[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von elektrischer Energie in einer
kombinierten Energieerzeugungsanlage, die eine Luftbehandlungseinheit und eine Kraftwerkseinheit
umfasst, und eine entsprechende Energieerzeugungsanlage gemäß den Oberbegriffen der
unabhängigen Patentansprüche.
Stand der Technik
[0002] Beispielsweise aus
DE 31 39 567 A1 und
WO 2007/096656 A1 ist bekannt, Flüssigluft oder Flüssigstickstoff, also tiefkalte Luftverflüssigungsprodukte,
zur Netzregelung und zur Bereitstellung von Regelleistung in Stromnetzen zu verwenden.
[0003] Zu Billigstromzeiten oder Stromüberschusszeiten wird dabei Luft in einer Luftzerlegungsanlage
mit einem integrierten Verflüssiger oder in einer dezidierten Verflüssigungsanlage,
hier allgemein als Luftbehandlungseinheit bezeichnet, insgesamt oder teilweise zu
einem derartigen Luftverflüssigungsprodukt verflüssigt. Das Luftverflüssigungsprodukt
wird in einem Tanksystem mit Tieftemperaturtanks gespeichert. Dieser Betriebsmodus
wird hier als "Verflüssigungsbetrieb" bezeichnet.
[0004] Zu Spitzenlastzeiten wird das Luftverflüssigungsprodukt aus dem Tanksystem entnommen,
mittels einer Pumpe druckerhöht und bis auf etwa Umgebungstemperatur oder höher angewärmt
und damit in einen gasförmigen oder überkritischen Zustand überführt. Ein hierdurch
erhaltener Hochdruckstrom wird in einer Kraftwerkseinheit in einer Entspannungsturbine
oder mehreren Entspannungsturbinen mit Zwischenerwärmung bis auf Umgebungsdruck entspannt.
Die dabei freiwerdende mechanische Leistung wird in einem oder mehreren Generatoren
der Kraftwerkseinheit in elektrische Energie umgewandelt und in ein elektrisches Netz
eingespeist. Dieser Betriebsmodus wird hier als "Entnahmebetrieb" bezeichnet.
[0005] Entsprechende Verfahren und Vorrichtungen können, wie auch das Verfahren und die
Vorrichtung der Erfindung, grundsätzlich auch mit einem Luftverflüssigungsprodukt
arbeiten, welches mehr als 40 Molprozent Sauerstoff enthält. Dies wurde hier jedoch
ausgenommen, um eine Verwechslung mit Verfahren und Vorrichtungen zu vermeiden, bei
denen ein besonders sauerstoffreiches Fluid zur Unterstützung von Oxidationsreaktionen
in eine Gasturbine eingeleitet wird.
[0006] Die beim Überführen des Luftverflüssigungsprodukts in den gasförmigen oder überkritischen
Zustand freiwerdende Kälte kann während des Entnahmebetriebs auch gespeichert und
während des Verflüssigungsbetriebs zur Bereitstellung von Kälte zur Gewinnung des
Luftverflüssigungsprodukts eingesetzt werden.
[0007] Es sind schließlich auch Druckluftspeicherkraftwerke bekannt, in denen die Einsatzluft
jedoch nicht verflüssigt, sondern in einem Verdichter verdichtet und in einer unterirdischen
Kaverne gespeichert wird. In Zeiten hoher Stromnachfrage wird die Druckluft aus der
Kaverne in die Brennkammer einer Gasturbine geleitet. Gleichzeitig wird der Gasturbine
über eine Gasleitung Brennstoff, beispielsweise Erdgas, zugeführt und in der durch
die Druckluft gebildeten Atmosphäre verbrannt. Das gebildete Abgas wird in der Gasturbine
entspannt, wodurch Energie erzeugt wird.
[0008] Die Wirtschaftlichkeit entsprechender Verfahren und Vorrichtungen wird stark vom
Gesamtwirkungsgrad beeinflusst. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, entsprechende
Verfahren und Vorrichtungen in ihrer Wirtschaftlichkeit zu verbessern.
Offenbarung der Erfindung
[0009] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Erzeugung von elektrischer Energie in
einer kombinierten Energieerzeugungsanlage, die eine Luftbehandlungseinheit und eine
Kraftwerkseinheit umfasst, und eine entsprechende Energieerzeugungsanlage mit den
Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind
jeweils Gegenstand der abhängigen Patentansprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
[0010] Vor der Erläuterung der Merkmale und Vorteile der erfindungsgemäß vorgeschlagenen
Maßnahmen werden einige nachfolgend verwendete Begriffe erläutert.
[0011] Unter einer "Kraftwerkseinheit" wird hier eine Anlage oder ein Anlagenteil verstanden,
die bzw. der zur Erzeugung von elektrischer Energie eingerichtet ist. Eine Kraftwerkseinheit
umfasst dabei zumindest eine Entspannungsturbine, die mit zumindest einem Generator
gekoppelt ist. Die bei der Entspannung eines Fluids in der zumindest einen Entspannungsturbine
frei werdende mechanische Leistung kann daher in elektrische Energie umgesetzt werden.
[0012] Unter einer "Luftbehandlungseinheit" wird hier eine Anlage verstanden, die zur Gewinnung
wenigstens eines "Luftverflüssigungsprodukts" aus Luft eingerichtet ist. Es kann sich
hierbei, wie eingangs erläutert, um eine Luftzerlegungsanlage handeln, die zur Gewinnung
entsprechender Luftfraktionen eingerichtet sein kann oder auch nur um eine Verflüssigungseinheit
einer derartigen Anlage oder eine dezidierte Verflüssigungseinheit. Ausreichend für
eine Luftbehandlungseinheit zum Einsatz in der vorliegenden Erfindung ist es, dass
durch diese ein entsprechendes tiefkaltes Luftverflüssigungsprodukt erhalten werden
kann, das als Speicherflüssigkeit verwendbar und in ein Tanksystem überführbar ist.
Eine "Luftzerlegungsanlage" wird mit atmosphärischer Luft beschickt und weist ein
Destillationssäulensystem zur Zerlegung der atmosphärischen Luft in ihre physikalischen
Komponenten auf, insbesondere in Stickstoff und Sauerstoff. Hierzu wird die Luft zunächst
in die Nähe ihres Taupunkts abgekühlt und dann in das Destillationssäulensystem eingeleitet.
Verfahren und Vorrichtungen zur Tieftemperaturzerlegung von Luft sind z.B. aus
Hausen/Linde, Tieftemperaturtechnik, 2. Auflage 1985, Kapitel 4 (Seiten 281 bis 337) bekannt. Im Gegensatz hierzu umfasst eine "Luftverflüssigungsanlage" kein Destillationssäulensystem.
Im Übrigen entspricht ihr Aufbau dem einer Luftzerlegungsanlage mit der Abgabe eines
Luftverflüssigungsprodukts. Selbstverständlich kann auch in einer Luftzerlegungsanlage
Flüssigluft als Nebenprodukt erzeugt werden.
[0013] Ein "Luftverflüssigungsprodukt" ist jedes Produkt, das zumindest durch Verdichten,
Abkühlen und anschließendes Entspannen von Luft in Form einer tiefkalten Flüssigkeit
hergestellt werden kann. Insbesondere kann es sich bei einem Luftverflüssigungsprodukt
um Flüssigluft, flüssigen Sauerstoff, flüssigen Stickstoff und/oder ein flüssiges
Edelgas wie flüssiges Argon handeln. Die Begriffe "flüssiger Sauerstoff' bzw. "flüssiger
Stickstoff' bezeichnen dabei jeweils auch eine tiefkalte Flüssigkeit, die Sauerstoff
bzw. Stickstoff in einer Menge aufweist, die oberhalb derer atmosphärischer Luft liegt.
Es muss sich dabei also nicht notwendigerweise um reine Flüssigkeiten mit hohen Gehalten
von Sauerstoff bzw. Stickstoff handeln. Unter flüssigem Stickstoff wird also sowohl
reiner oder im Wesentlichen reiner Stickstoff verstanden, als auch ein Gemisch aus
verflüssigten Luftgasen, dessen Stickstoffgehalt höher als derjenige der atmosphärischen
Luft ist. Beispielsweise weist dieses einen Stickstoffgehalt von mindestens 90, vorzugsweise
mindestens 99 Molprozent auf.
[0014] Unter einer "tiefkalten" Flüssigkeit, bzw. einem entsprechenden Fluid, Luftverflüssigungsprodukt,
Strom usw. wird ein flüssiges Medium verstanden, dessen Siedepunkt deutlich unterhalb
der jeweiligen Umgebungstemperatur liegt und beispielsweise 200 K oder weniger, insbesondere
220 K oder weniger, beträgt. Beispiele für derartige tiefkalte Medien sind flüssige
Luft, flüssiger Sauerstoff und flüssiger Stickstoff.
[0015] Ein "Wärmetauschersystem" dient zur indirekten Übertragung von Wärme zwischen zumindest
zwei im Gegenstrom zueinander geführten Strömen, beispielsweise einem warmen Druckluftstrom
und einem oder mehreren kalten Strömen oder einem tiefkalten Luftverflüssigungsprodukt
und einem oder mehreren warmen Strömen. Ein Wärmetauschersystem kann aus einem einzelnen
oder mehreren parallel und/oder seriell verbundenen Wärmetauscherabschnitten gebildet
sein, z.B. aus einem oder mehreren Plattenwärmetauscherblöcken.
