[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von verschleiß- und/oder korrosionsschützenden
               Oxidschichten auf sperrschichtbildenden Metallen, vorzugsweise Aluminium, Magnesium
               und Titan, deren Legierungen und Mischungen mittels Laserbehandlung.
 
            [0002] Die Herstellung von korrosions- oder verschleißfesten Überzügen auf Aluminium ist
               bekannt. So lassen sich in tauchgalvanischen Verfahren in Schwefel- bzw. anderen Säuren
               durch Anlegen von Außenstrom korrosions- und verschleißfeste Schutzschichten von guter
               Qualität erzeugen, die als Eloxal oder Harteloxalschichten bezeichnet werden. Viele
               weitere Untervarianten beschäftigen sich mit der Herstellung von vollflächigen Schichten
               unter Einsatz von Elektrolyten (Säuren) und Außenstrom.
 
            [0003] Der Einsatz der Lasertechnologie bietet eine Vielzahl von Vorteilen gegenüber einer
               tauchbadgebundenen Arbeitsweise.
 
            [0004] Die 
DE10202184 C1 beschreibt ein Verfahren zur laserunterstützen Nitrierbehandlung. Allerdings sind
               die erhaltenen Schichten spröde.
 
            [0005] Die 
DE 102006051709A1 beschreibt ein Verfahren, bei dem die Werkstückoberfläche unter Anwesenheit von Sauerstoff
               und Edelgas ohne Anwesenheit von Stickstoff oder stickstoffhaltigen Medien mittels
               Laserbestrahlung umgeschmolzen wird und darauf aufbauend eine überdeckende oxidische
               Beschichtung vorzugsweise aus Aluminiumoxid (Korund) entsteht. Es wird indes nicht
               darauf Bezug genommen welche speziellen Erfordernisse sich aus der Energiebilanz der
               Laserbehandlung selbst ergeben, welche strukturellen Maßgaben beim Aufbau und der
               Anordnung der Beschichtung zu berücksichtigen sind und dabei muss die Atmosphäre zudem
               zwingend stickstofffrei gehalten werden. Eine ähnliche Vorgehensweise offenbart 
WO 2008/019721 A1.
 
            [0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher ein alternatives Verfahren bereitzustellen, bei
               dem harte, nicht spröde, gut haftende und wenig raue verschleiß- und/oder korrosionsschützende
               Oxidschichten erhältlich sind.
 
            [0007] Diese Aufgabe wird durch das in Anspruch 1 angegebene Verfahren gelöst.
 
            [0008] Erfindungsgemäß ist erkannt worden, dass wenn an der Oberfläche ein Sauerstoffplasma
               erzeugt wird, es möglich ist, harte, nicht spröde, gut haftende und wenig raue verschleiß-
               und/oder korrosionsschützende Oxidschichten herzustellen.
 
            [0009] Vorzugsweise wird dazu das Plasma durch Bestrahlung mit einem Laser erzeugt. Als
               besonders wichtig hat es sich herausgestellt, dass eine legierungsabhängig maximale
               Intensität durch den Laser nicht überschritten wird. Ansonsten droht die Verbrennung
               der Oberfläche. Vorzugsweise weist der eingesetzte Laser eine Intensität zwischen
               5 x 10
5 W/cm
2 und 5 x 10
6 W/cm
2 auf.
 
            [0010] Desweiteren hat sich eine Wechselwirkungszeit zwischen 0,1 s und 0,0001 s bewährt,
               um das Sauerstoffplasma aufrechtzuerhalten und geschlossene Schichten zu erzeugen.
 
            [0011] Man erkennt anhand von Figur 8 sehr schön die Unterschiede zum Stand der Technik,
               der ohne Plasma arbeitet. Das Diagramm zeigt die Laserintensität I in W/cm
2 gegenüber der Wechselwirkungszeit t in Sekunden auf Aluminium im logarithmischen
               Skaleneinteilungen. Im Bereich A links oben findet Oberflächenstrukturieren statt
               und im Bereich B unten rechts Umwandlungshärten.
 
            [0012] Im erfindungsgemäßen Bereich I zwischen 5 x 10
5 W/cm
2 und 5 x 10
6 W/cm
2 und zwischen 0,1 s und 0,0001 s (schraffiert) findet die Reaktion des Sauerstoffplasmas
               mit der Werkstückschmelze statt. Außerhalb dieses Bereichs findet entweder nur ein
               Aufschmelzen und natürliche Oxidation der Werkstückschmelze (Bereich II) oder ein
               Verdampfen und Abtragen des Werkstücks (Bereich III), aber keine kontrollierte Reaktion
               zwischen Sauerstoff und Werkstückschmelze statt.
 
