[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Lederfadens.
[0002] Bislang werden Lederfäden hergestellt durch Schneiden von flächigem Leder in lange
Streifen, so dass ein vergleichsweise dicker Faden erhalten wird. Der so gewonnene
Lederfaden ist jedoch weder belastbar, noch kann er in einem maschenbildenden Herstellungsprozess
verwendet werden. Dies ist insofern bedauerlich, als im Markt ein großer Bedarf für
Lederfäden existiert, zum Beispiel im Kraftfahrzeugsitzbereich, in welchem ein Textil
mit Lederfaden den gewünschten optischen Eindruck vermitteln würde und andererseits
die geforderte Atmungsaktivität gewährleisten würde.
[0003] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung eines Lederfadens
zu schaffen.
[0004] Erfindungsgemäß wird das Leder zerkleinert, und zwar sehr stark zerkleinert, so dass
es letztlich in Faserform, vorzugsweise sogar in Pulverform, vorliegt. Die Faserlänge
sollte 2 mm, vorzugsweise 1 mm nicht überschreiten. Das zerkleinerte Leder wird mit
einem extrudierbaren Bindemittel vermischt. Geeignet sind hierfür Reaktionsharze aus
Polyester- oder Polyamidbasis, oder organische Collagenhaltige Materialien. Im Falle
Kunststoffe als Bindemittel verwendet werden, können diese vorzugsweise durch Wärme
oder UV-Behandlung aushärtbar sein.
[0005] Die vermischte Masse aus zerkleinertem Leder und Bindemittel wird um einen Seelenfaden
herum zu einem Faden extrudiert und ausgehärtet. Auf diese Weise wird ein lederhaltiger
Faden erzeugt, dessen mechanischen Eigenschaften in erster Linie durch das Bindemittel
charakterisiert werden, dessen optisches Erscheinungsbild jedoch durch einen ausreichenden
Anteil an Leder in der Leder-Bindemittel-Mischung gewährleistet wird. Vorzugsweise
liegt der Lederanteil in dem Bindemittel zwischen 5 und 40 Gewichts-%. In diesem Zugabebereich
wird zum einen gewährleistet, dass das Leder optisch in dem Faden im gewünschten Maß
in Erscheinung tritt und dass andererseits die mechanischen Eigenschaften des Fadens,
insbesondere die Zugfestigkeit, durch den Lederanteil nicht zu sehr beeinträchtigt
werden.
[0006] Auf diese Weise lassen sich Fäden mit einem Durchmesser zwischen 10
µm und 1000
µm herstellen, die sich in einem maschenbildenden Verfahren, wie zum Beispiel einem
Gestricke oder Gewirke, oder auch in gewebtem Textilgut verwenden lassen. Insbesondere
lässt sich ein derartiger Faden sehr gut in einem Webgestrick verarbeiten, bei welchem
der Lederfaden zum Beispiel als Schußoder Kettfaden in das Gestrick eingebracht wird.
[0007] Gemäß der Erfindung wird der Faden um wenigstens einen Seelenfaden herum extrudiert.
Auf diese Weise wird erreicht, dass durch den Seelenfaden eine gewünschte mechanische
Stabilität, insbesondere Zugfestigkeit, sichergestellt werden kann, so dass der um
den Seelenfaden herum extrudierte Teil des Fadens einen höheren Lederanteil aufweisen
kann und damit optisch prägender in Erscheinung tritt. Vorzugsweise wir genau ein
Seelenfaden verwendet, der im Zentrum des extrudierten Fadens liegt. Es können jedoch
auch zwei oder mehrere Seelenfäden verwendet werden, die vorzugsweis verdrillt oder
verzwirbelt werden, um dadurch eine bessere Haftung des extrudierten Materials an
der Öberfläche der Seelenfäden sicherzustellen.
[0008] Vorzugsweise wird ein Seelenfaden aus hochfestem Material wie z.B. PA66 verwendet,
was positiv für die Betriebssicherheit des Extrudierverfahrens als auch für die Zugfestigkeit
des extrudierten Lederfadens ist.