[0016] Ein "Verdichtersystem" ist eine Vorrichtung, die zum Verdichten wenigstens eines
gasförmigen Stroms von wenigstens einem Eingangsdruck, bei dem dieser dem Verdichtersystem
zugeführt wird, auf wenigstens einen Enddruck, bei dem dieser dem Verdichtersystem
entnommen wird, eingerichtet ist. Das Verdichtersystem bildet dabei eine bauliche
Einheit, die jedoch mehrere "Verdichterstufen" in Form bekannter Kolben-, Schrauben-
und/oder Schaufelrad- bzw. Turbinenanordnungen (also Radial- oder Axialverdichterstufen)
aufweisen kann. Insbesondere werden diese Verdichterstufen mittels eines gemeinsamen
Antriebs, beispielsweise über eine gemeinsame Welle und/oder einen gemeinsamen Elektromotor,
angetrieben. Mehrere Verdichtersysteme, z.B. ein Haupt- und ein Nachverdichter einer
Luftbehandlungseinheit, können eine "Verdichteranordnung" bilden.
[0017] Ein "Kaltverdichtersystem", das wie die soeben erläuterten Verdichtersysteme eine
oder mehrere Verdichterstufen aufweisen kann, die über eine gemeinsame Welle angetrieben
werden, ist ein Verdichtersystem, das Gasströme in tiefkaltem Zustand verdichtet.
Kaltverdichter zeichnen sich insbesondere durch wenigstens eine Radialverdichterstufe,
ein Tieftemperaturgehäuse und/oder eine elektrische Antriebseinheit mit integrierter
Lagerung aus.
[0018] Ein "einziges Kaltverdichtersystem" bzw. ein "einziges Verdichtersystem" ist dabei
als bauliche Einheit ausgebildet, die nur einmal in einer entsprechenden Anlage vorhanden
ist, jedoch eine oder mehrere Verdichterstufen umfassen kann. Sind mehrere Verdichterstufen
vorgesehen, sind diese über eine gemeinsame Welle mit einem gemeinsamen Verdichterantrieb
gekoppelt. Dem einzigen Kaltverdichtersystem bzw. dem einzigen Verdichtersystem wird
Fluid insbesondere in Form nur eines Fluidstroms zugeführt, der mit der einen Verdichterstufe
in einem Schritt oder mit mehreren Verdichterstufen sukzessive in mehreren Schritten
verdichtet wird.
[0019] Eine "Entspannungsturbine", die über eine gemeinsame Welle mit weiteren Entspannungsturbinen
oder Energiewandlern wie Ölbremsen, Generatoren oder Verdichterstufen gekoppelt sein
kann, ist zur Entspannung eines gasförmigen oder zumindest teilweise flüssigen Stroms
eingerichtet. Teilweise können Entspannungsturbinen zum Einsatz in der vorliegenden
Erfindung als Turboexpander ausgebildet sein. Sind eine oder mehrere als Turboexpander
ausgebildete Entspannungsturbinen nur mit einer oder mehreren Verdichterstufen, beispielsweise
in Form von Radialverdichterstufen, gekoppelt und ggf. mechanisch gebremst, werden
diese jedoch ohne extern, beispielsweise mittels eines Elektromotors, zugeführte Energie
betrieben, wird hierfür der Begriff "Boosterturbine" verwendet. Eine derartige Boosterturbine
verdichtet dabei zumindest einen Strom durch die Entspannung zumindest eines anderen
Stroms, jedoch ohne extern, beispielsweise mittels eines Elektromotors, zugeführte
Energie.
[0020] Unter einer "Gasturbine" wird im Rahmen der vorliegenden Anmeldung eine Anordnung
aus wenigstens einer Brennkammer und wenigsten einer dieser nachgeschalteten Entspannungsturbine
(der Gasturbine im engeren Sinn) verstanden. In letzterer werden heiße Gase aus der
Brennkammer arbeitsleistend entspannt. Eine Gasturbine kann ferner wenigstens eine
von der Entspannungsturbine über eine gemeinsame Welle angetriebene Verdichterstufe,
typischerweise mit wenigstens einer Radialverdichterstufe, aufweisen. Ein Teil der
in der Entspannungsturbine erzeugten mechanischen Energie wird üblicherweise zum Antrieb
der wenigstens einen Verdichterstufe eingesetzt. Ein weiterer Teil wird regelmäßig
zur Erzeugung elektrischer Energie in einem Generator umgesetzt.
[0021] Als Abwandlung einer Gasturbine weist eine "Verbrennungsturbine" lediglich die erwähnte
Brennkammer und eine dieser nachgeschaltete Entspannungsmaschine auf. Ein Verdichter
ist üblicherweise nicht vorgesehen.
[0022] Eine "Heißgasturbine" weist hingegen im Gegensatz zu einer Gasturbine statt einer
Brennkammer einen Erhitzer auf. Eine Heißgasturbine kann einstufig mit einem Erhitzer
und einer Entspannungsturbine ausgebildet sein. Alternativ können jedoch mehrere Entspannungsturbinen,
vorzugsweise mit Zwischenerhitzung, vorgesehen sein. In jedem Fall kann insbesondere
stromab der letzten Entspannungsturbine ein weiterer Erhitzer vorgesehen sein. Auch
die Heißgasturbine ist vorzugsweise mit einem oder mehreren Generatoren zur Erzeugung
von elektrischer Energie gekoppelt.
[0023] Unter einem "Erhitzer" wird im Rahmen dieser Anmeldung ein System zum indirekten
Wärmetausch zwischen einem Heizfluid und einem zu erhitzenden gasförmigen Fluid verstanden.
Mittels eines derartigen Erhitzers kann Restwärme, Abwärme, Prozesswärme, Solarwärme
etc. auf das zu erhitzende gasförmige Fluid übertragen und zur Energieerzeugung in
einer Heißgasturbine genutzt werden.
[0024] Ein "Abwärmedampferzeuger", auch als Abhitzekessel (engl. Heat Recovery Steam Generator,
HRSG) bezeichnet, ist zur Erzeugung von Dampf durch Erhitzen von Wasser oder zum weiteren
Erhitzen, z.B. von Kaltdampf zu Heißdampf, mittels eines Abwärmestroms, beispielsweise
eines aus einem noch heißen oder nacherhitzten Gasstrom stromab einer Gasturbine oder
Heißgasturbine eingerichtet.
[0025] Unter einem "Tanksystem" wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung eine Anordnung
mit wenigstens einem zur Speicherung eines tiefkalten Luftverflüssigungsprodukts eingerichteten
Tieftemperaturspeichertank verstanden. Ein entsprechendes Tanksystem weist Isolationsmittel
auf und ist beispielsweise gemeinsam mit einer Luftbehandlungseinheit in einer Coldbox
angebracht.
[0026] Die vorliegende Anmeldung verwendet zur Charakterisierung von Drücken und Temperaturen
die Begriffe "Druckniveau" und "Temperatumiveau", wodurch zum Ausdruck gebracht werden
soll, dass entsprechende Drücken und Temperaturen in einer entsprechenden Anlage nicht
in Form exakter Druck- bzw. Temperaturwerte verwendet werden müssen, um das erfinderische
Konzept zu verwirklichen. Jedoch bewegen sich derartige Drücke und Temperaturen typischerweise
in bestimmten Bereichen, die beispielsweise ± 1%, 5%, 10%, 20% oder sogar 50% um einen
Mittelwert liegen. Entsprechende Druckniveaus und Temperaturniveaus können dabei in
disjunkten Bereichen liegen oder in Bereichen, die einander überlappen. Insbesondere
schließen beispielsweise Druckniveaus unvermeidliche Druckverluste oder zu erwartende
Druckverluste, beispielsweise aufgrund von Abkühlungseffekten, ein. Entsprechendes
gilt für Temperaturniveaus. Bei den hier in bar angegebenen Druckniveaus handelt es
sich um Absolutdrücke.
[0027] Werden tiefkalte Luftverflüssigungsprodukte bzw. entsprechende flüssige Ströme im
Rahmen der vorliegenden Anmeldung durch Erwärmen "in einen gasförmigen oder überkritischen
Zustand überführt", schließt dies einerseits einen regulären Phasenübergang durch
Verdampfen ein, wenn dies bei unterkritischem Druck erfolgt. Falls solche tiefkalte
Luftverflüssigungsprodukte bzw. entsprechende flüssige Ströme jedoch bei einem Druck
erwärmt werden, der oberhalb des kritischen Drucks liegt, erfolgt beim Erwärmen über
die kritische Temperatur hinaus kein Phasenübergang im eigentlichen Sinn, sondern
ein Übergang vom flüssigen in den überkritischen Zustand, wofür hier der Begriff "Pseudoverdampfen"
verwendet wird.
[0028] Unter einem "Sammelstrom" wird im Rahmen dieser Anmeldung eine Gesamtmenge zweier
oder mehrerer Ströme, beispielsweise zweier oder mehrerer Druckluftströme bei gleichem
oder unterschiedlichem Druck, verstanden, die von einer ersten funktionellen oder
baulichen Einheit einer Anlage in eine zweite funktionelle oder bauliche Einheit überführt
wird. Im Rahmen dieser Anmeldung wird beispielsweise ein solcher Sammelstrom von einer
Luftbehandlungseinheit in eine Kraftwerkseinheit überführt. Ein Sammelstrom kann in
einer oder in mehreren Leitungen geführt werden. Bei einer "Bildung" eines entsprechenden
Sammelstroms handelt es sich daher um dessen Bereitstellung durch die erste funktionelle
oder bauliche Einheit an die zweite funktionelle oder bauliche Einheit. Die zwei oder
mehr Ströme werden dabei insbesondere in einer gemeinsamen Leitung zusammengefasst.
Dies muss jedoch nicht notwendigerweise erfolgen, ein Sammelstrom kann, wie erwähnt,
auch in zwei oder mehr Leitungen geführt werden.
