[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine umfassend eine
an die Dampfturbine angeschlossene erste Dampfzuführung und einer zweiten Dampfzuführung
sowie einem in der ersten Dampfzuführung angeordneten ersten Ventil und einem in der
zweiten Dampfzuführung angeordneten zweiten Ventil.
[0002] In Dampfkraftanlagen wird Dampf in einem Dampferzeuger erzeugt, der über Zuleitungen
zur Dampfturbine geführt wird. Die Zuleitungen münden in Dampfzuführungen. In den
Dampfzuführungen sind Ventile eingebaut, die den Dampfdurchfluss regeln. Somit werden
zur Regelung der Dampfturbinenleistung vor der Dampfturbine ein oder mehrere Ventile
eingebaut. Es sind verschiedene Betriebsweisen einer Dampfturbine denkbar. So ist
es möglich die Dampfturbine bei Volllast zu betreiben. Eine weitere Möglichkeit ist
es, die Dampfturbine bei Teillast zu betreiben. Das bedeutet, dass durch die Ventile
und in die Dampfturbine nicht der gesamte Massenstrom, der im Dampferzeuger erzeugt
wird, in die Dampfturbine strömt.
[0003] In diesem Teillastbetrieb werden die Ventile ein wenig zugefahren, so dass nur ein
Teil des maximal möglichen Gesamtmassenstroms in die Dampfturbine strömen kann. Allerdings
neigen die Ventile in solch einem Teillastbetrieb dazu Schwingungen durchzuführen.
Denn durch Androsseln in Teillast können sich die Strömungszustände im Ventil ändern
und möglicherweise zu einer Anregung der ganzen Struktur, die aus Ventil und Leitungen
gebildet ist, führen. Dies ist kritisch zu betrachten, da sich durch die zeitlich
ändernden und möglicherweise zyklisch wiederholenden Belastungen die Bauteile stark
beansprucht werden, was unter Umständen zu Rissen in den Bauteilen führen könnte,
was es zu vermeiden gilt.
[0004] Darüber hinaus könnten unter Umständen unzulässig hohe instationäre Kräfte auf dem
Ventilteller entstehen, die zu einer Schädigung des Ventils insgesamt führen.
[0005] Dem Problem der zur Schwingungen neigenden Ventile im Teillastbetrieb könnte man
dadurch entgegen, dass entweder solch ein Ventil neu entwickelt oder ein anderes Ventil
eingebaut wird, was allerdings zu Stillständen und Materialkosten führt.
[0006] Die Erfindung hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Verfahren bereit zu stellen, mit
dem Schwingungen vermieden werden können.
[0007] Des Weiteren besteht die Aufgabe der Erfindung darin, eine Dampfturbinenanordnung
anzugeben, deren Ventile nicht zu Schwingungen führen.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine umfassend
eine an die Dampfturbine angeschlossene erste Dampfzuführung und einer zweiten Dampfzuführung
sowie einem in der ersten Dampfzuführung angeordneten ersten Ventil und einem in der
zweiten Dampfzuführung angeordneten zweiten Ventil, wobei beim Auftreten von unzulässigen
Ventilschwingungen das erste Ventil zufährt und das zweite Ventil auffährt.
[0009] Somit wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, bei einer Dampfkraftanlage, die mehr als
ein Ventil besitzt, die Ventile derart zu betreiben, dass sie asymmetrisch betätigt
werden. Dies geschieht erfindungsgemäß darin, dass ein kritischer Betriebszustand
eines einzelnen Ventils erkannt wird. Damit der Massenstrom in die Dampfturbine gleichmäßig
erfolgt, wird das zweite sich nicht im kritischen Betriebszustand befindliche Ventil
an den kritischen Betriebszustand des ersten Ventils angepasst. Das bedeutet, dass
die Ventilöffnungen gegenläufig zueinander ausgebildet werden. Wenn beispielsweise
das erste sich im kritischen Betriebszustand befindliche Ventil zufährt, wird das
zweite sich nicht im kritischen Betriebszustand befindliche Ventil auffahren, um somit
den Gesamtmassenstrom, der in die Dampfturbine führt, nicht zu ändern.