[0009] Vorzugseise kann ein Seelenfaden verwendet werden, der mit einem Klebefaden versehen,
z.B. umwickelt ist. Ein derartiger Faden erlaubt eine bessere Anhaftung des um den
Seelenfaden herum extrudierten lederhaltigen Materials. Dem gleichen Zweck dient ebenfalls
ein Haftvermittler, der z.B. chemisch aber evtl. auch durch Plasmabehandlung auf den
Seelenfaden aufgebracht wird.
[0010] Vorzugsweise wird als Seelenfaden ein Polyester- oder Polyamidfaden verwendet, der
vorzugsweise eine Stärke von 0,1 - 1 mm hat. Beim Extrudieren kann ein derartiger
Seelenfaden einfach in der Mitte der Extruderdüse geführt werden, so dass die Leder-Bindemittel-Mischung
gleichmäßig um diesen Seelenfaden herum extrudiert werden kann. Dies führt zu einem
Lederfaden mit ausgezeichneten optischen als auch mechanischen Eigenschaften.
[0011] In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird eine aufgerauter Seelenfaden
verwendet, der zu einer besseren Verbindung mit dem extrudierten Bindemittel/Leder-Gemisch
führt und damit zu stabileren Fäden führt.
[0012] Der erfindungsgemäße extrudierte Lederfaden wird vorzugsweise auf eine Stärke von
0,2 - 3 mm extrudiert. In diesem Bereich lassen sich aus der Leder-Bindemittel-Mischung
Fäden mit brauchbarer Qualität erzielen.
[0013] Im Falle ein Kunststoff als Bindemittel verwendet wird, wird der Faden nach dem Extrudieren
vorzugsweise sofort ausgehärtet, indem er zum Beispiel durch eine Wärmeanlage oder
UV-Anlage geführt wird, je nachdem, auf welche Weise der Kunststoff zum Aushärten
gebracht wird.
[0014] Als Bindemittel eignet sich insbesondere ein Polyamid- oder Polyesterharz, insbesondere
eines Typs, der wärme- oder UV-aushärtbar ist, weil auf diese Weise sichergestellt
werden kann, dass eine Polymerisierung nicht bereits im Extruder stattfindet.
[0015] Vorzugsweise wird das Leder zu Pulver zerkleinert und das Lederpulver wird mit dem
Bindemittel zu einer extrudierbaren Masse vermischt. Durch das Zerkleinern zu Pulver
wird die Fasertextur des Leders aufgebrochen, was dazu führt, dass in der zu extrudierenden
Masse keine Inhomogenitäten mehr vorhanden sind. Die Verwendung von Lederpulver in
der Extrusionsmasse führt somit zu gleichmäßigeren und mechanisch haltbareren und
stabileren Fäden.
[0016] Als Extruder wird vorzugsweise ein Schneckenextruder verwendet, insbesondere ein
Schneckenextruder, der eine zentrale Fadenzuführung für einen Seelenfaden aufweist.
Falls ein thermisch aushärtbarer Kunststoff als Bindemittel für die Extrusionsmasse
verwendet wird, kann der Schneckenextruder auch gekühlt werden.
[0017] Die Erfindung betrifft in gleicher Weise einen Faden, der nach einem der oben genannten
Verfahren hergestellt worden ist.
[0018] Es ist für den Fachmann offensichtlich, dass die oben beschriebenen Ausführungsbeispiele
in beliebiger Weise miteinander kombiniert werden können.
[0019] Der extrudierte Lederfaden kann noch in gewünschter Weise endbearbeitet werden, z.B.
durch Prägen und Profilieren, um dem runden extrudierten Faden ein natürlicheres Aussehen
zu verleihen. Der Faden kann nach dem Extrudieren auch gefärbt oder mit einem Duftstoff
versehen werden.
[0020] Die Erfindung wird nachfolgend beispielsweise anhand der schematischen Zeichnung
beschrieben. Diese zeigt eine schematische Ansicht einer Anlage zur Herstellung eines
Lederfadens.
