätigung des Hilfsmotors 11 zu irgendeinem Zeitpunkt eine Rückstellbetätigung
des Hilfsmotors 11 in einen Ausgangszustand folgt. Damit ist sichergestellt, dass
nach der Rückstellbetätigung ein Schließen der Sperrklinke 2 nicht durch die Selbsthemmung
blockiert ist.
[0059] Grundsätzlich kann es aber auch vorgesehen sein, dass der Antriebsstrang aus Hilfsmotor
11 und Getriebe 12 nicht selbsthemmend, also rücktreibbar, ausgestaltet ist. Dann
ist eine Rückstellbewegung beispielsweise federgetrieben möglich.
[0060] Fig. 5 zeigt eine besonders bevorzugte Ausgestaltung eines vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlosses.
Bis auf die Realisierung der Kraftwirkungskette vom Hilfsmotor 11 über das Getriebe
12 zum Schlepphebel 5 entspricht der dortige Aufbau dem Aufbau des in den Fig. 1 bis
4 dargestellten Kraftfahrzeugschlosses. Insoweit gelten alle Ausführungen zu dem in
den Fig. 1 bis 4 dargestellten Kraftfahrzeugschloss analog für das in Fig. 5 dargestellte
Kraftfahrzeugschloss. Folgerichtig sind auch die Bezugszeichen für funktionsgleiche
Bauteile identisch in allen Figuren.
[0061] Fig. 5 zeigt, dass das dem Hilfsmotor 11 zugeordnete Getriebe 12 ein Lineargetriebe
32 zur Erzeugung einer linearen Antriebsbewegung zum Öffnen der Sperrlinke 2 umfasst.
Für die Ausgestaltung des Lineargetriebes 32 sind zahlreiche vorteilhafte Varianten
denkbar. Hier und vorzugsweise wird die rotatorische Bewegung der Antriebswelle 36
des Hilfsmotors 11 mittels des Lineargetriebes 32 in eine entsprechende lineare Antriebsbewegung
umgesetzt.
[0062] Bei dem dargestellten und insoweit bevorzugten Lineargetriebe 32 handelt es sich
um ein Spindel-Spindelmuttergetriebe mit einer Spindel 33 und einer Spindelmutter
34, also um ein Schraubgetriebe.
[0063] Das Spindel-Spindelmuttergetriebe 32 ist wie oben angedeutet mit der Spindel 33 und
der Spindelmutter 34 ausgestattet, wobei die Spindelmutter 34 mit der Spindel 33 kämmt.
Dabei treibt der Hilfsmotor 11 hier und vorzugsweise die Spindelmutter 34 an, die
bezogen auf die geometrische Spindelachse 33a axialfest, jedoch drehbar gelagert ist.
Dadurch, dass die Spindelmutter 34 mit der Spindel 33 kämmt und die Spindel 33 bezogen
auf die geometrische Spindelachse 33a drehfest, jedoch axial beweglich gelagert ist,
führt eine Betätigung des Hilfsmotors 11 zu einer Linearbewegung der Spindel 33. In
Fig. 5 ist diese Linearbewegung eine vertikale Bewegung der Spindel 33. Grundsätzlich
kann es auch umgekehrt vorgesehen sein, dass die Spindel 33 vom Hilfsmotor 11 rotatorisch
antreibbar ist und die Spindelmutter 34 dann eine lineare Antriebsbewegung vollzieht.
[0064] Fig. 5 zeigt weiter, dass für die Herstellung der vorschlagsgemäßen Verbindung zwischen
dem Hilfsmotor 11 und der Sperrklinke 2 die Spindel 33 mit der Sperrklinke 2 über
den Schlepphebel 5 antriebstechnisch gekoppelt oder koppelbar ist. Hierfür weist die
Spindel 33 ein Eingriffselement 35 auf, das sich endseitig der Spindel 33 befindet
und das bei entsprechender Ansteuerung des Hilfsmotors 11 in Eingriff mit dem Schlepphebel
5 und im Ergebnis mit der Sperrklinke 2 bringbar ist. Das Eingriffselement 35 ist
Bestandteil des im Zusammenhang mit den Fig. 1 bis 4 angesprochenen zweiten Aushebeelements
22.
[0065] Fig. 5 zeigt auch, dass die Kombination aus Hilfsmotor 11 und Spindel-Spindelmuttergetriebe
32 zahlreiche Möglichkeiten für eine bauraumoptimierte Anordnung bieten. Beispielsweise
lässt sich die Antriebswelle 36 des Hilfsmotors 11 beliebig um die geometrische Spindelachse
33a herum positionieren. Hier und vorzugsweise ist die geometrische Wellenachse 36a
der Antriebswelle 36 parallel zu der geometrischen Schwenkachse 2a der Sperrklinke
2 ausgerichtet. Weiter vorzugsweise ist die geometrische Spindelachse 33a der Spindel
33 senkrecht zu der geometrischen Schenkachse 2a der Sperrklinke 2 ausgerichtet. Andere
Varianten der Ausrichtung sind denkbar.
[0066] Gemäß einer weiteren Lehre, welcher Bedeutung als eigenständige Erfindung zukommt,
wird ein Verfahren zur Ansteuerung eines Kraftfahrzeugschlosses, insbesondere eines
vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlosses, vorzugsweise auch ein Verfahren zur Ansteuerung
einer vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung beansprucht, wobei das Kraftfahrzeugschloss
eine Schlossfalle 1, eine zugeordnete Sperrklinke 2, einen Hauptmotor 3 zum Öffnen
der Sperrklinke 2 und ein flexibles Zugmittel 4 umfasst, welches den Hauptmotor 3
mit der Sperrklinke 2 unmittelbar oder mittelbar verbindet und vom Hauptmotor 3 zum
Öffnen der Sperrklinke 2 aufwickelbar ist.
[0067] Vorschlagsgemäß ist das Verfahren dadurch gekennzeichnet, dass das Kraftfahrzeugschloss
einen Hilfsmotor 11 zum Öffnen der Sperrklinke 2 aufweist und dass, vorzugsweise nur,
der Hilfsmotor 11 zum Öffnen der Sperrklinke 2 angesteuert wird, wenn ein Notzustand
erkannt wurde.
[0068] Eine Möglichkeit, einen Notzustand zu erkennen besteht darin, zu erfassen, wenn nach
einer Ansteuerung des Hauptmotors 3 zum Öffnen der Sperrklinke 2 die Sperrklinke 2
geschlossen bleibt. Insbesondere kann der Notzustand erkannt werden, wenn innerhalb
einer maximalen Öffnungszeit nach der Ansteuerung des Hauptmotors 3 zum Öffnen der
Sperrklinke 2 eine Öffnung der Schlossfalle 1 unterblieb. Weiter insbesondere kann
dies bedeuten, dass ein Empfang eines Öffnungssignals unterblieb.
[0069] Ein solches Öffnungssignal kann etwa von einem Sensor 30 an der Schlossfalle 1, welcher
Sensor 30 auch als Ajar-Schalter bezeichnet wird, erzeugt werden, welcher Sensor 30
durch einen Kontakt mit einem Anschlag 31 auf der Schlossfalle 1 eine Öffnung der
Schlossfalle 1 erfassen und ein entsprechendes Signal-eben das Öffnungssignal - erzeugen
kann. Eine denkbare solche maximale Öffnungszeit beträgt 500 Millisekunden.
[0070] Solange keine außergewöhnlichen Umstände vorliegen, wie sie etwa ein Notzustand im
oben definierten Sinne begründen könnten, ist jedenfalls mit einem Öffnen der Sperrklinke
2 und einer Öffnungsbewegung der Schlossfalle 1 innerhalb dieser Zeit nach Ansteuerung
des Hauptmotors 3 zu rechnen. Diese Art, einen Notzustand zu erkennen, entspricht
also im Wesentlichen dem Erkennen eines gescheiterten Öffnungsversuchs durch den Hauptmotor
3 und das Zugmittel 4.
[0071] Bevorzugt ist, dass ein Notzustand basierend auf einem Mess- oder Sensorsignal erkannt
wird. Hierbei kann das Mess- und/oder Sensorsignal ein Crashsensorsignal umfassen.
Ein solches Crashsensorsignal könnte auch in einer anderen Komponente des Kraftfahrzeugs
außerhalb des Kraftfahrzeugschlosses, beispielsweise in einem Beschleunigungssensor
zum Auslösen von Airbags, erzeugt werden und vorliegend im Kraftfahrzeugschloss mit
verwendet werden.
[0072] Alternativ oder zusätzlich kann das Mess- und/oder Sensorsignal ein Einklemmkraftsensorsignal
umfassen, welches insbesondere aus gemessenen Motorgrößen bestimmt werden kann.