Vorteile der Erfindung
[0029] Die vorliegende Erfindung geht von einem zuvor erläuterten Verfahren zur Erzeugung
von elektrischer Energie in einer kombinierten Energieerzeugungsanlage aus, die eine
Luftbehandlungseinheit und eine Kraftwerkseinheit umfasst.
[0030] In dem Verfahren wird in einem ersten Betriebsmodus, dem bereits erwähnten Verflüssigungsbetrieb,
ein erster warmer Druckluftstrom in einem Wärmetauschersystem zu einem ersten kalten
Druckluftstrom abgekühlt. Aus dem ersten kalten Druckluftstrom wird ein erster tiefkalter
flüssiger Strom eines Luftverflüssigungsprodukts hergestellt, das in einem Tanksystem
gespeichert wird. Wie erwähnt, handelt es sich bei dem ersten tiefkalten flüssigen
Strom um verflüssigte Luft oder um eine andere Luftfraktion, beispielsweise Flüssigstickstoff
oder um eine stickstoffangereicherte Fraktion. Vorzugsweise enthält der tiefkalte
flüssige Strom jedoch deutlich weniger als 40 Molprozent Sauerstoff. Ein entsprechend
gespeichertes tiefkaltes Luftverflüssigungsprodukt bildet damit ein Speichermedium,
das in Billigstromzeiten oder Stromüberschusszeiten hergestellt wird und für Hochstrompreiszeiten
vorgehalten werden kann.
[0031] In einem zweiten Betriebsmodus, dem zuvor erwähnten Entnahmebetrieb, der typischerweise
während der Hochstrompreiszeiten durchgeführt wird, wird hingegen ein zweiter warmer
Druckluftstrom in dem Wärmetauschersystem zu einem zweiten kalten Druckluftstrom abgekühlt,
wobei der zweite kalte Druckluftstrom in einem Kaltverdichtersystem zu einem ersten
Hochdruckstrom verdichtet wird. Vorzugsweise wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung
nur genau ein Kaltverdichtersystem verwendet. Weiter vorzugsweise wird der zweite
kalte Druckluftstrom dem Kaltverdichtersystem auf dem tiefsten durch das Wärmetauschersystem
bereitstellbaren Temperaturniveau, insbesondere mit -140 bis -180 °C, beispielsweise
mit -150 bis -170 °C, zugeführt.
[0032] Der erste Druckluftstrom des ersten Betriebsmodus wird durch Verdichten in einem
Hauptverdichtersystem und Nachverdichten in einem Nachverdichtersystem bereitgestellt.
Sowohl das Haupt- als auch das Nachverdichtersystem können dabei mehrere Verdichterstufen
umfassen, die, wie bereits zuvor erläutert, mit einem gemeinsamen Verdichterantrieb
über eine gemeinsame Welle angetrieben werden. Das Hauptverdichtersystem und das Nachverdichtersystem
können dabei auch über Mittel zur Zwischen- und Nachkühlung verfügen. In dem ersten
Betriebsmodus kann ferner ein Druckluftstrom stromab des Nachverdichtersystems durch
eine Boosterturbine nochmals druckerhöht werden. Der entsprechend verdichtete erste
Druckluftstrom kann auch zumindest teilweise in einer in dem Wärmetauschersystem integrierten
Entspannungsturbine, die beispielsweise mit einem Generator gekoppelt sein kann, entspannt
werden, wodurch Kälte zum Betrieb des Wärmetauschersystems generiert werden kann.
[0033] Der zweite warme Druckluftstrom des zweiten Betriebsmodus wird hingegen vorzugsweise
ausschließlich durch Verdichten in dem Hauptverdichtersystem verdichtet. Er wird damit
vorzugsweise auf einem geringeren Druckniveau als der erste Druckluftstrom bereitgestellt
und in das Wärmetauschersystem eingespeist.
[0034] Die stromauf und stromab des Hauptverdichtersystems, des Nachverdichtersystems, der
Boosterturbine, einer Entspannungsturbine in einem unten erläuterten Verflüssigungssystem
und des Kaltverdichtersystems typischerweise vorliegenden Druckniveaus werden unter
Bezugnahme auf die beigefügten Figuren näher erläutert.
[0035] Der erste und der zweite warme Druckluftstrom werden jeweils zu dem ersten und zu
dem zweiten kalten Druckluftstrom abgekühlt, wobei gleiche oder unterschiedliche Temperaturniveaus
erzeugt werden können, indem der erste und der zweite kalte Druckluftstrom dem Wärmetauschersystem
an unterschiedlichen Stellen entnommen werden. Vorzugsweise werden der erste und der
zweite warme Druckluftstrom in dem Wärmetauschersystem, das insbesondere zwei Wärmetauscherblöcke
umfassen kann, durch unterschiedliche Passagen geführt. Der erste und der zweite warme
Druckluftstrom können dabei jeweils auch in unterschiedlichen Volumenströmen bereitgestellt
werden.
[0036] Der erste warme Druckluftstrom des ersten Betriebsmodus wird von einem Hauptstrom,
der in dem Haupt- und in dem Nachverdichtersystem verdichtet wurde, abgezweigt. Ein
verbleibender Reststrom wird ebenfalls in dem Wärmetauschersystem oder in einem Teil
dieses Wärmetauschersystems, beispielsweise einem ersten Wärmetauscherblock, abgekühlt.
Der entsprechend abgekühlte Reststrom wird anschließend in einer Entspannungsturbine
entspannt, die Teil der zuvor erläuterten Boosterturbine ist, mittels derer der erste
warme Druckluftstrom bereitgestellt wird. Hierdurch wird die zur Luftverflüsigung
erforderliche Kälte erzeugt und die dabei frei werdende mechanische Leistung genutzt.
Der in der Boosterturbine entspannte Reststrom kann anschließend vorzugsweise in dem
Wärmetauschersystem angewärmt und beispielsweise dem Nachverdichtersystem erneut zugeführt
werden. Details hierzu sind in den beigefügten Figuren dargestellt und werden unter
Bezugnahme auf diese näher erläutert.
[0037] In dem zweiten Betriebsmodus wird ferner ein zweiter tiefkalter flüssiger Strom aus
dem Tanksystem entnommen, mittels einer Pumpe druckerhöht und in dem Wärmetauschersystem
erwärmt und damit in einen gasförmigen oder überkritischen Zustand überführt, also
zu einem zweiten Hochdruckstrom verdampft oder pseudoverdampft. Der zweite Hochdruckstrom
wird mit dem ersten Hochdruckstrom, der wie oben erläutert mittels des Kaltverdichtersystems
aus dem zweiten kalten Druckluftstrom erhalten wird, zu einem Sammelstrom vereinigt.
Der Sammelstrom, der auf einem Druckniveau von insbesondere 12 bar oder mehr vorliegt,
oder ein von dem Sammelstrom abgeleiteter Strom, wird in wenigstens einer mit einem
Generator gekoppelten Entspannungsturbine der erläuterten Kraftwerkseinheit entspannt.
Wie erläutert, kann ein "Sammelstrom" auch auf mehreren Druckniveaus in unterschiedlichen
Leitungen geführt werden.
[0038] In dem erfindungsgemäßen Verfahren umfasst der Volumenstrom des Sammelstroms vorteilhafterweise
höchstens 110% der vereinigten Volumenströme des ersten und des zweiten Hochdruckstroms.
Insbesondere wird der Sammelstrom ausschließlich aus dem ersten und den zweiten Hochdruckstrom
gebildet, was jedoch nicht ausschließt, dass von dem ersten und/oder dem zweiten Hochdruckstrom
vor der Vereinigung derselben zu dem Sammelstrom Teilströme abgezweigt und den jeweiligen
Strömen erneut zugeführt werden können. Diese können beispielsweise zur Regeneration
eines Reinigungssystems bzw. hierin verwendeter Adsorberbehälter verwendet werden.
Hieraus ergibt sich, dass keine weiteren Ströme zur Bildung des Sammelstroms vereinigt
werden. Dies bedeutet, dass vorteilhafterweise nur ein einziger mit einem Kaltverdichtersystem
erzeugter zweiter Druckluftstrom eingesetzt bzw. nur ein einziges Kaltverdichtersystem
in der erfindungsgemäßen Anlage verwendet wird. Mit anderen Worten ist das zum Verdichten
des zweiten kalten Druckluftstroms verwendete Kaltverdichtersystem vorteilhafterweise
das einzige in der Energieerzeugungsanlage verwendete Kaltverdichtersystem. Es sei
darauf hingewiesen, dass ein Kaltverdichtersystem mittels eines durch externe Energie
gespeisten Antriebs, beispielsweise eines Elektromotors, angetrieben wird und sich
hierdurch von einer Boosterturbine unterscheidet.
[0039] Da der erste und der zweite tiefkalte flüssige Strom in dem gleichen Tanksystem gespeichert
bzw. diesem entnommen werden, weisen der erste und der zweite tiefkalte flüssige Strom
i.d.R. eine identische Zusammensetzung auf, bestehen also aus demselben Luftverflüssigungsprodukt.
In diesem Zusammenhang sei betont, dass in dem ersten Betriebsmodus vorzugsweise ausschließlich
der erste warme und der erste kalte Druckluftstrom bereitgestellt werden und dass
in dem zweiten Betriebsmodus vorzugsweise ausschließlich der zweite warme und der
zweite kalte Druckluftstrom bereitgestellt werden. Entsprechende Ströme können, falls
nicht abweichend angegeben, jeweils eine identische Zusammensetzung und/oder identische
Temperaturniveaus aufweisen und/oder in denselben Leitungen geführt werden. Eine Unterscheidung
zwischen "ersten" und "zweiten" warmen bzw. kalten Druckluftströmen wird daher teilweise
deshalb getroffen, um Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten Betriebsmodus
kenntlich zu machen.
