[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Dach- oder Fassadenschindel,
wobei die Schindel vollständig aus Holz besteht und eine Frontfläche und eine Anlagefläche
aufweist.
[0002] Gemäß einer traditionellen Bauweise werden Fassaden oder Dächer von Häusern mit Schindeln
abgedeckt, welche gegeneinander versetzt an das Dach oder die Fassade eines Hauses
genagelt werden, sodass eine vollflächige, vorzugsweise schuppenförmige Abdeckung
des Daches oder der Fassade erfolgt. Dabei überlappen zwei untereinander angeordnete
Schindeln stets miteinander. Durch Regen, Schnee, Luftfeuchtigkeit oder einer anderweitigen
Wasserbenetzung nimmt das Holz der Schindel Feuchtigkeit auf, welche über die Zeit
wieder an die Umgebungsluft abgegeben wird. Bis zur erneuten vollständigen Durchtrocknung
der Schindel vergeht jedoch einige Zeit, sodass der Feuchtigkeitseintrag in das Holz
zu einer Fäulnis der Schindel, insbesondere im Überlappungsbereich zweier Schindeln,
führen kann. Weiterhin führt der Feuchteeintrag zu einer Verformung der Schindel durch
Quellen und Schwinden des Holzes, sodass die Befestigung der Schindeln über Nägel
mit der Zeit durch die Verformung gelöst wird und sich darüber hinaus das Erscheinungsbild
der mit den Schindeln abgedeckten Fassade oder das mit den Schindeln abgedeckte Dach
verschlechtert.
[0003] Zum besseren Abtransport der von den Schindeln aufgenommenen Feuchtigkeit ist zumeist
zwischen der Schindelabdeckung und der Fassade beziehungsweise der Dachkonstruktion
ein Zwischenraum ausgebildet, welcher der Belüftung der Grundfläche der Schindeln
dient.
[0004] Aus der
FR 2 851 953 ist bekannt, hölzerne Schindeln einer thermischen Modifikation zu unterziehen, wobei
die Schindeln auf eine Temperatur zwischen 195 °C und 205 °C erhitzt werden, sodass
das in dem Holz befindliche Lignin verflüssigt wird. Diese Maßnahme vermag die Haltbarkeit
der Schindeln zu erhöhen, da der Wasseranteil des Holzes bei der thermischen Modifikation
reduziert wird und zugleich die Feuchteaufnahmefähigkeit des Holzes durch die thermische
Modifikation deutlich gesenkt wird. Darüber hinaus werden durch die thermische Modifikation
organische Substanzen pyrolisiert, welche Holzschädlingen als Nahrung dienen, sodass
die entsprechend behandelten Schindeln auch deutlich weniger anfällig für Schädlingsbefall
sind, was ebenfalls deren Haltbarkeit erhöht. Trotz dieser vorteilhaften Wirkungen
der thermischen Modifikation führt der immer wiederkehrende Feuchteeintrag durch Regen,
Schnee oder Luftfeuchtigkeit mit der Zeit zu einer Fäulnis der Schindeln, sodass es
auch weiterhin des der Belüftung dienenden Zwischenraumes zwischen der Schindelabdeckung
und der Dachkonstruktion beziehungsweise der Fassade bedarf, um die nachgefragte Haltbarkeit
der Schindelabdeckung, die sich regelmäßig über mehrere Generationen erstreckt, zu
gewährleisten. Der mit dem Zwischenraum einhergehende bauliche Aufwand bei der erstmaligen
Installation einer Schindelabdeckung erhöht nachteilig deren Kosten. Ferner kann auch
durch diesen Zwischenraum die Fäulnis der Schindeln in dem Überlappungsbereich zweier
Schindeln nicht vermieden werden.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung einer Dach-
oder Fassadenschindel anzugeben, welches zu einer gegenüber dem Stand der Technik
weiter gesteigerten Lebensdauer der Schindel führt.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe ist vorgesehen, dass die Schindel einer thermischen Modifikation
unterzogen wird oder aus thermisch modifiziertem Holz hergestellt wird, und zumindest
die Frontfläche einer weiteren Oberflächenbearbeitung unterzogen wird, welche einen
ersten Bereich der Frontfläche stärker abträgt als einen zweiten Bereich der Frontfläche,
wobei der erste Bereich aus den Jahresringes besteht. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Durch die thermische Modifikation werden die bereits genannten Vorteile erreicht.