[0073] Ein besonders hohes Drehmoment oder eine besonders niedrige Drehzahl des Hauptmotors
3 kann darauf hindeuten, dass die Sperrklinke 2 nicht oder jedenfalls nicht so schnell
wie vorgesehen bewegt werden kann, die Sperrklinke 2 also zumindest teilweise klemmt.
Auf der anderen Seite kann ein sehr niedriges Drehmoment bzw. eine sehr hohe Drehzahl
des Hauptmotors 3 bedeuten, dass das Zugmittel 4 gerissen ist oder kurz davor steht,
zu reißen.
[0074] In beiden Fällen liegt ein Notzustand im obigen Sinne vor. Wiederum alternativ oder
zusätzlich kann das Mess- und/oder Sensorsignal eine Bordnetzspannung und/oder eine
Bordnetzbeanspruchung, im Sinne eines aktuellen Leistungsverbrauchs durch andere Komponenten
des Kraftfahrzeugs, umfassen. Wenn also festgestellt wird, dass die Spannung des Bordnetzes
eingebrochen ist oder aber auch ohne einen solchen Einbruch aus anderweitigen Informationen
bekannt ist, dass etwa während eines Startvorgangs eine starke Beanspruchung der Bordnetzspannung
durch andere Verbraucher stattfindet, dann kann auch hier ein Notzustand erkannt und
folglich bevorzugt das Öffnen der Sperrklinke 2 durch den Hilfsmotor 11 vorgenommen
werden.
[0075] Schließlich kann das Mess- und/oder Sensorsignal auch ein Temperatursensorsignal
umfassen, was deswegen relevant ist, weil wie bereits erwähnt, sowohl eine sehr hohe
als auch eine sehr niedrige Temperatur eine Autobatterie und damit die Bordnetzspannung
beeinträchtigen könnte. Wie bereits festgestellt, kann eine sehr hohe Temperatur auch
zu einer kritischen Dehnung des Zugmittels 4 führen, welche die Funktionsfähigkeit
des Zugmittels 4 einschränkt.
[0076] Ein obiges Mess- und/oder Sensorsignal, welches das Erkennen eines Notzustandes begründet,
kann auch dann erfasst werden, wenn eine Ansteuerung des Hauptmotors 3 zum Öffnen
der Sperrklinke 2 über das Zugmittel 4 gerade stattfindet und noch nicht abgeschlossen
wurde. In so einem Fall ist es bevorzugt, dass eine Ansteuerung des Hauptmotors 3
zum Öffnen der Sperrklinke 2 unterbrochen wird, wenn ein Notzustand erkannt wird.
Vorzugsweise erfolgt dann eine Ansteuerung des Hilfsmotor 11 zum Öffnen der Sperrklinke
2 über das Getriebe 12.
[0077] Da je nach engerer oder weiterer Definition des Notzustandes ein solcher Notzustand
nur äußerst selten vorkommt und sogar in der Mehrzahl der tatsächlich eingesetzten
vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlösser überhaupt nicht mit einem Vorkommen zu rechnen
ist, kann davon auszugehen, dass die aus einem dann doch tatsächlich vorliegenden
Notzustand begründete Bewegung des Hilfsmotors 11 mit dem Getriebe 12 möglicherweise
erst nach Jahren oder nach Jahrzehnten seit der Herstellung und damit nach entsprechend
langer Zeit der Ruhe erforderlich wird. In der Zwischenzeit kann durch verschiedene
Korrosions-, Verschmutzungs- oder sonstige Alterungsvorgänge speziell bei einem Wälzkörpergetriebe
eine Blockade oder Verklemmung in irgendeiner Form eintreten, die dann das Öffnen
der Sperrklinke 2 durch den Hilfsmotor 11 und das Getriebe 12 beeinträchtigt oder
verhindert.
[0078] Um eine solche Situation zu vermeiden, ist bevorzugt vorgesehen, dass der Hilfsmotor
11 zyklisch mit einer Lösebewegung angesteuert wird, wobei die Sperrklinke 2 bei der
Lösebewegung feststeht. Bevorzugt ist dabei, dass sich bei der Lösebewegung - neben
dem Hilfsmotor 11 - auch das Getriebe 12 bewegt. Mit einer Zyklizität also, deren
Zeitabstände durchaus in der zeitlichen Größenordnung von Wochen oder Monaten wählbar
wären, kann also der Hilfsmotor 11 so angesteuert werden, dass er sich und vorzugsweise
auch das Getriebe 12 bewegt, die Sperrklinke 2 aber weiterhin feststeht.