[0040] In dem erfindungsgemäßen Verfahren wird also in dem zweiten Betriebsmodus die Verdampfung
bzw. Pseudoverdampfung des zweiten tiefkalten flüssigen Stroms in dem Wärmetauschersystem
der Luftbehandlungseinheit durchgeführt. Dies bedeutet, dass während des zweiten Betriebsmodus
der tiefkalte flüssige Strom nicht in einen separaten Wärmetauscher eingeleitet und
beispielsweise gegen atmosphärische Luft oder heißen (Wasser-)Dampf verdampft bzw.
pseudoverdampft wird, sondern dieser Schritt in dem Wärmetauschersystem der Luftbehandlungseinheit
durchgeführt wird, das ohnehin für die Abkühlung des ersten warmen Druckluftstroms
im ersten Betriebsmodus vorhanden ist. Dies erscheint auf den ersten Blick ungünstig,
weil dadurch nicht mehr kostengünstige Heizmedien wie die Atmosphäre oder Dampf genutzt
werden können, sondern ein mit der Luftbehandlungseinheit kompatibles Heizmedium erzeugt
und in das Wärmetauschersystem eingespeist werden muss, um die für die Verdampfung
bzw. Pseudoverdampfung benötigte Wärme zu liefern. Es hat sich jedoch herausgestellt,
dass sich hierdurch insgesamt ein wirtschaftlich besonders günstiges System ergibt.
[0041] Es ist günstig, wenn auch in dem zweiten Betriebsmodus Einsatzluft in Form des zweiten
warmen Druckluftstroms in dem Wärmetauschersystem abgekühlt wird. Damit wird ein für
die Verdampfung des zweiten tiefkalten flüssigen Stroms benötigtes Heizmedium mit
Hilfe der vorhandenen Luftbehandlungseinheit erzeugt und diese muss nicht abgeschaltet
werden.
[0042] Es erscheint auch zunächst ungünstig, im zweiten Betriebsmodus, in dem der Energiepreis
hoch ist, die Luftbehandlungseinheit und insbesondere ein entsprechendes Hauptverdichtersystem
weiter zu betreiben. Es hat sich jedoch auch hier herausgestellt, dass damit hohe
betriebstechnische Vorteile verbunden sind, weil das Hauptverdichtersystem beim Umschalten
zwischen den Betriebsmodi nicht aus- und eingeschaltet werden muss, sondern kontinuierlich
weiterlaufen kann. Außerdem kann aus dem hier gewonnenen zweiten warmen Druckluftstrom,
wie erläutert, der erste Hochdruckstrom energetisch besonders günstig gewonnen werden,
da die Verdichtung bei tiefen Temperaturen grundsätzlich weniger Energie braucht.
Daher kann auf diese Weise aus dem ersten Hochdruckstrom zusätzliche elektrische Energie
energetisch sehr günstig erhalten werden.
[0043] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass der mehrfach erwähnte erste warme Druckluftstrom
in dem ersten Betriebsmodus in dem Wärmetauschersystem zumindest zum Teil gegen einen
Strom eines flüssigen Kältemittels abgekühlt wird, und der zweite tiefkalte flüssige
Strom in dem zweiten Betriebsmodus in dem Wärmetauschersystem zum Teil gegen einen
Strom des flüssigen Kältemittels erwärmt wird.
[0044] Zu einem weiteren Teil wird der erste warme Druckluftstrom in dem ersten Betriebsmodus
in dem Wärmetauschersystem gegen einen entspannten und abgekühlten Druckluftstrom,
nämlich den oben erwähnten Reststrom, abgekühlt. Der zweite tiefkalte flüssige Strom
wird hingegen in dem zweiten Betriebsmodus in dem Wärmetauschersystem zu einem weiteren
Teil gegen den zweiten warmen Druckluftstrom erwärmt.
[0045] Mit entsprechenden Kältemitteln kann das Wärmeaustauschdiagramm eines verwendeten
Wärmetauschersystems besonders günstig gestaltet werden. Als flüssiges Kältemittel
kommt dabei insbesondere Methanol (Einsatzbereich bis -95 °C) zum Einsatz. Ein flüssiges
Kältemittel zur Verwendung in der Erfindung wird insbesondere auf Grundlage seines
Siedepunkts ausgewählt. Dieser muss so gewählt werden, dass das flüssige Kältemittel
im jeweiligen gesamten Arbeitsbereich flüssig ist. Hierfür geeignet sind, wie erwähnt,
insbesondere Methanol, aber auch Ethanol. Neben Methanol und Ethanol können außerdem
die in der folgenden Tabelle aufgeführten nidederwertigen Alkohole als Kältemittel
im Rahmen der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden.
Name |
Schmelzpunkt in °C |
Siedetemperatur in °C |
Methanol |
-97,8 |
64,7 |
Ethanol |
-114,1 |
78,3 |
Propan-1-ol |
-126,2 |
97,2 |
Butan-1-ol |
-89,3 |
117,3 |
Pentan-1-ol |
-78,2 |
138 |
Hexan-1-ol |
-48,6 |
157,5 |
Propan-2-ol |
-88,5 |
82,3 |
Butan-2-ol |
-114,7 |
99,5 |
2-Methylpropan-1-ol |
-108 |
108 |
Pentan-2-ol |
-50 |
118,9 |
2-Methylbutan-1-ol |
-70 |
129 |
3-Methylbuten-1-ol |
-117 |
130,8 |
1,2-Propandiol |
-68 |
188 |
Butan-1,2-diol |
-114 |
192 |
Butan-1,3-diol |
unter -50 |
207,5 |
Prop-2-en-1-ol |
-129 |
97 |
Pentan-1-ol |
-78,2 |
128,0 |
[0046] Selbstverständlich können in der Erfindung auch ein oder mehrere weitere flüssige,
ggf. organische, Kältemittel eingesetzt werden. Dadurch kann der Wärmeaustausch weiter
optimiert werden; allerdings wird auch der apparative und regelungstechnische Aufwand
höher. Das oder die flüssigen Kältemittel werden in entsprechenden Wärmetauscherabschnitten
bzw. Wärmetauscherblöcken des Wärmetauschersystems geführt und in geeigneten kälteisolierten
Kältemitteltanks zwischengespeichert.
[0047] In dem erfindungsgemäßen Verfahren wird vorteilhafterweise der jeweilige Strom des
flüssigen Kältemittels in dem ersten Betriebsmodus einem ersten Kältemitteltank entnommen,
in dem Wärmetauschersystem erwärmt und in einen zweiten Kältemitteltank überführt.
In dem zweiten Betriebsmodus wird der Strom des flüssigen Kältemittels dem zweiten
Kältemitteltank entnommen, in dem Wärmetauschersystem abgekühlt und in den ersten
Kältemitteltank überführt.
[0048] Ferner wird hierbei vorteilhafterweise ein das flüssige Kältemittel in dem ersten
und dem zweiten Kältemitteltank überlagerndes, nicht kondensierendes Gas, beispielsweise
Stickstoff, verwendet. Dieses wird in dem ersten Betriebsmodus dem ersten Kältemitteltank
entnommen, in dem Wärmetauschersystem abgekühlt und in den zweiten Kältemitteltank
überführt. In dem zweiten Betriebsmodus wird der erläuterte Strom des nichtkondensierenden
Gases dem zweiten Kältemitteltank entnommen, in dem Wärmetauschersystem erwärmt und
in den ersten Kältemitteltank überführt. Hierdurch wird insgesamt eine vollständig
autarke, reversible Kühlmöglichkeit für die zuvor erläuterten Ströme geschaffen, die
nicht auf die Zufuhr externer Kältemittel angewiesen und dazu in der Lage ist, die
jeweils zugeführte bzw. abgeführte Kälte reversibel zu speichern.
[0049] Alternativ zu der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verwendung des flüssigen Kältemittels
könnte weitere Kälte zur Abkühlung des ersten warmen Druckluftstroms zu dem ersten
kalten Druckluftstrom in dem ersten Betriebsmodus auch durch Entspannung von weiterer
Druckluft bereitgestellt werden. Diese müsste jedoch in einer größeren Menge bereitgestellt
werden, was zusätzliche Energie erfordert. Gleichzeitig kann die bei der Entspannung
solcher zusätzlicher Druckluft freiwerdende mechanische Leistung nur unzureichend
zurückgewonnen werden. Ein entsprechender Prozess ist damit stark irreversibel.
[0050] In entsprechender Weise könnte auch die bei der Verdampfung oder Pseudoverdampfung
des zweiten tiefkalten flüssigen Stroms in dem zweiten Betriebsmodus anfallende Kälte
(thermische Energie) mittels eines zusätzlichen Kaltverdichtersystems in mechanische
Energie (Energie der verdichteten Luft) umgewandelt werden. Auch dieser Prozess ist
jedoch stark irreversibel, verursacht thermodynamische Verluste und wirkt sich negativ
auf den Wirkungsgrad einer entsprechenden Anlage aus.
[0051] Es ist daher wünschenswert, derartige stark irreversible Prozesse zu begrenzen und
durch weniger irreversible Prozesse zu ersetzen. Dies wird durch die Verwendung des
flüssigen Kältemittels ermöglicht.
[0052] Das erfindungsgemäße Verfahren erweist sich insbesondere als vorteilhaft gegenüber
ebenfalls grundsätzlich möglichen Verfahren, bei denen die Bereitstellung der in der
Kraftwerkseinheit entspannten Ströme mittels mindestens zwei parallel geschalteter
Kaltverdichtersysteme erfolgt. Die mindestens zwei Kaltverdichtersysteme können dabei
eine gleiche oder unterschiedliche Eintrittstemperatur aufweisen. Zwar können solche
Verfahren auf relativ effiziente Weise durchgeführt werden und die Menge der Zusatzluft
kann flexibel an den aktuellen Bedarf angepasst werden. Es hat sich jedoch gezeigt,
dass die Verwendung nur eines einzigen Kaltverdichtersystems zusammen mit der Verwendung
des flüssigen Kältemittels betriebliche Vorteile, insbesondere einen um 3 bis 5% erhöhten
Wirkungsgrad, ergibt.