[0010] Dadurch kann der kritische Betriebszustand des ersten Ventils schnell überbrückt
und dennoch eine gleichmäßige Massenstromänderung bereitgestellt werden.
[0011] In den Unteransprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen angegeben.
[0012] So werden in einer ersten vorteilhaften Weiterbildung der erste Beschleunigungsaufnehmer
im ersten Ventil und ein zweiter Beschleunigungsaufnehmer im zweiten Ventil zur Detektierung
der unzulässigen Ventilschwingungen angeordnet.
[0013] Zur Detektion des kritischen Betriebszustandes wird somit eine physikalische Größe
ermittelt, was durch einen Beschleunigungsaufnehmer erfolgt. Das bedeutet, dass die
Stellung des Ventilkörpers ermittelt werden kann und aus den Daten ein möglicherweise
kritischer Betriebszustand diagnostiziert wird. Sofern ein solcher kritischer Betriebszustand
vorliegt, wird über einen im zweiten Ventil befindlicher Beschleunigungsaufnehmer
der Betriebszustand des zweiten Ventils überprüft und die erfindungsgemäße Gegenmaßnahme
ergriffen, die darin besteht, dass die Ventilkörper asymmetrisch zueinander betrieben
werden. Mit anderen Worten: die beiden Ventile werden asymmetrisch geregelt, so dass
beim Auftreten von Schwingungen ein Ventil zufährt und das andere auffährt mit dem
Ziel, den gewünschten Gesamtmassenstrom einzustellen und gleichzeitig möglichst kurz
in dem gefährdeten Betriebsbereich des einzelnen Ventils zu verbleiben.
[0014] Solch ein erfindungsgemäßes Verfahren kann vorteilhafterweise in bestehenden Dampfkraftanlagen
nachträglich angeordnet werden. Eine Programmierung der Ventilsteuerung ist möglich,
was zu einem geringen Aufwand führt. Vorteilhafterweise werden dadurch Stillstandszeiten
weitestgehend vermieden.
[0015] Ebenso ist die Erfindung vorteilhafterweise nach Dampfturbinenumbauten in einer Dampfkraftanlage
bzw. bei Upgradings einer Dampfkraftanlage einsetzbar. Denn durch die aktive Überwachung
und adaptive Vermeidungsstrategie von Ventilschwingungen können Schäden in den Ventilen
weitestgehend vermieden werden.
[0016] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird das erste Ventil und das zweite Ventil
derart zu- und aufgefahren, dass ein vorgegebener Gesamtdampfmassenstrom in die Dampfturbine
erreicht wird.
[0017] Somit kann die Dampfturbine trotz einer unerwünschten Ventilschwingung in einem gewünschten
Leistungsbereich betrieben werden.
[0018] In vorteilhaften Weiterbildungen ist die Erfindung anwendbar bei Dampfkraftanlagen
mit mehr als zwei Ventilen. So ist die Erfindung anwendbar bei Dampfkraftanlagen mit
beispielsweise drei, vier oder mehr Ventilen. Erfindungsgemäß werden die Ventile asymmetrisch
zueinander betrieben.
[0019] Ferner wird die Aufgabe gelöst durch eine Dampfturbinenanordnung mit einer Dampfturbine
und einer ersten Dampfzuführung und einer zweiten Dampfzuführung, wobei ein erstes
Ventil in der ersten Dampfzuführung und ein zweites Ventil in der zweiten Dampfzuführung
angeordnet ist, wobei ein erster Beschleunigungsaufnehmer im ersten Ventil und ein
zweiter Beschleunigungsaufnehmer im zweiten Ventil angeordnet ist.
[0020] Die Dampfturbinenanordnung wird mit einer Regelung gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
ausgebildet.