            [0013] Im genannten Stand der Technik wird einerseits nicht mit ausreichenden Laserintensitäten
               gearbeitet. Andererseits ist die reine Angabe von Laserenergie bei Laserprozessen
               unzureichend bestimmt, da somit nur das Produkt aus Laserintensität und Wechselwirkungszeit
               angegegben ist und somit nicht die Laserintensität und die Wechselwirkungszeit selbst
               bestimmbar sind. So arbeitet der zitierte Stand der Technik nicht im erfindungsgemäßen
               Bereich I.
 
            [0014] Es hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt, wenn die Oberfläche in einer
               wasserstofffreien und wasserfreien Atmosphäre mit dem Laser bestrahlt wird. Dann kann
               ein stabiles lasergestütztes und kontinuierliches sowie oberflächennahes Sauerstoff-Plasma
               erzeugt werden, in welchem durch Reaktion von ionisiertem Sauerstoff und Metall die
               Oxidschicht gebildet wird. Es hat sich nämlich überraschenderweise gezeigt, dass poren-
               und störungsfrei die Oxidschichten an der Oberfläche nur und ausschließlich durch
               Gewährung eines wasser-und wasserstofffreien Plasmas erzeugt werden können.
 
            [0015] Das Plasma P besteht aus reaktionsfreudigen Sauerstoffionen O* und muss vom Laser
               L mit Energie versorgt werden, um fortzubestehen. Ohne das Sauerstoffplasma entsteht
               trotz Aufschmelzen des Grundwerkstoffs W und vorhandenem Sauerstoff 02 auf der Oberfläche
               nicht die gewünschte oxidische Beschichtung. Es müssen im Plasmaraum zwei Reaktionspartner
               zur Verfügung gestellt werden. Zum einen der ionisierte Sauerstoff O* und zum anderen
               das Metall, z.B. Aluminium, das dann mit dem ionisierten Sauerstoff reagieren kann
               (vgl. Fig. 1). Die Atmosphäre kann neben Sauerstoff auch Stickstoff enthalten oder
               auch Edelgase.
 
            [0016] Die durch die erfindungsgemäße Laserbehandlung in einer Gasatmosphäre erzeugten Umwandlungsphasen
               werden sinnvollerweise in definierten Bahnen und Kombination derselben unter zwingend
               dauerhafter Einwirkung des lokalen Plasma aufgebaut.
 
            [0017] Ebenso überraschend ist die Tatsache, dass beim Abfahren der erfindungsgemäßen Laserbahnen
               der im Einwirkungsbereich des Plasma MP erzielte Umschmelzbereich tiefer gestaltet
               ist, als in einem plasmafrei bearbeiteten Bereich OP, trotz gleicher spezifischer
               Leistungsparameter. Im plasmafreien Raum OP entsteht trotz Anwesenheit von Sauerstoff
               keinerlei kompakte Oxidschicht (vgl. Fig. 2).
 
            [0018] Der Einsatz von Edelgasen ist im Vergleich zum Stand der Technik nicht zwingend erforderlich.
               Vielmehr hat sich gezeigt, dass sich die Ausbildung der Einzel-, intermittierenden
               oder zusammengesetzten Bahnen durch Einstellung des Stickstoff-Sauerstoff-Verhältnisses
               in Dicke und Zusammensetzung einstellen und steuern lässt.
 
            [0019] Bevorzugt ist daher die Verwendung einer wasserstofffreien und wasserfreien sowie
               lediglich sauerstoff- und stickstoffhaltigen Gasatmosphäre an der Oberfläche.
 
            [0020] Vorzugsweise weist daher die Gasatmosphäre zwischen 20 - 100 % Sauerstoff auf. Bevorzugterweise
               größer gleich 90 %, insbesondere 95 - 100 % Sauerstoff.
 
            [0021] Als Fokus des Lasers wird der Nullfokus (Bauteiloberfläche) bzw. ein negativer Fokus
               (im Bauteil oder dahinter) verwendet, um ein stabiles Plasma zu gewährleisten. Die
               Lage des Fokus ist wichtig, um ein stabiles Plasma zu bekommen und aufrechtzuerhalten.
               Im Nullfokus oder negativer Fokusrichtung (Fokus ist im oder hinter dem Bauteil) ist
               das Plasma stabil. In positiver Fokuslage fängt das Plasma sehr schnell an instabil
               zu werden und man muss überproportional viel Intensität verwenden, um ein Plasma zu
               bekommen. Als Grenzwert für die maximale Abweichung aus der Fokuslage dient ca. +1/20
               der Brennweite.
 