[0053] In einer ersten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in dem zweiten Betriebsmodus
mindestens ein Teil der Erzeugung elektrischer Energie aus dem Sammelstrom in einer
Entspannungsturbine einer Gasturbine der Kraftwerkseinheit durchgeführt. Der Entspannungsturbine
der Gasturbine wird dabei ein von dem Sammelstrom abgeleiteter Strom zugeführt. Der
Sammelstrom wird hierzu in eine Brennkammer der Gasturbine eingeleitet, in die gleichzeitig
ein Brennstoff, beispielsweise Erdgas, Biogas oder dergleichen, eingeleitet wird.
Der Brennstoff wird in der Brennkammer in einer zumindest zum Teil durch den Sammelstrom
geschaffenen Atmosphäre verbrannt. Selbstverständlich können der Brennkammer jedoch
auch weitere Ströme, beispielsweise ein sauerstoffreicher Strom, zugeführt werden.
[0054] Der Entspannungsturbine der Gasturbine wird also ein von dem Sammelstrom (durch die
Beaufschlagung mit dem Abgas der Verbrennung in der Brennkammer und die teilweise
Umsetzung des ggf. in dem Sammelstrom enthaltenen Sauerstoffs) abgeleitetes Fluid
zugeführt. Durch das Abgas der Verbrennung in der Brennkammer wird das Volumen dabei
weiter erhöht. Typischerweise wird nur ein Teil des Sammelstroms, beispielsweise 4
bis 5%, in der Brennkammer mit dem Brennstoff durch die Verbrennung chemisch umgesetzt,
d.h. der Brennstoff wird in der Brennkammer mit einer deutlich überstöchiometrischen
Menge des Sammelstroms bzw. des darin enthaltenen Sauerstoffs umgesetzt.
[0055] Mindestens ein Teil der Erzeugung mechanischer Energie aus dem Sammelstrom oder einem
hiervon abgeleiteten Strom wird bei dieser Variante in der Gasturbine der Kraftwerkseinheit
vorgenommen, also in einem in der Kraftwerkseinheit ohnehin vorhandenen Apparat zur
Umsetzung von Druckenergie in mechanische Antriebsenergie. Ein zusätzliches separates
System zur arbeitsleistenden Entspannung des Sammelstroms oder eines hiervon abgeleiteten
Stroms kann im Rahmen der Erfindung weniger aufwändig ausgebildet sein oder ganz entfallen.
Im einfachsten Fall kann bei der Erfindung die gesamte Erzeugung von mechanischer
bzw. elektrischer Energie aus dem Sammelstrom oder einem hiervon abgeleiteten Strom
in der Gasturbine vorgenommen werden.
[0056] In einer zweiten Variante ist die Entspannungsturbine, in der das Sammelfluid oder
das hiervon abgeleitete Fluid entspannt wird, Teil einer Heißgasturbine, das neben
der Entspannungsturbine mindestens einen Erhitzer umfasst. Der Erhitzer wird insbesondere
mittels Solarwärme und/oder mittels Abwärme aus weiteren Prozessen betrieben, so dass
das Verfahren besonders wirtschaftlich wird.
[0057] Die beiden genannten Varianten können auch kombiniert werden, indem eine Kraftwerkseinheit
mit sowohl einer oder mehreren Heißgasturbinen als auch mit einer oder mehreren Gasturbinen
eingesetzt wird. Dabei wird der Sammelstrom oder ein hiervon abgeleiteter Strom beispielsweise
in zwei Schritten entspannt, wobei der erste Schritt als arbeitsleistende Entspannung
in der Heißgasturbine (nach voriger Erhitzung in einem Erhitzer) und der zweite Schritt
als arbeitsleistende Entspannung in der Gasturbine (nach Durchlaufen der Brennkammer)
durchgeführt werden. Der Sammelstrom wird dabei insbesondere in der Heißgasturbine
von einem Heißgasturbineneintrittsdruck auf einen Heißgasturbinenaustrittsdruck entspannt.
Der Heißgasturbinenaustrittsdruck erhöht sich in der nachgeschalteten Brennkammer
der Gasturbine wieder, so dass ein entsprechender Strom wieder druckerhöht der Entspannungsturbine
der Gasturbine zugeführt wird.
[0058] Zur Verringerung bzw. Symmetrisierung einer Achslast eines im Rahmen der Erfindung
verwendeten Generators kann dieser auch mit einer Achse bzw. Welle ausgebildet sein,
die mit beidseitig des Generators angeordneten Entspannungsturbinen ausgestattet ist.
Durch eine derartige symmetrische Anordnung wird eine einseitige Beanspruchung eines
Generators verringert. Besonders vorteilhaft ist es dabei, den Sammelstrom oder den
hiervon abgeleiteten Strom, beispielsweise stromauf oder stromab eines Erhitzers und/oder
einer Brennkammer, in zwei oder mehr Teilströme aufzuteilen, von denen jeder in einer
mit einem gemeinsamen Generator gekoppelten Entspannungsmaschine entspannt wird.
[0059] Einer entsprechenden Entspannungsturbine können auch weitere Anlagen bzw. Einrichtungen
zur Rückgewinnung von Energie nachgeschaltet sein. Beispielsweise kann zumindest ein
Abwärmedampferzeuger vorgesehen sein. Mittels des Abwärmedampferzeugers, der beispielsweise
einer Gasturbine oder Heißgasturbine nachgeschaltet sein kann, kann Restwärme aus
einem dort erhaltenen Abgasstrom zur Erzeugung von Dampf genutzt werden. Der Dampf
kann seinerseits zum Betreiben eines Generators verwendet werden.
[0060] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung kann schließlich vorgesehen sein, den tiefkalten,
verflüssigten Strom in das Tanksystem unter überatmosphärischem Druck, beispielsweise
auf einem Druckniveau von 8 bis 12 bar oder bei Atmosphärendruck einzuspeichern bzw.
einzuspeisen. Eine Speicherung bei überatmosphärischem Druck ermöglicht einen Verzicht
auf eine Unterkühlung eines entsprechenden Stroms, was den Kältebedarf und damit die
in der Anlage erforderliche Luftmenge verringert.
[0061] Die erfindungsgemäß ebenfalls vorgesehene Energieerzeugungsanlage profitiert von
den zuvor erläuterten Vorteilen, auf die daher ausdrücklich verwiesen wird. Diese
verfügt insbesondere über eine Regeleinrichtung, welche zumindest die automatische
Regelung der Energieerzeugungsanlage während des ersten Betriebsmodus und während
des zweiten Betriebsmodus bewerkstelligt.
[0062] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher
erläutert, welche unter Anderem bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung in unterschiedlichen
Betriebsmodi zeigen.
[0063] Kurze Beschreibung der Zeichnungen
- Figur 1A
- zeigt eine Energieerzeugungsanlage gemäß einer Ausführungsform der Erfindung in einem
ersten Betriebsmodus.
- Figur 1 B
- zeigt die Energieerzeugungsanlage der Figur 1A in einem zweiten Betriebsmodus.
- Figur 2A
- zeigt eine Energieerzeugungsanlage gemäß einer Ausführungsform der Erfindung in dem
ersten Betriebsmodus.
- Figur 2B
- zeigt die Energieerzeugungsanlage der Figur 2A in dem zweiten Betriebsmodus.
- Figur 3A
- zeigt ein Speichersystem gemäß einer Ausführungsform der Erfindung in dem ersten Betriebsmodus.
- Figur 3B
- zeigt das Speichersystem der Figur 3A in dem zweiten Betriebsmodus.
- Figur 4
- zeigt eine Kraftwerkseinheit gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
- Figur 5
- zeigt eine Kraftwerkseinheit gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
- Figur 6
- zeigt eine Kraftwerkseinheit gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
- Figur 7
- zeigt eine Kraftwerkseinheit gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
- Figur 8
- zeigt eine Kraftwerkseinheit gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
[0064] Ausführliche Beschreibung der Zeichnungen
[0065] In den Figuren tragen einander entsprechende Elemente identische Bezugszeichen. Auf
eine wiederholte Erläuterung wird der Übersichtlichkeit halber verzichtet. Sämtliche
Figuren zeigen Anlagendiagramme von Energieerzeugungsanlagen bzw. deren Teilen in
stark vereinfachter, schematischer Darstellung. Hierbei sind teilweise unterschiedliche
Betriebsmodi (vgl. Figur 1A, 2A und 3A gegenüber Figur 1 B, 2B und 3B) im Vergleich
zueinander dargestellt. Diese Betriebsmodi unterscheiden sich unter anderem in der
Schaltung einer Vielzahl von in einer entsprechenden Anlage vorgesehenen Ventilen.
Die Ventile sind nicht im Einzelnen dargestellt. Dies betrifft insbesondere leitend
(durchlässig) geschaltete Ventile. Durch entsprechende Ventile versperrte Leitungen
bzw. inaktive Ströme sind jedoch durchkreuzt (-x-) dargestellt.
[0066] Figur 1A zeigt eine Energieerzeugungsanlage gemäß einer Ausführungsform der Erfindung
in einem ersten Betriebsmodus. Die Energieerzeugungsanlage ist insgesamt mit 100 bezeichnet.
Sie verfügt über Komponenten einer Luftbehandlungseinheit, die gestrichelt umfasst
und insgesamt mit 10 angegeben sind, sowie über Komponenten einer Kraftwerkseinheit,
die gestrichelt umfasst und insgesamt mit 20 angegeben sind. Der in der Figur 1A dargestellte
erste Betriebsmodus der Energieerzeugungsanlage 100 entspricht dem zuvor mehrfach
erläuterten Verflüssigungsbetrieb.
[0067] Mittels eines Hauptverdichtersystems 11 der Luftbehandlungseinheit 10, dem ein Luftfilter
111 vorgeschaltet sein kann, wird Umgebungsluft AIR angesaugt und verdichtet. Das
Hauptverdichtersystem 11 kann mehrere Verdichterstufen (hier ohne separate Bezeichnung)
sowie Mittel zur Zwischen- und Nachkühlung umfassen. Die Verdichterstufen des Hauptverdichtersystems
11 können mit einem gemeinsamen Verdichterantrieb M angetrieben werden. Zur Nachkühlung
kann beispielsweise auch ein Wärmetauscher 112 vorgesehen sein, der mit einem stromab
in der Luftbehandlungseinheit 10 entnommenen Strom (vgl. Verknüpfungen 1 und 2) betrieben
werden kann.
[0068] Ein mittels des Hauptverdichtersystems 11 bereitgestellter Strom a kann einem Reinigungssystem
12 zugeführt werden, das über geeignete Mittel zur Aufreinigung de Stroms a, beispielsweise
ein Paar von Adsorberbehältern 121 und 122, die beispielsweise mit Molekularsieb gefüllt
sind, verfügt. Letztere können im Wechselbetrieb für die Aufreinigung verwendet und
regeneriert werden, wozu geeignete Schaltmittel (nicht im Detail veranschaulicht)
vorgesehen sind. Zur Regeneration der Adsorberbehälter 121 und 122 können Ströme verwendet
werden, die stromab in der Luftbehandlungseinheit 10 entnommen werden (vgl. Verknüpfungen
3 und 4). Ein entsprechend aufgereinigter Strom b kann anschließend einem Nachverdichtersystem
13 der Luftbehandlungseinheit 10 zugeführt werden. Das Nachverdichtersystem 13 kann,
wie das Hauptverdichtersystem 11, über mehrere, nicht näher bezeichnete Verdichterstufen
mit Mitteln zur Zwischen- und Nachkühlung verfügen und mittels eines gemeinsamen Verdichterantriebs
M angetrieben werden. Ein hierdurch erhaltener Strom c kann in einer Verdichterstufe
141 einer Boosterturbine 14 weiter druckerhöht werden. Die Verdichterstufe 141 der
Boosterturbine 14 ist mit einer Entspannungsturbine 142 mechanisch gekoppelt, die
mittels eines expandierenden, stromab von dem Strom d (siehe unten) abgezweigten Stroms
angetrieben werden kann.
[0069] Ein in der Boosterturbine 14 weiter druckerhöhter Strom d kann in ein Wärmetauschersystem
15 der Luftbehandlungseinheit eingespeist werden. Das Wärmetauschersystem 15 der Luftbehandlungseinheit
10 verfügt im dargestellten Beispiel über einen ersten Wärmetauscherblock 151 und
einen zweiten Wärmetauscherblock 152. Vor dem Einspeisen in das Wärmetauschersystem
15 wird der Strom d in einen ersten Teilstrom e und einen zweiten Teilstrom f aufgeteilt.
Beide Teilströme werden dem ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems
15 an dessen warmem Ende zugeführt.
[0070] Der erste Teilstrom e durchläuft den ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems
15 bis zu dessen kaltem Ende. Er wird anschließend in der Entspannungsturbine 142
der bereits erläuterten Boosterturbine 14 entspannt. Nach der Entspannung wird dieser
Strom dem kalten Ende des zweiten Wärmetauscherblocks 152 des Wärmetauschersystems
15 zugeführt und dort erwärmt. Nach einer weiteren Erwärmung in dem ersten Wärmetauscherblock
151 des Wärmetauschersystems 15 wird der entsprechend erhaltene warme Strom erneut
dem Nachverdichtersystem 13 zugeführt.
[0071] Der zweite Teilstrom f (der zuvor mehrfach erwähnte "erste warme Druckluftstrom")
durchläuft den ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems 15 nahezu bis
zu dessen kaltem Ende und wird dort als Strom g entnommen. Nach einer weiteren Abkühlung
in dem zweiten Wärmetauscherblock 152 des Wärmetauschersystems 15 liegt dieser als
Strom h (der "erste kalte Druckluftstrom") vor. Der Strom h wird anschließend in einem
Verflüssigungssystem 16, das eine gebremste Turbine 161, einen Abscheider 162 und
einen Unterkühler 163 umfasst, verflüssigt und unterkühlt. Der Unterkühler 163 kann
auch mit einem Teilstrom j eines durch die Verflüssigung erhaltenen tiefkalten flüssigen
Stroms i betrieben werden. Der Strom j wird in dem Wärmetauschersystem 15 angewärmt
und an die Umgebung amb abgegeben. Der aus dem Sumpf des Abscheiders 162 abgezogene
tiefkafte flüssige Strom i wird als tiefkaltes Luftverflüssigungsprodukt in ein Tanksystem
17 eingespeist. Das tiefkalte Luftverflüssigungsprodukt wird auch mit LAIR bezeichnet
und stellt im dargestellten Beispiel verflüssigte Luft dar. Wie mehrfach erläutert,
können als Luftverflüssigungsprodukte auch beispielsweise flüssiger Stickstoff, Unreinstickstoff
und dergleichen verwendet werden.
[0072] Die Abkühlung der entsprechenden Ströme in dem ersten Wärmetauscherblock des Wärmetauschersystems
17 erfolgt zumindest zu einem Teil mittels Entspannungskälte, die durch die Entspannungsturbine
142 erzeugt wird. Weitere Kälte wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung mittels
eines Kältemittelsystems 18 bereitgestellt. Das Kältemittelsystem 18, das in den Figuren
3A und 3B im Detail veranschaulicht ist, verfügt über zumindest zwei Kältemitteltanks
und ist dazu eingerichtet, in dem in der Figur 1A dargestellten ersten Betriebsmodus
ein abgekühltes flüssiges Kältemittel als Strom k vom kalten Ende zum warmen Ende
durch den Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems 15 zu führen. Das abgekühlte
flüssige Kältemittel wird damit gegen einen abzukühlenden Strom e bzw. f in dem ersten
Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems 15 erwärmt. Im Gegensatz zur theoretisch
ebenfalls möglichen Verwendung einer weiteren Entspannungsturbine zur Erzeugung von
Kälte ermöglicht die Verwendung des Kältemittelsystems 18 die reversible Zufuhr von
Kälte zu den Strömen, die den ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems
15 durchlaufen.
[0073] Die Kraftwerkseinheit 20 ist in dem in Figur 1A dargestellten ersten Betriebsmodus
nicht in Betrieb bzw. wird ausschließlich mittels eines Brennstoffs F gespeist. Die
Kraftwerkseinheit 20 wird daher unter Bezugnahme auf die nachfolgende Figur 1 B näher
erläutert.
[0074] Die Figur 1B zeigt die Energieerzeugungsanlage 100, die auch in Figur 1A dargestellt
ist, in dem mehrfach erläuterten zweiten Betriebsmodus, dem Entnahmebetrieb.
[0075] Der in dem Entnahmebetrieb ebenfalls bereitgestellte Strom b wird in dem zweiten
Betriebsmodus nicht in dem Nachverdichtersystem 13 nachverdichtet. Im dargestellten
Beispiel wird dieser Strom b (der "zweite warme Druckluftstrom") vollständig in dem
ersten Wärmetauscherblock 151 und dem zweiten Wärmetauscherblock 152 des Wärmetauschersystems
15 abgekühlt. Ein hierdurch erhaltener kalter Druckluftstrom m (der "zweite kalte
Druckluftstrom") wird anschließend in einem mehrstufigen Kaltverdichter 19, dessen
Verdichterstufen wiederum mittels eines gemeinsamen Verdichterantriebs M angetrieben
werden können, verdichtet. Ein durch die Verdichtungswärme und die Verdichterleistung
des Kaltverdichters 19 erhaltener teilerwärmter und verdichteter Strom n wird in dem
ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems 15 weiter erwärmt und verlässt
diesen als warmer Hochdruckstrom o ("erster Hochdruckstrom").
[0076] In dem zweiten Betriebsmodus wird ferner aus dem Tanksystem 17 das in dem ersten
Betriebsmodus in diesen eingespeiste tiefkalte Luftverflüssigungsprodukt LAIR als
Strom p (der "tiefkalte flüssige Strom") entnommen, mittels einer Pumpe 171 flüssig
druckerhöht, und als Strom q bei überatmosphärischem Druck in dem Wärmetauschersystem
15 in einen gasförmigen oder überkritischen Zustand überführt. Hierzu wird der Strom
q zunächst dem zweiten Wärmetauscherblock 152 des Wärmetauschersystems 15 zugeführt
und nahezu an dessen warmem Ende entnommen. Der entnommene Strom wird anschließend
durch den ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems 15 geführt und in
einer Entspannungsturbine 152, die mit einem Generator G gekoppelt sein kann, entspannt.
Hierdurch kann zusätzliche Energie und Kälte gewonnen werden. Der entsprechend entspannte
Strom, der durch die Entspannung eine erneute Abkühlung erfahren hat, wird erneut
nahe dessen kaltem Ende dem ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems
15 zugeführt. Er verlässt den ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems
15 als warmer Hochdruckstrom s ("zweiter Hochdruckstrom"). Der erste Hochdruckstrom
o und der zweite Hochdruckstrom s werden zu einem Sammelstrom t vereinigt und aus
der Luftbehandlungseinheit 10 ausgeleitet. Der Sammelstrom t wird in die Kraftwerkseinheit
20 eingeleitet.
[0077] In der Kraftwerkseinheit 20 durchläuft der Sammelstrom t zunächst einen Wärmetauscher
21. Anschließend wird der Sammelstrom t durch eine Brennkammer 22 geführt, in der
ein geeigneter Brennstoff F, beispielsweise Erdgas, verbrannt wird. Durch das gebildete
Abgas vergrößert sich das Volumen des Sammelstroms t, und es wird ein aus dem Sammelstrom
abgeleiteter Strom u erhalten. Dieser wird einer Entspannungsturbine 23 zugeführt,
die beispielsweise als Teil einer Gasturbine ausgebildet sein kann und mit einem Generator
G gekoppelt ist. Die durch die Entspannung des von dem Sammelstrom t abgeleiteten
Stroms u frei werdende mechanische Leistung kann damit in elektrische Energie umgesetzt
werden. Der Wärmetauscher 21, der zum weiteren Erwärmen des Sammelstroms t genutzt
wird, kann mittels eines Abgases v aus der Entspannungsturbine 23 betrieben werden.
Mittels des Wärmetauschers 21 kann auch Regeneriergas zur Regeneration in der Reinigungseinheit
12 erwärmt werden (vgl. Verknüpfung 1 zu Strom s, Verknüpfungen 1 und 2 in dem Wärmetauscher
112, Verknüpfungen 2 und 3 in dem Wärmetauscher 21, Verknüpfungen 3 und 4 in dem Reinigungssystem
12, Verknüpfung 4 zu Strom t).
[0078] Die Energieerzeugungsanlage 100 der Figuren 1A und 1 B bzw. deren Luftbehandlungseinheit
10 und damit das Tanksystem 17 sind für eine Speicherung des tiefkalten Luftverflüssigungsprodukts
LAIR bei atmosphärischem Druck eingerichtet. Die Figuren 2A und 2B zeigen hingegen
eine Energieerzeugungsanlage 200 gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung,
bei der die Luftbehandlungseinheit 10 bzw. das Tanksystem 17 für eine Druckspeicherung
des tiefkalten Luftverflüssigungsprodukts LAIR eingerichtet sind. In den Figuren 2A
und 2B ist eine entsprechende Energieerzeugungsanlage 200 erneut in den bereits erläuterten
Betriebsmodi (Verflüssigungsbetrieb und Entnahmebetrieb) dargestellt. Der Betrieb
der Anlage ist nicht wiederholt erläutert.
[0079] Die Energieerzeugungsanlage 200 bzw. deren Luftbehandlungseinheit 10 unterscheidet
sich von der Energieerzeugungsanlage 100 bzw. deren Luftbehandlungseinheit 10 insbesondere
durch das Fehlen des Wärmetauschers bzw. Unterkühlers 163, der mit dem Strom j betrieben
wird. Aufgrund der Druckspeicherung des tiefkalten Luftverflüssigungsprodukts LAIR
in dem Tanksystem 17 kann eine entsprechende Anlage daher effizienter betrieben werden,
weil kein Anteil des tiefkalten Luftverflüssigungsprodukts LAIR (vgl. Strom j in Figur
1A) für die Unterkühlung in dem Wärmetauscher 163 verwendet werden muss.
[0080] Die in den Figuren 1A bis 2B dargestellten Ströme können insbesondere auf folgenden
Druckniveaus vorliegen:
Strom a, b |
3 bis 8 bar, insbesondere 4 bis 6 bar |
Strom c |
30 bis 100 bar, insbesondere 30 bis 50 bar |
Strom d, e, f |
45 bis 100 bar, insbesondere 50 bis 70 bar |
Strom i |
1 bis 8 bar, insbesondere 1 bis 6 bar |
Strom n, o, s, t, u |
10 bis 40 bar, insbesondere 12 bis 20 bar |
Strom q |
30 bis 100 bar, insbesondere 40 bis 80 bar |
Strom v |
Atmosphärendruck oder 1 bis 1,2 bar |
[0081] Die Figuren 3A und 3B zeigen ein Kältemittelsystem 18, das in seiner grundlegenden.
Funktion bereits zuvor erläutert wurde, in den zuvor erläuterten Betriebsmodi (erster
Betriebsmodus bzw. Verflüssigungsbetrieb in Figur 3A, zweiter Betriebsmodus bzw. Entnahmebetrieb,
in Figur 3B). Die bereits teilweise erläuterten Ströme I und k sind in den Figuren
3A und 3B erneut dargestellt. Ferner zeigen die Figuren 3A und 3B den ersten Wärmetauscherblock
151 des Wärmetauschersystems 15, der bereits zuvor in seiner Einbindung in entsprechende
Energieerzeugungsanlagen 100 bzw. 200 bzw. deren Luftbehandlungseinheiten 10 erläutert
wurde.
[0082] In der hier stark vereinfachten Darstellung wird der erste Wärmetauscherblock 151
des Wärmetauschersystems 15 hier nur von einem Strom e bzw. f (Verflüssigungsbetrieb)
und o bzw. s (Entnahmebetrieb) durchströmt. In dem ersten Betriebsmodus (Figur 3A,
Verflüssigungsbetrieb) wird dabei Kälte aus einem flüssigen Kältemittel auf die Ströme
e bzw. f übertragen, in dem zweiten Betriebsmodus wird Kälte aus den kalten Strömen
o bzw. s auf das flüssige Kältemittel übertragen. Auch die Bezeichnung der Ströme
k und I entspricht dabei jener aus den Figuren 1A bis 2B.
[0083] Das Kältemittelsystem 18 umfasst einen ersten Kältemitteltank 181 und einen zweiten
Kältemitteltank 182, in welchen jeweils das flüssige Kältemittel von einem gasförmigen,
nicht kondensierenden Medium, beispielsweise gasförmigem Stickstoff, überlagert ist.
Der gasförmige Stickstoff bildet den Strom I, das flüssige Kältemittel den Strom k.
In dem ersten Betriebsmodus (Figur 3A) wird das flüssige Kältemittel aus dem zweiten
Kältemitteltank 182 mittels einer Pumpe 183 vom kalten Ende zum warmen Ende durch
den ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems 15 als Strom k geführt.
Der Strom k kann sich hierdurch erwärmen. Er wird anschließend in den ersten Kältemitteltank
181 überführt und verdrängt dort das gasförmige Medium, das als Strom I entgegen dem
Strom k durch den ersten Wärmetauscherblock 151 des Wärmetauschersystems 15 geführt
wird. Der Betrieb in dem zweiten Betriebsmodus (Entnahmebetrieb, Figur 3B) erfolgt
in umgekehrter Weise und ergibt sich unmittelbar aus der Figur 3B.
[0084] In den Figuren 4 bis 8 sind unterschiedliche Ausführungsformen der Kraftwerkseinheit
20 dargestellt, die alternativ oder gegebenenfalls in Kombination im Rahmen der vorliegenden
Erfindung zum Einsatz kommen können. Bereits erläuterte Elemente sind der Übersichtlichkeit
halber nicht erneut besprochen.
[0085] In der in Figur 4 dargestellten Ausführungsform der Kraftwerkseinheit 20, das in
sämtlichen Figuren 4 bis 8 als sogenannte "Power Island" realisiert sein kann, ist,
wie bereits zuvor erläutert, eine Brennkammer 22 vorhanden. Ein Wärmetauscher 21 ist
im dargestellten Beispiel nicht dargestellt, kann jedoch auch hier realisiert sein.
Zur Nutzung der Restwärme aus der Entspannungsturbine 23 ist hier zusätzlich ein Abwärmedampferzeuger
24 vorgesehen. Auf diese Weise kann mittels des Generators G, der mit der Entspannungsturbine
23 gekoppelt ist, ein erster Leistungsanteil P1, und über den Abwärmedampferzeuger
24 ein zweiter Leistungsanteil P2 erhalten werden. Der Abwärmedampferzeuger 24 ist
beispielsweise zur Erzeugung von Hochdruckdampf eingerichtet, der in einer nachgeschalteten
Turbine und/oder in weiteren Anlagenkomponenten genutzt werden kann.
[0086] Die in Figur 5 dargestellte Ausführungsform der Kraftwerkseinheit 20 unterscheidet
sich von der in den Figuren 1A bis 2B gezeigten Ausführungsformen dadurch, dass anstelle
der Brennkammer 22 ein mit extern zugeführter Wärme Q1 gespeister Erhitzer 25 vorgesehen
ist. Diese kann beispielsweise Abwärme eines weiteren Prozesses, Wärme aus einem Wärmespeichersystem
und/oder Wärme aus einer Solaranlage darstellen. Durch die Bereitstellung des Erhitzers
25 anstelle der Brennkammer 22 kann ein besonders resourcenschonender Betrieb einer
entsprechenden Anlage realisiert werden.
[0087] In den Figuren 6 bis 8 sind Kraftwerkseinheiten 20 dargestellt, die eine Verringerung
einer Achslast auf einen Generator G ermöglichen. Die hierbei verwendeten Elemente
wurden überwiegend bereits erläutert. Die Verringerung der Achslast auf den Generator
G ergibt sich dabei im Wesentlichen durch die Bereitstellung paarweise vorhandener
Komponenten. Beispielsweise ist in der in Figur 6 dargestellten Ausführungsform die
Brennkammer 22 einfach vorhanden. Ein Strom aus der Brennkammer 22 wird jedoch stromab
der Brennkammer 22 in zwei Teilströme (ohne Bezeichnung) aufgeteilt, die separat voneinander
in jeweils eine Entspannungsturbine 23a bzw. 23b eingespeist und in dieser entspannt
werden. Über den Generator G kann damit die gemeinsame mechanische Leistung der Entspannungsturbinen
23a und 23b in elektrische Leistung P ungesetzt werden.