[0021] Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0022] Das in den Figuren dargestellte Ausführungsbeispiel zeigt in schematischer Weise
die Erfindung.
[0023] Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Übersicht einer erfindungsgemäßen Dampfkraftanlage,
- Figur 2
- Darstellung von Massenströmen.
[0024] Die Figur 1 zeigt einen Teil einer Dampfkraftanlage 1 umfassend eine Dampfturbine
2 und ein erstes Ventil 3 sowie ein zweites Ventil 4. Die Dampfturbine 2 ist mit nicht
näher dargestellten Leit- und Laufschaufeln ausgebildet und wird über eine erste Dampfzuführung
5 und einer zweiten Dampfzuführung 6 mit Dampf aus einem nicht näher dargestellten
Dampferzeuger mit Dampf versorgt.
[0025] In der ersten Dampfzuführung 5 ist das erste Ventil 3 angeordnet. In der zweiten
Dampfzuführung 6 ist das zweite Ventil 4 angeordnet. Sowohl das erste Ventil 3 als
auch das zweite Ventil 4 umfassen einen nicht näher dargestellten Ventilkörper, der
gegenüber einem Ventilteller bewegbar ausgeführt ist. Eine Bewegung des Ventilkörpers
zum Ventilteller hin führt zu einem Zufahren des Ventils. Eine Bewegung des Ventilkörpers
vom Ventilteller weg führt zu einem Auffahren des Ventils. Ein auffahrendes Ventil
führt zu einer Erhöhung des Dampfmassenstroms durch das Ventil. Eine Bewegung des
Ventilkörpers zu dem Ventilteller hin führt zu einer Verringerung des Dampfmassenstroms.
[0026] Das erste Ventil 3 und das zweite Ventil 4 können baugleich ausgeführt werden. In
alternativen Ausführungsformen kann das erste Ventil 3 und das zweite Ventil 4 unterschiedlich
zueinander ausgebildet werden. Die Dampfturbine 2 ist in der in Figur 1 dargestellten
Ausführung zweiflutig ausgebildet. In alternativen Ausführungsformen kann die Dampfturbine
2 einflutig ausgebildet sein.
[0027] Die Dampfturbine 2 wird nun folgendermaßen betrieben:
[0028] Ein erster Beschleunigungsaufnehmer(nicht dargestellt), der im ersten Ventil 3 angeordnet
ist, erfasst eine Bewegung des Ventilkörpers. Ebenso ist ein zweiter Beschleunigungsaufnehmer
(nicht dargestellt) im zweiten Ventil 4 angeordnet und zur Erfassung von Bewegungen
des Ventilkörpers ausgebildet. Sofern der erste Beschleunigungsaufnehmer oder der
zweite Beschleunigungsaufnehmer eine unzulässige Ventilschwingung detektiert, werden
das erste Ventil 3 und das zweite Ventil 4 asymmetrisch zueinander betrieben. Das
bedeutet, dass eine Regelung in diesem Fall eingreift, die dazu führt, dass das erste
Ventil 3 zufährt und das zweite Ventil 4 auffährt. Die Regelung ist hierbei derart
ausgebildet, dass das erste Ventil 3 bzw. das zweite Ventil 4 gegensinnig zueinander
den Massenstrom regelt. Das bedeutet, dass ein Zufahren des einen, beispielsweise
ersten Ventils 3, zu einem Auffahren des zweiten Ventils 4 oder andersrum führt.
[0029] Diese asymmetrische Regelung der Ventilöffnung ist derart, dass beim Auftreten von
Schwingungen der gewünschte Gesamtmassenstrom, der sich durch den Massenstrom durch
das erste Ventil 3 und dem Massenstrom durch das zweite Ventil 4 zusammensetzt, möglichst
nicht verändert wird.
[0030] Die Figur 2 zeigt auf der Y-Achse den Massenstrom und auf der X-Achse die Zeit. Bei
der Zeit t
0, die durch die gestrichelte Linie symbolisiert wird, wird eine Ventilschwingung bei
dem zweiten Ventil 4 detektiert. Die mittlere Linie 9 zeigt den Massenstrom durch
das zweite Ventil 4. Bis zum Zeitpunkt t
0 ist der Verlauf des Dampfmassenstroms durch das zweite Ventil 4 gleichmäßig. Zum
Zeitpunkt t
0 werden Ventilschwingungen detektiert, die zu einem Zuführen des zweiten Ventils 4
führen. Erfindungsgemäß wird nunmehr, wie es die untere Linie 10 symbolisiert, der
Dampfmassenstrom durch das erste Ventil 3 geregelt. Das bedeutet, dass zum Zeitpunkt
t
0 das erste Ventil 3 auffährt, so dass der Dampfmassenstrom vergrößert wird. Dies erfolgt
bis zum Zeitpunkt t
1, bei dem sich die Verhältnisse bis zum Zeitpunkt t
2 umkehren. D.h., das erste Ventil 3 fährt zu, so dass sich der Dampfmassenstrom, der
durch die untere Linie 10 dargestellt wird, verringert und das zweite Ventil 4 auffährt,
so dass sich der Dampfmassenstrom, der durch die mittlere Linie 9 dargestellt wird,
vergrößert. Zum Zeitpunkt t2 seien die Ventilschwingungen verschwunden, so dass ab
dem Zeitpunkt t
2 der Verlauf der Dampfmassenströme, die durch die mittlere Linie 9 und die untere
Linie 10 dargestellt sind, wieder gleichmäßig verlaufen.
[0031] Die obere Linie 11 zeigt den Dampfmassenstrom, der durch das erste Ventil 3 und durch
das zweite Ventil 4 strömt, in Summe. Es ist zu sehen, dass der Dampfmassenstrom,
der durch die obere Linie 11 dargestellt wird, keinen Knick zeigt, weder bei dem Zeitpunkt
t
0 noch bei den Zeitpunkten t
1 oder t
2. Somit kann der Gesamtmassenstrom gleichmäßig in die Dampfturbine 2 strömen.
1. Verfahren zum Betreiben einer Dampfturbine (2) umfassend eine an die Dampfturbine
(2) angeschlossene erste Dampfzuführung (5) und einer zweiten Dampfzuführung (6) sowie
einem in der ersten Dampfzuführung (5) angeordneten ersten Ventil (3) und einem in
der zweiten Dampfzuführung (6) angeordneten zweiten Ventil (4),
dadurch gekennzeichnet, dass
beim Auftreten von unzulässigen Ventilschwingungen das erste Ventil (3) zufährt und
das zweite Ventil (4) auffährt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei ein erster Beschleunigungsaufnehmer im ersten Ventil (3) und ein zweiter Beschleunigungsaufnehmer
im zweiten Ventil (4) zur Detektierung der unzulässigen Ventilschwingungen angeordnet
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei das erste Ventil (3) und das zweite Ventil (4) derart zufährt und auffährt,
dass ein vorgegebener Gesamtdampfmassenstrom in die Dampfturbine (2) erreicht wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
mit einem dritten, vierten und weiteren Ventil, die asymmetrisch betrieben werden.
5. Dampfturbinenanordnung mit einer Dampfturbine (2) und einer ersten Dampfzuführung
(5) und einer zweiten Dampfzuführung (6),
wobei ein erstes Ventil (3) in der ersten Dampfzuführung (5) und ein zweites Ventil
(4) in der zweiten Dampfzuführung (6) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein erster Beschleunigungsaufnehmer im ersten Ventil (3) und ein zweiter Beschleunigungsaufnehmer
im zweiten Ventil (4) angeordnet sind.
6. Dampfturbinenanordnung mit einer Regelung, die gemäß dem Verfahren nach einem der
Ansprüche 1 bis 4 ausgebildet ist.