            [0022] Die so erzeugten Schichten sind primär oxidischer Natur, enthalten aber gleichzeitig
               alle Legierungsbestandteile, die durch die behandelte Legierung zur Verfügung gestellt
               werden. Die unterhalb der randnächsten Bereiche erzeugten Materialveränderungen sind
               ebenfalls legierungsabhängig.
 
            [0023] Die erzeugte funktionelle Schicht befindet sich aufgebaut aus einzelnen oder durchgängigen
               Bahnen, die durch den Laserstrahl auf der Oberfläche gezogen werden. Dabei ist es
               zwingend notwendig, dass das beschriebene kontinuierliche, oberflächennahe Plasma
               aufrechterhalten bleibt (Fig. 3).
 
            [0024] Die Bahnen können dabei intermittierend, teilüberdeckend oder voll überdeckend in
               einzelnen oder nebeneinanderliegenden Bahnen, mehrfach versetzt (Interleave) oder
               in sich strukturiert, schraffiert oder im Karo aufgebaut bzw. angeordnet sein (Fig.
               4 und 5).
 
            [0025] Für die Gestaltung der Bahnen durch die Laser-Einwirkung ist es zudem zwingend erforderlich,
               dass eine legierungsabhängige Maximalintensität eingehalten wird (vgl. Figur 8), um
               die zu behandelnde Werkstückoberfläche nicht zu verbrennen und um eine gleichmäßige,
               glatte Deckschicht zu erzeugen. Ferner spielt für die Herstellung korrosionsdichter
               Schichten der Linienabstand der gezogenen Bahnen eine besondere Rolle.
 
            [0026] Optimale Ergebnisse haben sich experimentell bei einer Überlappung der Bahnen von
               größer 33 % Überlappung ergeben. Können diese Verhältnisse nicht eingehalten werden,
               ist ein optimales Ergebnis nicht zu erwarten. So zeigt Figur 6 im Vergleich zu Figur
               7, dass bei zu großem Bahnabstand keine durchgehende Schicht S entsteht, sondern Lücken
               F auftreten.
 
            [0027] Die Bestrahlung der Oberfläche erfolgt derart, dass eine Wechselwirkungszeit von
               0,0001 s bis 0,1 s, vorzugsweise 0,0004 s bis 0,001 s. Als optimaler Abstand der Bahnen
               hat sich z. B. ein Abstand von ca. 0,075 mm bei einer Laserspotgröße von ca. 0,1 mm
               Durchmesser herausgestellt (vgl. Fig. 7). Bei Einhaltung des entsprechenden Verhältnisses
               kann davon abgewichen werden.
 
            [0028] Überraschenderweise hat sich dabei gezeigt, dass die unter den Bahnen befindliche
               Umschmelzzone nur bei siliziumhaltigen Gusswerkstoffen (AISi9Cu3 oder vergleichbar)
               härter als im Ausgangszustand ausfällt, nicht aber bei den großen Werkstoffgruppen
               der Knetlegierungen (z.B. 6082, 6061 oder vergleichbar) oder der kupferhaltigen Materialien
               (2024/7075). Bei letzteren ist die unter den Bahnen befindliche Werkstoffstruktur
               nach der Behandlung weicher als im Ausgangszustand. Die innerhalb der verlaufenden
               Bahnen erzeugten Kombinationen aus mittels der Plasmaeinwirkung umgewandelten und
               umgeschmolzenen Material müssen daher nicht notwendigerweise mehrschichtig sein.
 
            Ausfüh ru nqsbeispiel:
[0029] Im Folgenden soll ein Verfahrensbeispiel zur Veranschaulichung der erfindungsgemäßen
               Durchführung dienen: Der verwendete Laser ist ein handelsüblicher 400 W Faserlaser
               von der Fa. IPG-Laser mit einer Wellenlänge von 1070 nm und einem Spotdurchmesser
               im Fokus von 0,1 mm. Gesteuert wird der Laserstrahl über einen Scankopf vom Typ RHINO
               mit einer Brennweite von 26 cm der Firma Arges.
 