[0088] Auch in den in Figuren 7 und 8 dargestellten Ausführungsformen sind jeweils zwei
Entspannungsturbinen 23a und 23b vorgesehen. In Figur 7 sind zudem zwei getrennte
Brennkammern 22a und 22b vorhanden, die in Figur 8 gezeigte Ausführungsform umfasst
ferner zwei getrennte Wärmetauscherblöcke 21 a und 21 b. Durch die symmetrische Anordnung
der Entspannungsturbinen 23a und 23b in den zuvor erläuterten Figuren 6 bis 8 wird
die Achslast symmetrisch auf den Generator G übertragen.
1. Verfahren zur Erzeugung von elektrischer Energie in einer kombinierten Energieerzeugungsanlage
(100, 200), die eine Luftbehandlungseinheit (10) und eine Kraftwerkseinheit (20) umfasst,
• wobei in einem ersten Betriebsmodus (Verflüssigungsbetrieb):
- ein erster warmer Druckluftstrom (f) in einem Wärmetauschersystem (15) der Luftbehandlungseinheit
(10) zu einem ersten kalten Druckluftstrom (h) abgekühlt wird, wobei aus dem ersten
kalten Druckluftstrom (h) ein erster tiefkalter flüssiger Strom (i) hergestellt und
in ein Tanksystem (17) der Luftbehandlungseinheit (10) überführt wird,
• und wobei in einem zweiten Betriebsmodus (Entnahmebetrieb):
- ein zweiter warmer Druckluftstrom (b) in dem Wärmetauschersystem (15) zu einem zweiten
kalten Druckluftstrom (m) abgekühlt wird, wobei der zweite kalte Druckluftstrom (m)
in einem Kaltverdichtersystem (16) der Luftbehandlungseinheit (10) zu einem ersten
Hochdruckstrom (n) verdichtet wird,
- ein zweiter tiefkalter flüssiger Strom (p) aus dem Tanksystem (17) entnommen und
in dem Wärmetauschersystem (15) zu einem zweiten Hochdruckstrom (s) verdampft oder
pseudoverdampft wird, wobei aus dem ersten (n) und dem zweiten Hochdruckstrom (s)
ein Sammelstrom (t) gebildet wird, und
- der Sammelstrom (t) oder ein hiervon abgeleiteter Strom (u) in wenigstens einer
mit einem Generator (G) gekoppelten Entspannungsturbine (23) der Kraftwerkseinheit
(20) entspannt wird,
dadurch gekennzeichnet,
• dass der erste warme Druckluftstrom (f) in dem ersten Betriebsmodus in dem Wärmetauschersystem
(15) zumindest zum Teil gegen einen Strom (k) eines flüssigen Kältemittels abgekühlt
wird, und
• dass der zweite tiefkalte flüssige Strom (p) in dem zweiten Betriebsmodus in dem Wärmetauschersystem
(15) zumindest zum Teil gegen einen Strom (k) des flüssigen Kältemittels erwärmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem das flüssige Kältemittel wenigstens einen niederwertigen
Alkohol und/oder ein verflüssigtes Alkan umfasst.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem der Strom (k) des flüssigen Kältemittels
• in dem ersten Betriebsmodus aus einem ersten Kältemitteltank (181) entnommen, in
dem Wärmetauschersystem (15) erwärmt und in einen zweiten Kältemitteltank (181) überführt
wird, und
• in dem zweiten Betriebsmodus aus dem zweiten Kältemitteltank (182) entnommen, in
dem Wärmetauschersystem (15) abgekühlt und in den ersten Kältemitteltank (181) überführt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem ein Strom (I) eines das flüssige Kältemittel in
dem ersten (181) und zweiten Kältemitteltank (182) überlagernden, nichtkondensierenden
Gases
• in dem ersten Betriebsmodus aus dem ersten Kältemitteltank (181) entnommen, in dem
Wärmetauschersystem (15) abgekühlt und in den zweiten Kältemitteltank (181) überführt
wird, und
• in dem zweiten Betriebsmodus aus dem zweiten Kältemitteltank (182) entnommen, in
dem Wärmetauschersystem (15) erwärmt und in den ersten Kältemitteltank (181) überführt
wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem der Massenstrom des Sammelstroms
(t) höchstens 110 Prozent der vereinigten Massenströme des ersten (n) und des zweiten
Hochdruckstroms (s) entspricht.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das zum Verdichten des zweiten
kalten Druckluftstroms (m) verwendete Kaltverdichtersystem (16) das einzige in der
Energieerzeugungsanlage (100, 200) verwendete Kaltverdichtersystem ist.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem ein von dem Sammelstrom (t)
abgeleiteter Strom (u) in der wenigstens einen mit dem Generator (G) gekoppelten Entspannungsturbine
(23) der Kraftwerkseinheit (20) entspannt wird, wobei der von dem Sammelstrom (t)
abgeleitete Strom (u) durch Verbrennen eines Brennstoffs (F) in einer zumindest durch
den Sammelstrom (t) gebildeten Gasatmosphäre gebildet wird.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem der Sammelstrom (t) oder
ein hiervon abgeleiteter Strom (u) vor seiner Entspannung in der wenigstens einen
mit dem Generator (G) gekoppelten Entspannungsturbine (23) der Kraftwerkseinheit (20)
erhitzt wird.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem Abwärme des Sammelstroms
(t) oder des hiervon abgeleiteten Stroms (u) nach seiner Entspannung in der wenigstens
einen mit dem Generator (G) gekoppelten Entspannungsturbine (23) zur Dampferzeugung
verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem der Sammelstrom (t) oder
der hiervon abgeleitete Strom (u) in zwei Teilströme aufgeteilt wird, von denen jeder
in einer mit einem gemeinsamen Generator (G) gekoppelten Entspannungsturbine (23a,
23b) entspannt wird.
11. Energieerzeugungsanlage (100, 200) zur Erzeugung von elektrischer Energie, die eine
mit einer Kraftwerkseinheit (20) kombinierte Luftbehandlungseinheit (10) umfasst,
und die dazu eingerichtet ist,
• in einem ersten Betriebsmodus (Verflüssigungsbetrieb):
- einen ersten warmen Druckluftstrom (f) mittels eines Wärmetauschersystems (15) der
Luftbehandlungseinheit (10) zu einem ersten kalten Druckluftstrom (h) abzukühlen,
aus diesem mittels eines Verflüssigungssystems (16) der Luftbehandlungseinheit (10)
einen ersten tiefkalten flüssiger Strom (i) herzustellen, und den ersten tiefkalten
flüssigen Strom (i) in ein Tanksystem (17) der Luftbehandlungseinheit (10) zu überführen,
• und in einem zweiten Betriebsmodus (Entnahmebetrieb):
- einen zweiten warmen Druckluftstrom (b) mittels des Wärmetauschersystems (15) zu
einem zweiten kalten Druckluftstrom (m) abzukühlen und diesen mittels eines Kaltverdichtersystems
(16) der Luftbehandlungseinheit (10) zu einem ersten Hochdruckstrom (n) zu verdichten,
- einen zweiten tiefkalten flüssigen Strom (p) aus dem Tanksystem (17) zu entnehmen
und diesen mittels des Wärmetauschersystems (15) zu einem zweiten Hochdruckstrom (s)
zu verdampfen oder pseudozuverdampfen sowie aus dem ersten und dem zweiten Hochdruckstrom
(s) einen Sammelstrom (t) zu bilden, und
- den Sammelstrom (t) oder einen hiervon abgeleiteten Strom (u) in wenigstens einer
mit einem Generator (G) gekoppelten Entspannungsturbine (23) der Kraftwerkseinheit
(20) zu entspannen, dadurch gekennzeichnet,
dass ein Kältemittelsystem (18) vorgesehen ist, das dafür eingerichtet ist,
• den ersten warmen Druckluftstrom (f) in dem ersten Betriebsmodus in dem Wärmetauschersystem
(15) zumindest zum Teil gegen einen Strom (k) eines flüssigen Kältemittels abzukühlen,
und
• den tiefkalten flüssigen Strom (p) in dem zweiten Betriebsmodus in dem Wärmetauschersystem
(15) zumindest zum Teil gegen einen Strom (k) des flüssigen Kältemittels zu erwärmen.
12. Energieerzeugungsanlage (100, 200) nach Anspruch 11, die ein Regelsystem aufweist,
das dafür eingerichtet ist, in Abhängigkeit von einem Füllstand des Flüssigspeichers
(17), einer Tageszeit und/oder einer externen Anforderung von dem ersten in den zweiten
Betriebsmodus umzuschalten.
13. Energieerzeugungsanlage (100, 200) nach Anspruch 11 oder 12, die ein Kältemittelsystem
(18) aufweist, das einen ersten (181) und einen zweiten Kältemittelspeicher (182)
aufweist und dazu eingerichtet ist, den Strom (k) des flüssigen Kältemittels
• in dem ersten Betriebsmodus dem ersten Kältemittelspeicher (181) zu entnehmen, in
dem Wärmetauschersystem (15) zu erwärmen und in den zweiten Kältemittelspeicher (181)
zu überführen, und
• in dem zweiten Betriebsmodus dem zweiten Kältemittelspeicher (182) zu entnehmen,
in dem Wärmetauschersystem (15) abzukühlen und in den ersten Kältemittelspeicher (181)
zu überführen.
14. Energieerzeugungsanlage (100, 200) nach einem der Ansprüche 11 bis 13, die genau ein
Kaltverdichtersystem (16) umfasst.