[0079] Gerade das hohe Übersetzungsverhältnis des Getriebes 12 bei einer Übertragung der
Bewegung des Hilfsmotors 11 auf die Sperrklinke 2 vereinfacht es, dass kleine Bewegungen
des Hilfsmotors 11 für die Sperrklinke 2 überhaupt keine Wirkung haben. Hinzu kommt,
dass eine solche Lösebewegung etwa dann vorgenommen werden kann, wenn schon durch
den Hauptmotor 3 und das Zugmittel 4 die Sperrklinke 2 aktuell geöffnet wurde und
sich in der Nichteingriffsstellung befindet. In so einem Fall kann eine Lösebewegung
des Hilfsmotors 11 und des Getriebes 12 grundsätzlich keine weitere Bewegung der Sperrklinke
2 verursachen, da diese bereits geöffnet ist.
1. Kraftfahrzeugschloss mit einer Schlossfalle (1), einer zugeordneten Sperrklinke (2),
einem Hauptmotor (3) zum Öffnen der Sperrklinke (2) und einem flexiblen Zugmittel
(4), das den Hauptmotor (3) mit der Sperrklinke (2) unmittelbar oder mittelbar verbindet
und vom Hauptmotor (3) zum Öffnen der Sperrklinke (2) aufwickelbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kraftfahrzeugschloss einen Hilfsmotor (11) zum Öffnen der Sperrklinke (2) und
ein Getriebe (12) aufweist, welches den Hilfsmotor (11) mit der Sperrklinke (2) unmittelbar
oder mittelbar verbindet.
2. Kraftfahrzeugschloss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (12) ein Wälzkörpergetriebe (13) und/oder ein Hebelgetriebe und/oder
eine Hebelkette umfasst.
3. Kraftfahrzeugschloss nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Hilfsmotor (11) und der Sperrklinke (2) ein höheres Drehmoment-Übersetzungsverhältnis
besteht als zwischen dem Hauptmotor (3) und der Sperrklinke (2), insbesondere, wobei
das Öffnen der Sperrklinke (2) durch den Hilfsmotor (11) mittels des Getriebes (12)
länger dauert als das Öffnen der Sperrklinke (2) durch den Hauptmotor (3) mittels
des Zugmittels (4).
4. Kraftfahrzeugschloss nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Zugmittel (4) und das Getriebe (12) zueinander freilaufend sind, vorzugsweise,
wobei das Kraftfahrzeugschloss eine Aushebeanordnung (20) zum Öffnen der Sperrklinke
(2) mit einem ersten Aushebeelement (21) und einem zweiten Aushebeelement (22) aufweist,
wobei das erste Aushebeelement (21) durch das Zugmittel (4) zum Öffnen der Sperrklinke
(2) angetrieben werden kann und das zweite Aushebeelement (22) durch das Getriebe
(12) zum Öffnen der Sperrklinke (2) angetrieben werden kann, insbesondere, wobei das
erste Aushebeelement (21) und das zweite Aushebeelement (22) jeweils schwenkbar um
eine, vorzugsweise gemeinsame, Aushebeachse (23) gelagert sind.
5. Kraftfahrzeugschloss nach Anspruch 4 dadurch gekennzeichnet, dass das Kraftfahrzeugschloss einen Schlepphebel (5) aufweist, dessen Betätigung die Sperrklinke
(2) öffnet, und welcher Schlepphebel (5) so angeordnet ist, dass er sowohl vom ersten
Aushebeelement (21) als auch vom zweiten Aushebeelement (22) betätigt werden kann.
6. Kraftfahrzeugschloss nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Position der Sperrklinke (2) hinsichtlich einer Öffnung durch die Position desjenigen
des ersten Aushebeelements (21) und des zweiten Aushebeelements (22) bestimmt wird,
welches zum Öffnen der Sperrklinke (2) weiter ausgelenkt ist, sodass das jeweils andere
Aushebeelement (21, 22) bis zu dieser Position bei einer feststehenden Sperrklinke,
vorzugsweise und/oder bei einem feststehenden Schlepphebel (5), bewegbar ist, insbesondere,
wobei das erste Aushebeelement (21) und das zweite Aushebeelement (22) frei schwenkbar
zueinander angeordnet sind.
7. Kraftfahrzeugschloss nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Kraftfahrzeugschloss ein Gehäuse (24) mit einem Einlaufschlitz (25) für einen
Schließkolben oder einen Schließkeil (26) aufweist und dass der Hauptmotor (3) und
der Hilfsmotor (11) im Gehäuse (24) angeordnet sind.