[0021] Fig. 1 zeigt eine Anlage 10 zur Herstellung eines Lederfadens. Die Anlage 10 enthält
einen Zerkleinerer 12, dem durch eine Öffnung 14 Lederhäcksel zugegeben werden. In
dem Zerkleinerer 12 werden die Lederhäcksel zu einem Lederpulver zerkleinert. Der
Ausgang 16 des Zerkleinerers 12 liegt über einem Mischer 18. Über dem Mischer 18 ist
auch eine Bindemittelzufuhr 20 angeordnet. Die Zufuhr von Lederpulver und Bindemittel
in den Mischer 18 kann chargenweise oder kontinuierlich erfolgen. Der Mischer 18 hat
ein unteres Auslassende 22, welches über der Ausgabeöffnung 24 eines Schneckenextruders
26 liegt. Das homogenisierte Gemisch aus Bindemittel, zum Beispiel Polyesterharz und
Lederpulver, wird über die Abgabeöffnung 22 des Mischers 18 in die Aufnahmeöffnung
24 überführt, wo die homogenisierte Mischung über die Extruderschnecke 28 in Richtung
auf die Extruderdüse 30 gepresst wird. In der Mitte des Schneckenextruders 26 ist
ein Seelenfaden 32 geführt, der von einer Zufuhrrolle 34 dem zentralen Bereich des
Schneckenextruders 26 zugeführt wird. Die Bindemittel-Leder-Masse wird durch die Extruderdüse
30 um den Seelenfaden herum 32 extrudiert. Auf diese Weise wird ein extrudierter Faden
36 erhalten, der nach dem Verlassen der Extruderdüse 30 durch eine Wärmezone 38 geführt
wird, wo der Faden auf seine Endfestigkeit aushärtet. Schließlich wird der Faden 36
auf eine Rolle 40 aufgewickelt, um so für den Transport fertig zu sein. Es ist möglich,
nach dem Wärmebereich 38 noch eine Behandlungskammer vorzusehen, in welcher der Faden
mit einem Fluormaterial oder Silikonmaterial behandelt wird, um ein Anbacken nebeneinander
liegender Fäden auf der Rolle 40 zu vermeiden.
[0022] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich Lederfäden, das heißt Fäden mit einem
Ledergehalt von etwa 5 - 40 Gewichts-%, industriell herstellen und für unterschiedlichste
Anwendungen, zum Beispiel für Sitztextilien, verwenden.
[0023] Die Erfindung ist nicht auf das oben beschriebene Ausführungsbeispiel limitiert,
sondern kann stattdessen innerhalb des Schutzbereichs der nachfolgenden Ansprüche
variiert werden.
[0024] Statt eines Schneckenextruders kann auch jede andere Art von Extruder, zum Beispiel
ein hydraulischer Extruder, verwendet werden. Weiterhin können zum Beispiel der Mischer
und der Extruder in einem Gehäuse angeordnet sein.
1. Verfahren zur Herstellung eines Lederfadens, umfassend folgend Abfolge von Schritten,
- Leder wird zerkleinert (12),
- das zerkleinerte Leder wird mit einem Bindemittel vermischt (18),
- die vermischte Bindemittel/Leder-Masse wird um wenigstens einen Selenfaden (32)
herum zu einem Faden (36) extrudiert (26) und ausgehärtet (38).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Seelenfaden (32) ein Polyester- oder Polyamidfaden verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Seelenfaden (32) mit einer Stärke von 0,1 bis 1 mm verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein aufgerauter Seelenfaden (32) verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Faden (36) auf eine Stärke von 0,5 bis 3 mm extrudiert wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Faden (36) nach dem Extrudieren (26) sofort wärmebehandelt (38) wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Faden (36) nach dem Extrudieren (26) sofort mechanisch behandelt (38) wird, insb.
geformt und/oder geprägt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Bindemittel ein Polyamid- oder Polyesterharz oder col lagenhaltige Substanzen
verwendet werden.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet dass das Leder vor dem Vermischen (18) mit dem Bindemittel zu Pulver vermahlen (12) wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet dass der Anteil des Leders in dem Bindemittel 5 bis 40 Gew.% beträgt.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet dass zum Extrudieren ein Schneckenextruder (26) verwendet wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet wenigstens zwei Seelenfäden verwendet werden, die vor dem Extrudieren des Fadens
verdrillt oder verflochten werden.
13. Faden (36), hergestellt durch ein Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche.