[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verarbeitung eines Materials, welches
von seinem festen Zustand zunächst in einen fließfähigen Zustand verbracht wird und
anschließend in eine Form gegossen wird, in der das Material sodann zum Erstarren
gebracht wird. Weiterhin bezieht sich die Erfindung auf Formen zur Durchführung des
Verfahrens und auf Gegenstände, die nach den Verfahren und/ oder in solchen Formen
hergestellt werden oder hergestellt worden sind.
[0002] Als Gießverfahren, insbesondere als Schwerkraftgießverfahren, haben sich hauptsächlich
vier Gießverfahren bewährt, nämlich der Bodenguss, der Seitenguss, der Kopfguss und
der Kippguss, die zwar untereinander gegenseitig bestimmte Vorteile aufweisen, insgesamt
jedoch allesamt bestimmte Nachteile haben.
[0003] So zum Beispiel ergibt der Bodenguss zwar die laminarste Formfüllung, jedoch befindet
sich während des Erstarrungsprozesses das kälteste Material im genannten Speiser bzw.
Steiger, also dem Vorratsraum, aus dem während des Erstarrens Material nachgespeist
werden soll, so dass hier die Nachspeisung durch größere Speiserdimensionen gesichert
werden muss.
Beim Seitenguss ist zwar relativ heißes Material im Speiser, jedoch ergibt sich eine
turbulentere Formfüllung als beim Bodenguss.
[0004] Beim Kopfguss ist zwar das heißeste Material im Steiger oder Speiser, so dass zwar
eine gute Nachspeisung bei geringstem Speiservolumen erfolgt, aber die Qualität der
Gussteile in Abhängigkeit von der Füllhöhe durch Turbulenzen sich verschlechtert.
[0005] Beim Kippguss, bei dem sich ebenfalls das heißeste Material im Speiser befindet,
entstehen nicht gewollte Verwirbelungen und Fließlinien auf der Gussteiloberfläche.
Die Fließrichtung des flüssigen Materials wird von der Kontur des Gussteiles bestimmt
und führt damit zu Überhitzungsbereichen in der Form und damit auch im Gussteil.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand darin, die Nachteile der bisher bekannten
Gießverfahren zu vermeiden und Verfahren zum Verarbeiten von Materialien zu schaffen,
die bei optimaler laminarer wirbelungsfreier Formfüllung auch eine optimale Nachspeisung
durch das heißeste Metall aus einem Vorratsraum und damit kleinere Vorrats- bzw. Speiservolumen
ermöglichen. Außerdem sollen Überhitzungen von konturbedingten Materialanhäufungen
vermieden werden und Kreislauf-, Material-, Energie-, Transport- und Zerspanungsleistung
eingespart werden. Weiterhin soll die Herstellung von großflächigen und komplizierten
Gussteilen vereinfacht und damit verbilligt werden. Ein weiterer Aufgabenaspekt bestand
in der Schaffung von entsprechenden Gussformen zur rationellen und qualitativ hochwertigen
Herstellung von Gussteilen.
[0007] Gemäß der Erfindung zeichnet sich zunächst das Verfahren zum Verarbeiten von Materialien
durch Verbringen derselben in einen fließfähigen Zustand und Einbringen in eine Form
dadurch aus, dass das Einbringen in die Form nach dem Prinzip des Bodengusses und
die Erstarrung nach dem Prinzip des Kopfgusses erfolgt. Mit anderen Worten, es wird
zunächst das Material durch Erhitzen in einen fließfähigen Zustand gebracht und in
eine Gussform bzw. in den Formhohlraum oder Kavität nach dem Prinzip des Bodengusses
eingebracht und die Erstarrung erfolgt nach dem Prinzip des Kopfgusses/ Kippgusses.
[0008] Dabei erfolgt das Einbringen des Materials in die Kavität der Gießform von unten
her durch einen Gießlauf nach Art des Bodengusses, indem die Schmelze zunächst von
oben in einen zumindest zum Teil höher als die Kavität liegenden Eingusstümpel, von
dort durch einen nach unten führenden Einlauf, dann über eine Krümmung - den Zulauf
- nach oben in einen unterhalb der Kavität liegenden Vorratsraum und durch dessen
Auslauf in die Kavität eingebracht wird und das Erstarren erfolgt sodann mit dem Vorratsraum
nach oben nach Art des Kopfgusses, indem vor dem Erstarren des Materials die Form
verschwenkt wird, so dass dann der Vorratsraum die Speiser- bzw. Steigerfunktion übernimmt.
[0009] Um das Auslaufen der Schmelze aus dem Eingusstümpel während des Verschwenkens und
danach zu vermeiden, kann es vorteilhaft sein, wenn ein im Gießlauf vor der Kavität
- in Flussrichtung der Schmelze gesehen - liegender Schieber vor oder während des
Verschwenkens der Form rechtzeitig aktiviert wird.
[0010] Statt eines Schiebers kann aber auch ein Verschluss auf dem Eingussfiümpel vorgesehen
sein, der vor dem Verschwenken aktiviert wird.
[0011] Zweckmäßig ist es dabei, wenn das Verschwenken der Form um eine Achse erfolgt, die
zumindest annähernd parallel zu der Trennfugen- Ebene bzw. zu den Trennfugen- Ebenen
der Form verläuft.
[0012] Es kann weiterhin von Vorteil sein, wenn die Kavität und der Gießlauf und damit auch
die Trennfuge(n) bzw. Trennfuge(n)- Ebene(n) zueinander in einem Winkel vorgesehen
bzw. angeordnet sind. Es kann dabei entweder der Gießlauf oder die Kavität schräg
verlaufen, es kann aber auch sowohl Kavität als auch Gießlauf in einem schrägen Winkel
zur Waagrechten angeordnet sein, wobei Kavität und Gießlauf zueinander einen stumpfen
Winkel einschließen können. Es können aber auch Kavität und/ oder Gießlauf einen flachen
Winkel zur Horizontalen einnehmen.
[0013] Dabei kann es besonders vorteilhaft sein, wenn Kavität und Gießlauf in einem derartigen
Winkel zueinander vorgesehen sind und um einen derartigen Winkel gemeinsam verschwenkt
werden und in einer derartigen Richtung, dass bei Erreichen einer Position des Vorratsraumes
, in der dieser die Funktion des Steigers bzw. Speisers übernehmen kann, der Gießlauf
die Horizontale noch nicht erreicht hat, wobei es ganz besonders vorteilhaft ist,
wenn die Verschwenkung der Form in einer Richtung erfolgt, derart, dass der Gießlauf
voreilt, so dass in der Erstarrungsposition der Gießlauf zumindest leicht nach oben
weist und ein Auslaufen der Schmelze aus dem Vorratsraum, der dann, wie bereits erwähnt,
als Steiger oder Speiser wirkt, nicht möglich ist.
[0014] Eine Weiterbildung der Erfindung bezieht sich auf eine Gießform bzw. Kokille, die
unterhalb der Kavität einen Vorratsraum aufweist, in den der Gießlauf mündet, wobei
der in den Vorrafisbehälter mündende Bereich des Gießlaufes einen Abschnitt - den
Zulauf - aufweist, der tiefer liegt als der Vorratsbehälter.
[0015] Die Gießform kann sich weiterhin dadurch auszeichnen, dass die Kavität und der Gießlauf
zueinander nicht parallel vorgesehen sind, sondern in einem Winkel zueinander liegen.
Dabei kann die Gießform bzw. Kokille derart ausgebildet sein, dass beide, also Kavität
als auch Gießlauf, geneigt sind, wobei sie zueinander einen stumpfen Winkel bilden
können. Der Winkel kann derart gewählt sein, dass bei einem Verschwenken der Form
in die Position, in der der Vorratsraum über der Kavität zu liegen kommt - der Erstarrungsposition
- und der Vorratsraum als Speiser bzw. Steiger wirken kann, der Gießlauf sich in einer
das Auslaufen von Schmelze aus dem Vorratsraum vermeidenden Position befindet, indem
dieser zumindest mit einem Teilbereich gegenüber der Horizontalen zumindest leicht
nach oben ragt. Vorteilhaft ist eine derartige Ausbildung der Gießform, dass Kavität
und Gießlauf derart zueinander angeordnet sind und die Form derart verschwenkt wird,
dass der Gießlauf voreilt.
[0016] Die verschwenkbare Gießform, bei der die sowohl den Gießlauf als auch den Vorratsraum
und die Kavität umgebende Formenhälften durch entsprechende Trennfugen voneinander
getrennt sind, ist zweckmäßigerweise derart ausgebildet, dass die Verschwenkung um
eine Achse erfolgt, die zumindest annähernd parallel zur Ebene der Trennfugen-Ebene
verläuft.
[0017] Diese Gießform ist - mit dem Vorratsbehälter nach unten - nach dem Bodengussprinzip
mit Schmelze befüllbar, wobei der Vorratsraum sich unterhalb der Kavität befindet
und in der verschwenkten Gießform erfolgt das Erstarren der Schmelze - mit dem dann
als Speiser bzw. Steiger wirksamen Vorratsraum nach oben.
[0018] Um das Auslaufen von Schmelze während oder nach dem Verschwenken zu vermeiden, kann
es auch vorteilhaft sein, wenn die Gießform auf dem Eingusstümpel einen Verschluss
aufweist oder im Bereich des Gießlaufes ein Schieber vorgesehen, wobei Verschluss
oder Schieber vor oder rechtzeitig während des Verschwenkens betätigt werden.
[0019] Die Erfindung betrifft darüber hinaus Gusserzeugnisse, die nach dem erfinderischen
Verfahren und/ oder mittels der erfindungsgemäßen Gießformen hergestellt werden bzw.
worden sind, wobei diese Gusserzeugnisse in besonders zweckmäßig und vorteilhafter
Weise nach dem Schwerkraftverfahren hergestellte Leichtmetall- wie insbesondere Aluminiumlegierungen
- bestehen.
[0020] Anhand der Figuren 1 bis 9 sei die Erfindung näher erläutert.
[0021] Dabei zeigen die Figuren 1 bis 4 herkömmliche Gussverfahren nach dem Stand der Technik
und die Figuren 5 und 9 das Gießverfahren gemäß der Erfindung.
[0022] Es zeigt die
Figur 1 schematisch das Gussverfahren nach dem so genannten Bodenguss,
Figur 2 das Gießverfahren nach dem Seitenguss,
Figur 3 das Gießverfahren nach dem Kopfguss und
Figur 4 das Gießverfahren nach dem Kippguss.
[0023] Bei den Figuren 1 bis 4 ist die angedeutete Gussform bzw. Kokille jeweils mit 1A,
1 B, 1C und 1 D bezeichnet und der Formhohlraum bzw. die Kavität mit 1a -1d.
[0024] Bei jeder der Figuren 1 bis 4 ist jeweils ein Speiser bzw. Steiger 2a bis 2d vorgesehen,
aus dem beim Erstarren des Gusses die so genannte Nachspeisung erfolgen kann.
[0025] Beim Bodenguss, beim Seitenguss und beim Kopfguss gemäß den Figuren 1 bis 3 stehen
die Gussformen aufrecht und bei den Figuren 1 und 2 wird die Schmelze über die Eingusstümpel
4a, 4b eingebracht. Beim Kopfguss gemäß Figur 3 und beim Kippguss gemäß Figur 4 dient
der Steiger 2c,2d auch Eingusstümpel. Beim Kippguss gemäß Figur 4 erfolgt - im hier
gezeigten Beispiel - das Einfüllen der Schmelze zunächst im horizontalen Zustand der
Kokille 1 D in den Behälter 2d' und die Form 1 D wird entsprechend dem Pfeil 3 verschwenkt,
die Schmelze läuft durch den Speiser 2d, bis die Kokille aufrecht steht und in dieser
Position erfolgt das Erstarren des Materials mit dem Speiser 2d nach oben.
[0026] Beim Bodenguss und bei Seitenguss gemäß den Figuren 1 und 2 erfolgt die Materialzufuhr
jeweils über dem grau angelegten Gießlauf 5a, 5b zunächst in den Eingusstümpel und
von dort in die Kavität 1a, 1b. Beim Bodenguss gemäß Figur 1 schließt sich an den
Eingusstümpel 4a der Einlauf 6 an, der übergeht in eine ZulaufBereich 7, der hier
tiefer liegt als die Kavität 1 a und durch den Auslauf 8 tritt die Schmelze in die
Kavität 1e ein.
[0027] Es ist ersichtlich, dass beim Bodenguss gemäß Figur 1 die laminarste Formfüllung
entsteht.
Beim Seitenguss gemäß Figur 2 erfolgt die Formfüllung über die Überhöhung des Badspiegels
im Auslauf am Formhohlraum und ist damit weniger laminar als beim Bodenguss.
[0028] Beim Kopfguss gemäß Figur 3 ist die turbulenteste Formfüllung vorhanden, die zur
größeren Anreicherung der Schmelze mit Oxyden, Gasblasen und Schaum führt.
[0029] Beim Kippguss gemäß Figur 4 entstehen deutliche Flusslinien., Die Fließrichtung des
Materials wird außerdem von der Kontur des Gussteiles bestimmt und führt damit zu
Überhitzungsbereichen in der Form, aus denen Fehler im Gussteil entstehen.
[0030] Beim Gießen im Kippgießverfahren gemäß Figur 4 und beim Gießen nach dem Kopfgussverfahren
gemäß Figur 3 hat man jeweils das heißeste Material im Speiser, also die beste Nachspeisung,
jedoch ergibt sich, wie bereits erwähnt, anstatt der angestrebten laminaren Formfüllung
eine turbulente.
[0031] Beim Bodenguss gemäß Figur 1 entsteht, wie bereits erwähnt, die laminarste Formfüllung,
beim Seitenguss gemäß Figur 2 eine hinsichtlich der laminaren Formfüllung bereits
verschlechterte Ausführung und beide Gießverfahren, also Bodenguss und Seitenguss,
haben den Nachteil, dass das kälteste Material sich im Speiser bzw. Steiger befindet
und dadurch beim Erstarren eine optimale Nachspeisung nur durch größere Speiser erfolgen
kann.
[0032] Bei der vorliegenden Erfindung, die zunächst anhand der Figuren 5,6 und 7 näher erläutert
sei, werden die Vorteile von Boden- und Kopfguss, also der besten laminaren Formfüllung
vereint mit dem Vorteil, dass sich beim Erstarren das heißeste Metall im Speiser befindet.
[0033] Dabei erfolgt gemäß Figur 5 das Giessen in die mit 1 E angedeutete Gießform praktisch
wie in Figur 1, also nach dem Bodengussverfahren, indem die Schmelze durch den ebenfalls
grau hinterlegten Gießlauf 5c hindurch in die Kavität 1e gelangt. Die in den Eingusstümpel
4e eingefüllte Schmelze fließt durch den Einlauf 6a nach unten, durch den hier unterhalb
eines Vorratsraumes 9 verlaufenden Bereich, den Zulauf 7a, durch den Vorratsraum 9
hindurch und von dort durch den Auslauf 8a des Vorratsraumes 9 in die Kavität 1e.
Vor dem Erstarren des Materials, zum Beispiel in Abhängigkeit von einer bestimmten
Temperatur, wird die gesamte Gussform 1 E verschwenkt, und zwar wie dies in Figur
6 dargestellt ist, hier um etwa 180°, um die Achse I entsprechend der Drehrichtung
II. Dabei gelangt der Vorratsraum 9 nach oben, so dass dieser Vorratsraum 9 nun als
Speiser bzw. Steiger wirksam ist, bis das Material erstarrt ist.
[0034] In Figur 7 ist eine Position der Gussform bzw. Kokille 1 E dargestellt, nachdem sie
aus der Position der Figur 5 um etwa 90° verschwenkt wurde. Es ist hier die Trennfuge
10 zwischen den beiden Formenhälften 1E'und 1E" erkennbar und die Schwenkachse I,
die parallel und durch die durch die Trennfugen 10 gebildete Ebene verläuft. In Figur
7 ist weiterhin erkennbar, die dem Betrachter zugewandte Stirnfläche der Kavität 1e
und die Stirnfläche des Vorratsraumes 9 sowie der Zulauf 7a und der Eingusstümpel
4e.
[0035] In vielen Fällen wird es unerheblich sein, ob in der Position der Figur 6 Schmelze
aus dem Gusstümpel 4e, dem Einlauf 6a oder dem Zulauf 7a ausläuft, nachdem die dort
vorhandene Schmelze nicht mehr für die folgenden Phasen des Gießvorganges benötigt
wird.
[0036] Es kann zweckmäßig sein, wenn die Kokille 1 E zwischen derjenigen Position, die sie
einnimmt, kurz bevor sie sich in der in Figur 7 gezeigten Position befindet und in
einer Position kurz danach, schnell bewegt wird, so dass Schmelze aus der Kavität
und dem Vorratsbehälter praktisch nicht auslaufen kann. Im Bereich des Eingusstümpels
4e kann aber auch ein Verschluss 11 vorgesehen sein oder im Bereich des Einlaufes
ein Schieber 12, die rechtzeitig vor oder während des Verschwenkens betätigt werden,
so dass der Gießlauf dort abgeschlossen ist.