Gemäß der Erfindung ist jedoch vorgesehen, die thermisch modifizierte Schindel oder
die aus einem thermisch modifizierten Holz hergestellte Schindel einer weiteren Oberflächenbearbeitung
zu unterziehen, welche einen ersten Bereich der Frontfläche stärker abträgt, als einen
zweiten Bereich. Der erste Bereich besteht dabei aus den Jahresringen der Frontfläche.
Dadurch werden drei erfindungswesentliche Vorteile erreicht. Zum ersten führen die
durch die Oberflächenbearbeitung in der Frontfläche ausgebildeten Vertiefungen zu
einer Belüftung der Schindel einer gattungsgemäßen Schindelabdeckung im Überlappungsbereich
zweier Schindeln, sodass die von einer Schindel durch Regen, Schnee, etc. aufgenommene
Feuchtigkeit auch ohne einen Zwischenraum zwischen der Schindelabdeckung und der Fassade
beziehungsweise der Dachkonstruktion ausreichend hinterlüftet und schnell abtransportiert
wird. Dadurch ist die Ausbildung eines Zwischenraumes zur Belüftung nicht länger erforderlich,
was die Kosten für eine Schindelabdeckung senkt. Weiterhin wird eine Fäulnis der der
Schindeln im Überlappungsbereich zweier Schindeln vermieden. Zum zweiten ist das Holzmaterial
der Jahresringe nach der thermischen Modifikation weicher und poröser als das Holzmaterial
außerhalb der Jahresringe, sodass das Holzmaterial der Jahresringe schneller Feuchtigkeit
aufnimmt und speichert. Durch Abtragen des Holzmateriales der Jahresringe in Oberflächennähe
wird die Feuchtigkeitsaufnahme der erfindungsgemäßen Schindel gegenüber den aus dem
Stand der Technik bekannten, thermisch modifizierten Schindeln weiter reduziert und
damit deren Haltbarkeit gesteigert. Zum dritten weist die erfindungsgemäße Holzschindel
ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild auf, weil die durch die Oberflächenbearbeitung
ausgebildeten Vertiefungen mit den Jahresringen deckungsgleich sind und die Holzmaserung
dadurch auch aus größerer Entfernung deutlich sichtbar ist. Die Grundfläche kann ebenfalls
dieser Oberflächenbearbeitung unterzogen werden, wobei die gleichen Vorteile erreicht
werden; mit der Ausnahme, dass die Anlagefläche einen Betrachter abgewandt ist. In
dem Fall, dass sowohl die hintere Anlagefläche als auch die Frontfläche der genannten
Oberflächenbearbeitung unterzogen werden, ist die Belüftung des Überlappungsbereiches
zweier Schindeln und die damit einhergehende Belüftung noch stärker ausgeprägt. Der
Effekt der ausreichenden Belüftung könnte freilich auch durch in der Frontfläche und/oder
Anlagefläche der Schindel eingefräste Nuten erreicht werden, jedoch würde dadurch
das Erscheinungsbild der Schindeln nicht mehr einer natürlichen Holzoberfläche entsprechen,
sodass solche Schindeln keinerlei Marktakzeptanz hätten. Die ausreichende Belüftung
der Schindeln einer Dach- oder Fassadenabdeckung, insbesondere ohne einen der Belüftung
dienenden Zwischenraum zwischen der Abdeckung und dem Dach oder der Fassade, in Kombination
mit dem Erscheinungsbild der Schindeln in Form einer natürlichen Holzoberfläche wird
erstmalig durch erfindungsgemäß hergestellte Schindeln erreicht.
[0008] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass sich der erste
Bereich über die gesamte Frontfläche oder Anlagefläche erstreckt. Dadurch wird vorteilhaft
erreicht, dass die erfindungsgemäße Schindel in jeder Orientierung an der Fassade
oder Dachkonstruktion befestigt werden kann, wobei stets sichergestellt ist, dass
Vertiefungen in dem Überlappungsbereich zweier Schindeln ausgebildet sind und die
ausreichende Belüftung des Überlappungsbereiches gewährleistet ist.
[0009] Bei der Oberflächenbearbeitung handelt es sich bevorzugt um ein Abbürsten der Front-
oder Anlagefläche der erfindungsgemäßen Schindeln. Es kann aber auch vorgesehen sein,
dass es sich bei der Oberflächenbearbeitung um Sandstrahlen handelt. Bei beiden Oberflächenbearbeitungen
handelt es sich um einen Bearbeitungsvorgang, der die Oberfläche der Schindel mechanisch
abträgt. Da jedoch das Holzmaterial der Jahresringe in Oberflächennähe weicher und
poröser ist, als der übrige Bereich der Oberfläche, werden durch die Oberflächenbearbeitungen
Vertiefungen in der Front- oder Grundfläche der Schindel ausgebildet, ohne dass ein
selektives Abtragen der Oberfläche aufwändig gesteuert werden müsste. Folglich kann
die Oberflächenbearbeitung auf die gesamte Front- und/oder Anlagefläche angewendet
werden, wobei das Material des ersten Bereiches, der Jahresringe, aufgrund der thermischen
Modifikation stärker abgetragen wird, als die übrige Oberfläche.
[0010] In besonders bevorzugter Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Schindel besteht diese
vollständig aus dem Holz der nordamerikanischen Roteiche (Quercus rubra). Nordamerikanische
Roteiche weist gegenüber anderen Hölzern und auch gegenüber europäischer Eiche und
nordamerikanischer Weißeiche den Vorteil einer besonderen Porenstruktur auf, welche
eine hohe Atmung des Holzes bewirkt, das heißt, dass sich nordamerikanische Roteiche
durch eine schnelle Feuchtigkeitsabgabe auszeichnet. Aus diesem Grunde können Weinfässer
nicht aus nordamerikanischer Roteiche hergestellt werden, da das von solchen Weinwässern
aufgenommene Flüssigkeitsvolumen zu stark schwinden würde. Die Porosität bewirkt eine
schnelle Feuchtigkeitsabgabe der Schindeln außerhalb des Überlappungsbereiches, wobei
die Porosität des unbehandelten Holzes der nordamerikanischen Roteiche durch die thermische
Modifikation noch gesteigert wird, da bei dieser Holzbestandteile zersetzt werden.
Die nordamerikanische Roteiche ist aufgrund einer großen Vermischung von Holzarten
in Nordamerika entstanden und darum ausschließlich in Nordamerika zu finden. Die von
den Schindeln abgegebene Feuchte muss jedoch auch aus dem Überlappungsbereich zweier
Schindeln forttransportiert werden, was in geeigneter Weise durch die in der Schindeloberfläche
ausgebildeten Vertiefungen des ersten Bereiches geschieht.
[0011] In weiterer Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Schindel vollständig aus
einem Kiefernholz, insbesondere dem Holz der amerikanischen Rotkiefer (Pinus resinosa),
der Sumpfkiefer (Pinus palustris) oder der Monterey-Kiefer (Pinus radiata), besteht.
Kiefernhölzer weisen vorteilhaft einen schnellen und geraden Wuchs auf, weswegen sie
sich gut als Zuchthölzer eignen. Darüber hinaus sind Kiefemhölzer grobporig und grobfaserig,
weswegen Luft in diese Hölzer nach leichter eindringen kann und somit Feuchtigkeit
aus aus diesen Hölzern bestehenden Schindeln leichter forttransportiert werden kann.
Dieser Effekt besteht im Wesentlichen aber nur außerhalb des Überlappungsbereiches
zweier Schindeln. Die Grobporigkeit wird durch die thermische Modifikation des Holzes
weiter erhöht, da Bestandteile der Holzstruktur bei der thermischen Modifikation zersetzt
werden. Damit die Feuchtigkeit aus dem Überlappungsbereich ebenfalls ausreichend schnell
entweichen kann, lehrt die Erfindung, dass zumindest die Frontfläche einer weiteren
Oberflächenbearbeitung unterzogen wird, welche einen ersten Bereich der Frontfläche
stärker abträgt als einen zweiten Bereich, wobei der erste Bereich aus den Jahresringen
besteht. Durch die weitere Oberflächenbearbeitung werden zumindest in der Frontfläche
Vertiefungen ausgebildet, über welche eine Belüftung des Überlappungsbereiches erfolgt.
Die weitere Oberflächenbearbeitung führt in Verbindung mit der grobfaserigen Struktur
vieler Kiefernhölzer, also der deutlich ausgeprägten Maserung mit breiten Jahresringen,
zu einer Schindel mit deutlich ausgeprägten Vertiefungen zumindest in der Frontfläche
der Schindel bei gleichzeitiger Wahrung des optischen Erscheinungsbildes einer Echtholzoberfläche.
Darüber hinaus ist der Faserverlauf bei vielen Kiefernhölzern, insbesondere der Sumpfkiefer,
sehr gerade, sodass sich die durch die weitere Oberflächenbearbeitung ausgebildeten
Vertiefungen über die gesamte Länge der Schindel erstrecken.
[0012] Ferner kann vorgesehen sein, dass die Schindel vollständig aus dem Holz der Esche
(Fraxinus excelsior) besteht. Eschenholz wird aufgrund seiner Zugfestigkeit und Biegefestigkeit
für zahlreiche Anwendungen verwendet, so zum Beispiel für Furniere von Möbeln, für
Stiele von Handwerkzeugen und für Sport- und Musikgeräte. Eschenholz ist jedoch kaum
witterungsbeständig und wird durch die Witterungseinflüsse und Kontakt mit dem Boden
in kurzer Zeit beschädigt, weswegen es bisher nicht für Dach- und Fassadenverkleidungen
verwendet wurde. Die thermische Modifikation gemäß der Erfindung verändert jedoch
die Eigenschaften des Eschenholzes derart, dass es witterungsbeständig ist, das heißt
nicht schwindet und quillt und, vorausgesetzt, dass die durch Witterung aufgenommene
Feuchtigkeit ausreichend schnell wieder an die Umgebungsluft abgegeben werden kann,
nicht fault. Darüber hinaus weist auch die Esche eine grobporige und grobfaserige
Struktur mit Jahresringen, die eine Breite von über 1,8 mm aufweisen können, auf,
sodass die durch die weitere Obefflächenbearbeitung ausgebildeten Vertiefungen eine
ausreichende Belüftung des Überlappungsbereiches zweier Schindeln bewirken. Die grobporige
Struktur des Eschenholzes bewirkt außerhalb des Überlappungsbereiches eine zügige
Feuchtigkeitsabgabe der durch Witterungseinflüsse von dem Holz aufgenommenen Feuchtigkeit
an die Umgebungsluft.
[0013] In weiterer Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Schindel vollständig aus
dem Holz des Tulpenbaumes (Liriodendron tulipifera) besteht. Das Holz des Tulpenbaumes
ist rissfest, nagelfest und leicht zu bearbeiten. Es wird zur Herstellung von Möbeln,
Türen und Fenstern, Verschalungen und Gussformen und Musikinstrumenten verwendet.
Nachteilig bei dem Holz des Tulpenbaumes ist jedoch, dass es in vielen Farben vorkommt
und vielfarbig ist. Vorkommende Farbtöne sind braun, rot, grün und gelb. Aus diesem
Grund ist das Holz des Tulpenbaumes bisher nicht zur Ausbildung von Dach- oder Fassadenabdeckungen
verwendet worden, da die Vielfarbigkeit des Tulpenbaumholzes das optische Erscheinungsbild
einer entsprechenden Abdeckung massiv beeinträchtigen würde. Durch die erfindungsgemäße
thermische Modifikation einer aus Tulpenbaumholz bestehenden Schindel oder der Herstellung
einer Schindel aus thermisch modifiziertem Tulpenbaumholz wird dieses Problem überwunden,
da die Farbe des Tulpenbaumholzes durch die thermische Modifikation in einen einheitlichen
Braunton überführt wird, wobei die Dunkelheit oder Helligkeit des Brauntones durch
entsprechende Wahl der Parameter Temperatur, Dauer und Atmosphärenzusammensetzung
eingestellt werden kann. Nach der thermischen Modifikation können die Schindeln einer
weiteren Oberflächenbearbeitung unterzogen werden, wobei die weitere Oberflächenbearbeitung
zumindest der Frontfläche einen ersten Bereich der Frontfläche stärker abträgt als
einen zweiten Bereich der Frontfläche, wobei ferner der erste Bereich aus den Jahresringen
besteht. Diese weitere Oberflächenbearbeitung kann bei Schindeln aus Tulpenbaumholz
leicht erfolgen, da dieses leicht bearbeitbar ist, und führt zu Vertiefungen in der
Schindeloberfläche, welche eine ausreichend schnelle Feuchtigkeitsabgabe in dem Überlappungsbereich
zweier Schindeln bewirkt.
[0014] Bevorzugt erfolgt die thermische Modifikation durch Erhitzung in einer sauerstoffarmen
oder sauerstofffreien Atmosphäre auf eine Temperatur von über 150 °C, wobei die Temperatur
über wenigstens 20 min aufrechterhalten wird. Hierdurch wird eine ausreichende Trocknung
der Schindel oder des Holzes, aus welcher die Schindel nachträglich hergestellt wird,
und eine Zersetzung von Holzbestandteilen (Pyrolyse) erreicht, wobei zugleich die
durch diesen Prozess ausgebildete Differenz der Abriebfestigkeit zwischen dem ersten
Bereich, den Jahresringen, und dem zweiten Bereich ausreichend groß ist, um eine stärkere
Abtragung des ersten Bereiches bei vollflächiger Oberflächenbearbeitung der Front-
oder Anlagefläche zu gewährleisten. Weiterhin kann die Farbe des thermisch modifizierten
Holzes durch Variation der Parameter Temperatur, Dauer, über welche das Holz dieser
Temperatur ausgesetzt ist, und Atmosphärenzusammensetzung eingestellt werden, wobei
die möglichen Farben von einem sehr hellen bis zu einem sehr dunklen Braunton reichen.
[0015] Die Erfindung wird im Weiteren anhand der Figuren näher erläutert.
[0016] Es zeigt
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Dach- oder Fassadenschindel,
- Fig. 2
- eine Querschnittsansicht einer erfindungsgemäßen Dach- oder Fassadenschindel vor,
während und nach der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Fig. 3
- eine perspektivische Ansicht eines Ausschnittes einer Dach- oder Fassadenabdeckung,
bestehend aus den erfindungsgemäßen Schindeln, und
- Fig. 4
- eine Querschnittsansicht eines Ausschnittes einer Dach- oder Fassadenabdeckung, bestehend
aus den erfindungsgemäßen Schindeln.
[0017] Figur 1 zeigt eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Dach- oder Fassadenschindel
1. Die dem Betrachter zugewandte Frontfläche 2 der Schindel 1 weist eine Holzmaserung
in Form von Jahresringen auf. Die Jahresringe bilden den ersten Bereich 3. Der übrige
Bereich der Frontfläche 2 bildet den zweiten Bereich 4, sodass die gesamte Frontfläche
2 aus dem ersten Bereich 3 und dem zweiten Bereich 4 besteht. Die dem Betrachter abgewandte
Anlagefläche weist ebenfalls einen ersten Bereich in Form von Jahresringen und einen
zweiten Bereich auf. Die Schindel 1 weist ferner eine Keilform auf, da deren Dicke
von der unteren Kante bis zur oberen Kante kontinuierlich abnimmt. Bei der Ausbildung
einer Dach- oder Fassadenabdeckung, bestehend aus erfindungsgemäßen Schindeln, weist
die Kante mit der größeren Dicke nach unten. Durch den oberen Abschnitt jeder Schindel
wird ein Nagel oder eine Schraube getrieben, wodurch die Schindel an dem Dach oder
der Fassade befestigt wird, wobei gegebenenfalls zunächst eine Bohrung in dem oberen
Abschnitt ausgebildet wird. Ein oberer Abschnitt jeder Schindel einer fertigen Dach-
oder Fassadenabdeckung wird von einer weiteren Schindel überdeckt, sodass zwei Schindeln
einander teilweise überlappen. Bei den Dach- oder Fassadenabdeckungen, bestehend aus
aus dem Stand der Technik bekannten Schindeln, kann von dem Holz aufgenommene Feuchtigkeit
nur sehr langsam aus dem Überlappungsbereich zweier Schindeln entweichen, weswegen
die Schindeln in dem Überlappungsbereich mit der Zeit faulen und sich verformen. Dies
begrenzt nachteilig die Lebensdauer einer solchen Dach- oder Fassadenabdeckung aus
Schindeln. Dieser nachteilige Effekt wird durch das erfindungsgemäße Verfahren zu
Herstellung von Dach- oder Fassadenschindeln überwunden, sodass die Lebensdauer einer
entsprechenden Dach- oder Fassadenabdeckung erheblich gesteigert werden kann. Darüber
hinaus ist es nicht erforderlich, einen der Belüftung dienenden Zwischenraum zwischen
der Dach- oder Fassadenabdeckung auszubilden, wodurch zugleich eine Kostensenkung
erreicht wird.
[0018] Figur 2 zeigt eine Querschnittsansicht einer Dach- oder Fassadenschindel, welche
dem erfindungsgemäßen Verfahren unterzogen wird, wobei die mit a) bezeichnete Darstellung
einen Querschnitt der Schindel vor der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
zeigt, die mit b) bezeichnete Darstellung den Querschnitt der Schindel nach der thermischen
Modifikation zeigt, die mit c) bezeichnete Darstellung den Querschnitt der Schindel
nach der weiteren Oberflächenbearbeitung der Frontfläche zeigt und die mit d) bezeichnete
Darstellung den Querschnitt der Schindel nach der zusätzlichen weiteren Oberflächenbearbeitung
der Anlagefläche zeigt.
[0019] Die gemäß a) geschnitten dargestellte Schindel 10 weist eine Frontfläche 11 und eine
Anlagefläche 12 auf. Über den Querschnitt der Schindel 10 erstrecken sich Jahresringe
13, welche sich bis zur Frontfläche 11 und/oder Anlagefläche 12 erstrecken. Zwischen
den Jahresringen 13 erstrecken sich Bereiche 14, in denen das Holz eine andere Struktur
und Zusammensetzung aufweist als im Bereich der Jahresringe 13. In der in Figur 2
gezeigten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine bereits in Form
gebrachte Schindel einer thermischen Modifikation unterzogen, wobei die Schindel in
einer sauerstoffarmen oder sauerstofffreien Atmosphäre auf eine Temperatur von über
150 °C erhitzt wird. Die Temperatur wird dabei über wenigstens 20 Minuten aufrechterhalten.
Bei diesem Prozess wird der Ligninanteil des Holzes und andere Bestandteile, welche
Holzschädlingen als Nahrung dienen, zersetzt. Dabei wird das Holz im Bereich der Jahresringe
13 weicher und poröser als in den dazwischen liegenden Bereichen 14. Die unterschiedliche
Veränderung der Holzeigenschaften im Bereich der Jahresringe 13 und den dazwischen
liegenden Bereichen 14 ist in Oberflächennähe besonders ausgeprägt, sodass an die
Frontfläche 11 oder die Anlagefläche 12 angrenzende Abschnitte 15 der Jahresringe
13 besonders weich und spröde sind. Die Darstellung c) zeigt einen Querschnitt der
Schindel 10, nachdem die Frontfläche 11 einer weiteren Oberflächenbearbeitung unterzogen
wurde, welche einen ersten Bereich der Frontfläche stärker abträgt als einen zweiten
Bereich 14, wobei der erste Bereich aus den Jahresringen 13 besteht. Bei der weiteren
Oberflächenbearbeitung kann es sich um Abbürsten oder Sandstrahlen handein. Die weitere
Uberflächenbearbeitung bewirkt, dass die Abschnitte 15 der Jahresringe 13 stärker
abgetragen werden, als der zwischen den Abschnitten 15 gelegene Bereiche der Frontfläche
11, sodass durch die weitere Oberflächenbearbeitung in der Frontfläche 11 Vertiefungen
16 ausgebildet werden. Diese Vertiefungen 16 bewirken zum einen eine ausreichende
Belüftung der Schindeln, insbesondere im Überlappungsbereich zweier Schindeln bei
einer montierten Dach- oder Fassadenabdeckung. Zum anderen bewirken die durch die
weitere Oberflächenbearbeitung ausgebildeten Vertiefungen 16 im Bereich der Jahresringe
13, dass die Holzmaserung auch aus größerer Entfernung sichtbar ist und den Schindeln
ein ansprechendes Erscheinungsbild verleiht.
[0020] In der Darstellung d) ist der Querschnitt der Schindel 10 gezeigt, nachdem auch die
Anlagefläche 12 der weiteren Oberflächenbearbeitung in Form von Abbürsten oder Sandstrahlen
unterzogen wurde, sodass auch in der Anlagefläche 12 Vertiefungen 17 im Bereich der
Jahresringe 13 ausgebildet sind.
[0021] Figur 3 zeigt einen Ausschnitt aus einer Dach- oder Fassadenabdeckung, welche aus
den erfindungsgemäß hergestellten Schindeln 20 besteht. Bei einer solchen Dach- oder
Fassadenabdeckung sind die Schindeln 20 in horizontalen Reihen angeordnet, wobei die
Schindeln 20 einer Reihe voneinander beabstandet sind und wobei zwei übereinander
angeordnete horizontale Reihen einander überlappen. Innerhalb des Überlappungsbereiches
kommt es zu einem direkten Kontakt zwischen Schindeln 20 verschiedener horizontaler
Reihen, wobei die von den Schindeln 20 durch Witterung aufgenommene Feuchtigkeit innerhalb
des Kontaktbereiches nur bei erfindungsgemäß ausgebildeten Schindeln 20 in ausreichendem
Maße abgeführt werden kann. Weiterhin besteht mit den erfindungsgemäßen Schindeln
die Möglichkeit, eine Dach- oder Fassadenabdeckung derart auszubilden, dass die Schindeln
seitlich unmittelbar aneinander angrenzen oder nur sehr gering beabstandet sind, da
sich das Holz der Schindeln durch die thermische Modifikation nicht verformt, aufgrund
der durch die thermische Modifikation gesteigerten Porosität des Holzes der Schindeln
eine einseitige Angrenzung an die Umgebungsluft zu einer ausreichenden Feuchtigkeitsabgabe
außerhalb des Überlappungsbereiches führt, und die Feuchtigkeit aus dem Überlappungsbereich
durch die mittels der weiteren Oberflächenbearbeitung ausgebildeten Vertiefungen ausreichend
schnell abgegeben und forttransportiert wird.