            [0030] Das Verfahren wird innerhalb einer Kammer durchgeführt, so dass eine Sauerstoffatmosphäre
               von 95% - 100 % genutzt wird.
 
            [0031] Das Bauteil liegt im Fokus und seine Lage sollte um ein stabiles Plasma zu gewährleisten
               maximal um 1/20 der Brennweite abweichen (hier-1,3 cm).
 
            [0032] Als Substrat dient ALSi12 mit handelsüblicher geschliffener Oberfläche. Bei dieser
               Legierung können Intensitäten von 5 x 10
5 W/cm
2 bis 1,5 x 10
6 W/cm
2 verwendet werden. Unterhalb dieser Intensität entsteht kein Plasma, und oberhalb
               beginnt das Material zu verbrennen, das Plasma verfärbt sich weiß und es entsteht
               eine raue ungleichmäßige Schicht. Für das Beispiel wurde eine Intensität von 1,5 x
               10
6 W/cm
2 verwendet.
 
            [0033] Mögliche Wechselwirkungszeiten sind 0,1 s bis 0,0001 s wobei hier eine Wechselwirkungszeit
               von 0,0004 s verwendet wurde. Die Wechselwirkungszeit wirkt sich auf Prozessdauer
               und zu erreichende Schichtdicke aus. Bei zu kurzer Wechselwirkungszeit entsteht kein
               Plasma bzw. es bricht während des Prozesses zusammen oder es entsteht eine sehr dünne
               (< 1 µm) fehlerhafte Schicht.
 
            [0034] Der Abstand zwischen den einzelnen Bahnen beim Abfahren der Oberfläche des Substrats
               mit dem Laser beträgt für dieses Beispiel 0,075 mm, um eine geschlossene Schicht zu
               erzeugen (vgl. Figur 7).
 
            [0035] Bei der Wahl dieser Parameter werden 6400 J/cm
2 Laserleistung auf das Material gebracht, wobei ein Plasma entsteht, welches auf dem
               Substrat durch Umwandlung von Sauerstoff und Aluminium zu Korund eine geschlossen
               Schicht mit einer Dicke zwischen 3 und 6 µm und einer Rauhtiefe < 2 µm erzeugt.
 
            Vergleichsbeispiel:
[0036] Wählt man bei gleichen Laserparametern eine Wechselwirkungszeit von 0,00002 s so
               entsteht kein Sauerstoffplasma über dem Substrat und es findet nur ein Umschmelzen
               der Aluminiumlegierung statt, trotz ausreichendem Sauerstoff und genügender Laserintensität.
 
          
         
            
            1. Verfahren zur Herstellung von verschleiß- und/oder korrosionsschützenden Oxidschichten
               auf sperrschichtbildenden Metallen, vorzugsweise Aluminium, Magnesium und Titan, deren
               Legierungen und Mischungen mittels Laserbehandlung, dadurch gekennzeichnet, dass an der Oberfläche ein kontinuierliches sowie oberflächennahes Sauerstoff-Plasma zur
               Ausbildung der Oxidschicht erzeugt wird.
 
            2. Verfahren wie Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Plasma durch die Bestrahlung mit dem Laser erzeugt wird.
 
            3. Verfahren wie Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Plasma in einer wasserstofffreien und wasserfreien Atmosphäre erzeugt wird.
 
            4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Atmosphäre lediglich sauerstoff- und stickstoffhaltig und/oder edelgashaltig
               ist.
 
            5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Bestrahlung in definierten einzelnen oder nebeneinanderliegenden Bahnen und Kombinationen
               derselben und dabei intermittierend, teilüberdeckend oder vollüberdeckend, mehrfach
               versetzt, in sich strukturiert, schraffiert oder in Karomuster gestaltet ist, vorzugsweise
               mit einer Überdeckung der Bahnen von 33%, erfolgt.
 
            6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Bestrahlung der Oberfläche mit einer Wechselwirkungszeit zwischen 0,0001 s und
               0,1 s stattfindet.
 
            7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lage des Werkstücks vorzugsweise nicht um mehr als 1/20 der Brennweite vom Fokus
               abweicht, und dies auch nur in negative Fokusrichtung.
 
            8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung der Bahnen eine legierungsabhängige maximale Intensität durch den
               Laser nicht überschritten wird, vorzugsweise 5 x 105 W/cm2.
 
            9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass die Intensität des Lasers zwischen 5 x 105 W/cm2 und 5 x 106 W/cm2 beträgt.