[0037] Die Verschwenkung kann aber auch um eine andere als die hier gezeigte waagrechte
bzw. horizontale bzw. zumindest annähernd parallel zur Ebene der Trennfuge 10 verlaufende
Achse verschwenkt werden, beispielsweise zumindest annähernd um die senkrecht dazu
verlaufende Achse III. Dabei kann es vorteilhaft sein, wenn die Verschwenkung in Richtung
des Pfeiles III' erfolgt, so dass der Gießlauf bzw. der Eingusstümpel vorläuft und
Schmelze bis zum Erreichen einer Stellung mit dem Vorratsbehälter 9 nach oben zumindest
aus diesem nicht auslaufen kann. Die Verschwenkung kann aber auch um andere Achsen
oder Kurven erfolgen als die dargestellten, zum Beispiel um aus den gezeigten Achsen
zusammengesetzte Achsen oder Kurven; bei Verwendung eines Verschlusses oder Schiebers
ist die Drehrichtung in Bezug auf das Auslaufen von Schmelze aus dem Gießlauf weniger
ausschlaggebend.
[0038] Bei den Figuren 8 und 9 sind Kavität 20 und zumindest Teile des Gießlaufes 21, nämlich
der Einlauf 22, zueinander in einem Winkel, und zwar in einem stumpfen Winkel, angeordnet.
[0039] Es ist wieder erkennbar der Eingusstümpel 23 und der gekrümmte Zulauf 24, der in
den Vorratsraum 25 einmündet und dieser geht über einen Auslauf 26 in die Kavität
über. Kavität 20, der Vorratsraum 25 und Zulauf 24 können so zueinander angeordnet
sein, dass der Zulauf 24 tiefer liegt als der Vorratsraum 25 und dieser wiederum tiefer
liegt als die Kavität 20. In manchen Fällen kann es aber auch vorteilhaft oder ausreichend
sein, wenn der Zulauf 24 nicht unterhalb des Vorratsraumes 25 gelegt ist. In den Figuren
8 und 9 sind Kavität und Einlauf, wie bereits erwähnt, in einem stumpfen Winkel 26
zueinander vorgesehen und beide schließen je einen Winkel 27, 28 ein zu einer Ebene
29, die zumindest annähernd senkrecht zur Horizontalen verläuft.
[0040] Nach dem Einbringen der Schmelze und rechtzeitig vor dem Erstarren derselben wird
die Form 30 verschwenkt in die in Figur 9 gezeigte Stellung, und zwar um die Achse
31, die zumindest annähernd parallel zur Trennfuge 32 der Form 30 liegt, und zwar
zweckmäßigerweise in einer Schwenkrichtung des Pfeiles 33, so dass der Gießlauf 21
mit dem Eingusstümpel 23 voreilt, bis in eine Position der Figur 9, wobei die Kavität
20 in eine derartige Position gebracht ist, dass der Vorratsraum 25 sich nun oberhalb
der Kavität 20 befindet und der Vorratsraum 25 die Funktion eines Steiger bzw. Speisers
übernehmen kann.
[0041] Die Verschwenkung ist dabei so weit erfolgt, dass der Einlauf 22 die Horizontale
34 noch nicht ganz erreicht hat, es kann also keine oder nur wenig Schmelze auslaufen.
[0042] Es ist ersichtlich, dass das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die erfindungsgemäßen
Gussformen das Giessen nach dem Prinzip des Bodengusses mit einer gegenüber den anderen
Gussverfahren optimalen laminaren Formfüllung ermöglicht und das Erstarren nach dem
Prinzip des Kopfgusses, was wiederum die bestmögliche Nachspeisung ergibt.
[0043] Die Erfindung bezieht sich weiterhin auf Gussteile, die nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren und/ oder in den erfindungsgemäßen Gussformen hergestellt werden. Obwohl
sich das erfindungsgemäße Verfahren besonders für die Verarbeitung von Leichtmetall,
insbesondere Leichtmetall-Legierungen, wie Aluminiumlegierungen, eignet, ist die Erfindung
nicht beschränkt auf die Verwendung bei Leichtmetall-Legierungen, sondern es können
auch andere Materialien gemäß der Erfindung verarbeitet werden, also auch nichtmetallische
Werkstoffe.