[0022] Figur 4 zeigt einen Querschnitt durch eine Dach- oder Fassadenabdeckung, bestehend
aus erfindungsgemäßen Schindeln 30, wobei die Darstellung der Übersichtlichkeit halber
auf drei Schindeln 30 beschränkt ist. Die unteren beiden Schindeln 30 sind Teil einer
ersten horizontalen Reihe von Schindeln 30. Die obere Schindel ist Teil einer weiteren
horizontalen Reihe von Schindeln 30. Die Schindeln überlappen einander im Bereich
31, wobei sie in den Bereichen 32 und 33 direkten Kontakt zueinander aufweisen. In
den Kontaktbereichen 32 und 33 bewirken die in der Anlagefläche 37 der oberen Schindel
30 ausgebildeten Vertiefungen 34 zusammen mit den in der Frontfläche 36 der unteren
Schindeln ausgebildeten Vertiefungen 35 eine ausreichende Belüftung und Feuchtigkeitsabfuhr,
sodass ein Faulen der Schindeln 30 in den Kontaktbereichen 32, 33 verhindert und die
Lebensdauer der Schindelabdeckung gesteigert wird.
Bezugszeichenliste
[0023]
- 1
- Schindel
- 2
- Fronfläche
- 3
- erster Bereich
- 4
- zweiter Bereich
- 10
- Schindel
- 11
- Frontfläche
- 12
- Anlagefläche
- 13
- Jahresringe
- 14
- zweiter Bereich
- 15
- Abschnitt
- 16
- Vertiefung
- 17
- Vertiefung
- 20
- Schindel
- 30
- Schindel
- 31
- Überlappungsbereich
- 32
- Kontaktbereich
- 33
- Kontaktbereich
- 34
- Vertiefung
- 35
- Vertiefung
- 36
- Frontfläche
- 37
- Anlagefläche
1. Verfahren zur Herstellung einer Dach- oder Fassadenschindel (1, 20, 30), wobei die
Schindel (1, 20, 30) vollständig aus Holz besteht und eine Frontfläche (11) und eine
Anlagefläche (12) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schindel (1, 20, 30) einer thermischen Modifikation unterzogen wird oder aus
thermisch modifiziertem Holz hergestellt wird, und zumindest die Frontfläche (11)
einer weiteren Oberflächenbearbeitung unterzogen wird, welche einen ersten Bereich
(3, 13) der Frontfläche (11) stärker abträgt als einen zweiten Bereich (4, 14) der
Frontfläche (11), wobei der erste Bereich aus den Jahresringen (13) besteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich der erste Bereich (3, 13) wenigstens teilweise über die gesamte Frontfläche
erstreckt.
3. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die weitere Oberflächenbearbeitung aus Abbürsten oder Sandstrahlen besteht.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schindel (1, 20, 30) vollständig aus dem Holz der nordamerikanischen Roteiche,
einer Kiefer, insbesondere der amerikanischen Rotkiefer, der Sumpfkiefer oder der
Monterey-Kiefer, des Tulpenbaumes oder der Esche besteht.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die thermische Modifikation durch Erhitzung in einer sauerstoffarmen oder sauerstofffreien
Atmosphäre auf eine Temperatur von über 150 °C erfolgt, wobei die Temperatur über
wenigstens 20 min aufrechterhalten wird.
6. Dach- oder Fassadenschindel (1, 20, 30), wobei die Schindel (1, 20, 30) vollständig
aus Holz besteht und eine Frontfläche (11) und eine Anlagefläche (12) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schindel (1, 20, 30) nach einem oder mehreren der Verfahrensansprüche 1 bis 5
hergestellt ist.