8. Kraftfahrzeugschloss nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptmotor (3) von einer Hauptenergiequelle (27), vorzugsweise von einer Bordnetzspannungsquelle,
und der Hilfsmotor (11) von einer unabhängigen Hilfsenergiequelle (28) versorgt wird,
vorzugsweise, dass die Hilfsenergiequelle (28) eine Primärzelle und/oder eine Sekundärzelle
und/oder einen Kondensator und/oder eine Brennstoffzelle umfasst.
9. Kraftfahrzeugschloss nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Hilfsmotor (11) ein Elektromotor ist und zum Öffnen der Sperrklinke (2) mit einer
Hilfsbetriebsspannung betrieben wird, vorzugsweise, wobei die Hilfsbetriebsspannung
niedriger ist als eine von der Hauptenergiequelle (28) an den Hauptmotor (3) bereitgestellte
Hauptbetriebsspannung und/oder wobei die Hilfsbetriebsspannung niedriger ist als eine
Nennspannung des Elektromotors.
10. Kraftfahrzeugschloss nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (12) ein Lineargetriebe (32) zur Erzeugung einer linearen Antriebsbewegung
zum Öffnen der Sperrklinke (2) umfasst, vorzugsweise, dass das Lineargetriebe (32)
als Spindel-Spindelmuttergetriebe mit einer Spindel (33) und einer Spindelmutter (34)
ausgestaltet ist, weiter vorzugsweise, dass die Spindel (33) vom Hilfsmotor (11) rotatorisch
antreibbar ist und die Spindelmutter (34) dann eine lineare Antriebsbewegung vollzieht,
oder, dass die Spindelmutter (34) vom Hilfsmotor (11) rotatorisch antreibbar ist und
die Spindel (33) dann eine lineare Antriebsbewegung vollzieht.
11. Kraftfahrzeugschloss nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Spindel (33) mit der Sperrklinke (2) unmittelbar oder mittelbar antriebstechnisch
gekoppelt oder koppelbar ist, oder, dass die Spindelmutter (34) mit der Sperrklinke
(2) unmittelbar oder mittelbar antriebstechnisch gekoppelt oder koppelbar ist.
12. Kraftfahrzeugschlossanordnung mit einem Kraftfahrzeugschloss nach einem der Ansprüche
1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Kraftfahrzeugschlossanordnung eine Steuereinrichtung (29) zur Ansteuerung des
Hauptmotors (3) und des Hilfsmotors (11) umfasst, welche Steuereinrichtung (29) bei
Empfang eines Öffnungssignals den Hilfsmotor (11) zum Öffnen der Sperrklinke (2) ansteuert,
wenn ein Notzustand festgestellt wurde.
13. Verfahren zur Ansteuerung eines Kraftfahrzeugschlosses, insbesondere eines Kraftfahrzeugschlosses
nach einem der Ansprüche 1 bis 11, vorzugsweise einer Kraftfahrzeugschlossanordnung
nach Anspruch 12, mit einer Schlossfalle (1), einer zugeordneten Sperrklinke (2),
einem Hauptmotor (3) zum Öffnen der Sperrklinke (2) und einem flexiblen Zugmittel
(4), das den Hauptmotor (3) mit der Sperrklinke (2) unmittelbar oder mittelbar verbindet
und vom Hauptmotor (3) zum Öffnen der Sperrklinke (2) aufwickelbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kraftfahrzeugschloss einen Hilfsmotor (11) zum Öffnen der Sperrklinke (2) aufweist
und dass, vorzugsweise nur, der Hilfsmotor (11) zum Öffnen der Sperrklinke (2) angesteuert
wird, wenn ein Notzustand erkannt wurde.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass ein Notzustand erkannt wird, wenn nach einer Ansteuerung des Hauptmotors (3) zum
Öffnen der Sperrklinke (2) die Sperrklinke (2) geschlossen bleibt, vorzugsweise, wenn
innerhalb einer maximalen Öffnungszeit nach der Ansteuerung des Hauptmotors (3) zum
Öffnen der Sperrklinke (2) eine Öffnung der Schlossfalle (1) unterblieb, insbesondere,
ein Empfang eines Öffnungssignals unterblieb.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass ein Notzustand basierend auf einem Mess- und/oder Sensorsignal erkannt wird, insbesondere,
wobei das Mess- und/oder Sensorsignal ein Crashsensorsignal und/oder ein EinMemmkraftsignal
und/oder eine Bordnetzspannung und/oder einer Bordnetzbeanspruchung und/oder ein Temperatursensorsignal
umfasst.