Bezugszeichenliste
[0044]
- 1A bis 1D
- Gussform
- 1a bis 1e
- Kavität
- 2a bis 2d
- Speiser/ Steiger
- 2d'
- Behälter
- 3
- Pfeil
- 4a-4d
- Eingusstümpel
- 5a,5b,5c
- Gießlauf
- 6
- Einlauf
- 7,7a
- Zulauf
- 8,8a
- Auslauf
- 9
- Vorratsbehälter
- I
- Achse
- 10
- Trennfuge
- 1 E
- Kokille (Gussform)
- 1E', 1E"
- Formenhälften
- 11
- Verschluß
- 12
- Schieber
- 20
- Kavität
- 21
- Gießlauf
- 22
- Einlauf
- 23
- Eingußtümpel
- 24
- Zulauf
- 25
- Vorratsraum
- 26
- Winkel
- 27,28
- Winkel
- 29
- Horizontalebene
- 30
- Form
- 31
- Achse
- 32
- Trennfuge
- 33
- Schwenkrichtung
1. Verfahren zum Verarbeiten eines Materials durch Verbringen desselben in einen fließfähigen
Zustand und Einbringen in eine Form, dadurch gekennzeichnet, dass das Einbringen des Materials in die Form nach dem Prinzip des Bodengusses und die
Erstarrung nach dem Prinzip des Kopfgusses erfolgt.
2. Verfahren zum Gießen eines Materials durch Verbringen desselben in einen fließfähigen
Zustand durch Erhitzen und Einbringen in eine Gussform, dadurch gekennzeichnet, dass das Einbringen des Materials in die Gussform nach dem Prinzip des Bodengusses und
die Erstarrung nach dem Prinzip des Kopfgusses erfolgt.
3. Verfahren, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Einbringen des Materials in die Kavität der Gießform von unten her (nach Art
des Bodengusses) erfolgt, wobei das Material - in Flussrichtung desselben gesehen
- zunächst durch einen Gießlauf, danach durch einen vor der Kavität liegenden und
unterhalb derselben angeordneten Vorratsraum fließt und von dort in die Kavität und
wobei das Erstarren mit dem Vorratsraum nach oben (nach Art des Kopfgusses) erfolgt.
4. Verfahren, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Einbringen des Materials die Form verschwenkt wird, so dass der Vorratsraum
die Speiser- beziehungsweise Steigerfunktion übernimmt.
5. Verfahren, insbesondere nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Gießlauf einen Bereich aufweist, der während des Einbringens des Materials tiefer
liegt als der Vorratsraum.
6. Verfahren, insbesondere nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im Gießlauf und Kavität ein Schieber vorgesehen ist, der vor dem Verschwenken aktiviert
wird.
7. Verfahren, insbesondere nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Verschluß auf dem Eingusstümpel der Gießform vorgesehen ist, der vor dem Verschwenken
aktiviert wird.
8. Verfahren, insbesondere nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verschwenken der Form um eine Achse erfolgt, die zumindest annähernd parallel
zu ihrer Trennfugen - Ebene bzw. Ebenen verläuft.
9. Verfahren, insbesondere nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kavität und der Gießlauf zueinander in einem Winkel angeordnet sind.
10. Verfahren, insbesondere nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl die Kavität als auch der Gießlauf in einem Winkel zu einer zwischen ihnen
verlaufenden Horizontalebene angeordnet sind.
11. Verfahren, insbesondere nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass Kavität und Gießlauf zueinander einen stumpfen Winkel einschließen.
12. Verfahren, insbesondere nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass Kavität und/ oder Gießlauf zu einer Horizontalebene einen stumpfen Winkel bilden.
13. Verfahren, insbesondere nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass Kavität und Gießlauf in einem derartigen Winkel zueinander vorgesehen sind und um
einen derartigen Winkel um die Schwenkachse und in einer derartigen Richtung verschwenkt
werden, dass bei Erreichen einer Position des Vorratsraumes , in der dieser die Funktion
als Speiser 5 bzw. Steiger S übernehmen kann, der Gießlauf die Horizontale noch nicht
erreicht hat.
14. Verfahren, insbesondere nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verschwenkung der Form in einer solchen Richtung erfolgt, dass der Gießlauf voreilt.
15. Verfahren zum Gießen eines in fließfähigen Zustand verbrachten Materials in eine Gießform,
indem das Material in einen Eingusstümpel eingebracht wird, von dort durch einen sich
anschließenden Einlauf, weiter durch einen Zulauf, der zumindest bereichsweise tiefer
liegt als ein Vorratsraum, der wiederum zumindest bereichsweise tiefer liegt als die
Kavität und von dort durch einen Auslauf des Vorratsraumes in die Kavität und wobei
die Form vor dem Erstarren des Materials verschwenkt wird, derart, dass der Vorratsraum
als Speiser bzw. Steiger wirksam ist.
16. Gießform bzw. Kokille, insbesondere zur Durchführung eines Verfahrens nach wenigstens
einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Form unterhalb des Einlaufs in die Kavität einen Vorratsbehälter aufweist.